Welcher Airport Film ist euch am liebsten?

Airport
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (67%)
Giganten am Himmel
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (33%)
Verschollen im Bermuda-Dreieck (Keine Stimmen)
Airport '80 – Die Concorde (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3

Re: Airport

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Anatol, Vodka, ich lese eure Ausführungen mit dem größten Vergnügen und schließe mich die nächsten Tage noch an. Ein kleines gesundheitliches Drama erfordert gerade meine Aufmerksamkeit, aber ich bessere mich bereits und sollte bald ins Bermuda-Dreieck eintauchen (ein Knaller-Wortspiel, nicht wahr?). :)
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Re: Airport

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Casino Hille hat geschrieben: 24. Oktober 2024 17:56 Anatol, Vodka, ich lese eure Ausführungen mit dem größten Vergnügen und schließe mich die nächsten Tage noch an. Ein kleines gesundheitliches Drama erfordert gerade meine Aufmerksamkeit, aber ich bessere mich bereits und sollte bald ins Bermuda-Dreieck eintauchen (ein Knaller-Wortspiel, nicht wahr?). :)
Gute Besserung, alter Freund! Ich bin schon ganz gespannt auf deine Ausführungen. :)
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Re: Airport

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Ok, ich mach diesmal den Anfang und versüße uns die Zeit zur nächsten Diskussion mit einem besonderen Leckerbissen. Alain Delon, Sylvia Kristel und George Kennedy, muss man noch mehr sagen?

Airport `79

Finaler Akt der Airport-Reihe, bei dem der Gaga-Gehalt der ersten beiden Sequels die Schallmauer durchbricht. Wer sich weder an derben Zoten, irren Volten noch niedlichen Modelltricks stört, der ist hier bestens aufgehoben. Der Rest sollte lieber gleich bei Leslie Nielsen ins verrückte Flugzeug steigen.


Als Stewardess Isabelle zwei schwarze Kaffee in der Kanzel mit den ehrfurchtsvollen Worten „You pilots are such … men.“ serviert, erwidert Pilotenurgestein Joe Patroni lapidar: „They don´t call it the cockpit for nothing honey.“

Ja, im vierten Airport-Kracher „The Concorde - Airport `79“ geht es zotig zu und wer darauf pikiert reagiert, der kann gleich auschecken. Wer sitzen bleibt, wird mit einem regelrechten Schlüpfrigkeit-Dauerfeuer von Einheizer Joe beglückt. Als die aktuelle Gattin seines Fluglinienchefs mal kurz vorbei schaut, klärt er die feixenden Kollegen wie folgt auf: „She's his fourth wife. He always was a horny bastard. There's this story that back in the 20's when he was barnstorming he made a bet that he could put it to this good lookin' wing walker. He boffed her right out on the wing a thousand miles above El Paso. His ass got so sunburned he couldn't sit down a week!“ Besonders gut harmoniert er mit seinem französischen Kollegen Paul Metrand - immerhin vom Womanizer Nummer 1 der Grande Nation verkörpert (Alain Delon) - , schließlich nutz der ihren Overnight-Stop in Paris nicht nur für ein Schäferstündchen mit Chef-Stewardess Isabelle, sondern vergisst dabei auch nicht den amourösen Hunger seines amerikanischen Bruders im Geilste, äh Geiste. So darf Patroni sich über eine ebenfalls allzeit bereite Freundin Isabelles hermachen, die noch dazu über erstaunliche Gemeinsamkeiten verfügt (u.a. Single und Sohn auf der Kunstakademie). Obwohl die willige Dame sogar für Schmetterlinge im Bauch des alten Schwerenöters sorgte, nimmt er es seinem Kumpel nicht krumm, als der ihm am Folgetag den professionellen Hintergrund seiner vermeintlich neuen Eroberung beichtet. Er goutiert es wies gemeint war - also als Freundschaftsdienst unter Alphatieren - und bedankt sich umgehend mit einer weiteren Kriegsgeschichte: „Gee, I remember this Eurasian gal. She had these great big blue eyes. They called her the tarantula. You ever run into her? - „No, I don't think so.“ (Metrand) -„You'd remember if you did. She was a real ball breaker!“

Ach ja, geflogen wird in „Airport `79“ auch noch - und wie. Schließlich wartet der Film mit dem seinerzeit neuesten Scheiß der zivilen Luftfahrt auf, dem ersten Überschallflugzeug der Geschichte ...

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(K)Eine Bruchlandung

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Verschollen im Bermuda-Dreieck

Bei wenigen Schauspielern ist das Wort „Legende“ so angebracht wie bei Christopher Lee. Und das nicht nur, weil er knapp sieben Jahrzehnte lang aktiv war und in über 285 Filmen mitwirkte, darunter zumeist als Bösewicht: vor allem in seinen mehrfachen Auftritten als „Dracula“ wurde er berühmt! Lee lebte auch abseits der Leinwand ein so hoch interessantes Leben, das es ihm nicht gerecht würde, bezeichnete man ihn „nur“ als eines von Hollywoods größten Talenten, wenngleich dies bei seiner Körpergröße von 1,96 Metern eine hübsche Doppeldeutigkeit hätte.

Er war adeliger Abstammung, seine Mutter eine Gräfin aus dem Adelsgeschlecht Carandiri. 1939 wurde er Augenzeuge der letzten öffentlichen Hinrichtung durch eine Guillotine auf dem europäischen Kontinent. Im Zweiten Weltkrieg spionierte er für den OSS, zusammen mit seinem Großcousin Ian Fleming, dessen literarische Schöpfung James Bond in Teilen auf Lee basiert. Er sprach zahlreiche Sprachen, hatte sie autodidaktisch erlernt. Er konnte fließend Englisch, Französisch, Italienisch, Russisch, Spanisch und Swahili. Auch Deutsch beherrschte er, hatte er doch in einigen Edgar-Wallace-Verfilmungen wie „Das Rätsel der roten Orchidee“ mitgespielt, und später seinen Part im Zeichentrickklassiker „Das letzte Einhorn“ selbst nochmal für die deutsche Synchronfassung eingesprochen.

1977 erhielt er von der US-Stuntmen-Association deren höchste Auszeichnung, eine bronzene Gürtelschnalle, als er bei einem seiner eigenen Stunts fast zu Tode gekommen wäre – am Set des Katastrophenfilm-Blockbusters „Verschollen im Bermuda-Dreieck“. In diesem war Christopher Lee nur einer von vielen. Bei dem Actionabenteuer von Regisseur Jerry Jameson handelte es sich schließlich um den dritten Teil der „Airport“-Filmreihe, die sich in den Vorgängern bereits durch große Star-Ensembles ausgezeichnet hatte. Das Prinzip war simpel: es brauchte eine Katastrophe in Verbindung mit einem Flugzeug, an dessen Bord sich so ziemlich alles versammelte, was in Hollywood Rang und Namen hatte.

Das „Airport“-Original hatte 1970 eine Trendwelle an Nachahmern ausgelöst, die erste Fortsetzung „Giganten am Himmel“ verankerte sich in der Popkultur. Für „Verschollen im Bermuda-Dreieck“ sollten die vorherigen Spektakel getoppt werden. Statt wie zuvor Flugzeugabstürze zu verhindern, stürzte eine luxuriöse Boeing 747 dieses Mal tatsächlich ab. Es handelt sich um den Privatjumbo eines steinreichen Philanthropen, der auf diesem Weg Bekannte und Verwandte nach Florida fliegen will und gleich die Gelegenheit nutzt, noch einen Haufen an Kunstgegenständen einzufliegen. Dumm nur, dass sich ein paar Gangster in die Maschine schmuggeln, mittels eines Spezialgases alle außer Gefecht setzen und die Maschine kapern. Noch dümmer, dass die Ganoven mitten über dem Bermuda-Dreieck einen Ölbohrturm streifen, und die Maschine somit mitten auf dem Ozean landet und sofort versinkt. Richtig dumm, dass bis auf einen von ihnen alle Schurken bei dem Manöver draufgehen.

Die cineastische Prominenz ist somit im Schlund der Meere gefangen, darunter die aus „Asphalt-Cowboy“ bekannte Brenda Vaccaro, „Ich hab‘ dir nie einen Rosengarten versprochen“-Sweetheart Kathleen Quinlan sowie zwei großen Hollywood-Ikonen: „Citizen Kane“-Hauptdarsteller Joseph Cotten und „Vom Winde verweht“-Star Olivia de Havilland geben sich die Ehre und scharmützeln ein wenig miteinander. Gefordert werden sie nicht. Die Stars sind für die „Airport“-Filme an diesem Punkt ganz zum Selbstzweck geworden. Exemplarisch zeigt sich das an einer Szene, in welcher der blinde Schmusesänger Tom Sullivan selbstironisch die Ballade „Beauty is in the Eyes of the Beholder“ schmettert: eine Sequenz, die nur dadurch motiviert zu sein scheint, dass mit „Die Höllenfahrt der Poseidon“ und „Flammendes Inferno“ nur wenige Jahre zuvor gleich zwei Katastrophenfilme einen Oscar in der Kategorie Bester Song gewinnen konnten. Sullivan gibt nach dieser Gesangsszene dann auch schnell den Löffel ab, für mehr wird er nicht gebraucht.

In der Hauptrolle des heldenhaften Piloten Don Gallagher wurde „Manche mögen‘s heiß“-Komiker Jack Lemmon besetzt; eine angesichts seiner Physis denkbar ungewöhnliche Wahl für einen Actionfilm. Zudem wird an Land ein paar Mal der besorgte Millionär gezeigt, gespielt vom großartigen James Stewart. Wer aber Leistungen wie in Alfred Hitchcocks Meisterwerken „Das Fenster zum Hof“ oder „Vertigo“ erwartet, wird enttäuscht: Stewart durfte wenig mehr vorführen als den Umstand, wie alt er mittlerweile geworden war.

Für Zunder im Ensemble sorgen dann eben nur Christopher Lee und die aus „Shampoo“ bekannte Oscar-Preisträgerin Lee Grant als seine betrügerische Alkoholiker-Ehefrau. Grant hat sichtlich Spaß dabei, Gift und Galle in alle Richtungen zu spucken. Eine Szene, in der sie panisch unter Wasser die Flugzeugtür öffnen will, und dafür unsanft ins Land der Träume geboxt wird, soll bei Kinovorführungen frenetischen Applaus ausgelöst haben. Lee bleibt lange im Hintergrund, ehe sich seine unaufgeregte Figur als erfahrener Sporttaucher offenbart und Gallagher bei einem verzweifelten Rettungsplan helfen soll.

Zwar inszeniert TV-Veteran Jameson seinen Film durchaus kompetent, setzt auf ordentliche Spezialeffekte bei der Notwasserung und bekommt die klaustrophobische Stimmung an Bord des untergegangenen Fliegers souverän eingefangen, doch es fehlt sowohl am locker-leichten Spaß-Faktor der „Giganten am Himmel“ sowie an den psychologisch ausgefeilten Charakterporträts des ersten „Airport“-Films. Stattdessen bleiben die meisten Figuren flach gezeichnet, und ist der Flieger erstmal unter Wasser, beschränken sich Spannungsmomente die meiste Zeit auf ein paar knarzende Geräusche und besorgte Blicke. Mit der Fluchtaktion im zweiten Teil nimmt das Spektakel aber merklich an Fahrt auf. Dass der untrainierte Mittfünfziger Lee als angeblicher Sporttaucher keinen Deut glaubwürdig ist, macht angesichts dessen, dass der Film parallel auch Jack Lemmon als harten Kerl verkaufen will, kaum einen Unterschied.

Beide wollen sich in einer Kammer einschließen und diese fluten, um danach an die Wasseroberfläche zu gelangen. Der Ausgang dieser Szene gehört zum bizarrsten, was das Genre zu bieten hat: Minutenlang durfte Lee über seiner Taucherfähigkeiten lamentieren, nur damit seine Figur auf der Stelle verstirbt, als ihm bei der Kabinenflutung die Tür gegen den Kopf knallt. So kam es immerhin zum beinahe tödlichen Stunt: Die Passagiere schauen aus ihren Fenstern, als plötzlich der tote Taucher vorbeitreibt. Lee drehte die Passage selbst, ohne Atemgerät, und hielt für die Aufnahme so lange durch, dass ihm die Luft ausging. Der Einsatz hat sich gelohnt, denn es ist genau dieser Moment des Schreckens, den „Verschollen im Bermuda-Dreieck“ gebraucht hat, um neue Energie zu erhalten.

Lemmons Gallagher schafft es nämlich an die Oberfläche und kontaktiert die Marine. Die leiten eine große Aktion der Marine ein, bei der das Flugzeug durch Luftkissen angehoben werden soll. Was hier an Schiffen und Tauchern aufgefahren wird, ist angesichts des Budgets von 6 Millionen Dollar wirklich beachtlich und das minutiöse Durchführen der riskanten Unterwasser-Aktion an der beschädigten Boeing liefert nachträglich die erhofften Spannungsmomente. Der Mix aus echten Marine-Geräten und Modell-Tricks bestand den Test der Zeit.

„Verschollen im Bermuda-Dreieck“ wurde ein recht ansehnlicher Erfolg, wenngleich sich das finanzielle Level der ersten Teile sowie deren filmische Qualität nicht mehr ganz erreichen ließ. TV-Routinier Jameson verzichtete auf die Macho-Helden der Vorgänger, dort noch hemdsärmelig von Burt Lancaster, Dean Martin oder Charlton Heston gespielt. Passenderweise hat George Kennedy in seiner Paraderolle als Flugzeug-Experte Joe Patroni als einziger Rückkehrer aus den vorherigen Filmen nur noch einen Gastauftritt, ist bloß für 91 Sekunden zu sehen.

Jameson fokussierte lieber das Spektakel, die Anziehungskraft der Attraktionen, erschuf einen filmgewordenen Rummelplatz. Es war daher nur folgerichtig, dass in den Universal Studios Hollywood kurz nach Kinostart eine eigene Themenpark-Attraktion zum Film veröffentlicht wurde. Dort konnten Tourbesucher in nachgebauten Sets die Charaktere von der großen Leinwand nachäffen und ihren eigenen Film“ drehen lassen. Die ganze Attraktion war ziemlich gewaltig, beinhaltete mehrere Wasserbecken. Selten konnte sich der normale Fan so sehr wie ein Hollywood-Star fühlen.

Für die „Airport“-Reihe war der Ausflug ins Bermuda-Dreieck ein letztes Aufbäumen, ehe der letzte Teil „Airport ‘80 – Die Concorde“ dann 1979 in Trash-Gefilden wilderte. Jerry Jameson tauschte 1980 ein untergegangenes Flugzeug gegen ein gesunkenes Schiff und drehte den Edel-Flop „Hebt die Titanic“. Jack Lemmon äußerte mehrfach, er hätte es trotz seiner charismatischen Performance bereut, sich als Actionheld versucht zu haben. Und Christopher Lee? Der wischte sich nach der kleinen Nahtod-Erfahrung am Set den Mund ab und lebte sein erstaunliches Leben weiter, hatte im hohen Alter noch ikonische Auftritte als Lichtschwert-schwingender Count Dooku in den „Star Wars“-Prequels oder als betrügerischer Zauberer Saruman in den Mittelerde-Filmen des „Der Herr der Ringe“-Kosmos, wurde 2009 zum Ritter geschlagen und nahm mit über 90 Jahren noch ein eigenes Heavy-Metal-Album auf.

Am 7. Juni 2015 starb er im Alter von 93 Jahren und hinterließ ein gewaltiges Vermächtnis. „Verschollen im Bermuda-Dreieck“ mag davon nur ein sehr kleiner Teil sein, doch dient er als Beweis dafür, dass sich überall in Lees Lebenswerk denkwürdige Passagen und Leistungen finden.
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Re: Die "Airport"-Reihe: Über den Wolken ...

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Casino Hille hat geschrieben: 30. Oktober 2024 17:31 Bei wenigen Schauspielern ist das Wort „Legende“ so angebracht wie bei Christopher Lee.
Sehr schöner Text! Zunächst mal möchte ich dir danken, dass du deinen Text quasi dem guten Chris Lee gewidmet hast. Ich habe fast schon ein bisschen ein schlechtes Gewissen, dass ich mich so sehr humoristisch an seiner Sporttaucher-Szene abgearbeitet habe, da dadurch der Eindruck entstehen könnte, dass Lees Leistung (die auch in diesem Film, gerade auch gemessen an dem, was ihm Drehbuch/Rolle zur Verfügung stellen, durchaus gut ist) nur zum Pausenclown reicht. Aber das ist eben nicht so, wenngleich ich dabei bleibe, dass es eine äusserst unglückliche Wahl als Sporttaucher ist. Überhaupt hätte die Masche „vollmundiges Auftreten, eher überschaubare praktische Ausführung“ sogar ganz gut klappen können, wenn man statt Lee hier einen jungen, sportlichen Typ für die Szene an Lemmons Seite gestellt hätte. Da wäre es dann tatsächlich überraschend gewesen, wenn gerade der gleich drauf geht und Lemmon mehr oder weniger aus der Not heraus hätte agieren müssen (quasi so eine Art "Wir-killen-Janet Leigh-früh"-Psycho-Effekt). Aber mit Lee als Sporttaucher ist es halt dann wirklich unfreiwillig komisch. Wobei ich das nicht wusste, dass er beim Dreh zu seiner Wasserleiche-Szene fast umgekommen ist. Das macht ihn zwar auch nicht wirklich glaubwürdiger als Unterwassersportler, aber immerhin zeigt es, was für ein harter Kerl Lee war und welche Risiken er bereit war für seine Kunst einzugehen. Und tatsächlich war mein launischer Verweis auf Lees überzeugende Darbietung als Wasserleiche vollkommen ernst gemeint, da ich die beiden diesbezüglichen Szenen wirklich sehr eindrucksvoll gespielt finde. Hut ab!

Casino Hille hat geschrieben: 30. Oktober 2024 17:31In der Hauptrolle des heldenhaften Piloten Don Gallagher wurde „Manche mögen‘s heiß“-Komiker Jack Lemmon besetzt; eine angesichts seiner Physis denkbar ungewöhnliche Wahl für einen Actionfilm.
(…)
Dass der untrainierte Mittfünfziger Lee als angeblicher Sporttaucher keinen Deut glaubwürdig ist, macht angesichts dessen, dass der Film parallel auch Jack Lemmon als harten Kerl verkaufen will, kaum einen Unterschied.
Hier würde ich dir insofern etwas widersprechen wollen, als dass ich Lemmons Figur nicht als Parade-Helden (was du natürlich auch nicht geschrieben hast) und schon gar nicht als harten Kerl verstehe. Gallagher nehme ich – gerade aufgrund Lemmons Spiel – als pflicht- und verantwortungsbewussten Typ wahr. So wie Lemmon ihn spielt, erscheint er mir eine andere Art Mensch zu sein als die Testosteron-Supermänner a la Lancaster, Kennedy oder Heston, die gemäß Filmlogik in Mitten der Misere erst ihr wahres, heldenhaftes Ich zum Vorschein bringen (nicht dass sie in ihren Filmen vor/nach der Misere nicht genau so selbstverständlich überlegen auftreten würden). Bei Lemmons Gallagher verstehe ich das hingegen als Pflichterfüllung. Der würde auch lieber was anderes machen, zB einfach sein Flugzeug fliegen. Aber da sonst niemand da ist, der den Job machen kann/will (außer erfahrenen Sporttauchern :D ) muss er halt ran. Und so gesehen ist Lemmon dann eigentlich auch sehr gut besetzt in der Rolle. Bei Hestons Murdoch habe ich eher den Eindruck, dass er geradezu aufblüht in der Katastrophe und am liebsten den ganzen Tag Flugzeuge und überforderte Stewardessen retten will.

Casino Hille hat geschrieben: 30. Oktober 2024 17:31 Für Zunder im Ensemble sorgen dann eben nur Christopher Lee und die aus „Shampoo“ bekannte Oscar-Preisträgerin Lee Grant als seine betrügerische Alkoholiker-Ehefrau. Grant hat sichtlich Spaß dabei, Gift und Galle in alle Richtungen zu spucken. Eine Szene, in der sie panisch unter Wasser die Flugzeugtür öffnen will, und dafür unsanft ins Land der Träume geboxt wird, soll bei Kinovorführungen frenetischen Applaus ausgelöst haben.
Ich mag Lee Grant sehr gerne (auch gerade in Shampoo) und sie ist perfekt besetzt für die giftige, saufende Kratzbürste. Ich frage mich den ganzen Film über eigentlich immer nur, was der arme Christopher Lee an ihr findet bzw. gefunden hat, sie behandelt ihn ja wirklich wie einen Fussabtreter, nur um sich dann in der Not wiederum wie ein Klammeräffchen an ihn zu ketten. Es gibt da diese wunderbare letzte Szene zwischen den beiden. Lee – bereits im Sporttaucher-Modus und -Dress – ist schon ganz entrückt aufgrund der anstehenden Aufgabe. Grant versucht ihn nochmals davon abzuhalten und jammert ihn erbarmungswürdig an, während Lee sie nicht mal anschaut und sein Blick die ganze Zeit starr nach links in Richtung Schleusse/Lemmon (beides außerhalb des Bildes) gerichtet ist. Also die beiden sind wirklich sehr gut als toxisches Pärchen, wobei sie viel mehr aus ihren ebenfalls recht oberflächlich gestrickten Rollen rausholen, als eigentlich drin ist.


Casino Hille hat geschrieben: 30. Oktober 2024 17:31Lee bleibt lange im Hintergrund, ehe sich seine unaufgeregte Figur als erfahrener Sporttaucher offenbart und Gallagher bei einem verzweifelten Rettungsplan helfen soll.
Was für eine Szene, was für eine Szene! Monumental, epochal! :D
Casino Hille hat geschrieben: 30. Oktober 2024 17:31Mit der Fluchtaktion im zweiten Teil nimmt das Spektakel aber merklich an Fahrt auf.
Interessant, für mich ist die erste Hälfte dann doch die Bessere, auch in Sachen Spannung. Ich finde, dass gerade die Vorbereitungen wie auch die Entführung mitsamt dem Absturz die beste Phase des Films ist. Die Rettungsaktion ist spektakulär, hat aber auch eine gewisse Langsamkeit und Langatmigkeit und ist diesbezüglich nicht unähnlich zu Jamesones filmischer Titanic-Bergung drei Jahre später.
Casino Hille hat geschrieben: 30. Oktober 2024 17:31Jack Lemmon äußerte mehrfach, er hätte es trotz seiner charismatischen Performance bereut, sich als Actionheld versucht zu haben.
Vermutlich das Burt-Lancaster-Syndrom. Dass das Mitwirken an einem Airport-Film die Stars im Nachhinein ist schon etwas bemerkenswert, da es da ja nun wahrlich wesentlich schlimmeres gibt, worin man hätte mitwirken können. Geschadet hat es Lemmon auch nicht, dessen Karriere auch danach konstant gut weiterlief. Allerdings würde ich zumindest festhalten, dass er im Gegensatz zu seinem langjährigen Weggefährten Walter Matthau tatsächlich nicht über die virile Ausstrahlung und Glaubwürdigkeit verfügte, einen Actionfilm/Thriller im Alleingang zu tragen. Das muss er beim Bermuda-Dreieck allerdings auch gar nicht, da zum einen er ja eine recht beträchtliche Anzahl an Co-Stars an seiner Seite hat und wie in jedem guten Katastrophenfilm sich das Desaster am Ende mindestens eine genauso große Hauptrolle einnimmt wie sein schauspielerischer Pendant.
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Re: Die "Airport"-Reihe: Über den Wolken ...

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Lemmon ist insofern eine logische Wahl, als dass er in das Casting-Schema der Reihe passt. Lancaster, Martin, Heston etc. hatten alle ihr ganz großen Zeiten schon hinter sich, waren aber eben sehr bekannte Namen. Damit hat man auf jeden Fall die ältere Generation ist Kino gezogen (bei der Jugend der Mittsiebziger waren die längst durch), wohingegen der zunehmende Spektakel-Gehalt auf die Jüngeren zielte.
Das wird ja heute auch noch gemacht, das man bei Großproduktionen im Cast versucht möglichst viele Generationen anzusprechen.

Zum Thema Actionheld. Ich hatte es ja im Review geschrieben (Captain Don Gallagher mag wie ein Zwergpinscher wirken, aber seine Taten sind die eines Bullterriers. Kaum aus der Betäubung erwacht verarztet er die gröbsten Notfälle, beruhigt Hysteriker(innen), analysiert sämtliche Schäden, stopft Lecks und taucht schließlich einmal rauf (fürs Notrufsignal) und wieder runter (für die Bergung), Lemmon ist eine interessante Wahl und auch ein - falls beabsichtigt - schöner Kniff, um das Schaubudenpersonal und das Rummelplatz-Spektakel wieder ein wenig zu erden. Aber am Ende verhält er sich dann halt doch wie Bond und dann war's das wieder mit der Erdung.

Lee ist eine witzige Figur, denn 5 Sekunden nachdem er sich als Sporttaucher "outet" knallt er gegen irgendwas und wird aussortiert, nur damit Pilotengranate Lemmon den Tag allein retten kann. Eine skurrile Szene und eine die bei uns für Heiterkeit gesorgt hat, was garantiert nicht beabsichtigt gewesen war.
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Re: Die "Airport"-Reihe: Über den Wolken ...

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vodkamartini hat geschrieben: 31. Oktober 2024 09:27 Lemmon ist insofern eine logische Wahl, als dass er in das Casting-Schema der Reihe passt. Lancaster, Martin, Heston etc. hatten alle ihr ganz großen Zeiten schon hinter sich, waren aber eben sehr bekannte Namen.
Nüchtern betrachtet mag das stimmen, aber die Herren waren während ihrer Airport-Auftritte allesamt noch sehr gut im Geschäft. Für Heston waren die 70er Jahre ja sogar sowas wie sein 2. Frühling und der war seit Mitte der 50er bis Ende der 70er ja nie wirklich weg vom Fenster gewesen, da er immer wieder Hits und Klassiker nachgeliefert hat (zb Planet der Affen nach seinen großen epischen Rollen oder die schnell zu Klassikern gewordenen dystopischen SciFictioner in den frühen 70ern, dann natürlich seine erfolgreichen Auftritte im Katastrophenfilm-Genre, insbesondere Erdbeben und Giganten am Himmel). Martin hatte kurz vor Airport noch recht großen Erfolg mit den Matt-Helm-Filmen. Für Lancaster gilt das gleiche wie bei Heston, auch er war (seinerzeit) schon lange im Geschäft, hat aber immer wieder Hits und Klassiker nachgelegt.

vodkamartini hat geschrieben: 31. Oktober 2024 09:27Aber am Ende verhält er sich dann halt doch wie Bond und dann war's das wieder mit der Erdung.
Ich sehe da tatsächlich keinerlei Parallelen zu Bond. Gallagher handelt pflichtbewusst und seine Taten sind mutig, aber jetzt auch nicht unmöglich. Hinzu kommt - auch wenn ich mich mittlerweile wie Papagei wiederhole :) - dass Lemmon sehr viele der Stunts selber macht und daher viel zur Glaubwürdigkeit der Aktionen seiner Figur beiträgt.
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Re: Die "Airport"-Reihe: Über den Wolken ...

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Ich bleibe dabei, was ich oben zu den Altatrs geschrieben hatte.
Heston war in den 70ern längst über den Zenit in Sachen Hollywood-Superstar, genauso wie Lancaster. Heston war der Mr. Katastrophenfilm (aber nur einer von vielen und die Hauptattraktion der Filme war immer das Spektakel gewesen, nicht das Personal), aber z.B. die von dir angesprochenen I am Omega und Soylent Green waren Flops und sind auch relativ schlecht gealtert (hab beide vor kurzen wieder gesichtet). Seine Glanzzeit war von Mitte 50er bis Ende 60er.
Zu Lancaster steht folgendes in Wiki und genauso würde ich das auch sehen: Wie die meisten Hollywood-Stars seiner Generation konnte Lancaster in den 1970er Jahren kaum noch an frühere Erfolge anknüpfen und musste jüngeren Schauspielern des New-Hollywood-Kinos Platz machen.

Bei Lemmon hatten wir ja schon mal die Klingen gekreuzt :), da bin ich ebenfalls anderer Meinung. Aber die Tollkühnheit seiner biederen Figur passt wunderbar ins Airport-Schema, mehr muss ich da nicht mehr schreiben. :)
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Re: Die "Airport"-Reihe: Über den Wolken ...

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vodkamartini hat geschrieben: 31. Oktober 2024 09:50 Ich bleibe dabei, was ich oben zu den Altatrs geschrieben hatte.
Heston war in den 70ern längst über den Zenit in Sachen Hollywood-Superstar (...) Heston war der Mr. Katastrophenfilm (aber nur einer von vielen und die Hauptattraktion der Filme war immer das Spektakel gewesen, nicht das Personal), aber z.B. die von dir angesprochenen I am Omega und Soylent Green waren Flops und sind auch relativ schlecht gealtert (hab beide vor kurzen wieder gesichtet). Seine Glanzzeit war von Mitte 50er bis Ende 60er.
Ich bleibe auch dabei. :) Omega und Soylent Green gelten als Klassiker des Genres, da spielt der Ertrag an der Kasse keine wirkliche Rolle. Wenn es nur nach dem Box Office Erfolg ginge, dann müsste das ja gerade für Erdbeben und Giganten sprechen, denn die waren ja große Kassenhits (und gelten ebenfalls als Genre-Klassiker). Das ist mir etwas zu einfach, den Erfolg einerseits dem Genre zuzurechnen und den Status von Filmen andererseits unter den Tisch fallen zu lassen wegen des fehlenden Kassenerfolges. Heston war in den 70ern immer noch ein Star, ja nicht mehr so groß wie in den 60ern, aber nichtsdestotrotz ein sich immer noch gut im Geschäft befindlicher Star. Das galt aber zB auch für einen Paul Newman. Der Unterschied zwischen den beiden ist eigentlich nur, dass Newman sich auch über die 70er hinaus gut im Geschäft halten konnte, während Heston danach weitgehend aus dem Rennen war.

vodkamartini hat geschrieben: 31. Oktober 2024 09:50 Zu Lancaster steht folgendes in Wiki und genauso würde ich das auch sehen: Wie die meisten Hollywood-Stars seiner Generation konnte Lancaster in den 1970er Jahren kaum noch an frühere Erfolge anknüpfen und musste jüngeren Schauspielern des New-Hollywood-Kinos Platz machen.
Genau das habe ich ja auch geschrieben. In den 1970ern, dazu gehört Airport aber wie ich finde nicht, auch wenn 1970 zu den 70ern zählt. Auch hier finde ich es etwas zu einfach zu argumentieren, dass Lancaster nicht mehr an seine früheren Erfolge anknüpfen konnte und gerade dann einen seiner grössten Erfolge (=Airport) aus der Gleichung zu nehmen. Danach bin ich bei dieser Einschätzung dabei, aber wie gesagt eben erst im Verlauf der 1970er.

Und zu Lemmon/Gallagher: wie gesagt, ich sehe da wirklich keine Parallelen zu Bond.
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Re: Die "Airport"-Reihe: Über den Wolken ...

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Es geht hier nicht ausschließlich um das Box Office. Obgleich der Erfolg definitiv etwas damit zu tun hat. Andererseits spricht man eher von Kult. Nein, das sind keine Klassiker. Die sind wie gesagt auch sehr schlecht gealtert. Das schreiben die immer nur auf die Bluray Veröffentlichungen drauf. Planet of the Apes ist einer, die anderen beiden sind relativ in Vergessenheit geraten. Sie sind ein Beleg für die erstaunliche Dystopie-Welle der Zeit und damit hoch interessant im Hinblick auf den Zeitgeist und Popkultur.

Ob Heston noch ein Star war, ist Begriffsklauberei, er hatte jedenfalls deutlich den Zenit überschritten, das ist kein Vergleich zu seinem Status in den 50ern und auch noch 60ern. Gut im Geschäft heißt nicht gleich Star.
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Re: Die "Airport"-Reihe: Über den Wolken ...

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Ich würde dagegen halten, dass Heston eben nicht bloss einer von vielen war, sondern DER "Mr. Katastrophenfilm" der 70er, genauso wie er DER "Mr. Filmepos" in den 60ern war. Wir können jetzt natürlich gerne darüber philosophieren, ob seine Karrierekurve nach 1968 etwas nach untern gezeigt hat. Das würde ich - rein kommerziell - sogar bestätigen. Aber er war nicht "weg vom Fenster" und hatte auch seine Starstatus nicht eingebüsst. Er war immer noch ein gefragter Hauptdarsteller - und die Erfolge im Katastrophenfilmgenre waren Resultat daraus. Hat er vom Genre profitiert? Sicher, aber das Genre eben auch von ihm, weil er als Typ da genauso perfekt reingepasst hat wie in die Epen ein Jahrzehnt davor. Wir sind hier wieder einmal gar nicht soweit voneinander weg. Ich sehe es eben nur insofern etwas anders, dass ich Hestons Karriere bis weit in die 70er hinein als gut laufend bezeichnen würde. Gerade wegen der Katastrophenfilme. Gerade weil er eben nicht nur einer von vielen war, sondern die eindeutige Identifikationsfigur dieses Genre.

Davon ab nehmen wir offenbar die Airport-Filme wie auch das Katastrophenfilm-Genre etwas anders wahr. Für dich ist es - wenn ich deine Ausführungen richtig verstehe - in erster Linie Unterhaltungskino, bei dem ein Grossteil des Spasses für dich auch aus der unfreiwilligen Komik und dem Camp-Faktor resultiert. Das ist absolut ok und ich wäre der letzte, der dem Genre (zwar nicht allen Filmen, aber doch einer ganzen Reihe) diese Faktoren in Abrede sprechen würde (also nicht den Unterhaltungsfaktor, sondern die unfreiwillig komischen Elemente). Dennoch sehe ich in diesem Genre etwas mehr und halte es durchaus für einen wichtigen Beitrag zur Filmkultur der 1970er Jahre. Und ich benutze hier bewusst das Wort Kultur, da ich schon finde, dass das Genre mehr zu bieten hat, also nur alberne, sensationslüsterne Unterhaltung. Ehrlich gesagt sehe ich da konzeptionell keinen besonders großen Unterschied zu den Bondfilmen. Und wie wir wissen, sind diese zuweilen ebenfalls Ziel von Spott (wir haben hier im Forum ja bekanntlich auch so einen Spezi an Bord). Das greift aber wie ich finde zu kurz, weil es das Wesen und die Essenz der Filme nicht wirklich beschreibt.
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Re: Die "Airport"-Reihe: Über den Wolken ...

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AnatolGogol hat geschrieben: 31. Oktober 2024 09:08 Sehr schöner Text! Zunächst mal möchte ich dir danken, dass du deinen Text quasi dem guten Chris Lee gewidmet hast.
Danke, hab die Texte von euch beiden auch genossen! :) Für Christopher Lee habe ich einfach ein großes Herz und er stiehlt in so vielen Filmen selbst in kleinen Nebenrollen die Show - und beim dritten "Airport" ist das, finde ich, auch so.
AnatolGogol hat geschrieben: 31. Oktober 2024 09:08 Überhaupt hätte die Masche „vollmundiges Auftreten, eher überschaubare praktische Ausführung“ sogar ganz gut klappen können, wenn man statt Lee hier einen jungen, sportlichen Typ für die Szene an Lemmons Seite gestellt hätte. Da wäre es dann tatsächlich überraschend gewesen, wenn gerade der gleich drauf geht und Lemmon mehr oder weniger aus der Not heraus hätte agieren müssen (quasi so eine Art "Wir-killen-Janet Leigh-früh"-Psycho-Effekt). Aber mit Lee als Sporttaucher ist es halt dann wirklich unfreiwillig komisch.
Meine Freundin hat das beim Mitgucken auch gesagt! Hätten sie da einen jungen virilen Typen neben Lemmon gestellt, hätte die Szene einen viel stärkeren Effekt gehabt und dann wäre der sofortige Trottel-Tod des Sporttauchers auch eher dramatisch als unfreiwillig komisch ausgefallen. Andersrum: Wir haben auf dem Sofa so dermaßen über sein dusseliges Ableben gelacht, dass ich die Szene auf keinen Fall in ihrer jetzigen Form missen möchte. Es trägt einfach immens zum Unterhaltungswert bei.
AnatolGogol hat geschrieben: 31. Oktober 2024 09:08 Das macht ihn zwar auch nicht wirklich glaubwürdiger als Unterwassersportler, aber immerhin zeigt es, was für ein harter Kerl Lee war und welche Risiken er bereit war für seine Kunst einzugehen. Und tatsächlich war mein launischer Verweis auf Lees überzeugende Darbietung als Wasserleiche vollkommen ernst gemeint, da ich die beiden diesbezüglichen Szenen wirklich sehr eindrucksvoll gespielt finde.
Ich bin da komplett bei dir. Lee war nicht nur ein Tausendsassa; sein Einsatz beschert dem Bermuda-Ausflug auch seine beste Szene. Als der tote Lee da am Fenster vorbeitreibt und die eh schon hysterische Lee Grant dadurch völlig über die Kante geschossen wird, war das genau der Moment, an dem meine Mitgucker aufhörten, über sein Ableben zu lachen. Das funktioniert richtig gut und ist wirklich toll gespielt. Es ist eigentlich nur schade, dass Lee und Grant im Film so wenige gemeinsame Szenen haben, da sie ihr dysfunktionales Ehepaar sehr gekonnt verkörpern und ihre Figuren am ehesten so wirklich "menscheln", was ansonsten in Airport Teil 3 leider zu wenig durchkommt - gerade im Vergleich zu den stärkeren Vorgängern.
AnatolGogol hat geschrieben: 31. Oktober 2024 09:08 Ich frage mich den ganzen Film über eigentlich immer nur, was der arme Christopher Lee an ihr findet bzw. gefunden hat
Manch einer ist nun mal der eher devote Typ ... :mrgreen:

Spaß beiseite: So abwegig finde ich das gar nicht. Solche kaputten Verhältnisse sind ja selten von Anfang an so aufgestellt, sondern pendeln sich irgendwann in dieser Angifterei ein. So oder so: Zu Grant passt dieses Miststück einfach herrlich. Und ja, in "Shampoo" mag ich sie auch sehr. Das wäre doch mal ein Film für eine schön restaurierte Heimkino-Neuauflage!
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

AIRPORT 2025 - Giganten im Marathon Teil IV

89
Dann ist es denke ich Zeit auch offiziell die letzte Etappe unserer launigen Flug-Rundreise einzuläuten:

AIRPORT 2025 - Giganten im Marathon

"Ein weißer Super-Vogel bereit zum Start. Tod und Vernichtung lauern in den Wolken. Noch nie wurden in einem Film Bilder wie diese gezeigt!"

Teil IV: The Concorde...Airport '79 aka Airport '80 - Die Concorde (1979)

"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

“Du meinst das würde gehen?” „Ja, das ist ewiges Eis!“

90
Airport ‘80 – Die Concorde (1979) - David Lowell Rich

Dann und wann kommt mal ein Film daher, der die Gesetzmäßigkeiten von Wahrscheinlichkeit und Logik zu durchbrechen weiß. Der im Jahre 1979 unter den herrlich enigmatischen Titeln „The Concorde…Airport ‘79“ bzw. „Airport ’80 – Die Concorde” veröffentlichte vierte Teil der Airport-Reihe kann hier durchaus dazu gezählt werden – nicht zuletzt weil die Ausgangsbedingungen für ein weiteres Reihen-Highlight alles andere als günstig waren. Der direkte Vorgänger Airport ’77 hatte zwar nicht mehr das ganz große Einspielergebnis einfahren können, erwies sich aber immer noch als veritabler Erfolg. Gleichwohl mehrten sich die Anzeichen, dass die Tage des Katastrophenfilm-Genres gezählt waren. So hatte Produzent Irwin Allen, den man mit Fug und Recht als einen der geistigen Väter des Genres bezeichnen kann (gehen doch mit The Poseidon Adventure und Towering Inferno zwei der Genre-Ikonen auf seine Kappe), mit The Swarm und Beyond The Poseidon Adventure gleich zweimal ordentlich daneben gelangt. Es war offensichtlich, dass die Gunst des Publikums in den späten 70ern eher in Richtung Sternenkriege und unheimlichen Begegnungen ging statt an ein weiteres mehr oder weniger repitatives filmisches Desaster. Universal ging dennoch das Risiko eines weiteren Airport-Spektakels ein – eigentlich auch kein Wunder, zählten die Vorgänger im abgelaufenen Jahrzehnt doch allesamt zu den profitabelsten Filmen des Studios. Grund genug also allen Anzeichen zum Trotz an der bewährten Marschrichtung der Filme festzuhalten.

Und Airport ‘79/‘80 entpuppt sich dann auch als typischer Vertreter der so beliebten Luftfahrer-Saga. Hatte der direkte Vorgänger noch weitgehend auf augenzwinkernden Humor und überlebensgroße Heldenfiguren verzichtet, so wendet sich die Concorde diesen vor allen in den Giganten aufs Prächtigste zelebrierten typischen Serientrademarks wieder mit offenen Armen zu. In vielen Dingen wirkt die Concorde fast schon wie eine Verneigung vor den Giganten, finden sich doch viele kleine wie größere Elemente in beiden Filmen. So ist die hier aufgefahrene Parade an Freaks und Exzentriker kaum kleiner als im Vor-Vorgänger und entsprechend hoch ist der augenzwinkernde Faktor. Figürliche Kuriositäten wie der dauerbekiffte schwarze Klischee-Jazzer oder die wunderbare Madame Pipi, die sich auch in den unpassendsten Momenten vom Gang aufs stille Örtchen partout nicht abbringen lässt, sorgen entsprechend für ausgelassene Heiterkeit und ein durchgängig hohes humoristisches Niveau. Aber auch darüber hinaus finden sich Dinge, die fast schon als liebevolle Hommage durchgehen. Etwa wenn die Pilotencrew hemmungslos einen sexistischen Herrenwitz nach dem anderen zum Besten gibt und die weibliche Belegschaft ihres Flugzeuges oft genug wie Freiwild behandelt. Ebenfalls nicht fehlen darf natürlich die besorgte Mutter, bei der die Uhr erbarmungslos tickt, damit das Spenderherz für ihren kleinen Sohn an Bord der Concorde noch rechtzeitig nach Paris geflogen wird. Eine Nonne singt dieses Mal zwar nicht, aber auch so könnte der Verweis auf das arme, kranke, unschuldige, junge Mädchen aus den Giganten kaum größer sein. Die vermutlich schönste filmische Verneigung vor den Giganten ist aber die Szene, in welcher der von Robert Wagner formidabel gespielte Oberschurke seine für ihn zum Problem gewordene Journalisten-Freundin Susan Blakely verabschiedet. Die Kamera folgt den beiden durch den Flughafen-Terminal bis zum Shuttle, während Blakely mit dem Shuttle davonfährt beobachtet Wagner sie durch die Scheibe des Terminals: eine herrliche Umkehrung der Anfangsszene zwischen Heston und Black in den Giganten.

Auch die Testosteron-Supermänner werden in der Concorde wieder aufgefahren. Nirgends wird dies deutlicher als mit der Rückkehr von Airport-Legende Joe Patroni. George Kennedy ist hier wieder voll in seinem Element und drückt entsprechend heftig auf die darstellerische Tube. Nie war seine Rolle innerhalb der Serie größer, nie war sein Auftreten hemdsärmeliger, nie waren seine Taten so außergewöhnlich. Es macht einfach Spass dem Airport-Platzhirsch bei seinem aufgeplusterten Auftritt zuzuschauen und vor allem gibt es dem Film den angesichts der dieses Mal wirklich überlebensgroßen Herausforderungen zwingend benötigten überlebensgroßen Hauptdarsteller. Was ebenfalls enorm hilft ist die fabelhafte Chemie zwischen Kennedy und seinem Hauptdarsteller-Kollegen, keinem anderen als der französischen Leinwand-Ikone Alain Delon. Beide übertrumpfen sich dabei in Sachen breitbeinigem Macho-Schauspiel gegenseitig und harmonieren ganz wunderbar. Überhaupt ist Delon eine interessante Wahl, da er zwar kraft seiner Handlungen und seines Auftretens kaum weniger markig daherkommt als die Kollegen Lancaster, Martin und Heston, aber seiner Figur dennoch auch eine fast schon melancholische Note als Alleinstellungsmerkmal mit auf den Weg gibt. Und wie gesagt: das übertrieben-laute Macho-Gehabe der beiden Hauptdarsteller ist perfekt abgestimmt zum ebenfalls reichlich übertriebenen Plot des Films.

Denn dieses Mal geht es nicht mehr um eine einfache Flugkatastrophe oder eine Flugzeug-Entführung, bei der Concorde steht eine die nationale Sicherheit bedrohende Superschurkerei im Zentrum. Eine Journalistin kommt den dunklen Machenschaften ihres Geliebten, dem Chef eines Waffenkonzerns, auf die Schliche und soll um mundtot gemacht zu werden an Bord der Concorde vom Himmel gepustet werden. Da das natürlich nicht auf Anhieb klappt werden die diesbezüglichen Bemühungen immer ausgefallener und das Flugzeug bekommt es so mit automatisierten Raketendrohnen, wildgewordenen Phantom-Jägern und einer sich auf perfide Art und Weise automatisch öffnenden Gepäckluke zu tun. Spektakel ist also garantiert und spätestens wenn Patroni mit einer Leucht-Pistole bei geöffnetem Kanzelfenster Jagd auf die schwarze Killerdrohne macht oder Delon mit der Concorde zum Looping ansetzt werden die Grenzen der Realität endgültig durchbrochen. Das macht aber nichts, da dies alles im Konzept des Films fest eingeplant ist. Denn eines ist offensichtlich: nie war die Airport-Reihe so nah an den seinerzeit ähnlich überlebensgroß agierenden James-Bond-Filmen wie hier.

Dazu passt, dass der Film sich nicht mehr wirklich um eine Flugkatastrophe dreht, sondern diese im Rahmen des großangelegten Schurkenplots nur noch als Action- und Spektakelszenen dienen. Zudem bekommen wir mit Robert Wagner eine Schurkenfigur, die so auch problemlos in einem Bondfilm funktionieren würde. Ausgestattet mit einem fürs weibliche Geschlecht äußerst gefährlichen Charme und völliger Skrupellosigkeit weiß er als dunkles Zentrum des Films auf ganzer Linie zu überzeugen. Das geht sogar so weit, dass obwohl der Zuschauer bereits frühzeitig über Wagners Schurken-Status im Bilde ist, er mit seinem Charme gegenüber Susan Blakelys Journalistin beim Zuschauer sogar so etwas wie Mitgefühl zu erzeugen weiss, da die Beziehung der beiden zum Scheitern verurteilt ist (weil es sie dummerweise aus dem Weg räumen muss). Hier setzt der Film wirklich neue Akzente in der Reihe: eine überzeugende Rahmenhandlung, einen echten Schurken und immer wieder das Genre gekonnt aufbrechende und auflockernde Szenen wie etwa der fast schon Hitchcocksche erste Mordanschlag auf Blakely, der auf dem gläsernen Dach eines Penthouse-Wintergartens endet oder die stark aufgebaute und spannungsgeladene Verfolgungsjagd auf den gedungenen Concorde-Mechaniker quer über den Pariser Flughafen.

Ebenfalls eine willkommene Variation ist die mehrgeteilte dramaturgische Struktur des Films. So wird mitten im Film und direkt im Anschluss an die temporeichen Actionszenen rund um die Concorde-Attacken mit den Szenen in Paris eine kontrastreiche Zäsur eingefügt, durch die Film und Zuschauern etwas Ruhe gegönnt wird. Dieser für die Serie ungewöhnliche dynamische Wechsel wird noch durch die hohe atmosphärische Dichte der Paris-Szenen verstärkt: selten war eine Kulisse effektiver und atmosphärischer als das verregnete Pariser Gässchen mit dem malerischen kleinen Restaurant, in welches es die Piloten samt weiblichem Anhang verschlägt. Weitere Superlative innerhalb der Reihe verdient sich die Concorde redlich in Bezug auf Tempo und Actiongehalt, in Bezug auf letzteres übertrumpft der Film sogar noch den ebenfalls sehr actionlastigen direkten Vorgänger.

Waren die Figuren im Bermuda-Dreieck zu oberflächlichen Pappkameraden verkommen, so gibt es auch auf diesem Gebiet bei der Concorde eine erhebliche Verbesserung. Natürlich sind auch hier nicht alle figürlichen Plots tief beleuchtet, aber dennoch gelingt dem Film hier eine sehr effektive Charakterzeichnung. Exemplarisch seien die Subplots um die Liebelei zwischen der russischen Turnerin und dem amerikanischen Journalisten oder die liebevolle Beziehung zwischen dem russischen Trainer und seiner taubstummen kleinen Tochter genannt, die während des Films inhaltlich immer wieder aufgegriffen werden. Ok, es gibt auch hier Subplots, die im Nirgendwo versumpfen (etwa Eddie Alberts Fluglinien-Boss, der eigentlich nur im Film ist, damit Patroni einen dreckigen Witz über sein sonnenverbranntes Hinterteil machen darf. Und natürlich, damit die wie immer bezaubernde Sybil Danning als seine Ehefrau mitspielen darf), aber in Summe funktioniert das figürlich deutlich besser als im Vorgänger. Und das nicht zuletzt in Bezug auf die Subplots der beiden Hauptdarsteller. Auch hier besinnt sich die Concorde wieder auf die Marschrichtung der beiden Serien-Erstlinge, da wiederum das Liebesleben der beiden Piloten thematisiert wird (und zwar wirklich thematisiert und nicht wie im Vorgänger nur angerissen). Patroni pendelt dabei irgendwo zwischen Trauer (über den Tod von Ehefrau #2) und Freude (über eine neue – vermeintliche - Beziehung) hin und her, wobei Kennedy gerade in den Szenen in Paris seiner Figur eine schöne Portion Tiefe gibt (die man nach all dem großmäuligen Auftreten zuvor nicht unbedingt erwarten würde). Ebenfalls gelungen ist das Beziehungs-Hin-und-Her zwischen Delons Kapitän und der von Emmanuelle-Superstar Sylvia Kristel hinreissend gespielten Chef-Stewardess. Vor allem durch die tolle Chemie der beiden Stars wird hier aus einer Klischee-Liebelei (er hat sie verlassen und verletzt, jetzt will er sie doch zurück…) viel mehr rausgeholt, als eigentlich drin ist. Denn wenn die Concorde eines beweist, dann dass Stars ihr Geld eben durchaus wert sind.

Dem finalen und immerhin schon vierten Airport-Teil gelingt das Kunststück die Serie auf diversen Gebieten entweder zu bereichern oder gar zu toppen. Und toppen ist genau das Stichwort: der Film bekennt sich jederzeit zu seinem over-the-top-Ansatz und liegt damit zu 100% richtig. Mit diversen Berührungspunkten zu den James-Bond-Filmen ist die Concorde sowas wie das fliegende Pendant zum im gleichen Jahr veröffentlichten Moonraker. Hier wie dort stehen Spektakel und Spass im Vordergrund, beide Filme agieren diesbezüglich mit offenem Visier und wollen nie etwas anderes sein. Auch handwerklich geht der Film mit dem höchsten Serien-Budget absolut in Ordnung, wenngleich diverse Tricksequenzen rund um die attackierte Concorde heutzutage etwas antiquiert wirken (wobei man klar festhalten muss, dass das seinerzeit auch andere Filme nicht wesentlich besser hinbekamen, zB Das Imperium schlägt zurück, Firefox oder Sag niemals nie. Bei Tag spielende Flugszenen waren und sind eben die Königsdisziplin in Sachen Tricktechnik). Dafür sehen die Modellshots bis heute sehr gut aus (etwa die Landung in Paris). Musikalisch holt der Film ebenfalls zum großen Schlag aus und hat mit dem temporeichen Soundtrack von Lalo Schifrin einen echten Aktivposten an Bord. Und nicht zuletzt erweist sich auch die Wahl des dritten Hauptdarstellers als goldrichtiger Griff: die Rede ist natürlich von der Concorde selber, die eine ähnliche Faszination auszuüben versteht wie kurz zuvor das seinerzeit ebenfalls noch nagelneue World Trade Center in Dino De Laurentiis King Kong Wiederbelebung. Diese Faszination mag heute mit über 40 Jahren Abstand nicht mehr ganz so stark wirken, damals war der französische Superflieger aber eine absolute Weltsensation uns als solche kommt er auch im vierten Airport erstklassig zur Geltung.
Wertung: 8,5 / 10
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"