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von HCN007
Agent
Review zu „The Danish Girl“ (2016)
Worum geht es in „The Danish Girl“ ?
Das dänische Künstlerehepaar Einar und Gerda Wegener. Als ein weibliches Modell von Gerda ausfällt, springt Einar ein und steht Gerda für Ihre Malerei als Modell zur Verfügung. Als Einar dabei die Klamotten berührt und anfängt, sich zu schminken und weibliche Klamotten anzuziehen, bekommt er dabei Unterstützung von seiner Frau und beide erschaffen Lili. Was Anfangs noch als Spiel genutzt wird, um Schwung in deren Beziehung und auch die Karriere von Gerda bringen, wird allmählich für Einar/Lili bitterer Ernst und der Drang, als Frau zu leben übermannt ihn zunehmend und stellt die Beziehung von Einar und Gerda auf eine harte Probe.
Was halte ich davon ?
Hier interpretiert Tom Hooper die biografische Entwicklung von Einar Wegener zu Lili Elbe. Mit seiner biografischen Aufarbeitung in „The Kings Speech“ hat er bei der Oscarverleihung 2011 abgeräumt und war 2 Jahre später auch mit „Les Miserables“ sehr gut im Rennen. Durch die Erfahrung mit historischen und biografischen Stoffen ist es keine Überraschung gewesen, dass er „The Danish Girl“ inszeniert und wieder wie bei Les Miserables Eddie Redmayne mit an Bord hat, der bei der letzten Oscarverleihung 2015 für die Darstellung des Stephen Hawking den Oscar als bester Hauptdarsteller kassiert hat. Auch mit diesem Film stellt sich Redmayne wieder klar auf eine Nominierung für den Goldjungen an. Dabei geht er bei der Aufarbeitung seiner Rolle anfangs sehr verschüchtert heran, als er das erste mal realisiert, wer er wirklich ist bishin zum dringlichen Wunsch, sich vollkommen als Frau fühlen zu können. Anfangs schüchtern, kokett und stellenweise kindlich naiv, jedoch mit starkem Willen, inklusive dem Speißrutenlauf mit öffentlicher Anfeindung sowie dem Missverständnis durch Ärzte, die erst psychische Störungen attestieren wollen.
Jedoch bleibt Redmayne hier leicht unter seiner Darstellung des Stephen Hawking und steht definitiv hinter Alicia Vikander, die wirklich stark Gerda Wegener verkörpert und hier auch einen der Schlüsselpunkte des Films darstellt. Wie sie mit den Veränderungen Ihres Mannes umgeht und dennoch immer noch zu ihm/ihr hält, ist wirklich herzergreifend. Die Nebenrollen von Ben Wishaw, Matthias Schonaerts, Sebastian Koch und Amber Heard sind auch treffend besetzt, jedoch fehlt hier bis auf z.B. Schonaerts eine entsprechende Tiefe der Charaktere. So bleibt der Umgang mit der Materie etwas oberflächlich trotz des subtilen Spiels von Vikander und Redmayne.
Tom Hooper sorgt hier für eine zeitgenössische Inszenierung im Kopenhagen und Paris der 20er-Jahre und liefert mit diesem frei inszenierten Biopic die Aufarbeitung eines der wichtigsten Kapitel in der Transgender-Bewegung. Wie die Öffentlichkeit damit umgeht, wird nur kurz in einer Szene sowie diversen Arztsitzungen deutlich, jedoch hätte man vielleicht auch auf die strafrechtliche Verfolgung in der damaligen Zeit eingehen können, auch wenn dies den Film etwas überfrachtet hätte. Die Filmmusik von Alexandre Desplat sorgt für eine einfühlsame und nuancierte Ergänzung des Films. Biopics haben im Allgemeinen das Problem, wichtige Lebensstationen aneinanderzureihen und stellenweise den Fokus zu verlegen, so dass man das Gefühl hat, dass wichtige Stationen zu schnell und hektisch und eher unwichtige Stationen zu lange abgehandelt werden. Das Gefühl hatte ich hier auch manchmal.
Ich bin mal gespannt, wie der Film bei den Golden Globes und vllt. auch den Oscars ankommen und abräumen wird, weil ein solcher Film ja sehr gerne mit Preisen gewürdigt wird, obwohl ich eher der Meinung bin, dass es Filme wie Der Marsianer, Mad Max: Fury Road, Sicario, The Revenant und vielleicht der später im Jahr erscheinende Film „Spotlight“ es eher verdienen.
Alles in allem bleibt ein unterhaltsames Biopic-Drama, dass stellenweise zu oberflächlich und zu unfokussiert bleibt.
„The Danish Girl“ bekommt von mir 8/10 Punkte
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "