Welcher Batman-Film ist der beste?

Batman hält die Welt in Atem (1966) (Keine Stimmen)
Batman (1989)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (14%)
Batmans Rückkehr (1992)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (29%)
Batman und das Phantom (1993) (Keine Stimmen)
Batman Forever (1995) (Keine Stimmen)
Batman & Robin (1997) (Keine Stimmen)
Batman Begins (2005) (Keine Stimmen)
The Dark Knight (2008)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (29%)
The Dark Knight Rises (2012)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (7%)
The Lego Batman Movie (2017) (Keine Stimmen)
The Batman (2022)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (21%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 14

Re: Der Batman-Thread

257
Maibaum hat geschrieben: Und du bist Fan vom Film, oder vom Comic, oder von beidem?
Prinzipiell von beidem, wobei der Comic doch noch etwas mehr Fleisch auf den Rippen hat und der Film etwas zu sehr "abfilmt". Trotzdem auch als Film ein Meisterwerk.
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Re: Der Batman-Thread

258
GoldenProjectile hat geschrieben:Ja, aber hätte er denn überhaupt etwas verändern sollen? Die Genialität der Story quasi verfälschen?
Hat er mit dem unsinnigen Ende doch. Und ja, er hätte etwas verändern sollen, zum Beispiel, in dem er einfach Stellen etwas anders beleuchtet, am Sprachstil feilt, die Handlung an der einen Stelle strafft und kürzt oder anderen ausbaut, Dinge eben tun, die ein Regisseur bei einer solchen Verfilmung tun sollte, wenn er nicht einfach bloß das abfilmt, was schon im Comic passiert.

Und ob eine exakte filmische Übersetzung vom Medium Comic auf die Leinwand überhaupt den selben Effekt erzielt oder wie man den gleichen Effekt anders hätte erzielen können, durch gewisse Abweichungen und Änderungen, wäre ebenfalls seine Aufgabe gewesen, sich zu überlegen. Was einen großen Comic macht, macht schließlich noch keinen grandiosen Film. Auch, wenn man das gerne denken mag. Aber statt "Watchmen" zu gucken, könnte man auch einfach den Comic lesen. Und das ist nicht der Effekt, den der Film am Ende haben sollte. Er sollte auch Kennern des Originals etwas bieten. Das tut Snyder für meinen Geschmack aber wenig bis gar nicht.
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Re: Der Batman-Thread

259
Casino Hille hat geschrieben:Hat er mit dem unsinnigen Ende doch.
Also ist es schlecht, dass Synder dem Comic treu bleibt, aber auch schlecht, dass er Veränderungen vornimmt? Ausserdem verstehe ich nicht, wieso ihr das Ende im Film für unsinnig haltet.
Spoiler
In der Vorlage täuscht Ozymandias eine extraterrestrische Invasion vor, um die USA und UdSSR zum Bündnis zu zwingen. Im Film schiebt er die Schuld am Anschlag auf Manhattan, mit dem gleichen Ergebnis. Die eigentlichen Ereignisse in der Antarktis bleiben davon unberührt, es ist nur ein Hintergrund, der verändert wurde. Da sich die Geschichte der Ausserirdischen aus der Piratenhandlung entwickelt, die Snyder ja in der Kinofassung weggelassen hat, ist das in meinen Augen eine durchaus vernünftige und logische Alternative, die bestens funktioniert.
Und ja, er hätte etwas verändern sollen, zum Beispiel, in dem er einfach Stellen etwas anders beleuchtet,

Tut er, indem er die Mittel filmischer Dynamik und die Mittel verschiedener Genres nutzt, um den Film optisch und atmosphärisch auf eine Weise zu stilisieren, die sich von Dave Gibbons Zeichnungen abhebt - trotz des genau übernommenen Inhalts. Vergleich mal einzelne Bilder aus dem Comic mit den entsprechenden Szenen im Film, z.B. Blakes Sturz aus dem Fenster gleich zu Beginn. ich sehe da einen deutlichen Unterschied im visuellen Stil.
am Sprachstil feilt,

Hier könnte man die auf wunderbare Art ausgebaute Konversation zwischen Rorschach und Manhattan als Beispiel anführen. I can change almost anything. But I cannot change human nature. Überragend gespielt von Haley.
Er sollte auch Kennern des Originals etwas bieten
Tut er ja! Snyder beweist, wie unglaublich gut er mit der Materie vertraut ist, wenn er zum Beispiel kurz ein Schild von Hollis Masons Autowerkstatt zeigt, oder Moores Ideen einer alternativen Geschichte im brillanten Vorspann vielfältig weiterspinnt.

Eigentlich kann ich vodka in dieser Aussage nur zustimmen:
vodkamartini hat geschrieben:Prinzipiell von beidem, wobei der Comic doch noch etwas mehr Fleisch auf den Rippen hat und der Film etwas zu sehr "abfilmt". Trotzdem auch als Film ein Meisterwerk.
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Re: Der Batman-Thread

260
Habe ich vom abgeänderten "Ende" gesprochen? Dann möchte ich mich korrigieren, damit hatte ich gar nicht so sehr das Problem. Obwohl das offenere Ende im Comic natürlich einen größeren Reiz hat. Aber da ist Snyders Filmversion gar nicht mal so schlecht. Das ging schon in Ordnung. Ich muss zugeben, da etwas durcheinander gekommen zu sein. Mir ging es um die Szene,
Spoiler
als Rorschach den Entführer und Mörder eines Mädchens stellt und tötet. Nicht nur, dass die Art, wie Snyder die Szene legitimiert (im Film gesteht der Täter seine Tat, anders als im Comic, wo es bei Andeutungen bleibt) ist mir da sehr negativ aufgefallen, auch war es sehr schade drum, dass Snyder Rorschachs ganze Brutalität, die er an der Stelle mit der Sägen-Aktion im Comic offenbart, in dieser Szene stark mindert.
Ansonsten lese ich grade, was ich selbst damals nach dem Kinobesuch vom Film hielt und da habe ich mich sogar noch sehr positiv dazu geäußert. Vielleicht sollten wir diese Diskussion an der Stelle abbrechen und fortführen, wenn ich mir das Ding noch mal genauer angeschaut habe. :)

Ist der Directors Cut oder der Ultimate Cut zu empfehlen? Oder sollte man bei der Kinofassung bleiben?
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Re: Der Batman-Thread

261
Casino Hille hat geschrieben:
Spoiler
als Rorschach den Entführer und Mörder eines Mädchens stellt und tötet. Nicht nur, dass die Art, wie Snyder die Szene legitimiert (im Film gesteht der Täter seine Tat, anders als im Comic, wo es bei Andeutungen bleibt) ist mir da sehr negativ aufgefallen, auch war es sehr schade drum, dass Snyder Rorschachs ganze Brutalität, die er an der Stelle mit der Sägen-Aktion im Comic offenbart, in dieser Szene stark mindert.
Das Geständnis des Kindermörders finde ich im Film tatsächlich auch etwas plump und bestenfalls mittelmässig gespielt, allerdings geht Rorschach in der Filmfassung auch nicht wirklich zimperlich vor, was die Strafe betrifft. Extrem gut finde ich auch die atmosphärische Inszenierung der Szene, das ist auf eine spannende Art so richtig verstörend, wie Haley da als Rorschach auftritt, auch in der umrahmenden Psychologen-Sequenz. Der blanke Horror, als er zum ersten Mal auftritt und das verängstigte Geplapper des Mörders nur mit schwerem Atmen quittiert. Hier noch einmal die Szene:



Ich kenne bisher nur die Kinofassung, kann mir aber gut vorstellen, dass DC und Ultimate Cut noch besser sind.
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Re: Der Batman-Thread

263
Batman

Tell me something, my friend. You ever dance with the devil in the pale moonlight?

Er ist einer der größten Helden der Filmgeschichte. Was ihn auszeichnet? Natürlich sein fabelhafter Sinn für einen ausgefallenen Kleidungsstil. Sein guter Geschmack im Punkto Frauen. Seine unglaublichen Fähigkeiten im Nahkampf. Sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn. Seine übernatürlichen technischen Spielzeuge. Und sein Fledermaus-Kostüm. Moment, was? In diesem Fall ist die Rede eben nicht von Geheimagent James Bond, sondern von einem seiner ebenbürtigsten Konkurrenten im Blockbuster-Bereich: Batman. Auf einer Comicreihe von Zeichner Bob Kane basierend, machte sich Regisseur Tim Burton 1989 daran, mit "Batman" einen Helden in die Kinos zu bringen, der sich in seiner Extravaganz perfekt für die große Leinwand eignet.

Dabei spielt Burton sehr geschickt mit seinen Charakteren, wobei hier drei zentral im Vordergrund stehen. Da wäre natürlich einmal Michael Keaton, der in seiner Doppelrolle als Milliardär Bruce Wayne und als maskierter Rächer enorme Wandlungsfähigkeiten unter Beweis stellen muss. Besonders als Bruce Wayne gelingt es ihm dabei sehr gut, durch sein schüchternes Auftreten, dass so gar nicht zu einem Superhelden passen will, einen Kontrast der beiden Persönlichkeiten wirken zu lassen, sodass die leichte Schizophrenie des Protagonisten immer wieder leise thematisiert wird. Doch da der Held, grade ein eher schweigsamer, meist nur so gut wie der Bösewicht funktioniert, liegt natürlich großes Augenmerk auf Jack Nicholson, der erst als Mafiagangster Jack Napier auftritt, dann aber relativ früh seine Verwandlung zum wahnsinnigen Psychpathen-Clown Joker vollzieht. Und Nicholson füllt diese Rolle hervorragend mit Leben. Grade der Joker, der ob seiner puren Abgedrehtheit eine schmale Gradwanderung ist, interpretiert er perfekt und ohne ein zu übertriebenes Maß an Overacting. Kim Basinger ist in ihrer Rolle als Reporterin Vicki Vale leider nur optisches Beiwerk und ihre Liebesgeschichte mit Bruce Standardware. Genauso ist es auch schade, dass andere potenziell interessante Rollen wie Harvey Dent alias Billy Dee Williams oder James Gordon alias Pat Hingle nicht genug Screentime erhalten, um einen größeren Eindruck zu hinterlassen.

Wenn man aber von der wirklich belanglosen Prozedur zwischen Bruce und Vicki mal absieht, ist die Geschichte in Burtons "Batman" zwar denkbar einfach, wird aber ungemein packend erzählt. Wie Burton den Helden in einer stilvollen Passage einführt und dann im zunehmenden Verlauf immer mehr auf den Charakter Batmans blickt, meist aus der Sicht von anderen heraus, ist toll gemacht und charmant erzählt. Stil und Charme stehen ohnehin ganz groß in "Batman". Burtons Film hat die Aura eines Märchens für ein erwachsenes Publikum, es ist eine Stilrichtung, die sich irgendwo zwischen einem Comicheft und einem Gothic-Festival versammelt, einem Trend, dem auch Danny Elfmans pompöser Soundtrack größenteils folgt. Was ihm dabei grandios gelingt ist sicherlich, eine Atmosphäre zu schaffen, in der das korrupte Gotham gleichermaßen existiert, man sich aber dennoch als Zuschauer wohl fühlt während der Sichtung. Burton weiß eben, wie man einen Unterhaltungsfilm aufzieht. Besonders schön ist, dass er die Unterhaltung häufig durch Humor erreicht, was sich durch den Joker ja schließlich auch anbot. Die Spannung in "Batman" ist keine nervenzerfetzende, es ist eher leichte Unterhaltung, die dafür aber schwungvoll und witzig erzählt wird. Grade in den Actionszenen, die sehr elegant, aber eben durch die Gadgets des Helden (besonders im Finale) auch recht abgedreht daherkommen, ist der Humor das ironische Augenzwinkern, das dem Zuschauer den Zugang zu dieser "Comicwelt" deutlich erleichtert.

Wer die Vorlagen kennt, könnte von "Batman" zwar ursprünglich mehr erwartet haben, als eine Gut-Böse-Konstellation als Aufhänger, doch kommen am Rande von Burtons Spektakel, dass sich übrigens nie im Gigantismus verliert, viele Facetten der Charaktere durchaus zum Vorschein. Die bereits erwähnte Zweipoligkeit der Hauptfigur wird schön aufgezeigt, ohne, dass man zu tief ginge und damit vom Thema abweiche und besonders in Nicholsons Joker Rolle finden sich viele angedeutete Möglichkeiten für eine tiefere Beschäftigung mit den Motiven, die Burton aber bewusst ungenutzt lässt, aber für die Fans immerhin in vereinfachter Form beinhaltet. Was sein Film dafür nicht beinhaltet, ist eine wirkliche Einordnung in die Zeit. Gotham existiert einfach irgendwann. Natürlich kommen moderne Waffen und ähnliches vor, doch der Kleidungsstil und die Setgestaltungen lassen auf kein Jahrzehnt schließen, sodass "Batman" optisch zeitlos funktioniert, inhaltlich unterstützt davon, dass die Geschichte eher durch die Charaktere, als durch die Ereignisse lebt. Was aber auch für eine enorme Schwäche sorgt: die späte Wendung rund um Jokers und Waynes gemeinsame Vergangenheit ist nicht nur unnötig an den Haaren herbeigezogen, sondern auch ein vergeblicher Versuch Burtons, dass Finale mit einer zusätzlichen dramatischen Komponente zu versehen, was jedoch durch die viel zu späte und dafür im Kern zu absurde Wendung nicht erreicht werden kann. Das ist besonders deshalb schade, weil die Hintergrundgeschichte Bruce Waynes umso besser funktioniert hätte, wenn sie für sich gestanden hätte, durch ihre Involvierung in die Haupthandlung wirkt dieses Kapitel dann allerdings am Ende beinahe abgeschlossen, was den Charakter Batman aber entkräften würde. Zwar bemüht sich Burton, eine gewisse Metapher im gegenseitigen Erschaffen von gut und böse einzubringen, die aber nur schwach über den müden Twist hinwegtrösten kann.

Fazit: "Batman" ist nicht nur in den Comics eine interessante Figur, sondern präsentiert sich auch in seinem ersten Leinwandauftritt als potenziell vielversprechender Franchise-Protagonist. Burtons zeitlose und stilsichere Regie verleiht der Geschichte gleichzeitig etwas altmodisches, aber auch frisches, sodass der Film auch in vielen Jahren einen Großteil seines Charmes nicht verloren haben wird. Kleine Schwächen wie die schwache Liebesgeschichte und der unnötige Twist sind da nur kleine Schönheitsfehler in einem ansonsten unterhaltsamen und - vor allem - flüssig erzählten Märchenfilm für Jung und Alt.

8/10
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Re: Der Batman-Thread

264
Klasse Kritik, ich sehe fast alles wie du, nur stört mich die Tatsache mit Batmans und Jokers gemeinsamer Vergangenheit nicht so arg und ich habe noch einen Punkt mehr gegeben. Auf jeden Fall die beste Batman-Verfilmung der 90er bis Nolan seine Trilogie gestartet hat.
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)

Wohl meine Überraschung des Jahres...

265
Immer wieder schön von Filmen, die man schlecht in Erinnerung hatte, überrascht zu werden...

Batmans Rückkehr

Why is there always someone who brings eggs and tomatoes to a speech?

"Mehr künstlerische Freiheit" forderte Regisseur Tim Burton bei den Produzenten von Warner Bros. ein, nur dann würde er sich bereit erklären, einen Nachfolger zu seinem Überraschungshit "Batman" zu drehen. War bereits seine erste Comicverfilmung eine unkonventionell aufgezogene Helden-Saga im Gothic-Stil, konnte Burton so bei dem Sequel "Batmans Rückkehr" 1992 seine Visionen noch mal auf die Spitze treiben. Dabei schert er sich wenig um die Inhalte der Vorlagen von Bob Kane, sondern mehr um die atmosphärische Gestaltung seines Filmes und die von ihm teilweise neu definierten Charaktere. Bezeichnend dafür steht das Drehbuch des Autoren Daniel Waters, dass eigentlich keine klassische Handlung im eigentlichen Sinne vorzuweisen hat, sondern eine Reihe an Figuren schafft, die durch ihre Interaktion miteinander die eigentliche Erzählung des Filmes ergeben.

So trifft der Fledermaus-Mann nach dem Joker im Vorgänger hier gleich auf drei Widersacher, die alle unterschiedliche Motive verfolgen. Besonders gelungen ist Danny De Vito als Oswald Cobblepot, der aufgrund seines Aussehens "Pinguin" genannt wird. Es muss nicht nur gesagt werden, dass De Vito trotz Fatsuit und starken Make-Ups eine Darstellung zum Besten gibt, die selbst Jack Nicholsons Joker alt aussehen lässt (!) und die Leistung seines Lebens sein dürfte, sonden das Burton den Charakter brillant dazu verwendet, Tragik und Komik zu verschmelzen. Der Pinguin mag ein kindermordender und rhetorisch begabter Irrer sein, er ist dennoch ein von der Gesellschaft verstoßenes Wesen, dessen schicksalshaftes Leben Mitleid erwecken kann und der nicht als Bösewicht geboren wurde. Auch die anderen beiden zentralen Figuren zeichnen sich durch ihre Außenseiter-Positionen aus. Michelle Pfeiffer agiert als Selina Kyle/Catwoman, eine Frau, die sich von der blassen Büromaus zur attraktiven rachsüchtigen Katzenfrau verwandelt, und bekommt beide Figuren in all ihren Facetten wunderbar hin und das männliche Publikum dankt ihr ohnehin jede Sekunde im Lederoutfit frohlockend. Christopher Walken, der als Max Shrek die anderen Figuren stetig auszunutzen versucht, ist die dritte und letzte Schurkenfigur, der als schaurig spannend gespielter Intrigant solange die Fäden in der Hand zu halten glaubt, bis sie ihm zum Ende hin entgleiten.

Batman selbst wird erneut von Michael Keaton verkörpert, der seine Performance aus dem 1989er Original wiederholt und um eine nachdenkliche Seite erweitert und es ihm noch besser als zuvor gelingt, die Dualität seiner komplexen Figur zu vergegenwärtigen. Keatons Performance findet einen perfekten Mittelweg zwischen der Schüchternheit und (nur scheinbaren?) Müdigkeit, die Bruce Wayne für sein Glamour-Leben empfindet, auf der einen und der brutal-verstörenden Seite eines Mannes, der wegen seines Zorns Rache auf den Dächern der Stadt sucht, die seinen Eltern zum Verhängnis wurde, auf der anderen Seite. Nur an 2-3 Stellen, an denen Batman tatsächlich zum ausführenden Täter wird, geht Burton hier gefühlt mit dieser Prämisse zu weit, zeichnet ansonsten jedoch einen Charakter, der gleichermaßen fasziniert wie abstößt. Grandios auch Batmans Beziehung zur Katzendame, die das Drama der Verstoßenen dualen Charaktere auf eine höhere Meta-Ebene führt und viel symbolischen Wert hat (erst recht, wenn die beiden Maskierten auf einem Maskenball als einzige ohne Kostüm erscheinen), sogar in den allermeisten Szenen komplett ohne die dennoch exquisiten Dialoge funktionieren würde.

Neben den Figuren noch wichtig für den Film ist aber eben gerade Burtons grandioser Stil. Seine (zum weihnachtlichen Setting passende) Farblosigkeit Gothams lässt den Zuschauer bereits ruhig werden, die gesamte Tempolosigkeit (auch in den wenigen Actionszenen) versetzt das Publikum schließlich in eine Art "wachendes Koma", aus dem heraus man den Film betrachtet. Seine expressionistischen Motive und Inszenierungen, die oft durch minimalistische Mittel entworfen werden, verleihen "Batmans Rückkehr" eine faszinierende Form von Melancholie, die in ihren stärksten Momenten zur kalten Depression wird. Humor gibt es hier kaum noch, dafür durchgehende (nur selten aufgesetzte) Düsternis, gepaart mit dem immer wieder kehrenden inhaltlichen Dilemmata der gespaltenen Persönlichkeit oder dem Leben abseits der Gesellschaft oder den Normen. Eine Moral hat Burtons Film nicht, er glorifiziert Selbstjustiz nicht, verurteilt sie aber auch nie und gibt keinen Ausblick oder trifft eine Aussage darüber, ob gut und böse einfach voneinander zu trennen sind oder ein Produkt ihres Umfeldes, wie es seine Charaktere oft zu sein scheinen. Danny Elfmans hypnotischer Soundtrack lädt ebenfalls dazu sein, "Batmans Rückkehr" als Sog in eine kalte und emotionslose Welt zu empfinden, in der nur Michael Goughs Butler Alfred mal einen trockenen britischen Witz vom Stapel lassen darf. Eine kleine Schwäche hat dieses atmosphärische Ambiente natürlich: Als Actionfilm funktioniert "Batmans Rückkehr" mangels rasanter Höhepunkte überhaupt nicht. Der Showdown ist sogar ein antiklimatisches Erlebnis, bei dem Batman nur zusehen darf, wie die anderen Charaktere für den Ausklang sorgen. Die Spannung entsteht bei Burton allerdings ohnehin viel weniger darüber, WAS in seinem Film passiert, sondern WIE es passiert und die unkonventionelle Art des Abenteuers, dass trotz zahlreicher Comicelemente nie albern zu werden droht, ist für Cineasten eine aufregende Sache. Dem weniger zugeneigte Zuschauer sollten allerdings lieber zum "Batman"-Erstling greifen.

Fazit: Fans der Comicvorlagen werden sich zurecht an einigen Batman-Auftritten stören, die den Charakter leider verraten und die Frage aufwerfen, wie weit eine Vorlage vom Ursprung weg interpretiert werden darf. Ansonsten ist "Batmans Rückkehr" nicht für jedermann, dafür hat er zu wenig mit den Normen des Blockbusterfilmes gemein und ist ähnlich wie seine Protagonisten und Antagonisten ein Außenseiter, der durch seine Abgrenzungen interessant wird. Einordnen lässt sich der Film keinesfalls und nicht wenige werden gespaltene Gefühle beim Anschauen haben, wer jedoch Lust hat, sich auf die Reise ins winterliche Gotham einzulassen, erlebt ein Weihnachtsfest der etwas anderen Art, dass man allerdings kaum mit einem Lächeln auf den Lippen verlassen wird.

9/10
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Re: Der Batman-Thread

266
Nette Kritik, da auch ich Batman Returns für einen hervorragenden Film halte, dafür durchaus mit jeder Menge humorvoller Szenen. Allein die Sprüche des Pinguins ("Ich würde gern ihre Lücke füllen", "Mein Führerschein ist mittlerweile abgelaufen") oder die exzellent gefilmte Szene mir Bruce Wayne und Selina, als beide aufbrechen müssen, um Verbrechen zu bekämpfen, ohne ihrem Gegenüber ihre geheime Identität zu offenbaren inklusive anschließendem Vergleich von Batmans und Catwomans Suit-up... :lol:
PS:
Dass Batman tötet, stört mich nicht wirklich, da ich kein Fan der Comics war, aber als solcher würde mich so etwas vermutlich aufregen.
It's the BIGGEST... It's the BEST
It's BOND

AND BEYOND

Re: Der Batman-Thread

267
Naja, ein Überraschungshit war Batman 1989 aber sicherlich nicht. :wink: Es gab bis zum dem Zeitpunkt eigentlich keinen Blockbuster, der derart von einem solchen Hype vorab begleitet wurde und schon monatelang zuvor in aller Munde war. Unklar war eigentlich nur, wie groß der Erfolg werden würde.

Batmans Rückkehr finde ich in allen Aspekten dem Erstling unterlegen, der Film punktet in erster Linie durch gut aufgelegte Darsteller und ein liebevoll-einfallsreiches Setdesign. Eine schleppende Dramaturgie und zu viele Protagonisten sorgen dafür aber für ordentlich negative Punkte. Für mich sind das 6,5 Punkte, die letzte Sichtung war doch sehr ernüchternd, während Batman mir immer noch viel Spass macht.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Batman-Thread

268
Casino Hille: Deine Kritik zu "Batmans Rückkehr" ist echt klasse und spiegelt schon fast genau meine Gedanken wieder, nur das ich dem Film sogar 10/10 gegeben hätte. Früher mochte ich den Film ja nicht so, weil er mich als kleines Kind traumatisiert hat (was man in meiner ersten Kritik dazu noch lesen kann), aber inzwischen ist er mein absoluter Lieblingsfilm geworden. Die Atmosphere, der Soundtrack, all das ist für mich wahre Filmkunst. Ich finde es übrigens auch schön, dass du auch DeVitos Darstellung lobst und auch meinst, dass sie Nicholsons schon in den Schatten stellt. Finde sowieso, dass DeVito im Film von allen die schwierigste Rolle hat und unfair, dass wegen Michelle Pfeiffer meistens die Kritiker nur sie loben und dabei DeVitos geniale Performance übersehen. Wenn ich ehrlich bin steht DeVito mit seiner Leistung als Pinguin sogar mit der von Heath Ledger als Joker auf einer Wellenlänge.
"Verstehen Sie mich nicht falsch es ist nichts persönliches, es ist was rein geschäftliches."

Re: Der Batman-Thread

269
AnatolGogol hat geschrieben:Eine schleppende Dramaturgie und zu viele Protagonisten sorgen dafür aber für ordentlich negative Punkte.
Ich nehme an, du meinst eher Antagonisten? Gerade bei Batman Returns und auch in Teilen bei Spiderman 3 finde ich es immer ganz unterhaltsam, dass man praktisch von 95% aller Kritiker zu hören bekommt, der Film hätte zu viele Gegner, obwohl gerade diese Filme es ganz wunderbar hinbekommen, jeden Charakter sinnvoll in ihr Konzept einzugliedern, ohne den Helden zu vernachlässigen. Batman Returns natürlich noch mal auf einem anderen Niveau als Spiderman 3, versteht sich. Aber gerade BR ist gerade zu bewundernswert, wie er seine Geschichte so geschickt um die Charaktere spinnt, dass sie die eigentliche Handlung des Filmes ausmachen.
Thunderball1965 hat geschrieben:Dass Batman tötet, stört mich nicht wirklich, da ich kein Fan der Comics war, aber als solcher würde mich so etwas vermutlich aufregen.
Das ist wahr, als Comicfan ist man da empfindlicher, aber auch so empfinde ich es dem Charakter Batmans gegenüber einfach als bedenklich, wenn er mit einem grinsenden Gesicht Morde begeht, weil die so seine ausübende Selbstjustiz auf ein ganz neues Level heben und die Heroik des Helden darunter empfindlich leidet. Also selbst wenn Burton kein Interesse an den Comics gehabt hat, seinem Film an sich tun die Szenen auch ohne Vorlagenvergleich nicht gut.
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Re: Der Batman-Thread

270
Casino Hille hat geschrieben:Ich nehme an, du meinst eher Antagonisten?
In den Batmanfilmen sind ja die Antagonisten die Protagonisten, was zur Folge hat, dass Batman/Bruce Wayne als Charakter immer etwas ins Hintertreffen gerät. Das ist in Burtons zweitem Film wie ich finde deutlich mehr der Fall als in seinem Erstling, in dem er immerhin noch die Hintergrundgeschichte wie Wayne zu Batman wurde erzählt und diese recht geschickt mit dem Joker (dem eigentlichen Protagonisten) verknüpft. In jedem Fall empfinde ich die Konstellation Batman, Pinguin, Catwoman, Max Shreck als zu überladen. Vor allem die beiden Mainplots um den Pinguin und Catwoman kommen sich wie ich finde immer wieder in die Quere, hier hätte ich es bevorzugt nur eine der beiden Geschichten erzählt zu bekommen, dieser dann aber die volle Aufmerksamkeit zu widmen. Die Verwendung von mehreren Antagonisten zeugt wie ich finde irgendwo auch immer vom Misstrauen der Macher in die einzelnen Figuren nach dem Motto: "einer allein bringt es nicht, lass uns gleich drei Bösewichter als Bedrohung etablieren".
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"