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von AnatolGogol
Agent
50 Shades of Grey (2015) - Sam Taylor-Johnson
Da denkt man, nach tausenden von Filmen eigentlich schon so ziemlich alles gesehen zu haben und dann kommt dann und wann doch noch ein Film daher, der einem eines besseren belehrt - und wie! Ich wollte den Film unbedingt sehen, um mir selbst ein Bild machen zu können von dem Film, der einen solch grotesken Hype losgetreten hat. Viel erwartet habe ich nicht, meine Vorstellungen kreisten irgendwo um eine modernisierte Version von 9 1/2 Wochen, nur diesmal in erster Linie für halbwüchsige Mädchen. Letzteres sollte sich dann auch auf bitterste Art und Weise bewahrheiten, ersteres leider nicht (obwohl ich den Lyne-Film auch allerhöchstens mittelmäßig einstufe, aber er hatte immerhin Rourke). Nein, 50 Shades ist kein 9 1/2 Wochen, der Film reicht noch nicht mal für ne halbe Woche. Selbst beim besten Willen fällt mir kein anderer Film ein, der eine derart lächerliche und lachhafte Figuren- und Handlungskonstellation auffährt wie 50 Shades. Der Begriff "Fremdschämen" reicht da noch nicht mal ansatzweise aus, um auszudrücken wie zum Zehennägelhochrollen schlecht Charaktere und Story sind. Auf Realitätsnähe kann ich getrost verzichten, aber das hier ist die pseudo-erotische feuchte Phantasie eines pubertierenden Mädels um einen supersüssen, aber halt auch ein klitzekleines bisschen perversen Milliardär, der aber eigentlich nix dafür kann und dessen gequälte Seele nur von einem verhuschten Schneewittchen, das kaum hat es mal ein bisschen vom Jet-Set und SM gekostet sofort sämtlich Hemmungen ablegt, erlöst werden kann. Gruselig, die Figuren sind so klischeehaft und so vorhersehbar, die Handlung so unterirdisch, es ist zum davonlaufen. Leider gibt es aber im Gegensatz zu Mr. Greys schönem SM-Universum kein "Saveword", welches man laut rausschreien könnte, um den Film schnell zu beenden und so ziehen sich die Szenen um die "Beziehungsprobleme" von Mr SM und Schneewittchen, die regelmässig von geschmäcklerisch fotografierten Blümchen-SM-Sexszenen unterbrochen werden, dahin wie Kaugummi. Man ist eigentlich permanent am Lachen, aber es ist kein positives Lachen, es ist eher Ausdruck ungläubigen Entsetzens was man da einem erwachsenen Publikum (FSK 16!) vorsetzt.
50 Shades of Grey ist fraglos ein Ausnahmefilm, der sich problemlos auf dem Olymp der schlechtesten Filme aller Zeiten einreiht. Eine grottenschlechte Story, erbärmliche Charaktere, blasse Schauspieler (Grey-Darsteller Jamie Dornan gibt eine eindruckslose Gala-Vorstellung in Sachen uncharismatischer Leinwandpräsenz), einfallslose Regie. Immerhin: um den Adriano Celentano-Klassiker "Der gezähmte Widerspenstige" zu zitieren: "wenigstens noch ein paar Möpse gesehen".
Wertung: 0 / 10
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"