Auf einer Skala von 1 bis 10 bekommt Casino Royale eine ...

1 (grottenschlecht!)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 7 (5%)
2 (Keine Stimmen)
3
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (2%)
4 (Keine Stimmen)
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10 (genial!)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 68 (50%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 137

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in Sachen Poker:

Ich denke die Spannung verstehst du auch so.. die kommt gut rüber.

Für komplette Pokermuffel:

Kennt ihr Kniffel?
Je mehr Punkte es gibt, desto seltener ist die Formation, also große Straße seltener als Kleine und Full House seltener als 3 Gleiche.

Das ist eigentlich auch das Prinzip beim Pokern. Plus ein paar Sonderregeln.

Der Gag ist halt, daß es oftmals nicht auf die wirklichen Karten ankommt sondern auf Psychospielchen und das sprichwörtliche "pokerface" ;)

Aber das kommt in den Szenen schon gut rüber... die Spannung knistert ordentlich.
Zuletzt geändert von 042 am 27. November 2006 18:02, insgesamt 1-mal geändert.

92
Möcht hier nicht einigen zu nahe treten aber warum vergleich ihr den neuen Bond immer mit DAD???

Klar dass DAD zum Teil weng übertrieben ist streit ich nicht ab aber das Publikum hat bekommen was es wollte....

Und DAD mit CR zu vergleichen find ich weng übertrieben!
das sin zwei völlig verschiedene darsteller die Bond auf ihre art und weise prägen....oder prägten :wink:

und DAD is für mich persönlich kein schlechter bond Film!!!

Nur mal so nebenbei! vor 4 jahren kann ich mich erinnern da hat jeder die tollen rafinessen bewundert... :!:

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Hallo!

Ich war am Mittwoch in der Koblenzer Vorpremiere und habe mir am Freitag den Film ein zweites Mal angeschaut.
Die schwarz-weißen Szenen zu Beginn haben mir mit am besten gefallen. Leider wurde im Vergleich zu den Trailern hier gekürzt. Sehr schade, zwei Minuten hätten mehr hier Not getan (ohne Vorkenntnisse war es schwer, mitzubekommen, was da eigentlich los ist).

Die Gunbarrel ist so schnell weg gewesen, wie sie gekommen war. Das Blut ist im Gegensatz zu früher wirklich eindeutig schlechter geworden.

Nach der mittelmäßigen Titelsequenz kam diese Uganda-Szene, nur: Warum in Uganda? Hier ist wieder der mangelnde Bezug zwischen Schauplatz und Handlung zu erkennen, wie er schon in den Moore-Filmen vorhanden war. Dann geht der Film in einem rasanten Tempo weiter. Leider zu rasant – viel zu schnell geschnitten, ich kam kaum noch mit bei diesen Verfolgungsjagden. Mir ging das alles viel zu schnell. Und dann noch diese total unrealistischen Verrenkungen auf dem Kran. Dass dieses verbrannte Känguruh so weit springen kann, ist ja noch vorstellbar. Aber muss Bond (der übrigens in diesen Szenen wirkt wie ein Schwarzenegger-Verschnitt) das auch noch nachmachen? Unrealistischer waren aber mehrere Szenen, in denen der Böse (mir fällt der Name nicht ein) Bond einfach auf die Finger hätte treten können. Naja, belassen wir es bei dem Gedanken, den ich hatte, als die Botschaft in die Luft flog, und den ich bis heute nicht losgeworden bin: Wofür das ganze? Für einen kleinen Bombenleger. Das kritisiert M zwar auch, allerdings ist das paradox. Es ist ja eigentlich nicht Bonds Fehler, sondern der der Drehbuchschreiber, die unbedingt noch Action-Szenen in diesen Film quetschen wollten. Leider wurde mir nach zirka zehn Minuten etwas langweilig bei der Sache. Ganz klar ein Fehler, das einzubauen. Auch die Szenen auf Le Chiffres Yacht haben mich nicht überzeugt. Der Film drohte zu diesem Zeitpunkt, durch die verschiedenen Handlungsstränge und Personen in Stückwerk zu verfallen.

Dann eine total hektische M, die redet wie eine unglückliche Emanze in einem amerikanischen Familienfilm. Bond in ihrem Penthouse. Das will ich nicht sehen. Wie kann mir jemand erzählen, der Geist Flemings sei aufgefangen worden, wenn Bond bei seiner Vorgesetzten einbricht? Das habe ich noch keinem Buch gelesen, und das hätte sich Bond auch zu Film-Zeiten nie erlaubt. Ich kann mir keinen Connery vorstellen, der bei Lee auf der Matte steht. Oder einen Moore. Lazenby hatte sich damals noch angemeldet!

Die folgenden Szenen im Ocean-Club sind wohl eher als Werbefilm für Ford und Sony-Ericsson gedacht. Einfach nur noch lächerlich. Solange war Mittel zum Zweck, um Bonds Rücksichtslosigkeit zu demonstrieren („Champagner für eine Person“ oder „Sich emotional zu distanzieren, scheint nicht Ihr Problem zu sein“). Aber zum Teil wirklich schöne Szenen in und um den Club. Dimitrios war währenddessen schlichtweg überflüssig.

Weiter ging es in höllischem Tempo und mit wechselnden Schauplätzen in allerlei Action am Flughafen (auch hier: war das nötig? Ich sehe kein wirkliches Fortkommen für die Handlung). Die Action nahm schon hier wieder Überhand.

Dann endlich das Aufeinandertreffen mit Vesper. Die eingeführt wird mit einem Dialog, der genauso schnell gesprochen ist wie das gesamte Tempo des Films. Alles geht so furchtbar schnell und ist so unerhört hektisch. Trotzdem spielt Craig seine Rolle gut (was nichts daran ändert, dass er vom Aussehen her eine Fehlbesetzung ist). Am meisten stört mich, dass Vespers Analyse von Bonds Vergangenheit (Heimkind, arme Eltern etc.) nicht als falsch entlarvt wird, das wäre vielleicht sinnvoll gewesen im Hinblick auf neue Fans, die jetzt denken, Vespers deduktive Fähigkeiten hätten reife Früchte erbracht.

Das Casino. Das soll der Privatraum sein, in dem um hohe Gewinne gespielt wird (so heißt es im Buch)? Bei Fleming sind da einige Tische mehr drin. EIN Spieltisch in der Mitte und ein paar kleine Essenstische an der Seite, eine Bar an der Stirnseite? Dass der Spieltisch erhöht stand, war genauso sehr an der Vorlage vorbei gestaltet wie die gesamten Räumlichkeiten.
Mit dem Spiel an sich konnte ich so gut wie nichts anfangen. Dass Poker, nicht Baccarat, ausgewählt wurde, hat jegliche Spannung geraubt. Ich weiß von diesem Spiel nämlich eigentlich nichts, und im Internet ließ sich keine idiotensichere Beschreibung finden. Deshalb kreide ich das dem Film nur bedingt als Fehler an. Die Szenen in den Hotelzimmern und unter der Dusche waren sehr gut gemacht, da kann ich nichts kritisieren!

Le Chiffre sieht irgendwie aus wie Gustav Graves und verhält sich auch ähnlich. Farblos!
Bonds Vergiftung war sehr gut gemacht! Auch kein würdiger Ersatz für das Spazierstock-Gewehr im Buch, aber das will ich mal als Anpassung für die Leinwand interpretieren. Insofern mit die besten Szenen des Films! Bonds Wiederbelebung ist eher lachhaft. Und Leiter war ja Statist! Da hätte ich deutlich mehr erwartet. So einer Figur sollte man zumindest die im Roman angedachte Rolle lassen. Vor allem störte mich, wie spät Bond eigentlich erst von Leiter erfährt.
Der Film geht ganz passabel weiter, die Folterszene war natürlich ein Höhepunkt. Leider zu kurz, genau wie die vorangehende Verfolgungsjagd. Ich war überwältigt von dem schönen Blick auf die regennassen, kurvenreichen Straßen. Die paar Sekunden bis zum Unfall haben mich dann wieder enttäuscht.

Danach wurde natürlich Wert auf die Liebesgeschichte gelegt. Wäre man hier originalgetreuer gewesen, hätte ich es besser gefunden. Aber so fand ich die folgende Geschichte schwach und ziemlich verwirrend. Irgendwie gefällt mir die Erzählweise des Films nicht so recht. Alles geht so schnell, vieles wird nicht erklärt.

Insgesamt ein solider Film mit einem Bond, dem jegliche Eleganz abgeht. Der überhaupt nicht nach Bond aussieht und der sich zu guter Letzt selten so verhält (Negativhöhepunkt: Bond meint beim Essen „Danke“, das ist ziemlich schief gelaufen). Craig steht einfach nicht so über den Dingen wie einst Connery & Co. Das mag beabsichtigt sein, aber es ist nicht im Sinne des Buches. Die Parallelen dazu waren überhaupt nur sehr, sehr spärlich vorhanden. In dieser Hinsicht war der Film schlecht.
Das Bond-Theme fehlt an so vielen Stellen und hätte dem Film manchmal unheimlich gut getan, um die rechte Atmosphäre zu stiften. Genauso wie Bond im Casino nicht raucht. Schlichtweg Stilverlust.

Im Vergleich zum Buch fällt der Film total ab. Die Handlung im Roman wurde kaum aufgegriffen, vieles weggelassen von den atmosphärisch reichen Geschehnissen. Nicht einmal das Bombenattentat der Bulgaren mit den Strohhüten ist dabei. Mit den Buch hat der Film beim besten Willen sehr, sehr wenig gemein. Das wurde vorher anders versprochen, konnte aber nicht gehalten werden.

Am Schluss „sehen wir betroffen: Den Vorhang zu und alle Fragen offen“ (meine Hommage an Brecht, den ich mir in übermüdeter Verfassung am Donnerstag noch antun musste).

Aufgrund einiger Stärken des Films, vor allem in der Pretitle, manchen positiven und negativen Überraschungen, kann ich Casino Royale aber getrost 6 / 10 Punkten geben!

Grüßle
ernst

94
Also ich kann erstmal sagen der Film hat mich geschüttelt und gerührt.
Der Film ist einfach nur geil, weil er alles bietet was einen guten Bond Film ausmacht. Daniel Craig gefällt mir in dem Film sehr gut, er hat den Humor von Roger Moore, die raue Art von Timothy Dalton und die coolness von Pierce Brosnan. Ich hätte nicht gedacht, dass der Film so gut wird. Ich finde die Story sehr gut, da man die Anfänge von 007 kennen lernt. Außerdem fand ich die Beziehung mit Eva Green sehr gut, das hat dem Film etwas sehr gutes gegeben. Das Bondgirl war der absolute Hammer und auch die Schlägereien und das Pokerspiel waren excellent. Das einzige was mir an dem Film nicht gefallen hat, ist das es sehr viel Werbung von Ford und Sony Ericsson gab.
Deshalb kriegt der Film nur 9 Punkte von mir.
Im Angesicht des Todes, muss der Spion der mich liebte, Leben und Sterben Lassen
007.Mirco

95
Schön dein Review endlich zu lesen, ernst.

Ich hatte schon Angst es übersehen zu haben...

Zu schnell ? Ja das ist mir auch aufgefallen und auch negativ. Da muss ich dir Recht geben und das war DAS Manko des Films.

Ich kannte ja die Story in den Grundzügen und ich war dadurch nicht überfordert - aber gerade am Beginn war es Grenzwertig. Mehr von der Toilette, mehr Einführung was Bond angeht im Büro.

Ich schreibe dem Film gut, dass man versucht hat keine Plotholes entstehen zu lassen. Die Szene in der Bond aus dem Wasser kommt (Solange) ist so eine Sache, die Badeszene mit Vesper hätte entweder länger oder kürzer sein müssen. 2 Runden mehr beim Pokerspiel wären auch klasse gewesen. Miami war als größte Sequenz des Films angekündigt worden und am Ende nicht mehr als ein Trailer.
Ich denke das triffts ganz gut. Der Film war ein Trailer. Ein Trailer von eigentlich 2 Filmen - denn dafür hätte die Story gereicht. Ich hoffe (und bei Herr der Ringe 2 wars ja der Fall) dass es eine extended version geben wird die bei LOTR 2 ja um ien vielfaches besser war als die Kinoversion.

Aber das ändert nichts an meinen 10 Punkten die ich dem Film gegeben hab. Die Action ist zu gut, die Story trotzallem sinnvoll und vorallem lebensnah, und der Film strahlt viel Klasse aus. Auch Daniel kann ich nicht so schlecht bewerten wie du. Die Frauen schwärmen von seinen blauen Augen und liegen ihm zu Füßen, ich persönlich fand seine Szene im Smoking mit Spiegel brilliant.

Ich sehe deine Kritik, ernst, und jeder wichtet unterschiedlich - aber was für mich viel mehr zählt ist diese Spannung und Stimmung die dieser Film verbreitet hat. Er hat Ecken und Kanten, er ist verbesserbar und ich habe mich bisher nicht entschieden ob ich ihn vor LTK setze - aber er ist so viel bondiger als alle anderen Bonds die ich bisher kannte.

Ich gehe heute in die Schule, sitz neben einem der den Film gesehen hat und kein Bondfan ist und wir unterhalten uns über die Dialoge - nicht über die Action ! Wir kloppen die Zitate raus - und das obwohl der Kerl danach noch 8 Stunden Party machen war und bei mir das Anschaun schon 5 Tage zurückliegt. Nicht ein oder 2 Zitate ... Ein gutes Dutzend wenn nicht mehr... Wann hats das mal gegeben ? Dieses süffisante "Bond. Die Reservierung finden Sie unter Beach" oder "Sie nehmen den Nächsten - hier drin ist nicht genug Platz für Ihr Ego und mich" - die Dialoge sind das herzstück des FIlms und Daniel bringt die so verdammt gut rüber, sie passen einfach zu ihm. Es ist lustig - ja ich hab gut gelacht im Film - aber es ist nicht komödiantisch wie bei Moore. Es ist viel trockener - very British indeed. Ich bin wohl der letzte der sich hier den Film ein 2. Mal gibt... Samstag Abend vielleicht.
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96
Starskie007 hat geschrieben:Möcht hier nicht einigen zu nahe treten aber warum vergleich ihr den neuen Bond immer mit DAD???

Nun, ich glaube, dass sich eben Casino Royale an dem ausrichten musste, was vorher da war, und das war eben DAD. Und gemessen daran, dass DAD schlecht war, schlecht ist und auch schlecht bleibt ist CR eine wirkliche Glanzleistung und ein guter Bond. Wenngleich ich manches von Ernst Stavros Kritik verstehen und unterstreichen kann.

Ich persönlich hatte schon gedacht, dass ich mich ab TWINE vom Bond-Feeling verabschieden müsste, aber CR hat mich dankenswerter Weise eines Besseren belehrt, auch wenn wir es mit einem guten Bond und nicht mit der Neuerfindung der Lizenz zum Töten haben.

Positiv ist doch, dass der Film Gesprächsstoff bietet ;-)

Aber um sich ins Detail über den Film auseinanderzusetzen ist das glaub der falsche Thread.
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97
Ich muss Ernst recht geben in Sachen Tempo !
Der Film war wirklich ziemlich schnell, vorallem stört mich das es von dem einem Land direkt ins andere geht ( man sieht plötzlich einen Zug mit der Unterschrift Montenegro). Der Film wirkte auch irgendwie vollgestopft vorallem der erste Teil.

Die Flughafen Szene hat mich auch eher gestört als verblüfft. Ich meine es war doch schon genug Action in dem Madagaska Teil. Man hätte die 15 Minuten auch sinnvoller nutzten können z.B. in den Casino - Folter Teil. Die "Autoverfolgungsjagd" hat mich an dem Film am meisten gestört, das war echt nicht im Sinne des Erfinders. Sie war viel viel zu kurz, wobei die Idee das Vesper auf der Straße liegt und Bond ausweichen muss und dadurch einen Unfall baut, echt gut. Aber man hätte doch echt noch sehen sollen wie Le Chiffre wenigstens in die Seitenstraße einbiegt und ich bin fest davon überzeugt das auch daran was geschnitten wurde.
Was Daniel angeht, wir müssen bedenken das dies sein erster Bond-Film war und er unter total hohem Druck stand, davon abgesehen war das eine echt verdammt gute Leistung.

Trotzdessem hatte ich dem Film 9 /10 Punkten gegeben, wobei es eher 8 sind aber Daniel hat die 9 verdient :) und dafür das dies im Grunde genommen der erste Schritt zur Besserung der Reihe ist ( aller Anfang ist ja bekanntlich schwer) ist es ziemlich gut gelungen.

Ernst, du musst dich langsam von dem gedanken trennen das jemals ein, dem Roman ehrensfoller, Film gedreht wird, ich habs doch auch geschafft :wink:

98
sodala, nach 3x CR nun auch mein review dazu. ist etwas lange geworden... :wink:

"Casino Royale" (2006), Review von Gernot Seidl - www.JamesBond.de

Einleitung
1966: nach dem für damalige Verhältnisse sehr futuristischen „Man lebt nur zweimal“ schickt man George Lazenby 1969 für ein einziges Mal in den realen „Geheimdienst Ihrer Majestät“, dieser kann’s kaum fassen und verliebt sich unsterblich.
Wir schreiben das Jahr 1981: nach Bonds Ausflug in den Weltraum 1979 in „Moonraker“ kehrt er in „In tödlicher Mission“ wieder auf die Erde und gleichzeitig auf den Boden der Realität zurück.
Fast 30 Jahre später, Jahr 2002: Nachdem der 49-jährige Pierce Brosnan nach „Stirb an einem anderen Tag“ sein unsichtbares Auto nicht mehr findet (ist er denn vielleicht schon so alt, dass er es nicht mehr sieht?) und die Produzenten und Drehbuchautoren auch keine passende Story (für das bewährte Action-Schema F), sind sie an einem Punkt angelangt, wo sie nicht so recht weiter wissen…

Aber nicht nur der 11. September 2001 soll einiges zu der bevorstehenden Veränderung beitragen, auch der Umstand, dass die 007-Produzenten endlich, nach knapp 50 Jahren und ewigem Hin und Her, auch die Filmrechte von Ian Flemings erstem Meisterwerk mit dem „Casino Royale“ bekommen haben.

Aber der Zug scheint ja wohl schon abgefahren zu sein. Nur weil es schon einmal irgend so ein – wie heißt er noch mal? – Tarantino vorgeschlagen hat? Wie will man nach über 40 Jahren und 20 Filmen aus dem allerersten Roman aus dem Jahre 1953 jetzt plötzlich einen neuen Film anfertigen?

Etwa einen neuen, relativ unbekannten, etwas jüngeren 007-Darsteller suchen, der vielleicht noch blond und kein „Schönling“ ist, sondern Ecken und Kanten besitzt und außerdem noch wenig Lust hat mit den Boulevardmedien über sein Privatleben zu sprechen? Die Filme von nun an weg von den Actionspektakeln und den unsichtbaren Autos wieder zurück zur harten, realistischeren Agentenaction welche gleichzeitig Teil der Handlung ist (und nicht umgekehrt!) führen, das ganze mit ironischen und humorvollen Dialogen wie in den guten alten 60ern verpacken? Und wenn man schon für so viel Verwirrung gesorgt hat, würde man gleich noch einen draufsetzen, in dem man einfach Bonds neue Chefin nicht abschießt und einen neuen männlichen M wie im Roman holt, sondern, da sie ja so eine tolle Schauspielerin ist und sogar von der Queen dafür einen Titel bekam, darf sie auch gleich beim Neuanfang wieder dabei sein…

Nein, also das klingt nicht nach Michael G. Wilsons und Barbara Broccolis EON-Productions, welche in den vielen Jahren zuvor so gut wie kein Risiko eingingen und immer lieber eineinhalb Augen auf die Einspielergebnisse als auf die Handlung gerichtet hatten…
Oder etwa doch?

Oktober 2005: Der neue Bond wird vorgestellt. Am Tag davor hat es schon seine Mutter den britischen Boulevardmedien verraten, aber nun sieht man ihn tatsächlich mit Regisseur und Produzenten – Daniel … wie heißt er noch mal? Graig? Nein! Genau! Craig, Daniel Craig! Die Schwimmweste (die er aus versicherungstechnischen Gründen anhaben musste, und die auch die (echten!) Soldaten tragen mussten) abgelegt, stellte er sich der internationalen Journalisten-Meute, ging aber auf keine privaten Fragen ein – der Mann wusste ja auf was er sich da eingelassen hatte (wusste er es eigentlich damals wirklich?).


Über ein Jahr später…

Die Pre-Title
Schwarz-weiß… Ich erinnere mich noch gut, als plötzlich die Meldung im Internet die Runde machte, der neue Bond würde am Anfang nicht in Farbe sondern in schwarz-weiß und die allererste Farbe im Film würde das Blut der Gunbarrelsequenz sein. „Wie können die das bloß machen? Das ist doch ein Bondfilm! Was soll der Schei*?“ So etwa waren damals meine ersten Gedanken.

Und jetzt Monate später im fertigen Film? Perfekt! Düstere Stimmung, man kann den grauslichen Geruch auf dieser Toillette förmlich riechen, Craig als härtester und gleichzeitig realistischster Bond aller Zeiten zeigt gleich zu Beginn wies bei seinem Bond lang geht. Sah die härtere und deswegen auch realistischere Gangart (denn ich stelle mir jedenfalls vor, dass ein echter Mord alles andere als nett anzusehen ist und einem nach seinem ersten Mord auch einiges durch den Kopf geht, was Craigs Gesichtsausdruck grandios zeigt) bei Timothy Dalton im Vergleich zu Daniel Craig irgendwie verkrampft aus, nehme ich dem neuen 007 seine Brutalität und Entschlossenheit voll ab…

Gunbarrel, Titelsequenz und Titelsong

Einer meiner wenigen Kritikpunkte: Okay sie funktioniert, und im Prinzip ist das 3D-Blut auch ganz schön anzusehen, aber ehrlich gesagt freue ich mich schon auf die hoffentlich klassische Gunbarrelsequenz mit Craig in BOND 22 zu Beginn des Filmes (mit 2D-Blut und gewohnter Pose!).
Dieses mal verrenken sich bei der Titelsequenz keine hübschen Frauen ihre Körper, sondern diese wird mit Absicht (fast) ohne weiblichen Einfluss und im Retrostyle (wie auch der restliche Film) gehalten, passend dazu Chris Cornells YOU KNOW MY NAME welches sich mit der Titelsequenz gleich noch um eine Klasse besser anhört. Erst am Schluss wird der „007-Status confirmed“ und der neue Bond zeigt sich in bekannter Pose (mit seinen leuchtenden stahlblauen Augen).

Der Film
War ich nach meinem ersten Mal im „Casino Royale“ noch etwas perplex, schon begeistert aber vielleicht noch nicht vollständig überzeugt, ging es mir ab dem 2. Mal komplett anders. Möglicherweise lag es einfach daran, dass ich im Hinterkopf noch die 20 anderen Bondfilme und ich nicht komplett realisiert hatte, dass hier Bonds Werdegang gezeigt wird und er nicht mit dem Anzug und seiner Walther auf die Welt gekommen ist… Vielen ging es da wahrscheinlich ähnlich.

Ab dem 2. Mal Ansehen waren diese „Bedenken“ jedoch weg und ich war einfach BEGEISTERT. Seit vielen Jahren wieder einmal dieses unbeschreibliche Bondfeeling (seit „GoldenEye“ um genau zu sein) nach dem Kinobesuch. Dann verstand ich anscheinend auch die einzelnen Facetten des neuen (eigentlich alten) Bonds. Dieser Bond macht Fehler, verhält sich noch nicht wie ein britischer Gentleman, ist aber keineswegs dumm. Das beweist er auch, als er die für ihn eigentlich peinliche Situation, wo er für einen Parkburschen gehalten wird, gekonnt zum eigenen Vorteil nutzt und gleichzeitig noch seines Spaß dabei hat.

Wie bei keinem einzigen Bondfilm, kommt natürlich auch bei „Casino Royale“ die Action nicht zu kurz. Aber keine Matrix-Sequenzen mehr, endlich wieder Verfolgungsjagden, Schießereien und harte Faustkämpfe.
Die fulminante, minutenlange Verfolgungsjagd in Madagaskar, die bombastische Tankersequenz auf dem Miami-Airport, der toll choreographierte Treppenfight oder der Showdown in Venedig mit grandioser digitaler Technik (so soll CGI eingesetzt werden, man soll es nicht merken!). Bei CR ist die Action im Vergleich zu seinen Vorgängern besser dosiert, abgeschlossener, realistischer, einfach atemberaubend und spannend. Aber auch ganz wichtig: sie ist Teil der Handlung – und nicht umgekehrt!

Aber gleichzeitig kommen hier aber auch meine 2 Hauptkritikpunkte: Einerseits sind mir die Schnitte manchmal etwas zu schnell vorgekommen beziehungsweise manche Szenen allgemein zu kurz. Gerne hätte ich einige Einstellungen und Kameraperspektiven länger gesehen, etwa der bereits angesprochene erste Mord auf der Toilette (möglicherweise wäre der Film aber dann zu brutal geworden), das Pokerspiel, oder die „Verfolgungsjagd“ mit dem Aston Martin DBS vor der Folter, aber da sich viele bereits über die knappen 2,5 Filmstunden beschwert haben, wäre das wohl kaum realisierbar gewesen (uns Bondfans bleibt ja noch die Hoffnung auf die DVD!).
Andererseits das in der Bondreihe bekannte Product-Placement. An und für sich habe ich nichts dagegen, solange es auf gewisse Art und Weise zur Handlung des Filmes gehört oder sich dezent im Hintergrund hält. Und dass bei einer Sony-Produktion keine Nokia-Handys benutzt werden, ist mir auch klar, aber etwas dezenter hätte seinen Zweck wohl auch erfüllt…

Ansonsten wurden, was aber im Prinzip nicht anders zu erwarten war, schon relativ viele Aktualisierungen und Veränderungen im Vergleich zum Original-Roman vorgenommen, wobei ich die Annäherung an die aktuellen Umstände rund um 9/11 und den anderen Terroranschlägen als sehr gelungen bezeichne.
Natürlich wäre Flemings Bakkarat eleganter als das Pokerspiel rüber gekommen, aber ich bin froh, dass man Szenen wie Bonds Vergiftung, die Folter, Vespers Selbstmord (in SEHR adaptierter Form!) und Bonds Schlusssatz „The bitch is dead“ im Film halten konnte. Und gerne hätte ich Daniel Craig wie Ian Flemings Originalbond mit einer Zigarette am Spieltisch gesehen, aber man kann wohl nicht alles haben...

Kann man über die ein oder andere oben angeführte Veränderung noch streiten, sind die ausgereiften und humorvollen Dialoge, die über den gesamten Film verstreut liegen, meiner Meinung nach als grandios zu bezeichnen. Britischer Humor wie er im Bilderbuch steht - großes Kino das wieder an die guten alten Bondklassiker erinnert. Wobei ich eigentlich noch nie in einem Bondfilm eine solche Pointen-Dichte erlebt habe, und auch selten (in einem Actionfilm allgemein!) an vielen Stellen so herzhaft gelacht habe wie in CR. Hier gilt wohl der gesamte Dank Paul Haggis!

Obwohl die einzelnen Charaktere des Filmes im Vergleich zu den letzten Bondfilmen im Großen und Ganzen sehr gut beschrieben wurden, hätte ich noch gerne etwas mehr Zeit mit Felix Leiter (zum ersten Mal vom tollen Jeffrey Wright gespielt, den wir hoffentlich wieder sehen!) verbracht, und auch über Le Chiffre hätte ich gerne mehr erfahren, aber dann hätte mein „Casino Royale“ wohl 4 Stunden gedauert…

Und weil wir schon bei Mads Mikkelsen sind, der meiner Meinung nach eine tolle Performance abgeliefert hat: Seine deutsche Synchronstimme (Axel Malzacher) passt leider überhaupt nicht, auch Adreina de Martin klingt auf Solange sehr „aufgesetzt“, aber viel Text hat sie eigentlich eh nicht. Ansonsten passt die deutsche Synchronisation im Großen und Ganzen, auch Daniel Craig klingt WUNDERbar (obwohl ich immer noch der Meinung bin, Dietmar Wunder wäre nicht die optimale Wahl, aber er hat Talent und ist wandlungsfähig, das hat er uns mit CR bewiesen!).

Zum Schluss zur Hauptattraktion des neuen Filmes: Daniel Craig.
War ich ihm vom Anfang an neutral gegenübergestellt und konnte er mich schon während der Dreharbeiten mit dem diversen Bild- und Videomaterial von sich überzeugen, aber das, was er dann im fertigen Film zeigt, ist schlichtweg genial. Kein Darsteller hat Bond glaubhaft mit so vielen Facetten, Kanten und Ecken darstellen können wie er es tut. Ist er in einer Szene noch der brutale Killer Ihrer Majestät, präsentiert er sich in der nächsten dem Publikum im perfekt passenden Smoking als wahrer 007. Oder sitzt er in der einen Szene mit Vesper unter Dusche und spielt eine der gefühlvollsten Szenen der Bondgeschichte, verschafft er uns wenig später mit der Folterung die brutalste aber gleichzeitig auch lustigste Szene des gesamten Filmes. Für mich der beste Schauspieler, der sich jemals den Bondsmoking übergezogen hat, da kann er soviel blond sein wie er will! =)
Und die Sache mit der Eleganz und dem „Bondlike“ bekommen wir in BOND 22 sicherlich auch noch präsentiert, spielen kann Craig es auf alle Fälle…

Alles in allem ist „Casino Royale“ endlich der bodenständige, realistische und harte BOND in Agentenmanier den ich mir schon so lange gewünscht habe, mit tollem Drehbuch (endlich wieder einmal!) und einem großartigen neuen 007-Darsteller, der Lust auf MEHR macht! Gleichzeitig hoffe ich, dass man diese realistische und harte Gangart auch für die nächsten Bondfilme mit Daniel Craig beibehält.

Abschließend gebe ich zu, dass ich auch 2002 nach dem ersten Kinobesuch von „Die Another Day“ begeistert war, aber ich glaube, das kann man einem Bondfan nicht übel nehmen, immerhin habe ich über mehrere Jahre fast Tag für Tag darüber berichtet und mich riesig darauf gefreut. Habe ich ihm nach dem ersten Mal noch eine 8/10 gegeben, ging meine Begeisterung darüber nach fast jedem Ansehen irgendwie mehr verloren, so landete der Film am Schluss als er auf DVD erschien bei 5/10 Punkten, aufgrund der starken ersten Hälfte des Filmes. Bei CR ist es dieses mal aber genau umgekehrt – ein gutes Zeichen wie ich denke…

Insgesamt bekommt „Casino Royale“ von mir 9/10 „egal ob geschüttelt oder gerührte Vodka-Martinis“!


Achja, eine große Bitte hab ich noch: Paul Haggis for BOND 22!!
Bond... JamesBond.de

99
Du hast vollkommen Recht, Gernot.... es ist etwas lang geworden :wink:

Aber sehr schön geschrieben, ich hab's gerne gelesen und freue mich, dass du auch so begeistert bist.

Nochmal zum Satz "the bitch is dead" - das mag ja vielleicht dazugehören weil's so im Roman steht, aber ehrlich gesagt: ich nehme es ihm nicht ab!! Er hat diese Frau geliebt und leidet noch, als er auf dem Boot sitzt und grübelt. Nennt man(n) jemanden dann wirklich "bitch"? Ich weiss nicht... oder gerade deswegen? :roll:
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* * Sinnlos ist nur ein Leben ohne Sinn für Unsinn * *

100
Ich denke mal, er versucht, die Gefühle, die er noch für Vesper hat, nicht an sich ranzulassen, sondern sie abzuschalten...
"Soll ich etwa jedem Menschen ein Lächeln und Blümchen schenken?
Ich bin der Meinung, dass ein gezielter Schuß zwischen die Augen mehr Eindruck hinterlässt..."

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Evil Genius hat geschrieben:Ich denke mal, er versucht, die Gefühle, die er noch für Vesper hat, nicht an sich ranzulassen, sondern sie abzuschalten...
Ja..Er sieht auf dem Bond sehr mit genommen aus.

Der erste Gedanke der mir kam: "Innerlich zerissen...so hieß der Ort an dem ich war"....Das passt irgenwie voll rein...
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craigbabe hat geschrieben:....

Nochmal zum Satz "the bitch is dead" - das mag ja vielleicht dazugehören weil's so im Roman steht, aber ehrlich gesagt: ich nehme es ihm nicht ab!! Er hat diese Frau geliebt und leidet noch, als er auf dem Boot sitzt und grübelt. Nennt man(n) jemanden dann wirklich "bitch"? Ich weiss nicht... oder gerade deswegen? :roll:
James sagte dies zu M am Telefon, um abzublocken. Sie fragte ihn anfangs, ob er ein Problem damit habe sein Privatleben (dazu gehörte nunmal seine Affäre mit Vesper) und seinen Beruf trennen könnte. Als er sagte "Die Schlampe ist tot...." konnte man ihm ansehen, wie sehr er sich innerlich verzehrte. Nur will er sowas nicht vor seiner Chefin preisgeben. Dieser Satz ist für ihn wieder so eine Art Schutzpanzer. Wenn ihm Vesper egal gewesen wäre, dann hätte er auch nicht probiert sie aus dem, in Wasser versunkenen, Fahrstuhl zu retten.

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craigbabe hat geschrieben:Du hast vollkommen Recht, Gernot.... es ist etwas lang geworden :wink:

Aber sehr schön geschrieben, ich hab's gerne gelesen und freue mich, dass du auch so begeistert bist.

Nochmal zum Satz "the bitch is dead" - das mag ja vielleicht dazugehören weil's so im Roman steht, aber ehrlich gesagt: ich nehme es ihm nicht ab!! Er hat diese Frau geliebt und leidet noch, als er auf dem Boot sitzt und grübelt. Nennt man(n) jemanden dann wirklich "bitch"? Ich weiss nicht... oder gerade deswegen? :roll:
hmm ja stimmt, das habe ich im review vergessen zu erwähnen. einerseits freut es mich, dass sie das zitat auch im film haben, andererseits ist es im roman schon besser rübergekommen, im film geht es im telefonat mit m etwas unter und man weiß nicht so recht, meint er das jetzt ernst? oder sagt er das nur einfach weil er mit seiner chefin redet..?
Bond... JamesBond.de

105
Nun steht es auch für dich oben Alterchen ... 8)

Und alles dazwischen sind sanfte Abstufungen ... sanft ... wie Frank's Swing ... :wink:
"Bergsteigen und Klettern kann das volle Spektrum der Höhen und Tiefen eines Lebens in wenige Tage, manchmal wenige Stunden komprimieren. - Meine glücklichsten Tage waren die, an denen ich alles zurückgelassen habe und mein Verständnis der Dinge neu definiert habe, die wirklich wichtig sind."

Steve House