Bei DiCaprio denke ich das übrigens schon lange. Der gilt als soooo wandlungsfähig dabei ist er immer nur der unterschätze Junge der sich doch so viel Mühe gibt psychologisch tief und emotional zu spielen. Ich mag ihn aber halte ihn für wirklich keinen großen Mimen. Er hat aber Charisma.

Er hat mir nie wieder so gut gefallen wie in Titanic als er einfach frei und charmant war

Er kann aber auch das sein, was Hille gutes Handwerk nennt. In seiner besten Szene (eher eine Montage) in The Departed fährt er eine Bandbreite an absolut echt wirkenden Emotionen auf. Aber er ist dabei in seiner Ausdrucksweise, Körpersprache und seinen "huh?"-Lauten immer noch voll und ganz als DiCaprio erkennbar, und da liegt der Unterschied zwischen guten Schauspielern und Wandlungsfähigkeit.

Connery ist allein mit seiner Stimme und seinem Akzent doch auch immer klar als Connery erkennbar, in dieser Hinsicht ist er tatsächlich nicht viel anders als z.B. Arnie. Das Besondere ist, dass er trotzdem gut spielt (durch Nuancen und Emotionen) und gut rüberkommt (durch Charisma und Präsenz) so dass man der an sich klar erkennbaren Leinwand-Persona Connery den Chicago-Cop oder Schwertprinzen im einen und den Berberkönig oder U-Boot-Käptn im anderen Film immer abkauft.

Aber echte Verwandlungskünstler wie der frühe De Niro - bei dessen Rollen in Godfather 2, Taxi Driver und Raging Bull es mir nicht in den Kopf will, dass dies der gleiche Mann ist, selbst wenn ich Szenen und Bilder vor dem geistigen Auge zu kombinieren versuche - sind selten. Oder solche wie Gary Oldman in True Romance oder Colin Farrell in The Batman, bei denen Make-up und Kostüm noch ein gutes Stück nachhelfen.

Gary Oldman ist in der Tat richtig stark und wandlungsfähig

GoldenProjectile hat geschrieben: 14. Oktober 2025 21:29 Aber echte Verwandlungskünstler wie der frühe De Niro - bei dessen Rollen in Godfather 2, Taxi Driver und Raging Bull es mir nicht in den Kopf will, dass dies der gleiche Mann ist, selbst wenn ich Szenen und Bilder vor dem geistigen Auge zu kombinieren versuche - sind selten. Oder solche wie Gary Oldman in True Romance oder Colin Farrell in The Batman, bei denen Make-up und Kostüm noch ein gutes Stück nachhelfen.

Genau, nur ist auch da das eine (das Chamäleon) nicht besser als das andere (die Star-Persona). Selbst bei De Niro sehe ich Mechanismen und Techniken, die sich ständig wiederholen, und auch bei ihm sehe ich keine extrem breite Palette dessen, was er bespielen kann, sondern bestimmte Rollen-Typen, in denen er exzellent funktioniert und auch entsprechend immer besetzt wurde. Das liegt schlicht in der Natur der Sache.

danielcc hat geschrieben: 14. Oktober 2025 19:44 Bei DiCaprio denke ich das übrigens schon lange. Der gilt als soooo wandlungsfähig dabei ist er immer nur der unterschätze Junge der sich doch so viel Mühe gibt psychologisch tief und emotional zu spielen. Ich mag ihn aber halte ihn für wirklich keinen großen Mimen. Er hat aber Charisma.

Der vielleicht beste deutsche Schauspieler unserer Zeit, Lars Eidinger, bezeichnet diCaprio als "größten lebenden Schauspieler". Ganz falsch wird er nicht liegen.

ollistone hat geschrieben: 15. Oktober 2025 09:29

danielcc hat geschrieben: 14. Oktober 2025 19:44 Bei DiCaprio denke ich das übrigens schon lange. Der gilt als soooo wandlungsfähig dabei ist er immer nur der unterschätze Junge der sich doch so viel Mühe gibt psychologisch tief und emotional zu spielen. Ich mag ihn aber halte ihn für wirklich keinen großen Mimen. Er hat aber Charisma.

Der vielleicht beste deutsche Schauspieler unserer Zeit, Lars Eidinger, bezeichnet diCaprio als "größten lebenden Schauspieler". Ganz falsch wird er nicht liegen.

Darauf kann man nur Brandos Antwort geben:

Da bin ich jetzt aber tatsächlich auch ein bisschen überrascht, dass di Caprio hier seine Wandlungsfähigkeit abgesprochen wird. Wenn ich alleine an seine beiden Rollen bei Tarantino denke, könnten die kaum unterschiedlicher sein. In "The Revenant" spielt er nochmal anders. In "Inception" wieder anders (auch wenn das vermutlich die einfachste Rolle sein dürfte). In den letzten Jahren sehe ich auch eher Wiederholungen (wobei ich da meist nur die Trailer seiner Filme kenne), aber insgesamt hat er für mich definitiv eine gewisse Bandbreite.

GoldenProjectile hat geschrieben: 14. Oktober 2025 18:37 Vor allem sein "Huh?" am Ende jedes zweiten Satzes unterscheidet sich nie.

Sein was? Da hab ich tatsächlich gerade gar nichts vor Augen.

Der ganz große Verwandlungskünstler ist DiCaprio für mich auch nicht - nur wie weiter oben ausgeführt: Wer ist das schon?

Er wirkt in manchen Rollen vielleicht etwas angestrengt und er ist einer, der immer sehr "viel spielt" und sehr "wenig ist", aber es gibt Rollen, in denen finde ich ihn großartig, und seine Karrierehöhepunkte dürften wirklich die beiden Tarantino Rollen sein, also "Django Unchained" und "Once Upon a Time in Hollywood", aber Tarantino kitzelt auch aus fast jedem eine richtig tolle Performance raus, darin ist er ein Ass.

GoldenProjectile hat geschrieben: 14. Oktober 2025 18:37

vodkamartini hat geschrieben: 2. Oktober 2025 22:07 Im Kino: One Battle after another

https://www.ofdb.de/film/396242,974472, ... QoBooJObSQ

Den konnte ich gestern nachholen und bin auch mit 8-9 Punkten dabei. Was für ein wilder Ritt, bei dem es auch viel zu lachen gibt, der aber auch jederzeit ernstgenommen werden kann. Die von dir aufgeführten Gegensätze fiebrig/entspannt, rasant/entschleunigt und wuchtig/intim treffen den Nagel auf den Kopf. Ich würde das fast schon als filmischen Jazz bezeichnen, auch Jonny Greenwoods überragender Score ist in Teilen dissonant jazzig und begleitet unter anderem eine längere Passage im Mittelteil pausenlos, wobei die Bilder und Szenen genauso "jazzig" zu fliessen scheinen. Höhepunkt ist die Actionszene am Schluss, ich glaube sowas habe ich in dieser Form noch nie gesehen. Diese Achterbahnfahrt über die Strasse, die fiebrige Ruhe, das war echt grossartig.

Freut mich, dass er dir auch so gut gefallen hat. Das war mal ein Kinobesuch, der Überraschendes bereit hält, was keine Selbstverständlichkeit ist. Und ja, der Gegensatz Achterbahn und Ruhe ist wirklich grandios.

dernamenlose hat geschrieben: 16. Oktober 2025 13:34

GoldenProjectile hat geschrieben: 14. Oktober 2025 18:37 Vor allem sein "Huh?" am Ende jedes zweiten Satzes unterscheidet sich nie.

Sein was? Da hab ich tatsächlich gerade gar nichts vor Augen.

Ich mag gerade keine zig Beispiele raussuchen, aber diese Szene hier ist praktisch voll davon, auch wenn es ein Extrembeispiel ist, meistens ist es dann doch nicht ganz so viel. Nur ein kleiner Erklärungsansatz, warum ich DiCaprio immer auch als DiCaprio wahrnehme, ganz unabhängig davon wie gut er damit in die Rolle und in den Film reinpasst und wie gut er spielt.



Wenn ich DiCaprio die Wandlungsfähigkeit abspreche bezieht sich das weniger auf die Rollen, sondern darauf dass ich den Darsteller optisch, mimisch und stimmlich in einem Gros der Filme klar erkenne, und er die unterschiedlichen Rollen durch diese identifizierbare Persona spielt. Schauspielerisch kann das immer noch super sein (wie in meinem Departed-Beispiel) und es gibt logischerweise eine Variabilität alleine durch die Rollen, aber es ist für mich nicht die Wandlungsfähigkeit eines De Niro oder Oldman. Dass hinter Vito Corleone und Travis Bickle oder hinter Drexl Spivey und Jim Gordon der gleiche Darsteller steckt ist für mich wie eine optische Täuschung, die mein Gehirn überfordert, ich sehe und höre das auch mit dem Wissen kaum raus.

Ok, in dem Beispiel ist das echt extrem. Daran erinnere ich mich null in den Rollen, in denen ich ihn bisher gesehen habe. Dafür aber an so unterschiedliche Charaktere die definitiv stark durch sein Spiel geprägt werden und sich da teilweise schon extrem unterscheiden.Aber gut, kann schon sein, dass andere eine größere Range haben, das will ich nicht in Abrede stellen.

danielcc hat geschrieben: 14. Oktober 2025 22:18 Gary Oldman ist in der Tat richtig stark und wandlungsfähig

Ich empfehle: „Slow Horses“ - so hat man Gary Oldman noch nie gesehen. Grossartige Spionage-Serie!

Gernot hat geschrieben: 18. Oktober 2025 12:56

danielcc hat geschrieben: 14. Oktober 2025 22:18 Gary Oldman ist in der Tat richtig stark und wandlungsfähig

Ich empfehle: „Slow Horses“ - so hat man Gary Oldman noch nie gesehen. Grossartige Spionage-Serie!

Gibt es etwas was nicht verfilmt wird? Wusste gar nichts davon.
Habe auf Empfehlung von Hille die ersten zwei Bücher vor einigen Jahren mal gelesen.
Gary Oldman ist natürlich die Traumbesetzung für Jackson Lamb .

Versuche gerade The Fall Guy nachzuholen.
Werde da jetzt nach 45 Minuten aussteigen. Was für ein irrer, langweilig übertriebener Blödsinn

In die Sonne schauen - Mascha Schilinski

Ein durchgehender Fluß poetischer Bilder die auf den ersten Blick nur assoziativ miteinander verbunden sind, und auf 4 Zeitebenen (1910er, 1940er, 1980er Jahre und Gegenwart) auf einem etwas ärmlichen landwirtschaftlichen Gutshof spielen, und dabei aus dem Blick der weiblichen Protagonistinnen erzählen.

Ähmm ja, das ist das für was das Kino im gelungensten Fall für mich steht, ein intuitives Verstehen mit lauter Bilder und Szenen die mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf gehen, und ich bin sicher so richtig, richtig großartig wird es dann beim 2. Sehen. Also, wow ...