Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

1833
Casino Hille hat geschrieben: 12. Oktober 2024 21:55 Aber das hat doch recht wenig damit zu tun, ob man Broccolis Aussage einer Neuerfindung Bonds nun verständlich oder unverständlich findet. Für mich ist das eigentlich nur die übliche hohle Phrase.
War auch etwas übertrieben von ihr gesagt. Neu erfunden hat sich Bond tatsächlich nie. Nur dem Zeitgeist angepasst. Und (neben der gewollten Produktion von anderen Kinofilmen abseits von Bond) ist vielleicht auch die Frage, ob man den aktuellen, etwas woken Zeitgeist abwarten möchte, oder ob man die Ausrichtung für diesen noch finden muss. Dies ist aber auch wieder eine Frage, über die man nur spekulieren kann und nie definitiv beantwortet werden wird.
Casino Hille hat geschrieben: 12. Oktober 2024 21:55 …Für viele ist Fansein etwas sehr leidenschaftliches und da kann ich total verstehen, wenn das für manche hier mit einer höheren Emotionalität verbunden ist…
Das geht glaube jedem so. Ist doch auch bei mir nichts anderes. Jedoch bin ich hier auch langsam auf danielcc‘s Seite. Sich jede Woche darüber zu erzürnen, dass es schon wieder keine neuen Infos gibt, bringt doch nichts… Aber wenn es bei der Verarbeitung hilft, gerne. Aus diesem Thread werde ich mich jedenfalls wieder raushalten, bis es etwas offizielles gibt.
Michael3390 hat geschrieben: 12. Oktober 2024 23:18 Ich bin nur noch minimal auf den 17 November gespannt. Ich kann mir einfach nicht ganz vorstellen, dass nicht eine Kleinigkeit über die Zukunft gesprochen wird.
Ich glaube kaum, dass wir hier etwas Neues erfahren. Wahrscheinlich wieder nur in die Richtung „Wir widmen uns erstmal anderen Projekten“, „Wir machen uns noch Gedanken“, o.ä.
"Are you looking for shells?"
"No, I'm just looking."

Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

1834
Patrice hat geschrieben: 12. Oktober 2024 23:40
Casino Hille hat geschrieben: 12. Oktober 2024 21:55 Aber das hat doch recht wenig damit zu tun, ob man Broccolis Aussage einer Neuerfindung Bonds nun verständlich oder unverständlich findet. Für mich ist das eigentlich nur die übliche hohle Phrase.
War auch etwas übertrieben von ihr gesagt. Neu erfunden hat sich Bond tatsächlich nie. Nur dem Zeitgeist angepasst. Und (neben der gewollten Produktion von anderen Kinofilmen abseits von Bond) ist vielleicht auch die Frage, ob man den aktuellen, etwas woken Zeitgeist abwarten möchte, oder ob man die Ausrichtung für diesen noch finden muss.
Nimmst du denn aktuell einen woken Zeitgeist wahr, der es künftigen Bond-Produkten schwermachen könnte? Klingt die Welle nicht längst wieder ab? 2022 waren die beiden größten Hits im Kino "Top Gun: Maverick" und "Avatar: The Way of Water" - also ein Film über das heroische Militär und ein Epos, in dem das klassische konventionelle Familienbild komplett im Mittelpunkt steht. Als erfolgreichster Film dieses Jahres wird der ziemlich brutale und politisch unkorrekte "Deadpool & Wolverine" eingehen - ein Film, der in einer Tour jeden verkappten Homo-Witz macht, der sich in der Laufzeit unterbringen ließ ...

Ich erkenne ehrlich gesagt zwar auch an, dass man im liberalen Hollywood seit ein paar Jahren auf bestimmte Dinge mehr Acht gibt, um die Woke-Subkultur im Post-MeToo-Zeitalter einzufangen, aber ich sehe tatsächlich gar nicht, dass dieser Zeitgeist für Bond auch nur ansatzweise ein Problem sein könnte. Erst recht, da er eben längst nicht so vorherrschend ist, wie uns die selbstgerechten Schreihälse auf Social Media gerne weismachen wollen.
Patrice hat geschrieben: 12. Oktober 2024 23:40 Jedoch bin ich hier auch langsam auf danielcc‘s Seite. Sich jede Woche darüber zu erzürnen, dass es schon wieder keine neuen Infos gibt, bringt doch nichts…
Aber es erzürnt sich niemand. Ich lese hier eigentlich meist nur Enttäuschung über den Umstand, und wenn man das hin und wieder unter Gleichgesinnten verkündet ... ach, ich finds nicht so schlimm. Da Broccoli und Wilson von diesem Forum nichts wissen und kein Deutsch können, kriegen sie es auch nicht groß mit, also werden keine Gefühle verletzt.

Es gibt halt fairerweise momentan ansonsten auch nicht allzu viel zu posten, weil halt faktisch nix los ist an der Bond-Front. :)
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Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

1835
vodkamartini hat geschrieben: 12. Oktober 2024 23:33 Stars ziehen niemanden mehr ins Kino.
Richtig erkannt.

Es gibt auch seit mindestens 20 Jahren keine richtigen Filmstars mehr. Also Schauspieler, die eine so starke Strahlkraft haben, dass ein Film allein aufgrund ihrer Mitwirkung zum Hit wird.

Das gab es bis in die 90er hinein.

Auch, die Schauspieler, die in den 90ern diese Wirkung noch hatten, haben sie nicht mehr. Beispiel: Tom.Hanks, Julia Roberts etc. / Die konnten in unterschiedlichsten Genres auftreten. Die Filme wurden ein Erfolg.
Heute gibt es Stars, die nur mit einer bestimmten Rolle funktionieren. Da wird nicht auf den neuen Hugh Jackman-Film hingefiebert, sondern nur auf den nächsten Wolverine-Auftritt.

Das ist für Bond aber kein Problem, da Bond ja immer größer war als der Schauspieler, der ihn spielte.

Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

1836
Das mit dem "Neu erfilden" wird total überbewerter. Ich verstehe das nur als "wie haben noch keine Ahnung, welche Ausrichtung Bond 26 bekommt". Also in Richtung ob wir wieder inen bodenständigeren Ansatz (→ CR), einen over the Top-Spektakel (→ MR) bekommen. Mehr muss man dem nicht beimessen. Also wie Hille das schon geschrieben hat. Eine totale Veränderung und Abvkehr von allem, wie wir Bond bisher kannte oder ähnliches erwarte ich nicht.

Wann Bond 26 nun ins Kino kommt, dem sehe ich ganz entspannt entgegen. Schon drei Jahre sind vergangen? Genau so viel wie zwischen SF und SP? Da fand ich die Corona-bedingte Wartezeit auf NTTD viel schlimmer. Und das war gerade mal die Hälfte der Zeitraums, der seit NTTD vergangen ist. Daran dass es einen Bond 26 geben wird, habe ich absolut keine Zweifel und das ist das wichtigste, der Rest ist für mich zweitrangig.

Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

1838
Zum woken Zeitgeist und dessen Einfluss auf Bond: die Craigfilme entscheiden sich in allen diesbezüglich relevanten Bereichen fundamental von dem was noch bei Brosnan an der Tagesordnung war. Von Comnery oder Moore wollen wir gar nicht reden.

Wie er mit Frauen umgeht, was er an Sprüchen bringt, wie Bösewichte dargestellt werden bzw wer Bösewichte sind...

Ich fand das alles immer noch charmant gemacht und wenig störend aber einen "woken" Einfluss abzustreiten wäre absurd
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

1839
danielcc hat geschrieben: 13. Oktober 2024 14:34 Zum woken Zeitgeist und dessen Einfluss auf Bond: die Craigfilme entscheiden sich in allen diesbezüglich relevanten Bereichen fundamental von dem was noch bei Brosnan an der Tagesordnung war. Von Comnery oder Moore wollen wir gar nicht reden.

Wie er mit Frauen umgeht, was er an Sprüchen bringt, wie Bösewichte dargestellt werden bzw wer Bösewichte sind...
Das siehst denke ich nur du so. Ich sehe bei Craig einen Bond, der in CR, QOS, SF und SP jeweils eine Frau nur vögelt und benutzt, weil er sie braucht, und sie quasi sofort wegwirft, sobald sie irrelevant für ihn ist. Mehrfach verantwortet er dabei sogar den Tod der jeweiligen Frau. Das gilt für Solange, Fields und Severine, eingeschränkt (ohne den Tod) auch für Lucia. Ich höre Sprüche wie "Schade um den guten Scotch" (als Kommentar zur Ermordung einer ehemals Sexsklavin), die man zu Moore- und Brosnan-Zeiten nie gemacht hätte. Alles in allem nehme ich den Craig-Bond sexistischer wahr als seinen Vorgänger.

Dass der Craig-Bond emotionaler ist, sich häufiger verliebt, ist wohl kaum ein Zugeständnis an einen woken Zeitgeist, sondern eher eine logische Konsequenz aus dem Versuch einer Vermenschlichung des Charakters.
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Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

1842
Ich kann es nicht aber chatGPT kann :-)

Stärkere Frauenfiguren: Figuren wie Vesper Lynd („Casino Royale“) oder Madeleine Swann („Spectre“, „No Time To Die“) werden als mehrdimensional und stark dargestellt. Sie sind nicht nur „Bond-Girls“, sondern haben tiefere narrative Funktionen und zeigen emotionale und moralische Komplexität.

M als Frau: Judi Dench als M (Chefin des MI6) in den ersten drei Craig-Filmen setzt die Tradition fort, Frauen in mächtigen, einflussreichen Positionen zu zeigen. Ihre Darstellung von M wird oft als respektiert und maßgeblich für Bonds Entwicklung dargestellt.

Bond zeigt emotionale Verletzlichkeit: Daniel Craigs Bond zeigt im Gegensatz zu früheren Inkarnationen eine emotional verletzlichere Seite. Seine Liebesbeziehung zu Vesper Lynd und der Verlust, den er erlebt, zeigt eine tiefere menschliche Seite, die weniger mit der klassischen, emotional distanzierten Darstellung der Figur übereinstimmt.

Hinterfragen der Institutionen: In „Skyfall“ und „No Time To Die“ wird der MI6 und die Spionage als Institution hinterfragt. Es wird kritischer betrachtet, ob die altmodischen Geheimdienstmethoden in der modernen Welt noch angemessen sind.

Q als schwule Figur: In „No Time To Die“ gibt es eine dezente Andeutung, dass Q, gespielt von Ben Whishaw, homosexuell ist, als er erwähnt, dass er auf ein Date mit einem Mann wartet.

Diversität bei der Besetzung: In „No Time To Die“ übernimmt Lashana Lynch die Rolle der neuen 007, während Bond in Rente ist. Sie ist eine schwarze, weibliche MI6-Agentin, die Bonds berühmte Nummer trägt, was von einigen als „woke“ wahrgenommen wurde.

Bond als gebrochener Held: Craig's Bond ist weitaus weniger glamourös und unbesiegbar als seine Vorgänger. Seine Fehler, moralischen Konflikte und sein gebrochenes Wesen spiegeln eine modernere, selbstkritischere Heldenfigur wider.

Explizite Kritik am Kolonialismus: In „Skyfall“ gibt es eine Szene, in der Silva (der Bösewicht) eine Insel beschreibt, die von den Briten verlassen wurde. Das lässt sich als Kommentar auf den Rückgang des britischen Empire und die Nachwirkungen des Kolonialismus interpretieren.

Frauenfeindlichkeit wird angesprochen: In „Skyfall“ gibt es einen kurzen Moment, in dem Bond von M für seine chauvinistische Haltung gerügt wird. Das reflektiert eine kritische Auseinandersetzung mit der frauenfeindlichen Tradition der Bond-Filme.

Rückgang von sexueller Objektivierung: Obwohl es immer noch Bond-Girls gibt, hat sich der Umgang mit ihnen verändert. Frauenfiguren wie Madeleine Swann oder Sévérine in „Skyfall“ sind komplexere Charaktere, und die Kamera objektiviert sie weniger im Vergleich zu den früheren Filmen.

Antihelden-Thema: Bonds Rolle als Antiheld, der oft moralisch fragwürdige Entscheidungen trifft und persönlich zerrissen ist, hebt ihn von den glattpolierten Helden früherer Bond-Generationen ab. Diese Entwicklung passt in die zeitgenössische Darstellung komplexer und fehlerhafter Hauptfiguren.

Umweltbewusstsein: In „Quantum of Solace“ spielt der Bösewicht Dominic Greene einen Umweltschützer, der Wasserreserven kontrollieren möchte, was auf die globalen Sorgen um Umwelt und Klimawandel anspielt.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

1843
Dazu kann man Fleming selbst zitieren:

"I didn't intend for him to be a particularly likeable person. James Bond is a healthy, violent, noncerebral man in his middle-thirties, and a creature of his era. I wouldn't say he's particularly typical of our times, but he's certainly of the times."

Dass Bond auch Anti-Held ist, ist keine Erfindung der Craig-Ära.

Dass Severine besonders komplex ist wie ChatGPT behauptet, sehe ich nicht. Ja, sie hat ne Backstory. Aber das schert Bond ja in keinster Weise.
Und dass die Kamera sie weniger objektiviert, sehe ich auch nicht. Hier ein Beispiel:

https://images-wixmp-ed30a86b8c4ca88777 ... oxs9tJMqHE

Ja, die Filme spiegeln immer ein bisschen den aktuellen Zeitgeist wieder.
Aber Bond selbst bleibt in einem Rahmen, den man zwar in die ein oder andere Richtung stärker dehnen kann. Aber auch Craigs Bond hat keine komplett anderen Charaktereigenschaften als die Vorgänger hatten. Auch Connerys Bond wird angeschossen und blutet, auch Lazenbys Bond will den Dienst quittieren und zeigt Trauer. Selbst bei Moore gibt es Szenen, in denen Bond Emotionen zeigt. Alles nicht so ausgeprägt wie bei Craig - aber es war alles schon da.

Zum Thema "stärkere Frauenfiguren":
Ja, auch Vesper hat einen dreidimensionalen Charakter. Aber auch sie ist ist ein Spielball von Männern und am Ende eine Damsel in Distress, die kein Happy End erlebt. Da war Elektra King (zwar durch Erklärung des Stockholm-Syndroms) in dieser Hinsicht ein stärkerer Charakter.

Ja, es gibt auf den ersten Blick Unterschiede zu früher. Aber wenn man genau hinsieht, sind diese gar nicht so groß wie sie manchmal wahrgenommen werden.

Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

1844
Deswegen wollte ich die Diskussion nicht fortführen. Man wird immer einige Gegenbeispiele aus der Pre-Craig Ära finden, und man wird auch Einwände gegen die Beispiele aus der Craig Ära finden. Aber dieSumme der Beispiele spricht eine klare Sprache. Ich sage ja auch nicht, dass es schlimm ist, aber es ist ein Wandel erkennbar.

Man schaue sich nur mal an, was zwischen Bond und den beiden - in jedem anderen Bondfilm als typische Sex-Beute für Bond gezeigten - Frauen in NTTD passiert:
- Nomi zieht ihn wie ein Hündchen hinter sich her in sein Schlafzimmer bevor sie ihm einen Korb in Form von "es geht hier nur ums Business" gibt
- Bei Paloma holt er sich erst einen Korb, bevor er sie sogar bittet sich abzuwenden während er sich umzieht

Man muss natürlich auch sagen, dass "wokeness" erst in den 2010er so wirklich aufgekommen ist, und metoo auch erst 2017. Wir haben es also in der Craig Ära mit sich verstärkenden zwei Strömungen zu tun: Einem generellen Wandel der Gesellshaft, und dann der speziellen Strömung von metoo und wokeness
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Re: Die Zukunft des James Bond Franchises

1845
Also wer überall Wokeness sehen will, der tut es auch. Aber ernsthaft zu behaupten, sowas hätte auf Bond in der Craig-Ära einen großen Einfluss gehabt, ist für mich mittelgradig absurd. Der Umgang mit Figuren wie Fields und Severine ist für Filme aus den 2000ern regelrecht antiquiert und das lässt sich auch kaum abstreiten. Dass Bond in NTTD mit Paloma und Nomi nicht schläft, hängt wohl vor allem mit Madeleine zusammen, denn wenn man abkaufen soll, Bond würde sie nach fünf Jahren immer noch lieben, sollte er vorher nicht durch die Gegend huren. Da hat man dieses Mal im Gegensatz zu OHMSS ein wenig mehr Konsistenz bewiesen.

Abseits der schwarzen Nomi als super taffe und mega coole Frau, die keinen Mann braucht, sehe ich bei Bond bislang keine Zugeständnisse an einen woken Zeitgeist.

Und bitte, der schwule Q (so homöopathisch dosiert, dass man es in Ländern mit mehrheitlich schwulenfeindlicher Gesinnung problemlos rausschneiden kann) ist ja wohl ein Witz als Beispiel. Da zeigt sich, wie dumm K.I. eben noch immer ist. :mrgreen:

Jedenfalls sind die, die krampfhaft in allem Wokeness sehen wollen und das Thema überall vermuten und sehen, genauso anstrengend wie die Woken selbst.
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