Love von Gaspar Noe.
Der erste wirklich überzeugend hirnlastige Porno seit langem.
Re: Zuletzt gesehener Film
9768ui! Da geht's gründlich zur Sache
Seine Zeit kam, immer wenn er Pillen nahm
Re: Zuletzt gesehener Film
9769Ja, aber es ist trotzdem kein Porno, aber er ist eindeutig expliziter als üblich.
Ist das Leben nicht zum Kotzen schön?
9770Asphalt-Cowboy
„Jeder redet auf mich ein. Ich höre kein Wort von dem, was sie sagen. Nur die Echos meiner Gedanken.“ – Manches Musikstück kommt in einem Film so prägend, so unglaublich passend zum Einsatz, dass es von nun an für immer mit dem Werk verbunden ist. So geschehen 1969, als die Zuschauer im dunklen Kinosaal der Stimme von Harry Nilsson lauschten, wie er mit der Folk-Ballade „Everybody’s Talkin“ das Drama „Asphalt-Cowboy“ eröffnet. Das Lied handelt vom Wunsch des Sängers, sich aus der Härte der Stadt zurückzuziehen. Der Film dazu eröffnet entgegengesetzt: Da steigt ein junger Bilderbuch-Texaner, mit Cowboy-Hut, braunen Stiefeln und Fransen an jedem Kleidungsstück, in einen Bus, lässt sein Leben als Tellerwäscher hinter sich, fährt in die Metropole, nach New York City. Er träumt den Amerikanischen Traum, hat das große Geld im Sinn. Wie er, dieser „Asphalt-Cowboy“ namens Joe Buck, sein Ziel erreichen will, weiß er genau: Er plant, ein Gigolo zu werden. Die vornehmen Großstadt-Damen träumen schließlich geradezu von einem Kerl wie ihm – oder?
Natürlich sieht die Realität anders aus. Mit seinen vermeintlich flotten Sprüchen kommt Joe bei den resoluten Damen des Big Apples nicht weit. Als er das erste Mal mit einer älteren Dame im Bett landet, stellt sich diese im Nachhinein selbst als Edel-Prostituierte heraus – und statt zu kassieren, muss Joe für den gemeinsamen Bettsport blechen. Hoffnung schöpft er zum ersten Mal, als er in einer Bar den intelligenten, aber kranken Straßengauner Rizzo trifft. Wenig überraschend fällt der naive Südstaatler zuerst auf den Betrüger rein, lässt sich um 20 Dollar abzocken. Doch als er ihm ein zweites Mal begegnet, helfen sie sich gegenseitig. Rizzo sucht jemanden, mit dem er ein paar müde Mark verdienen und sich ein Busticket ins sonnige Florida leisten kann. Joe darf solange bei ihm unterkommen: In einer erbärmlichen, verfallenen Wohnung eines abrissfälligen Gebäudes.
Zwei Außenseiter also, zwei Loser, zwei Antihelden, die nichts haben, außer ihrer Zweckgemeinschaft, die sie selbst vielleicht für Freundschaft halten. Joe Buck und Enrico Salvatore Rizzo hängen beide ihrerseits am Amerikanischen Traum, leben aber seine hässliche Kehrseite. Aus dem Wasserhahn in ihrer Unterkunft ragt ein großer Eiszapfen, Rizzo hustet regelmäßig hörbar um sein Leben, hinkt mit einem Bein stark nach. Auch Joe kann keinen Stich landen: Mit dem Casanova-Dasein läuft es so miserabel, dass er sich vor lauter finanzieller Verzweiflung heimlich in dunklen Kinosälen trotz seiner Heterosexualität auf Fellatio von männlichen Freiern einlassen muss. Eine gewagte Szene: Als der britische Regisseur John Schlesinger die Romanvorlage von „Asphalt-Cowboy“ verfilmen wollte, waren Inhalte wie dieser der Grund, weshalb man ihm versicherte, kein US-Studio würde sein Projekt finanzieren.
Zum Glück hörte er nicht auf diese Prophezeiungen, sah sich durch sie eher angestachelt: Mit „Asphalt-Cowboy“ gelang ihm sein Meisterstück, sein filmisches Aushängeschild. Seine freie Adaption der Buchvorlage von James Leo Herlihy passte in den Zeitgeist des Jahres 1969, als die Vereinigten Staaten zwischen Depression und Hybris pendelten: Richard Nixon übernahm damals die Macht im Weißen Haus, die Hippies feierten in Woodstock, Kriegsverbrechen in Vietnam kamen ans Licht und der Wettlauf ins All fand seinen Höhepunkt. Während Neil Armstrong in der Schwerelosigkeit einen kleinen Schritt für einen Mensch, aber einen großen Sprung für die Menschheit auf den Mond setzte, humpelte sich Dustin Hoffman als Rizzo, abfällig „Ratso“ genannt, auf dem schwer gepflasterten Boden des New Yorker Großstadtdschungels zum Helden einer Generation von Kinogängern.
Wie er und der damalige Leinwand-Frischling Jon Voight als Joe Buck das Leben mit all seiner Härte nehmen und in ihrer Misere den Wert des jeweils anderen erkennen, ist von beiden Schauspielern so anrührend, offenherzig und facettenreich gespielt, dass sie in dieser Duo-Konstellationen zu Kino-Ikonen wurden. Voight ist mit seinen runden Augen, seinen verwegenen blonden Haaren und der optimistischen Ausstrahlung die Idealbesetzung für Buck, doch Hoffman muss als Naturgewalt bezeichnet werden: Seine Darbietung wird noch ein halbes Jahrhundert später regelmäßig genannt, geht es um die allergrößten Schauspiel-Leistungen – zurecht! Mit intensiver Authentizität reifte sein Rizzo zum Archetyp einer Kinoepoche: Die ausklingenden 1960er waren der Beginn des New Hollywood, eine Zeit, in der das traditionelle Studiosystem durch gesellschaftskritische, unkonventionelle Filme revolutioniert wurden. Schon zwei Jahre zuvor war Hoffman in „Die Reifeprüfung“, einem Vorreiter dieser Ära, der Star, in „Asphalt-Cowboy“ wurde er ihr Gesicht.
Der Mut, mit dem John Schlesinger diesen Film ins Kino brachte, beeindruckt. Bei der Veröffentlichung erhielt sein Werk das frisch eingeführte X-Rating: Die höchste Altersfreigabe, eigentlich ausschließlich für Pornofilme reserviert. Auf das Publikum wirkte der hässliche Blick auf die Lebenswirklichkeit in US-Großstädten unerhört. Die Sprache des Drehbuchautoren Waldo Salt war vulgär, voller Profanität. Sie entstammte dem, was er tagtäglich auf den Straßen von New York hörte. Wohl auch deshalb, weil der Film direkt der Realität entnommen war, sahen seine Macher ihn weniger kontrovers. Kameramann Adam Holender konnte, als die ersten Kritiken erschienen, nicht verstehen, weshalb diese menschliche Geschichte vom Feuilleton zum großen Tabubruch erklärt wurde. Michael Childers, der Lebensgefährte von Schlesinger, erkannte in den Reaktionen sogar Heuchelei – schließlich zeige der Film nichts, was 1969 nicht zum New Yorker Alltag auf der 42. Straße gehörte.
Zum Meisterwerk wird „Asphalt-Cowboy“ durch seine dichte Atmosphäre. Während der urbane Lebensstil als knallharter, schonungsloser Existenzkampf zugespitzt wird, ist in den ruhigen Szenen zwischen Voight und Hoffman ein sanfter Humanismus zu spüren. Mit großer Sensibilität erzählt Schlesinger von seinen tragischen Figuren, und so viel Sympathie er mit ihnen hat, so viele hässliche Seiten gesteht er ihnen auch zu. Genauso gestaltet sich sein Bildaufbau: Die Kamera zeigt beeindruckende Panoramen voller Dreck und Schmutz, blickt aber nicht abfällig auf die unschönen Seiten des Lebens. Stattdessen bekommt der Moloch einen nahezu märchenhaften Charakter. Sollten später Regisseure wie Woody Allen oder Martin Scorsese für ihre New-York-Filme gelobt werden, so ist wohl „Asphalt-Cowboy“ die größte filmische Liebeserklärung an die Stadt, die niemals schläft.
Einer konventionellen Dramaturgie verweigert sich „Asphalt-Cowboy“ mit letzter Konsequenz. Die Odyssee beider Hauptfiguren ist episodisch angelegt, und die Kamera verweilt gerne ein Minütchen länger im Augenblick. Viele Szenen wurden ohne angeheuerte Statisten direkt auf offener Straße gedreht, legendär landete so ein Moment im Film, in dem ein Taxifahrer beinahe Dustin Hoffman überfahren hätte. Mit diesem Willen zur Wiedergabe der Realität dokumentiert die Milieustudie die ganze Bandbreite der New Yorker Kultur: Coca-Cola-Trinker sind omnipräsent, ein kleines Mädchen liest einen Wonder-Woman-Comic, Pazifisten demonstrieren nahe des Time Squares, derweil geraten Joe und Rizzo auf eine Party im Stil des abstrakten Künstlers Andy Warhol, Drogentrip inklusive. An diesen Stellen wird die Montage wild, desorientierend, nervenkitzelnd. Sie ergibt sich dem Rausch, der hedonistischen Illusion.
Im selben Stil wird mehrfach die Vergangenheit von Joe angedeutet, in bunten, verwirrend-albträumerischen Rückblenden scheint er Opfer einer Massenvergewaltigung zu werden. Ansätze einer freudianischen psychoanalytischen Deutung finden sich viele, wer jedoch genau Bescheid wissen will, muss in den Roman schauen. Die Tagträumereien von Rizzo sind hingegen leicht zu verstehen: Er sieht sich gemeinsam mit Joe in einem Luxushotel in Florida, umringt von schönen Damen. Komponist John Barry lässt eine flehende Mundharmonika spielen, trägt damit immens zu der gefühlten Hoffnung bei, beiden Figuren sei ein Ausweg aus ihrem Elend vorherbestimmt. Letztlich endet „Asphalt-Cowboy“ wie er begann mit einer schicksalshaften Busfahrt. Joe und Rizzo machen sich auf den Weg nach Florida, auf den Weg ins Paradies – ein Ort, von dem aus es bekanntlich keine Wiederkehr gibt.
„Asphalt-Cowboy“ ist ein Kultklassiker, ein Kind seiner Zeit, und doch zeitlos. Meisterhaft versteht Schlesinger es, sich nie dem Zynismus hinzugeben, sondern eine zutiefst bittere, aber zugleich zärtliche Loserballade zu erzählen, in welcher der Amerikanische Traum zur Amerikanischen Tragödie wird. 1969 gab es hierfür drei Oscars – u.a. in der Hauptkategorie als "Bester Film". Die Auszeichnung bestätigte, dass die Ära des New Hollywood sich nicht mehr aufhalten ließ. Jon Voight und Dustin Hoffman, beide als "Bester Hauptdarsteller" nominiert, mussten sich jedoch Filmlegende John Wayne geschlagen geben, der für den altmodischen Western „Der Marshal“ seinen einzigen Goldjungen gewann. Erst Jahre später sollten beide in der Kategorie triumphieren. Ironischerweise wird John Wayne selbst in „Asphalt-Cowboy“ erwähnt: Joe nutzt ihn zur Verteidigung, als Rizzo den Cowboy-Kleidungsstil als „schwul“ bezeichnet. Dabei hatte Rizzo nur erkannt, was die Oscar-Jury noch nicht einsehen wollte: Die Zeit der Cowboys war vorbei, das Zeitalter der Asphalt-Cowboys eingeläutet.
„Jeder redet auf mich ein. Ich höre kein Wort von dem, was sie sagen. Nur die Echos meiner Gedanken.“ – Manches Musikstück kommt in einem Film so prägend, so unglaublich passend zum Einsatz, dass es von nun an für immer mit dem Werk verbunden ist. So geschehen 1969, als die Zuschauer im dunklen Kinosaal der Stimme von Harry Nilsson lauschten, wie er mit der Folk-Ballade „Everybody’s Talkin“ das Drama „Asphalt-Cowboy“ eröffnet. Das Lied handelt vom Wunsch des Sängers, sich aus der Härte der Stadt zurückzuziehen. Der Film dazu eröffnet entgegengesetzt: Da steigt ein junger Bilderbuch-Texaner, mit Cowboy-Hut, braunen Stiefeln und Fransen an jedem Kleidungsstück, in einen Bus, lässt sein Leben als Tellerwäscher hinter sich, fährt in die Metropole, nach New York City. Er träumt den Amerikanischen Traum, hat das große Geld im Sinn. Wie er, dieser „Asphalt-Cowboy“ namens Joe Buck, sein Ziel erreichen will, weiß er genau: Er plant, ein Gigolo zu werden. Die vornehmen Großstadt-Damen träumen schließlich geradezu von einem Kerl wie ihm – oder?
Natürlich sieht die Realität anders aus. Mit seinen vermeintlich flotten Sprüchen kommt Joe bei den resoluten Damen des Big Apples nicht weit. Als er das erste Mal mit einer älteren Dame im Bett landet, stellt sich diese im Nachhinein selbst als Edel-Prostituierte heraus – und statt zu kassieren, muss Joe für den gemeinsamen Bettsport blechen. Hoffnung schöpft er zum ersten Mal, als er in einer Bar den intelligenten, aber kranken Straßengauner Rizzo trifft. Wenig überraschend fällt der naive Südstaatler zuerst auf den Betrüger rein, lässt sich um 20 Dollar abzocken. Doch als er ihm ein zweites Mal begegnet, helfen sie sich gegenseitig. Rizzo sucht jemanden, mit dem er ein paar müde Mark verdienen und sich ein Busticket ins sonnige Florida leisten kann. Joe darf solange bei ihm unterkommen: In einer erbärmlichen, verfallenen Wohnung eines abrissfälligen Gebäudes.
Zwei Außenseiter also, zwei Loser, zwei Antihelden, die nichts haben, außer ihrer Zweckgemeinschaft, die sie selbst vielleicht für Freundschaft halten. Joe Buck und Enrico Salvatore Rizzo hängen beide ihrerseits am Amerikanischen Traum, leben aber seine hässliche Kehrseite. Aus dem Wasserhahn in ihrer Unterkunft ragt ein großer Eiszapfen, Rizzo hustet regelmäßig hörbar um sein Leben, hinkt mit einem Bein stark nach. Auch Joe kann keinen Stich landen: Mit dem Casanova-Dasein läuft es so miserabel, dass er sich vor lauter finanzieller Verzweiflung heimlich in dunklen Kinosälen trotz seiner Heterosexualität auf Fellatio von männlichen Freiern einlassen muss. Eine gewagte Szene: Als der britische Regisseur John Schlesinger die Romanvorlage von „Asphalt-Cowboy“ verfilmen wollte, waren Inhalte wie dieser der Grund, weshalb man ihm versicherte, kein US-Studio würde sein Projekt finanzieren.
Zum Glück hörte er nicht auf diese Prophezeiungen, sah sich durch sie eher angestachelt: Mit „Asphalt-Cowboy“ gelang ihm sein Meisterstück, sein filmisches Aushängeschild. Seine freie Adaption der Buchvorlage von James Leo Herlihy passte in den Zeitgeist des Jahres 1969, als die Vereinigten Staaten zwischen Depression und Hybris pendelten: Richard Nixon übernahm damals die Macht im Weißen Haus, die Hippies feierten in Woodstock, Kriegsverbrechen in Vietnam kamen ans Licht und der Wettlauf ins All fand seinen Höhepunkt. Während Neil Armstrong in der Schwerelosigkeit einen kleinen Schritt für einen Mensch, aber einen großen Sprung für die Menschheit auf den Mond setzte, humpelte sich Dustin Hoffman als Rizzo, abfällig „Ratso“ genannt, auf dem schwer gepflasterten Boden des New Yorker Großstadtdschungels zum Helden einer Generation von Kinogängern.
Wie er und der damalige Leinwand-Frischling Jon Voight als Joe Buck das Leben mit all seiner Härte nehmen und in ihrer Misere den Wert des jeweils anderen erkennen, ist von beiden Schauspielern so anrührend, offenherzig und facettenreich gespielt, dass sie in dieser Duo-Konstellationen zu Kino-Ikonen wurden. Voight ist mit seinen runden Augen, seinen verwegenen blonden Haaren und der optimistischen Ausstrahlung die Idealbesetzung für Buck, doch Hoffman muss als Naturgewalt bezeichnet werden: Seine Darbietung wird noch ein halbes Jahrhundert später regelmäßig genannt, geht es um die allergrößten Schauspiel-Leistungen – zurecht! Mit intensiver Authentizität reifte sein Rizzo zum Archetyp einer Kinoepoche: Die ausklingenden 1960er waren der Beginn des New Hollywood, eine Zeit, in der das traditionelle Studiosystem durch gesellschaftskritische, unkonventionelle Filme revolutioniert wurden. Schon zwei Jahre zuvor war Hoffman in „Die Reifeprüfung“, einem Vorreiter dieser Ära, der Star, in „Asphalt-Cowboy“ wurde er ihr Gesicht.
Der Mut, mit dem John Schlesinger diesen Film ins Kino brachte, beeindruckt. Bei der Veröffentlichung erhielt sein Werk das frisch eingeführte X-Rating: Die höchste Altersfreigabe, eigentlich ausschließlich für Pornofilme reserviert. Auf das Publikum wirkte der hässliche Blick auf die Lebenswirklichkeit in US-Großstädten unerhört. Die Sprache des Drehbuchautoren Waldo Salt war vulgär, voller Profanität. Sie entstammte dem, was er tagtäglich auf den Straßen von New York hörte. Wohl auch deshalb, weil der Film direkt der Realität entnommen war, sahen seine Macher ihn weniger kontrovers. Kameramann Adam Holender konnte, als die ersten Kritiken erschienen, nicht verstehen, weshalb diese menschliche Geschichte vom Feuilleton zum großen Tabubruch erklärt wurde. Michael Childers, der Lebensgefährte von Schlesinger, erkannte in den Reaktionen sogar Heuchelei – schließlich zeige der Film nichts, was 1969 nicht zum New Yorker Alltag auf der 42. Straße gehörte.
Zum Meisterwerk wird „Asphalt-Cowboy“ durch seine dichte Atmosphäre. Während der urbane Lebensstil als knallharter, schonungsloser Existenzkampf zugespitzt wird, ist in den ruhigen Szenen zwischen Voight und Hoffman ein sanfter Humanismus zu spüren. Mit großer Sensibilität erzählt Schlesinger von seinen tragischen Figuren, und so viel Sympathie er mit ihnen hat, so viele hässliche Seiten gesteht er ihnen auch zu. Genauso gestaltet sich sein Bildaufbau: Die Kamera zeigt beeindruckende Panoramen voller Dreck und Schmutz, blickt aber nicht abfällig auf die unschönen Seiten des Lebens. Stattdessen bekommt der Moloch einen nahezu märchenhaften Charakter. Sollten später Regisseure wie Woody Allen oder Martin Scorsese für ihre New-York-Filme gelobt werden, so ist wohl „Asphalt-Cowboy“ die größte filmische Liebeserklärung an die Stadt, die niemals schläft.
Einer konventionellen Dramaturgie verweigert sich „Asphalt-Cowboy“ mit letzter Konsequenz. Die Odyssee beider Hauptfiguren ist episodisch angelegt, und die Kamera verweilt gerne ein Minütchen länger im Augenblick. Viele Szenen wurden ohne angeheuerte Statisten direkt auf offener Straße gedreht, legendär landete so ein Moment im Film, in dem ein Taxifahrer beinahe Dustin Hoffman überfahren hätte. Mit diesem Willen zur Wiedergabe der Realität dokumentiert die Milieustudie die ganze Bandbreite der New Yorker Kultur: Coca-Cola-Trinker sind omnipräsent, ein kleines Mädchen liest einen Wonder-Woman-Comic, Pazifisten demonstrieren nahe des Time Squares, derweil geraten Joe und Rizzo auf eine Party im Stil des abstrakten Künstlers Andy Warhol, Drogentrip inklusive. An diesen Stellen wird die Montage wild, desorientierend, nervenkitzelnd. Sie ergibt sich dem Rausch, der hedonistischen Illusion.
Im selben Stil wird mehrfach die Vergangenheit von Joe angedeutet, in bunten, verwirrend-albträumerischen Rückblenden scheint er Opfer einer Massenvergewaltigung zu werden. Ansätze einer freudianischen psychoanalytischen Deutung finden sich viele, wer jedoch genau Bescheid wissen will, muss in den Roman schauen. Die Tagträumereien von Rizzo sind hingegen leicht zu verstehen: Er sieht sich gemeinsam mit Joe in einem Luxushotel in Florida, umringt von schönen Damen. Komponist John Barry lässt eine flehende Mundharmonika spielen, trägt damit immens zu der gefühlten Hoffnung bei, beiden Figuren sei ein Ausweg aus ihrem Elend vorherbestimmt. Letztlich endet „Asphalt-Cowboy“ wie er begann mit einer schicksalshaften Busfahrt. Joe und Rizzo machen sich auf den Weg nach Florida, auf den Weg ins Paradies – ein Ort, von dem aus es bekanntlich keine Wiederkehr gibt.
„Asphalt-Cowboy“ ist ein Kultklassiker, ein Kind seiner Zeit, und doch zeitlos. Meisterhaft versteht Schlesinger es, sich nie dem Zynismus hinzugeben, sondern eine zutiefst bittere, aber zugleich zärtliche Loserballade zu erzählen, in welcher der Amerikanische Traum zur Amerikanischen Tragödie wird. 1969 gab es hierfür drei Oscars – u.a. in der Hauptkategorie als "Bester Film". Die Auszeichnung bestätigte, dass die Ära des New Hollywood sich nicht mehr aufhalten ließ. Jon Voight und Dustin Hoffman, beide als "Bester Hauptdarsteller" nominiert, mussten sich jedoch Filmlegende John Wayne geschlagen geben, der für den altmodischen Western „Der Marshal“ seinen einzigen Goldjungen gewann. Erst Jahre später sollten beide in der Kategorie triumphieren. Ironischerweise wird John Wayne selbst in „Asphalt-Cowboy“ erwähnt: Joe nutzt ihn zur Verteidigung, als Rizzo den Cowboy-Kleidungsstil als „schwul“ bezeichnet. Dabei hatte Rizzo nur erkannt, was die Oscar-Jury noch nicht einsehen wollte: Die Zeit der Cowboys war vorbei, das Zeitalter der Asphalt-Cowboys eingeläutet.
https://filmduelle.de/
Let the sheep out, kid.
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Re: Zuletzt gesehener Film
9771In the Electric Mist - Mord in Louisiana (2009)
Atmosphärischer Südstaatenkrimi, der mit einem überzeugenden Tommy Lee Jones in der Hauptrolle sowie John Goodman in einer fiesen Nebenfigur gut besetzt ist.
Der Film, der seine Spannung langsam aufbaut und durch unverbrauchte, in schicken Bildern dargereichte Locations überzeugt, hätte jedoch noch ein packenderes Finale vertragen können, was den Gesamteindruck leider etwas schmälert.
7/10
Bullseye – Der wahnwitzige Diamanten Coup (1990)
Michael Caine und Roger Moore in einer ziemlich turbulenten Verwechslungs- und Gaunerkomödie. Die beiden Darsteller, die im echten Leben befreundet waren, dürften viel Spass an den Dreharbeiten gehabt haben, doch leider kann man selbiges als Zuschauer kaum behaupten. Zu albern präsentiert sich das von Menahem Golan produzierte Geschehen. Action und Schauwerte fehlen nahezu völlig und man hat jederzeit den Eindruck, einen bestenfalls mittelmässigen Fernsehfilm anzusehen. Das wäre nicht weiter schlimm, doch wenn auch das Drehbuch nichts taugt, reicht es nichtmal für den Durchschnitt.
3/10
Vermisst (1982)
Spannender, auf wahren Begebenheiten basierender Politthriller von Genre-Spezialist Costa-Gravas. Die mit durchaus beeindruckendem Aufwand dargereichte Geschichte gestaltet sich als spannend und mit dichter Atmosphäre, was nicht zuletzt auch den überzeugenden Hauptdarstellern, allen voran Jack Lemmon -der hier für einmal nicht als Spassvogel zu sehen ist- zu verdanken ist. 1983 erhielt das Werk einen Oscar für das beste adaptierte Drehbuch, auch wenn ich denke, dass man das Ende durchaus noch packender hätte inszenieren können und auch Komponist Vangelis war stellenweise etwas zu zurückhaltend mit seinen eigentlich gelungenen musikalischen Themen.
7/10
Der Tod und das Mädchen (1994)
Sigourney Weaver, Ben Kingsley und Stuart Wilson erweisen sich als perfekte Besetzung für dieses überaus spannend und in atmosphärischen Bildern dargereichte Kammerspiel, welches in einem südamerikanischen Land angesiedelt wurde. Insbesondere Weaver beeindruckt durch eine sehr vielschichtige Rolle, bei welcher man nie so recht weiss, welche Aktion als nächstes folgen könnte. Doch auch Kingsley und Wilson brauchen sich nicht zu verstecken und wissen ihre Rollen bestens auszufüllen. Ein Film, der weitgehend ohne grosse Effekte auskommt und dennoch, oder vielleicht auch gerade deswegen, bis zur letzten Minute in seinen Bann zieht.
9/10
Im Bann des Jade Skorpions (2001)
Filme von und mit Woody Allen sind eigentlich nicht so mein Steckenpferd, doch die Geschichte dieser Krimikomödie mit "Noir"-Anleihen las sich nicht uninteressant und tatsächlich weiss der Film bestens zu unterhalten, was nicht zuletzt auch den Schauspielern zu verdanken ist, die hier bestens aufgelegt sind. Die herausragend geschriebenen und schauspielerisch klasse dargereichten verbalen Streitigkeiten zwischen Woody Allen und Helen Hunt bilden dabei das Glanzstück des Films, die 40er Jahre werden durch schöne Sets und einen Jazz-lastigen Score überzeugend dargestellt.
8/10
Atmosphärischer Südstaatenkrimi, der mit einem überzeugenden Tommy Lee Jones in der Hauptrolle sowie John Goodman in einer fiesen Nebenfigur gut besetzt ist.
Der Film, der seine Spannung langsam aufbaut und durch unverbrauchte, in schicken Bildern dargereichte Locations überzeugt, hätte jedoch noch ein packenderes Finale vertragen können, was den Gesamteindruck leider etwas schmälert.
7/10
Bullseye – Der wahnwitzige Diamanten Coup (1990)
Michael Caine und Roger Moore in einer ziemlich turbulenten Verwechslungs- und Gaunerkomödie. Die beiden Darsteller, die im echten Leben befreundet waren, dürften viel Spass an den Dreharbeiten gehabt haben, doch leider kann man selbiges als Zuschauer kaum behaupten. Zu albern präsentiert sich das von Menahem Golan produzierte Geschehen. Action und Schauwerte fehlen nahezu völlig und man hat jederzeit den Eindruck, einen bestenfalls mittelmässigen Fernsehfilm anzusehen. Das wäre nicht weiter schlimm, doch wenn auch das Drehbuch nichts taugt, reicht es nichtmal für den Durchschnitt.
3/10
Vermisst (1982)
Spannender, auf wahren Begebenheiten basierender Politthriller von Genre-Spezialist Costa-Gravas. Die mit durchaus beeindruckendem Aufwand dargereichte Geschichte gestaltet sich als spannend und mit dichter Atmosphäre, was nicht zuletzt auch den überzeugenden Hauptdarstellern, allen voran Jack Lemmon -der hier für einmal nicht als Spassvogel zu sehen ist- zu verdanken ist. 1983 erhielt das Werk einen Oscar für das beste adaptierte Drehbuch, auch wenn ich denke, dass man das Ende durchaus noch packender hätte inszenieren können und auch Komponist Vangelis war stellenweise etwas zu zurückhaltend mit seinen eigentlich gelungenen musikalischen Themen.
7/10
Der Tod und das Mädchen (1994)
Sigourney Weaver, Ben Kingsley und Stuart Wilson erweisen sich als perfekte Besetzung für dieses überaus spannend und in atmosphärischen Bildern dargereichte Kammerspiel, welches in einem südamerikanischen Land angesiedelt wurde. Insbesondere Weaver beeindruckt durch eine sehr vielschichtige Rolle, bei welcher man nie so recht weiss, welche Aktion als nächstes folgen könnte. Doch auch Kingsley und Wilson brauchen sich nicht zu verstecken und wissen ihre Rollen bestens auszufüllen. Ein Film, der weitgehend ohne grosse Effekte auskommt und dennoch, oder vielleicht auch gerade deswegen, bis zur letzten Minute in seinen Bann zieht.
9/10
Im Bann des Jade Skorpions (2001)
Filme von und mit Woody Allen sind eigentlich nicht so mein Steckenpferd, doch die Geschichte dieser Krimikomödie mit "Noir"-Anleihen las sich nicht uninteressant und tatsächlich weiss der Film bestens zu unterhalten, was nicht zuletzt auch den Schauspielern zu verdanken ist, die hier bestens aufgelegt sind. Die herausragend geschriebenen und schauspielerisch klasse dargereichten verbalen Streitigkeiten zwischen Woody Allen und Helen Hunt bilden dabei das Glanzstück des Films, die 40er Jahre werden durch schöne Sets und einen Jazz-lastigen Score überzeugend dargestellt.
8/10
Re: Zuletzt gesehener Film
9772Ammonite (Francis Lee)
Eine zeitlich begrenzte und daher ihrem unausweichlichen Ende entgegensteuernde lesbische Liebesgeschichte in längst vergangenen Zeiten und irgendwo an der Küste, gab es das nicht schon mal? Mit nur knapp zwei Jahren Abstand beackert Ammonite inhaltlich, thematisch und motivisch tatsächlich ein sehr ähnliches Gebiet wie Sciammas Portrait de la jeune Fille en Feu (der übrigens für mich überraschend aber nicht unerfreulich das 2010er-Criterion-Listenprojekt gewonnen hat), natürlich ohne dessen Klasse zu erreichen. Unterhaltsames Liebesdrama, gut gespielt von Kate Winslet und Saoirse Ronan, nach einem holprigen Einstieg zunehmend interessanter und in seinen Erotikszenen erstaunlich explizit, aber der Cousine aus Frankreich kann Ammonite nun mal nicht das Wasser reichen.
Wertung: 6 / 10
Eine zeitlich begrenzte und daher ihrem unausweichlichen Ende entgegensteuernde lesbische Liebesgeschichte in längst vergangenen Zeiten und irgendwo an der Küste, gab es das nicht schon mal? Mit nur knapp zwei Jahren Abstand beackert Ammonite inhaltlich, thematisch und motivisch tatsächlich ein sehr ähnliches Gebiet wie Sciammas Portrait de la jeune Fille en Feu (der übrigens für mich überraschend aber nicht unerfreulich das 2010er-Criterion-Listenprojekt gewonnen hat), natürlich ohne dessen Klasse zu erreichen. Unterhaltsames Liebesdrama, gut gespielt von Kate Winslet und Saoirse Ronan, nach einem holprigen Einstieg zunehmend interessanter und in seinen Erotikszenen erstaunlich explizit, aber der Cousine aus Frankreich kann Ammonite nun mal nicht das Wasser reichen.
Wertung: 6 / 10
We'll always have Marburg
Let the sheep out, kid.
Let the sheep out, kid.
Re: Zuletzt gesehener Film
9773Klassentreffen 1.0
Wow! Das war definitiv der schlechteste Film, den ich seit Jahren gesehen habe. Eigentlich schon Schlefaz Qualität, nur würde der nicht mal von Kalkhofe gesendet, da niemand diese amateurhafte Schnitttechnik länger aushält. Kein einziger Schnitt länger als 5 Sekunden, da hüpfen die Figuren wie in einem schlechten Stopmotion-Movie hin und her. Da wird man verrückt.
Da fallen schon die steifen, schablonenhaften Charaktere sowohl in Gestik, Mimik als auch Linguistik nicht mehr so auf. Till der DJ Superstar mit dämlichen Hut (legt der den einmal ab?) der Weiber wie und mit seinen Unterhosen wechselt und als Running Gag eine Stalkerin wie eine abgelutschten Kaugummi raufgepappt bekommt, den er vergeblich versucht abzustreifen; mit zwei Loser als Ex-Schulkameraden als Antithese. einer uninteressanter und klischeehafter als der andere.
Ich muss zugeben, ich habe mich nach einer halben Stunde ausgeloggt. Ich hielt diesen schlechten Schnitt nicht mehr aus!
0/5 Punkte
Wow! Das war definitiv der schlechteste Film, den ich seit Jahren gesehen habe. Eigentlich schon Schlefaz Qualität, nur würde der nicht mal von Kalkhofe gesendet, da niemand diese amateurhafte Schnitttechnik länger aushält. Kein einziger Schnitt länger als 5 Sekunden, da hüpfen die Figuren wie in einem schlechten Stopmotion-Movie hin und her. Da wird man verrückt.
Da fallen schon die steifen, schablonenhaften Charaktere sowohl in Gestik, Mimik als auch Linguistik nicht mehr so auf. Till der DJ Superstar mit dämlichen Hut (legt der den einmal ab?) der Weiber wie und mit seinen Unterhosen wechselt und als Running Gag eine Stalkerin wie eine abgelutschten Kaugummi raufgepappt bekommt, den er vergeblich versucht abzustreifen; mit zwei Loser als Ex-Schulkameraden als Antithese. einer uninteressanter und klischeehafter als der andere.
Ich muss zugeben, ich habe mich nach einer halben Stunde ausgeloggt. Ich hielt diesen schlechten Schnitt nicht mehr aus!
0/5 Punkte
Seine Zeit kam, immer wenn er Pillen nahm
Re: Zuletzt gesehener Film
9774Am Sonntag lief in der ARD (sollte in der Mediathek abrufbar sein) ein neuer Polizeiruf aus Halle, mit dem famosen Peter Kurth und Peter Schneider in ihrem ersten Fall. Ich fand den richtig gut, ein verschachtelter Plot, gute Filmmusik und viel Humor und skurrile Menschen. Sehr empfehlenswert!
#Marburg2025
Früher war mehr Atombombe
Früher war mehr Atombombe
Re: Zuletzt gesehener Film
9775Été 85 (François Ozon)
Ozon kombiniert in seinem neuen Film das unbeschwerte, charmante und romantische Coming-of-Age-Sommerfeeling eines Call Me by Your Name mit den doppelbödigen Genre-Twists seiner eigenen Erotikthriller. Und das funktioniert und unterhält gut, auch wenn Ozon es versäumt, die perfekte Schlussszene als Schlussszene zu nutzen.
Wertung: 7 /10
Ozon kombiniert in seinem neuen Film das unbeschwerte, charmante und romantische Coming-of-Age-Sommerfeeling eines Call Me by Your Name mit den doppelbödigen Genre-Twists seiner eigenen Erotikthriller. Und das funktioniert und unterhält gut, auch wenn Ozon es versäumt, die perfekte Schlussszene als Schlussszene zu nutzen.
Wertung: 7 /10
We'll always have Marburg
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Re: Zuletzt gesehener Film
9776Habe mir wieder mal "Der unsichtbare Gast" auf DVD gegeben.
Wui! Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie gut das war!
Einen guten Film erkennt man v.a. daran, dass man ihn gerne wieder mal anschaut und dennoch immer wieder neue Nuancen entdeckt.
Das geniale an diesem Film ist, man kommt mit der 0815 Erwartung, dass sowieso ein genialer Twist oder Turn wie gehabt am Schluss den Sachverhalt im neuen Licht erscheinen lässt. Man fiebert an der echten alternativen Lösung des Kriminalfalls mit, um am Ende zu erkennen, dass es diesen nicht gibt!
Sorry, aber ich muss spoilern, da es keinen Spoiler gibt! Einfach genial! Definitiv der beste Film der 10er Jahre und ich fiebere aufs Hollywood - Remake
Wui! Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie gut das war!
Einen guten Film erkennt man v.a. daran, dass man ihn gerne wieder mal anschaut und dennoch immer wieder neue Nuancen entdeckt.
Das geniale an diesem Film ist, man kommt mit der 0815 Erwartung, dass sowieso ein genialer Twist oder Turn wie gehabt am Schluss den Sachverhalt im neuen Licht erscheinen lässt. Man fiebert an der echten alternativen Lösung des Kriminalfalls mit, um am Ende zu erkennen, dass es diesen nicht gibt!
Sorry, aber ich muss spoilern, da es keinen Spoiler gibt! Einfach genial! Definitiv der beste Film der 10er Jahre und ich fiebere aufs Hollywood - Remake
Seine Zeit kam, immer wenn er Pillen nahm
Re: Zuletzt gesehener Film
9777Poliziotto Sprint (1977) OmU
Herrlicher Italo-70s-Trash mit ungewohntem Pacing. Von der Story irgendwo zwischen Taxi und FF1. Überraschend kurzweilig trotz O-Ton mit Untertitel.
6,5/10
Herrlicher Italo-70s-Trash mit ungewohntem Pacing. Von der Story irgendwo zwischen Taxi und FF1. Überraschend kurzweilig trotz O-Ton mit Untertitel.
6,5/10
Bohnenkaffee ist imperialistisch.
Re: Zuletzt gesehener Film
9778Midsommar
zuerst dachte ich mir, dieser Ari Aster hat einen totalen Knall, und nach dem weit überschätzten "Hereditary" Schmarren dachte ich mir auch, es kann nichts besseres nachfolgen.
Doch im Laufe des Films, trotz dass er Anleihen von Lynch und Kubrick nimmt und sogar an Experimentalfilmer aus den 1970igern wie diesen Jodorovsky (El Topo) erinnert, bekommt er ein eigenes Flair. Vermutlich weil die meisten heutigen Horrorfilme aus der Konfektion a'la Blumhouse oder Asylum nur noch aus Jumpscares, Twists and Turns im Dauertakt bestehen, was hier komplett fehlt.
Die ganze Handlung ist zwar ein einzig riesiges Logikloch - jeder normaldenkender wäre spätestens nach dem ritualen Doppelselbstmord in Panik davongelaufen - dennoch nehmen die abartigen Kulte dieser Sekte einen gefangen. Warum? Wer weiß? Man empfindet die Sektierer zuerst als harmlose Öko-Spinner, doch sukzessive schält sich dieses Grauen durch deren Wahn in der Handlung frei, das dann fast schon ins Gore and Splatter Genre abdriftet. Vermutlich blieb deshalb dem Film der große Durchbruch verwehrt, da er mit Gefühlen im Grenzgang zwischen Anwiederung und Faszination für unser inneres Dunkles spielt. Und da will man dann doch nicht zu tief graben.
8/10 Punkte
zuerst dachte ich mir, dieser Ari Aster hat einen totalen Knall, und nach dem weit überschätzten "Hereditary" Schmarren dachte ich mir auch, es kann nichts besseres nachfolgen.
Doch im Laufe des Films, trotz dass er Anleihen von Lynch und Kubrick nimmt und sogar an Experimentalfilmer aus den 1970igern wie diesen Jodorovsky (El Topo) erinnert, bekommt er ein eigenes Flair. Vermutlich weil die meisten heutigen Horrorfilme aus der Konfektion a'la Blumhouse oder Asylum nur noch aus Jumpscares, Twists and Turns im Dauertakt bestehen, was hier komplett fehlt.
Die ganze Handlung ist zwar ein einzig riesiges Logikloch - jeder normaldenkender wäre spätestens nach dem ritualen Doppelselbstmord in Panik davongelaufen - dennoch nehmen die abartigen Kulte dieser Sekte einen gefangen. Warum? Wer weiß? Man empfindet die Sektierer zuerst als harmlose Öko-Spinner, doch sukzessive schält sich dieses Grauen durch deren Wahn in der Handlung frei, das dann fast schon ins Gore and Splatter Genre abdriftet. Vermutlich blieb deshalb dem Film der große Durchbruch verwehrt, da er mit Gefühlen im Grenzgang zwischen Anwiederung und Faszination für unser inneres Dunkles spielt. Und da will man dann doch nicht zu tief graben.
8/10 Punkte
Seine Zeit kam, immer wenn er Pillen nahm
Re: Zuletzt gesehener Film
9779iHaveCNit: A Quiet Place 2 (2021) - John Krasinski
Deutscher Kinostart: 24.06.2021
gesehen am 01.07.2021 in Dolby Atmos
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kinosaal 1 - 20:30 – Reihe 8 Platz 12
Nach 8 Monaten Wartezeit, die sich für mich wie eine unerträglich lange Zeit angefühlt haben, haben die Kinos endlich wieder geöffnet. Das war Grund genug für mich, mir natürlich auch Gedanken darüber zu machen, mit welchem Film ich das Comeback des Kinos feiere. Da kam mir aus den aktuellen Kinostarts genau ein Film zurecht in den Sinn, der bereits im März 2020 in die deutschen Kinos kommen sollte – Die Fortsetzung von John Krasinskis „A Quiet Place“ aus dem Jahre 2018, der sich direkt damals in meine Top10 des Jahres katapultiert hat. Dieses immersive Erlebnis eines Horror- bzw. apokalyptischen Survivalthriller hat mich in seiner Konzeption und Inszenierung sowohl handwerklich als auch schauspielerisch komplett überzeugt. Umso gespannter war ich nun, ob mir der 2. Teil nun ein ähnliches Erlebnis beschert hat. Nur soviel – Das Warten hat sich gelohnt und ich hätte mit keinem besseren Film aus der Zwangspause heraus starten können.
Nachdem die Familie Abbott nach persönlichen Verlusten eine Waffe im Kampf gegen die phonosensitiven Jäger gefunden hat, muss sie leider von der dadurch unbewohnbar gewordenen Farm ins Ungewisse aufbrechen. Dabei begegnen sie Emmett, einem alten Bekannten der Familie.
Mehr möchte ich an dieser Stelle auch nicht über die Handlung des Filmes verlieren, da durchaus Spoiler zu sowohl Teil 1 als auch Teil 2 enthalten sein können. John Krasinski fängt in Teil 2 genau da an, wo er bei Teil 1 aufgehört hat – sowohl inszenatorisch als auch bei der Handlung. Wie ich bereits oben erwähnt habe, gefällt mir das immersive Erlebnis aus Teil 1 besonders gut. Diese Form des visuellen Erzählens durch Schauspiel und audiovisuelle Gestaltung, das mitunter auch noch ordentlich an der Spannungsschraube dreht, aber auch noch genug Zeit findet, minimalistisch effektiv auf den Punkt den Charakteren und deren Emotionen Raum zu geben ist großartig. Und genau das findet sich bei Teil 2 wieder. Man mag sich die Frage stellen, ob ein großartiges Survivalkammerspiel wie „A Quiet Place“ überhaupt eine Fortsetzung nötig gehabt hat – diese Frage kann ich für mich auf jeden Fall mit einem „Ja“ beantworten. Dafür eignet sich ja bereits die Struktur des Films, der in einem Prolog und dem danach folgenden Hauptteil der Handlung unterschiedliche Tage und Zeiträume von wichtigen Schlüsselmomenten abdeckt. Und dort werden sich auch nach Teil 2 sicherlich noch genug interessante Schlüsselmomente ergeben, die erzählt werden können. In Teil 2 bekommen wir zwar weniger das auf einen Schauplatz komprimierte Kammerspiel, dafür aber viele abwechslungsreiche Sequenzen, die sowohl emotionale Tragweite als auch stark inszenierte Spannungsmomente liefern. Dass ich hier natürlich auch das Schauspiel von Emily Blunt, Millicent Simmonds, Noah Jupe und John Krasinski großartig finde ist selbstverständlich – darüber hinaus ist aber auch ganz klar die Darstellung von Cillian Murphy ein großer Gewinn und es ist schön, dass sein Charakter auch sehr viel Raum bekommen hat. Dass ein dritter Teil in Aussicht ist, gefällt mir sehr und wenn dieser so gut wie seine Vorgänger ist, kann das nur großartig werden. Bei dem zweiten Teil hat mir jedoch noch das gewisse Etwas gefehlt, dass in der Unerwartbarkeit liegt. So war die Erfahrung des Films durchaus bereits etwas routiniert und ich wusste in etwa, was mich hier erwarten könnte.
„A Quiet Place 2“ - My First Look – 9/10 Punkte.
Deutscher Kinostart: 24.06.2021
gesehen am 01.07.2021 in Dolby Atmos
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kinosaal 1 - 20:30 – Reihe 8 Platz 12
Nach 8 Monaten Wartezeit, die sich für mich wie eine unerträglich lange Zeit angefühlt haben, haben die Kinos endlich wieder geöffnet. Das war Grund genug für mich, mir natürlich auch Gedanken darüber zu machen, mit welchem Film ich das Comeback des Kinos feiere. Da kam mir aus den aktuellen Kinostarts genau ein Film zurecht in den Sinn, der bereits im März 2020 in die deutschen Kinos kommen sollte – Die Fortsetzung von John Krasinskis „A Quiet Place“ aus dem Jahre 2018, der sich direkt damals in meine Top10 des Jahres katapultiert hat. Dieses immersive Erlebnis eines Horror- bzw. apokalyptischen Survivalthriller hat mich in seiner Konzeption und Inszenierung sowohl handwerklich als auch schauspielerisch komplett überzeugt. Umso gespannter war ich nun, ob mir der 2. Teil nun ein ähnliches Erlebnis beschert hat. Nur soviel – Das Warten hat sich gelohnt und ich hätte mit keinem besseren Film aus der Zwangspause heraus starten können.
Nachdem die Familie Abbott nach persönlichen Verlusten eine Waffe im Kampf gegen die phonosensitiven Jäger gefunden hat, muss sie leider von der dadurch unbewohnbar gewordenen Farm ins Ungewisse aufbrechen. Dabei begegnen sie Emmett, einem alten Bekannten der Familie.
Mehr möchte ich an dieser Stelle auch nicht über die Handlung des Filmes verlieren, da durchaus Spoiler zu sowohl Teil 1 als auch Teil 2 enthalten sein können. John Krasinski fängt in Teil 2 genau da an, wo er bei Teil 1 aufgehört hat – sowohl inszenatorisch als auch bei der Handlung. Wie ich bereits oben erwähnt habe, gefällt mir das immersive Erlebnis aus Teil 1 besonders gut. Diese Form des visuellen Erzählens durch Schauspiel und audiovisuelle Gestaltung, das mitunter auch noch ordentlich an der Spannungsschraube dreht, aber auch noch genug Zeit findet, minimalistisch effektiv auf den Punkt den Charakteren und deren Emotionen Raum zu geben ist großartig. Und genau das findet sich bei Teil 2 wieder. Man mag sich die Frage stellen, ob ein großartiges Survivalkammerspiel wie „A Quiet Place“ überhaupt eine Fortsetzung nötig gehabt hat – diese Frage kann ich für mich auf jeden Fall mit einem „Ja“ beantworten. Dafür eignet sich ja bereits die Struktur des Films, der in einem Prolog und dem danach folgenden Hauptteil der Handlung unterschiedliche Tage und Zeiträume von wichtigen Schlüsselmomenten abdeckt. Und dort werden sich auch nach Teil 2 sicherlich noch genug interessante Schlüsselmomente ergeben, die erzählt werden können. In Teil 2 bekommen wir zwar weniger das auf einen Schauplatz komprimierte Kammerspiel, dafür aber viele abwechslungsreiche Sequenzen, die sowohl emotionale Tragweite als auch stark inszenierte Spannungsmomente liefern. Dass ich hier natürlich auch das Schauspiel von Emily Blunt, Millicent Simmonds, Noah Jupe und John Krasinski großartig finde ist selbstverständlich – darüber hinaus ist aber auch ganz klar die Darstellung von Cillian Murphy ein großer Gewinn und es ist schön, dass sein Charakter auch sehr viel Raum bekommen hat. Dass ein dritter Teil in Aussicht ist, gefällt mir sehr und wenn dieser so gut wie seine Vorgänger ist, kann das nur großartig werden. Bei dem zweiten Teil hat mir jedoch noch das gewisse Etwas gefehlt, dass in der Unerwartbarkeit liegt. So war die Erfahrung des Films durchaus bereits etwas routiniert und ich wusste in etwa, was mich hier erwarten könnte.
„A Quiet Place 2“ - My First Look – 9/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "
Re: Zuletzt gesehener Film
9780iHaveCNit: Freaky (2021) – Christopher Landon
Deutscher Kinostart: 24.06.2021
gesehen am 02.07.2021
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kinosaal 3 - 20:00 – Reihe 9 Platz 15
Der Regisseur Christopher Landon hat sich in seinen letzten 3 Filmen „Scouts vs. Zombies“ sowie „Happy Deathday“ und „Happy Deathday 2U“ bereits im Feld von Horrorkomödien ausgetobt und zum Beispiel das Slashergenre in den beiden „Happy Deathday“-Filmen bereits um Elemente wie Zeitschleifen (wie zum Beispiel bei „Groundhog Day“ und „Edge of Tomorrow“) und Zeitreisen bzw. Dimensionsreisen erweitert und natürlich auch in unterhaltsamer Weise klassische Elemente von Horrorfilmen ironisch und satirisch kommentiert. In seinem neuen Film „Freaky“, der eigentlich bereits im November 2020 in die Kinos kommen sollte, ergänzt er nun das klassische Slashergenre mit dem Element des aus Komödien bekannten Körpertauschs.
Eine Legende in Blissfield besagt, dass pünktlich zu den Abschlussfeierlichkeiten der High-School, die jedes Jahr auf einen Freitag den 13. fallen ein „Blissfield Butcher“ genannter Serienkiller sein Unwesen treibt und es größtenteils auf Jugendliche abgesehen hat. Inmitten des Blutrauschs dieses Serienkillers läuft es für die junge, schüchterne Millie Kessler sowohl in der Schule als auch privat nicht gut – und natürlich macht sie auch mit dem „Blissfield Butcher“ Bekanntschaft, doch als er sie umbringen möchte, kommt es zu einem mysteriösen Zwischenfall und sie wacht am nächsten Morgen im Körper des Serienkillers auf, während es sich der Serienkiller in ihrem Körper bequem macht. Nicht nur, dass sie den Blutrausch des Killers stoppen muss, sie muss auch noch einen Weg finden, diesen Tausch rückgängig zu machen, denn dafür bleiben ihr nur noch wenige Stunden.
Mit einer Laufzeit von um die 90 Minuten ist „Freaky“ eine unfassbare kompakte und schnelle Horrorkomödie, die mit ihrer Kombination aus Slasher-Horror und Körpertausch-Komödie eine coole Idee mitbringt und diese trotz der ein oder anderen Logikschwäche richtig gut in den Film integriert. Bei der grafischen Darstellung von Gewalt ist der Film schon etwas derbe und durchaus blutig genug. Neben der sich natürlich ergebenden Spannung ist der Film vor allem eins – unglaublich unterhaltsam – und das ist durchaus ein Verdienst von Vince Vaughn, der vom Killer in das junge Mädchen wechselt und dort für sehr viele witzige Momente sorgt. Aber auch den Wechsel vom schüchternen, introvertierten Mädchen in einen Serienkiller und der daraus folgenden charakterlichen Entwicklung in eine mörderische, selbstbewusste Femme Fatale bringt Kathryn Newton sehr gut rüber.
„Freaky“ - My First Look – 8/10 Punkte.
Deutscher Kinostart: 24.06.2021
gesehen am 02.07.2021
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kinosaal 3 - 20:00 – Reihe 9 Platz 15
Der Regisseur Christopher Landon hat sich in seinen letzten 3 Filmen „Scouts vs. Zombies“ sowie „Happy Deathday“ und „Happy Deathday 2U“ bereits im Feld von Horrorkomödien ausgetobt und zum Beispiel das Slashergenre in den beiden „Happy Deathday“-Filmen bereits um Elemente wie Zeitschleifen (wie zum Beispiel bei „Groundhog Day“ und „Edge of Tomorrow“) und Zeitreisen bzw. Dimensionsreisen erweitert und natürlich auch in unterhaltsamer Weise klassische Elemente von Horrorfilmen ironisch und satirisch kommentiert. In seinem neuen Film „Freaky“, der eigentlich bereits im November 2020 in die Kinos kommen sollte, ergänzt er nun das klassische Slashergenre mit dem Element des aus Komödien bekannten Körpertauschs.
Eine Legende in Blissfield besagt, dass pünktlich zu den Abschlussfeierlichkeiten der High-School, die jedes Jahr auf einen Freitag den 13. fallen ein „Blissfield Butcher“ genannter Serienkiller sein Unwesen treibt und es größtenteils auf Jugendliche abgesehen hat. Inmitten des Blutrauschs dieses Serienkillers läuft es für die junge, schüchterne Millie Kessler sowohl in der Schule als auch privat nicht gut – und natürlich macht sie auch mit dem „Blissfield Butcher“ Bekanntschaft, doch als er sie umbringen möchte, kommt es zu einem mysteriösen Zwischenfall und sie wacht am nächsten Morgen im Körper des Serienkillers auf, während es sich der Serienkiller in ihrem Körper bequem macht. Nicht nur, dass sie den Blutrausch des Killers stoppen muss, sie muss auch noch einen Weg finden, diesen Tausch rückgängig zu machen, denn dafür bleiben ihr nur noch wenige Stunden.
Mit einer Laufzeit von um die 90 Minuten ist „Freaky“ eine unfassbare kompakte und schnelle Horrorkomödie, die mit ihrer Kombination aus Slasher-Horror und Körpertausch-Komödie eine coole Idee mitbringt und diese trotz der ein oder anderen Logikschwäche richtig gut in den Film integriert. Bei der grafischen Darstellung von Gewalt ist der Film schon etwas derbe und durchaus blutig genug. Neben der sich natürlich ergebenden Spannung ist der Film vor allem eins – unglaublich unterhaltsam – und das ist durchaus ein Verdienst von Vince Vaughn, der vom Killer in das junge Mädchen wechselt und dort für sehr viele witzige Momente sorgt. Aber auch den Wechsel vom schüchternen, introvertierten Mädchen in einen Serienkiller und der daraus folgenden charakterlichen Entwicklung in eine mörderische, selbstbewusste Femme Fatale bringt Kathryn Newton sehr gut rüber.
„Freaky“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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