Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

378
Ich hatte mit den Öffis schon häufige Odyseen hinter mir - davon auch mal regelmäßige Touren von 1,5 Stunden oder dann auch bei außerordentlichen Ereignissen bis zu 4 Stunden Fahrtzeit durch Streiks / Ausfälle / Umleitungen usw. Da sind unkomplizierte Bustouren und Spaziergänge absolute Entspannung
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

380
Na toll, das nächste von US-Patriotismus und Pathos triefende Machwerk eines an sich brillianten Regisseurs und Schauspielers, der leider in die Jahre gekommen ist, und politisch fragwürdige Thesen unterstützt... Das Plakat sagt eigentlich schon alles über die Ausrichtung des Filmes aus: "and three friends who became heroes"... Eastwood hat sich in meinen Augen mit American Sniper selbst disqualifiziert, keine Ahnung was ihn da geritten hat. Wir sind Meilen weit weg von der Allgemeingültigkeit eines Gran Torinos, der ja nicht weniger patriotisch ist, aber eine Botschaft der Offenheit und Akzeptanz transportiert.
Was ist nur aus Clint Eastwood geworden?

Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

381
craigistheman hat geschrieben:Was ist nur aus Clint Eastwood geworden?
Ich glaube das Problem liegt in diesem Falle eher bei dir, da du mit Clints politischen Ansichten und Aussagen in seinen Filmen nicht klar kommst (was keine Vorwurf sein soll, sondern lediglich eine Schlussfolgerung aus dem Inhalt und der Wortwahl deines Posts). Eastwood hat sich diesbezüglich eigentlich nicht gewandelt, jedenfalls sehe ich in der grundsätzlichen Aussage von z.B. Heartbreak Ridge und American Sniper keinen gravierenden Unterschied – und da liegen immerhin 30 Jahre dazwischen wie auch der von dir so positiv erwähnte Gran Torino. Ich denke, du machst es dir in der Beurteilung von Eastwoods politischen Ansichten und seinem filmischen Output etwas zu einfach, indem du dir nur die „Rosinen“ rauspickst – sowohl (subjektiv empfunden) positiv wie auch negativ. Eastwood war nie ein eindimensionaler Erzkonservativer, als der er aufgrund seines Eintretens für die republikanische Partei zuweilen gern gezeichnet wird. Ebenso war auch sein filmischer Output nie eindimensional hinsichtlich der Aussage – egal ob nun politisch, gesellschaftlich oder was auch immer. Schaue ich auf Eastwoods Gesamtoevre – sowohl als Schauspieler als auch als Filmemacher – so empfinde ich da deutlich mehr Einheitlichkeit als Zerrissenheit. Dass gerade liberalen Kritikern Filme wie Honky Tonk Man, Unforgiven oder Gran Torino leichter runter gehen als zB Dirty Harry, Firefox oder oder eben American Sniper liegt auf der Hand, allerdings bedeutet dies nicht, dass sich Eastwood oder die Aussage seiner Filme grundlegend verändert hätte. Der Mann ist halt sowohl in seinen Ansichten als auch in seinen Filmen äusserst vielschichtig, wobei einem ja nicht zwangsläufig alles davon gefallen muss.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

382
Unforgiven ist allerdings auch nicht gerade ein liberaler Film. :D Aber American Sniper ist weiß Gott nicht so fragwürdig, wie viele ihn gerne hätten. Der Film erzählt eben vom Krieg, von seinen Auswirkungen auf den einzelnen Menschen, auch auf solche, die in der Heimat als Helden gefeiert werden. Und eben auch von der einseitigen Sichtweise, die Soldaten im Krieg einnehmen. Filmisch hat das für mich auch überhaupt nicht funktioniert, aber rein inhaltlich hat Eastwood sich sogar viel authentischer bewiesen, als bei einer ambivalenteren Umgangsweise mit dem Stoff (das der Film klar dem subjektiven Blickwinkel des Protagonisten folgt, ist in meinen Augen eindeutig).
Was man Eastwood definitiv und ohne Frage vorwerfen muss, ist die Besetzung von Pummelchen Cooper in der Hauptrolle. Der wirkt als Marine so glaubhaft wie Rainer Calmund oder Uli Hoeneß.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

383
Casino Hille hat geschrieben:Unforgiven ist allerdings auch nicht gerade ein liberaler Film. :D
Aber halt ein Film, der liberalen Kritikern dennoch gut gefallen hat (auch, weil Eastwood sein eigenes Klischee-Image bewusst gebrochen hat) :)
Casino Hille hat geschrieben:Was man Eastwood definitiv und ohne Frage vorwerfen muss, ist die Besetzung von Pummelchen Cooper in der Hauptrolle. Der wirkt als Marine so glaubhaft wie Rainer Calmund oder Uli Hoeneß.
Also ich fand ehrlich gesagt Coopers für diesen Film antrainierte Physis sehr beeindruckend, das war ja auch mitnichten pummelig sondern extrem muskulös-bullig. Gerade weil Cooper ansonsten eher ein sportlich-drahtiger Typ ist fand ich diesen physischen Wandel schon sehr beeindruckend (im Sinne von welchen Aufwand er für diese Rolle betrieben hat).
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

384
AnatolGogol hat geschrieben:Aber halt ein Film, der liberalen Kritikern dennoch gut gefallen hat (auch, weil Eastwood sein eigenes Klischee-Image bewusst gebrochen hat)
In erster Linie denke ich ja, dass Filmkritiker vor allem eben Filmkritiker sind und mit politischen Ansichten hinterm Berg halten, und vorder erst die Filmkunst bewerten und zu schätzen wissen (ja, ich weiß, ein schöner, aber naiver Traum). Du magst aber Recht haben, dass Unforgiven weitaus positiver bei beiden Lagern angekommen ist als American Sniper. Es ist aber eben auch der um Längen bessere Film. Ich mag letzteren wie gesagt eher nicht, aber weniger aus einer ideologischen Sicht heraus, sondern weil er filmisch einfach kaum empathisch aufgezogen ist (und das ausgerechnet beim Clint, der doch im Punkto Kriegsfilm viel gutes abgeliefert hat) und mich nicht mitfühlen lässt (was vielleicht sogar gewollt sein könnte, aber eben trotzdem nicht funktioniert hat).

Aber gut, ich sehe auch in Dirty Harry keinen erzkonservativen Film, also vielleicht bin ich da auch einfach der Falsche für die Diskussion.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

385
Casino Hille hat geschrieben:Aber gut, ich sehe auch in Dirty Harry keinen erzkonservativen Film, also vielleicht bin ich da auch einfach der Falsche für die Diskussion.
ich dann vermutlich auch, da es mir genauso geht. Aber der Film wurde seinerzeit ja gerade angegriffen, weil man ihm verherrlichte Selbstjustiz und reaktionäres Gedankengut unterstellte. Politisch korrekt war der Film damals wie heute fraglos nicht (wen wunderts bei dem Drehbuchautoren - wobei sich erstaunlicherweise - wohl aufgrund des Klassikerstatus - in unserer heutigen in Bezug auf political correctness überempfindlichen Welt offenbar niemand mehr ernsthaft daran stört), aber wie ich immer so schön zu sagen pflege: wer sagt denn, dass das jeder Film sein muss und jede filmische Aussage immer uneingeschränkt zustimmungswürdig und vorbildwürdig sein muss (du natürlich nicht, das weiss ich ja :) )?
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

386
AnatolGogol hat geschrieben:wer sagt denn, dass das jeder Film sein muss und jede filmische Aussage immer uneingeschränkt zustimmungswürdig und vorbildwürdig sein muss?
So ist es! :D Wie gesagt: Solange mir Regisseur XY mit seinem Sendungsbewusstsein nicht seine Aussagen in die Visage klatscht, kann ich damit ganz gut leben (und selbst dann ist das nicht gleichbedeutend mit einem kompletten Bankrotterklärung des Films). Wir sind doch alle alt genug, uns selbst eine Meinung zum Geschehen auf der Leinwand zu bilden. Wobei ja gerade das bei American Sniper für nicht gerade wenige ein Problem gewesen zu sein scheint. ;) Eastwood ist btw für mich ein Regisseur, der öfter "über" als "von" etwas erzählt, falls man versteht, worauf ich damit hinaus möchte.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

387
So ein Problem gibt es ja nicht nur bei Eastwood, sondern vor allem auch beim bereits verstorbenen Charlton Heston. Der wurde berühmt mit progressiven, linksliberalen Filmen wie "Planet der Affen" und "Soylent Green" und wurde selbst zum vermutlich konservativsten Schauspieler Amerikas. Jon Voight ist da ein ähnlicher Fall.
#London2024

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."