Also ich packe die gröbsten Dinger immer noch in den Tag, aber wer wirklich kein Detail wissen möchte, sollte sich diesen Beitrag erst überhaupt nicht so genau durchlesen.
Mein aktueller Stand ist zwischen Episode 18 und 19 beider Staffeln.
Zur Ernsthaftigkeit:
Ich glaube, ich weiss genau was du meinst. In der Mitte der dritten Staffel gibt es mehrere Folgen direkt hintereinander, die einfach nur zäh und mühsam sind. Jeder halbwegs relevante Charakter weiss mittlerweile über Olivers geheimes Doppelleben Bescheid und ist gleichzeitig ein ausgebildeter Kämpfer, womit das ursprüngliche Konzept des geheimen, maskierten Rächers vollkommen ad absurdum geführt wird. Es ist nur noch eine riesige unübersichtliche Sosse aus Beziehungsgeflechten, in denen jeder irgendwie mitmischt, und jeder ist sauer und angepisst auf ein paar von den anderen, ohne dass man die dahinterliegenden Gründe und Charakterkonstellationen noch im Blick behalten kann. Malcolm ist der Schlimmste von allen. So wird er immer wieder zum Spielball in diesem Durcheinander, der mal ausgeliefert, mal beschützt werden soll und dabei nichts anderes tut als Plattitüden von sich zu geben.
Aber:
Mit Folge 18 kam endlich wieder gehörig Schwung in die Sache, und das Dank des immer noch spannendsten Charakters im Geschehen: Quentin Lance. Der Polizist war schon immer die am besten gespielte und interessanteste Rolle in der DC-Soap, vor allem in Verbindung mit der Beziehung zu seinen beiden Töchtern in Staffel 2. Er erfährt viel zu spät und auf dem vollkommen falschen Weg von Saras Tod, und dass diese Wendung einen Charakterwandel und weitere Konsequenzen mit sich ziehen wird, sollte klar sein. Paul Blackthorne als von Hass und Verzweiflung erfüllter Vater, der seinen geballten Frust gegen "Arrow" richtet ist einfach nur eine Wucht, und der Twist, dass Dank ihm nun die gesamte Öffentlichkeit von Queens Identität erfährt, ist eine tolle Idee. Damit wird das oben erwähnte verfälschte Konzept weggeschmissen und macht Platz für ein Neues, und ich bin echt gespannt wie es unter diesen Umständen nun mit Queen/"Arrow" weitergehen wird.
Zu Ra's Al Ghul
Ich halte ihn ebenfalls für einen bisher ziemlichen schwachen Gegenspielern, jedoch nicht unbedingt aus denselben Gründen wie du (du siehst das Ganze vielmehr aus der Sicht des langjährigen DC-Comics-Fans). Der bisherige Verlauf der Staffel zeigt mir eigentlich nur, dass Al Ghul keine Ahnung davon hat, was er denn nun eigentlich will. Zuerst gibt es diesen mehrere Folgen langen Disput bezüglich Malcolms Auslieferung, in denen er immer wieder planlos die Seiten zu wechseln scheint, danach beschliesst er plötzlich, dass Oliver Queen nun aus irgendwelchen albernen Gründen sein Nachfolger werden müsse. Das Schlimme daran ist dass Al Ghul viel weniger durch seinen eigenen Charakter personifiziert wird (bis auf die sehr schön inszenierte Schwertkampfszene im Schnee in Folge 9, in der seine animalische Präsenz zumindest teilweise fassbar wird), sondern vielmehr durch das Drumherum. Man bekommt immer und immer wieder aufgezeigt, dass der Typ in einem Bergtempel haust, von einer superstarken Soldaten-Sekte fanatisch als eine Art Gott angebetet wird und auf seinem Thron sitzend prätentiösen Kram mit seiner Tochter austauscht. Aber weder wird dadurch seine Rolle personifiziert noch lässt es ihn gefährlicher Erscheinen, im Gegenteil, irgendwann ist es nur noch nervig.
Neesons bzw. Nolans Auslegung der Rolle war trotz weniger Screentime viel besser, weil in Batman Begins um Einiges mehr Wert auf die Präsenz des Darstellers, seine Motive und seine Beziehung zum Helden, also Batman gelegt wurde. Der ganze Sektenkram diente bei Nolan mehr als stärkenden Hintergrund.
Zu Felicity:
Das sehe ich um einiges milder als du. Gewiss, in ihrer Schrulligkeit wird oftmals zu dick aufgetragen aber unterm Strich habe ich immer noch meinen Spass mit der Figur. Richtig fürchterlich wird es nur im Doppelpack mit ihrer penetrant nervigen und vollkommen plump ins Geschehen reingeprügelten Mutter, dafür ist ihr Zusammenspiel mit Brandon Routh alias The Atom ziemlich lustig. Routh ist eh eine Bereicherung für das Ganze. In mehreren Folgen fand ich seine Darbietung des tollpatschigen aber liebenswürdigen Milliardärs der sich als Iron Man für Arme versucht interessanter als das ganze Drama um die eigentlichen Protagonisten.
Zur zweiten Erzählebene:
Wenn ich an das intensive und archaische "Survival-Game" in der ersten Staffel denke, in der Queen und Wilson von den mysteriösen Söldnertruppen über die Insel gejagt werden und immer wieder um ihr Entkommen und Überleben kämpfen, dann ist es schon etwas traurig, was aus dem Erzählstrang geworden ist. Die ursprünglich spannende doppelte Erzählebene à Godfather 2 dient in vielen Teilen der dritten Staffel nur noch dem Füllen der Laufzeit und dem Ausschmücken der Folgen mit hübschen Match Cuts. Was passiert da schon, ausser dass Queen und die japanische Familie immer wieder vor irgendwelchen Bösewichtern davon rennen? (Ironischerweise ist das zwar ja dasselbe Konzept wie in der ersten Staffel. Da sieht man, was die Inszenierung und Umsetzung ausmacht). Der Amanda Waller Charakter ist übrigens vollkommen unsympathisch. Gut, soll sie ja, aber sie ist nicht faszinierend böse sondern nur nervig böse und schlecht böse.
Allerdings weiss ich nicht ob ich die Idee von Queens zeitweiliger Rückkehr nach Starling für interessant oder vollkommenen Quatsch halten soll. Wahrscheinlich etwas dazwischen.
Im Moment ist Flash für mich die spassigere der beiden.