Re: Zuletzt gesehener Film

4696
Ach das ist doch nicht nur auf die Filmbranche bezogen, sondern eine gesamt gesellschaftliches Phänomen, dass man jeden Tag in allen Bereichen beobachten kann. Ist mir zum Beispiel auch oft von Ausländern recht verwundert bestätigt worden. Ich denke über die Existenz einer solchen Mentallität herrscht in D auch ein breiter Konsens. :lol:
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Zuletzt gesehener Film

4697
Also ich fand Schweighöfer in "Weil sie böse sind" und auch in "Operation Walküre" viel besser als Waltz in allen seinen Filmen. Ich finde die Rolle, die er immer spielt, ist nun mal nicht wirklich schwer zu spielen und hat weder Tiefgang noch irgendetwas besonderes an sich.
"Verstehen Sie mich nicht falsch es ist nichts persönliches, es ist was rein geschäftliches."

Re: Zuletzt gesehener Film

4698
Casino Hille hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben:Bei Waltz ist das halt jetzt der "typische deutsche Neid Komplex".
Ich finde euren deutschen Neid Komplex ganz herrlich. Aber woher kommt der? Und warum ist Kritik an dem einen Neid und an dem anderen nicht? :)
Hallo, das war ein Retourkutsche, und ist deshalb in Anführungszeichen geschrieben, und entspricht nicht meiner Meinung.

Das verstärkt auftretende Abwerten von Künstlern nachdem sie einen Kassenerfolg hatten, beobachte ich aber auch so. Aber nicht wegen Neid, das würde ich differenzierter versuchen zu betrachten.

Re: Zuletzt gesehener Film

4700
vodkamartini hat geschrieben:er ist ein netter kleiner Thriller. Aber Depp ist auch hier nicht sonderlich beeindruckend. Die Rolle hätte beinahe jeder spielen können und sonderlich erfolgreich war der Film auch nicht. In D sogar lediglich eine DTV-Premiere, wenn ich mich recht entsinne.
zB In Blow, Donnie Brasco oder Public Enemies spielt er doch auch "normal" und jedesmal wie ich finde sehr eindrucksvoll (sogar im Mann-Film, den ich ansonsten nicht besonders mochte). Gab aber noch mehr davon.
vodkamartini hat geschrieben:Den kann ich zum Beispiel überhaupt nicht abhaben. Dieser dauergrinsende Schwiegersohn-Humor ist unglaublich altbacken. Er ist auch als Regisseur eine Niete.
kann ich auch nicht leiden den Typ, aber so überhaupt nicht. Als ich letztes Jahr im Kino den Trailer zu seinem Unter-der-Gürtellinie-Humor-Filmchen gefühlte 25x sehen musste hätte ich fast...na ja, man kann es sich denken.
Agent 009 hat geschrieben:Ich finde Ralf Möller ist ein guter Schauspieler.


*duckundweg*
stimmt, vor allem in UniSol, wo er das rohe Fleisch verputzt. :lol:
Casino Hille hat geschrieben:Auch wenn Waltz nur auf einen Rollentypus wirklich passt.
Das finde ich überhaupt nicht. Du meinst vermutlich die Art Rolle, die er in den Tarantinos gespielt hat? Er hat soviele großartige, unterschiedliche Rollen davor gespielt, dass ich das überhaupt nicht nachvollziehen kann. Zwischen zB Roy Black, dem Oetker-Entführer und dem Knacki in Blutsbrüder gibt es darstellerisch ja kaum Berührungspunkte und alle verkörperte er grandios.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

4701
AnatolGogol hat geschrieben:
Casino Hille hat geschrieben:Auch wenn Waltz nur auf einen Rollentypus wirklich passt.
Das finde ich überhaupt nicht. Du meinst vermutlich die Art Rolle, die er in den Tarantinos gespielt hat?
Ich kenne ihn bislang aus "Inglourious Basterds", "Django Unchained", "Wasser für die Elephanten", "Der Gott des Gemetzels", "The Green Hornet" und "Schimanski: Blutsbrüder" und hatte bislang nicht den Eindruck, dass es da für ihn mimisch sonderlich viel Spielraum gäbe.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

4702
Dann empfehle ich dir Tanz mit dem Teufel, eine abenteuerlich gute Performance von Waltz zwischen leutseliger Jovialität und diabolischen Abgründen (klingt zwar jetzt wie Hans Landa, ist es aber nicht). Zudem ein richtig guter deutscher Thriller mit Tobias Moretti und Sebastian Koch in den beiden anderen Hauptrollen.
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Re: Zuletzt gesehener Film

4707
Gestern erstmals gesehen, ich bin immer noch ganz baff - aber nicht unbedingt wegen überragender Qualität:

Firepower (1979) - Michael Winner

Michael Winner stieg in den 70er Jahren durch seine diversen Kollaborationen mit Charles Bronson, wovon die berühmteste und erfolgreichste Ein Mann sieht rot war, zu einem ziemlich angesagten Regisseur auf. Der 1979 von Lew Grades ITC (Die Zwei, Cassandra Crossing, Flucht nach Athena) produzierte Firepower entstand zu einem Zeitpunkt, als Winners Erfolgssträhne schon etwas nachliess und leutete seinen Abstieg zum bedeutungslosen B-Filmemacher ein, zu dem er in den 80ern verkam. Erstaunlich an Firepower ist vor allem, welch großartige Voraussetzungen hier für einen erstklassigen Thriller gegeben waren und wie man diese scheinbar achtlos zugunsten eines weitgehend uninspirierten Starschaulaufens opferte. Die Hauptrollen sind mit Haudegenlegende James Coburn und der hier bereits etwas in die Jahre gekommenen, aber immer noch hinreissend attraktiven Sophia Loren durchaus namhaft besetzt. Leider gibt der Film ihnen nur wenig Gelegenheit ihre gewohnte Klasse auszuspielen.

Coburn spielt einen ehemaligen Topagenten, der von den US-Behörden inoffiziell zurückgeholt wird (aus seinem Ruhestand als Gärtner!!!), um einen der wichtigsten und erfolgreichsten Magnaten der Welt in die Gewalt der US-Justiz zu befördern. Warum, das wird eigentlich nie so recht klar, wichtig ist (zumindest dem Film zu folge) eigentlich nur, dass "Karl Stegner" ein böser, böser Mann ist. Die Loren hat mit Stegner auch noch ein Hühnchen zu rupfen, da dieser allem Anschein nach ihren Mann eliminieren liess (Grund: er hätte ihm gefährlich werden können :roll: ). Der gute Stegner hat sein Domizil im schicken und exotischen Antigua, also spielt sich ein Großteil des Films auch pittoresker Weise hier ab. Es folgt ein mal mehr, mal weniger amüsantes Katz-und-Mausspiel, in welchem OJ Simpson Coburns Sidekick geben darf und wo in diversen Actioneinlagen allerhand abgefackelt, verschrottet oder zum explodieren gebracht wird. Am Ende ist dann natürlich wieder alles anders wie vermutet, bevor ganz am Ende dann doch wieder alles ganz anders ist - ein doppelter Twist sozusagen und der Zuschauer weiss letztlich dann auch gar nicht mehr wer jetzt mit wem bzw. um was es überhaupt ging.

Winners Inszenierung gleicht eher einer Reisedoku als einem harten Actionreisser, Spannung gibt es überhaupt keine. Seine Hauptdarsteller sehen alle aus, als ob sie gerade Urlaub machen und dabei so ein klein bisschen schauspielern. Klar, jemand wie Coburn ist immer cool und badass, die Loren schaut immer toll aus. Aber die Story ist so belanglos und abstrus (beispielsweise hat Coburns Figur einen perfekten Doppelgänger - wer das ist und was es mit ihm auf sich hat erfahren wir jedoch nie. Die kurze Doppelrolle dient lediglich dazu, die Schurken davon zu überzeugen, Coburn hätte Antigua verlassen. :roll: ) und die Inszenierung so beiläufig, dass sie einfach verschenkt wirken. Ebenso die grandiosen Locations, Antigua, St. Lucia und Curacao sind herrlich exotisch und bilden einen perfekten Rahmen für ein großartiges Agentenabenteuer, aber angesichts Winners lauer Inszenierung erscheint auch dieser tolle Backdrop verschenkt.

Das Interessante an Firepower ist jetzt aber, dass ich trotz all der Schwächen den Film irgendwie doch mochte. Die Stars sind dann doch zu charismatisch, als dass sie selbst von der Inszenierung verschenkt und im Urlaubsmodus nicht doch noch sehr ordentlich liefern würden. Gleiches gilt für die superexotischen Locations, die zwar traurigerweise nicht gut genug genutzt wurden, aber eben doch Laune machen. Die starke Musik von Gato Barbieri ist ebenfalls ein richtiger Pluspunkt, wie auch einige der Actionszenen gut rüberkommen und ein paar mal richtig cool-zynische Momente aufblitzen. Keine Frage, der Film strotzt nur so vor verschenktem Potenzial und ist letztlich eben kaum mehr wie ein müdes Starvehikel. Aber einen gewissen Charme kann ich dem Film dann doch nicht absprechen - und der Film lässt mich irgendwie nicht mehr los. Will ihn sobald als möglich nochmal sehen, schon kurios - da wird doch nicht doch noch ein neuer persönlicher Kultfilm lauern?
Wertung: 5 / 10


"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

4710
Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) - Alejandro González Iñárritu

Und es war großartig. 10/10

Wie erhofft hat sich Iñárritu mit Birdman erneuert, und einen total faszinierenden Film geschaffen der mich auf jeder Ebene anspricht.

Lediglich ein teil der Dialoge ist etwas zu smart etwas zu clever, oder auch mal etwas zu sehr auf Inhalt getrimmt, dann fühlt sich Birdman auch mal etwas theaterhaft an. Was aber auch nicht ganz fehl am Platz ist in einem Film der fast komplett in einem Theater spielt. Aber mit einer Nacht Abstand, und mit dem Wunsch den Film gleich noch mal zu sehen, scheint mir das nicht mehr wichtig genug um das Entertainometer auf 9/10 runter zu ziehen. Wieso kann ich nicht einfach nach Hause kommen, und genau genau wie im Film, ist während der Fahrt die Zeit überbrückt worden, und ich habe gleich eine Kopie zur Verfügung um sie in den Player zu schmeißen, warum geht das nicht?
Ok, das war schon alles was negativ ist, und alles andere ist großartig. Der wunderschöne nervöse Jazz-Drum Score und die exzellenten Darsteller passen sich perfekt in den allgemeine Ideenüberfluß ein, und Iñárritus elegante Inszenierung verbindet das Leichte und das Schwere zu einer faszinierenden Einheit. Obwohl der Film fast komplett so bearbeitet ist daß er aussieht als wäre er in einer einzigen Einstellung gedreht, werden im Verlauf der Handlung mehrere tage überbrückt, und auch das ist so genial wie einfach gemacht.

Damit hat sich Iñárritu auch aus dem befreit was ich zunehmend als künstlerische Sackgasse empfunden habe, und jetzt ist er erst einmal einer der momentan aufregendsten Regisseure. Sein nächster Film, der Survival Western The Revenant, wird bereits gedreht, oder ist schon abgedreht, und nach Birdman ist er jetzt auch reif für einen Western, der höchsten Herausforderung der sich ein Filmemacher stellen kann.