AnatolGogol hat geschrieben: 18. November 2019 15:34
Mag sein Hille, aber ich lehne es ab Geld für etwas auszugeben, was ich gar nicht sehen will.
Öhm... sollst du ja auch nicht?

Ich habe eher unabhängig von deinem Beitrag versucht, darüber zu sinnieren, dass die neue Streaming-Welt, die du angesprochen hattest, für mich noch so ihre Tücken hat. Aber nicht, weil sie so neu und anders ist, sondern weil sie alten Wein in neuen Schläuchen präsentiert. Die Streaming-Dienste hätten so viele narrative Möglichkeiten, Dinge zu tun, die Film und Fernsehen eben nicht können. Stattdessen bieten sie Leuten wie Scorsese eine Plattform, um Filme zu drehen, die der Mann seit über dreißig Jahren dreht. Das ist für mich etwas sehr schade - aber wer von Netflix und Co. eh Abstand hält, der freut sich natürlich, wenn das Angebot dort (zumindest der Teil, der nach draußen ins Kino dringt) genau das ist, was man dort sonst auch zu sehen kriegt.
Invincible1958 hat geschrieben: 18. November 2019 22:43
In The Irishman wird die Mafia anders als in den alten Filmen nicht romantisiert. Es zerfällt alles. Das ist ein bedeutender Unterschied.
Naja, so bedeutend nun auch wieder nicht und GoodFellas war schon 1990 das entromantisierte Gegengewicht zu Coppolas Godfather (die phonetische Ähnlichkeit der zwei Titel ist da sicher kein Zufall - und wenn doch, dann ein besonders schöner). Nicht falsch verstehen: ich fand den Irishman schon in Ordnung. Nicht mehr, nicht weniger. Aber es ist schon schade, dass einem Meister des Genres wie Martin Scorsese in über drei Stunden nichts, aber auch gar nichts einfällt, dass er so nicht schon erzählt hat. Ich widerspreche auch dem Post von Eric entschieden: Doch, Irishman ist ein Scorsese Best of, es ist die vierte oder fünfte Variation seiner GoodFellas Geschichte und das geht so weit, dass die Regie viele Stellen der Handlung mehr abarbeitet als sie zu entwickeln, gerade die schiere Zahl an Nebenfiguren erfüllen die meiste Zeit Checklisten-Kriterien. Erst der lange Schluss, da wird es etwas spannender, da entwickelt sich der Stoff etwas, aber um da etwas Großes draus zu machen, dafür hätte der Ire von vornherein ein anderer Film sein müssen. Natürlich gibt es Unterschiede zu den alten Mafia-Dramen, aber die liegen eher in der heutigen Bildsprache und den modernen Sehgewohnheiten begründet und auch darin hebt sich The Irishman leider kein Stück ab.
GoldenProjectile hat geschrieben: 21. November 2019 01:38
Aufmachung und Inszenierung - visuell, aber auch musikalisch - sind ausserdem wesentlich nüchterner als Scorseses früheren Werke im Genre des biografischen Mafiafilms, was diesen Punkt weiter unterstützt.
Allerdings ist The Irishman auch deutlich bunter bzw farblich sehr viel breiter angelegt als die sehr nüchterne, naturalistische Farbgebung anderer/früherer Scorsese Filme. Auch hier ist The Irishman eben eindeutig ein Kind seiner Zeit.