Casino Hille hat geschrieben: 23. Dezember 2021 02:34
Aber nur weil es woanders auch so ist, entbindet es den neuen Film nicht davon, es nachvollziehbar erzählen zu müssen. Das ist schon eine harte Pille zu schlucken, in allen 3 Versionen von "West Side Story": dem Theaterstück, der 1961er Verfilmung und dem Spielberg-Remake.
Maria ist ja kein unfehlbarer Charakter.
Sie ist in ihren Gefühlen gefangen - wie sie Anita ja auch erklärt im Duett "A Boy Like That/I Have a Love".
Damit Tony nicht ungestraft einfach abhauen kann, wird er ja dann auch noch getötet.
Sonst wäre es natürlich ein fragwürdiges Ende gewesen - wenn man einfach so verschwinden könnte, nachdem man jemanden umgebracht hat.
Dass Maria weiter so für Tony empfindet, liegt einfach daran, dass sie daran glaubt, dass er ihr eine Zukunft offenbaren kann, die ihr sie herumkommandierender Bruder nicht ermöglichen konnte.
Ja, das ist einfach gestrickt, theatralich und auf wenige Eckpunkte runtergerechnet.
Aber ansonsten könnte man auch fragen, warum Straßengangs überhaupt gegeneinander kämpfen müssen? Ist ja nicht so, dass man dadurch ein besseres Leben hätte - oder dass für Außenstehende plausible Gründe erkennbar sind, bei denen man sagt: "Ach so, klar. Dann würde ich mich auch auf Leben und Tod prügeln."
Es muss einfach reichen, dass Riff im übertragenen Sinne sagt: "Mich stört alles, was mir fremd ist. Deshalb hau ich drauf."
Und bei Maria ist es einfach so, dass die Art und Weise ihres Bruders ihr fremder ist als das Gutmütoge, was Tony ihr gegenüber ausstrahlt.
Wenn Ansel Elgort besser gespielt hätte, hätte es dem Film auf jeden Fall geholfen. Oder wenn Spielberg gleich jemand anderen gecasted hätte.
