Die Landschaft an sich ist teilweise enorm beeindruckend, besonders wie du anmerkst zu Beginn von Rambos Flucht und bei der kurz darauf folgenden Hubschrauber-Szene. Einerseits passt die schroffe Naturkulisse und erfüllt auch immer ihren Zweck, andererseits sieht sie (ich kann nicht genau sagen ob es der Wald an sich, seine Inszenierung oder beides ist) filmisch etwas bieder und Dokumentarfilm-mässig aus. Schwer zu beschreiben, aber für mich beschreitet First Blood visuell einen schmalen Grat zwischen okay und weniger gut.AnatolGogol hat geschrieben:Ich finde gerade die Art, wie Kotcheff die Rauheit der Bergwelt eingefangen hat großartig. Das beginnt schon mit der Titelsequenz mit Rambo auf Wanderschaft, als das Wald- und Bergpanorama hinter ihm fast nicht enden will. Die wohl beeindruckendste Szene diesbezüglich ist Rambos Flucht raus aus der Stadt und rein ins Gebirge, vor allem dann die Szene am Steilabhang, wenn der Blick in den Abgrund plötzlich aus dem Nichts kommt. Dazu die großartige Untermalung mit Goldsmiths Musik ergibt einen geradezu epischen Moment, in der die Natur scheinbar die Oberhand gewinnt. Die Farben von First Blood sind ausgewaschen und in eher blassen Grün- und Brauntönen gehalten, was aber die nebelig-kalte Bergwelt perfekt unterstreicht.
Aber wie gesagt, inszenatorisch halte ich den Film für nicht sonderlich spektakulär oder berauschend. Alles steht im Dienste der interessanten Handlung und des von Stallone spannend verkörperten Rambo-Charakters. Das ist inhaltlich und thematisch überzeugend, sieht für mich aber an einigen Stellen mehr wie ein Dokumentarfilm aus. 7,5 Punkte insgesamt.
Treffend auf den Punkt gebracht, auch wenn ich das meiste davon positiver auslege. Ich liebe das ungewöhnliche Protagonisten-Dreieck von Platoon, aber messerscharf herausgearbeitet im Sinne von individuellen Charakteren sind sie tatsächlich nicht. Chris ist in dem Film ja mehr Beobachter und Erzähler, als eine die Handlung dominierende Figur und steht dabei für jeden, der durch Naivität in den Krieg gezogen wird und sich plötzlich desillusioniert als winzig kleines Rädchen im System wiederfindet. In diesem Sinne ist er quasi dieselbe Figur wie beispielsweise Paul aus Im Westen nichts Neues. Er soll also eigentlich ein unscheinbarer Normalo sein, was mir aber optimale Identifikation ermöglicht - ich denke wenn Krieg und Hurra-Patriotismus ausbrechen würden wären 90 Prozent aller Männer ein Chris. Seine Rolle in Wall Street ist ja sehr ähnlich angelegt (Stichworte Naivität und Rädchen im System) und Sheen kriegt beide prima hin, in den Stone-Filmen war er auf dem Zenit seiner Karriere. Berenger und Dafoe sind vielleicht nicht die eigentlichen Hauptrollen, aber zumindest absolut essentielle Schlüsselfiguren und daher genau so wichtig. Beide sind ja im Prinzip Parabel auf zwei konträre Typen von Gruppenverhalten, was den Film wie ein roter Faden durchzieht. Sonderlich viel muss man über die Hintergründe und Eigenschaften der beiden auch nicht erfahren, wichtig sind ihre Verhaltensweisen im Handlungsverlauf. Ich finde auch, dass das Platoon ausmacht - es geht nicht um das was vorher war oder später sein wird, es geht ums hier und jetzt im Dschungel, um den Moment. Besonders klasse spielen Berenger und Dafoe meiner Meinung nach vor allem in folgender Szene:AnatolGogol hat geschrieben:Ich mag Platoon, für mich ist er aber nicht der ganz große Meilenstein im Kriegsfilmgenre. Die Schilderung der Erlebnisse ist gut in Szene gesetzt, keine Frage, aber die Episodenhaftigkeit der Einzelerlebnisse mag ich nicht so sehr. Charakterlich ist der Film interessant, aber zB weit von den messerscharf gezeichneten Figuren in The Deer Hunter entfernt. Gleiches gilt auch für die Darsteller, Berenger und Dafoe sind klasse, aber sie bieten keine epochalen Leistungen (zugegeben Klagen auf extrem hohen Niveau). Sheen finde ich hier ziemlich schwach und blass. Interessanterweise finde ich Sheen auch in Wall Street eher schwach, aber da spielt halt Douglas wie um sein Leben und ist ja auch der eigentliche Hauptdarsteller (was Berenger und Dafoe in Platoon meiner Ansicht nach nicht sind). Wall Street funktioniert wie ich finde als zusammenhängender Film viel besser als der episodenhafte Platoon und ist interessanterweise gleichzeitig beschwingt-unterhaltsam wie bedrückend-trist. Platoon würde ich bei 8 - 8,5 Punkten sehen, Wall Street bei 9,5.