Re: Beste Szene der gesamten Bondfilme

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Die beste Szene der gesamten Bondfilme zu küren, ist super schwer. Was aber geht ist wohl, die beste Szene pro Bondfilm zu küren:

Doctor No - Haustiervermittlung auf Crab Key
Vielleicht ein Sakrileg meinerseits, im Ur-Bond nicht auch eine Szene mit Connery auszuwählen, und klar, am ikonischsten sind wohl die "Bond ... James Bond"-Vorstellung und der erste Auftritt der Honey Rider. Aber ätschbätsch, es ist meine Auflistung, nicht eure! Während mir im Rest von DN über weite Strecken das später für Bond-typische Larger-than-life-Feeling abgeht und sich der Film eher wie ein Detektiv-Inselkrimi anfühlt, ist die Szene, in der Dent die Spinne an sich nimmt wie aus einem Comic strip entnommen. Das Ken-Adam-Set sieht fantastisch aus, Anthony Dawson spielt die Verzweiflung und dann den angsterfüllten Respekt vor dem tödlichen Tier sensationell und atmosphärisch ist es auch ein cooler Bruch im Film. Quasi die Geburtsstunde des gigantomanischen Kinos, das Bond später werden sollte.

From Russia With Love - Zug um Zug, Schlag um Schlag
Ganz klar unter den Top-5-Actionszenen der Reihe in meinen Augen. Sobald Red Grant die Maske fallen lässt und sich Robert Shaw und Sean Connery auch ein Schauspiel-Duell par excellence bieten, besteht kein Zweifel mehr daran, dass es sich bei FRWL um ein absolutes Highlight in über 60 Jahren Bond-Geschichte handelt. Und die wahnsinnig spannende Szene, die zudem den Plot gewissermaßen "auflöst" mündet in einen Faustkampf, der sich sehen lassen kann. Großartig, wie die beiden auf diesem engen Raum erst das Zugabteil und dann einander demolieren. Eigentlich hat die Reihe diesen Faustkampf nie wieder getoppt, obwohl sie ihn gerade in Prinzip und Setting mehrfach kopierte (u.a. in DAF, LALD, TSWLM und SP). Selbst die spektakuläre anschließende Helikopter-Actionszene kann da nicht mithalten.

Goldfinger - "Ich erwarte von Ihnen, dass Sie sterben"
Vermutlich wäre diese Szene meine Wahl, müsste ich mich in diesem Thread wirklich an den Titel halten und nur eine "Beste Szene" der gesamten Reihe nennen. Die Laserstrahl-Szene ist für mich der Top-Dialog der Reihe, und einer der spannendsten Momente in einem Bondfilm. Tatsächlich steckt 007 in einer vollkommen ausweglosen Situation, aus der er sich unmöglich befreien kann und sich daher um Kopf und Kragen reden muss - mit Erfolg. Man könnte jetzt jede Dialogzeile auseinander nehmen, nur um zu zeigen, wie genial der Schlagabtausch psychologisch verläuft, man könnte ein völlig berechtigtes Loblied auf Sean Connery und Gert Fröbe anstimmen. Aber eigentlich wissen wir das ja alles. Wenn also jemand nach einem Bond-Highlight fragt, halte ich es mit Mr. Kil: "Wie wär's mit dem Laser?"

Thunderball - Tontauben-Schießen für Fortgelaufene
Bei TB ist es echt nicht einfach, weil der Film so voll von delikaten Momenten ist. Die Unterwasserschlacht wäre bei einem Actionszenen-Ranking fraglos sehr nahe am Platz an der Sonne, die Sexszene mit Fiona ist der heißeste Bondgirl-Moment ever und dank der deutschen Synchro ist der Satz "Sie sollten keine Pfennigabsätze tragen bei Ihrem Plattfuß" Teil des Bond-Universums, was alleine eine Nennung hier rechtfertigen würde. Ich entscheide mich für die Szene, in der Bond den alten Augenklappen-Träger Largo in dessen Villa besucht, sich am Pool mit ihm neckt und dann beim Tontauben-Schießen ganz "überraschend" locker aus der Hüfte den Schuss des Monats landet. Natürlich mit einem verdutzten "Na, wie ist denn das passiert?"-Blick und Largos gequältem Grinsen. Vielleicht mein größter Bond-Lacher überhaupt.

You Only Live Twice - Flucht über die Hafendächer
Auch bei YOLT gibt es so viele tolle Szenen, die sich für eine Nennung anbieten (Bonds vermeintlicher Tod, die Szene in Osatas Büro, sein Stelldichein mit Karin Dor, Little Nellie, der erste Auftritt von Glatze mit Katze), allerdings sticht eine dann doch signifikant heraus: Die Flucht am Hafen, bei der Bond erst ein paar angreifende Arbeiter mit seiner Walther umnietet und dann zu John Barrys gerade zu betörender Musik über die Dächer flüchtet, in einer sehr langen Einstellung von ganz weit oben gefilmt. Ein im wahrsten Sinne des Wortes himmlischer Moment, auf den ich mich vor jeder YOLT-Sichtung wirklich diebisch freue. Da entkommt der olle James schon all diesen Strapazen, nur auf den letzten Schritten noch final einen auf den Dötz zu bekommen. Das Leben als Doppel-Null ist eben kein leichtes ...

On Her Majestys Secret Service - Bloß weg von Piz Gloria
Seit Heidi vom Alm-Öhi ins Dorf im Tal geschickt wurde, musste niemand mehr einen so unangenehm steilen Abgang hinter sich bringen wie James Bond in OHMSS, als er vor Blofelds Schergen und Kojak höchstpersönlich auf Skiern flieht. Die Actionszene, die folgt, ist einfach sensationelle Stuntarbeit, für die die alten Bondfilme berühmt berüchtigt wurden. Legendär ist der Einsatz von Willy Bogner, der beim Dreh der Szene half, in dem er rückwärts mit der Kamera zwischen den Beinen vor den Stuntfahrern fuhr. Die spektakulärsten Momente einer Bond-Actionszene sind also oft gar nicht die, die man im Film zu sehen kriegt. Trotzdem ist selbst das, was wir sehen, absolut irre und nötigt mir jedes Mal immensen Respekt ab. Ich falle in der Regel schon nach allen Regeln der Kunst aufs Maul, wenn ich Glatteis nur sehe.

Diamonds Are Forever - Bond klopft bei Petrus ans Himmelstor
Obwohl hier im Forum einige Kostverächter rumlaufen, die DAF und seine urkomischen Einfälle nicht zu schätzen wissen, hat der Film zweifellos seine Highlights. Der Kampf mit Peter Franks ist superb, Bond darf bei Bambi und Klopfer auf den Busch klopfen, das markante "Döschen im Höschen" hat Kultcharakter und eigentlich alles, was Mr. Wint und Mr. Kidd sagen, ist ein Knaller ("Doktor, eine Biiiiene hat mich gepiiiiekst!"). Mein Lieblingsmoment ist aber die Szene, in der Bond bei Slumbers k.o. geschlagen wird und in einem Sarg aufwacht, der gerade abfackeln soll. Anders als bei der Laserstrahl-Szene aus GF hat Bond tatsächlich gar keine Chance, sich zu befreien, und das Szenario, in dem er sich befindet, ist quasi mein schlimmster Albtraum. Aber letzteres sagen einige von euch ja über den ganzen Film.

Live And Let Die - Kananga hat beim Solitär verloren
Boah, bei LALD komme ich an meine selbstauferlegten Grenzen. Die Bootsjagd durch Louisiana ist für mich (um mal meine irgendwann kommende Actionszenen-Bestenliste bereits zu spoilern) die beste Actionszene aller James-Bond-Filme. Trotzdem wird sie in ihrem eigenen Film nochmal übertroffen durch den Moment, in dem Kananga gegenüber Solitare offenbart, dass er sie durchschaut hat, sie zu Boden schlägt und ihr seine Liebe offenbart. Yaphet Kotto und Jane Seymour spielen die meisten anderen Bond-Villains und -Girls in diesen drei Minuten vollkommen an die Wand. Kanangas Ausbruch ("WUSSTEST DU DAS NICHT?") ist sogar dermaßen überzeugend, dass es mir immer einen kleinen Schauer über den Rücken jagt. Das ist anders als vieles in LALD kein Hokuspokus, sondern echte Schauspiel-Magie.

The Man With The Golden Gun - Segel nicht gelassen in die gute Nacht
Das Ende eines Films zu nennen ist irgendwie blöde, weil es an den alten Witz erinnert: "Selbst der schlechteste Film hat einen guten Moment: den Abspann." Auf TMWTGG trifft das gar nicht zu, ich bin ein bekennender Super-Fan dieses Films und finde ihn vorzüglich. Mein persönlicher Lieblingsmoment des Films ist aber seine letzte Szene. Gerade hat Bond den nervigen kleinen Kampfzwerg aus den Weg geschafft, da gönnt er sich eine schöne Zeit mit Goodnight, und natürlich ruft genau in diesem Moment M an - eine Szene, die gleich alle drei direkten Nachfolger vom Prinzip 1:1 wiederholen. Mit einem lässigen "Goodnight, Sir" wird Bond den etwas nervigen Chef los und Lulu singt aus vollster Kehle: "Goodnight, Goodnight. Sleep well, my dear. No need to fear: James Bond is here ..." Cooler geht ja wohl nicht.

The Spy Who Loved Me - Licht aus, Jaws an!
Man möge es mir verzeihen, dass ich mich gegen die phänomenale Action mit Wet Nellie, den ikonischen Sprung vom Asgard und Anjas Ansage gegenüber Bond ("Wenn diese Mission vorbei ist, dann werde ich dich töten!") entschieden habe, aber der erste große Auftritt des Beißers bei den Pyramiden ist einfach zu großartig. Vermutlich ist Lewis Gilbert da einer der atmosphärischsten Bondszenen überhaupt gelungen, mit diesen fantastischen Lichtspielen, der übertrieben epischen Musikuntermalung und den schrägen Kameraperspektiven, die er wählt, um die Ermordung des armen Fekkesh umso furchterregender darzustellen. Ein echter Knaller ist es dann, wenn Moore noch locker lässig die zwei KGB-Schergen vermöbelt und der hübschen Triple X noch einen bezaubernden Abend wünscht. Nobody does it better.

Moonraker - Der hellste Stern am Firmament
Unpopuläre Meinung: MR hat im letzten Drittel, das nahezu komplett im All spielt, bessere Sci-Fi-Effekte, als die zeitnah erschienen ersten beiden "Star Wars"-Filme. Eine der visuell einfach großartigsten Szenen der Reihen ist daher genau der Moment, in dem Holly erst verwundert schaut und sich dann herausstellt, dass dieser eine helle Stern im Weltraum nur die Spitze einer Raumstation ist, die aus der Dunkelheit heraus auftaucht. All das mit einer Musik von John Barry unterlegt, die einen gar Spielbergschen Sense of Wonder auslöst. Bond ist ein Kino, in dem alles auf Unterhaltung getrimmt ist, man aber selten im klassischen Sinne staunt. Bei MR ist das ganz anders: Die Weltraum-Bilder erzeugen ein echtes Überwältigungsgefühl. Eine wahre Meisterleistung aller, die an diesen Effekten involviert gewesen sind.

For Your Eyes Only - Mit Ski, Bob und Motorrad
Es gibt diese Stunt-Einlagen, bei denen ich mir denke: "Das ist jetzt keine Arbeit mehr fürs Publikum, da leben ein paar Bekloppte ihre Todeswunsch-Fantasien aus." Dieser Punkt ist jedes Mal erreicht, wenn James Bond in FYEO auf Skiern in einen Bobkanal fährt und dabei noch von einem offenbar nicht minder lebensmüden Motorradfahrer verfolgt wird. Die Ski-Action in FYEO ist durch die Bank fantastisch, keine Frage, aber in dieser Sequenz hatte alles Stuntpersonal nochmal einen ganz besonderen Sockenschuss. Im besten Fall lösen die Actionszenen bei Bond eine Art kindliche Begeisterung aus, in der man sich grinsend über die gefährlichen Höhepunkte freut. In diesem Sinne ist das Bobkanal-Intermezzo in FYEO sogar allerbestes Bond-Kino. Sowas verrücktes dürfte man gerne mal wieder machen.

Octopussy - Ein ausnahmsweise wirklich böser Russe
In OP begegnet Bond seinem tatsächlichen Gegenspieler nur ein einziges Mal, als nämlich er und General Orlov sich kurz im Zirkuszug von Titelheldin Octopussy austauschen. Diese eine Szene hat es aber in sich: Es ist die Phase des Films, in der gerade aus einem Bondfilm um geschmuggelte Kunstgegenstände ein Kalter-Krieg-Thriller mit atomarer Bedrohung geworden ist. Das Zusammenspiel von Steven Berkoff und Roger Moore ist einmalig: Berkoff spielt den einzigen echten "bösen Russen" im Franchise wahnsinnig diabolisch und boshaft, und der Eindruck wird dadurch noch verstärkt, dass Moore so straight auftritt, wie sonst eigentlich nie. Generell sind alle Szenen mit Berkoff in OP ein Highlight, so etwa sein brutaler Tod durch DDR-Grenzsoldaten oder sein süffisanter Ausruf: "Der Westen ist DE-KA-DENT!"

Never Say Never Again - Böse tanzen keine Tangos
Über lange Zeit war in NSNA meine Lieblingsszene das Domination-Duell zwischen Sean Connery und Klaus Maria Brandauer, aber mittlerweile hat - auch meiner Liebe zu Michel Legrands Soundtrack wegen - der Tango von Bond und Kim Basinger alias Domino die Pole Position ergattert. Die Musik ist einfach großartig und ich mag die bipolare Situation, in der Domino hier steckt. Einerseits darf sie sich, da Largo immerhin zuschaut, möglichst nichts anmerken lassen, andererseits verrät Bond ihr gerade die Wahrheit über ihren Bruder und die Emotionen kommen alle gleichzeitig in ihr hoch. Es ist eine der Szenen in NSNA, die auf dem Papier und in der Umsetzung so gelungen ist, dass es wirklich schade ist, wie oft Fans diesen unterschätzten Film gerne als "unoffiziellen" Teil der Reihe abkanzeln.

A View To A Kill - Beim MI6 geht man gemeinsam Pferde stehlen
Die wahren Höhepunkte in AVTAK sind alles, was Christopher Walken in seinem Gesicht macht, Maydays cooler Opfertod und das Hitchcock-Finale auf der Golden Gate Bridge. Aber mein Höhepunkt ist die köstliche Szene beim Pferderennen, in der die alte MI6-Garde ein letztes Mal zusammen im Bild ist: Roger Moore, Robert Brown, Desmond Llewelyn und sogar Lois Maxwell als Miss Moneypenny ist im Außeneinsatz mit dabei (und zitiert aus "My Fair Lady"). Irgendwie rührt diese Szene angesichts dessen, dass es für Moore und Maxwell der letzte Bondfilm war und ich nach 1985 in der Reihe eine Art Zäsur empfinde, da es mit Dalton und dann Brosnan doch deutlich moderner wurde. AVTAK ist ein wenig der letzte Bondfilm seine Art und diese Szene eine schöne Verbeugung vor gleich mehreren Legenden der Reihe.

The Living Daylights - Pushkin geht vor 007 auf die Knie
Timothy Dalton wird ehrlich gesagt nie mein Bond werden, dafür ist er mir in seinen beiden Filmen einfach zu hart und humorlos. Sicherlich ist das Geschmackssache, denn ich kann wiederum anerkennen, dass er schauspielerisch den meisten seiner 007-Kollegen mehrere Ligen überlegen ist. In keiner Szene kann er das besser zeigen als in dem wunderbaren Dialog, in dem er General Pushkin in dessen Suite auflauert. Seine Mission ist eigentlich, ihn zu töten und dementsprechend spielt Dalton eiskalt, brutal, abgehärtet, aber dennoch sehr menschlich. Der Fleming-Bond wurde nie originalgetreuer auf die große Leinwand transportiert und zum Glück hat man Dalton mit John Rhys-Davies noch einen besonders ausdrucksstarken Szenenpartner an die Seite gestellt. Bond war wohl im Kino nie je bedrohlicher.

Licence To Kill - Hurra, Hurra, die Laster brennen
Seit GE haben die Bondfilme für mich oft das Problem, dass sie ihr Pulver zu früh verschießen. Die großen Actionkracher erfolgen meist schon in den ersten zwanzig Minuten, am Ende folgt zumeist müdes Geballer. Dabei zeigt der letzte Bond vor Brosnan, wie das richtig geht: LTK entfesselt in seiner letzten großen Actionszene ein unfassbares Inferno. Die gesamte sehr lange Verfolgungsjagd mit den LKWs ist schlicht absolute Spitzenklasse. Da fliegen Tanklaster in die Luft, fahren mit vollem Tempo Abhänge runter, Stuntleute klettern an den Anhängern herum und einmal fährt Bond sein tonnenschweres Gefährt locker auf nur einer Seite. Unfassbar. Heute würde man all das in die PTS quetschen und dann im Showdown zum x-ten Mal Bond mit Maschinengewehr durch enge Gänge feuern lassen ...

GoldenEye - Einen Q stört man nicht beim Mittagessen
Kein Bond hatte so eine schöne Chemie mit Desmond Llewelyn als Q wie Pierce Brosnan. Das wird schon in GE direkt offensichtlich. Ich gestehe: Man kann / muss dieser Szene vorwerfen, dass sie das platteste Product Placement der Bondgeschichte zu verantworten hat, den BMW Z3. Gleichzeitig ist es aber trotz dieses Makels meine liebste Q-Szene. Der kurze Schaulauf durchs Büro hat einfach von Anfang an ein wunderbar komödiantisches Timing ("Skiing?" - "Hunting!") und es finden so schöne Gags im Hintergrund statt, etwa, dass gleich mehrere Q-Branch-Mitarbeiter unter den ausgefallenen Gadgets zu leiden haben und auch mal meterweit quer durchs Labor fliegen. Der abschließende "Mittagessen"-Gag ist übrigens absolute Perfektion, über jeden Zweifel erhaben - in meiner Welt zumindest.

Tomorrow Never Dies - Terroristen-Flohmarkt
Die PTS aus TND ist eine der besten der Reihe und fungiert ideal als perfekter 90s-Bondkurzfilm. Viel an meiner Bewunderung für diese Szene mag meiner Liebe für das Musikstück "White Knight" von David Arnold geschuldet sein, gebe ich freimütig zu, aber auch so ist der Spannungsaufbau nahezu perfekt. Das Szenario ist schon toll: Irgendwo oben im Gebirge hockt ein Haufen an Terroristen und man verkauft sich untereinander Massenvernichtungswaffen. Klar ballert das Militär sofort drauf los, sodass James Bond den Karren aus den Dreck ziehen muss, bzw. einfach "seinen Job" macht, wie M es formuliert. Das ist in erster Linie 1A-Ballerkino, keine Frage, aber so gehörig und unverschämt wummst es sonst in keinem Bond. Spätestens, wenn Bond auf "Top Gun" trifft, bin ich jedes Mal begeistert.

The World Is Not Enough - Elektra King wird flachgelegt
Es ist wirklich schade, dass man Pierce Brosnan nur selten die Gelegenheit gegeben hat, unter Beweis zu stellen, dass er die kaltschnäuzige Ader Bonds, die bei seinem Nachfolger deutlich mehr herausgearbeitet wurde, ebenfalls gut beherrschte. Schon die Folterszene in TWINE gibt ihm mal Gelegenheit, sein Schauspielkönnen zu zeigen, richtig stark ist dann aber die Szene danach, in der er Elektra King erst verfolgt, dann bedroht und letztlich abknallt. Brosnan durfte nie mehr glänzen in der Rolle. Sein Killer-Blick ist Spitzenklasse, seine Intonation bemerkenswert hart und kontrolliert und ausnahmsweise machen die sonst meist doofen 90s-Oneliner mal das dramatische Potenzial einer Szene nicht direkt wieder zunichte. Elektras Tod ist einer von Bonds brutalsten Kills und für mich einer seiner denkwürdigsten.

Die Another Day - Brücke ohne Wiederkehr
In DAD ist eigentlich nur wenig richtig gut. Viele von euch hätten sich vermutlich für das Fechtduell im Blades Club entschieden, aber da Toby Stephens da auch im Bild ist, weigere ich mich, die Szene hier aufzuführen und entscheide mich für einen der wenigen Momente, in denen Lee Tamahori der Aufbau von Atmosphäre gelingt. Die Szene, in der Bond auf der Brücke ohne Wiederkehr zwischen Nord- und Südkorea gegen Zao ausgetauscht wird, hat eine richtig coole und düstere Stimmung, zumal Pierce Brosnan sehr gut rüberbringt, dass unsere Doppel-Null innerlich bereits auf den Tod vorbereitet ist ("Let's get this over with, shall we?"). Es ist zudem das erste Mal, dass wir Bond richtig abgewrackt sehen, mit Vollbad, in zerschlissenen Klamotten und am Ende seiner Kräfte. Wäre DAD doch nur dauerhaft so gut ...

Casino Royale - Kletterspaß auf Madagaskar
Die beste Actionszene der Craig-Ära war gleich die erste. Jeder kann zu CR und dem Bond-Reboot stehen, wie er mag, aber die Parkour-Jagd über eine Baustelle von Madagaskar ist einfach abgefahren. Man wollte einen "neuen" Bond etablieren und genauso macht man es richtig. Nach den Gadget-Auswüchsen der Brosnan-Ära setzte man auf eine überbetonte Körperlichkeit, auf einen aggressiven Stil, und eine so turbulente Nonstop-Jagd, dass sich Daniel Craig direkt mal den Titel Rambo-Bond im Internet abholen durfte. Sicherlich war das nicht schmeichelhaft gemeint, aber eigentlich ist es ein Kompliment für diese Szene, dass der Name trotz der eher gefühlsbetonten zwei Stunden, die darauf folgen, hängengeblieben ist. Denke ich an Craigs Bond, denke ich zu aller erst immer noch an diese Verfolgungsjagd.

Quantum Of Solace - Ein Sprung des Glaubens
QOS handelt von vielem, u.a. von Bonds Rachedurst nach Vespers Tod und von einer Verschwörung rund um eine Bolivianische Dürre, aber für mich ist der Kern dieses Films das Verhältnis zwischen 007 und seiner Chefin M. Alles ist eine Frage des Vertrauens zwischen den beiden Charakteren, die in der unentwirrbaren Welt der Geheimdienste feststellen, dass sie eigentlich nur einander haben, wenn sie sicher durch ihren Beruf navigieren wollen. Die Schlüsselszene im Hotel ist daher mein Favorit, als M ihren Agenten erst abzieht, der sich dann aber seiner unfreiwilligen Bodyguards entledigt und sie in wenigen Sätzen zum Umstimmen bewegt. Ihr anschließendes "He's my agent and I trust him" ist dann ein ehrlich erlösender Moment - und zudem von Judi Dench superb gespielt. Exzellentes Drama in unter 3 Minuten.

Skyfall - Von Ratten und denen am anderen Ufer
Der 50-Jahre-Jubiläumsbond hat einige der kunstvollsten Momente der Reihe an Bord, man denke nur an den Schattenkampf zwischen 007 und Patrice. Ein besonderer Treffer ins Schwarze ist allerdings der erste Auftritt des großartigen Javier Bardem als Raoul Silva: In einer sehr langen Einstellung geht er langsam aus der Tiefe des Raumes auf Bond zu und erzählt eine faszinierende kleine Geschichte über Ratten aus seiner Kindheit. Der kluge Monolog weckt eine Erwartungshaltung, die Bardems Figur dann sofort unterwandert, als er den an einen Stuhl gefesselten Bond nicht etwa foltert oder mit seinen Plänen belehrt, sondern offensiv anflirtet. Alles an Silvas Einführung ist ziemlich hochklassig - vor allem, dass Bond zu wirklich jedem Zeitpunkt Herr der Lage bleibt. "Everyone needs a hobby"? Indeed.

Spectre - Die Katze lässt das Mausen nicht
Es ist ein kurzer Moment in Spectre, aber einer, in dem der Geist von Ian Fleming regelrecht aufblitzt. In einem Hotel in Tangier sitzt Bond nachts noch wach auf seinem Stuhl, schläft ungewöhnlicherweise nicht neben der hübschen Blondine im Zimmer, und hat offensichtlich den Boden einer Bierflasche zu viel gesehen. Da läuft eine Maus über den Fußboden. Langsam hebt er die Waffe und fragt bedrohlich: "Für wen arbeitest du?" Ein ganz merkwürdiges, kleines Kuriosum in diesem Film, das Bond in einer sehr ungewöhnlichen Situation zeigt, aber dabei viel mehr über seinen Charakter verrät, als es viele Dialogzeilen könnten. Die Maus treibt sogar den Plot voran, sie müsste es aber gar nicht tun. Irgendwie hat sie ihre Spuren in SP hinterlassen, sei es nur, weil sie James Bond ob ihrer Putzigkeit in die Defensive gelockt hat.

No Time To Die - Hausbesuch mit Schutzmaske
Hätte man nicht gerade noch die Gunbarrel gesehen, könnte man in den ersten 5 Minuten aus NTTD auch glatt denken, man habe versehentlich einen Nordic-Noir-Thriller frei nach Jo Nesbø eingeschaltet. Diese Anfangssequenz ist richtig stark und spielt effektiv mit der winterlichen Landschaft, der vermeintlich heimeligen Holzhütte und der unheimlichen Maske, welche der mysteriöse Angreifer bei seinem Angriff auf die kleine Madeleine Swann trägt. Eine wirklich gespenstische Szene, die so gar nicht zu einem Bondfilm passen will, als experimenteller Anfang ganz ohne Bond allerdings auch sehr stark funktioniert und Eindruck hinterlässt. Sehr gekonnt auch der Übergang in die Jetzt-Zeit: Die junge Madeleine Swann fällt in den zugefrorenen See, wird befreit, aber die erwachsene Swann kommt hervor.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Beste Szene der gesamten Bondfilme

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Volle Zustimmung zu deiner LTK-Szene, so etwas würde ich heute auch gerne mal wieder sehen, am Ende des Filmes. Die heutigen Filme haben meiner Meinung nach auch das Problem, das meiste Pulver am Anfang zu vershießen, am Ende deutlich schwächer zu sein (in Sachen Action) und dann in der Gesamtschau einen schwächeren Eindruck zu hinterlassen. Das Ende ist eher schwach und das beste ist zwar wirklich gut, aber längst vergessen. Das soll wohl dazu dienen, dem Zuschauer zu verdeutlichen "es geht los, du bist in einem spektakulären Actionfilm", und ihn von Anfang an an den Bildschirm fesseln. Das mag zu diesem Zeitpunkt, am Anfang des Filmes, auch noch funktionieren, nur in der Gesamtschau des Filmes ist das ein Fehler. Ob das meine Lieblingszene aus LTK ist, müsste ich noch mal überlegen, aber im Übrigen stimme ich Hille zu.

Wobei ich dieses Problem nur in den Craig-Filmen sehe, in den Brosnan-Filmen (mit Ausnahme von DAD) ist das noch anders. Ja, auch das MG-Geballer aus TND mag ich sehr.

Volle Zustimmung auch an deine NTTD-Szene. Die mag ich auch, eben weil sie etwas ist, was man eigentlich so gar nicht erwartet von einem Bondfilm. In eine ähnliche Richtung, im Sinne von absolut nicht erwartbar in einem Bondfilm, geht auch die Todesszene von Corinne, diese ist wohl meine Lieblingsszene aus MR.
Zuletzt geändert von Henrik am 1. September 2023 13:48, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Beste Szene der gesamten Bondfilme

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Casino Hille hat geschrieben: 1. September 2023 01:03 Vielleicht ein Sakrileg meinerseits, im Ur-Bond nicht auch eine Szene mit Connery auszuwählen, und klar, am ikonischsten sind wohl die "Bond ... James Bond"-Vorstellung und der erste Auftritt der Honey Rider.
Den ersten Auftritt von Honey Ryder fand ich noch nie besonders großartig. Nun werde ich viel Kritik auf mich ziehen, da ich diesen schrecklichen Film und die unbeliebte Jinx lobe, aber ich muss sagen, dass ich die entsprechende Szene aus DAD in jeder Hinsicht deutlich besser finde. Von der ganzen Aufmachung her. Auch die Musik in DAD finde ich passend. Ebenso ist Jinx für mich das bessere Bondgirl (damit werde ich jetzt aber sehr viel Hate auf mich ziehen). Vielleicht ist diese eine, für mich sehr gelungene Anspielung an DN, sogar für mich die beste Szene aus DAD, viel gutes hat der Film ja nicht zu bieten..

Sicherlich hat sich die Szene sehr ins kollektive Gedächtnis eingeprägt, weil ihr Auftritt im Bikini 1962 sicherlich deutlich gewagter/mutiger war als 40 Jahre später. Aber aus heutiger Sicht sehe ich nicht viel besonderes an der Szene. Da ziehe ich die Szene aus DAD vor, und zwar deutlich.

Um euch zu beruhigen: Der bessere Film ist DN aber dennoch ziemlich eindeutig. Aber das hat mit dieser einen Szene auch nicht wirklich viel zu tun.


Die Bond...James Bond-Vorstellung aus DN mag ich hingegen sehr, neben der entsprechenden Szene auf GF/Miami ist dies für mich die beste von Connery und auch eine der besten aus der Reihe.

Re: Beste Szene der gesamten Bondfilme

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Casino Hille hat geschrieben: 1. September 2023 01:03 Die beste Szene der gesamten Bondfilme zu küren, ist super schwer. Was aber geht ist wohl, die beste Szene pro Bondfilm zu küren:
Ich hatte grosse Freude an Hilles Mammut-Post und würde gerne noch darauf reagieren. Ich mach das einfach mal mit einem Ja, wenn ich dieselbe Szene für die beste des Films halte, einem Jein, wenn ich die Szene auch sehr mag aber es für mich noch andere Kandidaten gibt und einem Nein, wenn ich es anders sehe als der huttragende Mod-Kollege.

Doctor No - Haustiervermittlung auf Crab Key
Jein - Die Kombination aus dem simplen, aber wirkungsvollen Ken Adam-Set und der Art wie Professor Dent von der eindrucksvollen "Entität" Dr. No seine Befehle erhält und dabei plötzlich ganz klein wird, ist wirklich gut. Für mich gibt es aber noch andere Kandidaten, ganz besonders der Aussenteil auf Crab Key, von Bonds und Quarrels Ankunft über die den Fluten entsteigende Honey, das Maschinengewehrboot, das Versteckspiel im Sumpf bis hin zum Drachen. Das ist zwar eher eine längere Passage als eine konkrete Szene, aber wohl einfach mein Lieblingsteil des Films.

From Russia With Love - Zug um Zug, Schlag um Schlag
Ja - Tolles Schauspielduell zwischen Connery und Shaw mit toller Plotentwicklung bzw. -auflösung und tollem anschliessendem Kampf, old man.

Goldfinger - "Ich erwarte von Ihnen, dass Sie sterben"
Ja - GF gehörte nie zu meinen Lieblingen, aber diese Szene ist sowohl von der Idee als auch von der Ausführung her meisterhaft und unglaublich einprägsam. Das Set, die Inszenierung, die Musik, der Ablauf des Dialogs, wie Bond sich rauszureden versucht und immer nervöser wird. Es steigert sich immer mehr, dann: "Can you really afford to take that chance?" und Goldfingers Gesicht erstarrt zur Maske, seine Gedanken in diesem Moment sind absolut klar. Der Höhepunkt ist erreicht, die Szene endet.

Thunderball - Tontauben-Schießen für Fortgelaufene
Jein - Es ist schwer, hier eine definitive Szene rauszupicken, der Film ist fast durchgehend gut und atmosphärisch, aber hat für mich kaum den einen herausragenden Moment. Der hier könnte es sein, nicht zuletzt weil Fiona mit Flinte, Fluppe, Blumenhemd und Tuch auf dem Kopf mal wieder sexy und gefährlich wie sonst was ist. Aber es ist keine so klare Sache für mich wie für den Kollegen.

You Only Live Twice - Flucht über die Hafendächer
Jein - Mich hat es schon immer erstaunt, in welch hohen Ehren diese Szene gehalten wird, andererseits kann ich kaum eine ALternative anbieten. YOLT rangiert bei mir aber auch generell ziemlich weit unten.

On Her Majestys Secret Service - Bloß weg von Piz Gloria
Jein - Klar, ich liebe auch die eigenwillig geschnittene Kampfszene im Zwielicht der PTS und den pompösen Hubschrauberangriff auf Piz Gloria, aber die Flucht ist dann wohl doch die beste Actionszene des Films. Zur eindrucksvollen Stuntarbeit gesellt sich fast schon klaustrophobische nächtliche Inszenierung eines wirklich um sein Leben rasenden und auf sich allein gestellten Bond. Die allerbeste Szene komt für mich aber etwas später, wenn Bond Lauterbrunnen erreicht hat und, anscheinend am Ende seiner Kräfte, immer mehr in die Ecke gedrängt wird, bevor Tracy in dieser wundervollen Einstellung wie ein Engel auf Schlittschuhen erscheint.

Diamonds Are Forever - Bond klopft bei Petrus ans Himmelstor
Nein - Ich laufe hier als Kostverächter rum, der DAF und seine urkomischen Einfälle nicht zu schätzen weiss. Müsste ich eine Lieblingsszene benennen, so wäre es aber Wints und Kidds Zahnarztbesuch in der abendlichen Wüste, in der Barry schelmisch sein tolles Musik-Theme der beiden ausspielt und die beiden Herren in der Schmuggelkette aufräumen. "If God wanted man to fly" - "He would have given him wiiings, Mr. Kidd".

Live And Let Die - Kananga hat beim Solitär verloren
Ja - Ich habe auch meine Schwäche für die Fahrt nach Harlem, aber die New Orleans-Szene im Keller setzt noch mal einen drauf. Hamilton und Beatle Nummer Fünf strukturieren und steigern die Szene ähnlich raffiniert wie die Laserszene in GF, More, Seymour und der toll aufspielende Kotto liefern sich ein tolles Dreifrontenduell. Wenn Kananga zuschlägt und Samedi dazu die Karten aufdeckt ist das ein ganz starker Moment.

The Man With The Golden Gun - Segel nicht gelassen in die gute Nacht
Nein - Für mich geht nichts über Hai Fats Schule. Bond erwacht erst einmal zu Barrys mystischen Fernost-Klängen und wird von den netten Damen betütelt, dann darf er sich mit viel Tamtam aufgeführte Demonstrationen anschauen, bevor er selbst in das zeremonielle Brimborium eingreifen darf, den ersten Gegner einfach mal zum Freistoss erklärt, sich dann aber doch noch vor dem Shihan verbeugt. Also kommt Chula (oder wie es hier im Forum mal hiess: Alle rufen laut Gulasch) und es wird gekloppt. Zweite Verbeugung und nichts wie raus aus dem Fenster. Das ist alles so herrlich bekloppt und gaga, aber irgendwie doch mit Stil, ich liebe es.

The Spy Who Loved Me - Licht aus, Jaws an!
Jein - Die Szene ist wirklich ganz grossartig, wie Gilbert hier mit Licht, Kamera, Musik und Rhyhtmus spielt ist jedes Mal wieder der reinste Genuss. Aber der ganze Film hält ein tolles Niveau, und ich wäre nicht mit mir im Reinen wenn ich die famos aufgebaute und in verschiedene kleine Kapitel gegliederte Wet Nellie-Action nicht zumindest noch ausdrücklich erwähnen würde. Fast schon eine Action-Symphonie, und wenn es denn um die besten Actionszenen aller Bondfilme geht ganz, ganz, ganz weit vorne mit dabei.

Moonraker - Der hellste Stern am Firmament
Ja - Dass ich die anscheinend unpopuläre Meinung teile, MR habe im letzten Drittel, das nahezu komplett im All spielt, bessere Sci-Fi-Effekte, als die zeitnah erschienen ersten beiden "Star Wars"-Filme, habe ich ja schon zementiert. Keine Ahnung, warum MR, und ganz besonders diese Passage und Szene, filmgeschichtlich und in der Populärkultur nicht noch viel bekannter und beliebter ist.

For Your Eyes Only - Mit Ski, Bob und Motorrad
Ja - Als nicht minder eindrucksvollen Kontrast zur einsamen, nächtlichen, fast schon mystisch angehauchten Ski-Action in OHMSS haben wir hier eine mit fetzigem Disco-Score (Conti for President!), viel alltäglicherem Skiurlaub-Setting und haufenweise Komparsen, aber mit dem gleich hohen Standard an eindrucksvoller Stuntarbeit und einer an TSWLM erinnernden Struktur in verschiedene Highlights und Variationen. Wo war noch mal diese Liste der besten Bond-Actionszenen?

Octopussy - Ein ausnahmsweise wirklich böser Russe
Jein - Der Film macht es einem nicht leicht, in Bezug auf die beste Szene könnte die Abkürzung OP auch für "Qual der Wahl" stehen. Ich muss aber einfach die Bettszene mit Magda nennen. Der betörende All Time High-Score, die Kombination aus Sexyness und Champagner, die leicht verschwommene Erzählzeit, Khans Ankunft mit Chauffeur, Magdas elegant-akrobatisch-erotischer Abgang, der sich folgerichtig entwickelt und doch irgendwie aus dem Nichts kommt, das Bild von Bond am Balkon aus der Froschperspektive und dieser vielsagende, besondere Blickwechsel zwischen Bond und Khan, das ist grosse Klasse.

Never Say Never Again - Böse tanzen keine Tangos
Jein - Ähnlich wie bei der Erstverfilmung finde ich es schwer, einen einzelnen Moment über alle (oder die meisten) anderen zu stellen, aber der Tango ist sicher ein valabler Kandidat, auch wenn man bestimmt noch virtuoser mit der Kamera hätte spielen können um dieses Handlungselement zeitgleich noch als richtig starke Tanzszene herauszuarbeiten.

A View To A Kill - Beim MI6 geht man gemeinsam Pferde stehlen.
Nein - Das My Fair Lady-Altersheim ist nicht so meins. Viel eher würde ich hier zur Minenszene tendieren. Zorin lässt den Wahnsinn explodieren indem er mal kurz seine unschuldigen Arbeiter über den Haufen ballert, die Action wirkt rüstiger und handfester als die Stuntman-Scharaden in Sibirien, Paris etc. und zur absoluten Krönung gibt es May Days "Bekehrung", die von Grace Jones richtig stark verkauft wird. Wenn May Day auf der Draisine angerollt kommt stehe ich voll und ganz hinter ihr und diesem ansonsten eher mässigen Bondfilm.

The Living Daylights - Pushkin geht vor 007 auf die Knie
Ja - Natürlich sind auch die unglaublich atmosphärische Scharfschützenszene und der martialische Showdown in Afghanistan ganz vorne mit dabei, aber dieses intensive, bedrohliche, flemingeske Schauspielduell zwischen Dalton und Rhys-Davies, kongenial untermalt von John Barry, greift sich den Sieg. " Who do you trust: Koskov or me?" - "If I trusted Koskov we wouldn't be talking". Die Krönung der Szene ist, dass sie offen endet und ihr Ausgang erst einige Minuten später vollends geklärt wird, was immer noch relativ bald ist, aber genauso gut funktioniert.

Licence To Kill - Hurra, Hurra, die Laster brennen
Ja, ja, ja - Benicio Del Toros Auftritt in der Bar kann ich mir tausend Mal ansehen, ebenso "a nice honeymooooon" und den Rest des Films. Und die "Problem Eliminator"-Szene geht unter die Haut - im wahrsten Sinn des Wortes. :wink: Aber die Lasterszene pulverisiert einfach mal die bereits mehrfach angetönte Action-Bestenliste und schiesst sie zu Dave Bowman auf den Jupiter. Die grelle, sonnenverbrannte Geröllwüste, Kamens mörderischer Score, die stetige Steigerung, die Zerstörungswut, die infernalen Explosionen, die alles andere zu Silvesterböllern degradieren... Und wenn sich der Laster aufbäumt und "Licence Revoked" aus vollen Rohren dröhnt, bin ich im 00-Heaven.

GoldenEye - Einen Q stört man nicht beim Mittagessen
Jein - Das ist sicher eine der besten Llewelyn-Szenen und die vielen Sight Gags sind toll (Q's Rakete zerfetzt den Pausenraum anstelle des Pappkameraden, die aufblasbare Telefonzelle, eine Sekretärin am Telefon wird Opfer eines Schleudersitzes), vor allem da sie von Brosnan und Llewelyn völlig unbeachtet im Hintergrund stattfinden. Ob es die beste Szene des Films ist, da bin ich mir aber nicht so sicher. Beide Aufeinandertreffen von Mishkin und Ouromov sind mindestens genauso prima, ebenso die lange Severnaya-Szene und der Dschungelkampf gegen Xenia.

Tomorrow Never Dies - Terroristen-Flohmarkt
Nein - Die PTS rangiert bei mir eher im Mittelfeld, viel besser finde ich den Auftritt von Dr. Kaufman. "I kould schuut ju from Schtuttgart", das ist alles so skurril und überzeichnet und fühlt sich dennoch überhaupt nicht nach einem Fremdkörper an, nicht zuletzt weil sie auch Brosnan zu Höchstleistungen anspornt. Eine in allen Belangen ganz starke Szene.

The World Is Not Enough - Elektra King wird flachgelegt
Ja - Wobei ich hier mal so frech bin, und den Abgang von Zukovsky gleich davor noch mit dazu zähle. Gerade Brosnans Bond wurde selten so gedemütigt und besiegt wie in diesem Folterdialog mit Elektra. Es ist ausgleichende Gerechtigkeit, Zukovsky in seinen letzten Momenten doch noch auf Bonds Seite zu sehen (vor allem da Elektra ihn auch hier noch verhöhnt und Zukovskys Absichten nicht erkennt) und die Jagd auf die Turmspitze setzt das Ganze fort. Aber es ist ausgleichende Gerechtigkeit mit einem bitteren, traurigen Nachgeschmack. "I never miss".

Die Another Day - Brücke ohne Wiederkehr
Ja - Viel Licht gibt es hier nicht, daher ist diese kalte und bedrohliche Passage gewiss ein sehr valabler Anwärter auf den Preis für die beste Szene. DAD wird mal richtig spannend und interessant, es geschehen noch Wunder!

Casino Royale - Kletterspaß auf Madagaskar
Ja - CR mag ich trotz aller Kritik an der dramaturgischen Struktur ja ganz gerne, und zwar über seinen Stil, über seine moderne Härte und Frische. Und der African Rundown ist klipp und klar die beste Actionszene des Films und ein kleines Highlight der Craig-Ära. Brachiale Gewalt trifft auf staubtrockene Ironie, alles mit Stil, Ideen und einer ordentlichen Portion Adrenalin.

Quantum Of Solace - Ein Sprung des Glaubens
Nein - Visuell toll umgesetzt, mag ich diese Szene erzählerisch nicht besonders, weil sie eigentlich alles verinnerlicht, was ich an der Dench-M nicht so mag. Bei QoS kommt mir viel eher der Showdown im Perlas de las Dunas in den Sinn, eine weitere buchstäblich infernale Actionszene. Richtig veredelt wird sie noch durch die kurze Passage davor, Bonds und Camilles Dialog, zusammengeschnitten mit Greenes Ankunft in flirrender Hitze, und gleich danach Greenes Drohungen an Medrano, zusammengeschnitten mit Camilles Eindringen in den Gebäudekomplex. Szenen dieser Art zeigen auf, wie reichhaltig und interessant Forster seinen Film zu gestalten vermochte.

Skyfall - Von Ratten und denen am anderen Ufer
Nein - Ich glaube, ich würde eher die drauf folgende Szene nennen. Bond und Silva draussen in der verwahrlosten Stadt und das Wilhelm-Tell-Duell. Klar, über den Scotch-Spruch und das lautlose Anschleichen der Hubschrauber kann man sich streiten und "It's called radio" ist richtig doof, aber irgendwie liegt hier eine ganz besondere, interessante Atmosphäre in der Luft. Vielleicht meine ich das aber auch nur, weil im Hintergrund die ganze Zeit leise Charles Trenets "Boum" läuft, aber irgendwie macht das etwas aus.

Spectre - Die Katze lässt das Mausen nicht
Jein - Genau wie bei DAD gibt es hier wenig Licht, und das Ratten-Kuriosum hat womöglich schon was, dafür müsste ich SP sicher auch noch mal sehen. Ich mochte eigentlich immer die Q-Szene ganz gerne, auch wenn ich nicht der grösste Fan von Whishaws Interpretation bin und dieses "Craig in die Moore-Rolle stecken" auch nicht so passend finde (und Rory Kinnear mal wieder belanglos am Bildrand rumsteht), aber in der Q-Szene funktionierte es für mich immer etwas besser.

No Time To Die - Hausbesuch mit Schutzmaske
Jein - Der verstörende Nordic-Noir-Opener ist sehr gelungen, da kann ich zustimmen, und es ist im positiven Sinne einer der aussergewöhnlichsten Bondszenen. Ich mochte aber auch wie die meisten das furiose Kuba-Spektakel mit der grossartigen Ana De Armas, in dem NTTD auch mal voll und ganz Bond sein darf. Als Actionszene ebenfalls gelungen ist die DB5-Verfolgung in Matera, ich mag zwar das Verrats-Geplänkel mit Maddy nicht so sehr, aber rein als Actionszene bekomt man hier ordentlich was geboten. Nicht zuletzt auch, weil die Organisation Spectre hier besonders gerissen vorgeht und Bond mit allerhand Tricks und Fallen an seine Grenzen bringt. Zum Beispiel durch den cleveren Einfall, einen einheimischen Jungen dazu anzustiften, er solle doch die Schafe rauslassen damit Bonds Fluchtroute unumgänglich versperrt ist. Und wenn er es nicht tut, bringen sie ihn um. Faszinierend.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Beste Szene der gesamten Bondfilme

176
Ich bin ja großer Fan von TND, aber die Kaufman-Szene fand ich noch nie so besonders gut. Mir ist der Kerl viel zu überzeichnet, passt für mich nicht in den Film und fühlt sich für mich wie ein Fremdkörper an (also quasi das genaue Gegenteil von dem was du geschrieben hast :)) Hier hätte man lieber einen deutschen Schauspieler nehmen sollen, der hätte es vielleicht geschafft, den deutschen Killer zu spielen, ohne dass es so unecht wirkt. Auf mich wirkt das total gestellt, Vincent Schiavelli versucht hier auf Krampf einen klischeehaften deutschen Killer zu spielen.

Was nun für mich DIE beste Szene von TND ist? Die Kaufman-Szene schon mal nicht, aber ansonsten hat der Film eigentlich nur großartiges zu bieten, finde ich.

Re: Beste Szene der gesamten Bondfilme

177
Mal eine Auswahl an Szenen, die mir spontan einfallen und bei mir ganz weit oben Mitspielen. Soll heissen: Es ist gut möglich, dass mir bei längerem Nachdenken nicht noch mehr Szenen einfallen würden, die ich vielleicht sogar besser finden würde.


DN:
Pussfellers Club. Hier kommt richtiges Urlausbfeelig aus. Gerade wegen solcher Szenen liebe ich diesen Film.


TSWLM:
Der Showdown in der 'Liparus'. Zudem möchte ich die Unterwasserszenen mit dem Lotus nennen.

MR:
Zugegeben, die die Szene gehört für mich zwar nicht zu den besten des Franchise, aber ich will sie trotzdem nennen, weil sie sich für mich so sehr vom Rest des Filmes abhebt: Die Tötung von Corinne. Sie fühlt sich für mich auch überhaupt nicht nach einem Bondfilm an, und gerade das macht für so interessant.


FYEO:
Bond tötet Loque.


AVTAK:
Bond und Stacey auf der Leiter am brennenden Rathaus, wie ich schon oben gesagt habe.


TLD:
Eigentlich der gesamte Film, aber wenn ich mir für eine entscheiden muss, wäre das die Flughafen-Action inklusive den anschließenden Szenen im Flugzeug bis zum Absturz. Diese Szenen haben nicht unwesentlich dazu beigetrage, dass sich der Film sofort ganz an die Spitze meiner Rangliste katapultiert haben.


LTK:
Die Actionszenen am Ende mit den Tanklastern.

Das ist auch ein Vorteil dieser beiden Filme. Die besten Actionszenen haben sie eben gerade nicht gleich am Anfang verheizt.


TND:
"You have just the right corrupt, decadent western agent as a partner". Das liegt aber auch an der Musik. Und die Location ist wunderschön.
Den viel kritisierten Showdown mag ich auch.


SF:
Bond trifft in Macao beim Casino ein. Das liegt auch an der Musik, die ich allerdings nicht Thomas Newman anrechnen würde.

Re: Beste Szene der gesamten Bondfilme

178
Danke an GB, die Flucht von Piz Gloria habe ich ganz vergessen. Hier stimmt einfach alles. Eine tolle Actionszene, klasse Musik dazu und sie spielt im Dunkeln, was ihr eine besondere Dramatik verleiht, anders als z.B. die Skiszene in FYEO (was ich an letzterer mag, sage ich mal lieber nicht). Und danach geht es ins Weihnachtsdorf, noch ein Grund, warum ich diesen Film so mag.

Ach ja, wenn ich mir meine obigen Ausfürungen zu meiner Lieblingsszene aus TND durchlese, bekomme ich sofot Gänshaut. Wenn ich nur dran denke. Die Szene finde einfach sowas von verdammt gut. Arnold hat hier wahnsinnig gute Arbeit geleistet.
Zuletzt geändert von Henrik am 7. November 2023 16:18, insgesamt 4-mal geändert.

Re: Beste Szene der gesamten Bondfilme

180
Ich bin durch die Brosnan-Filme Bondfan geworden. Besonders zugesagt haben mir schon damals die Actionszenen am Ende, also in der Schüssel auf Kuba, im Stealth-Schiff und im U-Boot. Auch der Lirapus-Kampf gehört noch dazu. Das wären spiontan mein vier Lieblingsszenen bei Bond. Wobei ich abseits von Action auch noch die ein oder andere weitere Perle entdeckt habe. Bonds Vorstellung in DN (imC asino) und GF (in Miami in Goldfingers Zimmer) beispielsweise sind legendär. Allgemein mag ich Action, wobei ich inzwischen bei Bond auch noch einiges mehr entdeckt habe, was mir an Bond so gefällt.