robocop hat geschrieben: 11. Oktober 2018 21:42
Das war bei mir genau anders rum. Ich habe mich auf den neuen Bond Darsteller gefreut. Denn Die Another Day war wirklich ein Reinfall und es konnte nur besser gehen - ging aber nicht. Craig hat Brosnan überhaupt nicht beerbt. Unbeweglich wie ein Holzklotz, kein Charme, kein Plastik. Er kommt als Geheimagent null rüber. Sieht eher wie ein Bauarbeiter aus. Jeder Film der nach CR kam wurde schlechter und schlechter. Nach Skyfall war bei mir schluss. Die Enttäuschung war so gross wie nach Die Another Day mit einer Million multipliziert. Spectre habe ich mir schon garnicht mehr angeschaut. Trailer hat gereicht.
Nunja, es liegt sicherlich nicht nur an Craig. Es liegt auch an den Machern die ihn überhaupt nicht in Szene setzen können. Seit DAD arbeiten Neal Purvis und Robert Wade an den Drehbüchern. Und man sieht den Leistungsabfall spürbar. Keine Spannung, keine Story, kein garnichts. Alle Filme seit DAD handeln nur noch davon wie Bond den ganzen Film lang auf die Fresse kriegt und am Ende in einer leblos inszenierten grossen Schiesserei doch alle irgendwie abmurkst. Man sollte auch nicht den Fehler machen zu glauben, dass hier die
Entwicklung des jungen James Bonds gezeigt wird. Die Typen haben einfach nur irgendwelche masochistische Macken, man sah es schon in DAD an der Folterszene im Nordkoranischem Gefängniss. Die bauen einfach nur ihre Perversen Vorlieben in die Franchise ein. Dazu hat auch Sam Mendes, der überhaupt keine Action kann und offensichtlich mit der Full-HD Technologie überfordert war auch noch zwei Filme verbockt.
Im großen und ganzen wurde seit DAD alles viel schlechter für mich.
Natürlich sind Geschmäcker verschieden, und so respektiere ich deine Sichtweise, selbst wenn ich sie nicht im Geringsten teile.
Aber wenn du schreibst, die Craig-Ära wäre Story-technisch arm, dann frage ich mich schon, ob du die Filme gesehen hast. Man muss die Plots ja nicht mögen, aber sie sind auf jeden Fall da. Gerade in Bezug auf die Charakterentwicklung Bonds, geht die Craig-Ära für das Franchise ganz andere Wege, als es noch zu Brosnans Zeit üblich war.
P&W arbeiten seit TWINE für Bond, und werden seit CR immer von Dritten unterstützt. Am besten gefällt mir das Ergebnis der Zusammenarbeit mit Paul Haggis. Ich finde P&W haben bis auf DAD eigentlich einen mehr als passablen Job gemacht. Die Plots der letzten zwei Filme gehen eher auf die Kappe von John Logan, vor allen Dingen bei SP haben P&W das gerettet, was noch zu retten war. Viele mögen den Film, ich nicht so, aber das ist ok.
Was Craigs Aussehen betrifft, so lässt sich darüber mit Sicherheit endlos streiten. Allerdings kann ich dir versichern, dass er "realen" Geheimagenten im Außeneinsatz (wie es sie im digitalen Zeitalter immer weniger gibt), die allesamt einen militärischen Hintergrund haben, deutlich ähnlicher sieht, als es Brosnan tat. Aber Bond ist nicht die Realität, und du meinst wahrscheinlich eher Attribute wie Eleganz, Unantastbarkeit und Glamour. Auch das gibt es bei Craig, wenn auch nicht mehr so gefällig oder selbstverständlich, wie noch vor 25 Jahren.
Spielerisch ist Craigs Repertoire an Möglichkeiten einfach deutlich größer als Brosnans, und das liegt nicht bloß an den platten Scripts. Man hat schon ganz bewusst nach einem Schauspieler gesucht, der Bond ein Stück weit menschlicher, (an-)greifbarer und gleichzeitig bedrohlicher macht, was ihm meines Erachtens auch gelingt. Craig kommt ursprünglich vom Theater, Brosnan vom Fernsehen, und das spürt man imo. Du wirst bei Brosnan immer dieselben Routinen in Sachen Mimik und Gestik finden, bei Craig ändert sich einiges von Film zu Film. Ich kaufe ihm die Bondrolle voll ab, für mich hat er sie erfolgreich in das 21. Jahrhundert der post 9/11-Ära überführt. Ich bin überzeugt, dass Craigs Charme, ja auch den hat er, in der heutigen Zeit auf deutlich fruchtbareren Boden stößt, als Brosnans Überheblichkeit, die er Gott sei Dank zwischendurch auch ablegen durfte (TWINE).
Im übrigen erkenne ich keine masochistischen Tendenzen bei den Machern, aber vielleicht solltest den einen oder anderen Fleming-Bondroman (wieder) aufschlagen, da geht es teilweise ganz schön heftig zur Sache. An die Brutalität eines LTK sind die Craig-Filme meines Wissens nach noch nicht gekommen.
Warum sollte man nicht den "Fehler" machen zu glauben, man verfolge die Entwicklung des jungen James Bond, wenn genau das der Kern der drei ersten Craiger ist? Ich meine, genau das zeigen die Filme doch. Bond baut scheiße, bereut es, wird verletzt, verraten, etc. ... Für mich ist das deutlich interessanter und tiefgründiger als immer die gleiche Suppe serviert zu bekommen (was man bei Bond ja immer irgendwo in Kauf nimmt).