
Re: Der Kriegsfilm - Teil 1
106Three Kings & Privat Ryan fand ich ziemlich unterhaltsam. Dies sagt aber nichts über die Qualität der Filme aus. Gerade Ryan wird hier ja sehr gespalten aufgenommen 

Nur hier im Forum ...AnatolGogol hat geschrieben:Mensch, jetzt relativier doch nicht immer alles. Natürlich ist das Ansichtssache, deshalb steht da ja auch "wie ich finde"Maibaum hat geschrieben:Das ist Ansichtsache, und im übrigen vollkommen normal bei jeglicher Art von Liste, das da auch welche bei sind die man persönlich schlecht findet.
Man könnte ja beinahe meinen, du wärst Bestenlisten-Lobbyist.
Kannst du vollständig als meine Aussage/Ansicht ausgeben.AnatolGogol hat geschrieben:Die Spielbergs sind schon doof, da bin ich erwartungsgemäß ganz bei vodka. Aber Die Verdammten des Krieges ist ähnlich daneben, bräsiges Betroffenheitskino zum Wegschlummern. Attack von Aldrich fand ich auch erschütternd langweilig. Hätte nie geglaubt, dass es sowas gibt, aber selbst Lee Marvin ist da langweilig. Von Aldrich inszeniert wie ein Paar eingeschlafene, ungewaschene Füße. Produktionswerte, als ob man es bei Oma im Keller gedreht hätte. Und Ride with the Devil ist auch so ein hochwirksames Anästhetikum und dann auch noch so aufdringlich kriegskritisch und "menschelnd".
Z.B. das der Film sich nicht auf die Bunkerperspektive beschränkt, was vernünftig wäre, statt dessen immer wieder Kriegsbilder mit Spektakeleffekt dazwischenschneidet. Das ist strukturell sehr unglücklich.GoldenProjectile hat geschrieben:Hmmm, ich fand den gar nicht wischiwaschi sondern erzählerisch schön konsequent und fokussiert. Man fühlt beim zusehen förmlich, wie sich die (schon anfangs für die Nazis hoffnungslose) immer weiter zuspitzt, dabei wird der Film seinem Titel auch sehr wirkungsvoll gerecht. Zum Ende hin war zwar etwas zu viel Pathos drin, aber ansonsten fand ich ihn echt klasse.
Was ist für dich wischiwaschi an dem Film?
Ich muss zwar zugeben, dass ich historische Aufnahmen in denen Hitler zu sehen ist (noch) nie mit grossem Interesse studiert habe, dennoch frage ich mich, wo du in Ganz' Darstellung solch gravierende Abweichungen zur Vorlage siehst. Waren nicht eben gerade die merkwürdige Aussprache, die bizarr überspitzten jähzornigen Momente und dazwischen die fast schon manisch fokussierten leisen Töne Hitlers Markenzeichen? Zumindest stelle ich mir Hitler ehrlich gesagt ziemlich genau so vor, wie Ganz in verkörpert. Überhaupt habe ich bisher noch keine Hitler-Darstellung in einem Spielfilm als unpassend empfunden. Mag aber sein, dass die oberflächlichen Eigenschaften der Person Hitler leicht zu spielen sind und die Schwächen und Abweichungen leicht verschleiern, falls du das meinst.AnatolGogol hat geschrieben:Ich sehe den Film auch deutlich kritischer als du, GP. Er war weitgehend unterhaltsam und recht kurzweilig, allerdings empfand ich ihn auch als eher episodenhaft. Hinzukommt die häufig unglückliche Besetzung des Films, zu der ich auch Bruno Ganz zähle. Ganz Darstellung hat durchaus tolle Momente, vor allem die Müdigkeit und Ausgebranntheit seiner Figur spielt er gut. Allerdings ähnelt sein Hitler eigentlich zu keinem Moment der historischen Figur, vor allem sprachlich scheint er da kein Interesse daran gehabt zu haben hier seine Darstellung an die Realität anzulehnen. Daher habe ich bei ihm dann auch immer das Gefühl, ich sehe Bruno Ganz als Hitler verkleidet, gerade seine durchaus eindrucksvoll intensiv gespielten Wutausbrüche leiden darunter, da das mehr nach einer Klaus Kinski- als nach einer Hitler-Interpretation ausschaut (nicht der Wutausbruch an sich, sondern dass man nie den aus zig Dokus und historischem Material bestens bekannten Hitler zu sehen und vor allem zu hören bekommt). Gleiches lässt sich auch bei anderen prominenten historischen Figuren sagen, Matthes Goebbels und Ferchs Speer haben mit der historischen Figur auch wenig gemein. Gerade bei Figuren wie Hitler und Goebbels ist es immer ein schmaler Grad zwischen Karrikatur und ernsthafter Darstellung, allerdings dann im Umkehrschluß komplett auf die Eigenarten der historischen Figur zu verzichten finde ich den falschen Weg und eine allzu einfache Abkürzung. Brühls Lauda oder Berengers Teddy Roosevelt zeigen hier eindrucksvoll, wie man es erheblich besser macht.
Da Hitler selber schon eine Art Karikatur war macht das wenig.Casino Hille hat geschrieben:Hitler als ernstzunehmende geschichtliche Figur ist alles andere als leicht zu spielen, da man sonst sehr schnell droht, als Karikatur wahrgenommen zu werden.
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