dernamenlose hat geschrieben: 7. Februar 2022 14:43
Casino Hille hat geschrieben: 1. Februar 2022 17:55
Ich mag die unkomplizierte Art, mit der in den Moore-Bonds solche Elemente einfach koexistieren durften und konnten. Es schien für niemanden damals ein Widerspruch zu sein, diese sehr weit auseinanderliegenden Szenen einfach in eine Melange zu vermengen und das macht aus den Moore-Filmen für mich so hübsche Wundertüten.
Grundsätzlich kann ich dir da sehr gut folgen, auch wenn sich unsere Bewertung der einzelnen Filme stark unterscheidet. Allerdings wundert mich diese Einschätzung von dir ein bisschen, weil deine Kritik an TLD häufig exakt entgegengesetzt ist. Da hast du häufiger gesagt, dass dir der Film nicht konsequent erscheint, dass Szenen wie die Autoverfolgung und Sprüche wie "Salz Korossion" zu albern für die Tonalität des Filmes wären.
Was unterscheidet da die Moore Filme von TLD, dass es bei Moore für die funktioniert und bei Dalton nicht?
Na, erstmal natürlich, dass ich viele der Gags in TLD ganz furchtbar finde. "Salzkorrosion" und der Laser im Aston Martin selbst sind ganz besonders schlimm, aber da gibt es noch ein paar solcher schlimmen Albernheiten in TLD (die Cello-Rutschpartie oder die Ablenkung des Pipeline-Aufsehers durch den beherzten Einsatz von Rosika bspw.), die hätte ich dem verblödelsten Moore-Bond nicht abgenommen. Junge Leute nennen das "cringe", ich finde es altmodisch gesagt "panne".
Für mich hat TLD tatsächlich mit Abstand die blödesten Gags der Reihe an Bord. Und es hilft wenig bis gar nicht, dass einige von denen Dalton offensichtlich selbst peinlich sind und er sie dementsprechend steif rüberbringt.
Warum es bei TLD so arg ins Gewicht fällt, wolltest du wissen. Ich könnte mich jetzt einfach mit meinem persönlichen Geschmack rausreden, aber – das ist mir zu einfach! Du sollst eine coolere Antwort bekommen. Also: Ich empfinde TLD als eine relativ konsequente Fortsetzung der Linie, die die Bond-Reihe in den 80ern gefahren ist. Vermutlich hätte Moore TLD problemlos machen können, ohne das es groß aufgefallen wäre. Und Dalton hätte schon in AVTAK funktioniert. Man ist da relativ reibungslos von einem Darsteller zum anderen gewechselt, ohne großen Stilbruch oder eine Anpassung. Trotzdem nehmen viele Fans TLD als einen ernsteren Film wahr (obwohl seine Gagdichte auf einem Level mit dem direkten Vorgänger sein dürfte). Woran liegt's? Aus meiner Sicht an zwei Faktoren: Nr. 1 ist natürlich Timmy Dalton (der große Bruder von Joe, William, Jack und Averell), der seinen Bond sehr viel seriöser spielt als alle seine Vorgänger. Er hat immer etwas Abgründiges in seinen Augen, weshalb sein Bond auch gefährlicher wirkt als alle anderen je in der Rolle. Gleichzeitig hat man durch den Bezug zur Afghanistan-Politik der damaligen Gegenwart eine stärkere Verortung im politischen Kontext, was den Film naturgemäß stärker erdet als es bei den Moore-Filmen je der Fall war.
Und diese kleine Bipolarität sorgt bei meinem Empfinden für ein Missgefälle: Jetzt habe ich also einen Bond, der einerseits die Tür aufstößt zu einigen interessanten neuen Implikationen hinsichtlich Rolle und "weltlicher Verortung", gleichzeitig aber auch einen, der (wohl aus Routine und "Pflichterfüllung" heraus) nicht anders kann, als die blödeligsten Witze und Slapstick-Einschübe zu bedienen, die einem so einfallen konnten. Da wird es für mich dann schwierig. Dem Film TLD nehme ich nicht ab, dass er wirklich zu 100 Prozent hinter diesen Slapstick-Einlagen steht – und die ernsteren, gewagteren Ansätze sind so homöopathisch über den Film verteilt, dass aus ihnen nie etwas werden kann. Wo es also mal etwas seriöser und ernster werden soll, wirkt es auf mich gepresst und gewollt, wenn dann der auflockernde Humor kommt, ist es gleich aller plattester Klamauk – und die ganz schlimmen Ideen wie den fliegenden Teppich hat uns Glen dann ja zum Glück noch erspart.
Anders gesagt: Die Moore-Filme mögen die von mir erwähnten Wundertüten sein, hinsichtlich tonaler Vielseitigkeit, aber ich empfinde sie durchweg als konsequent und "geplant". TLD wirkt auf mich anders, zersplitterter, nicht mehr so organisch. Ich mag die Moore-Filme in Summe ja nicht dafür, dass sie sowohl witzig als auch dramatisch sein können, sondern mit welcher Selbstverständlichkeit diese Attitüde präsentiert wird. Und das sehe ich so bei beiden Dalton-Filmen nicht mehr gegeben.