Re: High and Low Stakes - Gewichtung des Bedrohungsszenario für den Film

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SMERSH hat geschrieben: 12. Oktober 2019 21:02
Henrik hat geschrieben: 12. Oktober 2019 13:19 FYEO halte ich für falsch eingeordnet. Allgemein wird der Film immer als bodenständig, back to the earth, etc. beschrieben und bezüglich dessen, was wir tatsächlich auf dem Bildschirm sehen, stimmt das auch. Wir sehen keine Raumstation, keinen Supertanker oder ähnliches. Aber immerhin geht es um das ATAC, ein Gerät im Zusammenhang mit dem Einsatz von Atomwaffen. Was das Bedrohungsszenario angeht ist der Film vergleichbar mit TSWLM oder MR.
Ich kann mich nicht erinnern, wie es in der Realität des Filmes behandelt wurde, aber im Prinzip lassen sich die Raketen vom System natürlich abkoppeln und ein neues Einführen. Sicher sehr ärgerlich und teuer, aber es wäre ja irrsinnig, wenn man für alle Zeit nur uber dieses ATAC die Kontrolle über die Sprengkopfe hätte.
Eigentlich wollte ich gestern LTK gucken, diese Diskussion hat dann Naber spontan mein Interesse an FYEO geweckt. In der Szene mit Bond und M, ich meinen Tanner, heisst es "Jeder Befehl kann widerrufen werden - Das schon, aber unsere U-Boote könnten auch den Befehl erhalten, unsere eigenen Städte anzugreifen." Im Film wird die atomare Bedrohung nicht ähnlich stark in den Vordergrund gerückt wie etwa in TSWLM oder OP, ich würde dennoch von einer "sehr großen Bedrohung" sprechen.

Allerdings halte ich die Bond -Tanner-Szene in der deutschen Synchro nicht für gelungen und ich frage mich manchmal, ob die Verantwortlichen überhaupt selbst verstanden haben, was sie da synchronisieren.
Wenn man das Original kennt, weiss man, wie der Dialog gemeint ist.
"Jeder Befehl kann widerrufen werden" = Wenn unseren Feinden das ATAC in die Hände fällt und wir sie mit Atomwaffen vernichten wollen, können sie diesen Befehl widerrufen.
"unsere U-Boote könnten auch den Befehl erhalten, unsere eigenen Städte anzugreifen" = das sollte klar sein.

Durch Tanners "das schon, aber" in den deutschen Synchro wirkt das eher, als wollte Bond mit seinem vorher gesagten das nun folgende relativieren, also in etwa so: "Es ist nicht schlimm, wenn man unseren U-Booten den Befehl gibt, unsere Städte anzugreifen, wir können den Befehl ja immer noch widerrufen. So ist das natürlich nicht gemeint.

Re: High and Low Stakes - Gewichtung des Bedrohungsszenario für den Film

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GoldenProjectile hat geschrieben: 12. Oktober 2019 14:23 Schwer zu sagen, der Ton macht halt die Musik. (...)
In OP steigert und entwickelt sich das Ganze bei der Anreise zum Zirkus immer mehr (...)
Ersteres empfinde ich jetzt nicht als so arg unterschiedlich, da auch OP in der "Thriller-Phase" immer noch Schenkelklopfer an Bord hat (z.B. Bubi & Schatzi) und TSWLM an Bord der Liparus ja auch nicht durchgängig das launige Spektakel ist (z.B. ist der Tod der Seeleute für Bond-Verhältnisse recht eindringlich in Szene gesetzt). Bei zweiterem bin ich aber ganz bei dir, der lange und effektive Spannungsaufbau verleiht der kulminierenden Entschärfung in OP dann tatsächlich ein anderes Gewicht als die eher episodisch anmutende Umprogrammierung in TSWLM.

Casino Hille hat geschrieben: 12. Oktober 2019 23:48 Ich stimme dir völlig zu, so konnte man meinen unglücklich formulierten Satz absolut verstehen!
Nichts, was zwei Foren-Supermächte nicht über den Heißen Draht regeln könnten. :D
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: High and Low Stakes - Gewichtung des Bedrohungsszenario für den Film

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Henrik hat geschrieben: 13. Oktober 2019 08:17 Aber immerhin geht es bei FYEO um das ATAC, ein Gerät im Zusammenhang mit dem Einsatz von Atomwaffen. Was das Bedrohungsszenario angeht ist der Film vergleichbar mit TSWLM oder MR.
Mein persönliches Problem zum Thema ATAC ist immer gewesen, dass ich dieses Handlungselement als eine modifizierte und komplexere Fassung der ENIGMA interpretiere und das ausgesprochene Bedrohungspotential als puren Unfug ansehe, da mit dem bewussten Wissen, dass der "Feind" über das Gerät verfügen kann, in der wirklichen Welt diese Komponente aus dem Verkehr gezogen / abgeschaltet / ausgebaut würde. Das war ja bekanntlich der Clou bei der Entschlüsselung der ENIGMA im Zweiten WELTKRIEG, dass die Gegenseite nicht erkannt hat, dass die Dekodierung aufgeflogen ist.
Nicht anderes passiert meines Erachtens schon bei DR. No wenn der Funk-Kanal zu Strangways abgeschaltet wird.

Ich empfinde für mich persönlich diese Szene im FOR YOUR EYES ONLY immer als fürchterlich aufgeblasenen McGuffin. Bei der Nummer würde in der echten Welt nicht mal eben Klein-Jimmy losgeschickt werden das Ding ausfindig zu machen, sondern es würde zugesehen, dass ein anderes Team zeitgleich durch eine Sprengung mittels Bombe dem untergangenen Wrack den Rest gäbe, während unser Agent die Hintermänner, die für die Ermordung der Havelocks verantwortlich sind, zu stellen hat - auch wenn es natürlich seine Zeit bräuchte das Wrack im Meer zu finden

Wäre doch echt schräg gewesen, wenn Bond beim Tauchgang zu spät gekommen wäre, weil er noch tagelang vorher in Cortina gewesen ist.


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Re: High and Low Stakes - Gewichtung des Bedrohungsszenario für den Film

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Ich habe mir die FYEO Szene gerade angeschaut (man findet ja alles auf Youtube..) und es ist nicht eindeutig welche Konsequenzen der Verlust nun hat.
Erst wird gesagt, der Verlust mache die gesamte Polaris Flotte nutzlos, dann das es genutzt werden könnte, um Angriffsbefehle auf z.B. eigene Städte zu übermitteln. Ich glaube Ms Briefing war auch noch nie kürzer...
Ich denke daher der Film will es so darstellen, als ob keine Abkopplung möglich wäre.
So solle es dann auch sein. Dementsprechend geändert.
AnatolGogol hat geschrieben: 12. Oktober 2019 08:20 Ich denke man sollte bei diesem Thema die zeitgenössische Empfindung des Publikums nicht vergessen. Ein atomares Vernichtungsszenario hatte 1963 oder 1983 ein ganz anderes dramatisches Gewicht wie heutzutage, ganz einfach weil es für den Zuschauer wesentlich greifbarer war, da Teil des täglichen Lebens. Im Gegensatz dazu ist dieses Thema für ein heutiges Publikum eher abstrakt und historisch (obwohl die Gefahr ja nachwievor vorhanden ist) und kann daher wie es Daniel richtig schrieb leicht comichaft übertrieben wirken - was es originär aber fraglos nicht war.
Die Ironie ist ja tatsächlich, das die Doomsday Clock jetzt wieder auf 2 Minuten vor Mittenacht steht. Zuletzt war das während den Wasserstoffbomben Test der beiden Atomsupermächte in den 50ern der Fall. Also dramatischere Zeiten als die Kuba Krise und Reagans Muskelspielen.
Von daher eigentlich höchste Zeit, das Bond das mal wieder behandelt.
Das größte Risiko liegt denke ich zwischen Indien und Pakistan.

Re: High and Low Stakes - Gewichtung des Bedrohungsszenario für den Film

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Das größte Bedrohungsszenario sehe ich ganz klar in TND. Nirgens wirkt die Gefahr auf mich so greifbar.

Es gibt in YOLT ein Musikstück, das nennt sich "Bond Averts World War Three". Ich habe aber nicht das Gefühl dass gleich der Dritte Weltkrieg ausbricht, wenn Bond nicht verhindert, dass die US-Raumkapsel eingefangen wird.

Dann haben wir Filme wie TB, da sind dann eben Miami oder Istanbul weg. Gibt schlimmeres. In OP will Orlov erst einmal den Weg freimachen für die sowjetischen Truppen, aber das bleibt alles noch sehr abstrakt und es fehlen noch viele Schritte bis zum sowjetischen zensiert im Westen. Und Orlov (der, so scheint es, als einziger sowjetischer General wirklich Truppen Richtung NATO schicken will) ist zu diesem Zeitpunkt sowieso längst tot. In TSWLM stehen zwar New York und Moskau auf dem Spiel, aber die Geheimdienste wissen schon bescheid und arbeiten zusammen. Dass wirklich ein großer Krieg ausbricht, bleibt fraglich, selbst wenn New York und Moskau von der Landkarte getilgt werden würden.

In FYEO wird zwar die Gefahr angesprochen, dass britische Städte von der Landkarte radiert werden, aber das wird nur einml kurz in einem Dialog erwähnt und das war's. Ählich wie in OP ist die Gefahr noch sehr abstrakt und bis zum wirklichen Unglück (bei OP dem sowjetischen zensiert) muss noch einiges pasieren.

Selbst in MR finde ich das nicht ganz so heftig, obwohl hier auch Millionen Menschenleben auf dem Spiel stehen. In MR fiebere ich am Ende tatsächlich mit Bond mit, aber das liegt eher daran, dass uns immer wieder gezeigt wird, dass Bond und Holly kurz davor sind, zu sterben und weniger an dem von dem Globus ausgehenden Gefahr. Hier finde ich die Gefahr für die Menschheit nicht so recht greifbar.

Auch in OHMSS steht viel auf dem Spiel, aber so bedrohlich finde ich das nun auch wieder nicht. Zumal M klar gemacht hat, dass man sich notfalls auf einen Deal mit Blofeld einlassen will, sich die Gefahr also doch noch recht easy beheben lässt. Ohnehin tritt das Virus Omega in OHMSS ziemlich in den Hintergrund. Der Film legt den Fokus ganz anders, was das Bedrohungsszenario schnell vergessen lässt.

In ATKAK oder GF kann zwar nur noch in letzter Sekunde (oder besser gesagt: den letzten 7 Sekunden) verhindert werden, dass die Bombe hochgeht, aber ob nun Fort Knox oder Sillicon Valley zerstört werden, ist auch vergleichsweise harmlos.

In TND ist das ganz anders. Die Flottenverbände sind schon in Position und eigentlich nur noch Minuten davon entfernt, das Feuer zu eröffnen. Die britische und chinesische Marine wissen bis wenige Minuten vorher eigentlich nicht so recht, was los ist. Und Carver ist kurz davor, Peking zu vernichten. Gut, zu diesem Zeitpunkt wissen die Kommandanten der britischen und chinesischen Marine schon, was Sache ist, aber das haben sie erst in letzter Minute erfahren. Einpräsam finde ich auch die Szene während des Finales, wenn kurz nach London/zu M geschaltet wird und erst in diesem Moment scheint den Briten klar zu werden, was wirklich Sache ist. Hier habe ich wirklich das Gefühl, dass gleich der ganz große Krieg ausbricht. Hinzu kommt, dass gleich zu Beginn ein Countdown gesetzt wurde: Noch 48 Stunden, dann beginnt das Feuerwerk.

Zu sprechen kommen will ich noch auf DAF und DAD: In DAF ist es eigentlich Blofeld selbst, der den großen Krieg verhindert. Er und der Friesensnobelpreisträger Metz zerstören mit hrem System gegnerische Waffenanlagen. In DAD drohr ein Krieg zwischen Nord- und Südkorea. Ähnlich wie in TND kann das ganze zwar nur noch in letzter Minute abgewendet werden, aber so gefährlich wie ein Krieg zwischen China und UK wirkt das auf mich nicht. Hinzu kommt, dass in TND von Afang an klar gesagt wird, worauf man hinsteuert. Und dazu kommt auch noch der zu Beginn gesetzte Countdown (48 Stunden). Ikarus als Waffe wird hingegen erst sehr spät im Film eingeführt.
Zuletzt geändert von Henrik am 30. Oktober 2024 15:36, insgesamt 1-mal geändert.

Re: High and Low Stakes - Gewichtung des Bedrohungsszenario für den Film

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Henrik hat geschrieben: 30. Oktober 2024 14:58 In FYEO wird zwar die Gefahr angesprochen, dass britische Städte von der Landkarte radiert werden, aber das wird nur einml kurz in einem Dialog erwähnt und das war's. Ählich wie in OP ist die Gefahr noch sehr abstrakt und bis zum wirklichen Unglück (bei OP dem sowjetischen zensiert) muss noch einiges pasieren.
Was soll den der Blödsinn schon wieder? Einmar sch soll es natürlich heissen.

Re: High and Low Stakes - Gewichtung des Bedrohungsszenario für den Film

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Henrik hat geschrieben: 30. Oktober 2024 14:58 Es gibt in YOLT ein Musikstück, das nennt sich "Bond Averts World War Three". Ich habe aber nicht das Gefühl dass gleich der Dritte Weltkrieg ausbricht, wenn Bond nicht verhindert, dass die US-Raumkapsel eingefangen wird.
US-Bomber sind in der Luft, um Russland atomar anzugreifen und warten nur noch auf das OK. Viel mehr Eskalationspotenzial hin zu WW3 gibt es eigentlich nicht. :wink:


P.S. Wir sehen es im Film zwar nicht, aber vielleicht sind ja auch schon US-Fußtruppen auf dem zensiert in Richtung Russland. Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass zur gleichen Zeit irgendwo in Niedersachsen eine Pfadfindergruppe einen zensiert durch die Lüneburger Heide macht. Und in einer norddeutschen Kantine gibt es an dem Tag möglicherweise auch Gaisburger zensiert. :D
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Re: High and Low Stakes - Gewichtung des Bedrohungsszenario für den Film

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Das hatte ich gar nicht mehr im Kopf. YOLT liegt schon etwas zurück. Auf die Entführung von zwei Raumkapseln mit einem Atomschlag antworten? Etwas übertrieben. Dass sie USA, bzw. die UdSSR auf einen atomaren Angriff durch die Gegenseite (so zumindest Strombergs Plan) mit einem nuklearen Vergeltungsschlag antworten, das macht ja noch Sinn und kann ich nachvollziehen. Aber nur wegen der Entführung von zwei Raumkapseln? Zumal es ja ernsthafte Abzeichen dafür gibt, dass due Russen gar nichts damit zu tun haben, oder eigentlich spricht auch nichts für diese Annahme.

Re: High and Low Stakes - Gewichtung des Bedrohungsszenario für den Film

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Henrik hat geschrieben: 30. Oktober 2024 17:02 Das hatte ich gar nicht mehr im Kopf. YOLT liegt schon etwas zurück. Auf die Entführung von zwei Raumkapseln mit einem Atomschlag antworten? Etwas übertrieben. Dass sie USA, bzw. die UdSSR auf einen atomaren Angriff durch die Gegenseite (so zumindest Strombergs Plan) mit einem nuklearen Vergeltungsschlag antworten, das macht ja noch Sinn und kann ich nachvollziehen. Aber nur wegen der Entführung von zwei Raumkapseln?
Im echten Kalten Krieg der 60er sind verrücktere Sachen passiert ... :)
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: High and Low Stakes - Gewichtung des Bedrohungsszenario für den Film

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Die US-Raumkapsel ist US-amerikanisches Territorium, welches zum wiederholten Male von den Russen attackiert wird (so denken zumindest die Amerikaner). Eine militärische Reaktion ist da eigentlich unausweichlich - und da ein konventioneller Angriff nicht zur Debatte steht bleibt ja nur noch die nukleare Variante. Und wie Hille schon sagte: in den 60ern war das keineswegs unmöglich, siehe Kuba-Krise. :wink:
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