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Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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danielcc hat geschrieben: Dennoch, ganz subjektiv, ist mir FYEO in dieser Hinsicht viel zu gewöhnlich, eben nicht exklusiv. Woran liegt es?
1. Sowohl die Winterdrehorte als auch die Mittelmeer-Drehorte kommen einem als Mitteleuropäer sehr bekannt und eher gewöhnlich als exotisch vor
2. Der Film wirkt schon durc Story und Handlung eher gewöhnlich als exklusiv. Keine Weltbedrohung, keine Super-Schurken usw. Das überträgt sich auch auf die Wahrnehmung der Orte, finde ich.
Das kann wiederum ich sehr gut nachvollziehen. War für dich denn Sardinien bei TSWLM dann exklusiver oder hattest du da das gleiche Problem? Punkt 2 ist für mich halt gerade einer der Punkte, warum ich den Film so liebe und warum ich auch die Locations für so passend empfinde. Da kann man mal wieder sehen, wie unterschiedlich die gleiche Sache bei den Leuten ankommt.
danielcc hat geschrieben:Zudem finde ich, dass (Bond)filme, die ihre Locations durch das Abarbeiten oder Aufzeigen von Wahrzeichen und Touristenattraktionen zur Schau stellen, nicht besonders exklusiv. Typischer Phönomen der 80er Bonds, noch schlimmer bei AVTAK (Eifelturm, Golden Gate Bridge).
OK, dass mag in gewisser Weise für Cortina stimmen durch die Einbeziehung der olympischen Stätten, aber bei der Ägais und im griechischen Landesinneren sehe ich das nicht so. Das die landestypische Optik und Folklore genutzt wird sieht man in jedem der Filme, beginnend mit DN und dem Karibik-Flair von Jamaica.
danielcc hat geschrieben:Die wahre Exklusivität besteht doch darin, an einem fremden, fernen Ort zu drehen, aber eben keine Klischees zu zeigen.
Einspruch! Nenn mir einen Bondfilm, der keine landestypischen Klischees benutzt. Auch ein CR hat sich dem nicht entziehen können und schwelgt u.a. in venezianischer Lagunenromantik.
danielcc hat geschrieben: Umso mehr, als das viele Zuschauer heute ohnehin "die Welt kennen". In dieser Hinsicht finde ich QOS deutlich aufregender ABER leider reist Bond dort viel zu schnell und man bekommt fast kein Gefühl für die Drehorte (angenehme Ausnahme: die Anreise zu und die folgende Szene mit Mathis)
Ich denke auch, dass in der heutigen globalen Welt es weit schwieriger ist Locations im Stile von Crab Key zu finden. QOS sehe ich aber völlig anders: Bolivien oder wo immer es gedreht wurde mag zwar noch ein weitestgehend unentdecktes Gebiet sein, hat mich in Punkto Exotik und Optik aber überhaupt nicht vom Hocker gerissen (wenn ich daran denke sehe ich immer vorm geistigen Auge Bond und Camille durch die Schotterwüste schlurfen). Siena und Bregenz bedienen genau die Klischees, die du als typisch für die 80er charakterisiert hast, nur mit dem Unterschied dass alles einige Nummern kleiner und unbekannter ist. Insgesamt hatte QOS zu viele Schauplatzwechsel in zu kurzer Zeit und meiner Meinung mangelte es den meisten Schauplätzen auch an echtem Wiedererkennungswert (und damit meine ich jetzt keine Wahrzeichen wie die vielzitierte Golden Gate Brige).
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Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

107
du hast sicherlich auch recht mit dem meisten. Aber zB TB und DN spielen die ganze Zeit an exotischen Locations ohne das man da etwas kennen muss. Ich meine auch keine Klischees was Foklore angeht sondern einfach typische Wahrzeichen oder Touristenattraktionen.

Ich glaube es ist einfach der Fluch der Zeit: Man kennt heute einfach selbst viel mehr aus TV, Internet oder eigenen Reisen. Da war ja auch Fosters Erkenntniss weswegen er die eigentliche Reise in QOS in Bonds innere antreten wollten... naja...

Aber die Wüste am Ende von QOS fand ich schon sehr cool. Besonders meine Lieblingsaufnahme von der Echse. und die Gegend bei der Flugzeugverfolgung hatte schon einen Wiedererkennungswert. Am schönsten fand ich aber wie gesagt die Location beim Mathis Besuch. Nicht wegen der Location selbst, sondern weil die Szene mit ihrer Ruhe und dem Gespür für Atmossphäre ein seltener Kontrast zur restlichen Hektik in QOS war.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

108
So, nun auch meine Gedanken zu FYEO, Roger Moores fünftem Einsatz als 007.

Der Film hat ein sehr großes Potenzial, das in meinen Augen leider nicht ganz ausgenutzt wird. Die Konstellation, dass der Hauptbösewicht als Verbündeter eingeführt wird, gab es innerhalb dieser Reihe noch nicht und bietet auch einige tolle Möglichkeiten. Der Wandel von Bonds Beziehung zu Kristatos bzw. zu Columbo ist toll gespielt, die beiden Figuren mit ihrem zusätzlichen persönlichen Konflikt toll geschrieben.

Die Bond-Girls mit Ausnahme von Bibi (völlig daneben) machen ihre Sache auch ganz gut, besonders hervorzuheben ist hierbei Melina, die auf einem persönlichen Rachefeldzug ist.

Die Actionszenen sind teilweise witzig (Verfolgungsjagd mit der Ente), teilweise richtig atemberaubend (die Kletterpartie), Bond pur (die Skiszene)!!! Auch wenn man nach MR einen realistischeren Weg einschlagen wollte, kommt die Action definitiv nicht zu kurz!!!!

Nun, wenn sich alles so positiv anhört, was sind dann die Schwachpunkte von FYEO???

Zum einen sind es einige wenige saudämliche, unlogische Szenen, die dem Film mehr schaden als nutzen (Eishockey, Bibi-Dahl) bzw. sogar in weniger als 4 Minuten einen ganzen Charakter (Blofeld, auch wenn der zugegebenermaßen schon unter den ganzen Darstellerwechseln gelitten hatte) kaputt macht und ins lächerliche zieht. Außerdem ist mir die Story zu "down-to-earth", die wirkliche Bedrohung durch das ATAC bzw. falls dieses in den Besitz der Russen wandern sollte wird nicht wirklich klar, und auch der Drogenhandel kann das nicht wirklich aufbessern.

Von daher gibt es von mir doch etwas Abzug und For Your Eyes Only reiht sich sozusagen als "Puffer" zwischen den richtig guten Roger Moore-Bonds und den in meinen Augen nicht ganz so gelungen auf dem 4. Platz ein....

Ich gebe FYEO 7,5 Punkte
"The name's Bond. James Bond."

Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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Interessant dass du den Punkt der fehlenden Bedrohung erwähnst. Mal hypothetisch gefragt: wäre FYEO kein Bondfilm sondern ein „normaler“ Actionthriller, würdest du dieses Maß dann auch ansetzen oder ist es eine „bondspezifische“ Anforderung die du stellst? Ich frage deshalb, weil es ja viele Filme gibt in denen die eigentliche Bedrohung völlig belanglos ist für die eigentliche Filmhandlung, Berüchtigt von Hitchcock ist hier wohl so ziemlich die Mutter dieser Filme. Für mich funktioniert FYEO nämlich genau nach diesem Prinzip, das ATAC ist nicht wirklich Kern der Handlung sondern eigentlich nur Mittel zum Zweck. Und als solches funktioniert es prima.
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Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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AnatolGogol hat geschrieben:Interessant dass du den Punkt der fehlenden Bedrohung erwähnst. Mal hypothetisch gefragt: wäre FYEO kein Bondfilm sondern ein „normaler“ Actionthriller, würdest du dieses Maß dann auch ansetzen oder ist es eine „bondspezifische“ Anforderung die du stellst? Ich frage deshalb, weil es ja viele Filme gibt in denen die eigentliche Bedrohung völlig belanglos ist für die eigentliche Filmhandlung, Berüchtigt von Hitchcock ist hier wohl so ziemlich die Mutter dieser Filme. Für mich funktioniert FYEO nämlich genau nach diesem Prinzip, das ATAC ist nicht wirklich Kern der Handlung sondern eigentlich nur Mittel zum Zweck. Und als solches funktioniert es prima.
Für mich gibt es zwei Möglichkeiten:
- Klassisches Bedrohungsszenario, welches den Einsatz Bonds rechtfertigt und die Bedrohung am Ende auflöst
- starker, charaktergetriebener Bondfilm, der einfach Spannung durch die Charaktere vermittelt und ihre Interaktion

Letzters funktioniert wohl bei Bond bisher nur bei CR so richtig. Teilweise auch bei OHMSS, nur ist weder das Charakterspiel noch die Bedrohungsstory wirklich überzeugend umgesetzt.

FYEO hat wirklich keine akute Bedrohung, aber - aus meiner Sicht - auch charakterlich nichts wirklich interessantes zu bieten. Daher meine Kritik, dass der Film wirke als bekomme es Onkel Roger beim Mittelmeer Urlaub mit Vorabend-Serien Ganoven zu tun.

Auch wenn es kein Bondfilm wäre, würde der Film nicht besser funktionieren. Klar, die Actionszenen sind top und mit die besten der Serie. Aber JEDER Film braucht doch eine Herausforderung für den Held oder ein Dilemma oder sonst eine Motivation. All das fehlt oder ist zu schwach ausgeprägt.

Allerdings kann man dann schnell fragen, was denn an FRWL so anders ist. Hier meine ist, dass der Film eine bedrohliche Komponente hat aus SPECTRE, die die Parteien gegeneinander ausspielen und durch das Suspense Element, dass der Zuschauer mehr weiß als Bond (wer ist Grant...)

Da du Berüchtigt nennst (übrigens auch ein spannendes Beispiel zum Thema Synchronisation...): Der Film lebt ja nun vor allem durch die Beziehung der Hauptcharaktere! Action gibts ja sowie nicht, und als Thriller Elemente sehe ich nur ein paar Szenen.
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Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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danielcc hat geschrieben:Für mich gibt es zwei Möglichkeiten:
- Klassisches Bedrohungsszenario, welches den Einsatz Bonds rechtfertigt und die Bedrohung am Ende auflöst
- starker, charaktergetriebener Bondfilm, der einfach Spannung durch die Charaktere vermittelt und ihre Interaktion

Letzters funktioniert wohl bei Bond bisher nur bei CR so richtig. Teilweise auch bei OHMSS, nur ist weder das Charakterspiel noch die Bedrohungsstory wirklich überzeugend umgesetzt.
Das ist aber reine persönliche Definition. Genau darauf wollte ich auch raus: wie weit hängt die persönliche Einschätzung eines Films von den eigenen Erwartungen die man an diesen stellt ab. Beispiel: wenn jemand sagt, eine tiefere Charakterzeichnung hat in einem James Bond Film nix verloren ist dies natürlich ok, da es ja jedem frei steht seine persönlichen Anforderungen an einen Film aufzustellen. Wertet man dann aber zB CR schlecht und lobt gleichzeitig The Dark Knight gerade wegen seiner tieferen Charaktere dann wird’s kritisch. Ich habe als zB LTK rauskam auch gedacht: geiler Film, aber als Bondfilm gefällt er mir eigentlich net so recht. Das ist aber kokolores, weil entweder mir gefällt der Film oder eben nicht, die Tatsache dass es sich um einen Bondfilm handelt sollte keinen Einfluss auf die Beurteilung der filmischen Qualität darstellen.
danielcc hat geschrieben:FYEO hat wirklich keine akute Bedrohung, aber - aus meiner Sicht - auch charakterlich nichts wirklich interessantes zu bieten. Daher meine Kritik, dass der Film wirke als bekomme es Onkel Roger beim Mittelmeer Urlaub mit Vorabend-Serien Ganoven zu tun.

Auch wenn es kein Bondfilm wäre, würde der Film nicht besser funktionieren. Klar, die Actionszenen sind top und mit die besten der Serie. Aber JEDER Film braucht doch eine Herausforderung für den Held oder ein Dilemma oder sonst eine Motivation. All das fehlt oder ist zu schwach ausgeprägt.
Das sehe ich, völlig überraschend, komplett anders. Gerade was die Charaktere angeht hatte FYEO mit die interessantesten der gesamten Serie bis 1981 zu bieten. Melina als Gefangene zwischen Pflichtgefühl und moralischen Zweifeln, Kristatos als zunächst unscheinbarer und undurchschaubare Sphinx, die nach und nach ihre wahres grässliches Angesicht enthüllt oder der von Topol recht vielschichtig angelegte Colombo (aufbrausend, jovial, gefährlich, undurchsichtig und verlässlich). Also wenn der Film charakterlich nichts bietet, welcher der Vorgänger dann?

Die Herausforderung ist eben nicht das ATAC, sondern vielmehr die Frage: wem kann Bond trauen? Ich finde die Umsetzung viel wichtiger als die tatsächliche Bedrohung. Eine Giesskanne kann viel bedrohlicher inszeniert sein als zb das gesamte russische nukleare Waffenarsenal. Es kommt doch darauf an, wie man etwas in Szene setzt. Die austauschbaren Superbedrohungen sind doch nie wirklich die Kernpunkte der Filme.
danielcc hat geschrieben:Allerdings kann man dann schnell fragen, was denn an FRWL so anders ist. Hier meine ist, dass der Film eine bedrohliche Komponente hat aus SPECTRE, die die Parteien gegeneinander ausspielen und durch das Suspense Element, dass der Zuschauer mehr weiß als Bond (wer ist Grant...)
Darf ich dich daran erinnern, dass bei TB dein Vorwurf war, der Film funktioniere nicht richtig weil der Zuschauer mehr weiss als Bond. :wink:
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Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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Das ist alles kein Widerspruch:
- Was ich geschrieben habe, kannst du eigentlich auf jeden Film übertragen, daher meine Verallgemeinerung. Es muss irgendeinen Konflikt geben, eine Bedrohung, eine Herausforderung, ein Dilemma. In jeder Hinsicht ist dies aber bei FYEO eher schwach; sieht man auch daran, dass Bond mehr oder weniger nach und nach in Episoden reinstolpert wie der Exkurs mit dem Ansturm auf das Hafenlager (ohne jede Relevanz für den Film)
- Was Melina angeht: Sorry, da klingst du jetzt schon so, wie es die Produzenten ständig versuchen uns zu verkaufen ;-) Mal ehrlich: Melina mag auf dem Papier/im Skrip einen inneren Konflikt haben, aber außer einer guten Szene mit Moore spielt das für den Film keine Rolle. Überhaupt, sie ist ja nicht die Hauptfigur! Wenn Bond den Film über einen Konflikt hat, dann mag das funktionieren (siehe CR)
- Vergleich FRWL und TB: In FRWL besteht die Spannung in der Tat darin, dass der Zuschauer mehr weiß als wir, was die Figur Grant angeht; dadurch wird es vor allem dann im Zug am Ende sehr spannend; bei TB weiß der Zuschauer, wo die Bomben sind und leider besteht der Film eine Stunde lang nur darin, dass Bond die Bomben sucht. Ist das spannend für den Zuschauer?

Nun ja, letztlich gibt es keine Patentrezepte. Alles kann funktionieren, es kommt eben auf eine Vielzahl von Details in der Umsetzung an. Ich für meinen Teil, fühle mich von FYEO etwas gelangweilt, weil mir das Gesamtszenario zu wenig bedrohlich und spannend ist. Gute Actionszenen, 2-3 tolle Dialogszenen und ein sehr charismatischer Topol. Aber eben in Summe doch etwas träge und gemächlich.
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Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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danielcc hat geschrieben:Das ist alles kein Widerspruch:
- Was ich geschrieben habe, kannst du eigentlich auf jeden Film übertragen, daher meine Verallgemeinerung. Es muss irgendeinen Konflikt geben, eine Bedrohung, eine Herausforderung, ein Dilemma. In jeder Hinsicht ist dies aber bei FYEO eher schwach
Wie gesagt, sehe ich anders.
danielcc hat geschrieben: - Was Melina angeht: Sorry, da klingst du jetzt schon so, wie es die Produzenten ständig versuchen uns zu verkaufen ;-) Mal ehrlich: Melina mag auf dem Papier/im Skrip einen inneren Konflikt haben, aber außer einer guten Szene mit Moore spielt das für den Film keine Rolle. Überhaupt, sie ist ja nicht die Hauptfigure! Wenn Bond den Film über einen Konflikt hat, dann mag das funktionieren (siehe CR)
Es sind drei Szenen, die dies sehr gut zum Ausdruck bringen:
1. ihr Blick direkt nach der Ermordung ihrer Eltern, das ist sehr gut gespielt und dieser Blick drückt die Erschütterung der Frau viel besser aus als Tränen oder wilde Racheschwüre es hätten könne.
2. Die Szene mit Bond in Spanien und dem Spruch mit den zwei Gräbern: hier wird das Dilemma erstmals erwähnt und ich finde man merkt schon, wie Bonds Einwände ihre Wirkung auf sie nicht verfehlen.
3. Der Showdown im Kloster mit dem finalen Höhepunkt: zieht sie ihrer Rache durch oder nicht.
Darüberhinaus wird das Thema den ganzen Film über immer mal wieder aufgegriffen und selbst in so ausgelassenen Szenen wie dem Hafenbummel ist immer dieser Schatten der in Form ihrer Racheabsichten über dem Film schwebt spürbar.
danielcc hat geschrieben: - Vergleich FRWL und TB: In FRWL besteht die Spannung in der Tat darin, dass der Zuschauer mehr weiß als wir, was die Figur Grant angeht; dadurch wird es vor allem dann im Zug am Ende sehr spannend; bei TB weiß der Zuschauer, wo die Bomben sind und leider besteht der Film eine Stunde lang nur darin, dass Bond die Bomben sucht. Ist das spannend für den Zuschauer?
Das war nicht böse gemeint, ich wollte darauf hinaus:
danielcc hat geschrieben:Nun ja, letztlich gibt es keine Patentrezepte. Alles kann funktionieren, es kommt eben auf eine Vielzahl von Details in der Umsetzung an.

treffender hätte ich es auch nicht formulieren können. Ich persönlich bin froh, dass FYEO genau so ist wie es ist, ähnlich wird es dir wohl bei CR gehen.
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Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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Mich stört einfach an FYEO zum Einen das Belanglose, was Bonds eingreifen angeht. Wie gesagt:
- Über weite Strecken geht es um den Konflikt zwischen Kristatos und Columbo. Da ist Bond eigentlich fehl am Platz.
- das Motiv von Melinas Rache ist ja ganz nett, aber was hat Bond damit zu tun? Wenn sie ihn tötet, ist das ja für Bond nur umso besser! Es ist also gar kein Dilemma!
- Kristatos halte ich für den schwächsten Bösewicht, nicht weil er kein Over-the-top Charakter ist, der die Welt beherrschen will, sondern weil er einfach trotz interessanter Konstellation total blass bleibt und ehrlich gesagt Glover ziemlich lahm und unmotiviert spielt
- zudem finde ich bei FYEO die Mischung aus Heiter und Ernst nicht gut. Jede Szene mit Bibi und Bond ist schlimm, da er natürlich zu alt für sie ist und ihre Teenie-Schwärmerei für Bond weder glaubhaft noch passend ist.

Aber über Geschmack lässt sich nicht streiten. Ich bin nur halbwegs froh, dass FYEO in der Auswertung aller Abstimmungen im unteren Mittelfeld gelandet ist und - wenn ich das sagen darf - je mehr Leute den Film aktuell noch mal sehen, desto negativer fällt oft die Kritik aus :-) Aber es ist ja kein schlechter Film, nicht falsch verstehen.

Was mir noch aufgefallen ist: Die Kletterei am Ende ist zwar total spannend, aber mit Klettern hat das was Moore da macht in den Close Ups nichts zu tun :-) Dennoch würde ich mir grado solche Szenen mehr Wünschen: Keine knallende Action, sonder Spannung durch eine wirklich gefährliche Situation.
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Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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danielcc hat geschrieben:
- Über weite Strecken geht es um den Konflikt zwischen Kristatos und Columbo. Da ist Bond eigentlich fehl am Platz.
Komisch, so habe ich das nie empfunden. Der Konflikt zwischen Kristatos und Columbo steht doch nicht im Vordergrund, Bond bedient sich nur Columbos, um mehr über Kristatos in Erfahrung zu bringen und sich damit letztlich auch Klarheit über Columbo zu verschaffen. Der Kern der Handlung sind doch immer die Ermittlungen von Bond.
danielcc hat geschrieben: - das Motiv von Melinas Rache ist ja ganz nett, aber was hat Bond damit zu tun? Wenn sie ihn tötet, ist das ja für Bond nur umso besser! Es ist also gar kein Dilemma!
In der Tat könnte man über die moralischen Bedenken eines bezahlten Killers bei Selbstjustiz schon etwas schmunzeln. Allerdings sollte man dabei nicht vergessen: Bond ist ein Profi und als solcher weiss er wohl auch ganz genau was die Tötung eines Menschen für Auswirkungen auf den Charakter hat. Dass er die in dieser Hinsicht unschuldigen Melina, für die er offensichtlich größere Sympathie hegt, davor bewahren möchte ist also so weit hergeholt nicht. Ausserdem wird ein Profi wie Bond keinen Wert darauf legen, dass ihm ein „Amateur“ ins Handwerk pfuscht und evtl. seine Mission gefährdet (siehe Tilly Masterson).
danielcc hat geschrieben:- Kristatos halte ich für den schwächsten Bösewicht, nicht weil er kein Over-the-top Charakter ist, der die Welt beherrschen will, sondern weil er einfach trotz interessanter Konstellation total blass bleibt und ehrlich gesagt Glover ziemlich lahm und unmotiviert spielt
Auch ich halte Glover nicht für einen der Topschurken, aber so blass wie er gerne dargestellt wird fand ich ihn nicht. Zum einen muss berücksichtigt werden, dass er aufgrund seiner undurchsichtigen Rolle er über weite Teile des Filmes eine eher unscheinbare Rolle spielen musste, um nicht sofort in den Verdacht des Zuschauers zu geraten. Sobald seine Rolle klar ist, hat Glover keine Hemmungen mehr brutale und sadistische Züge zu zeigen (die Haiszene, diverse Szenen im Kloster). Hier wandelt sich Glover vom unscheinbaren, langweiligen Jedermann zu einem brutalen, wiederwärtigen Unsympathen. Das ist so schlecht nicht dargestellt, entbehrt aber natürlich des Reizes von klassischen Schurken wie Goldfinger, Blofeld oder Stromberg. Glover verleiht Kristatos auch gar nichts sympathisches, weshalb ich ihn für so ziemlich den unsypmathischsten Bösewicht der Serie erachte. Das ist allerdings kein Nachteil wie ich finde.
danielcc hat geschrieben:-- zudem finde ich bei FYEO die Mischung aus Heiter und Ernst nicht gut. Jede Szene mit Bibi und Bond ist schlimm, da er natürlich zu alt für sie ist und ihre Teenie-Schwärmerei für Bond weder glaubhaft noch passend ist.
Es ist und bleibt halt ein Moorebond, nur mit etwas ernsterem Einschlag. Dass daraus ein zweites OHMSS werden sollte stand ja auch nie zur Debatte. FYEO ist kein ernsthafter Film, wirkt nur so im direkten Kontrast zu den Filmen der 70er, vor allem TSWLM und MR.
danielcc hat geschrieben:Aber über Geschmack lässt sich nicht streiten. Ich bin nur halbwegs froh, dass FYEO in der Auswertung aller Abstimmungen im unteren Mittelfeld gelandet ist und - wenn ich das sagen darf - je mehr Leute den Film aktuell noch mal sehen, desto negativer fällt oft die Kritik aus :-) Aber es ist ja kein schlechter Film, nicht falsch verstehen.
Wie neulich im Bestenlisten-Thread schon mal erwähnt: im „echten“ Leben kommt FYEO in meinem Bekanntenkreis immer deutlich besser weg als hier im Forum und lt. der Auswertung von Maibaum ja offensichtlich auch in anderen Bondforen. In der Regel eigentlich immer als klare Nr.2 unter den Moorebonds.
danielcc hat geschrieben:Was mir noch aufgefallen ist: Die Kletterei am Ende ist zwar total spannend, aber mit Klettern hat das was Moore da macht in den Close Ups nichts zu tun :-) Dennoch würde ich mir grado solche Szenen mehr Wünschen: Keine knallende Action, sonder Spannung durch eine wirklich gefährliche Situation.
Willkommen im Club! Aber ich denke, dass unser Club recht überschaubar bleiben wird, denn für viele ist ja gerade das Ende von FYEO ein Schwachpunkt. Ich habe es glaube schon mal geschrieben: für mich ist die Kletterpartie zusammen mit dem Sprung vom Asgard in TSWLM die Szene, in der die Gefährlichkeit des Stunts auf der Leinwand am meisten spürbar ist.
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Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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AnatolGogol hat geschrieben:
Willkommen im Club! Aber ich denke, dass unser Club recht überschaubar bleiben wird, denn für viele ist ja gerade das Ende von FYEO ein Schwachpunkt. Ich habe es glaube schon mal geschrieben: für mich ist die Kletterpartie zusammen mit dem Sprung vom Asgard in TSWLM die Szene, in der die Gefährlichkeit des Stunts auf der Leinwand am meisten spürbar ist.[/quote]

Ich oute mich nur ungern aber ich persönlich finde den Sprung vom Asgard ziemlich harmlos. Habe nie verstanden, was daran so besonders ist - auch wenn es sicherlich gefährlich und unplanbar war.
Für wirklich Top-Stunts der Serie halte ich:
- die Skiszene im Eiskanal in FYEO
- die Kletterpartie am Ende von FYEO
- der Kampf auf dem Jet im Showdown von OP
- der Kampf um die Fallschirme in der PTS von MR (absolutes Highlight was Vorbereitung, Umsetzung und Filmen angeht)
- der Spiralsprung in TMWTGG (obwohl ich ihn als Element des Films nicht mag)

Hab ich welche vergessen? Das wäre übrigens mal eine tolle Frage für die Umfragen... "Was sind die beeindruckendsten/gefährlichsten Stunts der Reihe"



Ach ja die Hai-Szene in FYEO. Auch bekannt als "Wie schaffe ich es, mit einem Boot voller bewaffneter Killer auf einem Meer voller Haie mich so dämlich anzustellen, dass ich einen hilflosen Gegner auch nach Minuten nicht töte" ;-) Ehrlich: Das dümmste was die Serie in der Hinsicht zu bieten hat
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Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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danielcc hat geschrieben:Ich oute mich nur ungern aber ich persönlich finde den Sprung vom Asgard ziemlich harmlos. Habe nie verstanden, was daran so besonders ist - auch wenn es sicherlich gefährlich und unplanbar war.
Zum einen sicherlich schon allein die schieren Ausmaße, der unglaubliche Kontrast Mensch – Natur. Zum anderen natürlich die grandiose Auflösung mit dem Union-Jack-Fallschirm und der Bondtheme. Auch wenn’s mit dem Stunt direkt ja nix zu tun hat, aber gerade dadurch hat sich die Szene in den Köpfen der Leute festgebrannt. Einen typischeren „Bondmonent“ gibt es eigentlich nicht. Schon interessant, dass die Szene wie wir sie kennen ja nur deshalb so gut wirkt, weil die Hauptkamera während des Sprungs ausfiel und man so notgedrungen die ganze Zeit in der Totalen bleiben musste. Aber erst dadurch finde ich kommt die atemberaubende Wirkung zustande.
danielcc hat geschrieben:Für wirklich Top-Stunts der Serie halte ich:
- die Skiszene im Eiskanal in FYEO
- die Kletterpartie am Ende von FYEO
- der Kampf auf dem Jet im Showdown von OP
- der Kampf um die Fallschirme in der PTS von MR (absolutes Highlight was Vorbereitung, Umsetzung und Filmen angeht)
- der Spiralsprung in TMWTGG (obwohl ich ihn als Element des Films nicht mag)

Hab ich welche vergessen? Das wäre übrigens mal eine tolle Frage für die Umfragen... "Was sind die beeindruckendsten/gefährlichsten Stunts der Reihe"
Vielleicht noch die „Hängepartie“ am offenen Flugzeugheck in TLD und den Eifelturmsprung in AVTAK.
danielcc hat geschrieben:Ach ja die Hai-Szene in FYEO. Auch bekannt als "Wie schaffe ich es, mit einem Boot voller bewaffneter Killer auf einem Meer voller Haie mich so dämlich anzustellen, dass ich einen hilflosen Gegner auch nach Minuten nicht töte" ;-) Ehrlich: Das dümmste was die Serie in der Hinsicht zu bieten hat
Stimmt, wieder mal eine klassische Bondszene nach dem Motto „warum einfach wenn’s auch kompliziert geht“.
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Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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AnatolGogol hat geschrieben:Interessant dass du den Punkt der fehlenden Bedrohung erwähnst. Mal hypothetisch gefragt: wäre FYEO kein Bondfilm sondern ein „normaler“ Actionthriller, würdest du dieses Maß dann auch ansetzen oder ist es eine „bondspezifische“ Anforderung die du stellst? Ich frage deshalb, weil es ja viele Filme gibt in denen die eigentliche Bedrohung völlig belanglos ist für die eigentliche Filmhandlung, Berüchtigt von Hitchcock ist hier wohl so ziemlich die Mutter dieser Filme. Für mich funktioniert FYEO nämlich genau nach diesem Prinzip, das ATAC ist nicht wirklich Kern der Handlung sondern eigentlich nur Mittel zum Zweck. Und als solches funktioniert es prima.

Das ist eine sehr gute Frage Anatol... wenn du mich nach einem Action-Thriller fragst, so muss dieser in meinen Augen neben den guten Actionszenen eben eine spannende Hintergrundgeschichte haben, abgesehen von der Charakterzeichung, weil sonst würden wir ja mehr von einem Drama sprechen!!
Und obwohl mir die Charakterzeichnung in FYEO sehr gut gefällt (in der Zwischenzeit habe ich auch mit der Darstellung von Kristatos anfreunden können; auch ich hielt ihn am Anfang für sehr schwach, aber so ist der Charakter ausgelegt...kalt berechnend, keine Drecksarbeit etc...und erst am Schluss auf der Festung bricht diese Deckung und Kristatos offenbart sein wahres Gesicht; von daher sehe ich ihn doch als relativ gelungen an) scheitert eben dieser Bondfilm daran zu einem der ganz großen aufzusteigen, dass er im Vergleich zu seinen Vorgängern und Nachfolgern, einen relativ harmlosen Hintergrundplot hat. Und wenn z.B. FRWL auch seine Schwächen hat, war das ganz dort sehr viel spannender inszeniert und die Bedrohung durch SPECTRE, die eben die Russen und GB gegeneinander ausspielen sehr gut gegeben.

was ich noch anmerken will: Die Bezeichnung "Onkel Roger im Urlaub" gefällt mir eigentlich relativ gut, zum einen wie gesagt durch die harmlose Mission nach MR, zum anderen aber auch durch die Wahl der Locations...für uns Europäer ist Cortina bzw. Griechenland eben nicht SO exotisch wie Indien, Brasilien oder Jamaika..

Zum anderen stimme ich dir, danielcc, völlig zu, dass FYEO im Laufe der Zeit in den meisten persönlichen Ranglisten an Boden verliert...auch hielt ihn früher für einen der allerbesten aber durch wiederholtes Betrachten stellen sich eben doch einige Schwachpunkte heraus, die beim ersten oder zweiten Mal vielleich nicht ganz so offensichtlich sind!!

Was ich vergessen hatte zu erwähnen: eines der Highlights, der Tod von Loque!!!!! Super gemacht und Roger Moore eiskalt...gefällt mir!!
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Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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Victor 'Renard' Zokas hat geschrieben:Was ich vergessen hatte zu erwähnen: eines der Highlights, der Tod von Loque!!!!! Super gemacht und Roger Moore eiskalt...gefällt mir!!
ja das stimmt! Ist auch das einzig Tröstliche an der ansonsten lahmen Actionszene am Lagehaus. Der Moment erinnert ein wenig an das Ende von QOS in der Wüste. In gewisser Weise beides Momente, in denen Bond eiskalt ist, ohne selbst viel dazu beizutragen, dass der andere stirbt
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Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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danielcc hat geschrieben:ja das stimmt! Ist auch das einzig Tröstliche an der ansonsten lahmen Actionszene am Lagehaus. Der Moment erinnert ein wenig an das Ende von QOS in der Wüste. In gewisser Weise beides Momente, in denen Bond eiskalt ist, ohne selbst viel dazu beizutragen, dass der andere stirbt
Ich finde auch die ganze Verfolgung Loques durch das Treppensystem (das ja eigentlich in der alten englischen Festung auf Korfu und nicht in Albanien ist) großartig gemacht, wie Bond zu Fuss Loques Mercedes hinterhetzt. Dass ist eine der zahlreichen Szenen, in denen Bond bzw Moore mal richtig gefordert wird und er mal nicht als Martinitrinkender Smokingträger stilisiert wird. So gehetzt und gefordert wie in FYEO war Roger während seiner ganzen Bondzeit sonst nicht. In diesen Szenen wird auch der Unterschied zu dem 2 Jahre jüngeren OP deutlich sichtbar, da Moore hier einen noch wesentlich dynamischeren und spritzigeren Eindruck macht. Der Abschluß der Szene ist einfach nur grandios, inklusive der hier sehr effektiven Musik. Solche Szenen wie diese oder die mit Sandor in TSWLM tun Roger Moores Bondfigur sehr gut, da sie ihr etwas mehr Profil und Härte verleihen. Übrigens ist Loque von Michael Gothard super dargestellt. Aus dem Typ wird man nie wirklich schlau, diese fiese Funkeln in seinen Augen und den Anflug eines Schmunzelns wenn er „zur Tat“ schreitet ist sehr gut dargestellt. Eine interessante Figur, die eine erfreuliche Variation zum typischen, eher physisch angelegten Standardhenchman darstellt.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"