Re: Der Steve McQueen Thread

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Man muss diese Car-Chase aus der Zeit heraus betrachten. Für damalige Verhältnisse war das phänomenal und vor allem innovativ. Inzwischen rasen in jedem zweiten Actionfilm Autos hintereinander her. Vieles was hier erstmals gemacht wurde, ist danach in Variationen übernommen worden. So denkt man im Unterbewusstsein, dass man das alles schon gesehen hat. Was ja im Prinzip auch stimmt. Und natürlich hat man auch da getrickst, das gehört seit jeher zum Kino. Dennoch eine ikonische Szene die völlig zu Recht Legendenstatus erreicht hat. Ohne Frage sind die Szenen auf den steilen Straßen von SF dichter, spektakulärer, unmittelbarer als jene auf dem Freeway. Aber die ganze Jagd folgt eben auch einer inneren Dramaturgie.
Die spärliche Nutzung des Score ist ebenfalls Strategie und ist für heutige Seh- / Hörgewohnheiten ungewöhnlich. In aktuellen Produktionen wird jede Actionszene mit einem donnernden oder wummernden (wenn Nolan inszeniert) Score zugekleistert, so merkt man. nicht, dass es gar nicht so spektakulär ist.
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Re: Der Steve McQueen Thread

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Le Mans - mehr Weniger geht nicht.

Geschlagene 35min vergehen bis zur ersten Dialog des Films (vorher gibt es schon Gesprochenes aber eben kein Gespräch). Und der ist ein Austausch zwischen Fahrern beim Wechsel über die Besonderheiten der Strecke. Dieser „Ton“ zieht sich bis zum Ende durch.

Trotzdem wird eine interessante Geschichte einfach über Bilder und die Kommentare des Rennmoderators erzählt, die durchaus Spannungsmomente enthält aber vielmehr ein fast dokumentarischer Einblick in die Fahrer / Rennsport / Le Mans Szene ist.

Der Film reißt einen sicher nicht vom Hocker, aber wenn man sich drauf einlässt hat er seinen Charme und man kann herrlich in 70er Nostalgie verfallen. Mir gefällt er auf seine unkommerzielle Art und Weise.

Daneben, dass Le Mans die Partnerstadt meines Langzeitwohnortes ist, ist mein Arbeitgeber auch ua Ausstatter von Gulf Aston Martin Team bei Le Mans 2010 gewesen, was mich irgendwie mit dem Film verbindet.

Wie üblich bei McQ: keine konkrete Zahlen-Bewertung von mir.
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Der Steve McQueen Thread

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vodkamartini hat geschrieben: 2. Dezember 2023 08:09 Man muss diese Car-Chase aus der Zeit heraus betrachten. Für damalige Verhältnisse war das phänomenal und vor allem innovativ. Inzwischen rasen in jedem zweiten Actionfilm Autos hintereinander her. Vieles was hier erstmals gemacht wurde, ist danach in Variationen übernommen worden. So denkt man im Unterbewusstsein, dass man das alles schon gesehen hat. Was ja im Prinzip auch stimmt. Und natürlich hat man auch da getrickst, das gehört seit jeher zum Kino. Dennoch eine ikonische Szene die völlig zu Recht Legendenstatus erreicht hat. Ohne Frage sind die Szenen auf den steilen Straßen von SF dichter, spektakulärer, unmittelbarer als jene auf dem Freeway. Aber die ganze Jagd folgt eben auch einer inneren Dramaturgie.
Die spärliche Nutzung des Score ist ebenfalls Strategie und ist für heutige Seh- / Hörgewohnheiten ungewöhnlich. In aktuellen Produktionen wird jede Actionszene mit einem donnernden oder wummernden (wenn Nolan inszeniert) Score zugekleistert, so merkt man. nicht, dass es gar nicht so spektakulär ist.
Genau, und die Jagd hat halt tolle visuelle und sonstige Ideen, wie die Ausnutzung der speziellen Topographie SFs, und wie da Musik eingesetzt bzw nicht eingesetzt wird, wie die Beschleunigung der Bilder mit einer teilweise langsam wirkenden Inszenierung abwechselt. Sehr stark auch der Anfang, in dem sich die Kontrahenten belauern, bis zur Umkehrung der Jäger/Gejagter Rolle, dazu noch die meist unbewegten Gesichter. Daß die Szene dynamisch und ruhig zugleich wirkt macht sie so stark, und es ist die Rhythmisierung der Sequenz, die diese Jagd auch heute noch so faszinierend macht.
Am Ende versucht Yates eine weitere Rhythmisierung über die Montage der Flughafensequenz, das funktioniert aber nicht ganz so gut.

Überhaupt kann der Rest von Bullitt nicht so wirklich mit der grandiosen Verfolgungsjagd mithalten. Ähnlich wie Thomas Crown ist das ein schöner Film, aber da wäre jeweils mehr drin gewesen, beide sehen gut aus, bleiben aber ästhetisch und erzählerisch etwas zu sehr an der Oberfläche kleben.
Die Rolle von Jaqueline Bisset in Bullitt zeigt die Möglichkeiten wie auch die Begrenzung von Bullitt.

Für beide McQueener 8/10

Re: Der Steve McQueen Thread

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Maibaum und vodka, das habt ihr Beide jetzt echt gut und treffend beschrieben! 👌

Und @Revoked, du hast mir jetzt nochmal eine Prise mehr Vorfreude auf Le Mans vermittelt. Als fanatischer Motorsportfan freu ich mich richtig drauf, grad die alten Zeiten liebe ich auch in der Rückschau total.
"Warum hast du ihn geheiratet? - "Er hat mir gesagt er liebt mich." - "Das klingt immer gut."

Tomorrow never dies (1997)

Re: Der Steve McQueen Thread

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Auch von mir etwas verspätet die kurze Rückmeldung zu Le Mans - es war die letzten 2 Wochen etwas stressig, weshalb das hier leider etwas zu kurz gekommen ist.
Was Revoked geschrieben hat, hatte ich mir auch beim Ansehen des Films vermerkt. Der erste tatsächliche Dialog im Film ist erst nach knapp 30 Minuten, was ich absolut nicht als störend, sondern vor dem Hintergrund des Films passend finde - nur natürlich ungewöhnlich.
Zudem ist Le Mans neben „Le Mans 66 - Gegen jede Chance“ aus 2019 der einzige Film, der es vermag, mir 3-4 Minuten ohne Unterbrechung eine Gänsehaut zu bereiten. Das kann man wohl nur nachvollziehen wenn für einen das Auto mehr als nur ein Fortbewegungsmittel ist. Der Start des Rennens mit den Massen an Zuschauern, die Spannung vor dem Rennstart, das ohrenbetäubende Gröhlen dutzender Rennwagen, das Kopf-an-Kopf-Spiel in jeder Kurve, die Fahrzeuge bei jeder Beschleunigung bis zum Drehzahlbegrenzer hochjagen und das alles mit oft tollen und für die Zeit noch unüblichen und sehr dynamischen Kameraeinstellungen. Einfach große Klasse.
Was der Film dabei jedoch nicht schafft ist zwischen „Film“ und „Dokumentation“ zu unterscheiden. Er möchte eigentlich ein Film sein, schlittert aber immer wieder in den Bereich einer Dokumentation. Dies ist definitiv den Aufnahmen abseits der eigentlichen Dreharbeiten zu verantworten. Das ist der einzige, aber für mich recht bedeutsame negative Aspekt des Films.

7/10

Als nächstes steht bei mir nun „Flammendes Inferno“ an. Kommt in eurer Liste vorher ein weiterer Film?
"Are you looking for shells?"
"No, I'm just looking."

Re: Der Steve McQueen Thread

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Ich sehe gerade, dass doch erst Papillon kommt. Hatte es bei mir falsch einsortiert.
Laut @vodkamartinis Liste kommt davor noch Getaway. Diesen Film setze ich dann aus - habe ihn nicht besorgen können. Bin daher „erst“ wieder ab Papillon für die letzten beiden Filme am Start.
"Are you looking for shells?"
"No, I'm just looking."

Re: Der Steve McQueen Thread

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Le Mans ist ein interessantes filmisches Projekt, aber kein guter Spielfilm. Für eine Dokumentation bleibt er zu oberflächlich, blickt zu wenig hinter die Kulissen. Für einen Spielfilm ist er zu nüchtern und kommt den Menschen nicht nahe genug. Was er aber sehr eindringlich vermittelt, ist die unbedingte Faszination am Rennfahren, was man allerdings nur goutieren wird, wenn man selbst einen Hang dazu hat. Der Film war dann seinerzeit wenig überraschend auch ein Flop und eine der größten Enttäuschungen in der Karriere McQueens. Schon im Vorfeld hatte es allerhand Schwierigkeiten gegeben, Sturges stieg wieder aus, die Konkurrenz durch seinen Freund James Garner mit Grand Prix etc.
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Re: Der Steve McQueen Thread

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Für mich ist Le Mans zusammen mit Frankenheimers Grand Prix der einzige Spielfilm, der das Wesen des Rennfahrens voll und ganz rüberzubringen weiss. Das ist kein Hollywood-dreht-einen-Rennfahrerfilm-Fake a la Tage des Donners oder Driven, nein, Le Mans IST Rennsport. Und das noch deutlich kompromissloser als der (ebenfalls grandiose) Grand Prix, da er konzeptionell von vorneherein ganz auf das 24-Stunden-Rennen als die zentrale Figur setzt und alles andere (also Figuren und rudimentäre Handlung) darum herum drapiert. Diese Rechnung geht dann auch genau deshalb voll auf, weil man wohl nur so wirklich einen authentischen Film über die 24 Stunden von Le Mans drehen kann. In gewisser Weise erinnert mich der Film an Bondarchuks Waterloo, der ebenfalls die Schlacht als Hauptfigur etabliert und die Personen darum kreisen lässt. Allerdings ist Le Mans da noch kompromissloser. Durch diese Konzeption ist der Film aber fraglos nicht ganz so einfach zugänglich. Als ich ihn das erste mal vor 30 Jahren gesehen habe war ich entsprechend total enttäuscht, weil ich etwas ganz anderes erwartet hatte (eben einen Film mit "richtiger" Handlung und Figuren). Erst Jahre später habe ich den Film dann für mich neu entdeckt und mittlerweile ist das für mich ein regelrechter "Kultfilm" (obwohl ich die Begrifflichkeit eigentlich nicht mag, aber sie ist hier halt sehr treffend). Die Sogwirkung, die Le Mans auf mich hat ist enorm, ich fühle mich hier tatsächlich "mittendrin, statt nur dabei" (passenderweise war meine Erstsichtung dann auch auf dem heutigen Sport1-Vorgänger DSF - da lief das Ding am ersten Tag als der Sender auf Sendung ging :) ). Von daher für mich eine klare 10.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Steve McQueen Thread

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Du kannst gerne noch deine Eindrücke dazu schidern, hier wird bestimmt auch jemand darauf antworten. Ist ja bei allen noch nciht allzu lange her.

Dennoch würde ich vorschlagen jetzt "Getaway" anzugehen. Nicht, dass wir das ganze Jahr für McQueen brauchen, oder wie Jo Joy sagen würde: My New Year´s resolution für 2024 was to finish The McQueen Marathon in 2025.
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Re: Der Steve McQueen Thread

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Nachdem ich diese Woche endlich mal wieder durchatmen kann, werde ich voraussichtlich die Zeit finden Papillon zu sehen. Seid ihr auch dabei, oder passte bei euch noch nicht? Würde und könnte sonst auch gerne noch paar Tage warten.
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