craigistheman hat geschrieben: 8. September 2021 17:15
Wenn Safin nicht Dr. No sein sollte, hat man zumindest diesen verdacht bewusst provoziert.
Genau, wie ich schon sagte, aus der Nummer kommen die aktuell nur sehr schwer wieder raus. Fuku hat es jetzt dementiert. Nichts neues, hat Malek auch schon. Ich traue dem Braten noch nicht ganz und will das mit eigenen Augen sehen. Aber solange der Film noch nicht draussen ist, fasse ich mal zusammen:
Maleks Rolle sieht aus wie Dr. No, kleidet sich wie Dr. No sitzt wie Dr. No in einer Basis, die architektonisch und vom Design her stark an Dr. Nos Hauptquartier angelehnt ist. Es sind anscheinend wissenschaftliche Experimente im Spiel, Leute laufen in Hazmat-Anzügen rum. Eine Art Tunnelsystem. Er spricht gelassen und annähernd meditativ, hat laut Trailer-Zitat eine Art Gottkomplex. Die Hände hat man glaube ich immer noch nicht so richtig gesehen. Er schmückt sich mit Masken und Artefakten aus der Noh-Kultur. Er soll Bond an seine Grenzen bringen, "gets under Bonds skin" sagt Babs. Einschussloch beim Herzen (wenn auch kein Blut). Es wurde bestätigt dass er russischer und japanischer Abstammung ist. Und so weiter. Und so fort.
Übrigens: Die Theorie dass der Titel als Quasi-Wortspiel mit "No - Time to die!" funktioniert fand sogar ich lange ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Und erst vor Kurzem ist mir aufgefallen, dass im offiziellen Schriftzug das Wort "No" als einziges nicht seitlich versetzt ist, was dieses Wortspiel sogar typografisch nahelegt. Ist das auch an den Haaren herbeigezogen? Gewiss, aber wenn es daneben schon so viele andere Hinweise und Indizien gibt, durchaus eine Überlegung wert.
Und ja, ich weiss dass Dr. No damals Chinesisch-Deutsch war. Aber jetzt zu sagen Maleks Safin sei Russisch-Japanisch finde ich erstens bemerkenswert spezifisch und zweitens nahe genug um eine plausible Reboot-Variante abzugeben. "Neuinterpretation" ist ja das Stichwort, auch ich erwarte kein eins zu eins Remake. Blofeld war vor 2015 übrigens auch nie Österreicher.
Vielleicht unterschätzen wir die Tatsache der Reboot-Kontinuität noch. Aber seit 2006 wurde die Serie immer wieder als neue Chronologie modernisiert und neu interpretiert, angefangen bei der Figur und dem Mythos Bond selbst inklusive kurzer Origin-Story in CR, über den klassischen M, Moneypenny und Q in SF, Blofeld und SPECTRE in SP bis hin zu NTTD der nach allem was ich weiss mindestens genauso sehr eine Fortsetzung des Vorgängers ist wie etwa QoS und der im jüngsten Trailer mit Bildern aus den vier vorherigen Craigern und Schlagwörtern wie "The epic conclusion of the Saga" um sich wirft.
Und ja, diese Figuren hatten im Gegensatz zu Dr. No schon immer Mehrfachauftritte in den Filmen. Aber selbst eine Moneypenny wurde (eigentlich genau wie Bond selber) immer nur hin und wieder mal umbesetzt und etwas modernisiert, aber erst mit Naomie Harris wirklich von Grund auf neu interpretiert. Ähnlich mit Blofeld, der damals, als das Publikum eh weniger Wert auf Kontinuität gelegt hat als im Zeitalter von Cinematic-Universe-Trend und Frame-by-Frame-Analyse von Trailern dank Internet, gefühlt auch einfach von Film zu Film frisch besetzt und dem Film angepasst wurde, aber auch erst in SP wirklich einen Reboot durchlebt hat - weil es eben die Reboot-Kontinuität ist, wie schon bei Star Trek, wie schon bei Spider-Man, wie schon bei Nolan-Bats, die allesamt mitgeholfen haben, Trends bezüglich Film-zu-Film-Kontinuität und Neuinterpretation von Retro-Tropes aus dem entsprechenden "Lore"-Fundus zu setzen, Trends, denen sich auch Craigs Bond bisher mehr und mehr angenähert hat.
Und damit frage ich mich: Was ist plausibler?
a) Dass man den Weg des Reboots weiter gehen möchte, gerade zum "epischen Abschluss der Saga", und eine weitere sehr archetypische Figur aus dem Bond-Mythos mit einfliessen lässt, nämlich eine, die anders als z.B. Jaws oder Goldfinger sich auch relativ leicht für eine Neuinterpretation ohne allzu viel Ballast anbietet?
b) Dass man nach Blofeld, in der Fortsetzung zu SP und im Abschluss der angestrebten Reboot-Saga einen neuen und komplett unbeschriebenen Bösewicht erfindet der nur rein zufällig nach Neuinterpretation von Dr. No schreit?
Für mich gibt es aktuell drei Möglichkeiten:
1. Safin ist eine Neuinterpretation von Dr. No, das muss nicht einmal heissen dass er ein ähnlich käsiges Sätzchen à la "My real name is" spricht wie Blofeld in SP, es kann auch eine Art Spitzname sein, aber es wird im Film zumindest für Fans klar dass er als No-Reboot beabsichtigt war und alles was Malek und Fuku verzapfen sind die üblichen "Presselügen" wie schon bei Blofeld oder wem auch immer.
2. Es wird im Film offengelassen, wir sehen und wissen nur was wir sehen und wissen, dann wäre die Figur nach allem was etwa schon die Trailer zeigen quasi Dr. No ohne so genannt zu werden und jegliches Dementieren geht ins Leere, weil die Figur an sich halt einfach Dr. No "ist". Come on, Malek wirkt in den Trailern eigentlich schon näher an der Originalfigur Dr. No als Waltz' Oberhauser an der Originalfigur Blofeld (könnt ihr auf die Romanfigur, Tony Dawson oder Donald Pleasance beziehen).
3. Es gelingt dem Film tatsächlich, sich von dem No-Bezug zu entfernen und mich Lügen zu strafen, vor allem aber, mich direkt zu überzeugen dass er wirklich nichts oder kaum etwas mit Dr. No gemeinsam hat. Bin ich gerne offen für, aber ich kann mir ehrlich gesagt aktuell kaum vorstellen wie der Film das glaubwürdig hinbekommen will.
Für mich ist es ein Rennen zwischen Möglichkeit 1 und Möglichkeit 2 , und wenn man 3 nicht hinkriegt dann wäre 1 wohl tatsächlich die ehrlichste und stimmigste Lösung. Und würde zu SP und zur Reboot-Kontinuität passen. Und wenn es auch im Film passt muss ich ehrlich sagen bin ich einer Neuinterpretation des Doktors auch nicht grundsätzlich abgeneigt. Kann gerne kommen. Denn wird es wahrscheinlich sowieso.