Patrice hat geschrieben: 25. Mai 2023 09:52
Schlechte (oder gute) Kritiken haben doch nichts mit dem Erfolg eines Filmes zu tun.
Haben sie auch nicht, auch wenn es sicherlich immer irgendwelche Leute gibt, die auf einen Film aufmerksam werden, weil ihr geliebtes Abendblatt oder ihre Morgenzeitung ihn besonders lobend erwähnen. Auf Daniels sonstige seltsame Vorurteile möchte ich aber nicht weiter eingehen (da er ja einen Großteil meines Schreibens eh ignoriert), das ist mir meine Zeit und Mühe nicht wert. Jeder soll sich immerhin in seiner Schublade wohlfühlen dürfen.
Nummer4Fonda hat geschrieben: 24. Mai 2023 22:46
danielcc hat geschrieben: 24. Mai 2023 18:08ich gebe noch mal die Beispiele: Dr No, FRWL, GF, TB, Die Hard,.... the list goes on. Was hat man sich denn dabei gedacht? Man will einfach eine einfache Geschichte erzählen, die die Leute gut unterhält. Da gibt es wenig bis gar keine Beweggründe für die handelnden Figuren und dennoch funktioniert es.
Das sind aber schlecht gewählte Beispiele. Alle diese Filme basiere auf Romanvorlagen. Da musste sich keiner der involvierten Autoren noch etwas groß ausdenken, sondern nur noch filmgerecht adaptieren.
Gar nicht mal so sehr. "Die Hard" ist zwar eine Romanverfilmung, hat aber mit dem Buch gar nicht so viel gemein im direkten Vergleich. Und viele der cleversten Momente des Films gehen auf die Drehbuchautoren und auf John McTiernan zurück. Jedenfalls ist es natürlich und eigentlich dürfte das jedem, der gerne Filme schaut klar sein, nicht einfach nur ein Film, bei dem sich alle gedacht haben: "Joa, lass uns mal die Leute unterhalten", und dann ist zufällig dieser Film eine Klassiker geworden, weil er aus ominösen, unerklärlichen Gründen besser war als andere.

Natürlich wird in "Stirb langsam" etwas erzählt und natürlich hat er tiefere Elemente, durch die er beim Publikum räsoniert. Das ist wirklich irre, den Film anzusehen, und hinterher zu sagen, dass es da "wenig bis gar keine Beweggründe für die handelnden Figuren" gibt. McClane wird 30 Minuten lang eine halbe Ewigkeit als einer etabliert, der mit moderner Technik hadert und diesen Mega-Konzern seiner Frau dekadent und zum Kotzen findet – und dann ist der Bösewicht einer, der nur auf Geld aus ist. Da muss man echt kein Gehirnjogging betreiben, um 1 und 1 zusammenzählen zu können und zu wissen, was da erzählt wird.
Film ist ein Erzählmedium und keine lustige Aneinanderreihung irgendwelcher Bilder, bei denen dann "versehentlich" Spannung entsteht. Wer sich das so vorstellt, der liegt – sorry – brutal falsch.
Maibaum hat geschrieben: 25. Mai 2023 10:37
Die ideale Filmkritik sollte meiner Meinung nach den Film schauen. und dann versuchen zu beschreiben warum ihnen etwas gefallen oder auch mißfallen hat. Mir reicht es vollkommen nach einem Film zu wissen ob ich Spaß hatte oder nicht, aber es kann eben auch Spaß machen darüber nachzudenken warum das so war. Und ich kann dann, noch einen Schritt weiter, auch mal ganz andere Blicke auf das Gesehene zu bekommen, über die Auseinandersetzung mit dem was andere darin sehen. Im Idealfall kann ich dann auch das Gesehene noch einmal vertiefen, oder gar das Erlebnis noch einmal intensivieren.
Exakt. Das ist dann eine vernünftige Art, Kritiken zu schreiben: Hat es gefallen? Warum hat es gefallen? Eine Analyse geht tiefer, die kann entweder filmintern stattfinden und sich mit dem auseinandersetzen, was da handwerklich, ästhetisch und erzählerisch eigentlich veranstaltet wird, sie kann aber auch andere Faktoren berücksichtigen (bspw. Trends aus anderen Filmen abklopfen, die zur selben Zeit erschienen sind oder den einzelnen Film in das Gesamtwerk des Regisseurs einordnen usw.).
Genial ist Samedis zweifelhafte Aussage, er wisse nach schlechten Kritiken immer sofort, dass ihm etwas gefallen wird. Das ist natürlich spitze, denn dann erfüllt die Kritik wieder ihren Zweck einer Empfehlung, wenn auch über einen Umweg. Aber genau, im eigentlichen Sinne geht es nicht darum, anderen Leuten eine Meinung vorzugeben, sondern Gedanken und Eindrücke zu teilen, die dann für andere einen neuen Blickwinkel eröffnen können oder das Erlebnis sogar bereichern, weil sie so auf Dinge achten oder auf Ideen zum Film kommen, die sie sonst vielleicht nicht gehabt hätten.
Um zu "Indiana Jones" zurückzukommen: Ich bin davon überzeugt, dass das, was ich in meinem langen Posts zur jeweiligen inneren Handlung von "Jäger des verlorenen Schatzes" und "Das Königreich des Kristallschädels" ausgeführt habe, einen wesentlichen Einfluss darauf hat, warum ein Großteil des Publikums den einen Film stark findet und er heute noch räsoniert, und der andere es nicht tut. Bei "Jäger des verlorenen Schatzes" wird etwas erzählt, was über das simple Aneinanderreihen von Actionszenen hinausgeht, und das spürt der Zuschauer unterbewusst. Da gibt es eine Entwicklung der Hauptfigur (natürlich vergleichsweise oberflächlich, denn es ist immer noch in erster Linie Genrekino), da gibt es schlüssige Motive und Zusammenhänge. Bei "Das Königreich des Kristallschädels" widersprechen sich Szenen inhaltlich teils gegenseitig, die Motive und Themen sind verworren und unklar (wie ausgeführt: Die Kommies sind die Bösen, Kommunismus ist schlecht, aber gleichzeitig ist Kapitalismus auch schlecht und die Rote Angst war einerseits berechtigt, aber andererseits wird der McCarthyismus scharf kritisiert – ja, was denn nun?), und am Ende ist kaum greifbar, was da genau erzählt wird – abseits von "Alter Mann mit Peitsche und Sohnemann suchen Kristallschädel".