Re: Zuletzt gesehener Film

10081
Was ich noch super fand: Der doch recht unkonventionelle Spannungbogen. Zunächst wird der Mörder schon sehr früh (in der Helicopterszene) entdeckt, dann geht die große, spannende Geldübergabe zur Mitte des Films schief, und nach zwei Drittel des Films wird der Mörder gefasst. Das ist, bei aller Gradlinigkeit des Films dann doch etwas interessant.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10082
Maibaum hat geschrieben: 24. April 2022 13:03 Und was Eastwood betrifft, so ist DH 1 neben Coogan's Bluff der Film in dem er seine limitierte Schauspielerei zum Trotz charismatisch am besten rüber kommt.
Wurde Leone da übersehen oder bewusst ausgeklammert? Charismatischer als die Kombi Leone/Eastwood geht doch eigentlich kaum, auch wenn Siegel/Eastwood und für mich auch Eastwood/Eastwood nahe kommen, was den Einsatz des Schauspielers Clint angeht. Ach, eigentlich ist Clint vor der Kamera immer super :D (sogar in Where Eagles Dare... :wink: )

Der Schmuddelharald ist stark, von den Sequels kenne ich noch keines.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10083
Die werden dir weniger zusagen, da bin ich sicher. Sie werden zunehmend konventioneller und Harry immer mehr zur ikonischen bis mythischen Actionfigur (vor allem im dritten Film). Dennoch ist die Reihe an sich sehr interessant. Alle Sequels haben unterschiedliche Facetten und reagieren entweder auf den Vorgänger und/oder auf den sich verändernden Zeitgeist. Den Unterhaltungswert würde ich keinem von ihnen absprechen, wie du schon sagtest ist Eastwood vor der Kamera immer sehenswert ;), aber Teil 1 ragt in seiner perfekten Mischung aus Genrefilm, Gesellschaftskritik bzw. -kommentar und filmischer Präzision definitiv heraus. Ich persönlich mag dennoch alle Harry-Filme, wenn auch abgestuft.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Zuletzt gesehener Film

10084
GoldenProjectile hat geschrieben: 25. April 2022 23:32
Maibaum hat geschrieben: 24. April 2022 13:03 Und was Eastwood betrifft, so ist DH 1 neben Coogan's Bluff der Film in dem er seine limitierte Schauspielerei zum Trotz charismatisch am besten rüber kommt.
Wurde Leone da übersehen oder bewusst ausgeklammert? Charismatischer als die Kombi Leone/Eastwood geht doch eigentlich kaum, auch wenn Siegel/Eastwood und für mich auch Eastwood/Eastwood nahe kommen, was den Einsatz des Schauspielers Clint angeht. Ach, eigentlich ist Clint vor der Kamera immer super :D (sogar in Where Eagles Dare... :wink: )
Clint ist sehr wirkungsvoll bei Leone, ganz sicher, aber schauspielerisch kann ich ihn in den beiden Cop-Western mehr genießen. Bei Leone hat er auch nicht viel zu spielen, und das kommt seinen Fähigkeiten entgegen. Siegel dagegen holt das Maximum heraus.
In einer Rolle wie The Beguiled ist Eastwood dagegen ein wenig überfordert. Der Film ist zwar wichtig für Eastwood, als eine Möglichkeit sein eigenes Image zu hinterfragen, aber wirklich geglückt ist das nicht, auch nicht für die Regie Siegels.

Re: Zuletzt gesehener Film

10085
Das ist aber sicher nicht Clints darstellerischer Zenit. In Erbarmungslos, Brücken am Fluss oder Million Dollar Baby (um nur einige zu nennen) bietet er schauspielerisch wesentlich reifere und komplexere Leistungen. Auch in den 70ern war er in Josey Wales darstellerisch schon weiter als in Dirty Harry. Das mag alles nicht an den Coolness-Grad und die Ikonisierung von Siegels erstem Harry heranreichen, ist schauspielerisch aber eine erkennbare und auch deutliche Weiterentwicklung. Von daher würde ich vehement widersprechen, dass Siegel das Maximum aus Clints schauspielerischen Fähigkeiten rausgeholt hat. Das könnte nur dann der Fall sein, wenn Eastwood als Schauspieler tatsächlich der stark limitierte darstellerische Monolith wäre. Dafür hat er im Laufe seiner Karriere aber zuviele anspruchsrolle Rollen überzeugend verkörpert, als dass ich dieser Interpretation seiner Fähigkeit folgen könnte. :wink:
Zuletzt geändert von AnatolGogol am 26. April 2022 13:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10086
Nein, das finde ich nicht, da sehe ich eher seine Begrenzungen. Er konnte sehr überzeugend sein in einer bestimmten Art von Rollen, und die hat er ausgiebig gespielt, aber in Rollen die mehr verlangen fand ich ihn nie so wirklich überzeugend. Ich habe auch immer vermutet daß er deswegen lange in seinen selbstproduzierten Filmen keine wirklich guten Schauspieler an seiner Seite gelassen hat. In Unforgiven sind seine Co-Stars dann auch die für mich klar charismatischeren, was dem Film aber eher nützt als schadet.

Ich mag Eastwood sehr, aber die Anzahl seiner Filme die mir wirklich Spaß machen, ist gemessen an seiner Gesamtzahl relativ gering.

Re: Zuletzt gesehener Film

10087
Was Eastwood in "Million Dollar Baby", "Erbarmungslos", "Die Brücken am Fluss" oder den (von mir gehassten) "Gran Torino" spielt, ist reif, stark und berührend. Das sehe ich alles weit vor seinen Auftritten bei Leone und Siegel, wenn wir noch von der schauspielerischen Qualität als solche sprechen.
https://filmduelle.de/
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Re: Zuletzt gesehener Film

10088
Casino Hille hat geschrieben: 26. April 2022 11:08 Was Eastwood in "Million Dollar Baby", "Erbarmungslos", "Die Brücken am Fluss" oder den (von mir gehassten) "Gran Torino" spielt, ist reif, stark und berührend. Das sehe ich alles weit vor seinen Auftritten bei Leone und Siegel, wenn wir noch von der schauspielerischen Qualität als solche sprechen.
Und diese Entwicklung sieht man ja auch bereits früher. Den texanischen Waliser aus Missouri hatte ich ja bereits angesprochen, aber auch in den 80ern hatte er mit Honkytonk Man, Heartbreak Ridge und Weisser Jäger, schwarzes Herz richtig starke Charakterrollen im Angebot, in denen er allesamt zu überzeugen wusste (und auch von der Kritik dafür gelobt wurde). Wie gesagt, die Gleichsetzung des Schauspielers Eastwood als Coolness-Ikone und darstellerischem Monolith (der einfach nur da zu sein braucht, quasi als schauspielerisches Äquivalent zu Peter Sellers' Mr. Chance) greift mir viel zu kurz. Ich frage mich, ob Eastwood als Schauspieler nicht anders eingestuft würde, wenn er nicht mit seinen Westernrollen und Dirty Harry derart zur überlebensgroßen Ikone geworden wäre. Quasi das "Stallone-Syndrom".
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Re: Zuletzt gesehener Film

10089
Casino Hille hat geschrieben: 26. April 2022 11:08 Was Eastwood in "Million Dollar Baby", "Erbarmungslos", "Die Brücken am Fluss" oder den (von mir gehassten) "Gran Torino" spielt, ist reif, stark und berührend. Das sehe ich alles weit vor seinen Auftritten bei Leone und Siegel, wenn wir noch von der schauspielerischen Qualität als solche sprechen.
Nein, nein, gerade in Million Dollar Baby fand ich ihn sehr schwach, wie auch den ganzen etwas öden Film. In Gran Torino ist er ok, und den Brückenfilm habe ich allerdings nie gesehen.

Re: Zuletzt gesehener Film

10090
Maibaum hat geschrieben: 26. April 2022 13:10 den Brückenfilm habe ich allerdings nie gesehen.
Für mich Eastwoods schauspielerischer Höhepunkt. Die Schluss-Szene im Regen ist einfach grossartig, wie Clint mit mimischen Nuancen da die ganze Dramatik der Situation abbildet. Das ist dann schon beeindruckend, wie selbstverständlich und ebenbürtig sich Eastwood neben dem schauspielerischen Schwergewicht Meryl Streep behauptet.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10091
AnatolGogol hat geschrieben: 26. April 2022 13:15
Maibaum hat geschrieben: 26. April 2022 13:10 den Brückenfilm habe ich allerdings nie gesehen.
Für mich Eastwoods schauspielerischer Höhepunkt. Die Schluss-Szene im Regen ist einfach grossartig, wie Clint mit mimischen Nuancen da die ganze Dramatik der Situation abbildet. Das ist dann schon beeindruckend, wie selbstverständlich und ebenbürtig sich Eastwood neben dem schauspielerischen Schwergewicht Meryl Streep behauptet.
Absolut, und natürlich auch sein regisseurischer Höhepunkt. Aktuell liefert Eastwood ja pünktlich wie ein Uhrwerk jedes Jahr einen verlässlichen, guten 7er-Film, der manchmal etwas daneben geht, dann kann es auch schon mal nur ein 5er sein. Aber dabei darf man nicht vergessen, dass er hin und wieder auch deutlich höher getroffen hat. Unforgiven hat mich bei der letzten Sichtung in seiner Schlichtheit wieder richtig beeindruckt und der Brückenfilm war mehr Emotionen als zwanzig Sichtungen von NTTD zusammen. Den müsste ich unbedingt mal wieder sehen, alleine Clint im Regen sind die 10 Punkte wert.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10092
Dirty Harry 2 - Callahan

Habe mich direkt an das Sequel gemacht und bin doch sehr enttäuscht. Der Film macht in allerbester Sequel Tradition alles falsch, was im Original so gut funktioniert hat. Der Film ist viel langsamer, ausschweifender, übertriebener, und dabei viel weniger spannend und auf den Punkt. Schon der Aufbau ist sehr dröge und unnötig kompliziert. Es dauert rund 40min des zu langen Films bis man überhaupt man richtig weiß, auf welche Story sich der Film konzentrieren will. Davor gibt es allerlei Episoden die wohl zur Charakterbildung dienen sollen (etwa die Flughafenszene), doch das ist eigentlich nach dem Erstling gar nicht mehr nötig.

Kamera, Action, Musik, Drehbuch - eigentlich ist alles an Callahan uninspirierter als im Vorgänger.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10094
iHaveCNit: Die wundersame Welt des Louis Wain (2022) – Will Sharpe – Studiocanal
Deutscher Kinostart: 21.04.2022
gesehen am 26.04.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema – Studio – Reihe 3, Platz 1 – 20:15 Uhr


Der dritte, für mich interessante Film aus dem aktuellen Startwochenende war das von Will Sharpe inszenierte Biopic über den Maler Louis Wain, der mich sowohl aufgrund des Trailers als auch der Besetzung von vor allem Benedict Cumberbatch interessiert hat, auch ohne in das Leben und die Kunst von Louis Wain investiert zu sein.

Nach dem Tod des Vaters ist der eigensinnige Querkopf Louis Wain der älteste Mann im Haus und heillos überfordert, die notwendige finanzielle Grundlage für seine Mutter, seine Schwestern und sich zu schaffen. In dieser Zeit lernt er die im Haus angestellte und ebenfalls etwas eigensinnige Lehrerin Emily Richards kennen und lieben. Der Querkopf, der schon immer ein ganz eigenes Verständnis für Illustrationen von Tieren zu haben scheint dann mit Bildern von vermenschlichten Katzen seinen Platz in der Gesellschaft gefunden zu haben, auch wenn ihn Dämonen aus der Vergangenheit immer wieder scheinbar daran hindern.

Benedict Cumberbatch hat mir hier sehr gut gefallen und auch das allgemeine, wenngleich auch etwas steril wirkende viktorianische Setting hat mir in Setdesign, Kostümdesign und auch was Haare und Make-Up angeht ebenfalls sehr gut gefallen. Der Film hat wie allgemein typisch historische Biopics die Angewohnheit natürlich Lebensstationen abzuhaken und mal mehr oder weniger tief in dieser Lebensstation zu verweilen. Darüber hinaus ist es natürlich wichtig neben dem Leben auch dem Charakter des Künstlers und auch seiner Kunst Rechnung zu tragen, dass dem Film trotz leichter Oberflächlichkeiten doch relativ gut gelingt und auch in der visuellen und optisch interessanten Aufmachung des Films ist das zu spüren, auch wenn man nicht ganz nah in den Charakter und die Art wie dieser die Welt gesehen hat herankommt und sich einem der Charakter und die Faszination nicht ganz erschließt. Wobei sicherlich Louis Wain seiner Zeit weit voraus war und heutzutage für Katzen-Memes und Katzenvideos mit verantwortlich wäre.

„Die wundersame Welt des Louis Wain“ - My First Look – 7/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

10095
danielcc hat geschrieben: 26. April 2022 22:42 Dirty Harry 2 - Callahan

Habe mich direkt an das Sequel gemacht und bin doch sehr enttäuscht.
So wirklich überrascht mich das nicht. Teil 2 mag der konventionellere Film gegenüber Teil 1 sein, aber er ist halt auch weit weg von modernen Actionfilmen und Sehgewohnheiten. Er steht da sehr deutlich in einer Reihe mit diversen anderen Actionfilmen aus der ersten Hälfte der 70er Jahre, die stilistisch sehr ähnlich funktionieren, vor allem über eine recht entschleunigte Dramaturgie (z.B. Frankenheimers French Connection Sequel oder Peckinpahs Killer Elite). Ich stimme dir in folgendem Punkt daher auch nicht wirklich zu:
danielcc hat geschrieben: 26. April 2022 22:42Der Film macht in allerbester Sequel Tradition alles falsch, was im Original so gut funktioniert hat.
Im Gegenteil würde ich sogar sagen, dass Teil 2 den entscheidenden Kardinalfehler vieler Sequels gerade nicht macht, nämlich sich sklavisch am Original zu orientieren und so zur uninspirierten Kopie zu werden. Man kann Teil 2 daher sicherlich viel vorwerfen, aber sicher nicht, dass er nicht sehr bewusst versucht sich von Teil 1 abzugrenzen und eigene Wege zu beschreiten. Eben z.B. durch eine ausführlichere Dramaturgie. Oder, durch einen deutlich anderen inhaltlichen Ansatz, in welchem die Konstellation aus Teil 1 recht clever gedreht wird, in dem man den Rebellen und Polizeiaussenseiter Dirty Harry, welcher bewusst gesetzliche Grenzen im Zuge seiner Arbeit überschritten hat, quasi gegen die nächste Generation bzw. Entwicklungsstufe dieser Gattung Polizist antreten lässt und so sein eigenes Vorgehen so zwangläufig hinterfrägt. Passend dazu beleuchtet Teil 2 dann auch die Figur Harry Callahan so tief kein anderer Serienbeitrag und man sieht Harry auch häufig in privaten Situationen. Man mag das hinsichtlich der Haupthandlung als überflüssig empfinden, ich würde hier aber entgegnen, dass gerade dadurch Harrys letztliche Entscheidung gegen seine jüngeren Kollegen und ihren Hintermann anzutreten erst richtig motiviert wird (er ist eben ein Einzelgänger, welcher sich seine eigenen Prinzipien selbst aufgestellt hat und lebt getreu dieser Linie, während seine jungen Kollegen eigentlich nur in der Gruppe Stärke zeigen und letztlich unter der Kontrolle von Halbrooks Figur stehen).
Martin007 hat geschrieben: 26. April 2022 23:21 Interessant, ich wollte mir die Harry-Sequels ja auch bald noch anschauen, nachdem mir der erste Teil überraschend gut gefiel. Anscheinend gibt es aber offenbar grosse Uneinigkeiten darüber, welches die besseren Sequels sind.
Entscheidend ist halt, was für Erwartungshaltung man an die Sequels hat. Wenn man einen zweiten Teil 1 erwartet, dann wird man zwangsläufig enttäuscht werden. Eine solche Erwartungshaltung ist aber eigentlich auch von vorneherein ungerecht, da wie gesagt weder Teil 2 noch die restlichen drei Filme ein wirkliches Interesse daran hatten eine Kopie von Teil 1 zu sein. Das ist dann eigentlich auch eine der ganz großen Stärken der Reihe, nämlich ihre Heterogenität. Denn kein Teil ist wirklich stilistisch oder inhaltlich mit den anderen vergleichbar. Das wird noch durch die lange Produktionszeit der Reihe (1971-1988) verstärkt, wodurch der Stil natürlich automatisch sich verändert hat. Aber auch von dieser zeitlichen Komponente abgesehen ist es schon erstaunlich, wie unterschiedlich die Film die Figur Dirty Harry beleuchten. Von daher: wenn du generell Spass an Filmen aus den 70er Jahren hast (auch außerhalb des New Hollywood), dann ist Teil 2 vermutlich durchaus interessant für dich. Wenn du mehr Spass an kurzweiligen, knalligen Actionern hast, dann würde ich eher zu Teil 3 und vor allem Teil 5 raten. Teil 4 wiederum ist für eine Mainstream-Produktion etwas sperrig und altmodisch geraten und steht diesbezüglich eher in einer Reihe mit anderen Eastwood-Produktionen aus der damaligen Zeit (Der Wolf hetzt die Meute, Pale Rider, City Heat) als dass man ihn mit typischen Actionern aus den 80ern vergleichen könnte. Lohnend sind aus meiner Sicht letztlich alle Sequels, aber man muss halt Spass an den unterschiedlichen Ansätzen haben bzw. sich darauf einlassen.
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