Weiter geht es mit keinem Reboot:
DER HAUCH DES TODES
Zwei notwendige Neubesetzungen im MI6-Team wurden für TLD vorgenommen: Die kleinere Neubesetzung war die der Miss Moneypenny, deren Auftritt nicht über die üblichen wenigen Dialogzeilen hinausgeht, aber doch genug Frische mitbringt. Die zweite ist (endlich) die Ablösung: 007 wird jetzt gespielt von Timothy Dalton, der deutlich weniger selbstironisch daherkommt – anders gesagt, das Dauergrinsen à la FYEO verschwindet – aber Bond
mehr Mimik gibt, als Moore.
Ein Teil des Teams bleibt aber dabei, auch hinter der Kamera. Regisseur ist John Glen, und die dramaturgische Struktur für den Anfang eines Bondfilms erinnert stark an die Vorgänger: Ein Abenteuer, diesmal wie in AVTAK weniger unabhängig (komplett unabhängig in FYEO, OP) vom Rest der Handlung. Dann die spannende Auftaktszene, dann erst das Treffen mit Q und Miss Moneypenny, bevor es zu M geht, und dort findet dann schon ein Angriff statt. Der erste Akt ist sehr dynamisch.
Diese Variation der Glen-Dramaturgie bringt zusätzlich zur Besetzung Frische. Und wie auch in OP findet die Handlung hinter dem Eisernen Vorhang (bzw. in der Nähe) statt, diesmal nicht erst in der 2. Hälfte, sondern bis zu dieser; dann spielt der Film in Marokko, bevor es nach Afghanistan geht – ein Ort, an dem sich der Konflikt der bipolaren Welt auf seine Weise zeigt: Mit Afghanen, Mudschahidin, Opium, Russen, Waffen und Diamanten. Die Abwechslung, die TLD in der Bondformel und der Glen’schen Struktur bietet, bringt einigen Platz für spannende Momente zwischen den Figuren.
Interessant sind die Bezüge zur Politik der Zeit. Die Annäherung von Ost und West findet ebenso Erwähnung wie der Afghanistan-Konflikt. Die Mudschahidin tauchen etwa auf und werden Bonds Verbündete – nicht aus idealistischen, sondern aus pragmatischen Gründen. Auch interessant ist neben dem spannenden Hin-und-Her-Springen zwischen Figuren das Lied, das Necros hört, das zu einem roten Faden, zu einer Signatur wird, und Gefahr vorhersagt.
Ansonsten kommt auch dramaturgische Ineffizienz hinzu, wenn unnötige Figuren auftauchen, nur um sie dabei zu haben, oder einem Teil der interessanten Bösewichtskonstellation eine Szene gegeben wird, die entweder an sich unpassend ist oder wenigstens zu diesem Zeitpunkt. Dazu wirkt in einigen Flirts Bonds Text überraschend kitschig: „Denk nicht nach, lass es einfach geschehen“, oder: „Heister. Das bedeutet Schönheit, auf Afghanisch.“
Ansonsten ist die Rolle des Agenten ernster und auch sonst wurde der Film eher auf Dalton zugeschnitten. Einige Ideen, die eher für einen Moore geeignet wären, wie etwa eine undynamische Szene (
Outtake) während einer Verfolgungsszene, werden herausgenommen. Die Autoverfolgung im aufgebesserten Aston Martin mit Kara (d’Abo), der Freundin des schmierigen KGB-Agenten Georgi Koskov (J. Krabbé), und ihrem Cello bietet auch noch Kurioses, was aber im Rahmen einer Geschichte passiert, die zu einem in seinem Rahmen exzentrischen Geheimagenten im Kalten Krieg passt.
Außerdem:
https://youtu.be/oJSYEJsAKk0