Casino Hille hat geschrieben: 30. Januar 2025 23:44
Bezeichnet Bond einige der Schwarzen nicht sogar als Affen oder so? Es enthält schon genug, dass man ohne mit der Wimper zu zucken offen rassistisch nennen kann, auch gemessen am Standard der 50er Jahre. In den USA wurde es meine ich damals sogar leicht zensiert herausgegeben, verglichen mit der britischen Originalfassung.
Im Kapitel "Mister Big". Als er mit Leiter in Harlem im Stripclub ist und ihr Tisch versenkt wird. Während Bond von Mr.Big verhört wird, macht Bond sich Sorgen, was die "grobschlächtigen, schwarzen Affen" wohl mit Leiter, der weggebracht wurde, machen werden.
Aber er denkt das bloß und spricht es nicht aus. Heutzutage würde er wohl so was rufen wie: "Ihr Wichser, Arschlöcher, etc, was habt ihr mit Leiter gemacht?"
Ich persönlich kenne zu wenig englische Literatur aus der damaligen Zeit um es bewerten zu können. Aber insgesamt hätte ich es schlimmer erwartet.
Wenn man akzeptiert, dass schwarze Menschen im Buch durchgängig als Neger bezeichnet werden, (das würde man heutzutage nicht mehr machen), z.B. in Ms Briefing Mr. Big als "der mächtigste Negerverbrecher der Welt", statt mächtigster schwarzer Gangster der USA/Welt , fällt meiner Meinung nach bereits eine Menge Rassismus weg.
Überhaupt verzichtet Fleming meistens auf ausführlichere Beschreibungen der Personen, bis auf "schlank, dick, hager, schlaksig, groß, pockennarbig" erfahren wir wenig Näheres. Am ausführlichsten ist er bei Mr.Bigs Aussehen und der schwarzen Stripperin.
Ok, bei Quarrel werden seine "breite Nase und die hellen Handinnenseiten als negroid wirkend" bezeichnet, zugleich beschreibt Bond ihn als "groß, dunkelhäutig, er hatte das Blut Cromwellscher Soldaten und Freibeuter in sich (was auch immer das heißen soll

, ich kenne natürlich Cromwell), seine Gesichtszüge waren stark und eckig, sein Mund wirkte fast streng. Seine Augen waren grau." (S.166).
(Lass "die hellen Handinnenseiten als negroid wirkend" weg und die Beschreibung wäre völlig neutral und nicht mehr rassistisch)
"Dieser Moment definierte ihre Beziehung. Sie war mit der eines schottischen Gutsherren zu seinem obersten Jagdaufseher vergleichbar: Die Autorität wurde stillschweigend akzeptiert, und für Unterwürfigkeit war kein Platz." (S.166).
--> Ich habe keine Ahnung wie genau ich diesen Satz interpretieren soll und was Fleming damit meint.
Es ist übrigens auffällig, dass Fleming oft derartige Vergleiche macht, die eigentlich nur Briten der damaligen Zeit verstehen. Die heutige Leserschaft sitzt ratlos da, erst recht die nicht britischen LeserInnen. Auch wenn es z.B. um Innendekoration, Möblierung, etc. geht.
Oder gleich zu Buchanfang: Bond ärgert sich über die Passkontrolle in die USA, weil er möglichst keine Infos über sich in fremden Behörden gesammelt sehen möchte. Hmm, verstehe ich, aber dann dazu Bonds Gedanke: "Er fühlte sich wie ein Neger, dessen Schatten von einem Voodoo-Priester gestohlen worden war." Okaaayy???? Dieser Gedankengang Flemings wirkt total random und bizarr.
Eigentlich wäre es interessant zu hören wie schwarze Forumsmitglieder dieses Buch wahrnehmen und bewerten.