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von Maibaum
Agent
Wenn ich mich jetzt mal vorsichtig beginne an SF ranzutasten dann wäre da zu erst mal der Fakt fest zu halten daß SF ein etwas zäher Bond war. Der zäheste seit TND, der in der 2. Hälfte gnadenlos in Langeweile abdriftet.
SF ist nicht langweilig, aber er wird auch nie so richtig toll. Die Charaktere bleiben fast durchweg blass, und die Geschichte wird nie so wirklich spannend. Auch ästhetisch vermag der Film mich nicht zu überzeugen, geschweige denn zu begeistern. Sicher es gibt hier und da ein paar stark aussehende Einstellungen, aber alles nur im Rahmen was man von einem Oscar prämierten Regisseur so erwartet der Genre macht.
Wirklich gelungen war SF eigentlich nur in den Shanghai und Macao Passagen sowie der anschließenden Japan Sequenz. Da war mit Severine auch der einzige Charakter vertreten der ein Geheimnis hatte, der interessant war. Aber dann steht diese ganze Teil, der im fernen Osten spielt, auch stellvertretend für den ganzen Film. Severine wird nicht wirklich erklärt, und bevor sie wirklich dem Film etwas bringen kann, ist sie auch schon wieder verschwunden. Sie bleibt genauso bruchstückhaft wie der ganze Film. Das was da in China vorbereitet wird, daß wird schon in Japan nicht mehr so richtig zur Geltung gebracht. Bardems Einführung ist noch halbwegs gut, aber danach kommt nicht mehr viel.
Überhaupt Bardem. Das ist einer der ganz großen Schauspieler der letzten 20 Jahre, und in allem was ich ihn zuletzt gesehen habe war er absolut faszinierend, und dabei waren die Filme auch noch höchst verschieden (The Dancer Upstairs, Das Meer in mir, No County for Old Men, Vicky Christina Barcelona). Bardem ist gut in SF, aber Mendes schafft es der Erste seit langem zu sein bei dem Bardem nicht faszinierend ist. Und dabei wäre es eigentlich so einfach gewesen.
Natürlich ist sein Anton Chigurh der Bösewicht Maßstab, wahrscheinlich der überragende Schurke der Nuller Jahre, aber dem kann Silva nicht mal ansatzweise das Wasser reichen. leider. Ich hatte mich auf Bardem gefreut, und dann habe ich gewartet, den ganzen Film gewartet, daß etwas kommt, aber so richtig kam da nichts. (Lag es doch an der Synchronstimme? Die schien wirklich nicht richtig zu passen).
Mit der unnötig langen PTS wird auch schon schnell klar daß die Actionszenen nicht viel mehr sein werden als 008/15 Material. Schon spektakulär, aber auch nur im Rahmen wie man es in jedem anderen Actionfilm auch geboten bekommt. Und das Finale ist dann schon eher eine kleine Enttäuschung.
Ein anders Problem mag sein daß SF viel verspricht, aber vom Ende her gesehen bricht die Handlung in sich zusammen. All das was ungewöhnlich zu sein scheint bleibt für den Film ohne größere Bedeutung. Oder es ist im Nachhinein betrachtet nur ein Bluff gewesen.
Wenn man schon eine so tolle Figur wie Judi Dench sterben lässt, dann sollte man sich wenigstens etwas interessantes dazu einfallen lassen. Aber so ist ihr überflüssiger Tod dramaturgisch verschenkt. Es wäre besser gewesen sie mit Anstand in den Ruhestand zu schicken als sie so lahm sterben zu lassen.
Ohne große Not kehrt SF dann auch zu so manchem zurück was die Craig Filme schon hinter sich gelassen zu haben schienen. Dialoge und One-Liner die witzig sein sollen, es aber nicht sind, denen der Esprit abgeht. Und die Verweise auf die alten Filme fand ich eher etwas peinlich. Und sehr überflüssig.
Alles in allem wird mir SF wahrscheinlich beim 2. Mal besser gefallen, zumal dann die Erwartungshaltung eine ganz andere ist. Aber ein großer Bond wird es für mich wohl kaum werden. Ich habe kürzlich DAF noch einmal im TV gesehen, weil er gerade lief, und ich habe ihn dann komplett geschaut, was ich gar nicht vorhatte. DAF hat mehr Spaß gemacht als SF.