Welcher ist der bisher beste Teil?

Mad Max (Keine Stimmen)
Mad Max: Der Vollstrecker
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (40%)
Mad Max: Jenseits der Donnerkuppel
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (20%)
Mad Max: Fury Road
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (40%)
Furiosa: A Mad Max Saga (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 5

Re: Mad Max

226
Casino Hille hat geschrieben: 16. Mai 2024 11:39 Was sagt ihr? Wer hätte Lust, dabei zu sein?
Ich habe die vor 2-3 Jahren geschaut. Das reicht mir noch. Ggf schaue ich in eure Diskussion rein und äußere mich mal unqualifiziert (what else).
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Mad Max

228
Ich bin, sobald Mäxchen durch ist, zu jeder Schandtat bereit. :wink:

Die Umfrage oben habe ich mal aktualisiert, denn irgendwie ist "Furiosa" ja ein "Mad Max"-Film, pardon: "A Mad Max Saga", obwohl der Irre in dem "Fury Road"-Prequel logischerweise nicht persönlich auftritt.
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Re: Mad Max

230
Ich starte mal mit dem Marathon, ist ja auch schön, wenn die Texte mit Abstand eintrudeln.

Mad Max - Dystopie als puristische Kinoerfahrung

Der erste Mad Max Film George Millers ist ein Rohdiamant des dystopischen Kinos, ungeschliffen, rau, kompromisslos. Ein visuelles Kraftpaket, universell verständlich, kulturell beträchtlich und sein Subgenre definierend.


Dystopische Filme sind so alt wie das Kino selbst. Die Angst vor einer negativen Zukunft, die sich aus gesellschaftlichen Problemen der Gegenwart speist, findet sich bereits in Fritz Langs Metropolis von 1927. Wie das Horrorkino verhandelt auch der dystopische Film menschliche Urängste, wie jene vor dem Unbekannten, dem Unausweichlichen. Konkret das oftmals ohnmächtige Gefühl einer ungewissen Zukunft entgegen zu steuern, in der alles schlechter ist als der Status Quo. Einer Zukunft, die nicht aufzuhalten ist, eben weil die gegenwärtige Gesellschaft und die gegenwärtige Politik die Augen verschließen und schnurstracks ins Verderben steuern.

Der dystopische Film zeigt dann das Ergebnis dieser Entwicklungen und Tendenzen, seien es totalitäre Regime (1984, Equilibrium, Dredd), Ausbeutung und Unterdrückung (Fahrenheit 451, Escape from New York), die unkontrollierbare Macht von Maschinen und Computern (The Terminator, Matrix, I, Robot), die Ausbeutung und Schädigung der Umwelt (Silent Running, Soylent Green, Waterworld), die Pervertierung diverser Unterhaltungsformate (Rollerball, Running Man, The Hunger Games, Ready Player One), die Hybris von Forschung und Wissenschaft (I am Legend, Total Recall, Blade Runner) oder die menschliche Kriegs- und Selbstzerstörungslust (Planet of the Apes, Children of Men, Oblivion) ...

https://www.ofdb.de/film/488,927789,Mad-Max/review/
http://www.vodkasreviews.de

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Re: Mad Max

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Mad Max (1979) - George Miller

Der 1979 entstandene Mad Max-Erstling ist ein echter Janus-Kopf. Denn wie der römische Gott mit dem doppelten Antlitz entpuppt sich auch George Millers Actiondystopie als Film mit zwei Gesichtern, welche stilistisch und qualitativ nur bedingt kompatibel sind. Natürlich ist dies – zumindest hinsichtlich der stilistischen Komponente – nicht zuletzt auch dem Konzept des Films geschuldet.

Mad Max zeichnet eine Gesellschaft am Rande der Auflösung, in welcher sich Gewalt und Anarchie mehr und mehr zu den bestimmenden Werten entwickeln – und zwar auf beiden Seiten des Gestzes. Um diese auflösenden gesellschaftlichen Strukturen klar herauszuarbeiten entschied sich Miller für eine Zweiteilung seines Films zwischen einerseits dem mehr und mehr um sich greifenden Wahnsinn und einer nachwievor von bestimmten Regeln geleiteten Ordnung. Dabei ist festzuhalten, dass die actionorientierten Sequenzen des „Wahnsinns“ deutlich besser gelungen sind als die eher dramatisch angelegten Szenen des „normalen Lebens“. Grundsätzlich kann man sagen, dass immer wenn Mad Max in den hohen Drehzahlbereich geht und sich hemmungslos wilder und rauer Action hingibt er vollumfänglich zu überzeugen weiss. Sowohl die packende Inszenierung als vor allem auch die halsbrecherischen Auto- und Motorradstunts sind – gerade auch unter Berücksichtigung des sehr geringen Budgets – atemberaubend und spektakulär. Dies vermengt mit hemmungslos über die Stränge schlagenden antagonistischen Figuren wie dem Nightrider, Bubba Zanetti, Johnny the Boy und natürlich dem von Hugh Keays-Byrne hinreissend zum Besten gegebenen Toecutter sorgt für einen enormen Unterhaltungswert.

Dadurch wird aber auch um so deutlicher, wie vergleichsweise stark dagegen der „dramatischere“ Teil des Films abfällt. Immer wenn der Film sich mehr Figuren und ihren Hintergründen zu widmen versucht verflacht Mad Max ein Stückweit – auch weil gerade die diesbezüglichen Dialoge eindeutige Schwächen offenbaren (zB wenn Max seiner Frau seine Gefühle gesteht oder er gegenüber seinem Vorgesetzten den Dienst quittieren will). Dies hängt sicherlich auch damit zusammen, dass die „normalen“ Figuren im Gegensatz zu ihren „irren“ Gegenparts zu blass und wenig interessant bleiben. So viel Mühe sich Miller auch gibt den Hintergrund von Max Werdegang zu schildern, so wenig Kontur verleiht er seiner Titelfigur. Da kann auch das bereits hier unübersehbare Charisma von Mel Gibson wenig daran ändern, da er vom Drehbuch einfach zu wenig zum arbeiten bekommt. Das ändert sich erst, als Max den Wandel zur Figur Mad Max vollzieht und die figürliche Trennung zwischen Gut und Böse endgültig verwischt. Es scheint gerade so, als ob Gibson im letzten Teil des Films seine rollentechnischen Fesseln abwirft und ab hier Vollgas gibt.

Unterm Strich ist Mad Max daher in meinen Augen ein „mixed bag“, bei dem allerdings die positiven Seiten klar die Überhand behalten, auch weil selbst in den „normalen“ Teilen immer wieder einzelne Szenen herauszuragen wissen wie die spannungsgeladenen, fortwährenden Angriffe auf Maxs Familie.

Wertung: 7 / 10
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Mad Max

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Agent 009 hat geschrieben: 13. Mai 2015 09:44 Mad Max, 1979

Im Jahre 1979 kam ein Film in die Kinos, der den bis dahin noch unbekannten Australier Mel Gibson zum Durchbruch verhelfen sollte. Auch das Action-Genre sollte nicht mehr das selbe sein. In vielerlei Hinsicht war 'Mad Max' ein Wegweiser für die Zukunft, ein Meilenstein, ein Klassiker. Auch nach über 30 Jahren hat der Film nichts von seiner Klasse eingebüßt.

In der nahen Zukunft gibt es mehr Gewalt und Verbrechen denn je. Auch die Polizei ist nicht weniger Gewaltbereit und hat sich den aktuellen Umständen angepasst. Als der Anführer der Höllenjockeys aus dem Gefängnis ausbricht, kommt es zu einer mörderischen Verfolgungsjagd. Als sich Polizist Max Rockatansky der Sache annimmt, endet die Hetzjagd für den 'Nightrider', dem Kopf der Bande tödlich. Seine 'Leute' wollen Rache und schon kurz darauf gibt es erste Tote.

Mad Max ist ein dreckiger, brutaler und düsterer Film, der in einer Zeit spielt wo Gesetze, Ordnung und Moral nicht mehr viel bedeuten. Auf den Straßen herrscht Chaos und Gewalt, welches im Film wirklich stark umgesetzt ist. Die dichte Atmosphäre im Film schafft es den Zuschauer einzufangen und trägt den Film merklich. Die vielen für damals heftigen Gewaltszenen können vielleicht dazu verleiten den Film als Gewaltverherrlichend zu beurteilen, was sicherlich auch nicht ungerechtfertigt ist. Das Interessante am Film ist, das der gute und ehrliche Cop nach dem Mord an einem Kollegen versucht dieser Gewalt zu entkommen. Er versucht auszusteigen und sein Leben fernab von dieser Brutalität neu zu führen, was ihm aber nicht gelingt. Gewisse Ereignisse bringen diesen guten Menschen dazu die Linie zu überschreiten, welche ihn von den skrupellosen Mördern der Bande trennt. Diese Entwicklung ist sehr interessant und gut umgesetzt.

Gerade was die Regie und die Kameraarbeit angeht, kann man dem Film gar nichts vorwerfen. Sichtlich inspiriert von einigen 70er-Jahre Revengemovies treibt Miller seinen Protagonisten und die Geschichte immer weiter vorwärts, ohne sich in unwichtige Nebenhandlung oder so zu verlieren. Der Film hat dadurch ein gutes Erzähltempo und keine wirklichen 'Fillerszenen' oder dergleichen. Die spektakulären Actionszenen und Auto-Stunts können sich wirklich sehen lassen, was sicherlich auch der guten Kameraarbeit zu verdanken ist. Trotz des kleinen Budgets von 200.000 $ wirkt der Film so wie er ist perfekt, in allem was er macht.

George Miller hat Mel Gibson zum Star gemacht. Mit dem Kultfilm Mad Max wurde der Grundstein für eine Filmreihe gelegt, die im Jahre 2015 neues Leben eingehaucht bekommt. Der Erstling ist extrem brutal und punktet durch seine raue, farblose Optik und zeigt den Verfall der Gesellschafft und die Überhand-nehmende Gewaltbereitschaft von Menschen aus einer interessanten Sichtweise. Besonders stark ist hier der Wandel des guten Idealisten zum Dämon den er bekämpfen will. Gibson spielt seine Rolle stark und vor allem im letzten Viertel des Films so unglaublich kühl und emotionslos, sehr beeindruckend.

"Die Kette an der Handschelle ist aus Edelstahl. Du brauchst etwa 10 Minuten um sie durchzusägen,
... aber wenn du Glück hast, dann schaffst du es in 5 Minuten deine Knöchel durchzusägen."

Durch die Nutzung verschiedener Genre-Elemente (Action, Horror, Western) hat Miller ein besonderes Stück Kino geschaffen, welches es heute so gar nicht mehr gibt. Die trostlose Welt, das Setting in dem Mad Max spielt hat bis heute viele andere Medien beeinflusst und sich in der Popkultur mehr als etabliert, welches den Film nur besser macht. Nach so langer Zeit hat der Film nichts von seiner Klasse eingebüßt und funktioniert auch heute noch großartig.

9/10
Ist das lange her. Aber ich zitiere hier einfach mal mein Review von vor Jahren. :D

Stoppen kann ihn nur ein Begrenzungspfahl

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Mad Max

Als habe „Sam Peckinpah die Absicht, seinen Helden die letzten Tötungshemmungen auszutreiben“ – mit diesem Fazit urteilte im März 1980 der Filmkritiker Norbert Jochum in der Zeit über einen Film, der gerade dabei war, für lange Zeit (insgesamt zwanzig Jahre) zur profitabelsten Filmproduktion überhaupt zu werden. Ein australischer, postapokalyptischer Copfilm namens „Mad Max“ hatte es geschafft, bei einem Budget von weniger als 400.000 Dollar insgesamt über 100 Millionen Dollar einzunehmen.

Wie kostengünstig „Mad Max“ entstand, lässt sich anhand von Anekdoten erzählen. So eröffnet der 93-minütige Film mit einer spektakulären Autoverfolgungsjagd. Ein Gangster, der sich selbst Nightrider nennt, hat einen Polizisten ermordet und fährt jetzt mit seiner Freundin dessen Karre durchs australische Outback spazieren. Ein paar Bullen rasen ihm nach. Die Folge sind mehrere Zusammenstöße, Beinahe-Unfälle und ein atemberaubender Stunt, in dem ein Auto mit voller Wucht durch einen Campingwagen kracht und dieser mit einem großen Loch in der Mitte zurückbleibt. Wie sang später die Band „Torfrock“ in ihrem Song zum Film „Werner – Beinhart!“: „Stell den Campingwagen nicht dahin oder du hast einen Tunnel drin“. Die irrsinnige Szene verlangte von Regisseur George Miller einen besonderen Einsatz: Da das Budget zu dem Zeitpunkt des Drehs bereits aufgebraucht war, ließ er vor der Kamera seinen eigenen Camper zerstören.

Miller hatte lange als Arzt in einem Krankenhaus in Sydney gearbeitet und dort Unfallpatienten behandelt. Ein Anliegen, das ihm eine Herzensangelegenheit war: in seiner Jugend im ländlichen Queensland hatte er gleich drei enge Freunde bei Autounfällen verloren. „Mad Max“ war sein erster Spielfilm und ist voll von solchen Unfällen. 1971 hatte Miller im Krankenhaus den Amateur-Filmemacher Byron Kennedy kennengelernt, und mit ihm an ein paar Kurzfilmen gearbeitet. Als sie „Mad Max“ in Angriff nahmen, hatten sie zwar Erfahrung, wussten aber in vielen Fällen noch lange nicht, was sie taten. Sie drehten mit beschränktesten Mitteln, sperrten ohne Genehmigung Straßen ab, filmten dort ihre Unfälle und räumten die Straße danach selbst wieder auf. Walkie-Talkies, die sie für den Dreh kauften, konnten sie schnell wieder in den Müll werfen: die Frequenz der Dinge behinderte den Polizeifunk. „Guerilla-Filmemachen“ der besten Sorte also.

Wer so viel auf sich nimmt, muss doch eine besondere Geschichte zu erzählen haben – könnte man meinen. Tatsächlich wirkt das im ersten Drittel von „Mad Max“ nicht so. Eigentlich gibt es hier nur absurd aufwendige Autostunts zu begutachten, die ein jähes Ende finden, als der beste Fahrer der australischen Polizei, ein gewisser Max Rockatansky, sich einschaltet. Kaum nimmt er die Verfolgung auf, finden der Nightrider und seine Gespielin den Tod. Einen Großteil seines Geldes hat Miller also schon verballert, bevor er überhaupt ins Erzählen gekommen ist. Oder würde er das anders sehen?

Eigenen Aussagen zufolge schwebte ihm damals ein „Stummfilm mit Ton“ vor, sein großes Vorbild sei Buster Keaton gewesen. Dessen „The General“ von 1926, in dem ein Lokführer seiner geklauten Eisenbahn nachjagt, wird gemeinhin als Triumph cineastischer Kinetik gefeiert. Um eine konventionelle Erzählung geht es nicht, eher um ein Kino der Bewegungen. Miller addiert diesem radikal-entschlackten Ansatz in „Mad Max“ noch eine Ebene hinzu, die er sich u.a. bei den Italowestern eines Sergio Leone abguckte: sein Erzählen, sein Zeigen von Figuren, gerät mythologisch. Max Rockatansky wird von der Kamera über mehrere Minuten „eingeführt“, erst sieht man seine Schuhe, dann seine Lederjacke, sein Auto, seine Sonnenbrille und erst nach langer Antizipation kommt das Gesicht vom damals gänzlich unbekannten Hauptdarsteller Mel Gibson ins Bild, den diese Rolle zum Weltstar machte.

Max ist nicht bloß eine Figur, verdeutlicht diese Inszenierung, er ist ein Archetyp, er ist der letzte gerechte Vollstrecker des Rechts in einer kaputten, desolaten Welt. „Mad Max“ ist eine Dystopie, die sich selbst weder erklärt noch begründet. Von der Texteinblendung, er spiele „in der nahen Zukunft“ abgesehen, gibt es keine Kontextualisierung für das, was Miller zeigt. Aus den Bildern ergibt sich, dass in Australien Straßenbanden, darunter die psychopathischen Höllenjockeys, für Terror sorgen und das Land terrorisieren, und es der Polizei, die vom heruntergekommenen Justizpalast aus walten, die Lage kaum noch unter Kontrolle haben.

Der Tod des Nightriders, einem Mitglied der Höllenjockeys, ruft diese für eine Vergeltungsaktion auf den Plan. In einer Szene, die direkt aus Western entnommen ist, plündern sie einen kleinen Ort, brandschatzen und vergewaltigen. Kurz darauf wird Max‘ Partner Goose bei lebendigem Leib von ihnen verbrannt. Herausragend zeigt Gibsons Gesicht, dass dies der erste Schritt der Desillusionierung ist. Er kündigt seinen Job. Sein Chef ruft ihm nach: „Die meisten Menschen, die glauben nicht, dass es noch Helden gibt heutzutage. Drauf geschissen! Du und ich, Max, wir werden ihnen beweisen, dass noch nicht alle Helden tot sind.“

In US-Filmen wäre das der Moment, in dem der Held sich vom Pathos umstimmen lässt. Sieben Jahre später wiederholt sich diese Szene fast exakt in „Top Gun“ von Tony Scott. Auch hier hat es den Partner des Helden, der ebenfalls Goose heißt, erwischt. Auch hier will der Held seinen Dienst quittieren. Er lässt sich umstimmen. Max aber nicht. Er lacht nur über die Ansprache seines Chefs und glaubt, würde er nur noch einen Tag länger auf den Straßen verbringen, er wäre bald genauso verrückt wie die Höllenjockeys. Die Subtilität, mit der Miller seine dystopische Version eines anarchischen Australiens zeichnet, allein über die Montage der Actionmodule einer damals zeitgemäßen B-Film-Ästhetik, ist auch nach vielen Jahren noch bemerkenswert. Max wird mit simpelsten Mitteln als letztes Bollwerk gegen das Chaos gezeichnet, nur um ihn dann kapitulieren und mit Frau und Kind in die Natur flüchten zu lassen. Nicht wenige Konkurrenzfilme könnten sich eine Scheibe hiervon abschneiden.

„Mad Max“ inspirierte durch seine trostlose, pessimistische Endzeit-Stimmung ein ganzes Subgenre, prägte popkulturelle Ikonen wie die Comicfigur Judge Dredd oder das satirische Wüsten-Ödland der Videospiel-Reihe „Fallout“. Gerade die sparsame Inszenierung, die beispielsweise Stunts immer nur aus einer Kamerasicht zeigt – man hatte nicht das Geld, Auto-Zusammenstöße mehrfach zu filmen – sorgt für eine harte und unwirkliche Atmosphäre, genau wie die Musik von Brian May (nicht zu verwechseln mit dem Mitglied der Band „Queen“) schräge und surreale Töne anschlägt.

Es ist aber erst das letzte Drittel, welches „Mad Max“ wirklich zum Kult werden ließ, in denen Miller seinem Helden, wie Jochum schrieb, die „letzten Tötungshemmungen“ nimmt. In einer langen Sequenz spüren die Höllenjockeys Max‘ Frau auf, jagen sie durch den Wald – was dank Millers Einsatz einer subjektivierenden Kamera für zusätzliche Beklommenheit und Unbehagen sorgt. Sie schnappt sich den Nachwuchs, flieht mit ihrem Kleinkind auf den Arm – aber sie kann den Gangstern nicht entkommen. Als sie ihr mit den Motorrädern nachjagen, filmt die Kamera plötzlich nur noch den Asphalt und ein Kinderschuh fliegt ins Bild. Suggestiver kann man eine solche Gräueltat nicht inszenieren.

Jetzt zeigt Mel Gibson seine schauspielerische Klasse. Kalt, trostlos und verbissen will Max Vergeltung. Einige spektakuläre Autostunts später ist nur noch einer der Höllenjockeys über. Max kettet ihn mit seinem Fußknochen per Handschelle an einen Unfallwagen aus dem Benzin tropft, improvisiert einen Zeitzünder. Dann schmeißt er ihm eine Säge hin: „Du brauchst etwa zehn Minuten, um sie durchzusägen, aber wenn du Glück hast, schaffst du es in fünf Minuten, deinen Knöchel durchzusägen.“ Sprachs und ging, fuhr in das Nichts hinaus. Die Rache bringt Max keine Katharsis, keine Befreiung. Er verbleibt, Mel Gibsons Augen sprechen Bände, als ein Getriebener, der in die verlorene Welt hinausfährt. Was er hinterlässt, ist eine Schneise der Verwüstung und Gewalt. Die Szene mit der Säge inspirierte 2004 allzu offensichtlich den Horrorschocker „Saw“.

Millers betont schräg-entrückte Sinfonie aus Gewalt, Blechschäden und Männlichkeit traf offenkundig einen Nerv, kann als Nachfolger zu anderen Rachefilmen der 70er wie „Dirty Harry“ mit Clint Eastwood, „Ein Mann sieht rot“ mit Charles Bronson oder „Ich spuck auf dein Grab“ mit Camille Keaton gesehen werden und ist selbst der Vorgänger immer nihilistischerer Zukunftsvisionen, die das Kino in den Folgejahren präsentierte, etwa John Carpenters „Die Klapperschlange“ oder James Camerons „Terminator“.

Von der Fachpresse für Gewaltverherrlichung und Menschenverachtung abgestraft, vom Publikum zum stilprägenden Klassiker erkoren. Der Ansatz eines „Stummfilms mit Ton“ machte sich für Miller mehr als bezahlt – das 285-fache seines Budgets spielte „Mad Max“ ein. Wohl auch, weil er überall auf der Welt verstanden wurde. Miller verriet Jahre später: „In Japan hielt man Max für einen Samurai, in Frankreich für einen Westernhelden auf Rädern, in Skandinavien nannten sie ihn einen Wikinger.“
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Re: Mad Max

234
Na, da haben wir uns ja ausgelassen. ;) Starke Reviews, Connor und Hille.
Ich bin hier auch inhaltlich näher bei euch. Ich sehe keinerlei "Verflachung" im dramatischen Teil. Die Besinnung auf das kurze Familienidyll, in das die Rockerbande hinein bricht, ist essentiell für die Metamorphose von Max zu Mad Max. So gesehen ist der erste Film auch eine Art Origin-Story zum Mythos, der dann zu Beginn des zweiten Films vollends vollzogen ist.
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Re: Mad Max

235
Ich fand die Dialoge diesmal schon erstaunlich schwach. Überhaupt hatte ich den Eindruck, dass immer wenn der Film den Fuss vom Gas nimmt, man ihm seinen Entstehungshintergrund allzu deutlich ansehen kann. Sowohl im Hinblick auf sein Budget, also auch auf die Inszenierung. Auch Mays in diesen Passagen nicht selten sehr deplaziert bzw. schwach anmutende Musik würde ich hier dazurechnen. Die Entwicklung der Folgefilme geht ja dann konsequenterweise (?) auch genau in die Richtung der überdrehten Anteile des Erstlings, gerade als ob sich Miller seiner bzw. der Unzulänglichkeiten seines Films nur zu bewusst gewesen ist.
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Re: Mad Max

236
Da widerspreche ich. Das sind keine Unzulänglichkeiten, sondern Etappen auf dem Weg zum Mythos und dem Weg ins postapokalyptsche Wasteland. Die etwas, wenn überhaupt, naiveren Dialoge sind das letzte Pflänzchen von Menschlichkeit, das dann brutal ausgetreten wird. Ich empfinde das als absolut stimmig.

Und der dritte Film schlägt wieder eine etwas andere Richtung ein, wie gelungen, können wir dann ja später diskutieren. ;)
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Re: Mad Max

237
Das dies dramaturgisch und figürlich beabsichtigt ist, also der Kontrast zwischen heiler und kaputter Welt, das sehe ich ja auch so. Und ja, im Kontext funktioniert das schon auch. Aber noch besser würde es halt funktionieren, wenn Dialoge und Inszenierung der Heilen-Welt-Szenen sich nicht auf dem Niveau einer Soap abspielen würden. Das ist aber schon ok, seinen berechtigten Ruf hat Mad Max nicht wegen der Dialoge (also zumindest nicht wegen den "normalen"), sondern wegen der Action und den kaputten Typen. Und hier ist der Film gleichermaßen superb wie stilprägend.
vodkamartini hat geschrieben: 21. Mai 2024 15:33 Und der dritte Film schlägt wieder eine etwas andere Richtung ein
In Bezug auf den ab Teil 2 konsequent verfolgten Over-the-Top-Ansatz aber eigentlich ja nicht. Wobei: man kann natürlich die soapigen Elemente von Teil 1 durchaus auch als Over-the-Top ansehen. Aber handwerklich finde ich sie halt trotzdem diskutabel. :)
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Re: Mad Max

238
HCN007 hat geschrieben: 4. Januar 2016 22:59 Review zur bisherigen Mad Max-Quadrilogie: (1979, 1981, 1985, 2015)

Es hat mir schon in den Fingern gejuckt, als ich damals MMFR gesehen habe, aber ich konnte bis zum Jahresende 2015 warten, bis ich mir endlich ein Bild der alten Mad Max-Filme machen konnte. Hier nun ein "kleiner" Überblick !

Mad Max (1979)

Hier wird uns eine postapokalyptische Welt mit einem Mangel an Kraftstoff, Nahrung, Wasser präsentiert. Die Welt sieht sich einer Bedrohung von Straßengangs ausgesetzt. Die Cops der Halls of Justice, darunter Max Rockatansky sorgen bei einer Verfolgung des Gangsters „Nightrider“ für den Tod des selbigen. Die Straßengang des Nightrider unter der Führung von Toecutter schwören Rache und sorgen mit ihren Racheakten für ein einschneidendes Erlebnis im Leben von Max, woraufhin er Rache schwört.

Was halte ich davon ?


Postapokalyptische typische Revenge-Story, die jedoch vor allem im Mittelteil weit unter seinen Möglichkeiten bleibt. Die Autoverfolgungen sind wirklich toll gefilmt und bieten tolle Stunts. Und der Charakter Max Rockatansky ist in diesem Film die neutrale Hauptfigur, die sich auf einem schmalen Grat befindet, genauso verrückt wie die Gangster zu werden, die er jagt. Der Film ist unterhaltsam, jedoch streckenweise langatmig und leicht zu lang.

7/10

Mad Max: The Road Warrior (1981)

Der getriebene Max gerät hier zwischen die Fronten einer Straßengang unter der Führung von Lord Humungus und einem Trupp Rebellen unter der Führung von Pappagallo, die eine der letzten Raffinerien für Öl besetzt haben.

Was halte ich davon ?


Der Film ist schon eine gewisse Ecke besser als der Erstling und baut schon vom Setting her eher die Optik auf, die uns in den kommenden Mad Max-Filmen präsentiert wird. Der ubliche Storyverlauf der kommenden Mad-Max-Filme wird hier ebenfalls eingeführt. Die Action und der Handlungsverlauf sind schon recht ordentlich und waren sehr unterhaltsam. Einziges Problem ist für mich gewesen, dass hier die Charakterzeichnung doch sehr unter den Möglichkeiten bleibt. Egal ob es die Amazone im Raffinieriecamp ist, Pappagallo oder auch Lord Humungos.

8/10


Mad Max: Beyond Thunderdome (1985)

Mad Max gerät auf der Suche nach seinem von einem Piloten geklauten Gefährt in die nach eigenen Regeln geführte Handelsstadt Bartertown und wird nach einem missglückten Putsch innerhalb der Stadt ins Exil geführt und wird fast verdurstet von einer Gruppe von Kindern aufgegriffen, die ihn für einen Piloten aus einer Vision halten. Zusammen mit der Gruppe von Kindern wird eine Flucht/Rebellionsaktion aus Bartertown unternommen, die der Führung von Bartertown, Aunty Entity missfällt.

Was halte ich davon ?

Der klassische Handlungsverlauf des 2. Teils wird hier leicht abgewandelt und mit ein wenig Futter für z.B. den späteren „Hook“ oder auch „Waterworld“ angereichert. Die Settings mit Bartertown, der Wüste und dem Camp der Kinder ist abwechslungsreich, aber sorgt dafür, dass sich alles irgendwie nicht wie aus einem Guß anfühlt. Auch hier wird wie im 2. Teil wenig für die Charaktertiefe von wichtigen Charakteren unternommen. Dass soll allerdings nicht heißen, dass ich an dem Film keinen Spaß hatte.

6/10

Ich habe bei meiner Retrospektive der Mad-Max-Trilogie das Gefühl gehabt, dass jedem Film etwas gefehlt hat und bin der Meinung, dass 30 Jahre später der gute George Miller mit Mad Max Fury Road einen Film geschaffen hat, der die Lücken füllt und somit quasi alle Schwächen der Vorgängerfilme ausgemerzt hat.

Mad Max Fury Road (2015)

Max Rockatansky wird von einer Gruppe Warboys aufgegriffen und in der Zitadelle als Blutbeutel missbraucht. Als der Imperator Furiosa bei einem geplanten Warentransport für die Zitadelle alle von Immortan Joes „Brüter“ mitgenommen hat, wird Max unfreiwillig auf die Jagd nach Furiosa mitgenommen. Nach einem heftigen Sandsturm schließen sich widerwillig Max und Furiosa auf der Flucht vor Immortan Joe zusammen.

Was halte ich davon ?

Mein Topfilm des Jahres 2015 – und zu 100% einer meiner Alltime-Favoriten – Tom Hardy – muss ich noch mehr sagen ? Ich denke schon ! Das erspare ich euch nicht.

Der Film bietet, wenn es hochkommt, knapp die Hälfte der Laufzeit von 2 Stunden, Nonstop-Action der Extraklasse. Hochwertiges, innovatives und ideenreiches Produktionsdesign, absolut übersichtlich, rasant gefilmte und handgemachte Action, auch wenn doch ein wenig Greenscreen und CGI im Spiel ist. Manch einer wird dem Film zu wenig Handlung und Story vorwerfen – Ich möchte dagegen halten.

Beim Charakter Max wird uns nur über Visionen die Backstory des traumatisierten, getriebenen, wortkargen Outlaws präsentiert. Er ist zwischen den Fronten und ordnet sich eher mehr ein, als über oder unter. Tom Hardy zeigt hier, dass er sehr gut darin ist, anderen Schauspielern Raum zur Entfaltung zu geben.

Die eigentliche Hauptperson ist Imperator Furiosa, die mit dem eigenen Ziel vor Augen, das Paradies zu finden und die Brüter zu retten, quasi den MacGuffin des Roadtrips vorgibt und zur Mitte des Films feststellen muss, welcher Trugschluss ihr Ziel war. Charlize Theron zeigt hier, wie gut sie eine solche Rolle ausfüllen kann.

Mit Immortan Joe, der vom ehemaligen Toecutter Hugh Keays-Byrne gespielt wird, haben wir einen Top-Badguy, der durch die eigene Sterblichkeit und den Verlust seiner Zukunft etwas Reelles mit Konsequenzen zu verlieren droht und damit die passende Motivation im Film mit sich bringt.

Auch einen Charakter, den ich hervorstellen möchte, ist der Warboy Nux, dessen sehnlichster Traum es ist, für Immortan Joe an den Toren von Valhalla erwartet zu werden. Nachdem ihm das mehrfach nicht gelungen ist, wird er als desillusionierter Warboy Teil der Gruppe um Furiosa und Max. Er erkennt an einer leicht aufkeimenden Liebesgeschichte zwischen ihm und Capable den Trugschluss seines Traums und hat hier mitunter die größte und auch mutigste Charakterentwicklung des Films. Man ist auf jeden Fall sein Zeuge !

Alleine die Hintergründe der Hauptfiguren der Handlung und auch die komplette Struktur und Darstellung der postapokalyptischen Gesellschaft des Films lassen die „Bierdeckel-Handlung“ weitaus größer ausfallen, als es erst den Anschein hat.

Trotz der Gefahr, dass der gesamte Film eine einzige, adrenalingeladene Verfolgungsjagd ist, ist es dem durch sein perfektes Pacing gelungen, dem Zuschauer auch Ruhephasen zu gönnen und um die Handlung etwas zu vertiefen. Dabei sorgt der Film teilweise mehr mit seinen Bildern, als mit den gesprochenen Worten.

Der Soundtrack von Junkie XL und damit aus dem Hause von Hans Zimmer orientiert sich leicht an musikalischen Motiven aus Teil 2 (Brian May) und 3 (Maurice Jarre) und modernisiert die Stücke so extrem, dass der Soundtrack ein wahrer Ohrgasmus ist. Der Soundtrack ist somit der Hammer und rundet den ganzen Film ab. Genial ist auch, dass die Trommeln und die elektrische Gitarre perfekt auf die Szenen im Film abgestimmt sind.

Was bleibt mir noch zu sagen ? - Wenn mich später einmal jemand fragen wird, welchen Film aus 2015 man sich definitiv ansehen muss – Ich würde neben Bond, Hunt, Dinos, Star Wars ganz klar jedem eine uneingeschränkte Empfehlung für Mad Max Fury Road geben.

Dieser Film verdient von mir ganz klare 10/10 Punkte.

Mein Mad-Max-Ranking sieht demnach wie folgt aus:

1. Mad Max Fury Road (10/10)
2. Mad Max The Road Warrior (8/10)
3. Mad Max (7/10)
4. Mad Max Beyond Thunderdome (6/10)

Ich bin mal gespannt, wie es im nächsten Teil „Mad Max: The Wasteland“ weitergehen wird und welche storymäßigen Einfälle man einfließen lässt. Es besteht jedoch die Gefahr, dass man sich dazu verleiten lässt, das typische „Größer, schneller, weiter“ in Bezug auf die Verfolgungsjagden aus Fury Road anzuwenden, um eine redundante Kopie rauszubringen. Mir würde es gefallen, wenn man sich vielleicht ein wenig mit einer abgedrehten, verrückten Charakterstudie noch mehr um die Backstory von Max auseinandersetzen würde.
So habe ich auf der vorigen Seite damals über die Filme gedacht - Interessant, wie der letzte Abschnitt gealtert ist. Morgen und Donnerstag Abend sind 2 Sichtungen von "Furiosa - A Mad Max Saga" geplant - ich bin gespannt.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Mad Max

239
AnatolGogol hat geschrieben: 20. Mai 2024 07:58 Dabei ist festzuhalten, dass die actionorientierten Sequenzen des „Wahnsinns“ deutlich besser gelungen sind als die eher dramatisch angelegten Szenen des „normalen Lebens“.
Gut, du hast "normales Leben" auch in Anführungszeichen gesetzt. Aber wirklich normal sind die ja eigentlich nicht. Allein die Szene, in der ganz beiläufig gezeigt wird, wie das Kleinkind mit Max' Revolver Klötzchen bauen spielt, drängt sich mir da sofort auf. Ich finde es ziemlich faszinierend, wie Miller in "Mad Max" eine Dystopie entwirft, die fast gar nicht verbal ausgedrückt wird. Warum Australien so vor die Hunde gegangen ist (bzw. das es überhaupt vor die Hunde gegangen ist), warum die Biker-Gangs die Straßen regieren, warum die Polizei derart machtlos (und offenbar auch finanziell mies gerüstet) dagegen ist; all das wird nicht erklärt. An einer Stelle hörte man die Stimme aus den Lautsprechern beim Justizpalast etwas von Ölknappheit faseln, aber mehr als das liefert "Mad Max" nicht. Die Szenen des "normalen" Lebens sind dementsprechend nicht wirklich normal, sondern können nur abseits dieser kaputten neuen Weltordnung stattfinden - und selbst dann drängt sich der fortwährende Wahnsinn immer auf (selbst die alte Muddel auf der Farm hat die Schrotflinte stets griffbereit und weiß damit umzugehen).
vodkamartini hat geschrieben: 19. Mai 2024 16:27 Da werden Menschen in Frontalzusammenstößen getötet, von Motorrädern und größeren Vehikeln überfahren, bei lebendigem Leib angezündet, amputiert und angeschossen.
Unsere Kritiken sind sich sehr ähnlich - was in diesem Fall Zufall ist, da ich eure Texte erst gelesen habe, als meine schon fertig war. Aber ich sehe es wie du, dass der raue und deutlich ungeschliffene Stil, der in Teilen sicher auf den halbwegs improvisierten Dreh zurückzuführen ist, in diesem Fall dem Charakter des Films gut steht. Es ist - anders gesagt - ein Film, der größtenteils ohne Mätzchen auskommt, in dem ein Autocrash einfach nur ein Autocrash ist und es da seitens der Kamera nicht "mehr zu sagen gibt". Eine Szene sticht dann inszenatorisch hinsichtlich ihres Stils aber doch sehr stark heraus, und das ist die Szene, in der die Höllenjockeys die arme Mrs. Max durch den Wald jagen. Das fand ich toll, wie da bei jedem Schnitt aufs Geäst immer ganz kurz noch ein hinters Gestrüpp huschender Feind zu sehen ist, sodass ich die ersten drei-vier Male mir gar nicht sicher war, ob ich wirklich jemanden gesehen habe oder es nur Einbildung war. Ganz stark, und ein extrem beunruhigender Moment. Toll ist auch, dass Miller den entscheidenden Gewaltakt gegen Frau und Kind nicht zeigt, sondern nur suggeriert (und wie!), später bei den Motorradbengeln (und auch bei den Verstümmelungen, die Max erleiden muss) aber dann voll draufhält.
Agent 009 hat geschrieben: 13. Mai 2015 09:44 Die vielen für damals heftigen Gewaltszenen können vielleicht dazu verleiten den Film als Gewaltverherrlichend zu beurteilen, was sicherlich auch nicht ungerechtfertigt ist.
Ich habe das in einigen älteren Kritiken auch nachgelesen, finde den Vorwurf aber tatsächlich kurzsichtig. Bei reinrassigen Rache-Reißern wie "Ein Mann sieht rot" oder "Taken" kann man das meinetwegen wirklich vorbringen, aber bei "Mad Max" ist das dann doch noch mal anders. Für uns Zuschauer mögen die Tode der Höllenjockeys kathartisch sein, aber erlösend sind sie für Max selbst eindeutig nicht. Die letzte Szene, als er mit diesem leeren und toten Blick die Straße ins Nirgendwo fährt, macht alles deutlich, was deutlich gemacht werden muss: Da hat nicht der liebende Vater seine Familie gerächt, sondern da ist die 'letzte gute Seele' dieser kaputten Welt in den Abgrund gezogen worden. Insofern finde ich den Vorwurf der Gewaltverherrlichung schon als ungerechtfertigt, da Gewalt nicht als Lösung aller Probleme gezeigt wird, sondern eher als letzte Konsequenz einer menschlichen Tragödie.
vodkamartini hat geschrieben: 21. Mai 2024 15:11 Die Besinnung auf das kurze Familienidyll, in das die Rockerbande hinein bricht, ist essentiell für die Metamorphose von Max zu Mad Max. So gesehen ist der erste Film auch eine Art Origin-Story zum Mythos, der dann zu Beginn des zweiten Films vollends vollzogen ist.
Ja, das ist interessant. Ich habe den Film zusammen mit meiner Freundin und meinem besten Freund geschaut, für uns alle war es das erste Mal. Mein Kumpel konnte mit "Mad Max" nicht so viel anfangen, und fragte direkt als der Abspann losging: "Davon hat man Fortsetzungen gemacht?" Für ihn wirkte dieser Abschluss sehr endgültig, während meine Freundin und ich beide das Gefühl hatten, hier eigentlich ein Prequel gesehen zu haben, einen Film, der da endet, wo der Mythos anfängt.
AnatolGogol hat geschrieben: 21. Mai 2024 17:02 Aber noch besser würde es halt funktionieren, wenn Dialoge und Inszenierung der Heilen-Welt-Szenen sich nicht auf dem Niveau einer Soap abspielen würden.
Hmmm, aber ist das Soap-Niveau? Mit einer Soap würde ich eher irgendein Drama assoziieren, während das, was da zwischen Max und Maxine ( :mrgreen: ) stattfindet doch eigentlich recht unaufgeregt bleibt und wohl wirklich kaum mehr als die "unschuldige Alternative" zum kaputten Straßenleben bildet. An welche Szenen denkst du da genau, wenn du von Soap sprichst?
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Mad Max

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Casino Hille hat geschrieben: 21. Mai 2024 21:31 Eine Szene sticht dann inszenatorisch hinsichtlich ihres Stils aber doch sehr stark heraus, und das ist die Szene, in der die Höllenjockeys die arme Mrs. Max durch den Wald jagen. Das fand ich toll, wie da bei jedem Schnitt aufs Geäst immer ganz kurz noch ein hinters Gestrüpp huschender Feind zu sehen ist, sodass ich die ersten drei-vier Male mir gar nicht sicher war, ob ich wirklich jemanden gesehen habe oder es nur Einbildung war. Ganz stark, und ein extrem beunruhigender Moment. Toll ist auch, dass Miller den entscheidenden Gewaltakt gegen Frau und Kind nicht zeigt, sondern nur suggeriert (und wie!), später bei den Motorradbengeln (und auch bei den Verstümmelungen, die Max erleiden muss) aber dann voll draufhält.
Ja, hier spielt Miller mit den Mitteln des Horrorfilms, was stimmig ist, da es sowohl für Max wie auch die Biker genau da enden wird. Ein verstörender Moment, der die Störung des bis dato noch vorhandenen moralischen Kompass von Max schon andeutet.
Casino Hille hat geschrieben: 21. Mai 2024 21:31
Agent 009 hat geschrieben: 13. Mai 2015 09:44 Die vielen für damals heftigen Gewaltszenen können vielleicht dazu verleiten den Film als Gewaltverherrlichend zu beurteilen, was sicherlich auch nicht ungerechtfertigt ist.
Ich habe das in einigen älteren Kritiken auch nachgelesen, finde den Vorwurf aber tatsächlich kurzsichtig. Bei reinrassigen Rache-Reißern wie "Ein Mann sieht rot" oder "Taken" kann man das meinetwegen wirklich vorbringen, aber bei "Mad Max" ist das dann doch noch mal anders. Für uns Zuschauer mögen die Tode der Höllenjockeys kathartisch sein, aber erlösend sind sie für Max selbst eindeutig nicht. Die letzte Szene, als er mit diesem leeren und toten Blick die Straße ins Nirgendwo fährt, macht alles deutlich, was deutlich gemacht werden muss: Da hat nicht der liebende Vater seine Familie gerächt, sondern da ist die 'letzte gute Seele' dieser kaputten Welt in den Abgrund gezogen worden. Insofern finde ich den Vorwurf der Gewaltverherrlichung schon als ungerechtfertigt, da Gewalt nicht als Lösung aller Probleme gezeigt wird, sondern eher als letzte Konsequenz einer menschlichen Tragödie.
Besser kann man es nicht formulieren. Max zugleich kalter, wie leerer Blick am Ende birgt keine Befreiung, keine Erlösung. Er wird gewissermaßen zum Zombie und damit seinen Gegnern weit ähnlicher als seinem früheren Selbst. Ich sehe bei Mad Max keine Verherrlichung der Gewalt, obgleich sie dank Millers kompetenter Inszenierung natürlich genug "Schick" hat, um auch ein feierndes Publikum zu bedienen (ein Phänomen, das man auch bei vielen Verhoeven-Filmen vorfindet). Angelegt ist es aber weder erzählerisch, noch die Figuren betreffend. Miller knallt hier eine finstere, nihilistische Dystopie unters Volk, die spätere Hits wie Terminator und Escape from New York maßgeblich beeinflusst haben dürfte, auf jeden Fall aber ähnliche Knöpfe drückt.
Casino Hille hat geschrieben: 21. Mai 2024 21:31
vodkamartini hat geschrieben: 21. Mai 2024 15:11 Die Besinnung auf das kurze Familienidyll, in das die Rockerbande hinein bricht, ist essentiell für die Metamorphose von Max zu Mad Max. So gesehen ist der erste Film auch eine Art Origin-Story zum Mythos, der dann zu Beginn des zweiten Films vollends vollzogen ist.
Ja, das ist interessant. Ich habe den Film zusammen mit meiner Freundin und meinem besten Freund geschaut, für uns alle war es das erste Mal. Mein Kumpel konnte mit "Mad Max" nicht so viel anfangen, und fragte direkt als der Abspann losging: "Davon hat man Fortsetzungen gemacht?" Für ihn wirkte dieser Abschluss sehr endgültig, während meine Freundin und ich beide das Gefühl hatten, hier eigentlich ein Prequel gesehen zu haben, einen Film, der da endet, wo der Mythos anfängt.
Wartet auf den Beginn von Teil 2, da werdet ihr auch bestätigt sehen. ;)
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