GoldenProjectile hat geschrieben: 7. Juni 2022 21:43
Hast du dir denn schon die jüngste Steigung meiner Durchschnittswertung seines Oeuvres angeschaut? Die ist doch auch phänomenal.
Natürlich, Review ist nicht schlecht.
GoldenProjectile hat geschrieben: 3. Juni 2022 11:43
Essentiell ist dabei, dass mit Michael Douglas ein Protagonist vorhanden ist, dessen Stabilität zunehmend auf der Kippe steht, der dabei aber auch nicht eindeutig als der Manipulation verfallend dargestellt wird. Das heisst anders als z.B. Jimmy Stewart in Vertigo treibt Douglas nicht einfach nur in der Abwärtsspirale, sondern sind seine Kontrolle über die Geschehnisse und mögliche Zweifel ambivalenter gehalten.
Ja, das ist denke ich der Schlüssel des ganzen Films. Die Handlung entwickelt sich ja aus der Perspektive von Douglas' Nick und dadurch wird dem Zuschauer in gewissem Maße suggeriert, dass er der Handelnde ist bzw. die Kontrolle über die Situation hat. Mit zunehmender Laufzeit wird aber immer deutlicher, dass dies nur bedingt oder vielleicht sogar nie der Fall ist. Basic Instinct ist ja quasi eine Art freies Remake von Verhoevens 9 Jahre zuvor entstandenem Thriller "De vierde Man", in welchem Jeroen Krabbé hinter das Geheimnis einer mutmaßlich gattenmordenden, von Renée Soutendijk grandios verkörperten Femme Fatale kommen will. Auch dort entwickelt sich die Handlung aus der Perspektive der Krabbé-Figur, auch da wird dadurch eine gewisse Art Kontrolle suggeriert (die gleichzeitig durch die extreme psychische und physische Labilität der Krabbé-Figur aber konsequent torpediert wird). Im Verlauf des Films wird aber klar, dass sich Krabbé immer mehr in einem Spinnennetz (sei es nun von Soutendijk oder Krabbés zunehmend sich verschlechternden geistigen Gesundheit gesponnen) verheddert und Kontrolle nur eine Illusion war. Dieses Element findet man dann in Basic Instinct ebenfalls.
Hinzu kommt noch (die im 4. Mann ebenfalls vorhandene) Sucht-Komponente. Douglas' Beziehung zu Stone gleicht der einer Sucht und es ist natürlich auch kein Zufall, dass Douglas' Nick eine folgenschwere Kokain-Vergangenheit hat und just nach dem Zusammentreffen mit Stones Katherine wieder mehr und mehr zum Alkohol greift. Die Analogie ist klar: wie ein Süchtiger auch lange Zeit meint Kontrolle über seinen Konsum zu haben, so glaubt Douglas' Nick bis zum Schluss lange Zeit daran die Kontrolle über dieses "Spiel" zu haben. Und Inszenierung und Besetzung tragen ordentlich dazu bei, dass der Zuschauer das ebenfalls glaubt (Douglas ist hier einmal mehr brillant als auf der Oberfläche cool und überlegen agierendes Alpha-Männchen, welches unter der Oberfläche aber ordentliche Probleme mit sich rum schleppt), gleichzeitig wird die gesamte Spielzeit über aber immer wieder auch an dieser scheinbaren Kontrolle gerüttelt. Und dass Verhoeven sich bis zum allerletzten Moment (bzw. bis darüber hinaus) - mal wieder - nicht in die Karten schauen lässt, wer denn am Ende nun wie und überhaupt...das ist halt klasse, weil man als Zuschauer freundlich dazu genötigt wird sich seine eigene Wahrheit aus dem Gezeigten zu destillieren und nicht wie es in Hollywood leider allzu oft üblich ist eine einfache Erklärung vorgekaut bekommt. Mehr noch: Paul macht sich mit der einfachen Erklärung nach
Beths Tod
in gewisser weise sogar lustig über diese nachgereichten, vorgekauten Erklärungen à la Psycho, nur um mit einem grandiosen Paukenschlag-Finale das dann wieder komplett umzuwerfen (oder zumindest beim Zuschauer ordentlich für Zweifel zu sorgen).