Ja, aus der Entstehungsgeschichte des Filmes geht hervor, dass es lange Zeit die hirnrissige Idee gab, Bond zu amerikanisieren, in der Hoffnung das Publikum dort besser zu adressieren. Es wurden einige US-Schauspieler in Betracht gezogen und sogar gecastet. DAS spricht schonmal nicht für sonderlich viel Vertrauen in die Figur und die bisherigen Filme. Aber hey - neben Easy Rider, Asphalt Cowboy, Clockwork Orange oder Straw Dogs, die das Kino nachhaltig prägten, ist das vielleicht nicht weiter verwunderlich.Casino Hille hat geschrieben:
Hast du dafür einen Beleg? Schwindendes Vertrauen in die Stärken der Marke kann ich bei dem Film und seiner Produktionsgeschichte nicht erkennen - und bei dem Erfolg des Films werden die Macher auch gar keinen Grund dafür gehabt haben. Eher sehe ich in DAF die fast selbstparodierenden Züge als Zugeständnis an die Kernelemente, die das Publikum damals mit Bond verbunden hat und die man nach der Enttäuschung von OHMSS stärker denn je in den Vordergrund rücken wollte. Nach dem also eher dramatischen OHMSS jetzt eine "Kurskorrektur" zurück zu einfachen Späßen, lockerer Stimmung etc. Dafür spricht auch, dass man ursprünglich unseren Gert Fröbe als Zwillingsbruder von Goldfinger zurückholen und damit an den bis dato prägendsten Bond anknüpfen wollte. Quasi eine Überkompensation, nachdem der Versuch ohne Connery mit einem nahe an Fleming gehaltenen Film gescheitert ist. New Hollywood hatte auf unseren James im 1971 hingegen keine für mich ersichtlichen Auswirkungen - aber ich lasse mich gern überzeugen.
Am Ende haben sich Saltzman und Broccoli für die einfachste Variante entschieden, den gesamten Stab von GF wieder an Bord zu holen.
Den teils sehr albernen Humor in DAF empfinde ich als eine Art Zugeständnis EONs an ein Publikum, das erstens immer jünger wurde (aus marktwirtschaftlicher Sicht etablieren die 68er die Jugend als Zielgruppe Nummer 1), und eigentlich keine Lust hatte, einen alten weißen britischen Mann für das Wohl der Welt kämpfen zu sehen, wo sich die Lage in Vietnam immer weiter zuspitzte.
Ein Element, das auf den New Hollywoodianischen Wandel (den wir langsam auch wieder bräuchten) verweist, ist z.B. die Darstellung des schwulen Killerduos Mr. Wint & Mr. Kidd on screen. Im Jahre 64 wäre das völlig undenkbar gewesen.
Doch zeigt der Film nur eine Reihe teils homophober Klischees.