Welcher Film von Christopher Nolan ist der Beste?

Following (1998) (Keine Stimmen)
Memento (2000)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 6 (24%)
Insomnia (2002)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (4%)
Batman Begins (2005)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (4%)
Prestige (2006)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (12%)
The Dark Knight (2008)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (16%)
Inception (2010)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (4%)
The Dark Knight Rises (2012)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (4%)
Interstellar (2014)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (8%)
Dunkirk (2017)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (4%)
Tenet (2020)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (8%)
Oppenheimer (2023)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (12%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 25

Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan

1786
ich habe ihn mir gerade auch angeschaut.
Das Ergebnis ist eher durchwachsen.
Faszinierend ist die geballte Ladung an Nobelpreisträgern und Genies, die fürs Trinity zusammenkam, die es nachher in dieser Dichte nie mehr gab, dennoch ist der Film zum einen sehr langatmig (den Gerichtskrimi, der fast die letzte Stunde einnahm, hätte Nolan sich ersparen können), zum anderen werden die Lebensstationen von Oppenheimer einfach abgehakt (trifft Bohr, trifft Heisenberg, trifft Einstein, Sexprobleme mit Frau und Freundinnen, trifft...). Somit lässt einem seine Person und die der anderen Genies eigentümlich unberührt
7 von 10 Tonnen TNT
Seine Zeit kam, immer wenn er Pillen nahm

Re: Zuletzt gesehener Film

1787
Oppenheimer ist so ein Film, bei dem mir der Megaerfolg wirklich rätselhaft ist. Das ist ein sperriges Biest, bei dem ich große Zweifel habe, ob er das Gros der Zuschauer wirklich inhaltlich abholt - mich zum Beispiel schon mal gar nicht. Da ich diese Überlängenmonster aus Prinzip nicht mehr im Kino sehe, habe ich ihn, schön in zwei Häppchen aufgeteilt, nun nachgeholt. Ich kenne praktisch keinen Film über 2,5 Stunden, der keine Längen hätte, und auch dieser hätte locker um eine halbe Stunde gestrafft werden können. Was ihn allerdings für mich nicht interessanter gemacht hätte, weil mir dieser komplette Sicherheitsfreigabe-Plot, die endlosen Anhörungen, die Frage, geht oder ging er mit den Kommunisten ins Bett oder nicht, wirklich herzlich egal ist. Dafür interessiert mich die Figur Oppenheimer schlicht nicht genug. Warum sollte sie auch. Und da frage ich mich dann schon, ging es 2,5 Millionen deutschen Zuschauern so anders?

Ich habe da auch sehr wenig Nolan entdecken können. Atemberaubende optisch-visuelle Effekte gab es ein paar wenige, in Sekundenbruchteil-Aufnahmen, da hätte vielleicht noch mehr Potential dringesteckt. "Tenet", "Inception" oder "Interstellar" überwältigen ja auch auf Bildebene, das hat mir wirklich gefehlt. Es liegt mir fern, den Film auf handwerklicher Ebene zu kritisieren, Aufbau, Erzählstruktur, mit Vor- und Rückblenden, das Zusammenspiel von Sound und Musik, das alles ist ohne Frage meisterhaft, gleichermaßen die darstellerischen Leistungen. Insofern hat der Film eigentlich alles, was ein Meisterwerk ausmacht - nur leider nicht mein Interesse.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Zuletzt gesehener Film

1788
Das sehe ich zu 100% genau so. Lahme Story um.uninteressante Figuren unnötig kompliziert erzählt.

Ich behauptet nachwie vor dass viele Zuschauer den Film unbedingt mögen WOLLTEN. Im Kino war zumindest von Begeisterung oder auch nur Unterhaltung wenig zu spüren
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

1789
Für mich auch eine der größten Enttäuschungen des Kinojahres. Enervierend langweilig und leblos erzählt. Im Prinzip noch schwächer als der ebenfalls lahme und seelenlose Dunkirk. Aber der enorme Erfolg - vor allem im Vergleich zu Dunkirk - ist nicht leicht zu erklären. Der Faktor Nolan sicher. Der Faktor Barbenheimer ganz sicher auch. Eine neue Atomkriegsangst vielleicht. Sehr viele mochten ihn offenbar, und es war sicher auch angesagt ihn zu mögen. Aber ob das als Erklärung reicht?
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan

1791
glaubt ihr wirklich, dass Leute ins Kino gehen weil sie jetzt massenhaft Angst vor einem neuen Atomkrieg haben?
Ich glaube da eher an all die anderen Gründe die Vodka aufgezählt hat. Am Ende des Tages, wie immer:
1. Was bringt die Leute dazu anfangs reinzugehen? Marketing, Nolan, unendliches Marketing, Nennung solcher FIlme selbst in Nachrichtensendungen, Barbenheimer,...
2. Was bringt die Leute dazu, anderen zu sagen, dass sie reingehen sollten: "Muss man gesehen haben", "ist schon irgendwie gut", "tolle Bilder",... bla bla
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan

1793
Hinzu kommt, dass Cillian Murphy seit Peaky Blinders zwar Publikumsliebling ist, auf der großen Leinwand jedoch verhältnismäßig selten und schon gar nicht in Hauptrollen zu sehen ist.

Also mir hat Oppenheimer überraschenderweise - denn ich hatte vorab nicht zuletzt aufgrund des typischen Nolanschen Pathos große Befürchtungen - sehr gut gefallen. Es ist mit Abstand Nolans stilistisch reifstes und aus politischer Sicht klügstes und vielschichtigstes Werk bis jetzt. Und ich liebe Ludwig Göranssons Soundtrack, der mit Tenet bereits sehr weit ausholte, wie ich finde. Die verschachtelte Erzählform stört mich nicht, sie ist, wie eben so oft bei Nolan Teil der Gleichung und nicht von der Diegese zu trennen. Hier ging es darum mit gängigen Biopic-Stereotypen aufzuräumen und etwas frisches anzubieten. Für mich ist das durch die Bank gelungen, gerade eben auch aufgrund des nachdenklicheren Schlussaktes. So empfinde ich die Rückführung zu Einstein als kraftvollen narrativen Kniff.
Ich kann verstehen, weshalb Nolans konzeptuell oft hochtrabend aufgeblasener und explikativer inszenatorischer Stil, der leider oft in rührseeligen Kitsch mündet (siehe Interstellar), missfällt, aber hier ist ihm meines Erachtens etwas interessantes wie auch gewaltiges gelungen. Umso mehr freue ich mich, dass auch der Mainstream so positiv darauf zu reagieren scheint.

Re: Die Filme des Christopher Nolan

1794
Samedi hat geschrieben: 9. August 2023 12:55 Meine aktuelle Top 3 der Nolan-Filme:

1. The Dark Knight
2. Interstellar
3. Oppenheimer
Muss mich schon wieder korrigieren. Nach einer erneuten Sichtung hat "Prestige" den Oppenheimer aus der Top 3 verdrängt.

Also hier meine Top 5:

1. The Dark Knight
2. Interstellar
3. Prestige
4. Oppenheimer
5. The Dark Knight Rises
#London2025

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan

1795
Also ich finde den Opi in Summe durchaus gelungen und für mich nimmt der im Nolan-Oeuvre auch einen der vorderen Plätze ein (was immer das auch wert ist bei jemandem, der mit Nolan gemeinhin nicht ganz so viel anzufangen weiss). Ich fand Oppenheimer gerade verglichen mit den beiden vorangegangenen (und wie ich finde recht missratenen) Nolans viel besser, vor allem weil er dramaturgisch und figürlich wesentlich mehr zu bieten hatte. Die ersten beiden Drittel waren fast schon packend inszeniert, erst im abschliessenden Drittel, welche sich auf die Anhörungen konzentrierte, verlor der Film diesen Schwung. Dennoch ein lohnender Film, der weitgehend kurzweilige Unterhaltung bietet (zumindest wenn man sich für das Thema interessiert).
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan

1796
Kann ich insgesamt nachvollziehen. Mein Problem war, dass die chronologische Zersplitterung des Films und insbesondere die Aufziehung des Films als nahezu durchgängige Montage ohne richtigen vernünftigen Szenenaufbau es mir unmöglich gemacht haben, wirklich etwas über J. Robert Oppenheimer zu erfahren. Wer der Typ denn nun eigentlich war, ist mir die kompletten drei Stunden verborgen geblieben, er war eigentlich eine laufende Chiffre und alle um ihn herum daher im Kern interessanter. Der Mann ist quasi neben dem Bau der Atombombe vor allem berühmt dafür, im Fernsehen bei seiner "Now I am become death" Ansprache geweint zu haben. Aber von dem Mann war in Nolans Film nichts zu sehen. Muss auch gar nicht unbedingt – aber wenn ich nach drei Stunden immer noch keine ungefähre Vorstellung habe, wer der Kerl, nach dem der Film immerhin benannt ist, denn eigentlich so grob gewesen ist, ist das nicht ideal.

Generell stieß mir für drei Stunden Laufzeit sehr übel auf, dass Nolan offensichtlich eine Art Checkliste an Anekdoten durchgegangen ist, die er unbedingt unterbringen wollte – egal, ob sie allzu relevant für die wichtigen Figuren sind oder nicht. Und weil er sehr mit diesem Abhaken beschäftigt ist, bleiben viele Figuren massiv unterentwickelt. Florence Pugh hält einmal ihre Brüste in die Kamera und mag keine Blume: That's it. Emily Blunt hat ein Alkoholproblem und mehr Eier als ihr Ehemann: That's it. Benny Safdie findet Wasserstoffbomben viel cooler als Oppenheimer: That's it. Und so weiter und so fort …

Richtig gut gefallen hat mir eigentlich nur sehr vieles, was Nolan über Lewis Strauss zu erzählen versucht. Einerseits deshalb, weil Robert Downey Jr. alle anderen Schauspieler richtig lässig abhängt mit seiner Ausnahmeleistung, andererseits aber auch, weil Strauss im Film der einzige ist, der einen Blickwinkel auf Oppenheimer einnimmt, der mal abweicht vom alt bekannten Mythos, den Nolan brav wiederkäut und der historisch auch extrem umstritten ist. Warum man Strauss' Position als Antagonist allerdings als "Twist" erzählen musste, hat sich mir nicht erschlossen und war nur eines von vielen Gimmicks, um im dritten Akt noch Material zu haben.
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Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan

1797
Casino Hille hat geschrieben: 8. Januar 2024 15:16 Kann ich insgesamt nachvollziehen. Mein Problem war, dass die chronologische Zersplitterung des Films und insbesondere die Aufziehung des Films als nahezu durchgängige Montage ohne richtigen vernünftigen Szenenaufbau es mir unmöglich gemacht haben, wirklich etwas über J. Robert Oppenheimer zu erfahren. Wer der Typ denn nun eigentlich war, ist mir die kompletten drei Stunden verborgen geblieben, er war eigentlich eine laufende Chiffre und alle um ihn herum daher im Kern interessanter. Der Mann ist quasi neben dem Bau der Atombombe vor allem berühmt dafür, im Fernsehen bei seiner "Now I am become death" Ansprache geweint zu haben. Aber von dem Mann war Nolans Film nichts zu sehen.
Stimmt, aber ist das nicht gewollt? Also dass Oppenheimer tatsächlich als Charakter nicht wirklich ergründbar ist und daher auch seine Vita mit so vielen Widersprüchen gespickt ist? So habe ich es jedenfalls aufgefasst und so hat es auch ganz gut funktioniert.
Casino Hille hat geschrieben: 8. Januar 2024 15:16Florence Pugh hält einmal ihre Brüste in die Kamera und mag keine Blume: That's it.
Das reicht doch wohl aber auch, oder? :mrgreen: Ich geb's unumwunden zu - auch ohne Triggerhinweis - ich fand's klasse. Ach übrigens für die Akten: es war zweimal! :mrgreen:
Casino Hille hat geschrieben: 8. Januar 2024 15:16 Richtig gut gefallen hat mir eigentlich nur sehr vieles, was Nolan über Lewis Strauss zu erzählen versucht. Einerseits deshalb, weil Robert Downey Jr. alle anderen Schauspieler richtig lässig abhängt mit seiner Ausnahmeleistung, andererseits aber auch, weil Strauss im Film der einzige ist, der einen Blickwinkel auf Oppenheimer einnimmt, der mal abweicht vom alt bekannten Mythos, den Nolan brav wiederkäut und der historisch auch extrem umstritten ist. Warum man Strauss' Position als Antagonist allerdings als "Twist" erzählen musste, hat sich mir nicht erschlossen und war nur eines von vielen Gimmicks, um im dritten Akt noch Material zu haben.
Ja, und dieses Gimmick hat mir dann auch einiges vom Spass geklaut. Der dritte Akt war sehr gewöhnlich und fühlte sich so "hingebogen" hin nach dem Motto: nach dem ganzen Spass und der Aufregung um die Bombe müssen wir Opi jetzt auch noch eine charakterliche Katharsis aufbürden und ausserdem ein Statement zu moralischen Integrität von Berufspolitkern (und ehemaligen bescheidenen Schuhverkäufern) machen. War alles recht platt und dann noch die unsägliche Musikzukleisterung bei den Anhörungsszenen. Echt schade, weil die ersten 2/3 fand ich richtig gut. Eine geschmackvolle Farbgebung bringt Nolan in seinen Filmen allerdings wohl auch nicht mehr hin, dieser türkisgeschwängerte Entsättigungslook sah ja mal wieder ziemlich daneben aus. Dafür fand ich Rami Maleks Auftritt sehr amüsant: 2 3/4 Stunden als wortloser Statist und dann die GANZ große Szene. hahaha, da musste ich an unseren seligen Götz George denken, der Onkel Steven für Schindlers Liste eiskalt einen Korb gegeben hat, weil er kein Bock darauf hatte in ner kurzen Szene verheizt zu werden.
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Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan

1798
Damit mein Satz von weiter oben, Nolans Darstellung von Oppenheimer als Person entspreche dem bekannten Mythos und sei historisch umstritten, nicht bloße Behauptung bleibt, hier ein paar Worte mehr dazu für alle, die es interessiert:

Ob Oppenheimer tatsächlich, wie heute gern rezipiert und auch in der Biografie "American Prometheus" und in Nolans Film (der auf dieser Biografie beruht) dargestellt, den Bau der Atombombe aus humanistischer Perspektive zutiefst bedauert hat und ihn die vielen toten japanischen Zivilisten so schwer betroffen gemacht haben, ist bei Weitem nicht klar. Vieles von unserem heutigen Bild der Figur geht auf das Theaterstück "In der Sache J. Robert Oppenheimer" von Heinar Kipphardt aus dem Jahr 1964 zurück, welches es mit dem Wahrheitsgehalt aber nicht allzu genau nimmt und zudem durch Oppenheimers eigene (Selbst-)Darstellung beeinflusst wurde. Es gibt viele andere Quellen und Aussagen von Zeitgenossen, die genauso auch die Schlussfolgerung zulassen, die von Strauss im Film nur einmal kurz eingeworfen wird: Dass Oppenheimers späteres Auftreten als "politischer Gegner der Wasserstoffbombe" eben vor allem darüber begründet war, den Ruhm als "Vater der mächtigsten Waffe der Menschheitsgeschichte" nicht mit Edward Teller teilen zu wollen und nicht nur als der in die Geschichte einzugehen, dessen Arbeit bloß die Vorarbeit für das Lebenswerk des verhassten Konkurrenten gewesen ist. Insbesondere stieß mir dabei sauer auf, dass Nolan wie viele andere vor ihm mal wieder Oppenheimer andichtet, er sei nach der Bombardierung Japans gegen einen weiteren Einsatz von Nuklearwaffen gewesen (in einer Meetingszene mit Strauss äußert er als Einziger Bedenken über den zukünftigen Gebrauch von Atombomben), obwohl das faktisch Quatsch ist. Er hat sich sehr wohl weiterhin auch für den Ausbau von Atombomben im US-Kriegsarsenal ausgesprochen und seine kritische Meinung gegenüber Tellers Wasserstoffbomben übrigens auch sehr viel schneller wieder beigelegt, als der Film einen glauben lassen würde. In Wahrheit war er ab einem gewissen Zeitpunkt selbst Feuer und Flamme bezüglich der Technologie und hatte erkannt, dass es sich für ihn wieder lohnen würde, einer der "Ersten" bei dieser technischen Revolution zu sein. Im lesenswerten "The Achievement of American Liberalism: The New Deal and Its Legacies" von 2002 wird nachvollziehbar aufgeschlüsselt, dass Oppenheimer sich gegenüber dem damaligen AEC-Vorsitzenden Gordon Dean regelrecht begeistert davon gezeigt hat, als Teller und Stanislaw Ulam ihre wichtigsten Fortschritte bei der H-Bombe gemacht haben. Fazit: Oppenheimer als Symbolfigur für die Angst der Menschheit vor dem nuklearen Holocaust zu wählen, mag verlockend sein, ist in dieser Form von Nolan aber nur ein Wiederkäuen des kulturellen Mythos um den Physiker und wird seiner historischen Person nicht unbedingt gerecht.
AnatolGogol hat geschrieben: 8. Januar 2024 15:27
Casino Hille hat geschrieben: 8. Januar 2024 15:16Florence Pugh hält einmal ihre Brüste in die Kamera und mag keine Blume: That's it.
Das reicht doch wohl aber auch, oder? :mrgreen: Ich geb's unumwunden zu - auch ohne Triggerhinweis - ich fand's klasse. Ach übrigens für die Akten: es war zweimal! :mrgreen:
Ich wollte mich nicht explizit wegen der nackten Florence Pugh beschweren – die war schon ein Höhepunkt des Films. :lol: Aber das Problem ist halt eher, dass sich abseits von Strauss und kurioserweise Einstein nahezu alle Figuren so arg runterbrechen lassen, und das ist mir figürlich viel zu dünn für ein dreistündiges Biopic-Epos. Da erwarte ich dann schon, dass diese Charaktere etwas genauer erforscht werden. Erst recht, wenn ausgerechnet die Hauptfigur ein großes Fragezeichen bleibt. Du hast da auch recht, dass Nolan diese nur im Ungefähren behaftete Herangehensweise an Oppenheimer bewusst gewählt hat, und das kann man schon machen, aber dann muss für mich halt zumindest dessen Umfeld interessant sein.
AnatolGogol hat geschrieben: 8. Januar 2024 15:27 Dafür fand ich Rami Maleks Auftritt sehr amüsant: 2 3/4 Stunden als wortloser Statist und dann die GANZ große Szene. hahaha, da musste ich an unseren seligen Götz George denken, der Onkel Steven für Schindlers Liste eiskalt einen Korb gegeben hat, weil er kein Bock darauf hatte in ner kurzen Szene verheizt zu werden.
Genau, da sagst du was: Letztlich ist genau das auch bei mir hängengeblieben. Nolan musste mit so vielen Figuren jonglieren, die teilweise nur Mini-Auftritte bekommen, dass er sie alle mit bekannten Gesichtern besetzt hat. Würde irgendein No-Name die Malek-Rolle spielen, hätten 90 Prozent der Zuschauer bei seiner einen großen Szene längst vergessen, wer das eigentlich gewesen ist. Kann man alles gut finden und positiv bewerten, aber bei mir führte das eher dazu, dass keine Figur je so richtig zu einer Person auf der Leinwand wurde und es eigentlich bei einem Star-Auflauf blieb. Emily Blunt ist die trinkende Ehefrau, Matt Damon ist der nörgelnde General, Casey Affleck ist der gruselige Kommunisten-Jäger usw. Das waren für mich alles keine Charaktere, sondern Stars, die genau ein Attribut spielen durften.

Und ja, der Strauss-Twist ist doof und ziemlich überflüssig. Der xte Hollywood-Metakommentar auf Donald Trump in den letzten Jahren, mit dem erfolgreichen "Selfmade"-Millionär, der in die Politik will und dabei niederträchtig nur seinen Status und sein eigenes Ego im Blick hat, nicht aber politische Ziele. Für mich funktionierte die Rolle nur deshalb am besten, weil RDJ so großartig auftritt und für mich als einziger es geschafft hat, eine tatsächliche Figur zu verkörpern. Der Oscar ist ihm bereits sicher. Mit einem schwächeren Schauspieler wäre das richtig richtig blöd geworden.

Und nochmal ja, warum Ludwig Göransson absolut jede Szene in diesem Film, selbst banale Anhörungen mit seinem ultra lauten Lärm zukleistern muss, habe ich auch nicht verstanden. Mir ging das von der ersten Szene an – freundlich gesagt – auf den Sack, und das obwohl ich seinen "Tenet"-Soundtrack, der auch einiges an Doppelwumms hatte, sehr mochte.
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Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan

1799
Irgendwie ertappe ich mich dabei, dass mir dauernd nur Sachen über den Film einfallen, die ich amüsant oder nicht so gelungen fand, z.B.:
- Damon war mir als Gen. Groves viel zu menschelnd und nachgiebig. Gut, ich bin halt geprägt von Paul Newmans Darstellung als ultraeisernem Besen in Joffes Schattenmacher, was ich auch viel passender zur Figur fand. Damon hat das trotzdem gut gespielt, aber ein Newman ist er halt nicht mal annähernd.
- Affleck der Jüngere fand ich auch viel zu sympathisch. Das war irgendwie auch witzig: da sass der gute Casey, der aussah als ob er keiner Fliege was zu leide tun könnte mit seinem braven Gesicht und Damon erzählt im Off die ganze Zeit davon, was für ein schlimmer Finger das sein soll. War vielleicht von Nolan so gewollt, aber irgendwie hats nicht so recht funktioniert.
- Figürlich war das alles zwar nicht sonderlich tief, aber durch die große Anzahl an Figuren und der Tatsache, dass jede auch interessant war ging das für mich schon ok.

>> alles in allem kann ich nur nochmal betonen, dass nachdem ich zuvor viel negatives über den Film gelesen hatte und ich bekanntlich auch mich mit Nolan recht schwer tue, am Ende dann doch sehr positiv überrascht war, trotz des eher schwächelnden finalen Drittels.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan

1800
Casino Hille hat geschrieben: 31. Dezember 2023 19:11 "Oppenheimer" war so erfolgreich, weil er die Massen begeistert hat - it's as simple as that.
Ganz vergessen, dem zu widersprechen, hol' ich mal nach. :wink:

"Oppenheimer" hat rein gar nichts, was die Massen begeistern könnte. Allenfalls hat er die Hoffnung der Massen enttäuscht, hier wenigstens ein visuelles Feuerwerk zu erleben.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."