Re: Allgemeine Gerüchte & Presse Artikel

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Casino Hille hat geschrieben: 17. Januar 2020 20:37
dernamenlose hat geschrieben: 17. Januar 2020 20:19 Aber dass die sich dann auch noch Familienmotto, Wappen etc. überlegen, was doch eher einen adelig/aristokratischen Touch vergangener Zeiten hat, das passt für mich nicht wirklich. Zumal beides eher darauf hindeutet, dass es eine längere aristokratische Tradition in der Familie gibt. Auch das Anwesen in Skyfall wirkt auf mich nicht wie ein Gemäuer, dass die Bonds kurz vor seiner Geburt erworben haben, sondern eher nach etwas, was schon lange mit der Familie in Verbindung steht. Und dann sind wir halt doch wieder in früheren Zeiten wo Afrobritten keinen Zugang zu diesen Kreisen hatten.
Da ist ja aber auch viel Gefühl dabei. Ob die Bonds da schon lange ihre Tradition haben, und das Schloss schon lange in Familienbesitz ist, darüber gibt SF keine Auskunft. Aber so oder so: Da dieses Schloss mit dem adelig/aristokratischen Touch für mich keine Spur zu Bond passt, ergibt es dann natürlich auch Sinn, wie wir jeweils den Stellenwert dieser vermeintlichen Familienhistorie für die Wahl des Bonddarstellers einschätzen. :wink:
Mir verwundert diese Debatte etwas. Wahrscheinlich bin ich zu sehr in den Bondfilmen der 1960er und 1970er verwurzelt - aber Bond ohne aristokratischen Touch? Ob Adeliger oder nicht, James Bond verstehe ich als einen Vertreter der herrschenden britische Oberschicht. Ein Militär, gebildet, wohlhabend, mit gewählten Auftreten, weltgewandt und zugleich britischer Patriot mit Wurzeln auf den britischen Inseln. Skrupel für sein Land zu töten kommen ihm nicht.

James Bond sehe ich als Identifikationsfigur. Natürlich hat sich das Bild der Briten merklich verändert. Das Vereinigte Königreich ist bunter geworden und das spiegelt sich in den Nebencharakteren auch wider. Aber warum kein Bond mit pakistanischen/indischen Wurzeln oder Vorfahren von den Bahamas? Weil diese für gewöhnlich keine Angehörigen der herrschenden Klasse im Vereinigten Königreich sind.
Plenty O'Toole: I'm Plenty!
James Bond: But of course you are!
("Diamonds Are Forever", 1971)

Re: Allgemeine Gerüchte & Presse Artikel

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Tanaka hat geschrieben: 20. Januar 2020 11:13 Aber warum kein Bond mit pakistanischen/indischen Wurzeln oder Vorfahren von den Bahamas? Weil diese für gewöhnlich keine Angehörigen der herrschenden Klasse im Vereinigten Königreich sind.
Da bin ich voll und ganz bei dir. Wobei es da sicherlich Ausnahmen geben wird, aber die bestätigen deine These. Pakistanische oder indische Wurzeln fänd ich auch sehr abwegig, allerdings könnte der Schauspieler diese problemlos haben, ohne das sie thematisiert werden. So wie ja Bond scheinbar laut Requisiten vom "Casino Royale"-Set auch in Deutschland von einer Schweizer Mutter geboren wurde, was im Film selbst aber nie Erwähnung findet. Wenn das für den Charakter gelten kann, dann sollte das auch für den Schauspieler gelten. Und ich denke, das ist es, was Barbara Broccoli eigentlich sagen wollte. Die Hautfarbe mag in vielen Fällen ein Kriterium sein, aber EON geht es darum, den bestmöglichen Darsteller als James Bond zu besetzen. Und sollte dieser dann mal einen dunkleren Hautton haben oder ganz direkt schwarz sein, wird man heute anders darüber denken als vor 30 Jahren.
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Re: Allgemeine Gerüchte & Presse Artikel

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Casino Hille hat geschrieben: 20. Januar 2020 11:50 Die Hautfarbe mag in vielen Fällen ein Kriterium sein, aber EON geht es darum, den bestmöglichen Darsteller als James Bond zu besetzen. Und sollte dieser dann mal einen dunkleren Hautton haben oder ganz direkt schwarz sein, wird man heute anders darüber denken als vor 30 Jahren.
Da sind wir uns einig. Und so ist es meiner Meinung nach auch beim Titelsong und beim Soundtrack. Da wurde auch einfach nach den besten Leuten gesucht und es wurden meiner Meinung nach auch wirklich sehr gute Leute dafür gefunden.

Wo wir uns aber unterscheiden ist die Frage mit dem indischen Migrationshintergrund. Das ist meiner Meinung nach für Bond (und den Bonddarsteller) auch nicht abwegiger als afrikanische Wurzeln.
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Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

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Letztlich ist es auch eine einfache Gewohnheitsfrage. Sollte ein farbiger Darsteller den Bond-Part übernehmen, wird er nach ein paar Filmen - mit etwas Glück nach einem sehr erfolgreichen Einstand bereits - nicht mehr aus dem Franchise wegzudenken sein. Die Hautfarbe des Hauptdarstellers spielt dann - wie seit dem Kinostart von CR auch die Haarfarbe - eine absolut marginale Rolle. Ein paar Unzufriedene wird's immer geben und auch ein paar Rassisten, aber so ist die Welt nunmal.

Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

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Das mit der Haarfarbe war wirklich eine total sinnfreie Diskussion. Die Hautfarbe (oder genauer gesagt der dadurch vermittelte Migrationshintergrund; denn darum geht es ja) ist da schon ein anderes Thema.

Und ob man bei der Wahl eines Afro-Briten als neuen Bonddarsteller wirklich dieses Thema im Film völlig aussparen wird, da wäre ich mir auch nicht ganz sicher.

Etwas, was meiner Meinung nach die Bondfilme immer ausgemacht hat, ist die Selbtironie und das auf die Schippe nehmen der Kritik, die ihnen entgegenschlägt.
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Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

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Samedi hat geschrieben: 20. Januar 2020 14:02 Das mit der Haarfarbe war wirklich eine total sinnfreie Diskussion. Die Hautfarbe (oder genauer gesagt der dadurch vermittelte Migrationshintergrund; denn darum geht es ja) ist da schon ein anderes Thema.
Nö, ist genauso nur eine Farbe wie jede andere auch und stellt für mich kein nennenswertes Diskussionsthema dar. Wie popelig und kleinkarriert muss man denken, um sich alleine auf die Hautfarbe als Indikator einer soziokulturellen Identität zu berufen? Nicht, dass du das spezifisch tust, ich spreche im Allgemeinen.
Für mich ist jemand, der in Deutschland geboren, zur Schule gegangen und aufgewachsen ist "Deutsch", ganz egal, wie sehr er/sie sich von der gängigen Norm des Landes in Sachen Hautfarbe unterscheidet.
Bei Bond wäre es für mich eine rein ästhetische Frage, und wenn ein dunkelhäutiger Brite oder Schwabe, der das British English gut beherrscht, besser ist als alle weißen Anwärter, dann soll er die Rolle haben.

Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

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craigistheman hat geschrieben: 20. Januar 2020 14:13 Für mich ist jemand, der in Deutschland geboren, zur Schule gegangen und aufgewachsen ist "Deutsch", ganz egal, wie sehr er/sie sich von der gängigen Norm des Landes in Sachen Hautfarbe unterscheidet.
Ich würde sogar noch weitergehen und sagen, jeder mit einem deutschen Pass ist "Deutsch". Und das ist ja auch rein rechtlich so. Oder hast du das oben gesagte auch auf diejenige bezogen, die keinen deutschen Pass haben? Wär ja auch möglich. Dann würde deine Definition natürlich noch weiter gehen als meine.

Bei Bond ist es für mich kein ästhetisches Thema. Da hab ich ehrlich gesagt mehr Probleme mit der mangelnden Fitness bei Moore oder Brosnan als mit der Hautfarbe von potentiellen Craig-Nachfolgern.

Aber für mich gehört bei Bond die britische Geschichte einfach auch mit dazu. Und wenn es mal ein Afro-Brite oder jemand mit indischen Wurzeln werden sollte, hoffe ich deswegen auch, dass man dann im Erstling zumindest etwas in Richtung OHMSS, TWINE oder SF gehen wird. Wenn dann das Drehbuch stimmt und der Schauspieler die Figur gut verkörpert, dann bin ich mehr als zufrieden.
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Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

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Was haltet ihr denn von den Aussagen, die Yaphet Kotto vor fünf Jahren (2015) gemacht hat, als Roger Moore damals öffentlich gesagt hat, dass Bond "englisch-englisch" zu sein hat.

TheBigIssue: Roger Moore recently said it would be “unrealistic” for James Bond to be black. In Live and Let Die, you were the first main Bond villain who was black – so far the only one. What’s your take?
Kotto: James Bond cannot be black. Political correctness be damned, we have to stay with what is literally correct. He was established by Ian Fleming as a white character, played by white actors. It’s silly. Play 003 or 006 but you cannot be 007. A lot of people say we should be allowed to play everything. Don’t be ridiculous. If I say I want to play JFK I should be laughed out the room. Why should James Bond be black? It’s silly.

TheBigIssue: But James Bond is fictional.
Kotto: I don’t think it’s right for black actors or writers to do roles that whites have made historically white heroic roles. These roles are not written for black men. Black men should stop trying to play white heroes. We have pens. Put a black man in a role that no one else has established.

https://www.bigissue.com/interviews/yap ... not-black/

Er vertritt in dem Sinne die Haltung, die Barbara Broccoli bzgl. des Thema "eine Frau als Bond" hat.

Und was er im Grunde sagt, ist:

"Wenn ein weißer Mann einen weißen Charakter erschafft, und dieser Charakter dann zu einem Helden der "weißen" Kultur wird, dann sollte man es auch dabei belassen, dass dies nunmal ein weißer Held ist."
Wenn man schwarze Helden will, sollte man diese erfinden. Und genauso diese dann natürlich auch nicht irgendwann von weißen Schauspielern spielen lassen.

Dies ist ja das Hauptargument, was auch andere Gegener des Hautfarebwechsels aufbringen.

Was mir aber besonders auffällt, ist, dass die Forderung nach einem farbigen James Bond in den Medien meist von Weißen kommt.
Interessant, wenn dann schwarze Schauspieler wie Yaphet Kotto komplett dagegen sind, weil sie es als "Klauen von den Weißen" betrachten würden bzw. es nichts ist, was Original für sie geschrieben wurde.

Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

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Invincible1958 hat geschrieben: 20. Januar 2020 15:19 Was haltet ihr denn von den Aussagen, die Yaphet Kotto vor fünf Jahren (2015) gemacht hat, als Roger Moore damals öffentlich gesagt hat, dass Bond "englisch-englisch" zu sein hat.
Das ist meiner Meinung nach wieder eine andere Frage. Kotto geht es ja weniger darum, wen EON gerne besetzen würde, sondern darum, dass schwarze Schauspieler von sich aus auf solche Rollen verzichten sollten.

PS:

Hast du noch irgendwo das Statement von Moore? Bond als Figur ist ja eigentlich überhaupt nicht englisch, sondern schottisch.
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Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

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Yaphet Kottos Meinung ist vollkommen legitim - wenn er denn dann im gleichen Maße auch mit Jeffrey Wright als Felix Leiter und mit Naomie Harris als Miss Moneypenny seine Probleme hat. :wink: Deswegen hatte ich diese Frage hier auch schon mal gestellt. Ich finde es vollkommen in Ordnung, zu argumentieren: Diese Rolle war immer weiß, sie hat weiß zu bleiben. Wenn man konsequent ist.

Schwierig wird das, wenn man objektiviert und demographische Scheinargumente beschwört.
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Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

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Wo ich ein Problem mit Kottos Argumentation habe, ist beim Vergleich von Bond mit JFK. Bei einer literarischen Figur sind solche "Umstrukturierungen" meiner Meinung nach viel einfacher als bei einer historischen Persönlichkeit.

Auch wenn z. B. das Musical "Hamilton" zeigt, dass man auch damit Erfolg haben kann.
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Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

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Samedi hat geschrieben: 20. Januar 2020 15:53 Wo ich ein Problem mit Kottos Argumentation habe, ist beim Vergleich von Bond mit JFK. Bei einer literarischen Figur sind solche "Umstrukturierungen" meiner Meinung nach viel einfacher als bei einer historischen Persönlichkeit.

Auch wenn z. B. das Musical "Hamilton" zeigt, dass man auch damit Erfolg haben kann.
Ja, Hamilton kommt mir auch immer in den Sinn.

Aber würde es andersrum auch funktionieren?
Wenn z.B. ein weißer Schauspieler Nelson Mandela verkörpert?

Oder würde es da einen Aufschrei geben?