Ich bin fest davon überzeugt, dass Craig ein hervoragender Bond ist/wird (heute abend 20:30 Uhrr ist es endlich so weit).
Aber mal im Allgemeinem: Die Diskussion ist er nun besser als Brosnan und Co. finde ich ab einem bestimmten Punkt doch reichlich überflüssig.
Jeder Bonddarsteller hat die Rolle auf seine ganz eigene individuelle Weise interpretiert und ich persönlich konnte mich bis jetzt noch mit jeder anfreunden. Ja, sogar mit Lazenby, dem es 1969 schlichtweg an schauspielerischer Erfahrung mangelte, was ohne Schauspielausbildung bei seinem ersten Film ja auch nicht weiter verwunderlich ist. Ob man so jemanden überhaupt hätte verpflichten sollen, ist natürlich eine andere Frage. Aber selbst Llazenby hätte sich bei weiteren Filmen sicherlich noch mehr in die Rolle eingelebt.
Natürlich hat jeder seine gaz eigene Interpretation der Bondfigur, egal ob er nun einige Filme, alle Filme oder vielleicht zusätzlich noch die Flemingschen Bücher kennt (auf mich trifft übrigens Letzteres zu). Jeder verbindet bestimmte Merkmale, eion bestimmtes Verhalten und nicht zuletzt natürlich ein bestimmtes Gesicht mit Bond.
Trotzdem finde ich, sollte man die Bonddarsteller einzeln sehen und nicht immerwährend mit einander vergleichen.
Erstens hat jeder Darsteller eine eigene Art zu schauspielern, eine eigene Interpretation der Rolle und außerdem (ganz wichtig) eine Drehbuchvorlage, an die er sich halten muss und die ihm nur begrenzten Möglichkeiten zur Entfaltung lässt.
Natürlich war Moore für einige Fans als Bond zu alt, zu weich etc.
Aber man muss auch sehen, dass die Filme zu dieser Zeit so konzepiert wurden sind, dass Moore als harter Hund (wie es anfangs in LALD und teilweise in TMWTGG noch versucht wurde) einfach unpassend und wenig überzeugend wirkte. Genausowenig wie Dalton ein Charmeur wie später Brosnan hätte sein können.
Außerdem muss man die Filme immmer im Kontext der jeweiligen Zeit sehen.
Das zu Beginn der 60iger noch die Spionagegeschichten im Vordergrund standen war sicherlich nicht nur dem anfangs noch geringen Budget und der unbekanntheit Bonds als Filmfigur geschuldet, sondern auch dem Zeitgeist (Cold War, etc.). Genauso in späteren Bondfilmen. Natürlich mag es für einige aus heutiger Sicht lächerlich wirken, wenn Bond (Moonraker) Im Weltraum rumschwebt, aber 1979 war nunmal SCi-FI dank Star Wars und Co. im Kommen. Und Bond war schon immer Spiegelbild der sozialen, gesellschaftlichen und medialen Entwicklungen. Man siehe nur z.B. LALD (Blaxpotation), TMWTGG (Kung FU Welle). Und wenn die späten 70igerJahre Moorefilme recht poopig waren, dann ist das ebenso dem Zeitgeist geschuldet, wie wenn Dalton in den 80igern, in der Zeit wo Schwarzenegger, Stallone und Co. die Gegner reihenweise ohne einen Funken Ironie zu Staub zermalten, den harten Bond gab oder wenn Brosnan in den späten 90igern gegen ehemalige KGB-Agenten antrat und sich mit Medienmogulen herumschlug und um Ölreserven kämpfte.
Sowohl Filme als auch ihre Darsteller sind immer im Kontext der jeweiigen Zeit, der Entwicklung des Medium Films und ihrer persönlichen Fähigkeiten/Eigenschaften (letzteres bezieht sich natürlich auf die Darsteller) zu sehen.
Deshalb ist es eigentlich auch unnötig, elendig lange Vergleiche zwischen Brosnan und Craig etc. zu ziehen. Natürlich hat jeder seine Staärken und Schwächen. Und natürlich wird immer etwas davon von einem bestimmten Publikumsteil präferiert oder eben nicht. Wenn Brosnan in seinen Filmen den nötigen Tiefgang vermissen ließ, dann liegt das schließlich größtenteils auch bei Produzent und Regisseur. Auch ein Daniel Craig könnte nicht glänzen, wenn ihn das Drehbuch von einer Actinszene zur nächsten scheuchen würde. Und ein Moore würde als brutaler Auftragskiller in TSWLM einfach nur fehl am Platz wirken.
Versteht mich nicht falsch, auch ich habe meine Favouriten (Connery, Dalton und höhstwahrscheinlich bald Craig) und meine eigene favourisierte Vorstellung von Bond, nichtsdestotrotz habe ich keine Probleme mit den anderen Darstellern und ihren Filmen. Und natürlich finde ich den einen Bond besonders gelungen und den anderen eher langweilig etc., aber das ist doch völlig normal.
Und wer sagt denn, dass es nur eine richtige Interpretation von Bond geben darf?
So, nun aber genug geschwafelt. Entschuldigt, wenn ich teilweise etwas vom eigentlichen Thema abgekommen bin (ich bin sicher, einige Abschnitte würden eher in andere Threads passen), aber wenn ich einmal am Schreiben bin...
