AnatolGogol hat geschrieben: 26. September 2023 14:22
Dass es Qualitätsunterschiede gab ist ja keine Frage. Aber es gab eben auch hochwertige Kopien und gerade in den 60ern hatte man mit der 70mm-Technologie wohl die hochwertigste Wiedergabemöglichkeit im Kino, die es je gab. Aber es stimmt durchaus, dass man die Qualität auf Basis des Negativs (was ja die ultimative Qualitätsstufe ist) im Kino so nicht zu sehen bekam. Allerdings sollte der Anspruch einer werkgetreuen Restauration ja auch nicht sein einen Film möglichst so darzustellen, wie er im Kino lief, sondern so wie er gedreht wurde. Die Frage wäre ja auch, was die Konsequenz daraus wäre nicht auf Negativebene zu arbeiten. Alte Kinokopien sind zumeist beschädigt, verdreckt und entfärbt und taugen daher auch nicht als Referenz. Eine digitale Verschlechterung des Negativmaterials zur Simulation der Wiedergabesituation im Kino kann auch kaum wünschenswert sein. Es ist doch toll, dass wir heute Film so geniessen können, wie sie ursprünglich mal gedreht wurden. Denn das ist doch die Kehrseite davon: abseits von einigen nicht ganz so überzeugenden Shots hat man dafür einen Grossteil des Materials in beeindruckender Qualität.
Selbstverständlich bin ich da ganz bei dir: Dass man das alte Filmmaterial vor dem entgültigen Zerfall retten kann, ist unbezahlbar. Viele alte Klassiker haben bei mir durch die Restauration schon für ungläubiges Staunen gesorgt. Die Möglichkeiten sind überwältigend und für alle Filmfans ein wahrgewordener Traum. Keine Frage. Viele Filme sind ein wahres "Fest für die Augen" und Filme ja nun mal ein visuelles Medium.
Merkwürdig finde ich aber, wenn man Filme oder Teile eines Filmes schlechter bewertet, mit Argumenten wie z. B. "Studiokulisse deutlich zu sehen". Dafür kann der Film nichts, wenn er durch ebensolche Maßnahmen so aufpoliert wurde, dass das zu sehen ist, was vorher nicht zu sehen war und auch nicht zusehen sein sollte.
Dass der Anspruch einer werkgetreuen Restauration der sein sollte, den Film so zu sehen wie er gedreht wurde und nicht, wie er mal zu sehen war, finde ich etwas widersprüchlich. Dafür sind Making-Ofs da, nicht aber der eigentliche Film. Kein Filmschaffender möchte, dass der Film so zu sehen ist und arbeitet auch entsprechend, denn es soll ja eine Illusion erzeugt werden. Die Kulissen wurden seinerzeit so ausgeleuchtet, dass man davon ausgehen konnte, dass das im Kino dann entsprechend rüberkommt. Ich möchte einen Film nicht so sehen, wie er gedreht wurde, sondern so, wie er gedacht war. Wenn ich bei den alten StarWars-Klassikern deutliche Fingerabdrücke auf Darth Vaders Helm sehe, dann reißt mich das raus und nimmt mir die Illusion, in eine weit weit entfernte Galaxie abgetaucht zu sein. So geschehen bei meiner ersten Blu-Ray-Sichtung. Absolut nichts dagegen, Filme in bestmöglichster Qualität sehen zu können und wie schon erwähnt, bin ich von der Restauration einiger Klassiker auch absolut begeistert. Wenn es aber nur noch darum geht, zu beweisen, wie man heutzutage technisch jeden noch so kleinen Staubpartikel sichtbar machen kann und viele das abfeiern, dann frage ich mich, ob das noch im Sinne des Films ist.
Aber um den Bogen wieder auf FYEO zu spannen: Mir ist auch erst in der HD-Version aufgefallen - und nicht nur bei diesem Film - dass das alles zu deutlich zu sehen ist. Als FYEO seinerzeit in die Kinos kam, wirkte das überhaupt nicht so.