vodkamartini hat geschrieben: 9. Februar 2023 15:07
Jan de Bont ist ein Könner, was leider oft übersehen oder nicht erwähnt wird.
Finde nicht, dass er übersehen wird. Als Director of Photography hat er sich einen sehr guten Ruf erarbeitet und war Anfang der 90er in Hollywood völlig zu recht einer der gefragtesten Kameramänner. Seinen Ruf hat er sich eher durch seine Regie-Ambitionen kaputt gemacht, denn als Regisseur ist er in meinen Augen unterdurchschnittlich. Speed und Twister mögen Hits gewesen sein, für besonders gut inszeniert halte ich sie nicht. Beim Rest seines Regie-Oeuvres geht handwerklicher Unterdurchschnitt dann auch einher mit kommerzieller Unterwältigung. Da er auch danach (also nachdem er als Regisseur gescheitert war) nie wieder ernsthaft eine Rückkehr in das Metier, in welchem er es zu Weltklasseniveau gebracht hat, in Erwägung gezogen hat ist es wenig verwunderlich, dass er mittlerweile hauptsächlich als Regisseur vergessenswerter Wegwerf-Blockbuster in Erinnerung geblieben ist. Ich schätze ihn als Kameramann sehr, aber seine Regie-Ambitionen haben ihn letztlich Karriere und (einen Teil vom) Ruf gekostet.
craigistheman hat geschrieben: 10. Februar 2023 12:36
Ob Hitchcock den offenen Umgang mit Sex, bzw. Sex als Waffe in dieser Form gutgeheißen hätte? Schwere Frage, denn schließlich ist auch Frenzy, der deutlich nach der Abschaffung des Prduction Codes entstanden ist, gemessen am Standard der Zeit (Peckinpahs Straw Dogs, Kubricks Clockwork Orange) On Screen recht „brav“ geraten. Ich denke Hitchcock arbeitete vorwiegend allegorisch, BI wäre ihm vermutlich etwas zu frontal und vulgär gewesen.
Frenzy war in seiner Urversion ("Kaleidoscope") von Hitch wesentlich drastischer und freizügiger geplant, was er aufgrund der fehlenden Unterstützung von Universal dann in den deutlich massenkompatibleren Frenzy wie wir ihn kennen modifizierte. Von daher denke ich eher, dass Hitch Gewalt und Sex filmisch nie so umsetzen konnte, wie er es gerne getan hätte und durchaus Gefallen hätten finden können an Verhoevens freizügiger Verbeugung vor seinem eigenen Vertigo.