Welcher Winnetou-Film ist der beste?

Der Schatz im Silbersee (Harald Reinl, 1962) (Keine Stimmen)
Winnetou I (Harald Reinl, 1963)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (29%)
Old Shatterhand (Hugo Fregonese, 1964) (Keine Stimmen)
Winnetou II (Harald Reinl, 1964)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (29%)
Unter Geiern (Alfred Vohrer, 1964)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (29%)
Der Ölprinz (Harald Philipp, 1965) (Keine Stimmen)
Winnetou III (Harald Reinl, 1965) (Keine Stimmen)
Old Surehand (Alfred Vohrer, 1965) (Keine Stimmen)
Winnetou und das Halbblut Apanatschi (Harald Philipp, 1966) (Keine Stimmen)
Winnetou und sein Freund Old Firehand (Alfred Vohrer, 1966) (Keine Stimmen)
Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten (Harald Reinl, 1968)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (14%)
Winnetous Rückkehr (Marijan David Vajda, 1998) (Keine Stimmen)
Winnetou – Eine neue Welt (Philipp Stölzl, 2016) (Keine Stimmen)
Winnetou – Das Geheimnis vom Silbersee (Philipp Stölzl, 2016) (Keine Stimmen)
Winnetou – Der letzte Kampf (Philipp Stölzl, 2016) (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 7

Re: Der Karl May Thread

226
vodkamartini hat geschrieben:
Old Shatterhand (1964)

Eine Kritik von vodkamartini (Bewertung des Films: 5 / 10)
Ich beneide dich etwas dafür, dass es dir offenbar gelungen ist dich zumindest in Teilen von Old Shatterhand unterhalten zu lassen. Angesichts deiner Wertung verstehe ich auch deinen gestrigen Verweis auf die beiden anderen filmischen Olds, leider empfand ich die Schmetterhand nicht zuletzt auch aufgrund ihrer (Über-)Länge als furchtbar zäh und in folge dessen weitgehend unterhaltungsfrei.

vodkamartini hat geschrieben:
sondern trommelte für deutsche Verhältnisse auch einen recht namhaften Cast zusammen
Das liest man in der Hintergrundliteratur auch desöfteren und es wird meine ich sogar etwas prahlerisch im Making-Of zum Film angeführt. Aber ist das wirklich so? Wenn man mal die Standard Besetzung der Hauptrollen (Barker, Brice und Wolter) weglässt finde ich die Besetzungsliste eher wenig spektakulär in Bezug auch namhafte Darsteller oder gar Stars. Weit und breit kein Kaliber wie der ehemalige Weltstar Granger, die Lavi ist auch ein weit kleinerer Name als die damals international gerade sehr gefragte Sommer. Die US-Amerikaner sind im internationalen Kontext kaum bekannte B-Darsteller. Was den Cast von Shatterhand etwas „exklusiver“ macht ist für mich eigentlich nur seine stärker englischsprachige Ausrichtung, aber in Bezug auf namhafte Stars (zB Lom) ist das für mich eine Klasse hinter den Rialtos anzusiedeln. Vom Einsatz großer deutscher Stars wie Dor oder Kinski ganz zu schweigen.

vodkamartini hat geschrieben:
ist ebenso überflüssig wie der unvermeidliche Komiker-Sidekick Bill Ramsey, der wie seine Vorgänger Eddi Arent (Lord Castlepool) und Chris Howland (Reporter Tufftuff) für den (ebenso deplatzierten wie unkomischen) Humor herhalten muss.
Genau das ist eben die Frage, nämlich ob man Ramsey tatsächlich als komischen Part vorgesehen hat. Auf dem Papier eigentlich fraglos, da er ja quasi die direkte musikalische und filmische Konkurrenz von Howland war und dem deutschen Publikum praktisch nur als amerikanischer Gute-Laune-Schalk bekannt war (in diesem Zusammenhang ist die Begeisterung des deutschen Publikums der 50er und 60er Jahre für englischsprachige Musikclowns wie Ramsey, Howland oder auch Gus Backus erstaunlich, ein merkwürdiges Zeitphänomen). Die Hintergrundliteratur weiss hierzu ja auch zu berichten, dass Ramsey erst engagiert wurde, nachdem die erste (Arent) und zweite (Howland) Wahl für die Rolle nicht verfügbar war. Was mich aber stark verwundert ist, wie straight und unkomisch Ramsey seine Rolle spielt bzw. er entsprechend in Szene gesetzt wird. Er hat praktisch den ganzen Film über keine Gags, keinen Slapstick, keinen komischen Moment. Das einzige mal, dass man ihn in einer etwas komischen Situation erlebt ist im Finale, als er sich unter seinem Hut verstecken will. Und auch diese Szene ist in Ramseys Spiel und der Inszenierung sehr verhalten, fast schon eine Art „leiser Humor“. Ich frage mich, ob man Ramsey bewusst gar nicht komisch in Szene gesetzt hat und ihn vielleicht gar nur wegen seiner Bekanntheit als besseren Komparsen mit an Bord genommen hat oder ob ein intendierter Humor irgendwo im Chaos der Produktion oder auf dem Boden des Schneideraums verloren ging. Mit dem typischen Schenkelklopfer-Humor a la Arent oder Howland hat sein Auftritt jedenfall nicht wirklich was gemein, was eigentlich absolut erstaunlich ist.

By the way: findest du auch Arents Humor generell unkomisch und deplatziert? Ich meine mich zu erinnern, dass du dich beim Schut recht positiv über den Klamauk von Borsche und Howland geäussert hast, empfindest du diesen Humor stilistisch etwas anders oder generell einfach passender in die Handlung integriert?

vodkamartini hat geschrieben: Immerhin aus Karl-May-Film-historischen Gründen erwähnenswert sind die jeweils ersten Auftritte von (…) Gojko Mitic. (…) Der muskelbepackte Mitic durfte in „Winnetou II" und „Unter Geiern" bereits deutlich größere Indianerrollen übernehmen, bis er dann in den DEFA-Indianerproduktionen zu einem der beliebtesten Filmstars der DDR aufstieg. In „Old Shatterhand" fügen sich beide allerdings nahtlos in das Gros der blassen und schlampig gezeichneten Figuren ein.
Aber eine absolut erinnerungswürdige Szene hat Gojko „Schorsch“ Mitic dann immerhin: als er urplötzlich anfängt ein wildes Kriegstänzchen aufzuführen, stilecht mit wackelnden Armen und wiegendem Tanzschritt. :lol:

vodkamartini hat geschrieben:
Das bundesdeutsche Filmproduzenten-Schwergewicht und Chef der Berliner CCC-Film hechelte seinem ehemaligen Zögling Horst Wendlandt schon bei der überaus erfolgreiche Edgar Wallace-Reihe hinterher und durfte nur noch die Brotkrumen in Form der Werke des Wallace-Sprosses Bryan aufsammeln.
Ich glaube, in Summe hat Brauner durch den Wallace-Boom aber dennoch sehr gut verdient, da er neben seinen Epigonen auf Basis der literarischen Versuche des Wallace-Sohnes (ein absolut brillantes Manöver, um doch noch mit dem Namen Wallace Filme drehen zu können) ja auch noch mit seinen beiden Original-Wallace-Titeln, der Mabuse- und der Weinert Wilton-Reihe in Konkurrenz zu den Rialto-Wallaces trat. Später kamen dann auch noch die „umetikettierten“ Giallos hinzu und einen gewissen Erfolg hatten all diese Filme beim Publikum, die Mabuse-Reihe lief sogar richtig gut.


Noch ein Wort zu Old Shatterhand in Bezug auf Brauners andere Großproduktionen der damaligen Zeit: all diese Filme (Shatterhand, Nibelungen, Kampf um Rom) vereint der sehr hohe Auwand der betrieben wurde, die unübersehbare Orientierung an großen Hollywood-Vorbildern und die Ambition mit den Filmen auch auf dem internationalen Markt mitzumischen. Allen gemeinsam ist aber auch, dass die fertigen Filme sehr fragmentiert und holprig wirken, dass eine kohärrente Dramaturgie und inspirierte Regie fehlt und das Ganze oftmals sogar ins unfreiwillig Komische oder gar in den Trash kippt. Bei den Nibelungen kann man noch am ehesten eine durchgängige Linie erkennen, was ich in erster Linie Reinl zuschreiben würde, aber auch hier gibt es jede Menge unglücklicher Elemente, die das Gesamtresultat nicht so wirklich toll aussehen lassen. Bei all diesen Projekten scheint es mir, dass den kritischen Faktoren Drehbuch und Regie zu wenig Beachtung geschenkt wurde, was sich mehr oder weniger fatal auf die Qualität der Filme auswirkte. Interessant unter diesem Gesichtspunkt ist, dass die einzige in meinen Augen wirklich gelungene Braunersche Großproduktion der damaligen Zeit der Zweiteiler Der Tiger von Eschnapur/Das indische Grabmahl ist, bei welchem die Ausnahmekönner Fritz Lang und Thea von Harbou das kreative Zepter schwangen. Das kann kein Zufall sein oder anders gesprochen: hätte Brauner seiner Mamutproduktion Old Shatterhand mehr Zeit, fähigere und vor allem mit dem Werk Mays vertrautere Autoren und einen kompetenten und inspirierten Regisseur gegönnt, das Resultat wäre fraglos von ganz anderer Qualität gewesen. Andererseits: hätte man dem Projekt mehr Zeit und Muße gegönnt, hätte man den großen Boom wohl verpasst und vielleicht wäre ein qualitativ erheblich besserer Old Shatterhand aufgrund seiner längeren Produktionsdauer 1965 oder gar erst 1966 deutlich hinter dem tatsächlichen Einspiel zurückgeblieben. Aus kaufmännischer Sicht hat Atze also wohl doch alles richtig gemacht und hier zeigt sich auch schön, wie entscheidend der richtige Moment ist, den er zB mit seinem Monumentalnachzügler Kampf um Rom deutlich verpasste.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Karl May Thread

227
AnatolGogol hat geschrieben: Ich beneide dich etwas dafür, dass es dir offenbar gelungen ist dich zumindest in Teilen von Old Shatterhand unterhalten zu lassen. Angesichts deiner Wertung verstehe ich auch deinen gestrigen Verweis auf die beiden anderen filmischen Olds, leider empfand ich die Schmetterhand nicht zuletzt auch aufgrund ihrer (Über-)Länge als furchtbar zäh und in folge dessen weitgehend unterhaltungsfrei.
Na ja, 5/10 heißt bei mir ausgeschrieben "ausreichend, aber schon unterdurchschnittlich". Der Film hat imo ein paar schöne Szenen (Schießerei auf der Farm, Zweikampf), Einstellungen (Indianerlager) und v.a. Bauten (das Fort sieht wertig und riesig aus). Natürlich ist er langatmig und etwas fade erzählt, sol heißen, Spannung kommt eigentlich nie auf. Und die beiden anderen Olds habe ich als noch schlechter in Erinnerung, aber die erneute Sichtung kann daran natürlich noch was ändern.:)
AnatolGogol hat geschrieben: Was den Cast von Shatterhand etwas „exklusiver“ macht ist für mich eigentlich nur seine stärker englischsprachige Ausrichtung, aber in Bezug auf namhafte Stars (zB Lom) ist das für mich eine Klasse hinter den Rialtos anzusiedeln. Vom Einsatz großer deutscher Stars wie Dor oder Kinski ganz zu schweigen.
KLar ist der Cast noch immer nicht spektakulär, aber von den Namen immerhin etwas bunter und etwas bekannter als anderen May-Filmen.
AnatolGogol hat geschrieben: Genau das ist eben die Frage, nämlich ob man Ramsey tatsächlich als komischen Part vorgesehen hat. ADie Hintergrundliteratur weiss hierzu ja auch zu berichten, dass Ramsey erst engagiert wurde, nachdem die erste (Arent) und zweite (Howland) Wahl für die Rolle nicht verfügbar war. Was mich aber stark verwundert ist, wie straight und unkomisch Ramsey seine Rolle spielt bzw. er entsprechend in Szene gesetzt wird. Er hat praktisch den ganzen Film über keine Gags, keinen Slapstick, keinen komischen Moment.
Für mich ist Ramsey Part weder komisch, noch in irgendeiner anderen Weise relevant. Streiche ihn raus und niemand vermisst irgend etwas.
AnatolGogol hat geschrieben: By the way: findest du auch Arents Humor generell unkomisch und deplatziert? Ich meine mich zu erinnern, dass du dich beim Schut recht positiv über den Klamauk von Borsche und Howland geäussert hast, empfindest du diesen Humor stilistisch etwas anders oder generell einfach passender in die Handlung integriert?
Ja, im "Schut" ist der Humor zwar auch grenzwertig, passt aber besser in das bunte Orientabenteur und ist auch in Teilen handlungsrelevant. Arent und Howland sind in den ersten beiden Reinl-Filmen totaler Blödsinn, der mir schon als Kind seltsam vorkam. Passt nicht rein uund wirkt wie ein alberner Fremdkörper. Ist wohl dem damaligen Publikumsgeschmack geschuldet bzw. der Ansicht ein komisches Element zu brauchen. Streiche die beiden Einlagen und die Filme wirken stimmiger. Ich würde jedenfalls gar nichts vermissen. Ich meine in Winnetou II ist Arent besser integriert.
AnatolGogol hat geschrieben: Ich glaube, in Summe hat Brauner durch den Wallace-Boom aber dennoch sehr gut verdient, da er neben seinen Epigonen auf Basis der literarischen Versuche des Wallace-Sohnes (ein absolut brillantes Manöver, um doch noch mit dem Namen Wallace Filme drehen zu können) ja auch noch mit seinen beiden Original-Wallace-Titeln, der Mabuse- und der Weinert Wilton-Reihe in Konkurrenz zu den Rialto-Wallaces trat. Später kamen dann auch noch die „umetikettierten“ Giallos hinzu und einen gewissen Erfolg hatten all diese Filme beim Publikum, die Mabuse-Reihe lief sogar richtig gut.
Klar hat er dennoch gut verdient - habe ich in meinem Review ja auch geschrieben -, aber Wendlandt war ihm immer einen Schritt voraus.
AnatolGogol hat geschrieben: (...) die einzige in meinen Augen wirklich gelungene Braunersche Großproduktion der damaligen Zeit der Zweiteiler Der Tiger von Eschnapur/Das indische Grabmahl ist, (...) hätte Brauner seiner Mamutproduktion Old Shatterhand mehr Zeit, fähigere und vor allem mit dem Werk Mays vertrautere Autoren und einen kompetenten und inspirierten Regisseur gegönnt, das Resultat wäre fraglos von ganz anderer Qualität gewesen. Andererseits: hätte man dem Projekt mehr Zeit und Muße gegönnt, hätte man den großen Boom wohl verpasst und vielleicht wäre ein qualitativ erheblich besserer Old Shatterhand aufgrund seiner längeren Produktionsdauer 1965 oder gar erst 1966 deutlich hinter dem tatsächlichen Einspiel zurückgeblieben. Aus kaufmännischer Sicht hat Atze also wohl doch alles richtig gemacht und hier zeigt sich auch schön, wie entscheidend der richtige Moment ist, den er zB mit seinem Monumentalnachzügler Kampf um Rom deutlich verpasste.
Überall ja. Shatterhand litt unter ungünstigen Produktionsbedingungen und dem miserablen Skript (immer ein immenses Problem). Trotzdem war er ein riesen Hit, was er 3-4 Jahre später nicht mehr geschafft hätte. Und ja, die Lang-Filme sind die besten Brauner-Mammut-Produktionen. Der Tiefpunkt ist klar "Kampf um Rom", dagegen ist Shatterhand ein klasse Film.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Der Karl May Thread

228
vodkamartini hat geschrieben: Arent und Howland sind in den ersten beiden Reinl-Filmen totaler Blödsinn, der mir schon als Kind seltsam vorkam. Passt nicht rein uund wirkt wie ein alberner Fremdkörper. Ist wohl dem damaligen Publikumsgeschmack geschuldet bzw. der Ansicht ein komisches Element zu brauchen. Streiche die beiden Einlagen und die Filme wirken stimmiger. Ich würde jedenfalls gar nichts vermissen. Ich meine in Winnetou II ist Arent besser integriert.
Gilt deine Sichtweise auch für Arents Auftritte bei Wallace? Ich mag den Eddi sehr gern, aber manchmal - auch bei Wallace - hat man den Eindruck, dass ihn die Regie völlig von der Leine gelassen hat und dann sind seine Kaspereien manchmal schon mehr als grenzwertig. Generell finde ich diese Art Humor, die heute für viele sicher antiquiert anmuten mag, sehr charmant, ich bin ja eh bekennender Freund des Kalaus, von daher passt das schon. Dass Eddi in W2 besser integriert ist könnte ich noch nicht mal sagen, ist die Suche nach Abenteuer besser als die nach Schmetterlingen? Eddis Szenen in W2 sind jedenfalls auch dick bis zum geht nicht mehr aufgetragen, man denke an seine Befreiung durch Winnetou, als er seinem Bewacher den Pfahl an den er gebunden ist auf den Kopp haut. Aber ich greife vor, vertagen wir das lieber. :)

vodkamartini hat geschrieben: Klar hat er dennoch gut verdient - habe ich in meinem Review ja auch geschrieben -, aber Wendlandt war ihm immer einen Schritt voraus.
Ich bewundere Wendlandt für sein oftmals untrügbares Gespür für erfolgreiche Stoffe. Aber Atze bewunder ich mindestens genauso dafür, dass er immer eine Antwort parat hatte. Gerade wie er mit dem Erfolg von Wendlandt mit Wallace und May umgegangen ist bzw. da gekontert hat, das ist schon grandios. Ein echtes Schlitzohr, und das sage ich mit allem Respekt.
vodkamartini hat geschrieben:Der Tiefpunkt ist klar "Kampf um Rom", dagegen ist Shatterhand ein klasse Film.
Das würde ich so nicht mal sagen. Kampf um Rom ist inkohärent bis zum Abwinken, vor allem in Teil 2 meint man, da würde mindestens eine Stunde an Handlung (die aber wohl nie gedreht wurde) fehlen. Der Schluss ist der schwächste und dilettantischste, den ich je gesehen habe. Aber der Film hat dafür auch viele nette Szenen und ist vielleicht nicht in Summe, aber zumindest in einzelnen Passagen wie ich finde unterhaltsamer als der dröge Shatterhand. Die Szene im Bad, als Honor Blackman sich nackig macht und dann ersäuft wird hat es mir jedenfalls schon in jungen Jahren angetan. :D
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Karl May Thread

229
@Anatol

zu Arent:
Habe die Wallace-Filme zu lange nicht gesehen. Bei Karl May mag ich die humoristischen Einlagen von Figuren die als eindeutige Fremdkörper herunirren eigentlich nie. Für den Humor reicht Hawkins bereits völlig aus. Winnetou II ist ja blad dran, mal sehen wie ich darüber dann urteile.

zu Brauner:
sicher war der sehr clever, sah aber häufiger nur die Bremslichter von Wendlandt was ihn ziemlich gewurmt haben dürfte. Bei May blieben nur die Brotkrumen der Orientstoffe, in der er dann auch zu wenig Geld investierte (gilt auch für den Abgesang mit " .... im TRal der Toten".

zu Kampf um Rom:
das ist für aufgeblasener, langweiliger Trash. Da ich Shatterhand nicht ganz so schlecht finde wie du, ist die Diskrepanz natürlich umso größer. Ganz grausig ist da auch Orson Welles.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

MAYRATHON - Teil III

230
Oh Mann, dieses Mal hat mich der Film noch mehr gelangweilt als sonst, das hat sich auch nicht gut auf seine Punkte ausgewirkt.

Old Shatterhand(1964)

Nachdem Horst Wendtland mit seinen beiden May-Verfilmungen einen Riesenerfolg gefeiert hatte, wollte sein Konkurrent Artur Brauner auch ein Stück dieses Erfolg haben. Er beschloss, einen Film zu drehen, der sich nicht konkret auf einen Roman Mays bezog, da Horst Wendtland sich bereits die Rechte an den Wild-West-Romanen gesichert hatte. Allerdings entstand der Film unter enormen Zeitdruck, da man die Winnetou-Welle ausnutzen wollte. Ein Erfolg an den Kinokassen war der Film – ob er auch ein filmischer Erfolg ist?

Diesmal nahm Hugo Fregonese im Regiestuhl platz, was nicht unbedingt eine gute Entscheidung war. Die jugoslawische Landschaft, die mit Harald Reinl so eine wunderbare wild-romantische Stimmung erzeugt hatte, wurde durch Fregonese nicht erzeugt, seine Aufnahmen haben eher etwas von einer Dokumentation über die Landschaft. Außerdem bleibt die Kamera bei manchen Szenen auch einfach stehen und läuft weiter, während nichts mehr passiert. Man hat fast das Gefühl, als hätte jemand die Kamera stehen gelassen und man hätte keine Lust gehabt, die Szenen rauszuschneiden.

Auch die Idee, Riz Ortolani für die Musik zu engagieren, war nicht unbedingt gut. Im Gegensatz zur Musik von Martin Böttcher ist Ortolanis Arbeit hier nicht gerade passend und auch insgesamt kein Soundtrack, der irgendwie besonders qualitativ ist. Zudem kupfert er hier ziemlich dreist vom Soundtrack zu „Die glorreichen Sieben“ ab. Die Bauten des Films sind allerdings eindrucksvoll, vor allem das Fort, was man bei dem hohen Budget auch erwarten konnte.

Brauner sicherte sich Pierre Brice als Winnetou, indem er Wendtland die bei ihm unter Vertrag stehende Elke Sommer für einen späteren Film versprach. Dennoch verkommt der Apachen-Häuptling hier leider teilweise zur Nebenrolle und kommt nicht wirklich zur Geltung. Lex Barker schlüpfte wieder in die Rolle des titelgebenden Helden, der hier übrigens aus einem „weit entfernten Land“ stammt, von dem „niemand genau weiß, wo es ist.“ Er wird in dem Film zwar in den Vordergrund gespielt, wirkt aber auch deutlich blässer als in den beiden Rialto-Filmen. Ralf Wolter darf als Hawkens doch einige nette Sprüche ablassen und überzeugt auch hier. Daliah Lavi mag optisch ein Hingucker sein, schauspielerisch vermisst man da aber einiges. Meistens steht sie sowieso nur da und stemmt die Hände in die Hüften. Guy Madison ist kein wirklich schlechter Bösewicht, aber er ragt auch nicht heraus, vor allem im Vergleich zu seinen grandiosen Vorgängern Lom und Adorf. Rik Battaglia hat zwar nur eine kleine Rolle, die er aber gut ausfüllt.. Bill Ramsey, der als Humorwürze leider komplett vertan wird, da seine Auftritte einfach nicht witzig sind, höchstens in der Endschlacht, als er sich unter dem Hut verstecken will.

Der Film beginnt damit, dass die beiden Blutsbrüder von einander Abschied nehmen und in verschiedene Richtungen reiten. Dann beginnt der Vorspann mit der Titelmusik von Ortolani. Es wird verheißungsvoll, als die Farmersleute umgebracht werden und die Weißen die Apachen für die Täter halten.
Old Shatterhand rettet Tujunga, den Adoptivsohn Winnetous, davor, gehängt zu werden. Die Idee, dass Winnetou einen Adoptivsohn hat, ist an sich nett, aber sie wurde, wie so vieles in dem Film, nicht gut umgesetzt und Tujunga selbst ist auch eher blass.
Eine gute Szene ist die, wie der Bösewicht vorgestellt wird, mit dem Gesicht im Schatten, sodass er unerkannt bleibt. Das Geheimnisvolle daran wird aber durch Rainer Brandts Stimme getrübt, da seine Stimme unverkennbar bei Madisons erstem Auftritt später wiedererkannt werden sollte und damit klar ist, wer der Drahtzieher hinter den Überfällen ist.
Nun holt Old Shatterhand Paloma Nakama, die weiße Taube, von ihrem Haus an den großen Wasserfällen ab, um sie zu ihrem Onkel zu bringen. Auch der kleine Tommy, der den Überfall auf die Farm beobachtet hat, kommt mit.
Unterwegs stoßen sie nun auf den Treck, den Sam Hawkens anführt und der von den Komantschen überfallen werden soll.
Beim Treck sieht man, abgesehen von Captain Bradley mit Brandts Stimme, auch eine der angesprochenen Kameraeinstellungen. Bill Ramsey als Pianist sitzt am Klavier und komponiert, während Old Shatterhand und Co. im Hintergrund von ihren Pferden absteigen. Es passiert nichts und man schaut eventuell schon mal auf die Uhr und wundert sich, dass noch keine halbe Stunde vergangen ist.
Nachdem uns ein kleiner Exkurs in die Tänze der Weißen eingeführt hat, wird der Treck von den Komantschen überfallen. Die Inszenierung dieses Überfalls ist nicht sehr gelungen, ganz im Gegenteil.
In der Stadt wird der Sheriff vom Barbier geschnitten, was für einen lustigen Spruch sorgt und dann kommen die Siedler in der Stadt an.
Die Wirtin des Saloons nimmt Tommy und Paloma bei sich auf, von deren Onkel man gar nichts hört. Es scheint, als hätten alle vergessen, weshalb Paloma in die Stadt mitgekommen ist, also bleibt sie einfach mal beim Saloon.
Winnetou kommt wieder vor und reitet mit seinem Bruder zum Apachendorf, das nicht mehr ein Pueblo ist, sondern ein Dorf aus Zelten. Das ist nicht unbedingt schlecht, ist aber im Vergleich zu den Rialtos etwas merkwürdig. Nachdem man sich über den Überfall dann ausgetauscht hat, will Winnetou die Fehde zwischen dem Häuptlig der Komantschen, dem es an Leibesfülle nicht gerade mangelt, und ihm beenden.
Also kommt es nun zu einem Zweikampf zwischen beiden. Dieser Zweikampf stellt einen der wenigen Höhepunkte des Films dar. Dieser Kampf ist abwechslungsreich und gut inszeniert, wenn auch kurz. Leider wird dieser Kampf und das ganze Thema wie eine Nebensache nun abgetan, was selbst dafür, dass die Fehde nun entschieden ist, etwas sehr abrupt ist. Dass sie später überhaupt nicht mehr erwähnt wird, ist schon seltsam.
Es kommt zu einer interessanten Friedensverhandlung, die auch recht nett anzusehen ist.
Das große Kunst- und Preisschießen endet in einem Desaster, als der liebe Tommy erschossen wird. Eine ziemlich unerwartete Wendung, die damals auch ziemlich einzigartig war, der kaltblütige Mord an Kindern ging nicht wirklich gut.
Old Shatterhand forscht weiter und tappt blindlings in die Falle bei der Pferderanch, was sich zu einer Schießerei entwickelt, bei der unser liebe Titelheld lauter Schüsse abgibt, aber kaum trifft, als habe er das Treffen verlernt, obwohl er doch vorher noch einen Galgenstrick durchschossen hat, was auch vom Schatz im Silbersee abgekupfert wurde.Überhaupt ist Shatterhands Mithilfe zum Fortführen der Story relativ gering, was sich auch später nicht unbedingt bessert. Die Schießerei selbst kann auch nicht wirklich überzeugen.
Nun zeigen uns auch die Indianer ein paar schöne Tanzeinlagen, die für ein wenig Stimmung in dem eher zähen Tempo sorgen.
Die Apachen bekommen ein Schuldbekenntnis, die beweist, dass es die Banditen waren, die die Überfälle begangen haben.
Nun sieht alles nach einem Happy End aus und Paloma muss zurück zu den schäumenden Wassern. Unglaublich, nachdem Old Shatterhand sie geholt hat, um sie, wie er sagt, zu ihrem Onkel zu bringen, wird der Onkel in der Stadt weder aufgesucht noch wird er überhaupt erwähnt. Und nun muss sie wieder zurück und man fragt sich: Wozu hat unser Held sie dann überhaupt geholt? Aber das wissen wahrscheinlich nur Old Shatterhand und Manitu persönlich.
Doch nicht nur hier hängt die Story des Films sich auf. Die ganze Story ist von vorne bis hinten nicht richtig durchdacht, von Charakterentwicklung wie im vorigen Film ganz zu schweigen. Der Offizier Bradley, der in der nächsten Szene die Pferdefarm anzündet, will einen Krieg der Weißen gegen die Apachen herbeiführen. Warum? Das bleibt im Dunkeln. Es wird die ganze Zeit die Erklärung, sie wollten Land haben, angegeben. Das muss wohl als Erklärung reichen.
Aber nachdem dann Bradley Bericht erstattet und der Gangster, der sie verraten hat, ermordet wird, kommen Winnetou und Old Shatterhand ins Fort zu einer Besprechung. Hier beschloss man offenbar doch noch, einen weiteren Grund für den Plan Bradleys zu finden. Wie er Winnetou von Angesicht zu Angesicht von seiner von Indianern ermordeten Familie erzählt, ist gut gespielt von Madison und wäre auch ein interessanter Beweggrund gewesen, wenn man diesen Satz nicht einfach schnell eingefügt hätte und dieser Grund später nicht einmal ansatzweise mehr thematisiert wird.
Old Shatterhand, der hier ein bisschen wie das Kindermädchen Winnetous wirkt, muss Bradley das Schuldbekenntnis überlassen, damit Winnetou und er wieder gehen können.
Nun brauchte man noch einen Grund für die Endschlacht, weshalb man beschloss, dass Tujunga die nackt badende Paloma vor Soldaten beschützt und damit gefangen genommen wird und gehängt werden soll. Nur noch darum geht es hier und die Story mit dem Schuldbekenntnis wird überhaupt nicht weitergeführt, obwohl die Apachen ja immer noch in Gefahr sind.
Old Shatterhand will Tujunga befreien und klettert in das Fort hinein. Ein bisschen blind müssten die Soldaten da aber schon gewesen sein, wenn sie ihn nicht gesehen haben. Naja, Old Shatterhand befreit Tujunga, aber sie werden entdeckt und wieder gefangen genommen. Die Apachen wollen nun die beiden befreien und greifen das Fort an.
In dieser Endschlacht zeigt sich vor allem, wie Fregoneses Inszenierung sich von Reinls unterscheidet. Die gesamte Schlacht besteht nur aus Beschuss von beiden Seiten, Herumreiterei und jeder Menge Leichen. Abwechslung bringt höchstens noch der kurze Kampf zwischen Tujunga und dem Soldaten, der in der Finalexplosion endet. Aber was dem Fass den Boden aufschlägt, ist die Tatsache, dass Mr. Shatterhand, der titelgebende Held, der sowieso kaum etwas zum Voranbringen der Handlung beigetragen hat(auch wenn es nicht so viel voranzutreiben gab), die gesamte Endschlacht hilflos an einen Pfahl gekettet zubringen muss und einfach gar nicht am Kampf teilnimmt. Immerhin hatte er einen Blick erster Klasse auf das Schlachtfeld.
Das Ende ist dann nicht wirklich überraschend, der böse Bradley wird gefangen genommen und Tujunga stirbt den Opfertod. Dasselbe wie bei Nscho-Tschi wurde hier versucht, funktioniert aber beim 1. Winnetou-Teil wesentlich besser. Der Tod dieses Jungen entlockt dem Zuschauer keine Träne.

Artur Brauners Versuch, an Wendtlands Erfolge anzuknüpfen, ist ein ziemliches Fiasko. Vielleicht nicht von seinen Einnahmen her, aber sein Film weiß einfach nicht recht, was er will. Die Charaktere sind blass, die Story ist nicht durchdacht, die Actionszenen sind auch nur mittelmäßig und langweilen teilweise sogar, ebenso wie andere Szenen, die den Film gehörig in die Länge ziehen, was man an seinen beinahe 2 Stunden Länge auch merkt. Dennoch hat dieser Film noch ein paar nette Szenen, die ihn doch noch davor bewahren, im wirklich schlechten Bereich zu landen. Dennoch kostet es immer wieder Überwindungen, diesen Film durchzuhalten, vor allem, weil Langeweile das schlimmstmögliche ist, was ein Film einem antun kann.

Punkte:(4/10)
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)

Re: Der Karl May Thread

234
Mir gehts um die Story und Dramaturgie.Da hat der Silbersee de facto nichts. Winnetou 1 hat aber eine Vielzahl von total interessanten Episoden die alle im Zusammenhang der Story stehen. Das ist viel vielseitiger, spannender und man kann mehr entdecken.
wie die beiden sich kennenlernen, die Missverständnisse, der Kampf, das Götterurteil und die Bootszene,... das ist richtig reichhaltig. Überhaupt stehen die beiden Protagonisten hier mehr im Vordergrund und das ist gut so.

Zudem sind auch die Actionszenen abwechselungsreiche und es gibt auch mal große Stunts wie der Eisenbahn Crash ins Haus.

Für mich fast eine andere Liga, wenn auch natürlich von der Machart her nahezu komplett gleich (Kamera, Locations, Musik...)

Was mir voll aufgefallen ist:
Mich hat ja Barker mit GGH immer extrem an den jungen Connery erinnert, was die Mimik und die Selbstsicherheit angeht. Aber ich fand es dieses Mal auch krass, wie stark Winnetou mich an jemanden erinnert hat - und zwar Blooms Legolas. Die gleiche Weisheit, die gleiche Frisur, ähnlich effiziente Bewegungen,...
"It's been a long time - and finally, here we are"

Mayrathon - III

236
Habe noch keine eurer Kritiken zum dritten Teil gelesen, werde dies aber jetzt direkt tun, wo meine endlich (gerade noch so pünktlich) fertig geworden ist.

Old Shatterhand

Die Entstehungsgeschichte des 1964 erschienen Westerns "Old Shatterhand" ist eigentlich unfassbar. Durch einen Vertrag, den Produzent Artur Brauner mit dem Schauspieler Lex Barker hatte, war es diesem möglich, den Star jederzeit an eines seiner Projekte zu binden. Als sich mit Barkers Hauptrollen in "Der Schatz im Silbersee" und "Winnetou I" ein neues Erfolgsfranchise aufkam, wollte daher auch Brauner etwas vom Kuchen abhaben und seine eigene Karl May Verfilmung produzieren. Als ihm dies erstaunlicherweise gestattet wurde, lieh man Pierre Brice als Winnetou an Brauner aus, um die sich noch entwickelnde Filmreihe stimmig zu halten. Fünf Millionen D-Mark kostete Brauners Verfilmung "frei nach Karl May" und so wurde "Old Shatterhand" der dritte, der längste und der teuerste Film der Karl-May-Western. Dafür allerdings nicht unbedingt der Beste.

Zwar verzichtet Komponist Riz Ortolani auf das berühmte musikalische Thema der Vorgänger, doch seine rasante Titelmelodie ist es nicht, die "Old Shatterhand" zu einem deutlich weniger gelungenen Franchisebeitrag macht, nach dem der Film anfangs auch gar nicht aussieht. In den ersten zwanzig Minuten vermag das Geschehen durchaus noch Spannung zu erwecken, auch, weil man nicht erahnt, wohin die Reise gehen soll, doch bereits früh machen sich die Probleme bemerkbar: Statt eines Bösewichts, gibt es hier eine ganze Gruppierung voller Widersacher, die alle irgendwo gleichwertig hoch positioniert sind und sich unter einander befehligen, der wirkliche Fokus auf den einen Antagonisten fehlt und füllt die Geschichte unnötig mit Charakteren, ohne daraus einen Nutzen zu ziehen. Nebenfiguren wie Winnetous Adoptivsohn Tujunga oder Klavierspieler Timpe bleiben völlig ohne jedes Profil und es wird nicht mal versucht, aus ihnen mindestens eindimensionale Personen zu machen, sie wirken eher wie häufig eingesetzte Statisten mit Sprechrolle. Überhaupt ist der Film durchgehend mäßig besetzt. Mit Pierre Brice, Lex Barker und Ralf Wolter als Sam Hawkins ist der gute Stammcast zwar komplett, doch Guy Madison, Vojkan Pavlovic oder Kitty Mattern mangelt es völlig an Charisma, Ausstrahlung oder Klasse. Die meisten Nebendarsteller agieren, leider muss man sagen, künstlich, hölzern und bleiben blass.

Genauso gelingt es hier erstmals nicht, die Naturkulisse Jugoslawiens prunkvoll einzufangen. Alles wirkt viel weniger erhaben, beinahe nüchterner und erdiger. Vermutlich sollte dies so sein, doch atmosphärisch ist es eben nicht, was da zusammengeschnippelt wurde. Im Falle von Hugo Fregoneses Regieführung muss man leider von einer totalen Katastrophe sprechen und es ist schon eine Frechheit, was er seinem Publikum da vorsetzt. Da wird auf allen Ebenen so viel falsch gemacht, dass sich das aufzählen eigentlich kaum lohnt. Die Choreographien der Actionszenen sind ein Graus und werden teilweise stümperhaft ausgeführt, Szenenübergänge werden hart und viel zu impulsiv geschnitten, unwichtige Füllszenen werden minutenlang ausgereizt (sinnbildlich dafür eine total nutzlose Tanzszene im Mittelteil, die ganze vier Minuten beansprucht), Handlungsabschnitte (wie der mögliche Krieg zwischen Apachen und Komantschen) werden abrupt zu Ende geführt, die großen Twists (Enthüllung des Drahtziehers) erweisen sich als belanglos und vorhersehbar und im großen Showdown fährt die Pyrotechnik zwar zur Höchstform auf, doch ausgerechnet dort nimmt Fregonese seinen titelgebenden Protagonisten aus dem Spiel und lässt ihn passiv zum Zuschauer des Spektakels werden. Die Liste ließe sich noch lange fortführen und es ist leider oft unter dem durchschnittlichen Fernsehniveau, was hier teilweise uninspiriert vor sich hin gefilmt wurde.

"Old Shatterhand" ist witzigerweise der erste Film der Reihe, der nicht nach einer Romanvorlage von Karl May entstanden ist. Allerdings scheint er nicht mal so etwas wie ein vernünftiges Drehbuch gehabt zu haben. Beispielhaft dafür steht der Auftritt von Daliah Lavi, die als Indianerin ohne erkennbaren (oder: erklärten) Grund von Shatterhand in die Handlung involviert wird, dann längere Zeit keine Funktion mehr erfüllt und dann erneut ohne jede Erklärung wieder aus dem Film verabschiedet wird. Dazu kommen herrlich bescheuerte und die Hand gegen die Stirn klatschende Zufälle (wie das erste Aufeinandertreffen zwischen Hawkins und Shatterhand) und die nervige Überhöhung des Titelhelden. Harald Reinl verstand es grandios, den beiden Protagonisten etwas Edles zu verleihen, in dem er sie einfach nur passend in Szene setzte. Hier darf hingegen jeder Charakter mal betonen, was für eine mythische Heldengestalt die gute alte Schmetterhand doch ist. Der unbeabsichtigt dick aufgetragene Kitsch in vielen schmerzlichen Dialogzellen ist dann der Rest, der dazu beiträgt, dass man "Old Shatterhand" leider nie ernst nehmen kann und er mehr wehtut, als unterhält. Eine wirklich große Überraschung hält Fregonese aber dann doch in der Hand, die den kleinen Jungen Tom betrifft. Hier traut sich der Film mal wirklich etwas und verblüfft tatsächlich mal. Leider verpufft der Effekt angesichts der gähnenden Langeweile, die der Film ausstrahlt. Dennoch ist besagte Szene sehr mutig und hätte in einem besseren Gesamtwerk auch eine ordentliche Tragweite gehabt. Schade drum.

Fazit: Eigentlich ergibt es keinen Sinn, diesem Machwerk noch weitere Worte zu spenden. "Old Shatterhand" ist leider ein arg kitschiger, langweiliger, schlecht gespielter und in vielen Dingen dilettantischer Westernversuch, der mit den in jeder Hinsicht 1000-fach überlegenen Vorgängern absolut nichts gemein hat und nur durch die Stammbesetzung überhaupt seine Daseinsberechtigung erhält. Ansonsten ist da leider gar nichts anzufinden, dass auch nur irgendwie die Bedürfnisse eines jeden Filmfreundes befriedigen könnten. Selten war so offensichtlich, wie sehr die Erhöhung des Budgets und die qualitative Entwicklung einer Reihe auseinander liegen können. Diese fünf Millionen Mark hätte man auch in etwas Sinnvolleres investieren können. Wir als Zuschauer brauchen so etwas wie "Old Shatterhand" definitiv nicht. Da hätte Artur Brauner mit den Darstellern und Kameramännern auch lieber einen trinken gehen können.

2/10
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Der Karl May Thread

237
Gutes Timing, Hille. :D

Nach der 3. Runde unsres MAYRATHON bin ich fast schon ein bisschen erstaunt, dass wir Old Shattehand nahezu einstimmig als schwach einstufen. Ich hätte bei dem Film eher darauf getippt, dass sich auch ein paar positive Stimmen finden werden. Der Film wird ja gar nicht so selten als einer der Besten aufgezählt - vermutlich auch wegen des hohen Aufwandes und der betriebenen Amerikanisierung.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Karl May Thread

238
Ich halte ihn keineswegs für das Totaldesaster, welches z.B. Hille sieht. 2/10 halte ich für übertrieben (bin mal gespannt, was du aus "Firehand", "Surehand" und "Apanatschi" machst :lol: ), zumal man ehrlicherweise zugeben muss, dass die Dramaturgie im "Silbersee" auch etwas klappert, die Komikeinlagen von Arent und Howland doof sind - und in der infantilen Blödelei auch keinesfalls May entsprechen.
Schwach ist er aber, ich glaube da sind wir uns alle einig, da er eben recht langweilig ist und das Skript (was wir ja schon in anderen Foren kontrovers dikutiert haben :lol: ) für die Qualität eines Films ein essentieller Part ist. Wie Anatol halte ich Ödnis für eine Kardinalssünde bei Filmen. Und da hat "Shatterhand" ordentlich Beicht-Bedarf. :)
Zuletzt geändert von vodkamartini am 29. März 2015 10:42, insgesamt 1-mal geändert.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

MAYRATHON - Teil IV

239
Der MAYRATHON geht weiter: Nun reiten sie wieder und wir sind wieder mit eigenen Augen dabei; erleben Sie die sensationelle Fortsetzung des klassischen Abenteuerfilms; ein Menschenleben gilt wenig im Wilden Westen; jedes Bleichgesicht, das den Indianern in die Hände fällt, kommt an den Marterpfahl; eine wildromantische Geschichte; ein Filmerlebnis ohne Beispiel; in den Jagdgründen des Roten Mannes treffen sich Weltstars aus fünf Ländern; ein atemberaubendes Abenteuer, ein echter Karl May:

Teil IV: Winnetou 2. Teil - Das große Abenteuer geht weiter...

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Re: Der Karl May Thread

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vodkamartini hat geschrieben:zumal man ehrlicherweise zugeben muss, dass die Dramaturgie im "Silbersee" auch etwas klappert, die Komikeinlagen von Arent und Howland doof sind - und in der infantilen Blödelei auch keinesfalls May entsprechen.
Da gibt es aber einen ganz gravierenden Unterschied: der Silbersee hat duchgängig Unterhaltungspotenzial. Er mag als zusammenhängender Film auch seine Schwächen haben, aber in den einzelnen Passagen macht er sehr viel richtig. Old Shatterhand kann weder das eine noch das andere vorweisen. Allerdings könnte der Film wirklich noch viel schlechter sein, zB wenn er drei Stunden lang wäre. :lol:

Was die Komik anbelangt: das ist halt Geschmackssache, ich finde den harmlosen deutschen Humor der 60er Jahre ziemlich charmant und wenn nicht inflationär und übertrieben eingesetzt eigentlich sehr witzig. Arent ist für mich eine der ganz großen Filmlegenden dieser Zeit, Wallace und Karl May ohne ihn (und Wolter) ist eigentlich nicht vorstellbar. Ich bin diesbezüglich schon sehr gespannt auf dein Votum bei den Surehands. :D
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"