Re: Filmbesprechung: "The World Is Not Enough (TWINE)"
916Du sprichst mir aus der Seele!
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Finde ich auch, darstellerisch ist das sein stärkster Auftritt in der Reihe und eine der stärksten Bond-Performances überhaupt. Brosnan hatte es in seinen vier Filmen nicht leicht und oft mit merkwürdigen Drehbuchentscheidungen und schrecklich käsigen 90er Onelinern zu kämpfen, aber in TWINE hat er das nötige Charisma und Selbstbewusstsein und darf Emotionen andeuten, bekommt zudem relativ viel figürliches Futter. Es gibt da ja nicht nur seine Beziehung zu King, sondern auch die zu M, die sehr zentral steht. Beides macht er prima. Ich hatte da, anders als andere Fans, nie was an seinem Schauspiel auszusetzen. Man merkt auch, dass mit Michael Apted einer auf dem Regiestuhl saß, der bezüglich Dialoginszenierung ein Könner ist. Da ist TWINE in einigen Szenen schon ein anderes Level als die meisten Bonds davor. Apteds Schauspielhandling ist sehr, sehr gut.Agent 009 hat geschrieben: 31. August 2025 10:07 Pierce Brosnan liefert hier seine wohl beste Bond-Performance ab: charmant, glaubwürdig, physisch präsent und mit einer emotionalen Tiefe, die er in den Vorgängern so noch nicht gezeigt hat. Er überzeugt in den Actionszenen genauso wie in den stilleren Momenten, besonders im Zusammenspiel mit Sophie Marceau.
Das ist wirklich bemerkenswert. TWINE ist der erste Bond, der den Travelogue-Ansatz, welcher die Reihe immer prägte, nahezu vollständig aufgibt (von 1-2 schönen Istanbul-Establishingshots mal abgesehen). Da war dieser Film eine tatsächlich Neuerung und eigentlich ein großer Bruch mit den Bond-Traditionen, der sich aber auszahlt, und TWINE ungleich nüchterner und fast düsterer wirken lässt als viele seiner Vorgänger. Und das wohlgemerkt trotz Atombusenphysikerin Dr. Christmas Jones!
TWINE hat einige der besten Actionszenen der Bond-Reihe seit '95, aber es ist wie bei allen Bond-Filmen der letzten dreißig Jahre auch etwas zu viel des Guten. Die Ski-Szene verstehe ich als OHMSS-Hommage noch, aber musste die Kaviarfabrik wirklich zur großen Materialschlacht ausufern? Und wird im U-Boot im Finale nicht auch deutlich mehr geballert als nötig, wenn ein intimeres Finale nur zwischen Bond und Renard mehr Kraft gehabt hätte?
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