AnatolGogol hat geschrieben: 25. Oktober 2018 14:41 Im speziellen Fall des Paten hat er halt bei mir nur den Nachteil 25 Jahre zu spät dran zu sein und einen Vorgänger zu haben, der mit seiner Interpretation Synchrongeschichte geschrieben hat. Für sich selbst betrachtet ist Krauss Leistung (wie im übrigen die der gesamten Synchro) aber wirklich prima.
Genau das ist der Grund, warum ich speziell den Fall der Pate-Neusynchro so interessant finde. In der Regel sind nachträgliche Synchronfassungen nämlich einfach ziemlich übel und dementsprechend werden sie zurecht von Fans verachtet (man denke nur an das Debakel von Jaws, da graust es mir einfach vor). Aber imo hat man beim Paten eher den Fall, auf eine großartige Synchronfassung nun eine weitere Synchronfassung auf höchstem Niveau präsentiert zu bekommen, die trotzdem erstaunlich negative Resonanz bekam - hauptsächlich eben deshalb, weil sie natürlich für deutsche Zuschauer einen Bruch darstellt, weil etwa Don Vito Corleone nun ganz anders interpretiert wird. Irgendwo liegt darin ja eine schöne Ironie, dass gerade heute, in der Zeit, in der viele Zuschauer immer originalgetreuere Übersetzungen von Filmen verlangen, nun eine neue Synchronfassung, die diesem Anspruch eher genüge tut, abgelehnt wird, weil z.B. die Stimme von Kramer als Don Corleone einfach für immer in die deutsche Popkultur eingegangen ist.
AnatolGogol hat geschrieben: 25. Oktober 2018 14:41
Kramers Doppeleinsatz auf Vater/Sohn bereiten mir keine Probleme, letztlich passt ja auch Brückner stimmlich ebenfalls nicht zu Kramer.
Das klingt jetzt von mir vielleicht sehr nerdig (und vielleicht noch mehr, wenn man bedenkt, dass ich die Filme wenn ja eigentlich eh eher im Originalton schaue), aber das sind für mich tatsächlich zwei Paar Schuhe. Der junge Don Vito, also Robert De Niro, mag mit Brückner ebenfalls kaum nach Kramer klingen, aber das ist eben eine ganz andere "Rolle", das ist die Rolle von De Niro und nicht (mehr) die von Marlon Brando. Natürlich verkörpern beide denselben Charakter, aber ich habe trotzdem als Zuschauer wenn man so will ein neues Gesicht vor mir und kann daher eine deutlich abweichende Stimme deutlich leichter akzeptieren (schwierig wäre es, wenn beide etwa in unterschiedlichen Dialekten reden würden, also wenn bspw. Ewan McGregor in den Star Wars Prequels mit französischem Akzent spräche, und somit ganz offensichtlich nicht mehr zur Alec Guinness Interpretation passen würde). Bei Pacino haben wir aber den konkreten Fall, dass dieselbe Stimme, die ich mit Brando verbinde, jetzt plötzlich dem Sohnemann verpasst wird. Das hat mich schon damals im Kino arg irritiert und ist für mich sogar ein unverzeihlicher Bruch, trotz der tollen Leistung von Kramer.
AnatolGogol hat geschrieben: 25. Oktober 2018 14:41
Übrigens finde ich Mackensy auf Pacino zwar schon irgendwie passend, aber so ganz glücklich bin ich mit der Kombi nie gewesen.
Interessant, ich war kürzlich erst darüber erstaunt, wie wenig Mackensy noch wie er selbst klang in den 72er/74er Synchros, sein typischer "Ton" kommt ja eigentlich erst in den Neusynchros richtig zur Geltung (und passt wie ich finde fast etwas besser zum Michael-Charakter, aber dies nur am Rande). Normalerweise bin ich auch ein Fan der Glaubrecht-Pacino-Kreuzung, aber im Paten würde ich ihn nicht hören wollen und die paar deutschen Ausschnitte, die ich aus der "Die Saga" Fassung kenne, haben mir ehrlich gesagt gereicht, weil ich auch finde, dass er eigentlich zu reif für den Part klingt und vielleicht sogar etwas zu ernst, besonders für den Michael der ersten Hälfte. Oh, übrigens mal ein Fun Fact für die, die es nicht wissen: Der Türke, der in der Altsynchro noch von Synchrongott GGH gesprochen wurde (und das überaus genial, wenn man das erwähnen darf), wird in der 08er Fassung von Erich Räuker gesprochen, der für uns Bondfans als "GGH-Ersatzmann" ja kein Unbekannter sein dürfte.
Samedi hat geschrieben: 25. Oktober 2018 15:00
Es gibt drei Fassungen (plus OmU), da ist für jeden was dabei.
Na ja, aber die dritte Fassung bezieht sich ja nur auf die (furchtbar, furchtbar, furchtbare) TV-Version "Die Saga", die man in etwa als ein Verbrechen an der Natur, Mutter Erde und allem, was dazwischen liegt, bezeichnen könnte. Die ist also kaum eine echte Alternative, wer sich als Dt. Ton Gucker die Trilogie heute im Schuber kauft, der hat letztlich nur die Wahl zwischen 72/74 und 2008.