Re: Zuletzt gesehener Film

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Kreuzweg

von Dietrich Brüggemann

Ein sehr bewegender Film über religiösen Fanatismus, der jedoch unglaublich ruhig erzählt wird. Die Hauptfigur ist darin eine 14-jährige Schülerin, die durch Indoktrinierung durch Familie und Kirche zermürbt wird.

Gleichzeitig wird sie in der Schule durch Klassenkameraden wegen ihrer Religion gemobbt und hat so nur Rückhalt bei einem Schüler der Parallelklasse und bei einer Haushaltshilfe ihrer Eltern.

Verdient gewann der Film 2014 den Silbernen Bären der Internationalen Filmfestspielen in Berlin.

Vor allem die Kinderdarsteller vermögen es zu überzeugen, aber auch alle anderen Rollen sind perfekt besetzt.
#London2024

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Zuletzt gesehener Film

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Review zu „The Danish Girl“ (2016)

Worum geht es in „The Danish Girl“ ?

Das dänische Künstlerehepaar Einar und Gerda Wegener. Als ein weibliches Modell von Gerda ausfällt, springt Einar ein und steht Gerda für Ihre Malerei als Modell zur Verfügung. Als Einar dabei die Klamotten berührt und anfängt, sich zu schminken und weibliche Klamotten anzuziehen, bekommt er dabei Unterstützung von seiner Frau und beide erschaffen Lili. Was Anfangs noch als Spiel genutzt wird, um Schwung in deren Beziehung und auch die Karriere von Gerda bringen, wird allmählich für Einar/Lili bitterer Ernst und der Drang, als Frau zu leben übermannt ihn zunehmend und stellt die Beziehung von Einar und Gerda auf eine harte Probe.

Was halte ich davon ?

Hier interpretiert Tom Hooper die biografische Entwicklung von Einar Wegener zu Lili Elbe. Mit seiner biografischen Aufarbeitung in „The Kings Speech“ hat er bei der Oscarverleihung 2011 abgeräumt und war 2 Jahre später auch mit „Les Miserables“ sehr gut im Rennen. Durch die Erfahrung mit historischen und biografischen Stoffen ist es keine Überraschung gewesen, dass er „The Danish Girl“ inszeniert und wieder wie bei Les Miserables Eddie Redmayne mit an Bord hat, der bei der letzten Oscarverleihung 2015 für die Darstellung des Stephen Hawking den Oscar als bester Hauptdarsteller kassiert hat. Auch mit diesem Film stellt sich Redmayne wieder klar auf eine Nominierung für den Goldjungen an. Dabei geht er bei der Aufarbeitung seiner Rolle anfangs sehr verschüchtert heran, als er das erste mal realisiert, wer er wirklich ist bishin zum dringlichen Wunsch, sich vollkommen als Frau fühlen zu können. Anfangs schüchtern, kokett und stellenweise kindlich naiv, jedoch mit starkem Willen, inklusive dem Speißrutenlauf mit öffentlicher Anfeindung sowie dem Missverständnis durch Ärzte, die erst psychische Störungen attestieren wollen.

Jedoch bleibt Redmayne hier leicht unter seiner Darstellung des Stephen Hawking und steht definitiv hinter Alicia Vikander, die wirklich stark Gerda Wegener verkörpert und hier auch einen der Schlüsselpunkte des Films darstellt. Wie sie mit den Veränderungen Ihres Mannes umgeht und dennoch immer noch zu ihm/ihr hält, ist wirklich herzergreifend. Die Nebenrollen von Ben Wishaw, Matthias Schonaerts, Sebastian Koch und Amber Heard sind auch treffend besetzt, jedoch fehlt hier bis auf z.B. Schonaerts eine entsprechende Tiefe der Charaktere. So bleibt der Umgang mit der Materie etwas oberflächlich trotz des subtilen Spiels von Vikander und Redmayne.

Tom Hooper sorgt hier für eine zeitgenössische Inszenierung im Kopenhagen und Paris der 20er-Jahre und liefert mit diesem frei inszenierten Biopic die Aufarbeitung eines der wichtigsten Kapitel in der Transgender-Bewegung. Wie die Öffentlichkeit damit umgeht, wird nur kurz in einer Szene sowie diversen Arztsitzungen deutlich, jedoch hätte man vielleicht auch auf die strafrechtliche Verfolgung in der damaligen Zeit eingehen können, auch wenn dies den Film etwas überfrachtet hätte. Die Filmmusik von Alexandre Desplat sorgt für eine einfühlsame und nuancierte Ergänzung des Films. Biopics haben im Allgemeinen das Problem, wichtige Lebensstationen aneinanderzureihen und stellenweise den Fokus zu verlegen, so dass man das Gefühl hat, dass wichtige Stationen zu schnell und hektisch und eher unwichtige Stationen zu lange abgehandelt werden. Das Gefühl hatte ich hier auch manchmal.

Ich bin mal gespannt, wie der Film bei den Golden Globes und vllt. auch den Oscars ankommen und abräumen wird, weil ein solcher Film ja sehr gerne mit Preisen gewürdigt wird, obwohl ich eher der Meinung bin, dass es Filme wie Der Marsianer, Mad Max: Fury Road, Sicario, The Revenant und vielleicht der später im Jahr erscheinende Film „Spotlight“ es eher verdienen.

Alles in allem bleibt ein unterhaltsames Biopic-Drama, dass stellenweise zu oberflächlich und zu unfokussiert bleibt.

„The Danish Girl“ bekommt von mir 8/10 Punkte
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

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The Big Short (2016, Adam McKay)

Netter Film zum Thema der Finanzkrise 2007, der gleichzeitig aufklärt und unterhält ohne in Gefahr zu geraten die thematisch ähnlich gelagerten Filme von Scorsese und schon gar nicht von Stone zu kopieren. Die satirisch überspitzte Biografie folgt mehreren Gruppierungen an Managern, Bankern, Investoren, Analytikern und sonstigem Finanzvolk und ihren Erlebnissen am damaligen Puls des Geschehens. Regisseur McKay (nicht verwandt mit Michael Corleones Ehefrau Kay Adam) arbeitet dabei clever mit vielen semi-dokumentarischen Stilmitteln, durchbricht die vierte Wand und macht sich auch über die wirre und für Aussenstehende kaum verständliche Finanzwelt lustig, ohne das Thema je komplett ins Lächerliche zu ziehen. Und von den kleineren Namen bis hin zu den zugkräftigen Stars ist das alles treffend besetzt und gespielt. Hin und wieder entgleist McKay mal etwas die dramaturgische Linie oder verliert die Symbiose aus Stil und Handlung an Puste, allzu negativ ins Gewicht fällt das aber nicht.

Wertung: 7 / 10
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Re: Zuletzt gesehener Film

5739
Gestern 2 Filme mal zur Sonntagsunterhaltung herangezogen.

1. Jurassic Shark (2012)

Durch Zufall in meiner Youtube-Abobox auf Netzkino entdeckt und einfach mal reingeschaut.
Trashfilm der allerbesten Sorte (vom Trashfaktor her eine 10/10) aber als Film im Allgemeinen eher eine 0-1/10, weil Effekte und Schauspiele wirklich aussehen, als hätte man den Film einfach an einem Tag abgedreht und am Ende noch ein paar Tage am Computer zum Schnitt und den Effekten gesessen. Würde ich den Film nach Schulnoten bewerten, eine klare 6 - was in etwa WTF bedeutet - What the Fuck ? oder auch der Wasted-Time-Factor (für verschwendete Lebenszeit).

2. Fury (2015)

Für den Actionsonntag zur Abendunterhaltung. Fury hat tolle Einfälle und ist unterhaltsam, aber doch etwas klischeeüberladen und (leicht plakativ ?) und das übliche Problem, einer von vielen Kriegsfilmen über den 2. Weltkrieg zu sein. Eine größere Review folgt demnächst, wenn ich dazu mehr Zeit habe - wird sich aber so im 7er-Bereich einpendeln.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

5741
Zum Verständnis - kann mich hier in der Art festlegen, dass ich solche Filme, wie in diesem Fall Jurassic Shark mag, wenn ich einfach mal Bock auf richtige Trashfilme habe und mir z.B. wie gestern am frühen Sonntag Abend einfach langweilig ist und Zeit verbraten möchte, da ist ein solcher Film genau das richtige gewesen. Aber natürlich kann ich solche Filme nicht mit meinem üblichen Filmgeschmack vergleichen.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

5742
Ich versteh dieses Argument immer nicht ganz. Trashfilme wollen doch besonders schlecht sein und damit unterhalten. Und wenn sie das erfüllen, warum bezeichnet man sie dann immer als super schlecht und scheint sich dann fast schon dafür zu schämen, dass ganze unterhaltsam zu finden? Ich kann das beim besten Willen nicht nachvollziehen.
https://filmduelle.de/

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Re: Zuletzt gesehener Film

5743
Casino Hille hat geschrieben:Ich versteh dieses Argument immer nicht ganz. Trashfilme wollen doch besonders schlecht sein und damit unterhalten. Und wenn sie das erfüllen, warum bezeichnet man sie dann immer als super schlecht und scheint sich dann fast schon dafür zu schämen, dass ganze unterhaltsam zu finden? Ich kann das beim besten Willen nicht nachvollziehen.
Ich tippe auf Arroganz. Ich amüsiere mich, weil ich den Film nur schaue, um mich darüber lustig zu machen.
It's the BIGGEST... It's the BEST
It's BOND

AND BEYOND

Re: Zuletzt gesehener Film

5744
Casino Hille hat geschrieben:Ich versteh dieses Argument immer nicht ganz. Trashfilme wollen doch besonders schlecht sein und damit unterhalten. Und wenn sie das erfüllen, warum bezeichnet man sie dann immer als super schlecht und scheint sich dann fast schon dafür zu schämen, dass ganze unterhaltsam zu finden? Ich kann das beim besten Willen nicht nachvollziehen.
Woraus schließt du denn nur immer, dass man sich dafür schämt? Das kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Ja Trashfilme wollen schlecht sein (zumindest die von der Sorte Jurassic Shark) um zu unterhalten, und wenn sie das machen sind sie doch trotzdem nicht gut. Sie müssen ja schlecht sein um zu unterhalten. Wenn man einfach jeden Trick mit verbundenen Augen als solchen erkennt und der Film absichtlich mit einem solchen AUgenzwinkern daherkommt ist er natürlich schlecht gemacht, aber absichtlich und deswegen kann er eine Riesenfreude machen. Gut wird er dadurch trotzdem nicht. Ja, ein Sharknado und ein SPECTRE können beide wunderbar unterhalten. Und dennoch kann ich sie niemals auf die gleiche Strufe stellen. Wie man das tun kann, das kann ich wiederum beim besten Willen nicht verstehen.
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Zuletzt gesehener Film

5745
Das hat dann aber eher was von Hybris, da man offenbar selbst ja nicht fähig ist zu merken, dass man sich hier über etwas lustig macht, dass genau darauf ausgelegt ist. Ein Grund, warum ich Trashfilme selten unterhaltsam finde, es mag ja spaßig sein, sich auch mal an absichtlich dummen Dialogen zu erfreuen, aber wenn die Absicht aus praktisch jeder Szene herausspudelt (wie sie das bei Trash oft tut), dann ist es wenig gehaltvoll.
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