Wie findet ihr AVTAK?

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Re: Filmbesprechung: "A View to a Kill (AVTAK)"

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GoldenProjectile hat geschrieben: 28. August 2018 23:59 A View To A Kill (1985, John Glen)
Wertung: 5,5 / 10
Obwohl ich dem Film generell ja deutlich positiver gegenüberstehe kann ich viele deiner Kritikpunkte doch zumindest nachvollziehen und teile gar nicht mal so wenige der von dir angeführten Punkte, gleichwohl sie bei mir weit weniger ins Gewicht fallen. Interessant finde ich, dass du die zweite Hälfte über die erste stellst, ist es bei mir doch eher genau gegenteilig.
GoldenProjectile hat geschrieben: und kann die zwischenzeitlich chirurgisch gestraffte Augenpartie nicht ganz verbergen
Meines Wissens ist das nicht belegbar und wird hauptsächlich in Fankreisen kolportiert. Ich möchte es noch gar nicht mal ausschliessen, aber man sollte nicht unerwähnt lassen, dass es sich um Vermutungen handelt. Eine andere Möglichkeit wäre, dass Moores veränderte Mimik mit seiner Gesichts-OP (Entfernung Muttermal) und/oder seiner generellen gesundheitlichen Situation zusammenhängt. Jedenfalls hat er offensichtlich gegenüber dem Vorgänger deutlich an Gewicht verloren, was sich bekanntlich oftmals erkennbar im Gesicht bemerkbar macht.
GoldenProjectile hat geschrieben: Dass Moore Altersmässig an seine Grenzen kam (oder sie je nach Auslegung schon überschritten hatte) macht sich jedenfalls alleine dadurch bemerkbar, dass ihm seine Umgebung nicht mehr entgegenkommt, ganz gleich ob sie älter oder jünger ist. Wenn sich die MI6-Brigade mit den bejahrten Herren Moore, Brown, Keen, Llewelyn, Macnee und der ebenfalls nicht mehr taufrischen Lois Maxwell zur Observierung des Schurken versammelt, mutet das Ganze wie ein Ausflug des örtlichen Altersheimes an, wenn Bond einen wesentlich jüngeren und kleineren CIA-Mann trifft (David Yip setzt in der austauschbaren Rolle keinerlei Akzente), so sieht dieser neben Old Rog wie dessen Enkelsohn aus.
Gibt man Moore Szenen mit älteren Kollegen ist es dir nicht recht, stellt man ihm jüngere Kollegen zu Seite mäkelst du auch. Dir kann man es halt nicht recht machen! :mrgreen:


Spass beiseite: ich finde weder Yip derart jünger (mit seiner hohen Stirn hätte ich ihn auf Ende 30 taxiert), noch störe ich mich an der „Seniorenparade“. Im Gegenteil, gerade letzteres trägt viel zum gemütlichen, betulichen Charme des Films bei, den ich so liebe (weil er eben durchaus als Alleinstellungsmerkmal innerhalb der Serie taugt). Aber das ist natürlich in der Tat eine Frage dessen, was man bei Bond erwartet bzw. noch durchgehen lässt. Da es sich hier um den Moore-Bond handelt, der eben im Laufe der Jahre mitgealtert ist, finde ich das aber absolut ok, eben auch weil der ganz andere Kernkompetenzen hat und die auch durch die Betonung des Alters (wie in den Szenen mit ähnlich alten Darstellern) nicht beeinträchtigt werden. Im Gegenteil hätte ich mir sogar noch eine deutlich stärkere Betonung dieses Aspekts gewünscht, weshalb ich die wesentlich Actionintensivere zweite Hälfte (die auch irgendwo widersprüchlich zu Moores Alter und Leistungsfähigkeit ist) wohl auch nicht ganz so schätze wie die gemütliche, atmosphärische erste.
GoldenProjectile hat geschrieben: Grund dafür ist das Fehlen von besonders ausgefallenen Schauplätzen
Das würde ich noch nicht einmal sagen, denn mit dem Eiffelturm und der Golden Gate Bridge hat man ja schon zwei Knaller an Bord. Aber was schon auffällt ist, dass man einiges entweder schon aus anderen Bondfilmen kennt (Gletscherlandschaft PTS >> PTS TSWLM, Schloss Paris >> Schloss MR) oder aber die Schauplätze eher touristischer Natur (Ascot) als exotische Perlen sind. Den Kritikpunkt muss sich AVTAK dann durchaus gefallen lassen, dass der Film zuweilen wie ein Reisemagazin wirkt dank der „ausbeuterischen“ Nutzung von touristischen Grossattraktionen.
GoldenProjectile hat geschrieben: inklusive eines im wartenden Wagen offensichtlich gedoubelten Walter Gotell
Das fällt mir auch jedesmal wieder sofort auf, das hätte man wahrlich besser und damit weniger auffällig drehen können.
GoldenProjectile hat geschrieben: Insgesamt kommt AVTAK durch diese Probleme und die für John-Glen-Verhältnisse relativ belanglose Regie nur langsam und schwerfällig in die Gänge. So macht die gesamte erste Hälfte mehr den Eindruck eines neugierigen Opas auf dem Pferdehof und es dauert über eine Stunde, bis sich die umständliche Exposition auszahlt und Fahrt aufnimmt.
Wie gesagt sehe ich das deutlich anders und mir kommen in diesem Zusammenhang eher Begriffe wie atmosphärisch, stimmungsvoll und elegant (weniger in Bezug auf die Inszenierung als auf das Ambiente) in den Sinn. Ich mag die relativ entschleunigte Gangart, die der Film hier anschägt, auch weil es wie bereits erwähnt gut zum Alter des Hauptdarstellers passt.
GoldenProjectile hat geschrieben: Erstaunlicherweise ist die finale Szene mit Stacey unter der Dusche fehl am Platz, da es sich um die erste amouröse Annäherung der beiden handelt und Bond ihr zuvor untypischerweise nicht mit glasklaren Absichten nachgestellt hatte. Vielmehr wird die Verbindung des Agenten zu Stacey in der zweiten Filmhälfte als die eines Mentors und guten Freundes entwickelt und nimmt sogar beinahe schon väterliche Züge an
Finde ich beides nicht. Die finale Szene mit Stacey bzw. die Entwicklung der Beziehung zwischen ihr und Bond ist doch im Grunde auch nicht wirklich anders als die in FYEO zu Melina. Ich sehe da auch nicht Bond als den von dir erwähnten Mentor (oder gar Vater), sondern eher einen reiferen Umgang mit einem potenziellen Loveinterest (wiederum passend zum Alter). Interessant ist diesbezüglich, dass der Film durchaus auch den altbekannten Bond (mit einem Augenzwinkern) „von der Leine“ lässt, wenn er sich hemmungslos mit den drei anderen Damen vergnügt. Allerdings macht der Film hier recht deutlich, dass ihm die drei anderen Grazien nicht wirklich etwas bedeuten und er daher eben mitnimmt, was geht (selbst bei Pola, die er ohne Skrupel gleich auch noch ein zweites mal aufs Kreuz legt). Bei Stacey ist das anders und daher ergibt seine Galanterie und Zurückhaltung auch deutlich mehr Sinn.
Casino Hille hat geschrieben: Auf mich wirkt AVTAK, der sicher kein schlechter Film ist, als wäre er mechanisch entstanden. Soll heißen: Während bei FYEO Ambitionen da waren, nach MR nicht nur die Reihe wieder zu erden, sondern auch wieder etwas zu den Fleming-Ursprüngen zurückzukehren, hatte man bei OP einfach schon dank der Konkurrenzsituation durch McClory, Connery und ihren NSNA einen merklichen Anspruch, den unliebsamen "Abklatsch" der eigenen Marke zu übertreffen und beim Publikum zu punkten. AVTAK fehlt imo ein solcher Katalysator, den TLD und LTK vor allem durch die Eigeninitative Daltons und seine Rolleninterpretation wieder hatten. Er wirkt auf mich wie ein Bond, der von allen Beteiligten einzig deshalb produziert wurde, weil man eben im 2 Jahresrhythmus Bondfilme produziert hat und man somit nach 1983 folgerichtig 1985 wieder liefern wollte. Oder anders formuliert: AVTAK wirkt wie ein Film, der gemacht werden musste, nicht wie einer, der gemacht werden wollte. Vielleicht tue ich den Herren Glen, Maibaum, Broccoli, Wilson etc. da Unrecht, aber für mein Empfinden kann ich ja nix.
Der Punkt ist sicher nicht ganz von der Hand zu weisen und macht sich wie ich finde am deutlichsten in den nicht zu Ende gedachten diversen Subplots (Doping, Nazi-Doc, KGB) bemerkbar, die geradezu dramaturgisch nach Bedarf an- und ausgeschaltet werden. Hier drängt sich der Eindruck auf, dass man die in den beiden Vorgänger-Filmen bewährte Formel mit ineinander verzahnten Subplots unbedingt beibehalten wollte und dadurch AVTAK mit handlungstechnischen Elementen überladen hat, die man eigentlich gar nicht benötigt hätte. Oder anders: der Film ist inhaltlich komplexer, als es ihm manchmal gut tut (auf den logischen Seitenhieb gegen andere Serienbeiträge verzichte ich jetzt mal grossmütig :mrgreen: ).
Casino Hille hat geschrieben: Zwar mag gerade das ohnehin keine Stärke von Glen gewesen sein (eine Naomi (TSWLM) oder Fiona (TB) sucht man bei ihm vergeblich)
Das denke ich liegt aber weniger am Regisseur, als an dem „neuen Wind“, der ab 1981 durch die Serie wehte und der zusammen mit anspruchsvolleren dramaturgischen Strukturen und Inhalten eben auch ein etwas reiferes Frauenbild mit sich brachte. Knallige Sexsymbole wie etwa bei der Konkurrenz in wohlausgebildeter Form von Barbara Carrera passten da nicht mehr so gut rein. Wobei man hier dann natürlich durchaus einhaken kann, warum man dann den vergleichsweise hohen „Frauenverschleiss“ nicht einfach reduziert hat. Aber auch das ist typisch für die veränderte Herangehensweise in den 80ern: gezielte Anpassungen und Änderungen an der bewährten Formel gerne, aber bitteschön keine grundlegenden Modifikation. Über allem wachte halt immer noch das strenge Auge von Cubby als „Bewahrer der Erfolgsformel“.

Casino Hille hat geschrieben:Stacey ist eine einerseits sympathische Person, andererseits aber doch etwas zu sehr das Dummchen, um als "Normalo" zu überzeugen.
Woran machts du ihre „Dummheit“ konkret fest? Für mich ist sie fast schon übermenschlich hilflos, aber als intellektuell schwach auf der Brust habe ich sie nie wahrgenommen. Auch ihre berufliche Kompetenz habe ich nie als nur behauptet empfunden wie beispielsweise bei unserer aller liebsten promovierten Atomphysikerin (Staceys eher konservative Outfits wie ihre generelle Inszenierung tragen da durchaus ihren Teil dazu bei, wie auch das Verhalten des Moore-Bonds ihr gegenüber).
Casino Hille hat geschrieben: May Day hätte eine fiese physische Herausforderung werden können, hat dafür aber zu wenig echte Konfrontationen mit Bond.
Aber nicht in diesem Film mit diesem Agenten. Ich finde es gut, dass man auf die in der Webekampagne noch so groß ausgerufene Konfrontation (has JB finally met his match?)
zumindest auf phyischer Ebene verzichtet hat. Die Keilerei mit den älteren Sicherheitsmännern in Zorins Gestüt war passend, aber Handgreiflichkeiten zwischen Moore 85 und May Day im Stile der Keilereien mit dem Beisser hätte ich nicht sehen wollen.
Casino Hille hat geschrieben: Tibbet ist nett als Comic relief, aber so überflüssig, dass der Film ihn folgerichtig schnell entsorgen musste.
Als Kritik am Drehbuch unterschreibe ich das, aber ähnlich wie Von Sydow in NSNA funktioniert auch hier die Tibbet-Figur dank des grossartigen Auftritts von MacNee, welcher durch das formidable Zusammenspiel mit Moore noch weiter gewinnt. Ungeachtet dramaturgischer Unnötigkeit möchte ich daher auf Tibbet wahrlich nicht verzichten.
Casino Hille hat geschrieben: aber auf dem Papier ist auch das eigentlich eine schwache Figur, der Wilson und Maibaum diesen völlig bekloppten Nazidoktor-Kram andichten, den ich selbst bei einem Bondfilm nur als albernen Pulp empfinde - und der dann, wie du richtig sagst, auch nirgendwo hinführt, sondern nur erwähnt wird, fast, als hätten Wilson und Maibaum ihrer eigenen Figur nicht vertraut, ohne eine besondere Kenntlichmachung als Villain zu überzeugen.
Die Kritik daran, dass dieser Subplot weitgehend ins Leere führt, teile ich. Generell finde ich die Idee aber durchaus akzeptabel, da sie diverse interessante Ansätze bietet. Es ist ja am Ende auch nicht alles verschwendet, da zumindest die eigentümliche Beziehung zwischen Zorin und Mortner (Kreatur/Schöpfer vs Sohn/Vater) im Finale von nicht unentscheidender Bedeutung ist. Da hätte man ansetzen sollen und das noch weiter ausbauen, zumal Gray als Mortner sehr gut ist und die Chemie zwischen ihm und Walken sehr stimmig ist. Ein anderer Ansatz wäre gewesen, den pulpigen Charakter noch viel mehr zu betonen und das Ganze ins Zentrum des Films zu stellen. Das hätte aber eine grundlegende Veränderung des filmischen Konzepts bedingt, hier stelle ich mir eher eine Art MR meets The Boys from Brazil vor, bei dem man sich bewusst und möglicherweise auch augenzwinkernd vom realen Hintergrund entfernt. Als Abschiedsvorstellung für Moore wäre das aber dann auch eher ungeeignet gewesen, wie es auch in der Dalton-Ära eigentlich undenkbar erscheint. Bei Brosnan hingegen hätte das in den 90ern durchaus seine Berechtigung haben können.
Casino Hille hat geschrieben: Ohne es genau ausmachen zu können, hat die Szene für mich einen starken Indy-Touch
Ist mir nie aufgefallen, aber jetzt wo du es sagst drängen sich mir irgendwie vor allem diverse Szenen in Indy III auf, in welchen es eine sehr ähnliche Verbindung von Action und Humor gibt. Allerdings ist die Mischung in AVTAK deutlich verhaltener.
Casino Hille hat geschrieben: Jedenfalls, besonders die letzte halbe Stunde von AVTAK finde ich dann ziemlich stark, nach dem die vorherigen 90 Minuten irgendwie kein echtes Tempo aufnehmen wollen. Das erinnert dann unweigerlich eben an OP, der ebenfalls mit der plötzlichen Entdeckung der Atombombe extrem anzieht.
Interessant, für mich ist das letzte AVTAK-Viertel (eigentlich Drittel inklusive der Feuerwehr-Verfolgung) der Teil, in dem der Film merklich verliert. Die Action ist mir zu dominant und unpassend zu Moore, wie sie auch generell (im Gegensatz zum von dir angeführte OP) nicht die Handlung und damit den Spannungsaufbau unterstützt sondern vielmehr als konzipiertes Spektakelsegment weitgehend für sich selbst steht, weshalb ich auch gar nicht den Eindruck von einem wirklich höheren Tempo habe.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Filmbesprechung: "A View to a Kill (AVTAK)"

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AnatolGogol hat geschrieben: 29. August 2018 08:59 Den Kritikpunkt muss sich AVTAK dann durchaus gefallen lassen, dass der Film zuweilen wie ein Reisemagazin wirkt dank der „ausbeuterischen“ Nutzung von touristischen Grossattraktionen.
Dieser Kritikpunkt gilt aber im Prinzip für die gesamte Moore-Ära.

Neben den von dir genannten Beispielen wären da noch New York und New Orleans in LALD, Ägypten in TSWLM, Venedig und Rio in MR, Corfu und Cortina d’Ampezzo in FYEO, sowie Indien und der Berliner Kudamm in OP zu nennen.

Speziell MR ist da meiner Meinung nach um einiges touristischer als AVTAK.
#London2025

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Re: Filmbesprechung: "A View to a Kill (AVTAK)"

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Die drei Roger Moore & John Glen Bonds haben bei mir alle eine besondere Stellung. Ich würde sie (bis auf FYEO vielleicht) nicht ganz oben in meiner Liste führen, aber ich mag sie alle drei recht gern, z.B. wegen guter Stories und weniger Klamauk als im gnadenlos absurden Moonraker. Die drei gehören bei mir zu den Filmen, die man öfters mal anguckt, obwohl sie nicht zu den Favorites gehören. Zu dieser Gruppe gehört auch TMWTGG und mittlerweile weniger oft DAD.

Re: Filmbesprechung: "A View to a Kill (AVTAK)"

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AnatolGogol hat geschrieben: 29. August 2018 08:59 Hier drängt sich der Eindruck auf, dass man die in den beiden Vorgänger-Filmen bewährte Formel mit ineinander verzahnten Subplots unbedingt beibehalten wollte und dadurch AVTAK mit handlungstechnischen Elementen überladen hat, die man eigentlich gar nicht benötigt hätte.
Diese Kritik würde ich eher beim direkten Vorgänger OP, sowie beim direkten Nachfolger TLD anbringen.

Während die Subplots der verschiedenen Bösewichte (Kamal Khan und Orlov, sowie Koskov und Whitaker) in OP und TLD eher stören, geht es in AVTAK im Prinzip die ganze Zeit um Zorin. Gogol hätte man hier zwar weglassen können, aber störend wirkt das hier nicht.
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Re: Filmbesprechung: "A View to a Kill (AVTAK)"

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Samedi hat geschrieben: 29. August 2018 11:02 Dieser Kritikpunkt gilt aber im Prinzip für die gesamte Moore-Ära.

Neben den von dir genannten Beispielen wären da noch New York und New Orleans in LALD, Ägypten in TSWLM, Venedig und Rio in MR, Corfu und Cortina d’Ampezzo in FYEO, sowie Indien und der Berliner Kudamm in OP zu nennen.

Speziell MR ist da meiner Meinung nach um einiges touristischer als AVTAK.
In der gesamten Moore-Ära sehe ich das nicht. New York wird z.B. sehr zurückhaltend in LALD präsentiert, gerade auch weil man sehr bewusst auch die raueren und nicht ganz so pittoresken Ecken mit drin hat (Harlem). New Orleans, Corfu, Indien oder Cortina sind für mich auch eher „normale“ Locations und ich hatte eigentlich in meinem Post eher an die ganz großen Sightseeing-Attraktionen gedacht, die praktisch eine eigene Identität haben (so Sachen wie Freiheitsstatue, World Trade Center, Big Ben oder eben Eiffelturm und Golden Gate Bridge). Den Kudamm könnte man prinzipiell zwar auch hier einordnen, aber in OP ist er lediglich ein kurzer Backdrop als Impression für Berlin und wird nicht annähernd so inflationär eingesetzt (und auch nicht wirklich in die Handlung integriert) wie in AVTAK. Der MR-Einwand (Markusplatz, Zuckerhut, Christusstatue, Karneval in Rio) ist allerdings legitim, wenn gleich es mir persönlich hier nicht ganz so aufdringlich erscheint – das ist aber nicht belegbar und ein reines Gefühlsding. :) AVTAK ist für mich in der Beziehung einfach Reißbrett-artiger und weniger elegant.



Samedi hat geschrieben: 29. August 2018 11:15 Während die Subplots der verschiedenen Bösewichte (Kamal Khan und Orlov, sowie Koskov und Whitaker) in OP und TLD eher stören, geht es in AVTAK im Prinzip die ganze Zeit um Zorin. Gogol hätte man hier zwar weglassen können, aber störend wirkt das hier nicht.
Die Subplots in OP und TLD dienen aber sowohl einem handlungstechnischen als auch einem charakterdienlichen Zweck, das kann ich beim Doping- und Nazidoktor-Subplot nur bedingt erkennen. Klar, die Psychose von Zorin und die übermenschlichen Kräfte von May Day sollen so erklärt werden, aber der Film und die Figuren würden ohne diesen Background genau so gut funktionieren, dann wäre Zorin halt ein Irrer und May Day ne kräftige Amazone. Auch der Pferde-Plot wird mir viel zu schnell fallengelassen und dient einzig dazu Bond in die Nähe und auf die Fährte des Schurken zu bringen. Das ist zwar z.B. bei dem Geschachere um die Mikrofilme in TSWLM auch nicht anders, aber die haben wenigstens noch einen direkten Bezug zur späteren Bedrohung. Warum war Pferdedoping in AVTAK nochmal gleich wichtig? :D
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Re: Filmbesprechung: "A View to a Kill (AVTAK)"

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AnatolGogol hat geschrieben: 29. August 2018 11:37 Die Subplots in OP und TLD dienen aber sowohl einem handlungstechnischen als auch einem charakterdienlichen Zweck.
Welchem Zweck etwas dient, ist mir erstmal egal. Wichtig ist, wie es beim betrachten des Films auf mich wirkt. Und hier stören mich eben Whitaker und Orlov viel mehr als Dr. Mortner.
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Re: Filmbesprechung: "A View to a Kill (AVTAK)"

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Casino Hille hat geschrieben: 29. August 2018 01:15 wie ursprünglich wohl geplant - Anya Amasova aus TSWLM wieder auftreten zu lassen.
Tatsächlich? War das wirklich geplant, schade dass daraus nichts wurde. Ich hab nur mal was gelesen dass sie in MR oder FYEO geplant war zusammen mit Gogol
Casino Hille hat geschrieben: 29. August 2018 01:15 Die Instrumentalversion des Titelsongs mag an dieser Stelle wuchtig und "groß" klingen, aber erst durch sie entfaltet dieser recht simple Spannungsmoment seine Wirkung.
Ewig schade dass dieses Stück nicht am Soundtrack oben ist, das ärgert mich bis heute :(

Und hier gibt es sogar eine Live-Version (incl. Vocals von Duran Duran) des genannten Stückes (Bond u. Stacey auf der Feuerleiter)

Ab 3:55

Re: Filmbesprechung: "A View to a Kill (AVTAK)"

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AnatolGogol hat geschrieben: 29. August 2018 11:37
Samedi hat geschrieben: 29. August 2018 11:02 Dieser Kritikpunkt gilt aber im Prinzip für die gesamte Moore-Ära.

Neben den von dir genannten Beispielen wären da noch New York und New Orleans in LALD, Ägypten in TSWLM, Venedig und Rio in MR, Corfu und Cortina d’Ampezzo in FYEO, sowie Indien und der Berliner Kudamm in OP zu nennen.

Speziell MR ist da meiner Meinung nach um einiges touristischer als AVTAK.
In der gesamten Moore-Ära sehe ich das nicht. New York wird z.B. sehr zurückhaltend in LALD präsentiert, gerade auch weil man sehr bewusst auch die raueren und nicht ganz so pittoresken Ecken mit drin hat (Harlem). New Orleans, Corfu, Indien oder Cortina sind für mich auch eher „normale“ Locations und ich hatte eigentlich in meinem Post eher an die ganz großen Sightseeing-Attraktionen gedacht, die praktisch eine eigene Identität haben (so Sachen wie Freiheitsstatue, World Trade Center, Big Ben oder eben Eiffelturm und Golden Gate Bridge). Den Kudamm könnte man prinzipiell zwar auch hier einordnen, aber in OP ist er lediglich ein kurzer Backdrop als Impression für Berlin und wird nicht annähernd so inflationär eingesetzt (und auch nicht wirklich in die Handlung integriert) wie in AVTAK. Der MR-Einwand (Markusplatz, Zuckerhut, Christusstatue, Karneval in Rio) ist allerdings legitim, wenn gleich es mir persönlich hier nicht ganz so aufdringlich erscheint – das ist aber nicht belegbar und ein reines Gefühlsding. :) AVTAK ist für mich in der Beziehung einfach Reißbrett-artiger und weniger elegant.
Abgesehen von der PTS (UN) erkennt man gar nicht, dass der Film in New York spielt.

In AVKAT wird das gut umgesetzt. Zwar zeigt man bekannte Orte (Golden Gate Bridge, Eiffelturm), auf mich wirken die Szenen aber nicht, als hätten sie in erster Linie den Sinn, diere Orte zu zeigen. Der Final Fight hätte genauso gut an einer eher unbekannten Brücke spielen können - San Francisco ist naheligend da in räumlicher Nähe.

Zu viel ist mir das in MR. Zuckerhut, Karneval, das geht noch, Vaux-le-Vicomte ist wirklich zu viel.

Re: Filmbesprechung: "A View to a Kill (AVTAK)"

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Ich stimme Anatol zu. LALD zeigt zwar New York (und natürlich erkennt man es als New York), aber man zeigt eben nicht lang und breit das Empire State Building oder die Freiheitsstatue und bindet diese dann noch gleich in den Plot mit ein. In AVTAK ist Bond in Paris und natürlich gibt es eine Verfolgungsjagd am Eiffelturm, er ist in San Francisco und natürlich kämpft er schließlich auf der Golden Gate Bridge. Das ist Location-Showing nach dem Postkartenprinzip, bei dem die bekanntesten Standorte des Handlungsortes abgeklappert werden müssen. Natürlich zeigt man etwa auch in OP kurz das Taj Mahal oder hat in TB in einem Shot den Eiffelturm im Hintergrund, um die Szene in Paris zu verorten, aber das ist in AVTAK von einem ganz anderen Ausmaß als in allen anderen Bondfilmen - außer vielleicht noch in MR.
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Let the sheep out, kid.

Re: Filmbesprechung: "A View to a Kill (AVTAK)"

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Hier sind ja einige tolle und anregende Rückmeldungen eingetrudelt! Vielleicht an dieser Stelle eine generelle Frage in den Raum: Ist ein munteres Voranschreiten im Wochentakt erwünscht, bis zum bitteren Ende ("Do it! Kill me! Finish it" bäääh) oder sollte ich mal eine Pause einlegen? Ich glaube seit TMWTGG bin ich ununterbrochen dran.
Casino Hille hat geschrieben: 29. August 2018 01:15 Besser wäre vielleicht wirklich gewesen, einzig den Hauptpart von Stacey im Script zu behalten und - wie ursprünglich wohl geplant - Anya Amasova aus TSWLM wieder auftreten zu lassen. Das hätte nicht nur der Kontinuität gut getan (und ein schönes Wiedersehen wie einst bei Sheriff Pepper beschert), sondern auch den etwas sehr unnötig komplizierten Plot von AVTAK um ein paar überflüssige Randfiguren entschlankt.
Ja, das hätte mir auch gefallen. So wenig mir die Neu-Verwurstung der Vergangenheit in SP in Form einer vorgegaukelten Kontinuität gefällt, umso mehr habe ich Freude an unverkrampften Auftritten bekannter Figuren, die nicht zwingend genaue Kenntnisse der Vorgänger voraussetzen, aber unter Fans von solchen profitieren. Neben dem vom dir genannten Pepper ist dies vor allem mit Coltranes Zuvoksy in zwei der Brosnan-Filme gut gelungen. In AVTAK hätte ein Auftritt von Uns Babs (nicht die EON-Blumenkohlfrau) im Whirlpool wunderbar gepasst.

Casino Hille hat geschrieben: 29. August 2018 01:15 Interessant, an Barry's Musik habe ich gar nichts auszusetzen. Ich finde nicht, dass er das dramatische Geschehen im Film überbetont, sondern ganz im Gegenteil aus den Szenen jeweils das allerbeste herausholt und viel zur durchaus vorhandenen Qualität von AVTAK beiträgt.
Nur zur Klarstellung, profan formuliert ist gemeint dass die Musik in AVTAK (inklusive Titelsong) schon viel zu cool klingt für den etwas biederen Film, das ist vielleicht ein kleines bisschen eine qualitative, vor allem aber eine stilistische Frage. Wenn ich Binders Neon-Frauen zum harten und dynamischen Duran-Duran-Beat oder Barrys langgezogenes Gitarrenheulen höre denke ich dabei nicht im Traum an den "Seniorenfilm" AVTAK.
AnatolGogol hat geschrieben: 29. August 2018 08:59 Im Gegenteil hätte ich mir sogar noch eine deutlich stärkere Betonung dieses Aspekts gewünscht, weshalb ich die wesentlich Actionintensivere zweite Hälfte (die auch irgendwo widersprüchlich zu Moores Alter und Leistungsfähigkeit ist) wohl auch nicht ganz so schätze wie die gemütliche, atmosphärische erste.
Diese Auffassung teile ich nicht, da die grossen und "grenzwertigen" Actionszenen ja überwiegend in der ersten Hälfte anzutreffen sind. Einen Opa Rog, der in einem überhitzten Liftschacht drei Meter nach oben turnt, zu einem Wasserrohr taucht, durch einen Stollen flüchtet und einem Einbrecher die Ohren langzieht finde ich jedenfalls wesentlich glaubwürdiger als einen, der im Kugelhagel auf Skiern umherfliegt oder mit dem Auto durch den Strassenverkehr schmettert. Anders gesagt ist in der ersten Hälfte der Kontrast zwischen gemütlich-betulichem "Altendetektiv" und überzogenen Actioneinlagen viel grösser, während sich die zweite und ganz besonders der Minen-Schlussakt mehr auf kleinere Actionszenen verlässt, die in einen grösseren Handlungsverlauf eingebettet sind.
AnatolGogol hat geschrieben: 29. August 2018 08:59 Das würde ich noch nicht einmal sagen, denn mit dem Eiffelturm und der Golden Gate Bridge hat man ja schon zwei Knaller an Bord. Aber was schon auffällt ist, dass man einiges entweder schon aus anderen Bondfilmen kennt (Gletscherlandschaft PTS >> PTS TSWLM, Schloss Paris >> Schloss MR) oder aber die Schauplätze eher touristischer Natur (Ascot) als exotische Perlen sind. Den Kritikpunkt muss sich AVTAK dann durchaus gefallen lassen, dass der Film zuweilen wie ein Reisemagazin wirkt dank der „ausbeuterischen“ Nutzung von touristischen Grossattraktionen.
Gemeint ist mehr das Fehlen von Exotik und abenteuerlichen Elementen. Paris und Frisco sind dann doch eher "normale" westliche Städte, die einem sehr vertraut erscheinen und von Glen auch nur in Form ihrer Postkarten-Attraktionen in Szene gesetzt werden. Die Schlösser in AVTAK und vor allem in MR hauen mich übrigens auch nicht aus den Socken, weil die Regie aus beiden nicht sonderlich viel macht und ihre üppige, verschwenderische Inneneinrichtung dabei schon zu übertrieben anmutet, gerade in MR wird man vom historischen Prunk förmlich erschlagen und trotzdem riechen beide - vor allem von aussen - halt sehr nach britischem oder französischem Lande.
AnatolGogol hat geschrieben: 29. August 2018 08:59 Das fällt mir auch jedesmal wieder sofort auf, das hätte man wahrlich besser und damit weniger auffällig drehen können.
Ich habe gehört dass der Stuntman den gefährlichen Dreh nur dank seiner jahrelangen Schulung auf diesem Gebiet und seiner umfangreichen Erfahrung mit heiklen Drehsituationen überlebt hat, zwei Dinge, die Walter Gotell nicht besitzt und somit sehr wahrscheinlich das Zeitliche gesegnet hätte, wäre er leichtsinnigerweise selbst mit der Szene betraut worden. Ne, also warum der gute Walter da nicht selber im Auto sitzen konnte entzieht sich meiner Wahrnehmung.
AnatolGogol hat geschrieben: 29. August 2018 08:59 Finde ich beides nicht. Die finale Szene mit Stacey bzw. die Entwicklung der Beziehung zwischen ihr und Bond ist doch im Grunde auch nicht wirklich anders als die in FYEO zu Melina. Ich sehe da auch nicht Bond als den von dir erwähnten Mentor (oder gar Vater), sondern eher einen reiferen Umgang mit einem potenziellen Loveinterest (wiederum passend zum Alter).
Stimmt, auf dem Papier ist der Umgang mit Stacey doch sehr ähnlich zu demjenigen mit Melina, von Bond als Ratschlaggeber in ernsten Situationen bis hin zum finalen und einzigen Techtelmechtel. Aber ich stütze mich hier mal wieder auf das Maibaum-Gesetz ("Was in einem Film funktioniert, kann in einem anderen fehl am Platz sein") und das Anatol-Gesetz ("Alles nur Versuche, unsere Geschmäcker zu erklären"). In AVTAK hätte es passender und spannender gefunden, diesen Ansatz zu verfolgen, der mit der Einbrecherszene - Bond rettet sie, aber gefühlt wenig auf die Art des romantischen Helden, bäckt ein Abendessen, unterhält sich mit ihr, bringt sie zu Bett und wacht sogar vor der Tür - weiterzuverfolgen.
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