Shabba hat geschrieben:Siehst Du, und genau da sehe ich die totale Diskrepanz: Jemand der das erlebt, was Bond in "Casino Royale" erlebt hat, würde sich ganz sicher verändern, nur würde er eben kein smarter, witziger und überlegener Typ, wie es der Bond ist, den wir letztlich alle mögen! Das passt für mich nicht zusammen! Nach dieser Story müsste Bond einfach nur knallhart und verbittert sein!
das sehe ich nicht so. aber dafür darfst du dich im grunde nicht bei den CR-machern beschweren, sondern bei einem gewissen ian fleming, der diese story und den charakter von james bond nunmal mit seinem roman 1953 erfunden hat.
man darf natürlich auch nicht vergessen, dass der original-fleming-bond und der film-bond (vor allem der von roger moore verkörperte) nicht unbedingt immer übereinstimmen. aber gerade die hmm.. "bodenständigeren" bondfilme (das wären zB die ersten connery-bonds, OHMSS, FYEO, TLD oder CR), wo man auf gewisse art und weise fleming miteinfließen hat lassen, zählen für viele bondfans zu den allerbesten der gesamten serie.
aber nochmal auf deine aussage zurück: er muss nach der vesper-geschichte nicht zwingenderweise NUR MEHR knallhart und verbittert sein. das wäre natürlich eine mögliche ausdrucksform seiner enttäuschung. bei bond spiegelt sich das ganze jedoch gemischt wider, er vertraut niemandem mehr, er widmet sich wieder lieber den gebundenen frauen und wenn es die situation erfordert, ist er (weiterhin) knallhart. vor allem ist er aber im dienste ihrer majestät, der er auch seine loyalität "widmet". all das ist für mich aber kein grund, wieso er seinen charme und seinen humor verlieren sollte?!
Eine schwächere, seichtere und durchschaubarere Story habe ich in einem Bond selten erlebt. Im Grunde geht es einzig und allein darum, ein Kartenspiel zu gewinnen und Kohle zurück zu heimsen.
auch hier wieder mein verweis auf ian fleming. und wenn du wirklich glaubst, dass es in der story im grunde nur darum geht, ein kartenspiel zu gewinnen, dann solltest du dir den film in ruhe nochmal ansehen. wobei ich schon zugebe, die miami-airport geschichte sieht dann schon etwas konstruiert aus, aber das war leider schon immer ein problem von purvis und wade - bei den CR-vorgängern noch viel deutlicher zu sehen.
wenn du von vorneherein gewusst hast, ohne jemals irgendetwas von vesper lynd oder flemings casino royale gehört zu haben, dass vesper bond hintergehen wird, weil ihr algerischer freund gekidnappt wurde, also dann... gratulation! (dann machen dir wohl großartige filme wie zB "die üblichen verdächtigen", "departed", "fight club" oder "memento" auch keinen spaß...

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Und sorry: Ich weiß nicht, warum Bond nun plötzlich so verletzlich und sensibel sein muss. DAS ist NICHT Bond - zumindest nicht in meinen Augen.
wieder der unterschied: fleming-bond - und der oft (nicht immer!) überzeichnete film-bond. fleming hat bond nicht als übermenschen beschrieben, sondern als normalen menschen, der liebt (einmal, nein... zweimal), trinkt, raucht, verletzlich ist, fehler macht und äußerst brutal sein kann.
Wenn ich autobiografische Stoffe sehen will, schaue ich mir keinen Bond an!
Ich schaue mir aber gerne einen bond an, der wieder näher an flemings original ist und wieder weiter weg vom mittlerweile völlig überzeichneten actionhelden, der aufgrund der anderen neuen action- und agentenfilmen (bourne, hunt, bauer, xxx etc.) tatsächlich kurz vor dem abstieg in die mittelmäßigkeit stand bzw. am schluss schon mit einem fuß voll drinnen stand.
Alles was die Bondfans wollen, ist Bond! So wie er war und wie er sein sollte!
nun, ich bezeichne mich auch als bondfan. und mich interessiert schon, wie und wieso bond zu dem bond wurde, den wir kennen. da drücke ich auch gerne mal ein auge zu, was kontinuität oder logik (judi dench als m) etc. betrifft.
und gerade nach wirklich-in-die-mittelmäßigkeit-abgerutschten-bondfilmen wie TWINE oder DAD ist CR genau die oben zitierte "offenbarung", auf die ich als bond- (und ian fleming)fan lange gewartet habe (und ich auch gerne mit pierce brosnan gesehen hätte!). aber dazu kommt, dass CR meiner meinung nach nicht nur auf bond-ebene voll überzeugt (sicherlich etwas unkonventioneller), sondern dass der film auch filmisch zu dem besten gehört, was 2006 in die kinos kam und in punkto action & stunts abermals neue maßstäbe gesetzt hat und die schauspielerische leistung in CR ist wohl die beste, die wir bisher in der bondreihe gesehen haben.
Allen voran fällt mir hier "Im Gehemidienst Ihrer Majestät" ein! Eine Filmreihe wird dadurch zur "Reihe", weil sie bestimmten Merkmalen treu bleibt...
auch hier kann ich dir leider (oder gott sei dank) nicht zustimmen, jedenfalls nicht im ausschlaggebenden punkt. klar, die bondreihe lebt von gewissen elementen, einige sachen müssen nunmal in einem bondfilm enthalten sein, sonst wäre es wohl kein bondfilm. aber fast alle diese sachen haben wir auch in casino royale, teilweise in etwas abgeänderter form, aber das macht nichts, da man ja hier bonds anfänge darstellen will, und man eben zeigen möchte, dass bond nicht mit dem anzug und der walther (bzw. beretta) in der hand auf die welt gekommen ist.
doch gerade filme wie "im geheimdient ihrer majestät" machen die bondserie unverkennbar und einzigartig, weil es eben doch eine mehr oder weniger geschlossene reihe mit wiederkehrenden elementen ist, aber trotzdem nicht jeder film gleich dem anderen ist.
"jede generation bekommt den bond bzw. die bondfilme, die sie verdient".
waren die connery bonds noch sehr vom kalten krieg und den bösen russen geprägt, spielte roger moore in den hippen 70ern auch einen lockeren bond. brosnan führte bond wohl oder übel ins high-tech-zeitalter und in zeiten von 9/11, weltweitem terror (zmd sagen das einem die medien) und neuen erfolgreichen filmagenten ala bourne und bauer verköpert DC auch wieder einen "realistischeren", harten und etwas bodenständigeren bond der noch dazu auch dem originalbond näher kommt...
und wenn man die qualität hält, kann ich nur sagen: bitte weiter so! ich habe fertig
