Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Nico

16
Octopussy
(Octopussy)
1983
Regie: John Glen

Im Jahr 1983 stand das große Duell Bond vs Bond an. "Octopussy" gegen "Sag niemals nie". Es gelang den Produzenten, erneut Roger Moore zu verpflichten, der eigentlich schon gesagt hatte, er wolle Bond nicht mehr spielen. Mit ihm als Zugpferd erhoffte man sich einen Vorteil im Kampf gegen den Konkurrenz-Film mit Sean Connery. Ich persönlich konnte mit "Octopussy" lange Zeit gar nichts anfangen. Der Film war mir zu ulkig, kompliziert und nichtssagend. Nach dieser Sichtung muss ich zugeben, dass ich die Story an sich immer noch nicht ganz verstanden habe, aber der Film ist in meiner Gunst deutlich gestiegen.

Das Land Indien ist ein ganz neuer Handlungsort für einen James Bond-Film. Die Locations haben mir gut gefallen und insgesamt sind sie auch deutlich schöner und farbenprächtiger eingefangen als noch im Vorgänger FYEO, der ja an sich auch schöne, sonnige Locations zu bieten hatte. Die meisten Szenen in Indien gefallen mir, auch, wie die indische Kultur gezeigt wird. Weniger gut kommen die zahlreichen Klischees daher. Bei Bonds Flucht durch den Dschungel bekommt man das Gefühl, dass auf jedem Quadratmeter Indien mindestens 3 wilde, gefährliche Tiere leben und auch die Verfolgungsjagd durch die Menschenmenge erweckt einen sehr eindimensionalen Eindruck von Indien. Zwar können einige dieser Klischees für einen kurzen Schmunzler sorgen, ("Was machen fremder Mann in meinem Bett?") meist sind sie aber irgendwie zu viel des guten und können leicht dem Klamauk zugeordnet werden. Generell ist "Octopussy" wohl der klamaukigste aller Bonds und das verursacht einen gewissen Konflikt mit der an sich doch recht ernsten Handlung. Bond, der an einer Liane schwingend den Tarzan-Schrei ausstößt will nicht ganz zur Bedrohung durch eine Atombombe passen. (Wobei man fairerweise sagen muss, dass von dieser Bedrohung zu dem Zeitpunkt noch nichts zu spüren ist.)

Die Handlung bereitet mir jedes mal Kopfzerbrechen... Ich verstehe nicht wirklich, wer da eigentlich was macht. Kunstschätze werden gestohlen, um dann kopiert zu werden, die Fälschungen werden zurückgebracht und dann wieder gekauft und die Originale geschmuggelt, nur um den Plan mit der Atombombe zu verschleiern? Und wieso zerstört Kamal Khan eigentlich das Ei, in dem der Sender versteckt ist und sagt, es wäre eine Kopie, obwohl er doch denken müsste, es wäre das Original, weil er ja nicht weiß, dass Bond es gegen die Fälschung ausgetauscht hatte? Naja, sei´s drum. So schwergewichtig war diese Unverständnis für mich nun auch wieder nicht.

Was die Bondgirls angeht, ist "Octopussy" nicht ganz so gut besetzt. Kristina Wayborn ist zwar schön anzusehen und spielt recht solide, hat mich aber nicht großartig begeistert. Sie ist ja auch nicht das Haupt-Bondgirl. Diesen Part hat hier (mal wieder) Maud Adams inne, die, sichtlich gealtert, zwar zum ebenfalls viel zu alt wirkenden Moore passt, mich aber kaum überzeugen konnte. Was das Alter angeht muss ich auch noch einmal kurz auf Moneypenny zu sprechen kommen. Diese ist mittlerweile ebenfalls viel zu alt (passt ebenfalls zu Moore) und ihre Flirtereien mit Bond sind, wie schon in FYEO sehr merkwürdig anzusehen. Anscheinend hatte man dies aber auch selber eingesehen und Moneypenny mit Penelope Smallbone zum ersten (und einzigen) mal eine Assistentin zur Seite gestellt. Moneypenny spricht selber aus, was alle denken: "Sie ist hinreißend, wie ich es einmal war."

Der Film hat einige sehr schöne Szenen zu bieten, so zum Beispiel Bonds Ankunft in Indien, als Vijay das Bond-Thema beim Schlangenbeschwören spielt, die Versteigerung bei Sotheby´s, Bonds Spiel gegen Kamal Khan im Casino oder meist dann, wenn Action ins Spiel kommt:

Die Verfolgungsjagd auf den Dreirädern ist nach der PTS und der Flucht von 009 die erste richtige Actionszene im Film und sie wirkt inmitten der Menschenmengen wirklich super. Als wohl größter Actionhöhepunkt gilt allerdings wohl die Fahrt Bonds mit dem Auto auf Schienen dem Zug hinterher und anschließend alles, was auf, in oder an dem Zug passiert. In diesen Momenten reißt einen "Octopussy" wirklich vom Hocker. Leider kann der Film das Niveau aber nicht durchgehend halten, denn gerade zum Ende hin flacht das Tempo doch wieder merklich ab. Bond als Anhalter ist wohl nicht gerade das, was man von ihm sehen will und auch die Fahrt mit den Bayern (im Osten...) ist mir wieder zu viel Klamauk.

Die generelle Zirkus-Szenerie gefällt mir sehr. Schon in "Diamantenfieber" hatte man teilweise versucht, Bond im Zirkus zu zeigen und dieser Versuch war eher misslungen. In "Octopussy" jedoch machen diese Szenen Spaß, was unter anderem auch an den beiden messerwerfenden Zwillingen Mischka und Grischka liegt.

Der Showdown ist diesmal wieder deutlich opulenter geraten als im Vorgänger "In tödlicher Mission" und zieht sich auch deutlich länger hin, was aber keinesfalls kein Nachteil ist. Erst die schon erwähnte Zugaction und Orlovs gelungener Tod, dann die Fahrt zum Militärstützpunkt und schließlich die Dramatik um die Atombombe im Zirkus. Der Film könnte nun vorbei sein, aber Kamal Khan ist schließlich noch auf freiem Fuß. Es ist wohl einzigartig in der Geschichte der Bondfilme, dass es noch einmal zurück zur Hauptlocation geht. Das 2. Finale kommt zwar ohne Längen aus und bietet noch einmal tolle Szenen wie Bonds und Qs Ankunft mit dem Bond-Thema im Heißluftballon und schließlich das endgültige Finale auf dem Flugzeug, erscheint im großen und ganzen allerdings doch unnötig. Negativ fällt auch auf, dass man sich anscheinend nicht entscheiden konnte, welche Tageszeit es ist, denn der Showdown beginnt bei Nacht und endet am helligten Tag. Sowas mindert den Filmgenuss.

Ebenfalls ungewöhnlich für die Bond-Reihe ist die Rolle des Bösewichts bzw. der Bösewichte, denn die Rolle ist, wie schon in FYEO nicht ganz festgelegt und auf 2 Personen verteilt. Mir persönlich sagt das ganze an sich zwar zu, es ist abwechslungsreich, mal nicht nur einen Villain zu sehen, allerdings mindert dies auch die Bedrohlichkeit der einzelnen Charaktere. Steven Berkoff alias General Orlov spielt zwar sehr gut, wirkt aber manchmal zu verrückt, um wirklich bedrohlich zu erscheinen. Louis Jordan ist ganz der Gentleman, sieht mit seiner Lesebrille allerdings mehr aus wie Helmut Schmidt als wie ein gefährlicher Bombenleger. Zu den beiden gesellt sich als Henchman noch Gobinda, der mit seinen zerdrückten Würfeln ein wenig an Oddjob erinnert und ansonsten eine gute Figur macht.

Fazit: "Octopussy" ist eine seltsame Mischung aus schönen Schauplätzen, bis zum letzten ausgereizten Klischees und Klamauk ohne Ende auf der einen Seite und einer komplizierten Story und einem Atombomben-Bedrohungsszenario auf der anderen Seite. Lässt man sich allerdings auf diese Zwiespältigkeit ein, dann wird man 2 Stunden lang gut unterhalten und hat einiges zum Schmunzeln.

8/10 Punkte
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Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Nico

17
Sag niemals nie
(Never say never again)
1983
Regie: Irvin Kershner

"Sag niemals nie" konnte nur aufgrund eines Rechtstreits zustande kommen. Nachdem Ian Fleming Teile einer von ihm, Jack Wittingham und Kevin McClory entwickelten Story für seinen James Bond-Roman "Feuerball" verwendete, der als Grundlage für den gleichnamigen Film dient, klagte McClory dagegen und bekam das Recht zugesprochen, ein Remake der Story drehen zu dürfen. Der Film gehört somit also nicht zu EON-Reihe, ist aber ansonsten ein genau so offizieller James Bond-Film wie die von EON. 1983 war es schließlich soweit. Das "Duell" Bond vs. Bond stand an, denn im gleichen Jahr erschien auch "Octopussy" in den Kinos, in welchem zum 6. mal Roger Moore als James Bond in Erscheinung trat. McClory schaffte den ganz großen Coup und engagierte Sean Connery, der somit ein 7. und letztes mal als 007 in Erscheinung tritt.

Klar merkt man dem Film streckenweise an, dass er ein Remake von TB ist und an sich die gleiche Story erzählt. Das beginnt mit Bonds Aufenthalt im Sanatorium, geht über den Diebstahl zweier Atombomben und endet mit dem Finale des Films. Im Gegensatz zum zähen und langweiligen TB macht NSNA allerdings mehr aus der Story und wirkt insgesamt deutlich flüssiger erzählt. Zu diesen Aspekten, die hier besser gemacht wurden, zählen vor allem:

-die Entführung der Atombomben mit der spannenden Szene, in der Petachi versucht, mit seinem falschen Auge die Freigabe zu erhalten
-Generell die Sache mit dem Auge anstatt der kompletten Gesichtsoperation und der Verzicht auf die ewig lange Flugzeugentführung
-Bond erzählt Domino vom Tod ihrer Bruders (Die Tanzszene ist wirklich klasse!)
-das Finale, das nur teilweise unter Wasser stattfindet und somit nicht so einschläfernd wirkt wie in "Feuerball"

Aber auch ansonsten hat der Film einige gute Szenen zu bieten. Bonds Kampf mit dem Henchman im Sanatorium ist wirklich grandios und wie 007 seinen Kontrahenten mit seiner eigenen Urinprobe ausschaltet ist wirklich der Brüller. Jack Petachis Tod ist gelungen, ebenso gefällt mir die Streiterei im NATO-Kongress sehr gut. Somit wird ein wenig mehr die wirkliche Bedrohung deutlich, die SPECTRE darstellt. Bonds Aufeinandertreffen mit den Haien im Schiffswrack gehört zu den Höhepunkten des Films, wie auch Bonds und Largos Domination-Duell im Casino. Diese Szene gefällt mir wirklich sehr, es ist mal ein anderes "Kennenlernen" von Bond und Villain und ein Computerspiel gab es in der Form kein weieteres mal bei Bond. Auch Bonds und Dominos Gefangennahme in der Festung und die dazugehörige Flucht per Pferd gefällt.

Der Hauptpluspunkt des Films ist wohl Sean Connery, der mit einer unglaublichen Leinwandpräsenz und spürbarem Spaß an der Rolle seinen eigentlichen Abschied von 007, nämlich den lausigen DAF, schnell vergessen lässt. Connery wirkt trotz seines Alters fit und agil und auch sein Toupet sitzt hier deutlich besser als noch in DAF. (War glaube ich auch das teuerste Toupet der Filmgeschichte...) Connery lässt als Bond lässt viele witzige Sprüche los und lässt selbst keinen Zweifel daran, dass er der Star des Films ist. Auch im Zusammenspiel mit Klaus Maria Brandauer als Largo glänzt er. Brandauer stelt hier einen komplett anderen Largo als Adolfo Celi in TB dar, und diese Version gefällt mir auch deutlich besser. Largo wirkt kühl und ruhig, aber dennoch vollkommen wahnsinnig und durchgedreht zugleich. Besonders Dialoge wie "Was machst du, wenn ich dich verlassen sollte?" - "Dann schneid ich dir die Kehle durch" und "Du bist verrückt!" - "Ja, das wär möglich" hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Auch sein Verhältnis zu Domino, gespielt von Kim Basinger, erscheint logischer als in "Feuerball".

"Sag niemals nie" ist ein Film, der sich selbst nicht all zu wichtig nimmt und dabei mit ein paar Seitenhieben auf die Moore-Ära glänzt. Eine wirklich herrliche Szene ist, wie Bond dem Türsteher auf der Party eine "Bombe" in die Hand drückt, die sich am Ende einfach als Zigarettenetui herausstellt. Warum komplizierte Gadgets erfinden, wenn es auch so sehr effektiv geht? Wie Bond versucht, sich vorzustellen und nach "Mein Name ist Bond-" unterbrochen wird, ist witzig. Auch die Figur der Fatima Blush passt in diese Sparte. In einer seltsamen Mischung aus Bad-Bondgirl und Henchwoman hat sie mir sehr gefallen. Ihr Tod ist zwar sehr einfallsreich, wirkt aber ein wenig konstruiert. Auch schön, dass das Gadget hier nicht ganz so funktioniert, wie es soll. Dass Bond und Felix einfach aus der Gefahrensituation rausjoggen, anstatt auf komplizierteste Weise zu flüchten, ist eine nette Idee. Die Figur des M ist ebenfalls etwas anders als in den EON-Bonds; hier versuchte man wohl, sich deutlich zu distanzieren und etwas eigenes zu erschaffen, anstatt zu kopieren. (Hätte wohl auch nicht funktioniert) Allerdings kommt der von Edward Fox gespielte M dermaßen unsympathisch rüber, dass man nicht wenig Spaß daran hätte, einem Anschlag auf ihn zuzugucken... Auch bei Q kopierte man nicht einfach Llewelyns Rolle, sondern variierte sie etwas, was mir gut gefallen hat.

Weniger gut gefallen haben mir die Effekte im Film, die an der ein oder anderen Stelle wirklich zu wünschen lässt. Auch die Musik hat mich nicht gerade begeistert. An sich ist Legrands Soundtrack zwar gar nicht schlecht, passt aber Null zu Bond. Klar, man konnte aus rechtlichen Gründen das Bond-Thema nicht verwenden, aber wenigstens ein Soundtrack, der in diese Richtung geht, wäre wünschenswert gewesen. Auch ist der Film ein wenig zu lang und wirkt streckenweise etwas langweilig, denn wirklich spannend ist er nicht. Bond ermittelt kaum, spontan fällt mir jetzt nur die Szene ein, in der er sich als Masseur ausgibt, um an Informationen zu kommen. Auch die Figur des von Rowan Atkinson gespielten Nigel Small-Fawcett erscheint ziemlich überflüssig, auch wenn er ein paar ganz witzige Momente hat.

Fazit:
"Sag niemals nie" funktioniert in seiner Funktion als etwas anderer "Nicht-EON-Bond" sehr gut und kann es sich leisten, ein paar Dinge zu zeigen, die innerhalb der EON-Bondreihe nicht möglich wären. Der Film ist nicht perfekt und hat ein paar Schwächen, z.B. fehlt das gewisse Bond-Feeling teilweise doch merklich, unter anderem bedingt durch den schon erwähnten Score, bietet aber trotzdem 2 Stunden Spaß und gehört mit Recht in jede Bondsammlung und jeden Bondmarathon. Zum Schluss bleibt noch die Frage, wie das Duell "Octopussy" vs "Sag niemals nie" nun ausgegangen ist. Meine Meinung: Unentschieden.

8/10 Punkte
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Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Nico

18
Im Angesicht des Todes
(A view to a kill)
1985
Regie: John Glen

"Im Angesicht des Todes" war einer der ersten Bonds, die ich je gesehen habe und vielleicht hat er deswegen immer einen kleinen Nostalgie-Bonus...

Nachdem Roger Moore eigentlich schon nach "In tödlicher Mission" 1981 verkündet hatte, nicht mehr Bond spielen zu wollen und für "Octopussy" zurückgeholt wurde, wurde er schließlich für "Im Angesicht des Todes" ein 7. und letztes mal als James Bond verpflichtet. Moore war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 57 Jahre alt und das merkt man ihm leider auch zu jedem Zeitpunkt an. Schon in FYEO fand ich Moore und Moneypenny deutlich zu alt, jetzt jedoch hat das ganze ein neues Level erreicht. Die Flirtereien zwischen den beiden sind wirklich unerträglich, sowas will ich nicht sehen. Auch die durch Moores Alter bedingten diversen klar erkennbaren Stuntmen schaden dem Filmgenuss, da sie wirklich offensichtlich sind und man sich anscheinend keine Mühe gab, dies zu kaschieren. Im Gegenteil: In kaum einem anderen Bond gibt es solche langen Nahaufnahmen von Stuntmen.

Der Film startet mit einer PTS, die zwar keinen bleibenden Eindruck hinterlässt, aber ansonsten ganz solide daherkommt und mit der Beach Boys-Einlage einen kleinen humorigen Einschub enthält. Der Titelsong von Duran Duran ist sehr stark und gehört zu den besten der Reihe, die Titelsequenz von Maurice Binder allerdings eher im Gegenteil... Die Szenen in Paris inklusive des Restaurants im Eiffelturm und der anschließenden Verfolgungsjagd gefallen mir sehr. Ich verstehe nicht, warum so oft die "Postkartenmotivik" kritisiert wird. Wenn Bond auf dem Markusplatz unterwegs ist, den Prater besucht oder das Taj Mahal gezeigt wird, ist das okay, aber der Eiffelturm geht gar nicht? Merkwürdig.

Die Szenen auf Zorins Gut sind an sich gelungen, unter anderem sticht Bonds und Sir Godfreys nächtliche Erkundungstour heraus, sind für meinen Geschmack allerdings etwas zu lang und nehmen einen zu großen Platz im Film ein. Wirklich herrlich amüsant sind die Szenen zwischen Bond und seinem "Chaffeur" Sir Godfrey, der von Patrick McNee hervorragend dargestellt wird. Gut gefällt mir an der Szenerie auf dem Gestüt auch, dass Bond mal wieder richtig ermittelt und nicht einfach nur von Location zu Location springt. Zu diesen Szenen gehören auch noch Sir Godfreys Ermordung, die sehr gelungen ist und das Parkourreiten mit dem wohl kompliziertesten Mordanschlag in der Geschichte der James Bond-Filme. Aber auch diese Szene gefällt mir.

Der Einsatz eines Luftschiffes als Fortbewegungsmittel / Aufenthaltsort des Villains ist mal eine innovative und tolle Idee. Wie Zorin dort seinen Plan erklärt und danach einer der Geschäftsleute ermordet wird, hat mich doch sehr an Goldfinger und Mr Solo erinnert.

Nachdem Bond in Staceys Haus eingetroffen ist und die beiden in einen Kampf verwickelt werden, hängt der Film ein wenig durch und die Szenen plätschern vor sich hin. Auch der komplette Handlungsstrang mit Pola Ivanova, der so überhaupt keine Relevanz hat und null zum Rest des Filmes passen will, erscheint komplett unnötig und zieht das ganze in die Länge. Richtig stark weiter geht es erst mit Zorins und Maydays Mordanschlag auf Bond und Stacey, bei dem sie mal eben das Rathaus in Brand stecken. Dass die Stahlseile des Fahrstuhls reißen erscheint mir ein wenig unlogisch, aber um sowas sollte man sich bei Bond keine Gedanken machen. Die oft kritisierte Verfolgungsjagd zwischen Bond und Stacey im Feuerwehrwagen und den Polizisten hat mir sehr gut gefallen. Herrlich ist Bonds Blick, nachdem Tracey durch die Schranken zur Brücke rast.

Das Finale in der Mine, deren Set mir sehr gefallen hat, gehört für mich zu den besten Showdowns innerhalb der Bond-Reihe. Wie das Wasser hereinbricht und Zorin ohne mit der Wimper zu zucken drauflosballert beeindruckt mich jedes mal. Auch der Wandel Maydays, das Rausschaffen der Bombe und ihr explosives Ende ist sehr stark. Einzig der finale Kampf auf der Golden Gate-Bridge ist zwar an sich gelungen, beeindruckt aber eher wenig und wirkt etwas lustlos.

Zu den positiven Aspekten des Films zählt unter anderem Christopher Walken als Max Zorin. Dieser spielt den Antagonisten des Films stark und überzeugend. Grace Jones ist als Mayday eine interessante Mischung aus Bondgirl und Henchwoman. Ihr Sinneswandel am Ende gefällt und erscheint auch komplett logisch und nachvollziehbar. Ein weiterer Pluspunkt ist der Score von John Barry, der meiner Meinung nach zu den besten der Reihe gehört und der die Szenen passend untermalt.

Besonders negativ fällt neben den schon erwähnten viel zu offensichtlichen Stuntmen-Einsätzen die Handlung an sich auf. Von einem Mikrochip in den Händen des KGB geht es über Pferdedoping bis hin zur Flutung von Silicon Valley. Durch die Chips besteht zwar noch ein loser Zusammenhang, aber an sich wirkt das ganze sehr konstruiert und unzusammenpassend.

Fazit:
"Im Angesicht des Todes" hat einige Schwachstellen. Das sind neben Moores Alter einige Längen im Mittelteil die schwache Handlung. Nichtsdestotrotz hat der Film auch sehr viel gutes zu bieten. Wenn es nicht gerade um Action geht macht Moore eine gute Figur, der Soundtrack ist gelungen und das Finale sowie viele Szenen unerhalten sehr. Auch wenn man es nicht unbedingt rausgelesen hat, hat mich der Film sehr unerhalten. Ich werde mit dieser Wertung wohl so ziemlich alleine darstehen, aber man muss das ganze ja auch noch in Relation mit den Punktevergaben anderer Filme setzen und deshalb gibt es von mir für AVTAK ganz, ganz schwache:

9/10 Punkte
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Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Nico

19
Der Hauch des Todes
(The living daylights)
1987
Regie: John Glen

Nach dem Ende der langjährigen Roger Moore-Ära wurde als Nachfolger der Waliser Timothy Dalton verpflichtet, der schon für "Im Geheimdienst ihrer Majestät" im Gespräch gewesen war. Dalton distanziert sich mit seiner Darstellung des 00-Agenten klar von seinem Vorgänger Roger Moore und bringt einen härteren, humorloseren Bond auf die Leinwand. Passend dazu gibt es, wie schon in Glens Vorgängerfilmen eine komplizierte und unzusammenhängende Haupthandlung:

Der Film startet gleich actiongeladen mit einer der besten PTS der Reihe: 007 ist mit zwei seiner Kollegen bei einer Übung. So etwas gab es bei Bond bisher auch noch nicht. Das ganze ist spannend gemacht, gut gefällt mir irgendwie auch das erste "Bild" von Timothy Dalton als James Bond. Der Titelsong gehört ebenfalls wie schon beim Vorgänger "Im Angesicht des Todes" zu den besten der Reihe.

Der Hauptplot (?) um Koskovs Überlaufen gefällt mir gut, erst Bonds Einsatz, dann Georgis Flucht durch die Pipeline und schließlich auch die spätere Szene, in der Necros (toll gespielt von Andreas Wisniewski!) Koskov zurückholt. Der explodierende Milchflaschen schmeißende Milchmann ist immer wieder eines der Highlights des Films. Leider driftet danach die Story etwas ab, Koskovs doppeltes Spiel wird viel zu schnell aufgedeckt und irgendwie weiß man nicht so richtig, welche Rolle eigentlich Whitaker und Pushkin spielen. Ebenfalls ein Highlight ist die Flucht vor der Polizei inklusive Einsatz sämtlicher Gadgets. Oft wird diese Szene kritisiert, sie sei zu abgehoben für den ansonsten bodenständigen Film. Mir jedenfalls gefällt´s. Auch die Ankunft von Bond und Kara in Österreich in einem Cellokoffer sorgt immer wieder für einen heiteren Moment. Nach ebenjener Ankunft in Österreich zieht sich der Film allerdings sehr in die Länge. Schließlich ist man irgendwann in Afghanistan angekommen, das im Film von Marokko gedoubelt wurde und irgendwie ist dann auch schon der Showdown da. Nach einem sehr unterhaltsamen Gefängnisausbruch kämpft Bond mit den Mudschahidin. Man weiß gar nicht so Recht, was überhaupt passiert, so viel geht in die Luft, bis Bond und Kara schließlich im Flugzeug sitzen. Der Kampf Bond gegen Necros gefällt mir sehr und ist wohl einer der Stunthöhepunkte der gesamten Filmreihe. Das 2. Finale gegen Whitaker wirkt sehr angehängt und zieht den Film unnötig noch weiter in die Länge.

Mit Timothy Dalton ist den Produzenten wahrlich ein Glücksgriff gelungen. Er spielt 007 überzeugend und mit erkennbarem Spaß an der Sache, auch wenn er durch seine Andersartigkeit sehr heraussticht im Vergleich zu seinen Vorgängern. Joe Don Baker und Jeroen Krabbé spielen ihre Bösewichte zwar ebenfalls gut, dennoch krankt der ganze Film unter anderem an diesen beiden Personen. Wie schon in "Octopussy" gibt es 2 Bösewichte, die sich die Leinwandpräsenz teilen und dadurch beide wenig bedrohlich wirken und keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Krabbé mit seinem doppelten Spiel allerdings noch deutlich mehr als der eigentliche Villain Brad Whitaker, bei dem man sich durchgehend fragt, was er eigentlich macht. Maryam D´Abo als einziges (!) Bondgirl des Films macht ihre Sache souverän aber ebenfalls nicht sonderlich erinnerungswürdig. Im MI6-Team sind wieder Robert Brown als M und Desmond Llewelyn als Q vertreten, neu hinzugekommen ist Caroline Bliss als Moneypenny, die zwar keine besonderen Entfaltungsmöglichkeiten hat, aber durchaus attraktiv ist und in ihren kurzen Szenen ein wenig frischen Wind hereinbringt, nachdem Lois Maxwell den Produzenten nach 14 Filmen endlich zu alt war. Wenig überzeugend ist John Terry als Felix Leiter, bei dem man den Eindruck gewinnt, dass man ihn nur kurz eingebaut hat, um mal wieder Felix zeigen zu können.

Neben dem schon erwähnten nicht zufriedenstellend ausgefüllten Bösewichtspart fehlt es dem Film an einer konsistenten Handlung und vor allem an einer Bedrohung. Die ganze Zeit fragt man sich, was Bond eigentlich gerade tut und was seine Aufgabe ist. Humortechnisch hat der Film noch einige nette Szenen zu bieten, wie zum Beispiel die Diskussion um das Holen des Cellos. Gut gefallen hat mir als Musiker auch, dass Bond öfter im Konzert / in der Oper zu sehen ist und zwar in Mozarts 40. Sinfonie und in meiner Lieblingsoper Cosí fan tutte, bei der komischerweise ein Sänger zu viel auf der Bühne ist... Dass Kara am Ende auf ihrem Cello spielt, das ein Einschussloch hat, ist natürlich vollkommener Quatsch, aber um des Gags Willen zu verzeihen. Bei dieser Sichtung habe ich auch das erste mal John Barry in einer kleinen Nebenrolle als Dirigent entdeckt. Sein letzer Soundtrack der Reihe ist erstaunlich stark und bindet den Titelsong ein ums andere mal sehr gelungen ein.

Fazit:
Mit "Der Hauch des Todes" ist es den Produzenten nach der langen Moore-Ära gelungen, einen neuen, anderen Bond zu etablieren, der von Timothy Dalton toll gespielt wird. An der ein oder anderen Stelle verliert sich der Film etwas in seiner nicht vorhandenen Handlung und ist streckenweise etwas langweilig, im großen und ganzen kann man aber sagen: Einstand geglückt!

7/10 Punkte
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Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Nico

20
Lizenz zum Töten
(Licence to kill)
1989
Regie: John Glen

Schon in "Im Geheimdienst der Majestät" missachtete Bond klar Befehle und kündigte, um auf einer ihm wichtigen Mission zu bleiben. Damals hatte das noch keine großen Auswirkungen auf den Film und spielte keine große Rolle; in John Glens fünftem und letztem James Bond-Film baut allerdings die ganze Handlung auf dieser Eigenwilligkeit auf.

Da der Drogenbaron Franz Sanchez Bonds Freund Felix Leiter verstümmelt und Leiters Frau Della getötet hat, macht sich Bond, seiner Lizenz zum Töten entzogen, dazu auf, Rache an Sanchez zu nehmen.

Mit "In tödlicher Mission" hatte man begonnen, Bond auf bodenständigere Missionen zu schicken und auf die meisten "Over the top"-Elemente zu verzichten. "Octopussy", "Im Angesicht des Todes" und "Der Hauch des Todes" folgten diesem Schema mal mehr, mal weniger, mit "Lizenz zum Töten" ist Bond aber final auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Den Film zeichnen weder überragende Sets, noch traumhaft schöne Drehorte oder ein Weltbedrohungsszenario aus, diesmal ist Bond (fast) ganz auf sich gestellt und, wie schon in "Leben und sterben lassen" "lediglich" einem Drogenbaron hinterher, wenn auch mit ganz anderer Motivation. Eben diese Motivation wird in den Anfangsminuten nach Dellas Tod sehr schnell klar und Dalton schafft es exzellent, Bonds Zwiespältigkeit ob seiner Pflicht und seinen Schuldgefühlen Felix gegenüber, darzustellen. Generell handelt Bond in disem Film nicht nur auf eigene Faust, er ist auch noch brutaler als je zuvor, was einem als Zuschauer unter anderem dadurch näher gebracht wird, dass all diese Brutalität komplett gezeigt wird. Explodierende Köpfe, abgebissene Beine oder verbrennende Bösewichte hat man vorher (und hinterher) nicht zu Gesicht bekommen.

Neben dem vollends überzeugenden Timothy Dalton als Bond glänzt der Cast durch Robert Davi als Franz Sanchez, Benicio del Toro als Handlanger Dario, Anthony Zerbe als Milton Krest und David Hedison, der zum zweiten mal und absolut sympathisch Felix Leiter verkörpern darf. Die hübsche Talisa Soto als Lupe Lamora und die mit längeren Haaren attraktiver als mit kurzen wirkende Cary Lowell als Pam Bouvier, die sich in die Reihe der selbstständigen und schlagfertigen Bondgirls einreihen darf, überzeugen als komplett unterschiedlich angelegte und deshalb umso glaubhafter wirkende weibliche Hauptfiguren. Vom MI6 kommen Robert Brown als M und Caroline Bliss als Moneypenny nicht über einen Winzauftritt hinaus, ganz im Gegensatz zu Desmond Llewelyn, der als Q in seinem wohl größtem Auftritt innerhalb der Reihe Bond beistehen darf. Mit Frank McRea als Sharky hat man einen der sympathischsten Nebencharaktere der Serie hervorgebracht. Pedro Armendáriz Junior, der Sohn vom Ali Kerim Bay-Darsteller aus FRWL, spielt in einer kleinen Nebenrolle den Präsidenten von Isthmus, Hector Lopez.

Der Film bietet neben dem besonderen Antrieb Bonds viele tolle Szenen, wie zum Beispiel die PTS, in der der Flugzeug-Stunt als einziger "Over the top"-Stunt des Films wirkt, Sanchez Flucht aus dem Transporter, die Kneipenprügelei, Bonds eiskalte Ermordung Killifers, Bonds "Wasserski"-Einlage und das komplette Finale, erst in der Drogenfabrik und schließlich mit einem der Stunthöhepunkte der Reihe, der Verfolgungsjagd mit den Tanklastern, die mich bei jeder Sichtung begeistert.

Eine weitere Sache, die "Lizenz zum Töten" von anderen Filmen der Reihe unterscheidet, ist die Tatsache, dass diesmal eben nicht der Bösewicht von vornherein weiß, wer Bond ist. Dies führt zu einigen beeindruckenden Szenen; Bond darf mal endlich richtig undercover ermitteln und trickst Sanchez ein ums andere mal gekonnt aus. Dass zeitweise Bonds Rachegefühle nicht überzeugend rüberkommen und für die Handlung des Films keine Rolle spielen sehe ich nicht so. Für mich war zu jeder Sekunde klar, dass Bond nicht im Geheimdienst ihrer Majestät unterwegs ist, sondern angetrieben durch die Schuldgefühle gegenüber seinem Freund so handelt, wie er es tut. Dass er dabei sogar unüberlegt und ungewollt die Ermittlungen eines anderen Geheimdienstes sabotiert, passt umso besser. Dass man sich anscheinend nicht getraut hat, komplett alles Bekannte aus der Bondformel zu streichen, zeigt Qs langer Auftritt inklusive seiner Gadgets, die aber immerhin nicht überzogen dargestellt sind, sondern noch ein wenig Humor einbringen. Das Ende des Films will nicht so ganz passen, da es irgendwie ein Bond-Ende wie immer ist, aber groß stört das nicht.

Fazit:
"Lizenz zum Töten" wirft so ziemlich alle Konventionen über Bord, die man sich im Laufe der Jahre aufgebürdet hatte und schafft so durch seine Andersartigkeit 2 Stunden voller Spannung und Unterhaltung. Manchmal ist es nötig, ein paar Sachen zu variieren, um neues bieten zu können.

9/10 Punkte
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Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Nico

21
Goldeneye
(Goldeneye)
1995
Regie: Martin Campbell

Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und dem Ende des kalten Krieges war lange Zeit nicht klar, wie es mit James Bond weitergehen sollte. Planungen für einen 3. Film mit Timothy Dalton wurden aufgenommen und wieder fallengelassen. Zusätzlich zu Differenzen zwischen den Produzenten und MGM stellte sich die Frage: Passt der fest in der Zeiten des kalten Krieges verankerte Geheimagent in diese moderne Zeit? Ja, er passt. Mit Pierce Brosnan, der eigentlich schon Roger Moores Nachfolge hätte antreten sollen als neuem Hauptdarsteller und mit einer Story, die von den letzten Übrigbleibseln des Ost-West-Konfliktes handelt, zeigte man der Welt: James Bond is back!

"Goldeneye"s PTS spielt 9 Jahre vor der Haupthandlung, noch während des kalten Krieges und beginnt gleich mit einem spektakulären Stunt. Bonds erster wirklicher "Auftritt" auf dem Klo des sowjetischen Soldaten ist ein perfekter und humoriger Einstand für den neuen Bond. Die komplette PTS wirkt wie ein eigener kleiner Bondfilm mit einem krönenden Abschluss, ganz so wie wir 007 kennen.

Nach Maurice Binders teilweise sehr ähnlichen und uninspirierten Titelsequenzen der vergangen Filme darf in GE, bedingt durch Binders Tod, erstmals Daniel Kleinman ran, der schon das Musikvideo zu "Licence to kill" gestaltet hatte und so den Produzenten auffiel. Zu Tina Turners tollem und sehr "bondtypischen" Song nimmt er in der Titelsequenz bereits einige Aspekte des Films auf, wie eine Frau mit 2 Gesichtern und zeigt gleichzeitig durch die die sowjetischen Zeichen zerstörenden Frauen: Der kalte Krieg ist zu Ende, Bond befindet sich in einem neuen Zeitalter. Kurz möchte ich an dieser Stelle auch noch einmal die Gunbarrel-Sequence erwähnen, die Kleinman ebenfalls sehr schön modernisiert hat und die gut zum "neuen" Bond passt.

"Goldeneye" setzt viel daran, den Zuschauern nach einer 6-jährigen Bondpause so viel bondtypisches zu präsentieren, wie nur möglich. Das beginnt mit dem Aston Martin DB5, mit dem Bond sich eine tolle Verfolgugsjagd mit Xenia Onatopp liefert, geht über seine Vorstellung im Casino "Mein Name ist Bond. James Bond" und die Martini-Bestellung bis hin zu einer ganzen Menge Gadgets, die Bond von Q bekommt (und die ironischerweise wie z.B. der groß vorgestellte BMW gar nicht zum Einsatz kommen). Die Szenen mit Llewelyn, der hier in seinem 15. Einsatz innerhalb der Bond-Reihe zu sehen ist, gefallen mir sehr. Die Chemie zwischen ihm und Brosnan stimmt so wie bei keinem anderen Bond-Schauspieler.

Neben Llewelyn als einzigem "Überbleibsel" aus der Prä-Brosnan-Zeit gibt es viel neues beim MI6. M wird erstmals durch Judi Dench von einer Frau verkörpert, die Bond unmissverständlich zu verstehen gibt, was sie von ihm hält. Auch Moneypenny, gespielt von Samantha Bond, ist keine willenlose, Bond anschmachtende Vorzimmerdame mehr, sondern eine emanzipierte Frau, die ihm die Stirn bieten kann und das auch tut. Neu beim MI6 ist Bill Tanner, der hier sehr sympathisch von Michael Kitchen gespielt wird. Joe Don Baker überzeugte in "Der Hauch des Todes" als Bösewicht eher weniger. Hier darf er als Bonds Kontaktmann von der CIA Jack Wade eine gänzlich andere Rolle spielen, die ihm deutlich mehr liegt. Zur Schauspielerriege gesellen sich Sean Bean als Antagonist "006" Alec Trevelyan, der besonders im Zusammenspiel mit Brosnan überzeugt, Gottfried John als General Ouromov, Izabella Scorupco als eigenständiges Haupt-Bondgirl Natalya Simonova, Famke Janssen als "Bad Bondgirl"/ Henchwoman Xenia Onatopp, Robbie Coltrane als Bonds unfreiwilliger Helfer Valentin Zukovsky und Alan Cumming als nerviger Boris Grishenko.

Doch neben der tollen Darstellerriege überzeugt "Goldeneye" auch actiontechnisch. Neben der schon erwähnten PTS gehört zu den Höhepunkten des Films sicherlich die Panzerfahrt durch St. Petersburg, die zu den besten Momenten der Bondreihe zählt. Auch das Aufeinandertreffen "Panzer vs Panzerzug" ist sehr gelungen genau wie der Angriff auf Severnaya. Zu erwähnen sind hier auch die tollen Modelle von Derek Meddings, die absolut überzeugend wirken.

Auffällig ist, dass sich "Goldeneye" auch oft Zeit nimmt, lange Szenen ohne Bond zu zeigen, so das Severnaya-Massaker oder viele Szenen mit Alec und Ouromov. Diese Szenen sind wichtig, um die Story in den Vordergrund zu rücken. Eine Schlüsselszene des Films ist wohl Bonds und Alecs erstes Aufeinandertreffen auf dem Lagerplatz. Auch der Showdown gefällt und ist spannend inszeniert, als Zuschauer sitzt man wirklich gebannt da und wartet auf den Moment, in dem Boris den Kugelschreiber 3 mal drückt. Bonds und Alecs finale Auseinandersetzung auf der Satellitenschüssel ist wirklich gelungen.

Eric Serras oft kritisierter Soundtrack hat mir gut gefallen. Die metallischen Klänge und Rhythmen sind mal etwas ganz anderes als die sonstige große Orchestrierung von Barry und passen genau zur Atmosphäre des Films und dem Ende des kalten Krieges. Leider hört man dann auch sehr genau raus, wo seine Arbeit von den Produzenten durch Arrangements von John Altman ersetzt wurde.

Noch ein paar Worte zum Hauptdarsteller Pierce Brosnan: Gekonnt vermischt er den Zynismus und die Härte Connerys mit dem Humor und der Sprüche von Roger Moore und bringt noch einen ganz eigenen Snobismus in die Rolle, der Bond wie ein aalglatter Gentleman wirken lässt. Für das neue Zeitalter und die neue Richtung Bonds ist er genau der richtige.

Fazit:
James Bond ist zurück! Pierce Brosnan schafft eine neue, eigene Interpretation des mittlerweile 33 Jahre alten Filmhelden und bringt 007 in eine neue Zeit. Einstand gelungen!

8/10 Punkte
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Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Nico

22
Der Morgen stirbt nie
(Tomorrow never dies)
1997
Regie: Roger Spottiswoode

Nach dem Erfolg von "Goldeneye" 1995 wollte man beweisen, dass James Bond nicht nur einmalig zu alter Größe hatte kommen können, sondern weiterhin erneut eine feste Größe in der Kinolandschaft werden konnte. Barbara Broccoli und Michael G. Wilson standen also unter großem Druck, verstärkt durch die Tatsache, dass 1996 Albert R. "Cubby" Broccoli gestorben war und dies der erste Bondfilm nach seinem Tod werden würde. Nachdem Martin Campbell absagte, da er nicht bei 2 aufeinanderfolgenden Bondfilmen Regie führen wollte, engagierte man Roger Spottiswoode, der mit "Der Morgen stirbt nie" einen Actionkracher sondergleichen lieferte.

Pierce Brosnan kehrt als 007 zurück, ebenso Judi Dench als M, Samantha Bond als Moneypenny, Demond Llewelyn als Q und Joe Don Baker als Jack Wade. Dazu gesellen sich Jonathan Pryce als herrlich größenwahnsinniger Bösewicht Elliot Carver, der Deutsche Götz Otto als Henchman Stamper, Ricky Jay als Henry Gupta und Vincent Schiavelli, der in seinem leider viel zu kurzen Auftritt den Auftragskiller Dr. Kaufmann darstellt. Als Bondgirls sind Teri Hatcher und Michelle Yeoh zu nennen, wobei letztere das Hauptgirl ist und Hatcher nur eine kleine, aber wichtige Rolle zukommt.

Der Film startet sofort actiongeladen mit einer der besten PTS der Reihe, die schon erahnen lässt, was im folgenden auf den Zuschauer zukommen wird: Action, Action und nochmals Action! Dazu gut dosierter Humor, ein super aufgelegter Pierce Brosnan und ein toller Soundtrack von David Arnold, der hier zum ersten und nicht zum letzten mal für den Score verantwortlich zeichnet. Wie schon in GE begeistert Daniel Kleinmans Titelsequenz, die sehr schön das Thema des Films aufgreift: Kontrolle durch Medien. Nach der TS wird dem Zuschauer sofort klargemacht, worum es geht. Carver wird sogleich vorgestellt und es bleibt kein Zweifel, dass er der Villain ist. Das Versenken der HMS Devonshire ist eine spannende und toll anzusehende Szene, die auch gleich der erste von Carvers Anschlägen ist. Ein wenig fühlt man sich bei der gesamten Handlung aufgrund der "Eine Macht spielt 2 andere Mächte gegeneinander aus"-Thematik an "Man lebt nur zweimal" und "Der Spion, der mich liebte" erinnert, weiter schlimm ist dies aber nicht, da sich viele Bonds auf ihre Vorgänger beziehen und ähnliche Themen aufgreifen.

Bonds Besuch in Hamburg inklusive der tollen Szene mit Q am Flughafen überzeugt. Sowohl die Action in der Druckerei, Dr. Kaufmanns Auftritt oder die Parkhaus-Verfolgungsjagd mit Abschlussgag begeistern, wobei besonders die beiden letztgenannten Szenen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Insgesamt ist Hamburg auch schön eingefangen, auch wenn man sich als Einheimischer natürlich ein wenig wundert obgleich der Schauplätze, die im Film nebeneinander liegen, real aber weit voneinander entfernt sind.

Wie schon erwähnt, bietet "Der Morgen stirbt nie" sehr viel Action, wahrscheinlich am meisten Action innerhalb eines Filmes der Reihe. Dies ist aber keineswegs ein Nachteil, denn fast immer führt diese Action zugleich die Handlung weiter und ist nebenbei auch noch großartig inszeniert. Wo andere Bonds bestimmte Szenen als Hauptaction bezeichen würden, sind solche Szenen bei TND lediglich Teil eines großen Ganzen. Wie Bond und Wai Lin erst an einem riesigen Plakatbanner einen Wolkenkratzer runterrutschen, sich danach sofort eine Verfolgungsjagd auf einem Motorrad zuerst mit Autos und dann mit einem Hubschrauber liefern, wobei sie mal eben von einem Haus zum nächsten Springen und dann nach einer kurzen Ruhepause noch weitere Fieslinge per Hand besiegen müssen, lässt einem wirklich kaum Zeit zum Durchatmen. Auch der Halo-Jump mit anschließendem Tauchgang im Schiffswrack ist erwähnenswert.

Leider ist dieser "Action-Overkill" aber auch der Grund, warum der Showdown nicht vollends überzeugen kann. Trotz einiger guter Szenen wie Carvers und Bonds Plan Bs und dem Schauplatz auf einem endlich mal wieder hervorragenden Set hat man das Gefühl, das alles schon mal gesehen zu haben. Da der ganze Film praktisch nur aus Action besteht, überrascht noch mehr Action den Zuschauer nicht wirklich. Hier hätte entweder nochmals eine höhere Dosis oder sogar ein kompletter Verzicht auf Action dem Finale gut getan.

Wie schon eingangs erwähnt wird der Villain hier von Jonathan Pryce dargestellt. Dieser liefert im Gegensatz zum etwas fad wirkenden 006 aus GE wieder einen Bösewicht der Extraklasse. Sein Carver ist herrlich exzentrisch, größenwahnsinnig und eiskalt aber auch teilweise mit kindlicher Freude bei seiner "Arbeit". Etwas fragwürdig erscheint mir nur die gesamte Motivation der Figur. Größenwahnsinn hin oder her, aber einen Weltkrieg anzetteln nur für Einschaltquoten und Exklusivsenderechte? Das scheint mir doch arg weit hergeholt. Götz Otto als Carvers Handlanger Stamper hat zwar nicht die Klasse eines Oddjobs, Beißers oder Necros´, überzeugt mich dennoch völlig. Beide Figuren sterben auch jeweils einen sehr schönen Tod.

Michelle Yeoh spielt hier das Bond wohl bisher ebenbürdigste Bondgirl der gesamten Serie und erinnert teilweise ein wenig von der Art der Rolle an Mayor Amasova. Schön anzusehen war, dass auch sie kampftechnisch einiges draufhat und dies sogar in einer Szene alleine ohne Hilfe von Bond zeigen darf. Ganz ohne ihn kommt sie allerdings nicht aus, denn der letzte Schurke, den Bond erledigt, hätte sie wohl getötet. Auch im Showdown fragt man sich, warum Wai Lin nicht einfach, als sie gefesselt unter Wasser ist, nach oben schwimmt, anstatt dämlich an den Ketten rumzureißen, so dass Bond sie am Ende retten muss. Optisch ist Yeoh nicht ganz mein Fall, legt aber davon abgesehen einen echt starken Auftritt hin. Teri Hatcher ist in TND für die emotionale Komponente zuständig, die hier so langsam ihren Anfang innerhalb der Bondreihe nimmt. Schade, dass sie nur einen so kurzen Auftritt hatte. Ihre Rolle gibt ihr nicht all zu viele Entfaltungsmöglichkeiten her, so dass sie leider ein wenig hinter ihren Fähigkeiten zurückbleibt, aber dennoch sowohl optisch als auch schauspieltechnisch absolut überzeugt.

Die Locations in TND bleiben nicht groß in Erinnerung. Wie schon gesagt ist Hamburg gut eingefangen worde, auch die Einbindung der Khao Phing Khan-Inseln, die schon aus "Der Mann mit dem goldenen Colt" bekannt waren, hat mir sehr gefallen. Ansonsten ist bei mir nicht viel hängen geblieben.

Noch ein Wort zum Soundtrack. In der PTS nahm es seinen Anfang, im folgenden Film beweist David Arnold, was er draufhat und dass er die richtige Wahl als Nachfolger von John Barry als "Stammkomponist" war. Der Song "Surrender", der mir ebenso wie der Titelsong sehr gut gefallen hat, ist gekonnt und auffällig, aber nicht aufdringlich in den Score eingearbeitet, auch die anderen Melodien wissen durchaus zu gefallen. Nahe an der Perfektion ist es auch, wie es Arnold schafft in genau den richtigen "Bond-Momenten" das Bond-Theme einzubauen.

Fazit:
"Der Morgen stirbt nie" ist ein mit 119 Minuten genau richtig langer mit Action vollgepackter Film, der dennoch nie die Story außer Acht lässt und den "klassischen" Bond behutsam in eine neue Zeit transportiert. Tolle Bondgirls, ein klasse Gegenspieler, ein super Soundtrack und ein mit sichtlichem Spaß an der Sache spielende Pierce Brosnan machen TND zu einem wahren Fest. Einzig der Showdown sowie einzelne weitere kleine Punkte enttäuschen etwas, so dass es hier nicht ganz die Höchstwertung gibt.

9/10 Punkte
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Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Nico

23
Die Welt ist nicht genug
(The world is not enough)
1999
Regie: Michael Apted

"Die Welt ist nicht genug" war nach "Moonraker" der 2. James Bond-Film, den ich jemals zu Gesicht bekam und er gefiel mir auf Anhieb. Mit der Zeit ist er in meinem Ranking allerdings immer weiter nach unten gerutscht, so dass ich regelrecht überrascht darüber war, wie sehr mir der Film bei dieser Sichtung gefallen hat.

In seinem 3. Einsatz als James Bond ist Pierce Brosnan endgültig in der Rolle angekommen. Er spielt den Agenten mit der Lizenz zum Töten brutal stark und weiß sowohl in den Actionmomenten, in denen er erkennbar oft selbst aktiv ist, als auch in den ruhigeren und emotionalen Momenten vollkommen zu überzeugen. Auch die Witze und Oneliner bringt er gut rüber. Generell ist TWINE einer der Bonds mit dem stärksten Cast. Judi Dench kehrt als M zurück und liefert eine bestechend starke Performance ab, endlich kann sie mal richtig zeigen, was sie draufhat, da M dieses mal deutlich stärker selbst in die Handlung einbezogen ist als in jedem anderen Bondfilm zuvor. Auch kehren Michael Kitchen als Tanner und Colin Salmon als Robinson zurück und wirken sehr sympathisch. Einen der besten Bond-Moneypenny-Momente gibt es hier auch: Samantha Bond ist wieder die emanzipierte Assistentin, die mal eben Bonds mitgebrachtes Geschenk (Was zugegebenermaßen wirklich sehr geschmacklos ist) in den Papierkorb wirft. Neu beim MI6 ist John Cleese als Qs Assistent R, der humorvoll eingeführt wird. Es wirkt, als hätte man gewusst, dass dies Desmond Llewelyns letzter Film sein würde. Sein wirklich perfekter Abgang ist sehr emotional und bleibt, wie auch Llewelyn selbst, in Erinnerung. Gut gefallen hat mir Robbie Coltranes Rückkehr als Valentin Zukovsky, der, im Gegensatz zu seinem Auftritt in "Goldeneye" als unfreiwilliger Helfer, hier fast wie ein Freund Bonds wirkt und ihm bereitwillig hilft. Auch sein Tod ist gelungen, besonders, da man schon vorher im Film 2 mal vermutet hat, er wäre tot. Der "Bösewicht" wird von Robert Carlyle sehr bedrohlich dargestellt. Die Hintergrundgeschichte des Charakters und seine Unverwundbarkeit sind mal etwas besonderes und eine zusätzliche Hürde für Bond. Gleich sein erster Auftritt macht klar, dass man es hier mit einem wirklich gefährlichen Mann zu tun hat. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Szene, in der er von Elektras Tod erfährt. Die pure Verzweiflung und gleichzeitige Wut sieht man Carlyle sofort an. Denise Richards nimmt man den Job als Atomphysikerin zwar nicht wirklich ab, dennoch überzeugt sie als Christmas Jones und macht einen soliden Job.

Der wohl wichtigste Charakter des Films ist aber Elektra King, deren Darstellerin Sophie Marceau hier auch die beste Schauspielleistung abliefert. Sie ist sowohl eiskalt und bedrohlich als auch verletzlich, verängstigt und erotisch. Dass ein Bondgirl sich am Ende als Hauptgegner entpuppt ist einmalig in der Reihe und sorgt immer wieder für einen überraschenden Moment. Wichtig ist der Charakter Elektra aber vor allem für eine weitere Neuerung innerhalb der Bondreihe: Es wird persönlich. Im Vorgänger TND war dies durch Paris Carver nur kurz angedeutet worden, hier ist es die Hauptmotivation des gesamten Filmes. Dass sowohl M persönlich durch ihre Fehler und Beziehungen in die Sache verstrickt ist und sogar entführt wird, und auch dass Bond sich tatsächlich in Elektra verliebt, macht den ganzen Film noch packender.

Auch actiontechnisch weiß TWINE zu überzeugen. Gleich die PTS, die mit 15 Minuten die längste der ganzen Reihe ist, ist ein Feuerwerk von tollen Szenen; sowohl der direkte Einstieg in Bilbao, bei dem man als Zuschauer sogleich mitten im Geschehen und in der Handlung ist, als auch die anschließende Explosion im MI6-Hauptquartier, die Bootsverfolgungsjagd über die Themse und der Abschluss mit dem Heißluftballon reißen den Zuschauer mit und lassen ihm keine Zeit zum Luftholen, so dass einem die ersten 20 Minuten, in der die abermals überragende und aufs Thema des Films (Öl) abgestimmte Titelsequenz von Daniel Kleinman miteinberechnet ist, wie höchstens 5 vorkommen. (Auch wenn ich zugeben muss, dass ich auch bei dieser Sichtung nicht ganz verstanden habe, was das für ein Geld ist und wo es herkommt...) Auch der Score ist bereits in dieser ersten Szene sehr mitreißend. David Arnold schafft es erneut gekonnt, das bekannte Bondthema mit tollen neuen Melodien zu verknüpfen und so einen tollen Soundtrack und einige Ohrwürmer zu kreieren. Zurück zur Action: Die erste wirkliche Actionszene nach der PTS ist die Ski-Verfolgungsjagd, die in dieser Form die erste seit AVTAK (also seit 14 Jahren) ist und zwar nicht mit den Arbeiten von Willy Bogner mithalten kann, aber trotzdem gut gefilmt ist und Spaß macht. Zwar fragt man sich, wie Bond und Elektra so schnell vom heißen und trockenen Aserbaidschan in die verschneiten Berge kommen konnten und wo auf einmal die fliegenden Skimobile herkommen, dies stört aber nicht großartig. Als Schlüsselszene des Filmes und des Elektra-Twists fungiert die Szene im Bunker der Raketenbasis, in der eine tolle Actionszene und ein großartiger Abgang Renards auf den Zuschauer wirken. Der Angriff auf Zukovskys Kaviarfabrik im kaspischen Meer wirkt zwar etwas aus der Luft gegriffen, ist dennoch toll inszeniert und beinhaltet eine Menge Humor.

Wenn es langsam auf das Finale des Films zugeht, werden weitere tolle Szenen am laufenden Band präsentiert: Bonds Folter, seine Flucht und besonders schließlich Elektras Ermordung gehören zu den besten Szenen der Bondreihe, in dieser zeigt Brosnan, was für ein guter Schauspieler er wirklich ist. Auch das eigentliche Finale des Films auf dem U-Boot ist sehr gelungen. (Schade, dass man hier Justus von Dohnányi ein wenig verschenkt hat. Für einen der besten deutschen Schauspieler ist diese Minirolle als Captain Nikoli geradezu ein Witz.) Wie Bond durch die Notluke aus- und wieder einsteigt ist packend, wie der gesamte Showdown, der zur Abwechslung mal nicht auf MG-Salven und Horden von Soldaten setzt, sondern auf Spannung und Dramatik. Der Kampf Renard vs. Bond und der Abschluss mit Renards Tod ist wirklich gelungen.

Was die Locations angeht, hat TWINE einiges zu bieten. Zwar setzt man passend zum gesamten Film weniger auf sonniges und exotisches Flair und zeigt lieber dreckige Landschaften, wie z.B. das hässliche und graue Aserbaidschan, hat aber auch schönes zu bieten. Die Felsenlandschaft mit der heiligen Kirche der Dorfgemeinschaft hat mir sehr gefallen, ebenso die Schneelandschaft, Elektras Haus und Istanbul.

Sehr positiv fällt auch auf, dass man in TWINE sehr auf Details geachtet hat. Nach Bonds Verletzung an der Schulter in der PTS ist diese tatsächlich den ganzen Film lang verletzt und bereitet ihm Schmerzen. Wirklich grandios fand ich, dass in einem Raum im MI6-Hauptquartier in Schottland Bernard Lee als Portrait an der Wand hängt. Solche Kleinigekiten darf es gerne öfters in Bondfilmen geben!

Fazit:
Mit "Die Welt ist nicht genug" schuf Regisseur Michael Apted einen tollen, unterhaltsamen und auf Details achtenden Film, der Bond gekonnt ins nächste Jahrtausend transportiert. Nach kaum einer Sichtung hat mir der Film so gefallen wie jetzt, aber die positiven Aspekte, die den winzig kleinen negativen gegenüberstehen, sind einfach nicht wegzudiskutieren. Der beste Bondfilm seit langem und vor allem Brosnans bester!

10/10 Punkte
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Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Nico

24
Stirb an einem anderen Tag
(Die another day)
2002
Regie: Lee Tamahori

"Stirb an einem anderen Tag" ist ein Bondfilm, bei dem sich meist alle einig sind. Nach einer sogar sehr guten ersten Hälfte folgt eine seelenlose, schlecht animierte zweite. Im Großen und ganzen stimme ich dieser Beobachtung zu, sehe den Film in Summe aber nicht ganz so negativ wie die meisten:

Nach einer PTS, in der in Teilen schon gezeigt wird, was in der 2. Hälfte auf den Zuschauer zukomen wird (Stichwort: Greenscreen und schlechte Oneliner) folgt wieder einmal eine starke Titelsequenz von Daniel Kleinman, die ein Novum innerhalb der Reihe darstellt: Die Handlung wird weitererzählt. Bonds Folter wird einem so auf eine Art und Weise näher gebracht, die den Zuschauer die Folter irgendwie "realer" fühlen lässt, als hätte man diese in reinen Szenen gezeigt. Der Titelsong gehört aber meiner Meinung nach zu den schlechtesten der Serie, lässt überhaupt kein Bondfeeling aufkommen und zeigt in seiner elektronischen Machart, wie der gesamte Film gestaltet ist.

Aber bleiben wir erstmal beim positiven: Bonds Freilassung, seine Flucht vom Schiff und der legendäre Auftritt im Yacht-Club gefallen mir sehr gut. Bond mit langen Haaren und Bart ist mal etwas anderes und funktioniert hier sehr gut, besonders, da Brosnan eine sehr souveräne Vorstellung hinlegt. Die Szenen in Kuba inklusive Halle Berrys Auftritt und der Action auf Los Organos gehören ebenfalls zu den positiven Aspekten des Films, mit der DNA-Transplantation und Jinx´ CGI-Abgang bekommt der Zuschauer allerdings schon einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen soll....

Gustav Graves´ erster Auftritt ist sehr gelungen und passend für einen Bondfilm. Der Fecht-/ Degenkampf gegen Bond im Fechtclub ist eine hervorragende Idee, top inszeniert und wohl das Action-Highlight des Films. Ungewöhnlich spät im Film erfolgen die Einweisung durch M und die Q-Szenen. Im Vorgänger "Die Welt ist nicht genug" hatte man John Cleese schon als Qs Assistent vorgestellt, hier fungiert er nun komplett als Q und macht dies meiner Meinung nach sehr gut. Cleese stellt eine ganz andere Art von Q als Llewelyn dar und auch diese, etwas humorvollere Art funktioniert im Zusammenspiel mit Brosnan sehr gut. Die beiden haben ein paar herrliche Dialoge ("Ich glaube, Sie sind schon viel zu lange hier unten" , "Jetzt reichts" , "Ich wünschte, ich könnte Sie auch verschwinden lassen") und auch die Simulation gefällt mir sehr und ist mal etwas neues. Auch sehr schön anzusehen sind die ganzen alten Gadgets aus vorherigen Filmen, die in Qs Werkstatt rumliegen.

Mit dem Eintreffen Bonds in Island geht es so langsam los mit dem 2. Teil. Der Eispalast an sich ist noch eine tolle Idee, ist gut umgesetzt und liefert noch Stoff für einige Witze: "Mit viel Eis. Wenn Sie haben." Leider folgen ab da viele abstruse, unnötige und schlecht getrickste Szenen. Bond, der im Schlitten vom Eispalast flüchtet, die furchtbar schlechten Animationen und seine Surf-Einlage sind ja an sich schon schlecht genug. Dass Bond dann aber zum Palast zurückkehrt, nur um wieder zu fliehen, sich mit Zao (Wo hat der die Gadgets her?) eine lahme Verfolgungsjagd zu liefern, und dann ERNEUT zum Eispalast zurückzukehren um Jinx zu retten, ist wirklich zu viel des Guten. Oder Schlechten. Gut gefällt mir an dieser Stelle lediglich der schmelzende Eispalast.

Das Finale des Films ist erneut ziemlich lahm und langweilig inszeniert, man fiebert in keiner Sekunde mit Bond oder Jinx mit; lediglich Miranda Frost und Graves/ Moon haben gute Tode. Moneypennys Simulation sorgt noch einmal für einen humorvollen Moment, bis es wieder zu Bond und Jinx geht, die mit ihrem dämlichen Dialog "Lass ihn noch ein wenig drin, ich bin noch nicht fertig mit ihm" den Zuschauer wünschen lassen, der Film wäre endlich vorbei.

Darstellertechnisch muss sich DAD nichts vorwerfen lassen. Brosnan ist, wie schon in TWINE, in Höchstform, Dench, Bond und Salmon spielen souverän, Halle Berry und Rosamund Pike überzeugen als Bondgirls, Toby Stephens präsentiert, so weit seine Rolle es zulässt, einen guten Villain und Rick Yune gefällt als Henchman Zao.

Zum Regisseur Lee Tamahori gibt es weit weniger gutes zu sagen. Mit "Stirb an einem anderen Tag" zeigt er, dass er keinerlei Gespür für James Bond hat, was besonders daran erkennbar ist, dass die Parasurf-Szene auf seine Forderung hin eingebaut wurde. Auch sein Inszenierungsstil passt eher zu einem Science-Fiction-Film als zu 007. Rückblenden, andauernd auftretende Zeitlupen und sehr merkwürdige, verschnellerte Kameraführungen, um dann abrupt stehenzubleiben, gehören für mich einfach nicht in einen Bondfilm.

David Arnold ist zum 3. mal als Komponist zu Gange und seine Musik ist oft noch das beste am Film. Wenigstens einer, der weiß, wie Bond zu sein hat. Das Drehbuch wurde wieder von Neil Purivs und Rober Wade geschrieben und ist, wenn man es mal genau betrachtet, ein Abklatsch der DAF-Story; Diamantensatelliten als Waffe und Gesichtsveränderungen inklusive. Eigentlich schade, dass hier so viel Potential verschenkt wurde, denn besonders aus der "Bond sucht den Verräter"-Handlung hätte man viel mehr machen können, als einfach kurz zu sagen: "Ach übrigens: Sie war´s!" Auch wird nicht ersichtlich, wofür Moon und Zao überhaupt diese DNA-Veränderungen brauchen und was deren Zweck ist. Wie Moon es geschafft hat, in nur einem Jahr für sein Alter Ego Gustav Graves so ein Imperium und so eine Bekanntschaft aufzubauen, bleibt ebenfalls unklar.

Fazit:
Schade, schade. Der Film fing so vielversprechend an und die erste Stunde gehört zu dem besten, was es bei Bond zu sehen gibt. Leider nimmt der Film dann eine sehr merkwürdige Wendung und wirkt so überhaupt nicht bondtypisch. Eine komische Inszenierung, grausige Effekte und lahme Action ziehen den Film sehr runter. Schade, dass Brosnan so abtreten musste. Aufgrund der gelungenen ersten Hälfte gibt es:

6/10 Punkte
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Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Nico

25
Casino Royale
(Casino Royale)
2006
Regie: Martin Campbell

Nach "Stirb an einem anderen Tag" hatte sich die Serie "James Bond" festgefahren. Klar, der Film war erfolgreich und spielte viel Geld ein, dennoch war man an einem ähnlichen Punkt angelangt wie 1979 nach "Moonraker". Die Reihe brauchte eine Innovation. Passend dazu hatte man es endlich geschafft, sich die Rechte am letzten unverfilmten James Bond-Roman "Casino Royale" zu sichern, der den Anfang von Bonds Karriere als 00-Agent schildert. Was lag also näher, als die Reihe einem Reboot zu unterziehen und "Casino Royale" endlich in einer angemessenen Art und Weise (bereits 1954 und 1967 hatte es Verfilmungen des Stoffes gegeben) auf die Leinwand zu bringen? Als Hauptdarsteller schied Pierce Brosnan aus, da er einerseits zu alt war und andererseits Bonds erste Mission mit ihm in der Hauptrolle unglaubwürdig gewesen wäre. Laut eigener Aussage wäre er allerdings jederzeit bereit dazu gewesen, die Rolle ein weiteres mal zu spielen. Nach langer Suche entschied man sich für den noch relativ unbekannten Daniel Craig, der bereits im Vorfeld viel Kritik einstecken musste. Er sei zu hässlich, zu blond (!) und sowieso generell ein Weichei und der Rolle des James Bond nicht würdig genug. Dise Kritiker ließ Craig nach Erscheinen des Film schnell verstummen, aber dazu später mehr. Mit dem Reboot brach man gleichzeitig mit einigen Konventionen und langjährigen Traditionen, so gibt es im Film keinen Q, keine Moneypenny und nur wenig Gadgets. Gerade dieses Weglassen alter Klischees bereitete "Casino Royale" aber den Weg zu einem großen Erfolg, denn man befreite sich dadurch von einengenden Klischees und konnte einen Film schaffen, der für sich steht und der auch so hervorragend funktioniert.

In einer schwarz-weißen PTS erfährt der Zuschauer von Bonds ersten beiden Tötungen, die ihn in den Rang eines 00-Agenten heben und sieht die Gunbarrel, die dieses mal nicht am Anfang des Films zu finden ist, sondern in die Handlung integriert ist und zur Titelsequenz überleitet, die erneut von Daniel Kleinman sehr schön gestaltet wurde. Danach geht es gleich weiter mit einem der Actionhöhepunkte des Films. Bond verfolgt einen Bombenleger quer durch den Dschungel, über eine Baustelle, mehrere Kräne hoch in der Luft und schließlich durch eine Botschaft. Bereits hier zeigt Daniel Craig seine unglaubliche Präsenz und seine Spielfreude. Dann geht es nach Nassau. Dieses ist toll eingefangen und vermittelt sehr schön das sonnige Flair. Die Szenen im Ocean Club gefallen und lassen den Zuschauer ein ums andere mal schmunzeln, wie z.B. wenn Bond von einem hochnäsigen deutschen Gast für einen Hotelmitarbeiter gehalten wird und dessen Auto "einparkt". Das erste von insgesamt 2 Bondgirls in CR tritt auf und wird wunderbar durch Caterina Murino verkörpert.

Bond bleibt aber trotzdem immer seiner Mission treu und es geht erst in die Ausstellung "Körperwelten" und schließlich an den Miami Airport, an dem eine weitere tolle Actionszene präsentiert wird, die ebenfalls mit einem humorvollen Moment endet und die zu meinen Lieblingsszenen innerhalb der Bondreihe gehört. Doch es gibt nicht nur wohldosierte Action in "Casino Royale". Der wichtigste Aspekt des Filmes ist die Charakterentwicklung und die bleibt bei Bonds und Vespers Aufeinandertreffen im Zug nach Montenegro keineswegs auf der Strecke. Der Schlagabtausch zwischen den beiden und das gegenseitige Analysieren ist göttlich und wird von Craig und Eva Green hervorragend gespielt. Ebenfalls eine der besten Szenen der Serie. Die Story ist nun an ihrem Hauptplot angelangt: Das Pokerspiel. Campbell schafft es, ein aus Zuschauersicht eigentlich sehr langweiliges Pokerspiel so spannend und dramatisch zu gestalten, dass man als Zuschauer in jeder Sekunde gebannt vor dem Fernseher sitzt. Gekonnt wird es zwischendurch durch andere Szenen, weitere Charakterentwicklung und sogar Action (Bonds Vergiftung ist wirklich hervorragend inszeniert und gespielt) aufgelockert. Ganz nebenbei gibt es dann aber doch noch ein wenig abgeänderte Bond-Traditionen. Bond bestellt nicht einfach nur einen Martini, geschüttelt, nicht gerührt, sondern bestellt sogar genau nach dem Original-Fleming-Rezept. Dass bei einigen Zuschauern nur hängen bleibt, wie Bond, nachdem er verloren hat, einem Kellner auf die Nachfrage "Geschüttelt oder gerührt?" ungehalten ein "Seh ich aus, als ob mich das interessiert?" entgegen wirft, ist sehr schade. Generell ist Bonds Wut über das verlorene Spiel und Vespers Weigerung, ihn wieder einzukaufen, sehr gut gespielt und man nimmt Craig diese Wut zu jeder Sekunde ab. Dass es dann gerade Felix Leiter ist, der ihm den Wiedereinstieg verpasst, ist eine schöne Idee, nachdem dieser in den letzten Bondfilmen mit Brosnan gefehlt hatte.

Nachdem Bond schließlich doch gewonnen hat, nimmt der Film noch einmal richtig Fahrt auf. Vespers Entführung, Bond, der im Aston Martin hinterherrast und schließlich der 7-fache Überschlag, der in die Annalen der Filmgeschichte eingegangen ist, sind toll inszeniert. Die anschließende Folter Bonds ist wohl eine der härtesten Szenen der Reihe, lässt aber auch Humor nicht vermissen und zeigt noch einmal, was für eine coole und charakterstarke Person James Bond ist. Meistens enden die Filme relativ bald nach dem Tod des Antagonisten, hier ist das ein wenig anders. Der mysteriöse Mr. White tötet den um Gnade bettelnden Le Chiffre und der Zuschauer weiß nicht mehr genau, wer jetzt eigentlich zu den Guten und wer zu den Bösen gehört, vor allem durch Mathis´ angeblichen Verrat.

Bevor es zum Finale kommt nimmt sich "Casino Royale" noch einmal viel Zeit für ruhige, emotionale Momente und Charakterentwicklung. James´ und Vespers Beziehung ist fantastisch inszeniert, gespielt und musikalisch untermalt. Wenn die beiden in Venedig, das fabelhaft eingefangen und genutzt wird, ankommen, versteht man absolut, wieso Bond kündigen will. Doch leider kommt es meistens anders als man denkt. Auch nach der zigsten Sichtung überrascht Vespers Verrat jedes mal aufs neue. (Ganz im Gegensatz zum dämlichen Miranda Frost-Twist aus dem Vorgänger.) Das Finale in Venedig reißt einen ebenfalls immer wieder mit. Erst Bonds Verfolgung von Vesper durch die Gassen Venedigs und schließlich der finale Kampf im sinkenden Haus ist einfach klasse und mündet in den wohl emotionalsten Moment der gesamten James Bond-Serie. Als Zuschauer ist man einfach fassungslos über Vespers Tod und fühlt mit Bond mit. In diesem Moment zeigt Daniel Craig auch nochmal eine grandiose Leistung. Seine Verzweifung, Trauer und gleichzeitige Wut ist so gut dargestellt, dass man kurzzeitig vergisst, dass man hier nur einen Film sieht. Schließlich gibt es aber doch nochmal einen triumphalen Moment. Wie Bond Mr. White aufsucht, ihm ins Bein schießt und schließlich zum das erste mal im Film erklingenden Bond-Theme seinen Namen sagt: Das ist einfach zu 100% Bond... James Bond.

Mit Daniel Craig hat man den perfekten James Bond gefunden. Wie schon erwähnt spielt er 007 mit solch einer starken Ausdruckskraft und Leinwandpräsenz, die vor ihm kein anderer Bond-Darsteller hatte. Sowohl in den Action- als auch in den emotionalen Szenen brilliert er. Als 2. Hauptdarstellerin ist Eva Green zu nennen, die für ihre Vesper Lynd viel Lob bekam und der dieses Lob auch einfach nicht abzusprechen ist. Sie spielt die Buchhalterin (!) fabelhaft und ist obendrein auch noch eine Augenweide sondergleichen. Man möchte sogar soweit gehen und sie das beste Bondgirl der gesamten Serie nennen. Auch Mads Mikkelsen legt als Le Chiffre einen tollen Auftritt hin. Er ist zwar nicht die Art Bösewicht, die man bisher von Bondfilmen kannte und wird am Ende nichtmal von Bond selbst erledigt, bleibt aber trotzdem in Erinnerung. Giancarlo Giannini spielt hier den Verbündeten René Mathis, von dem bis zum Ende nicht klar ist, ob er nun ein doppeltes Spiel gespielt hat, oder nicht. Jeffrey Wright überzeugt als sympathischer Felix Leiter und Jesper Christensen schafft es trotz seiner kurzen Screentime, seinen mysteriösen Charakter Mr. White so darzustellen, dass er ebenfalls in Erinnerung bleibt. Das einzige "Überbleibsel" aus der Brosnan-Ära ist Judi Dench, die hier auch nochmal richtig zeigen darf, was sie drauf hat, auch wenn sie nicht so viel Screentime hat wie noch in ihrem größten Einsatz in "Die Welt ist nicht genug".

An Locations hat "Casino Royale" einiges zu bieten. Da wären die sonnigen Bahamas, das schöne Italien mit Venedig und dem Comer See, London und Tschechien mit Prag und Karlsbad. Alle diese Orte sind perfekt eingefangen und vermitteln ein ganz eigenes Feeling. Zu diesem Feeling trägt in großer Weise auch David Arnold bei. In seinem 4. Einsatz als Bondkomponist vermeidet er es zwar, das Bond-Theme zu spielen, schafft aber auch so einen absolut fantastischen Soundtrack, der sowohl in den wilden Action- als auch in den ruhigen Momenten glänzt. Das Vesper-Theme ist wirklich ganz, ganz große Klasse.

Fazit:
Mit "Casino Royale" traute man sich, einen großen Schritt nach vorne zu gehen. Es bestand die Gefahr, durch die vielen radikalen Änderungen, eine Menge Fans zu verlieren. Man schaffte es aber stattdessen, noch eine ganze Menge Fans hinzuzugewinnen. Man schaffte es, einen hervorragenden Film zu produzieren, der auch ohne viele klassische Bondelemente funktioniert, (Q, Moneypeny) aber trotzdem noch genug beibehält. (Martini, Felix) Einer der wichtigsten Aspekte von CR ist, dass er in keiner Sekunde langweilig wird. Immer passiert etwas, die Handlung wird kontinuierlich vorangebracht und nirgendwo tritt man auf der Stelle. Abgesehen von einem hervorragenden Film ist "Casino Royale aber vor allem eines für mich: Zu 100% in jeder einzelnen Sekunde Bond... James Bond.

10/10 Punkte
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Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Nico

26
Ein Quantum Trost
(Quantum of solace)
2008
Regie: Marc Forster

Mit "Ein Quantum Trost", der mein erster Bondfilm im Kino war, drehte man erstmals in der Geschichte des James Bond-Franchises ein direktes Sequel und zwar zum Erfolgsfilm "Casino Royale" aus dem Jahr 2006. Der Deutsch-Schweizer Marc Forster wurde als erster Regisseur außerhalb des Common Wealth dazu ausgewählt, den 2. Film mit Daniel Craig in der Hauptrolle zu inszenieren. Mit nur 106 Minuten ist er der kürzeste Film der Reihe und diese Kürze erweckt zusammen mit den schnellen Schnitten, zu denen ich noch kommen werde, den Eindruck "einer Pistolenkugel, die einem um die Ohren geschossen wird", wie es mal jemand sehr treffend ausdrückte.

Der Film startet – wie schon sein Vorgänger "Casino Royale" – ohne die traditionelle Gunbarrel-Sequenz am Anfang, sondern mit einer sehr schönen Kamerafahrt über den Gardasee, der in eine weniger schöne Autoverfolgungsjagd mündet. "Weniger schön" deshalb, weil man, obwohl sie anscheinend gut inszeniert ist, kaum etwas von ihr erkennt. Alle halbe Sekunde gibt es einen Schnitt, was dazu führt, dass man nicht mitten im Geschehen ist, sondern eher verkrampft davorsitzt. Die Titelsequenz wurde diesmal nicht von Daniel Kleinman, sondern vom Studio MK12 gestaltet, das insgesamt eine ordentliche Arbeit abliefert aber die für Kleinman typische Verbindung zum Filmthema vermissen lässt. Nach der PTS ist man in Siena, wo Mr. White verhört wird und relativ schnell durch die Hilfe eines MI6-Doppelagenten wieder frei kommt. Die folgende Verfolgungsjagd mit der Parallelmontage zum Pferderennen ist an sich wieder gut inszeniert. Immer, wenn einer der beiden Kontrahenten stürzt, stürzt auch ein Jockey oder Pferd, leider erkennt man auch hier wieder viel zu wenig, es geht sogar so weit, dass ich kurzzeitig Kopfschmerzen bekam. Von Siena sieht man dadurch auch leider viel zu wenig, auch wenn es eigentlich gut eingefangen wurde.

Leider, leider zieht sich das Phänomen der schnellen Schnitte durch die meisten Actionsequenzen, erst zum Schluss des Filmes hin wird es Gott sei Dank wieder übersichtlicher. Und an Action gibt es in QOS nicht gerade wenig. Zu nennen wären unzählige Zweikämpfe zwischen Bond und schnell vergessenen Gegnern, die sinnlose und schwer zu folgende Bootsaction, die akzeptable, da besser erkennbare Flugzeugaction und auch schließlich das gelungene Finale, auf das ich noch näher eingehen werde. Doch zum Glück besteht der Film nicht nur aus Action. Viele ruhige Momente lockern das Geschehen auf und laden oft zum Schmunzeln ein, denn auch an Humor fehlt es nicht. Positiv zu nennen wäre hier Greenes Party, Bonds Besuch bei Mathis, Mathis Tod und die Szene, in der Bonds und Camille mehr oder weniger zufällig den Damm entdecken und somit aufklären, um was es dem Villain eigentlich geht. Sowieso spielt der komplette Plan von Greene/ Quantum eher eine untergeordnete Rolle, was ganz gut ist, da so der Fokus mehr auf dem Thema Rache liegt, welches omnipräsent im Film ist und welches eine ganz besondere Bond-Bondgirl-Beziehung schafft, da sich beide an jemandem rächen wollen. Dass es zwischen den beiden keinen Sex gibt ist auch ein Novum innerhalb der Reihe.

Zu meinen Lieblingsszenen aus "Ein Quantum Trost" gehört die Tosca-Szene. Die Seebühne Bregenz ist an sich schon eine tolle Location und sehr geeignet für James Bond, wie diese aber genutzt und dargestellt wird gefällt mir wirklich auserordentlich gut. Die Idee eines Treffens einer geheimen Organisation mitten in der Öffentlichkeit ist etwas besonderes und dieses Treffen ist hervorragend inszeniert. Dass Mr. White als einziger sitzen bleibt und sich nicht zu erkennen gibt, wirft einige Fragen auf und lässt seinen Charakter noch rätselhafter erscheinen als er es sowieso schon ist. Wie zur folgenden Action und Bonds Jagd durchs Restaurant und die Küche keine Geräusche außer der Musik zu hören sind, löst irgendwie eine Gänsehaut aus bei mir. (In der ganzen Opernszene ist David Arnold mit "Night at the Opera" wirklich fantastisch)

Aber auch abgesehen von der Tosca-Szene gibt es einige Stellen im Film, die mir sehr gefallen haben. Fragt man sich zwischenzeitlich, ob man hier gerade wirklich einen James Bond-Film guckt, wird man durch kleine Anspielungen wie der Deckname R. Sterling (Robert Sterling war Bonds Tarnname in TSWLM!) auf Bonds Visitenkarte von Universal Exports oder größer angelegte Reminiszenzen an alte Bondfilme (Gemma Arterton mit Öl überzogen) daran erinnert: Ja, es ist Bond. Auch die Technik beim MI6 (der Touch-Tisch) hat mir sehr gefallen.

Auch wenn der Film nur 106 Minuten lang ist, hat man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, er wäre zu kurz geraten. Im Gegenteil: Manchmal fühlt er sich immer noch zu lang an. Mit mehr oder weniger gemischten Gefühlen geht es also schließlich ins Finale, welches hervorragend inszeniert ist und welches mit der "Ruhe vor dem Sturm"-Atmosphäre vorher etwas ganz besonderes ist. Wie Camille Rache an Medrano nimmt und Bond darauf verzichtet, Greene zu töten, um ihr beizustehen gehört zu den Höhepunkten des Films und auch der finale Kampf Bond vs. Greene gefällt. Hier zeigen beide Schauspieler noch einmal, was sie draufhaben. Auch Bonds anschließendes Gespräch mit Camille über Rache, welche den Toten egal sei und der Epilog, in dem Bond endlich Vespers Freund aufspürt ist sehr gelungen. Der Dialog zwischen Bond und M ist ebenfalls schauspieltechnisch gut.

Apropos Schauspieler. Im Vergleich zu CR fällt der Cast zwar ein wenig ab, ist aber an sich nicht schlecht. Daniel Craig spielt mit der gleichen Intensität und Hingabe wie in "Casino Royale", zurück kehren Judi Dench als M und Giancarlo Giannini als Mathis, neu zum MI6 stößt Rory Kinnear als Bill Tanner. Auch Jeffrey Wright ist zurück als Felix Leiter und wirkt noch sympathischer als schon in CR. Mathieu Almaric spielt den Villain Dominic Greene sehr überzeugend und schleimig. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir sein Satz: "Red nicht mit mir, als ob ich DUMM WÄRE!" Dieses ruhige und beherrschte, dann aber wahnsinnige hat mir sehr zugesagt und streckenweise erinnerte er mich damit an Klaus Maria Brandauer als Largo... Nach dem phänomenalsten Bondgirl der gesamten Serie, nämlich Eva Green aus CR, konnte ihre Nachfolgerin nur abfallen. Olga Kurylenko schafft es aber tatsächlich trotzdem, einen bleibenden und sehr positiven Eindruck zu hinterlassen, gerade, da ihre Rolle deutlich anders angelegt ist als Greens und auch deutlich anders als alle vorherigen Bondgirls. Als 2. Bondgirl fungiert Gemma Arterton als Strawberry Fields, die einige gute Szenen und einen tollen Abgang hat, insgesamt aber leider für meinen Geschmack deutlich zu kurz vorkommt. Auch wenn man zugeben muss, dass ein Ausbauen ihrer Rolle überhaupt nicht in den Film gepasst hätte. Als letztes wäre Jesper Christensen zu nennen. Der mysteriöse Mr. White wird durch QOS nicht gerade unmysteriöser und Christensens Darstellung trägt dazu einiges bei. Man darf gespannt sein, wie er in "Spectre" agieren wird.

Kaum ein anderer James Bond-Film hat so ein "Location-Hopping" zu zeigen wie QOS: London, Österreich, Italien, Venezuela, Panama, Mexiko und Chile. Und das in nur 106 Minuten! Da liegt es auf der Hand, dass die einzelnen Locations viel zu wenig und viel zu kurz gezeigt werden. Schade, hier wäre deutlich mehr drin gewesen.

Passend zu den Locations ist Dennis Gassner zu erwähnen, der in QOS Peter Lamont als Production Designer ablöst und mit seinen Werken schon fast Erinnerungen an Ken Adam weckt. Das Hotel in der Wüste ist jedenfalls ganz, ganz großes Kino.

Fazit:
"Ein Quantum Trost" setzt die Handlung aus "Casino Royale" fort. Dies wird im Film eigentlich ganz gut dargestellt, die Figuren und ihre Motivationen sind einleuchtend und gut geschrieben. Man mag es aufgrund der Drehbusch-Schwierigkeiten nicht vermuten, aber die Negativ-Punkte von QOS liegen nicht in der Handlung begründet. Viel mehr ist es die hektische Inszenierung und das nur kurze Anreißen von einzelnen Szenen und Schauplätzen, das dem Film schadet. Hinzu kommt noch der (mit vollkommenem Recht!) oft kritisierte Schnitt, der vielleicht seine Begründung hat, aber dennoch beim Zuschauer das Gefühl des Unwohlseins hervorruft. Bei keinem anderen Bondfilm habe ich mich so schwer mit der Punktevergabe getan und bei der nächsten Sichtung kann es wieder ganz anders aussehen, aber zum momentanen Zeitpunkt und nach einiger Überlegung gibt es stark nach unten tendierende:

8/10 Punkte
"Hiermit kündige ich meine Mitgliedschaft!" - "Wir sind kein Countryclub, 007!"

Re: Bondfilm-Rezensionen - user: Nico

27
Skyfall
(Skyfall)
2012
Regie: Sam Mendes

Als ich 2012 aus dem Kino kam, war ich überzeugt davon, einen der besten, wenn nicht sogar den besten Film der James Bond-Reihe gesehen zu haben und hätte damals bedenkenlos 10/10 Punkte vergeben. So viel kann ich bereits verraten: Die 10/10 gibt es dieses mal nicht mehr. Aber dazu später mehr.

Nachdem 2008 mit "Ein Quantum Trost" der 2. Film mit Daniel Craig in der Rolle des James Bond in die Kinos gekommen war, dauerte es, teilweise bedingt durch die Insolvenz der Filmstudios Metro-Goldwyn-Mayer, ganze 4 Jahre bis zum Erscheinen von "Skyfall". Sam Mendes übernahm den Regieposten und verfilmte ein Drehbuch von Neil Purvis, Robert Wade und John Logan. Daniel Craig kehrte als James Bond zurück, ebenso wie Judi Dench als M und Rory Kinnear als Bill Tanner. Zum Cast stießen Ralph Fiennes als Gareth Mallory, Ben Wishaw als Q, Naomie Harris als Eve (Moneypenny), Ola Rapace als Patrice, Bérénice Marlohe als Sévérine und Javier Bardem als Silva. Für den Soundtrack zeichnete erstmals seit "Der Morgen stirbt nie" nicht David Arnold, sondern Mendes´ Hofkomponist Thomas Newman verantwortlich.

Wie schon CR und QOS startet "Skyfall" nicht mit der traditionellen Gunbarrel-Sequenz. Stattdessen sehen wir Bond im Einsatz, wie er auf die Kamera zugeht. (Mendes hat schon recht, das hätte in Verbindung mit der Gunbarrel etwas merkwürdig gewirkt.) Die ganze PTS ist sehr actiongeladen und gefällt mir sehr. Schauspiel, Story, Inszenierung, Musik: Hier stimmt wirklich alles. Mit einem dramatischen Moment endet die PTS und absolut grandios wird in die ebenso grandiose Titelsequenz mit einem ebenfalls grandiosen Titelsong übergeleitet.

Die Titelsequenz zeigt schon ein wenig, in welche Richtung der Film gehen wird: Es ist düster, es geht um Tod und Wiederauferstehung. Wenig verwunderlich ist deshalb, dass Sam Mendes "Skyfall" hauptsächlich bei Dunkelheit oder in dunklen Räumen spielen lässt. Dies unterstützt die ganze Stimmung, die im Film herrscht. Bond muss sich erst wieder neu beweisen und neu trainieren, denn offensichtlich ist er körperlich (auch wenn das durch Craig nicht gerade ersichtlich ist...) außer Form. Dis Szenen während seines Trainings, während er gleichzeitig durch Tanner instruiert wird, haben mir gut gefallen. Generell besticht der Film durch viele einzelne sehr schöne Szenen. Zu nennen wären da etwa:

-Wie schon erwähnt: Bonds Training inklusive der Wort-Assoziationen mit dem Psychologen
-sämtliche Szenen mit Q, besonders das erste Aufeinandertreffen der beiden und der tolle Dialog (auch hier wird mit dem Gemälde wieder das Alter thematisiert)
-die Shanghai-Szenen
-das Casino in Macau
-Szenen mit Moneypenny
-Silvas erster Auftritt und das "Glas vom Kopf-Schießen"
-die Anhörung und M, wie sie Tennysons Gedicht rezitiert

Aber auch actiontechnisch hat "Skyfall" einiges zu bieten. Die schon erwähnte PTS ist dabei leider schon ziemlich frühzeitig im Film der Actionhöhepunkt. Erst die Auto- und Motorrad durch Istanbul und über die Dächer des großen Basars, dann Bonds "Entern" des Zuges und der folgende Kampf auf dem Dach: Ganz große Klasse. Die erste große Actionszene nach der PTS ist der Shilhouetten-Kampf in Shangai zwischen Bond und Patrice, der meiner Meinung nach zu den besten Zweikämpfen des Franchises gehört. Dass man die beiden Kontrahenten nur im Schatten und nur die Umrisse von ihnen sieht und nur ab und zu durch einen Pistolenschuss ihre Gesichter erleuchtet sind, ist toll gestaltet. Immer wieder toll finde ich, wie Patrice Bond aus dem Fenster schubst, dieser sich aber an seinem Gewehr festhält und wieder ins Gebäude kommt. Auch der Kampf im Casino sagt mir sehr zu. Wie Bond den Waran benutzt, um wieder auf die obere Ebene zu gelangen, ist wohl eine Anspielung auf den Krokodilsprung in "Leben und sterben lassen". Auch dass es am Ende Moneypenny ist, die Bond das Leben rettet, ist mal eine Abwechslung. Die nächste große Actionszene ist Silvas Flucht und die anschließende Verfolgungsjagd durch die U-Bahn Londons, die mir ebenfalls sehr gefallen hat und mit einigen lustigen Momenten aufwartet. ("Ich möcht wetten, der hat keinen Fahrschein!") Die abschließende Explosion und die U-Bahn, die durch die Decke kracht zeugen von toller Modellarbeit. Relativ schnell ist man dann auch schon bei der Schießerei im Gerichtssaal, die für mich immer einer der Höhepunkte des Films ist. Wie Silva hereintritt und auf M zielt und dann doch nur Mallory trifft, bereitet mir irgendwie eine Gänsehaut. Bonds Auftritt und der geniale Trick mit den Feuerlöschern runden das ganze noch ab. Nach einer relativ ruhigen Phase mit der Flucht nach Schottland und der Vorbereitung auf den Kampf, der eine "Ruhe vor dem Sturm"-Atmosphäre versprüht, geht es dann im Finale noch einmal richtig zur Sache. Ausnahmsweise zerstört nicht Bond das Hideout des Bösewichts, nein, dieser zerstört Bonds Hideout. Und das sehr explosiv und schießlastig. Auch der Unterwasserkampf und die finale Auseinandersetzung in der Kapelle gefallen.

Nach "Casino Royale" und "Ein Quantum Trost" hörte man oftmals diverse Klagen darüber, dass es zwar gute Filme, aber dies keine James Bond-Filme mehr sein. (Ich teile diese Meinung nicht.) Mit "Skyfall" dürfte Sam Mendes aber auch die letzten Kritiker zum Verstummen gebracht haben, denn der ganze Film ist voll mit "Bond-Momenten". Das beginnt schon in der PTS, in der Bond, nachdem er mal eben einen Zug auseinandergenommen hat, in selbigen springt und sich ganz lässig die Ärmel richtet, geht über Oneliner wie "Der Kreislauf des Lebens", die Vodka Martini-Bestellung, die Vorstellung "Bond... James Bond", die Gefangennahme Silvas, bei der im genau richtigen Moment das Bond-Thema ertönt, den Aston Martin DB5 und das Bondthema in Reinform und endet bei der letzten Szene in M´s neuen alten Büro.

Schon CR war hervorragend besetzt, in "Skyfall" setzte man in Sachen Cast nochmal eine Schippe drauf. Craig liefert hier seine bis dato beste Bond-Performance ab, er trägt den Film fast alleine. Besonders gut ist er im Zusammenspiel mit Judi Dench, die hier zum Abschied noch einmal richtig zeigen darf, was sie drauf hat. Schon in TWINE hat sie eine größere Rolle als je ein M vor ihr, SF toppt das ganze nochmals. Das ganze letzte Drittel dreht sich nur noch um M und Judi Dench füllt diese größere Rolle hervorragend aus. Rory Kinnear hat zwar nicht unbedingt eine größere Rolle als in QOS, spielt aber gut und wirkt sympathisch. Auch Javier Bardem spielt den etwas anderen Bösewicht Silva überragend. Besonders sein erster Auftritt überzeugt. Die lange Aufnahme und sein Einstiegsmonolog ist eine sehr gelungene Szene, die mich bei der ersten Sichtung im Kino wahrlich umgehauen hat. Seine erst rationale, dann plötzlich psychopathische Darstellung mag dem Drehbuch geschuldet sein, verwundert mich aber immer ein wenig. Der heimliche Star des Films ist aber Ralph Fiennes als Gareth Mallory. Erst wirkt er etwas unsympathisch, mausert sich aber im Laufe des Films zum absolut sympathischen Charakter, spätestens, als er M das Leben rettet. Mit ihm hat man wirklich einen hervorragenden M für die Zukunft gefunden. Auch Ben Wishaw als Q und Naomie Harris als Eve Moneypenny gefallen mir beide ganz fabelhaft. Auch auf die beiden freue ich mich sehr in zukünftigen Filmen. Einzig Bérénice Marlohe bleibt als Sévérine nicht ganz in Erinnerung. Sie spielt zwar solide, ihre Rolle ist aber einfach zu klein, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Auch locationtechisch hat SF etwas zu bieten. Sowohl Istanbul, als auch Macau, Schottland und London sind gut eingefangen worden. Besonders Schottland passt mit dem Nebel und der tristen Landschaft zur Stimmung des Films. Ein Highlight ist aber sicherlich Silvas Insel, die der real existierenden japanischen Insel Hashima nachempfunden wurde. Wie schon in "Ein Quantum Trost" leistet Dennis Gassner hier ganze Arbeit.

Noch ein Wort zur Handlung an sich: Wie in den meisten Bondfilmen fungiert hier ein McGuffin als Aufhänger, in diesem Fall die Festplatte mit den Namen der Geheimagenten. Schade finde ich nur, dass die Liste am Ende überhaupt keine Rolle mehr spielt und sich die Story ganz auf Silvas Rachepläne an M konzentriert. In gewisser Weise ist dies verständlich, da die Liste ja nur ein Mittel zum Zweck war, sich an M zu rächen, dennoch wird der Handlungsstrang um die Liste viel zu sehr aufgebauscht, nur um dann im Nichts zu verschwinden. Auch Silvas Plan wirkt auf mich zu konstruiert. Es gibt ein paar Dinge, die er einfach nicht im Vorfeld wissen kann, um seine Gefangennahme und seinen Ausbruch so genau zu planen. Auch dass er, wie schon erwähnt erst sehr rational denkend dargestellt wird, sich im Laufe des Films aber immer mehr zum Psychopathen mausert, wirkt wenig glaubwürdig.

Das, was "Skyfall" ausmacht, ist aber auch gar nicht die Handlung, sondern Mendes´ Inszenierung. In vielerlei Hinsicht ist SF das genaue Gegenteil seines Vorgängers QOS. Es gibt keine wahnsinnig schnellen Schnitte, bei denen man als Zuschauer nichts erkennt und die meisten Szenen werden nicht nur angedeutet. Nein, Mendes verfolgt einen ganz anderen Ansatz. Alles wird gezeigt, es gibt ruhige Szenen, (manchmal auch etwas zu viel) man kann der Action problemlos folgen. Auch sonst sind die Bilder einfach grandios. Solch eine gute Kameraarbeit gab es bisher bei Bond noch nicht und diese erzeugt eine ganz besondere Atmosphäre. Einen wichtigen Beitrag zu dieser Atmosphäre liefert auch die Musik von Thomas Newman. Es ist eine ganz andere Art Soundtrack als das, was David Arnold für die letzten 5 Filme abgeliefert hat. Newman setzt weniger auf einprägsame Melodien wie Arnold, sondern mehr auf einen Klangteppich, der die Bilder untermalt. Für einen Film wie "Skyfall" ist dies genau der richtige Ansatz und er hat mir sehr gefallen, besonders die Titel "Brave New World", "Breadcrumbs", "Quartermaster", "Voluntary Retirement" und "Granborough Road" sagen mir sehr zu. Besonders in den Actionszenen ist der Score stark.

Fazit:
"Skyfall" macht sehr viel Spaß. Sam Mendes schafft es, dass die 140 Minuten wie im Flug vorbeigehen. Zwischendurch hat der Film aufgrund der entschleunigten Erzählweise leider ein paar Längen und die Story ist teilweise nicht ganz überzeugend, ist im großen und ganzen ist er jedoch sehr gelungen. SF ist vielleicht nicht der beste James Bond-Film aller Zeiten, aber dennoch ein definitiv sehr guter. Einer, der dem 50 Jahre-Jubiläum würdig ist. Es gibt sehr gute

9/10 Punkte
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