iHaveCNit: The Son (2023) – Florian Zeller – Leonine
Deutscher Kinostart: 26.01.2023
gesehen am 28.01.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Studio – Reihe 3, Platz 1 – 15:15 Uhr
Triggerwarnung: - Der Film und die Besprechung des Films an dieser Stelle kann Elemente über das Thema Depression und daraus folgende Konsequenzen enthalten. Wer sich mental an dieser Stelle nicht dazu bereit fühlt, sollte an dieser Stelle das Lesen abbrechen – und dem rate ich auch definitiv von einer Sichtung des Films ab.
Für Betroffene und Angehörige empfehle ich unter anderem folgende Internetseite mit wichtigen Informationen: https://depressionsliga.de/hilfecenter/
Im Jahr 2021 gelang es Regisseur und Drehbuchautor Florian Zeller aus meiner Perspektive meisterhaft das Thema Demenz durch ein perfektes Schauspiel von Anthony Hopkins und Olivia Colman sowie geschickter Drehbuchelemente und einem interessanten Set-Design immersiv greif- und erlebbar zu machen. „The Father“ war zurecht Teil meiner Top3 des Jahres 2021. Dementsprechend war ich nach dem doch ergreifenden und interessanten Trailer zu seiner neuen Adaption seines Bühnenstücks „The Son“ gespannt, was mich bei diesem Film angesichts eines großartigen Casts erwarten wird.
Peter und Kate sind getrennt. Peter hat sich mit seiner neuen Freundin Beth und dem gemeinsamen Kind Theo ein neues Leben aufgebaut, während Kate mit dem Sohn Nicholas zusammenlebt. Doch Kate kommt eines Tages mit einer besorgten Nachricht bei Peter an. Nicholas war schon längere Zeit nicht mehr in der Schule und sein Verhalten nimmt für Kate beängstigende Züge an. Nicholas zieht in dieser Folge zu seinem Vater. Doch auch dort ist der Gemütszustand von Nicholas stets präsent und schon bald wird Peter erkennen müssen, dass auch er bei der Suche nach dem Zugang zu Nicholas an seine Grenzen stößt.
„The Son“ bietet uns einen hochkarätigen Cast um Hugh Jackman, Zen McGrath, Laura Dern, Vanessa Kirby und Anthony Hopkins in einer kleineren Rolle. Alle machen ihren Job sehr gut. Das Schauspiel ist für das Drama sehr intensiv und engagiert und liefert einige sehr stark gespielte Momente. Es ist durchaus engagiert sich dem Thema mentaler Gesundheit zu nähern, aber das geschieht hier doch recht bemüht. Gerade bei einem Thema dieser Art ist es durchaus wichtig, dass man nicht nur über Betroffene spricht, sondern Betroffene sprechen lässt, was der Film in Ansätzen dann auch tut, wenn der von Zen McGrath gespielte Nicholas über seine Gefühlslage redet. Natürlich gehört es für Angehörige der Betroffenen dazu, den richtigen Umgang mit Betroffenen zu lernen und vielleicht in diesem Umfang auch Fehler machen zu dürfen, aber gerade hier finde ich den Film an gewissen Stellen und Elementen sehr fahrlässig, wenn man sich in einem komplexen Spannungsfeld wiederfindet aus ärztlichem Rat von Spezialisten, den Vorstellungen der Angehörigen und auch die Vorstellungen des Betroffenen – gerade wenn es sich um Eltern und Kind handelt und man durchaus hier eher rational und vernünftig handeln sollte in einer eher irrationalen Gefühlslage. Da ich sowohl Scheidungskind bin als auch mich vor cirka 10 Jahren in einer ähnlichen irrationalen, schwierigen mentalen Gefühlslage befunden habe, kann ich mich durchaus mit dem Thema als Betroffener identifizieren und finde das Drama durchaus ehrenwert, engagiert und gut gespielt, aber aufgrund seiner eher kühleren und distanzierten Inszenierung und Umsetzung allgemein weniger gut, wenn es darum geht, das Thema „Depressionen“ und richtiger Umgang mit Betroffenen abzubilden, denn hier wäre definitiv mehr drin gewesen. In gewisser Art und Weise ist „The Son“ damit für mich gemessen an meiner persönlichen Erwartungshaltung die erste richtige Enttäuschung in diesem Kinojahr.
„The Son“ - My First Look – 6/10 Punkte.
Re: Zuletzt gesehener Film
10487Babylon (2023)
Absolut tolle Atmosphäre, klasse Gags, großartige Charaktere und einen eindringlichen Soundtrack.
Es gab im Film sehr viele Onetakes, die sich durchweg gut integriert haben, bspw. als wir das erste mal das Filmset besuchen.
Der Film ist ein audiovisuelles Meisterwerk, bei dem ich aber auch verstehen kann, wenn man nicht den Zugang dazu findet. Dafür ist er teils doch zu speziell. Bei mir jedoch hat er voll gezündet.
10/10
Absolut tolle Atmosphäre, klasse Gags, großartige Charaktere und einen eindringlichen Soundtrack.
Es gab im Film sehr viele Onetakes, die sich durchweg gut integriert haben, bspw. als wir das erste mal das Filmset besuchen.
Der Film ist ein audiovisuelles Meisterwerk, bei dem ich aber auch verstehen kann, wenn man nicht den Zugang dazu findet. Dafür ist er teils doch zu speziell. Bei mir jedoch hat er voll gezündet.
10/10
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Re: Zuletzt gesehener Film
10488iHaveCNit: Caveman (2023) – Laura Lackmann – Constantin Film
Deutscher Kinostart: 26.01.2023
gesehen am 29.01.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 12 – Reihe 16, Platz 15 – 19:45 Uhr
Basierend auf einem Theaterstück von Rob Becker hat Laura Lackmann den gleichnamigen Film „Caveman“ inszeniert, der für Freunde seichter, deutscher Komödien auch zu den Starts des aktuellen Wochenendes gehört, nachdem er auch schon einige Zeit in der Höhle fertiger Filme gelegen hat und nun aus dieser Höhle herausgeholt worden ist.
Robert Müller ist nicht nur in seinem Job als Autoverkäufer unzufrieden, auch in seiner Ehe mit seiner Frau Claudia scheint es einige Konflikte zu geben. So plant er als Comedian neue Wege einzuschlagen und die Chance bietet sich ihm bei einer Open-Mic-Night. Kurz vor dem Auftritt jedoch kommt es zu einem Streit mit Claudia, die sich von ihm trennen möchte. So entschließt sich Robert kurzerhand, mit einem improvisierten Programm über die Beziehung und seine Fehler zu reflektieren, damit er noch einmal um das Herz von Claudia kämpfen kann.
Ich stelle mir bei „Caveman“ die Frage, ob sich die deutsche Mainstream-Film-Elite Deutschlands damit rühmt, wenn es um das thematische Auswalzen von Geschlechterrollen, -klischees und -konflikte geht, das Rad in gewisser Art und Weise neu erfunden zu haben. Wenn dem so ist, absolut unberechtigt. Gerade diese Thematik ist in gewisser Art und Weise mal mehr und mal weniger Bestandteil vieler deutscher Komödien. Hier erfindet „Caveman“ definitiv nicht das Rad neu. Vieles ist altbekannt und im Rahmen moderner Diskussionen bereits überholt. Dennoch war das Spiel des Films mit eben dieser Thematik recht unterhaltsam und amüsant für einen seichten Kinobesuch. Darüberhinaus haben mir auch einige der verspielten, inszenatorischen Einfälle gut gefallen, von denen zum Beispiel das Durchbrechen der vierten Wand und das direkte Ansprechen des Publikums der wohl offensichtlichste und meist genutzte Einfall gewesen ist. Und da ich auch gerne Moritz Bleibtreu und Wotan Wilke Möhring sehe, war die Filmsichtung dann eine, die ich gerne im Kino statt in einer Höhle gemacht habe.
„Caveman“ – My First Look – 6/10 Punkte.
Deutscher Kinostart: 26.01.2023
gesehen am 29.01.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 12 – Reihe 16, Platz 15 – 19:45 Uhr
Basierend auf einem Theaterstück von Rob Becker hat Laura Lackmann den gleichnamigen Film „Caveman“ inszeniert, der für Freunde seichter, deutscher Komödien auch zu den Starts des aktuellen Wochenendes gehört, nachdem er auch schon einige Zeit in der Höhle fertiger Filme gelegen hat und nun aus dieser Höhle herausgeholt worden ist.
Robert Müller ist nicht nur in seinem Job als Autoverkäufer unzufrieden, auch in seiner Ehe mit seiner Frau Claudia scheint es einige Konflikte zu geben. So plant er als Comedian neue Wege einzuschlagen und die Chance bietet sich ihm bei einer Open-Mic-Night. Kurz vor dem Auftritt jedoch kommt es zu einem Streit mit Claudia, die sich von ihm trennen möchte. So entschließt sich Robert kurzerhand, mit einem improvisierten Programm über die Beziehung und seine Fehler zu reflektieren, damit er noch einmal um das Herz von Claudia kämpfen kann.
Ich stelle mir bei „Caveman“ die Frage, ob sich die deutsche Mainstream-Film-Elite Deutschlands damit rühmt, wenn es um das thematische Auswalzen von Geschlechterrollen, -klischees und -konflikte geht, das Rad in gewisser Art und Weise neu erfunden zu haben. Wenn dem so ist, absolut unberechtigt. Gerade diese Thematik ist in gewisser Art und Weise mal mehr und mal weniger Bestandteil vieler deutscher Komödien. Hier erfindet „Caveman“ definitiv nicht das Rad neu. Vieles ist altbekannt und im Rahmen moderner Diskussionen bereits überholt. Dennoch war das Spiel des Films mit eben dieser Thematik recht unterhaltsam und amüsant für einen seichten Kinobesuch. Darüberhinaus haben mir auch einige der verspielten, inszenatorischen Einfälle gut gefallen, von denen zum Beispiel das Durchbrechen der vierten Wand und das direkte Ansprechen des Publikums der wohl offensichtlichste und meist genutzte Einfall gewesen ist. Und da ich auch gerne Moritz Bleibtreu und Wotan Wilke Möhring sehe, war die Filmsichtung dann eine, die ich gerne im Kino statt in einer Höhle gemacht habe.
„Caveman“ – My First Look – 6/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film
10489iHaveCNit: Till – Kampf um die Wahrheit (2023) – Chinonye Chukwu – Universal
Deutscher Kinostart: 26.01.2023
gesehen am 31.01.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Petit – Reihe 1, Platz 5 – 20:45 Uhr
Zum „Abschluss“ des Monats Januar habe ich mir noch einen Film angesehen, der erst noch Anfang des Monats auf der Kippe stand. Aber ich habe mich von einigen guten Stimmen beeinflussen lassen, ihn mir dann doch anzusehen. Eine gute Entscheidung im Nachhinein, denn das Thema von „Till – Kampf um die Wahrheit“ von Chinonye Chukwu ist ein sehr Wichtiges.
Der junge Emmett Till reist im Sommer des Jahres 1955 alleine von Chicago nach Mississippi um Verwandte zu besuchen. Der unbedarfte, verspielte Junge wurde vor der Abreise noch von seiner Mutter Mamie Till-Mobley ermahnt, vorsichtig zu sein, weil dort noch strikte Rassentrennung gilt und jeder noch so kleine Fehler gefährlich enden kann. Nach einem harmlosen Zwischenfall mit einer Ladenbesitzerin wird der junge Emmett dem Haus der Verwandten entrissen, entführt und letztlich brutal gelyncht. Den Täter wird kein Prozess gemacht. Doch Mamie ist fest entschlossen, für Gerechtigkeit zu kämpfen, so lässt sie den Leichnam ihres Sohns nach Chicago überführen und letzten Endes nimmt sie die Reise nach Mississippi auf, um dort den aussichtslosen Kampf vor Gericht zu führen, damit den Tätern doch der Prozess gemacht wird.
Basierend auf dem echten Lynchmord an Emmett Till, der nun auch knapp 70 Jahre später für Veränderungen in den USA durch ein verabschiedetes Gesetz nach dem Lynchmorde an der afroamerikanischen Bevölkerung als Hassverbrechen unter Strafe gestellt werden, schildert Regisseurin Chinonye Chukwu vor allem die Geschichte der Mutter Mamie Till-Mobley und hier hat sie auch mit der Hauptdarstellerin Danielle Deadwyler die perfekte Besetzung gefunden. Sie ist hier aus meiner Sicht eine Wucht und die ganz große Stärke des Films. Schade, dass sie bei den aktuellen Oscarnominierungen dafür leer ausging. Der Film ist klassisch und konventionell inszeniert, aufgebaut und erzählt. Mit einem Fokus auf die Beziehung von Mutter und Sohn, auf den Ereignissen, die zur schrecklichen Tat geführt haben, auf den Umgang der Mutter mit dieser Trauer und auch ihren bürgerrechtlichen Einfluss sowie die Gerichtsverhandlung in Mississippi. Der Film weiß genau, welche Knöpfe er drücken muss, um seinem eindringlichen Thema das emotionale Gewicht zu geben – er macht wütend und fassungslos. Natürlich kann man sich über eine visuelle Entscheidung des Films streiten, ob genau das in dieser Form für die Botschaft des Films notwendig gewesen wäre, aber für mich war das kein Problem. Für mich jedoch war die teils sehr farbintensive, überbelichtete Optik des Films eher störend. Ich weiß nicht, ob Emmett Till tatsächlich etwas unbedarft, naiv, träumerisch verspielt und teils unvorsichtig und auch ein wenig unbelehrbar gewesen ist, die Sympathien zu Emmett Till, der von Jalyn Hall gespielt wird, durch diese Charakterisierung nicht ganz so positiv entwickeln, wie sie hätten sein können. Für Bond-Fans kann als interessante Hintergrundinfo eben interessant sein, dass die Produzentin Barbara Broccoli mit daran beteiligt war – genau wie Whoopie Goldberg, die auch in einer Rolle als Großmutter zu sehen ist, deren zuletzt sehr umstrittene Aussagen jedoch kein Bestandteil meiner Wertung des Films sind und auch hier an dieser Stelle nichts verloren haben.
„Till – Kampf um die Wahrheit“ - My First Look – 8/10 Punkte.
Deutscher Kinostart: 26.01.2023
gesehen am 31.01.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Petit – Reihe 1, Platz 5 – 20:45 Uhr
Zum „Abschluss“ des Monats Januar habe ich mir noch einen Film angesehen, der erst noch Anfang des Monats auf der Kippe stand. Aber ich habe mich von einigen guten Stimmen beeinflussen lassen, ihn mir dann doch anzusehen. Eine gute Entscheidung im Nachhinein, denn das Thema von „Till – Kampf um die Wahrheit“ von Chinonye Chukwu ist ein sehr Wichtiges.
Der junge Emmett Till reist im Sommer des Jahres 1955 alleine von Chicago nach Mississippi um Verwandte zu besuchen. Der unbedarfte, verspielte Junge wurde vor der Abreise noch von seiner Mutter Mamie Till-Mobley ermahnt, vorsichtig zu sein, weil dort noch strikte Rassentrennung gilt und jeder noch so kleine Fehler gefährlich enden kann. Nach einem harmlosen Zwischenfall mit einer Ladenbesitzerin wird der junge Emmett dem Haus der Verwandten entrissen, entführt und letztlich brutal gelyncht. Den Täter wird kein Prozess gemacht. Doch Mamie ist fest entschlossen, für Gerechtigkeit zu kämpfen, so lässt sie den Leichnam ihres Sohns nach Chicago überführen und letzten Endes nimmt sie die Reise nach Mississippi auf, um dort den aussichtslosen Kampf vor Gericht zu führen, damit den Tätern doch der Prozess gemacht wird.
Basierend auf dem echten Lynchmord an Emmett Till, der nun auch knapp 70 Jahre später für Veränderungen in den USA durch ein verabschiedetes Gesetz nach dem Lynchmorde an der afroamerikanischen Bevölkerung als Hassverbrechen unter Strafe gestellt werden, schildert Regisseurin Chinonye Chukwu vor allem die Geschichte der Mutter Mamie Till-Mobley und hier hat sie auch mit der Hauptdarstellerin Danielle Deadwyler die perfekte Besetzung gefunden. Sie ist hier aus meiner Sicht eine Wucht und die ganz große Stärke des Films. Schade, dass sie bei den aktuellen Oscarnominierungen dafür leer ausging. Der Film ist klassisch und konventionell inszeniert, aufgebaut und erzählt. Mit einem Fokus auf die Beziehung von Mutter und Sohn, auf den Ereignissen, die zur schrecklichen Tat geführt haben, auf den Umgang der Mutter mit dieser Trauer und auch ihren bürgerrechtlichen Einfluss sowie die Gerichtsverhandlung in Mississippi. Der Film weiß genau, welche Knöpfe er drücken muss, um seinem eindringlichen Thema das emotionale Gewicht zu geben – er macht wütend und fassungslos. Natürlich kann man sich über eine visuelle Entscheidung des Films streiten, ob genau das in dieser Form für die Botschaft des Films notwendig gewesen wäre, aber für mich war das kein Problem. Für mich jedoch war die teils sehr farbintensive, überbelichtete Optik des Films eher störend. Ich weiß nicht, ob Emmett Till tatsächlich etwas unbedarft, naiv, träumerisch verspielt und teils unvorsichtig und auch ein wenig unbelehrbar gewesen ist, die Sympathien zu Emmett Till, der von Jalyn Hall gespielt wird, durch diese Charakterisierung nicht ganz so positiv entwickeln, wie sie hätten sein können. Für Bond-Fans kann als interessante Hintergrundinfo eben interessant sein, dass die Produzentin Barbara Broccoli mit daran beteiligt war – genau wie Whoopie Goldberg, die auch in einer Rolle als Großmutter zu sehen ist, deren zuletzt sehr umstrittene Aussagen jedoch kein Bestandteil meiner Wertung des Films sind und auch hier an dieser Stelle nichts verloren haben.
„Till – Kampf um die Wahrheit“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film
10490Die Seewölfe kommen (1980)
Ein eher durchschnittlicher Kriegsfilm, der ohne große Spannungsmomente daherkommt. Die ersten 50 Minuten sind auch nicht wahnsinnig gut inszeniert, wodurch es einige Längen gibt. In der zweiten Hälfte wird das Tempo minimal angezogen, aber leider nicht genug, um den Zuschauer wirklich zu packen. Dafür hat hier eine Reihe bekannter Größen des gesamten Bond-Kosmos mitgespielt und mitgewirkt. Roger Moore, Patrick Macnee, Martin Benson (Solo in GF), David Niven, John Glen, Maurice Binder und Bob Simmons.
6/10
Ein eher durchschnittlicher Kriegsfilm, der ohne große Spannungsmomente daherkommt. Die ersten 50 Minuten sind auch nicht wahnsinnig gut inszeniert, wodurch es einige Längen gibt. In der zweiten Hälfte wird das Tempo minimal angezogen, aber leider nicht genug, um den Zuschauer wirklich zu packen. Dafür hat hier eine Reihe bekannter Größen des gesamten Bond-Kosmos mitgespielt und mitgewirkt. Roger Moore, Patrick Macnee, Martin Benson (Solo in GF), David Niven, John Glen, Maurice Binder und Bob Simmons.
6/10
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Re: Zuletzt gesehener Film
10491Wenn man die Punkte halbiert, nähert man sich der Wahrheit an. Ich fand den hochgradig anstrengend, obwohl viele schöne Szenen drin sind, aber sie bilden kein größeres Ganzes. Oft ist das eigentlich eine Aneinanderreihung wahnsinnig aufwendiger SNL-Sketche. Die Party-Exzesse sind irre und reißen mit, Margot Robbie ist wieder wunderbar, aber zugleich ist dann das angeklebte Epilog-Ende große manipulative Scheiße. Besonders die jetzt schon berüchtigte Montage, über die sich zurecht in den USA sehr viele Rezensenten lustig gemacht haben. Einer von ihnen (ich glaube bei der Variety) fand sogar, dieses Ende sei so daneben, dass er es jetzt einfach spoilern müsse, um andere davor zu warnen. Obwohl er es so nicht gemeint hat, wird Chazelle da auf den letzten Metern zum großen Apologeten von ausbeuterischen Mechanismen in Hollywood, getreu dem Motto: "Mag sein, dass hier vieles auf die Kosten von Minderheiten geht und Menschen schamlos erniedrigt werden, aber wenn es nicht so wäre, dann hätten wir all die tollen Filme nie bekommen, die wir so lieben."Patrice hat geschrieben: 29. Januar 2023 01:14 Babylon (2023)
Absolut tolle Atmosphäre, klasse Gags, großartige Charaktere und einen eindringlichen Soundtrack.
Es gab im Film sehr viele Onetakes, die sich durchweg gut integriert haben, bspw. als wir das erste mal das Filmset besuchen.
Der Film ist ein audiovisuelles Meisterwerk, bei dem ich aber auch verstehen kann, wenn man nicht den Zugang dazu findet. Dafür ist er teils doch zu speziell. Bei mir jedoch hat er voll gezündet.
10/10
Das ist dann auch mein Hauptproblem mit Chazelle, schon vor "Babylon", hier aber dann besonders deutlich: Sein Film versucht sehr angestrengt, die ganz große Liebeserklärung an das Filmemachen und an Hollywood und an das Handwerk vor und hinter der Kamera zu sein, ist aber eigentlich wahnsinnig zynisch. Wie schrieb einer so schön? "It's a love letter to cinema that made me hate cinema."
https://filmduelle.de/
Let the sheep out, kid.
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Re: Zuletzt gesehener Film
10492Gut, die letzten 5 Minuten waren wirklich etwas wirr Ich frage mich auch, warum man hier teilweise nicht synchronisiert hat.
Aber insgesamt passt es irgendwie zum Film und diesem vermitteltem Rauschzustand. Die 5 Minuten vermiesen mir die restlichen 184 nicht. Ich denke auch, dass der Film 30-40 Minuten zu lang ist, aber ich wüsste nicht, was man hätte herausschneiden sollen. Es passt einfach so, wie es ist.
Die Partys im Film sind audiovisuell wirklich ganz großes Kino.
Aber insgesamt passt es irgendwie zum Film und diesem vermitteltem Rauschzustand. Die 5 Minuten vermiesen mir die restlichen 184 nicht. Ich denke auch, dass der Film 30-40 Minuten zu lang ist, aber ich wüsste nicht, was man hätte herausschneiden sollen. Es passt einfach so, wie es ist.
Die Partys im Film sind audiovisuell wirklich ganz großes Kino.
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Re: Zuletzt gesehener Film
10493iHaveCNit: Plane (2023) – Jean-Francois Richet – Leonine
Deutscher Kinostart: 02.02.2023
gesehen am 02.02.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 8 – Reihe 13, Platz 17 – 20:20 Uhr
Bevor es dieses Wochenende in etwas anspruchsvollere Arthouse-Regionen geht, ist erst einmal stumpfes Action-Kino angesagt mit „Plane“ von Jean-Francois Richet, in dem auch Gerard Butler mit von der Partie ist, dessen „Chase“ leider im letzten Jahr für mich eher zum Bodensatz des Jahres gehört hat. Bei „Plane“ wird dies jedoch nicht der Fall sein.
Captain Brodie Torrance steht ein letzter Flug bevor, bevor er nach Neujahr seine Tochter besucht. Mit wenigen Passagieren an Bord geht es von Singapur über Tokyo nach Honolulu. An Bord befindet sich auch der unter FBI-Beobachtung stehende Kriminelle Louis Gaspare. Während des Flugs gerät die Maschine in einen Sturm und muss nach einem Blitzeinschlag auf einer Insel notlanden. Was Brodie nicht weiß – die Insel wird von Separatisten nach eigenen Regeln regiert, so dass ihm nur wenige Zeit bleibt die Rettung für seine Passagiere zu organisieren, die leider dazu auch noch von den Separatisten als Geißeln genommen werden. Und hier kommt ihm natürlich die Hilfe des zwielichtigen, kampferprobten Kriminellen Louis Gaspare gerade recht.
„Plane“ macht Spaß, ist unterhaltsam, rasant, spannend und bietet ordentliche Action. Gerard Butler macht hier durchaus Spaß und die Kombi mit Mike Colters Louis Gaspare hat mir auch gut gefallen. Natürlich darf man in diesem Film vieles nicht logisch hinterfragen, aber die Action die geboten wird vom Nahkampf hin zu Schießereien, Verfolgungsjagden und einigermaßen ordentlichen Flugszenen kann sich sehen lassen. Als Liebhaber von Wortspielen ist mir eine phonetische Ähnlichkeit des Filmtitels zum englischen Begriff „Plain“ im Kopf geblieben. „Plain“ ist eine Bezeichnung für unter anderem einfach, flach, schlicht, anspruchslos – im Kontext zum Film passt die Ähnlichkeit perfekt.
„Plane“ – My First Look – 6/10 Punkte.
Deutscher Kinostart: 02.02.2023
gesehen am 02.02.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 8 – Reihe 13, Platz 17 – 20:20 Uhr
Bevor es dieses Wochenende in etwas anspruchsvollere Arthouse-Regionen geht, ist erst einmal stumpfes Action-Kino angesagt mit „Plane“ von Jean-Francois Richet, in dem auch Gerard Butler mit von der Partie ist, dessen „Chase“ leider im letzten Jahr für mich eher zum Bodensatz des Jahres gehört hat. Bei „Plane“ wird dies jedoch nicht der Fall sein.
Captain Brodie Torrance steht ein letzter Flug bevor, bevor er nach Neujahr seine Tochter besucht. Mit wenigen Passagieren an Bord geht es von Singapur über Tokyo nach Honolulu. An Bord befindet sich auch der unter FBI-Beobachtung stehende Kriminelle Louis Gaspare. Während des Flugs gerät die Maschine in einen Sturm und muss nach einem Blitzeinschlag auf einer Insel notlanden. Was Brodie nicht weiß – die Insel wird von Separatisten nach eigenen Regeln regiert, so dass ihm nur wenige Zeit bleibt die Rettung für seine Passagiere zu organisieren, die leider dazu auch noch von den Separatisten als Geißeln genommen werden. Und hier kommt ihm natürlich die Hilfe des zwielichtigen, kampferprobten Kriminellen Louis Gaspare gerade recht.
„Plane“ macht Spaß, ist unterhaltsam, rasant, spannend und bietet ordentliche Action. Gerard Butler macht hier durchaus Spaß und die Kombi mit Mike Colters Louis Gaspare hat mir auch gut gefallen. Natürlich darf man in diesem Film vieles nicht logisch hinterfragen, aber die Action die geboten wird vom Nahkampf hin zu Schießereien, Verfolgungsjagden und einigermaßen ordentlichen Flugszenen kann sich sehen lassen. Als Liebhaber von Wortspielen ist mir eine phonetische Ähnlichkeit des Filmtitels zum englischen Begriff „Plain“ im Kopf geblieben. „Plain“ ist eine Bezeichnung für unter anderem einfach, flach, schlicht, anspruchslos – im Kontext zum Film passt die Ähnlichkeit perfekt.
„Plane“ – My First Look – 6/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film
10494iHaveCNit: Aus Meiner Haut (2023) – Alex Schaad – Warner
Deutscher Kinostart: 02.02.2023
gesehen am 04.02.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Petit – Reihe 1, Platz 5 – 20:45 Uhr
Im Arthouse-Sektor gibt es diese Woche auch aus Deutschland einen sehr interessanten Film von Alex Schaad in den Kinos zu sehen, den ich aus kurzfristigem Interesse auch gerne sehen wollte und nun auch gesehen habe. Und der Film wurde zu einer interessanten Erfahrung.
Das junge Paar Leyla und Tristan reist auf eine abgelegene Insel, auf der sich auch Leylas Freundin Stella aufhält. Auf dieser Insel bekommen alle Gäste die Möglichkeit für eine kurze Zeit, in den Körper einer anderen Person zu schlüpfen und die Welt aus dessen Augen sehen und fühlen zu können. Für Leyla ist diese Erfahrung angesichts ihres mentalen Zustands sehr wichtig, während Tristan eigentlich nur ihr zuliebe die Erfahrung mitmacht. Ihre Beziehung und die künftige Gestaltung wird auf die Probe gestellt, als beide in die Körper des Paares Mo und Fabienne wechseln.
„Aus Meiner Haut“ ist eine filmische Experiments- und Versuchsanordnung, die eine sinnliche und esoterische Erfahrung mit minimalistischem Science-Fiction verbindet und den Körpertausch als Mittel seiner Wahl heranzieht. Mit ein paar kleineren Ansätzen erinnerte mich „Aus Meiner Haut“ an zum Beispiel Ari Asters „Midsommar“ und Christopher Nolans „Inception“, hat aber seine komplett eigene Identität. Mit sehr einfachen visuellen Mitteln und einer klaren narrativen Struktur verliert man als Zuschauer trotz des eher komplexen und zu Unübersichtlichkeit neigenden Themas nie die Übersicht. Neben einem interessanten Set-Design und der visuellen Unterstützung des Kostümdesigns ist es vor allem das Ensemble des Films, die den Film zu einem Erlebnis machen und ihn mit Leben füllen. Mala Emde, Jonas Dassler, Maryam Zaree, Dimitrij Schaad, Edgar Selge und Thomas Wodianka, die hier den hauptsächlichen Teil des Ensembles ausmachen, geben hier im Rahmen der Körpertauschthematik sehr vielschichtige Leistungen ab, gerade weil die Darsteller hier mehrere Charakter verkörpern, die eben auch an unterschiedlichen Punkten der Entwicklung stehen und somit wirklich vielschichtige Charakterisierungen durch unterschiedlich eingenommene Perspektiven und erlebte Gefühle entstehen, die den Körpertausch selbst zu einem Erlebnis machen. Dabei macht „Aus Meiner Haut“ zum Teil auch das schwierige Thema Depressionen etwas greifbar, ist aber auch eine psychologische, philosophische, moralische und ethische Aufarbeitung des Themas Identität. Der Film ist trotz seiner recht komplexen Thematik sehr rasant und übersichtlich und regt durchaus zum Nachdenken an. Gerne hätte er auch noch tiefer gehen können. Das einzig für mich schwierige Manko des Films jedoch liegt in der Charakterisierung des Charakters Mo, der mit einer gewissen überzogenen, fast karikaturartigen Darstellung mit einer gewissen Komik die ernsthafte Thematik etwas unterlaufen kann.
„Aus Meiner Haut“ - My First Look – 8/10 Punkte.
Deutscher Kinostart: 02.02.2023
gesehen am 04.02.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Petit – Reihe 1, Platz 5 – 20:45 Uhr
Im Arthouse-Sektor gibt es diese Woche auch aus Deutschland einen sehr interessanten Film von Alex Schaad in den Kinos zu sehen, den ich aus kurzfristigem Interesse auch gerne sehen wollte und nun auch gesehen habe. Und der Film wurde zu einer interessanten Erfahrung.
Das junge Paar Leyla und Tristan reist auf eine abgelegene Insel, auf der sich auch Leylas Freundin Stella aufhält. Auf dieser Insel bekommen alle Gäste die Möglichkeit für eine kurze Zeit, in den Körper einer anderen Person zu schlüpfen und die Welt aus dessen Augen sehen und fühlen zu können. Für Leyla ist diese Erfahrung angesichts ihres mentalen Zustands sehr wichtig, während Tristan eigentlich nur ihr zuliebe die Erfahrung mitmacht. Ihre Beziehung und die künftige Gestaltung wird auf die Probe gestellt, als beide in die Körper des Paares Mo und Fabienne wechseln.
„Aus Meiner Haut“ ist eine filmische Experiments- und Versuchsanordnung, die eine sinnliche und esoterische Erfahrung mit minimalistischem Science-Fiction verbindet und den Körpertausch als Mittel seiner Wahl heranzieht. Mit ein paar kleineren Ansätzen erinnerte mich „Aus Meiner Haut“ an zum Beispiel Ari Asters „Midsommar“ und Christopher Nolans „Inception“, hat aber seine komplett eigene Identität. Mit sehr einfachen visuellen Mitteln und einer klaren narrativen Struktur verliert man als Zuschauer trotz des eher komplexen und zu Unübersichtlichkeit neigenden Themas nie die Übersicht. Neben einem interessanten Set-Design und der visuellen Unterstützung des Kostümdesigns ist es vor allem das Ensemble des Films, die den Film zu einem Erlebnis machen und ihn mit Leben füllen. Mala Emde, Jonas Dassler, Maryam Zaree, Dimitrij Schaad, Edgar Selge und Thomas Wodianka, die hier den hauptsächlichen Teil des Ensembles ausmachen, geben hier im Rahmen der Körpertauschthematik sehr vielschichtige Leistungen ab, gerade weil die Darsteller hier mehrere Charakter verkörpern, die eben auch an unterschiedlichen Punkten der Entwicklung stehen und somit wirklich vielschichtige Charakterisierungen durch unterschiedlich eingenommene Perspektiven und erlebte Gefühle entstehen, die den Körpertausch selbst zu einem Erlebnis machen. Dabei macht „Aus Meiner Haut“ zum Teil auch das schwierige Thema Depressionen etwas greifbar, ist aber auch eine psychologische, philosophische, moralische und ethische Aufarbeitung des Themas Identität. Der Film ist trotz seiner recht komplexen Thematik sehr rasant und übersichtlich und regt durchaus zum Nachdenken an. Gerne hätte er auch noch tiefer gehen können. Das einzig für mich schwierige Manko des Films jedoch liegt in der Charakterisierung des Charakters Mo, der mit einer gewissen überzogenen, fast karikaturartigen Darstellung mit einer gewissen Komik die ernsthafte Thematik etwas unterlaufen kann.
„Aus Meiner Haut“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film
10495Close (Belgien, 2022)
Spätestens seit der Oscar-Nominierung als bester nicht-englischsprachiger Film dürfte das belgische Jugenddrama „Close“ die gebotene Aufmerksamkeit erhalten haben. Die beiden 13-Jährigen Remi und Leo sind unzertrennliche Freunde, verbringen die Ferien miteinander, übernachten mal beim einen, mal beim anderen, vertraute Gesten und Umarmungen sind so selbstverständlich wie unschuldig. Mit dem Wechsel auf eine neue Schule trifft ihre Freundschaft auf nicht einmal bösartige, sondern ganz naive Neugier: Ob die beiden ein Paar sind? Sind sie verliebt? Freunde plus? Diese Fragen, dieser „ungeheuerliche Verdacht“ treffen vor allem Leo ins Mark seiner seelisch hochempfindlichen Vorpubertät, und langsam stößt er Remi von sich, in kleinen Gesten, da wird plötzlich auf Distanz geachtet, der Kopf des anderen weggeschoben, das Bett gewechselt, nicht mehr auf Remi gewartet, der seinerseits gar nichts mehr versteht: Wieso verhält sich sein bester Freund plötzlich so abweisend, stößt ihn zurück? Was hat er ihm denn getan?
Über diesen Film lässt sich kaum sprechen, ohne über das Drama zu reden, das sich etwa in der Mitte des Film ereignet, daher folgen nun SPOILER: Am Ende eines Busausflugs, bei dem Remi fehlt, werden die Kinder überraschend von ihren Eltern abgeholt, es ist was passiert, „Remi ist nicht mehr bei uns“. Die zweite Hälfte dieses hochsensiblen und unfassbar traurigen Films beschäftigt sich mit Leos Unmöglichkeit, den Suizid seines Freundes, an dem er sich die Schuld gibt, zu verarbeiten.
„Close“ wird nahezu vollständig aus Leos Perspektive erzählt, weshalb viele Fragen offen bleiben, wir erfahren beispielsweise so gut wie nichts über den Selbstmord an sich, selbst während der Beerdigung bleibt die Kamera konsequent bei Leo, der Schmerz der Eltern kommt nur indirekt zum Ausdruck. Die Kehrseite dieser Herangehensweise ist, dass Remis Motive ein wenig im Unklaren bleiben, die Geschehnisse, die Entfremdung der Jungs voneinander, rechtfertigen einen solchen Schritt im Grunde kaum und lassen Remis Handlung wenig schlüssig wirken. Möglicherweise hätte der Film noch besser herausarbeiten können, was das alles mit Remi macht. Regisseur Lukas Dhont entscheidet sich für einen anderen Weg, das muss man akzeptieren. Die Tat bleibt eben für uns so unerklärlich wie für Remis Eltern, für Leo. Nachvollziehbar wäre Remis Verzweiflung, wenn zwischen den Jungs mehr gewesen wäre als nur ihre Freundschaft, namentlich ein homoerotisches Motiv, möglicherweise auch nur einseitig von Remi ausgehend. Hierfür bietet der Film die eine oder andere Andeutung, ohne die Frage aber – so habe ich das empfunden – eindeutig zu beantworten. Das Etikett „schwuler Film“ passt hier überhaupt nicht, auch wenn die Biographie und das Werk des Regisseurs es nahe legen, den Film unter Trend-Begriffen wie „hetero-normatives Umfeld“ und „Geschlechterrollen“ zu diskutieren. Ich finde, dass der Film für diese Lesart zu wenig hergibt, aber das kann man sicherlich auch anders sehen. Simpel ausgedrückt ist es ein Film über das Ende der Unschuld.
Ich gestehe, dass „Close“ mir wirklich das Herz zerrissen hat. Das ist sicherlich beabsichtigt, aber keineswegs manipulativ. „Close“ entwickelt seine emotionale Stärke aus den herausragenden Leistungen seiner Darsteller und der feinen Beobachtung der Kamera. Dem im tatsächlichen Sinne Mit-Leiden, zunächst mit dem zurückgestoßenen Remi, dann mit Leo, der das alles zu verarbeiten hat und ein halbes Jahr braucht, um sich Remis Mutter wieder anzunähern und ihr schließlich zu gestehen, dass er Schuld an Remis Selbstmord hat oder sich zumindest schuldig fühlt. „Ein Speer, der direkt ins Herz trifft“, wie es im Trailer heißt, das ist „Close“ tatsächlich, und vermutlich bereits jetzt mein Film des Jahres.
Spätestens seit der Oscar-Nominierung als bester nicht-englischsprachiger Film dürfte das belgische Jugenddrama „Close“ die gebotene Aufmerksamkeit erhalten haben. Die beiden 13-Jährigen Remi und Leo sind unzertrennliche Freunde, verbringen die Ferien miteinander, übernachten mal beim einen, mal beim anderen, vertraute Gesten und Umarmungen sind so selbstverständlich wie unschuldig. Mit dem Wechsel auf eine neue Schule trifft ihre Freundschaft auf nicht einmal bösartige, sondern ganz naive Neugier: Ob die beiden ein Paar sind? Sind sie verliebt? Freunde plus? Diese Fragen, dieser „ungeheuerliche Verdacht“ treffen vor allem Leo ins Mark seiner seelisch hochempfindlichen Vorpubertät, und langsam stößt er Remi von sich, in kleinen Gesten, da wird plötzlich auf Distanz geachtet, der Kopf des anderen weggeschoben, das Bett gewechselt, nicht mehr auf Remi gewartet, der seinerseits gar nichts mehr versteht: Wieso verhält sich sein bester Freund plötzlich so abweisend, stößt ihn zurück? Was hat er ihm denn getan?
Über diesen Film lässt sich kaum sprechen, ohne über das Drama zu reden, das sich etwa in der Mitte des Film ereignet, daher folgen nun SPOILER: Am Ende eines Busausflugs, bei dem Remi fehlt, werden die Kinder überraschend von ihren Eltern abgeholt, es ist was passiert, „Remi ist nicht mehr bei uns“. Die zweite Hälfte dieses hochsensiblen und unfassbar traurigen Films beschäftigt sich mit Leos Unmöglichkeit, den Suizid seines Freundes, an dem er sich die Schuld gibt, zu verarbeiten.
„Close“ wird nahezu vollständig aus Leos Perspektive erzählt, weshalb viele Fragen offen bleiben, wir erfahren beispielsweise so gut wie nichts über den Selbstmord an sich, selbst während der Beerdigung bleibt die Kamera konsequent bei Leo, der Schmerz der Eltern kommt nur indirekt zum Ausdruck. Die Kehrseite dieser Herangehensweise ist, dass Remis Motive ein wenig im Unklaren bleiben, die Geschehnisse, die Entfremdung der Jungs voneinander, rechtfertigen einen solchen Schritt im Grunde kaum und lassen Remis Handlung wenig schlüssig wirken. Möglicherweise hätte der Film noch besser herausarbeiten können, was das alles mit Remi macht. Regisseur Lukas Dhont entscheidet sich für einen anderen Weg, das muss man akzeptieren. Die Tat bleibt eben für uns so unerklärlich wie für Remis Eltern, für Leo. Nachvollziehbar wäre Remis Verzweiflung, wenn zwischen den Jungs mehr gewesen wäre als nur ihre Freundschaft, namentlich ein homoerotisches Motiv, möglicherweise auch nur einseitig von Remi ausgehend. Hierfür bietet der Film die eine oder andere Andeutung, ohne die Frage aber – so habe ich das empfunden – eindeutig zu beantworten. Das Etikett „schwuler Film“ passt hier überhaupt nicht, auch wenn die Biographie und das Werk des Regisseurs es nahe legen, den Film unter Trend-Begriffen wie „hetero-normatives Umfeld“ und „Geschlechterrollen“ zu diskutieren. Ich finde, dass der Film für diese Lesart zu wenig hergibt, aber das kann man sicherlich auch anders sehen. Simpel ausgedrückt ist es ein Film über das Ende der Unschuld.
Ich gestehe, dass „Close“ mir wirklich das Herz zerrissen hat. Das ist sicherlich beabsichtigt, aber keineswegs manipulativ. „Close“ entwickelt seine emotionale Stärke aus den herausragenden Leistungen seiner Darsteller und der feinen Beobachtung der Kamera. Dem im tatsächlichen Sinne Mit-Leiden, zunächst mit dem zurückgestoßenen Remi, dann mit Leo, der das alles zu verarbeiten hat und ein halbes Jahr braucht, um sich Remis Mutter wieder anzunähern und ihr schließlich zu gestehen, dass er Schuld an Remis Selbstmord hat oder sich zumindest schuldig fühlt. „Ein Speer, der direkt ins Herz trifft“, wie es im Trailer heißt, das ist „Close“ tatsächlich, und vermutlich bereits jetzt mein Film des Jahres.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."
Re: Zuletzt gesehener Film
10496Ah, den fand ich ganz schön belanglos, obwohl er schön anfängt, aber der große Twist macht vieles kaputt.
Spoiler
Die ersten 40 Minuten sind wirklich gut, aber sobald der Selbstmord kommt, der den Film in eine ganz andere Bahn lenkt, macht es sich "Close" viel zu einfach und versinkt in Sentimentalitäten. Da fehlt mir eine schlüssige Psychologisierung und da wird es dann auch in der Inszenierung und Erzählweise beliebig, ein typisches schwerfälliges Trauer-Drama, das wenig Neues zu sagen hat und dessen Bemühungen zu offenkundig sind. Hat mich kalt gelassen, aber schön, wenn er anderswo berühren konnte.
https://filmduelle.de/
Let the sheep out, kid.
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Re: Zuletzt gesehener Film
10497Schade, dass er dich nicht berührt hat - belanglos und beliebig ist "Close" natürlich so wenig wie sentimental oder schwerfällig (fehlt nur noch "kitschig"), im Gegenteil. Dass er dir nicht gefällt, billige ich dir natürlich zu, aber über die zugeschriebenen Attribute müsstest du nochmal nachdenken.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."
Re: Zuletzt gesehener Film
10498Ne, da wird sich auch mit viel Nachdenken nicht viel ändern. Schwerfällig ist er auf jeden Fall, ich könnte auch "sperrig" sagen, aber das wäre vielleicht eine Spur zu gemein, könnte andererseits aber auch ganz gut passen, wer weiß.
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Re: Zuletzt gesehener Film
10499Sperriger als "Wolke unterm Dach" oder "Lieber Kurt" ist er ganz bestimmt. An dieser Feststellung ist nichts gemein.
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Re: Zuletzt gesehener Film
10500iHaveCNit: Die Aussprache (2023) – Sarah Polley – Universal
Deutscher Kinostart: 09.02.2023
gesehen am 09.02.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Petit – Reihe 1, Platz 5 – 20:30 Uhr
Bei den kommenden Oscars 2023 ist „Women Talking“ von Sarah Polley für „Best Picture“ und „Best Adapted Screenplay“ nominiert. Natürlich ist es für mich daher klar gewesen, dass auch ich mir den Film, der hierzulande unter „Die Aussprache“ veröffentlicht wird auch anzusehen, da sowohl Thema des Films als auch sein Ensemble sehr interessant geklungen hat.
In einer isolierten mennonitischen Kommune werden die Frauen systematisch von den Männern betäubt und im Schlaf vergewaltigt. Nach einem Zwischenfall sind die Frauen für wenige Tage alleine und haben daher endlich die Möglichkeit über ihre Erfahrungen zu sprechen und auch über ihre Zukunft zu entscheiden.
Der Film ist eine Adaption des gleichnamigen Romans von Miriam Toews und inspiriert von tatsächlichen Begebenheiten in einer mennonitischen Gemeinde in Bolivien. Das Thema des Films mit der zum einen sehr stark patriarchal geprägten mennonitischen Kommune und dem damit verbundenen Machtmissbrauch und sexueller und häuslicher Gewalt gegenüber Frauen trifft natürlich in der Post-#metoo-Ära immer noch den Kern der aktuellen Zeit und ist auch wichtig, immer wieder darüber zu sprechen – vor allem vom Kreis der Betroffenen selbst. Alleine dafür und für ein durchaus großartiges Schauspiel des Ensembles rund um Rooney Mara, Claire Foy, Jessie Buckley, Ben Wishaw, Frances McDormand und einigen mehr, sowie einer doch sehr ansprechenden stimmigen Ausstattung lohnt es sich durchaus den Film anzusehen. Dennoch ist die Optik des Films in gewisser Art und Weise zu trist, grau und spröde. Die Dialoge im Film wirken mit ihren Aussagen zu vage und auch viel zu bedeutungsschwanger, so dass der Film mich eher kalt zurück gelassen hat und nicht wirklich berühren konnte.
„Die Aussprache“ - My First Look – 6/10 Punkte.
Deutscher Kinostart: 09.02.2023
gesehen am 09.02.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Petit – Reihe 1, Platz 5 – 20:30 Uhr
Bei den kommenden Oscars 2023 ist „Women Talking“ von Sarah Polley für „Best Picture“ und „Best Adapted Screenplay“ nominiert. Natürlich ist es für mich daher klar gewesen, dass auch ich mir den Film, der hierzulande unter „Die Aussprache“ veröffentlicht wird auch anzusehen, da sowohl Thema des Films als auch sein Ensemble sehr interessant geklungen hat.
In einer isolierten mennonitischen Kommune werden die Frauen systematisch von den Männern betäubt und im Schlaf vergewaltigt. Nach einem Zwischenfall sind die Frauen für wenige Tage alleine und haben daher endlich die Möglichkeit über ihre Erfahrungen zu sprechen und auch über ihre Zukunft zu entscheiden.
Der Film ist eine Adaption des gleichnamigen Romans von Miriam Toews und inspiriert von tatsächlichen Begebenheiten in einer mennonitischen Gemeinde in Bolivien. Das Thema des Films mit der zum einen sehr stark patriarchal geprägten mennonitischen Kommune und dem damit verbundenen Machtmissbrauch und sexueller und häuslicher Gewalt gegenüber Frauen trifft natürlich in der Post-#metoo-Ära immer noch den Kern der aktuellen Zeit und ist auch wichtig, immer wieder darüber zu sprechen – vor allem vom Kreis der Betroffenen selbst. Alleine dafür und für ein durchaus großartiges Schauspiel des Ensembles rund um Rooney Mara, Claire Foy, Jessie Buckley, Ben Wishaw, Frances McDormand und einigen mehr, sowie einer doch sehr ansprechenden stimmigen Ausstattung lohnt es sich durchaus den Film anzusehen. Dennoch ist die Optik des Films in gewisser Art und Weise zu trist, grau und spröde. Die Dialoge im Film wirken mit ihren Aussagen zu vage und auch viel zu bedeutungsschwanger, so dass der Film mich eher kalt zurück gelassen hat und nicht wirklich berühren konnte.
„Die Aussprache“ - My First Look – 6/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "