Danke, Maibaum. So kann ich mit Anatol einig werden. Se7en ist kein Mainstream, aber kommerziell, oder hat zumindest kommerzielles Potential. Neben all dem viel Wichtigeren was er sonst zu bieten hat. Da liegt noch ein Unterschied zwischen den Begriffen, finde ich.

Die Aktentante ist bei mir am Freitag dran und The Town muss ich noch sichten.

The Town ist schrecklich langweilig. Tut mir leid, HCN, aber was ein langweiliger Film. Charakterstudie meets Thriller, aber beides extrem verunglückt und erst zum Ende leidlich spannend.

The Town ist vieles, Langweiligkeit gehört nicht dazu. Janz im Jejenteil.

@Casino Hille: Wie bei sovielem hier - Zum Glück gibts unterschiedliche Meinungen. So sind wir uns bei z.B. "Whiskey Tango Foxtrot" bei der Bewertung einig - aber bei "The Town" gehen diese mal wieder vollkommen auseinander.

im Allgemeinen - wenn ich dann irgendwann nahezu alle Lieblingsfilme reviewmäßig abgefrühstückt habe, wird denke ich eine sehr sympathische Liste dabei herauskommen. Nächstes Jahr vor dem Kinotermin von "Dunkirk" zum Beispiel findet die ganze Filmografie eines Christopher Nolans seinen Weg in meine List, weil ich alle Filme erstmalig in diesem Format bewerte.

Maibaum hat geschrieben:The Town ist vieles, Langweiligkeit gehört nicht dazu.

The Town ist eigentlich natürlich sehr wenig, aber in erster Linie langweilig.

Sorry, lahm gespielt, bieder inszeniert, blass in seiner Psychologie und bis zum Ende stets erwartbar und überraschungsarm.

Das ist mit Abstand das seltsamste was ich je über The Town gelesen habe.

Dann hat NickRivers noch nichts zu dem Film geschrieben?

Maibaum hat geschrieben:Das ist mit Abstand das seltsamste was ich je über The Town gelesen habe.

Ach, das werden sicherlich auch noch andere so sehen (zwangsläufig sogar).

Gerade, weil der Film sehr lange sich mit seinen Charakteren beschäftigt, war er so enttäuschend, weil keiner von denen (außer Renner mit ganz vielen Abstrichen) wirklich etwas interessantes zu melden hatte und die auch alle auf psychologischer Ebene so blass ausschraffiert wurden, dass da nicht mehr blieb als bloße Schablone.

GoldenProjectile hat geschrieben:Danke, Maibaum. So kann ich mit Anatol einig werden. Se7en ist kein Mainstream, aber kommerziell, oder hat zumindest kommerzielles Potential. Neben all dem viel Wichtigeren was er sonst zu bieten hat. Da liegt noch ein Unterschied zwischen den Begriffen, finde ich.

Die Einigkeit kann ich so leider nicht akzeptieren. Ich habe den Begriff Mainstream schon bewusst gewählt, weil Sieben für mich in seiner Grundkonzeption auf den Geschmack eines großen potenziellen Publikums abzielt. Daran ändert auch Finchers künstlerische Ambition nix, da der Film im Kern immer noch ein Serienkillerflick bleibt. Das weltweite Einspiel von über 300 Millionen bestätigt das dann ja auch in dem Sinn, dass man den Massengeschmack sehr genau getroffen hat. Kaum etwas von Sieben war seinerzeit nicht schon längst Bestandteil des Mainstreamkinos geworden, gerade die von dir erwähnten Düsterheit, Pessismismus, Eigensinnigkeit oder Brutalität hatte Friedkin mit seinem Exorzisten bereits über zwei Jahrzehnte frühre mainstreamfähig gemacht.

Trotzdem kein Mainstream. Auch unkommerzielle Filme können großen Erfolg haben, aber deswegen werden sie nicht gleich zum Mainstream. Genau so wie viele kommerziell ausgerichtete Filme wenig oder auch mal fast nichts einspielen.

Um Mainstream zu sein hätte man Se7en deutlich dümmer und flacher anlegen müssen.

Mainstream muss auch nicht zwangsläufig flach und dümmlich sein. Wir werden da sicherlich auf keinen gemeinsamen Nenner kommen. Aber es gibt eben auch Zuschauer, denen der Film gefällt, weil er ein krasser Thriller ist. Genau wie auch Zuschauer in Passion of the Christ reingingen wegen der extremen Folterszenen. Jeder zieht das aus einem Film, was er will oder vermag (oder was man ihm vorkaut). Interessant wird es, wenn man das Ganze umdreht. Nämlich wenn man die Frage stellt, welchen stark künstlerisch geprägten Filme des letzten Vierteljahrhunderts es gelang ein sehr großes Publikum anzusprechen ohne dass sie gleichzeitig auch eine mainstreamtaugliche Ebene besassen. Fällt euch da was ein?

AnatolGogol hat geschrieben:welche stark künstlerisch geprägten Filme des letzten Vierteljahrhunderts gelang es ein sehr großes Publikum anzusprechen ohne dass sie gleichzeitig auch eine mainstreamtaugliche Ebene besassen. Fällt euch da was ein?

Wie waren denn so die Zuschauerzahlen bei Birdman? No Country for Old Men? Kann man da vielleicht sogar die Tarantinos dazuzählen (ausser DU)? Oh, und Se7en natürlich.

GoldenProjectile hat geschrieben:Wie waren denn so die Zuschauerzahlen bei Birdman? No Country for Old Men? Kann man da vielleicht sogar die Tarantinos dazuzählen (ausser DU)? Oh, und Se7en natürlich.

Birman hatte 103 Millionen, was nicht schlecht ist, aber ich hatte eher an Kategorien jenseits der Viertelmilliarde gedacht. Deine anderen Beispiele haben meinem Empfinden nach alle eine mainstreamtaugliche Ebene: NCfOM ist ein vergleichsweise harter Thriller mit vereinzelten Actioneinlagen, die Tarantinos sind doch mittlerweile längst im Mainstream angekommen. Kill Bill funktioniert beispielsweise auch als reinrassiger Rachactioner.

Aber trotzdem ist Birdman kein schlechtes Beispiel, aber wenn man an die > 300 Mio von 7 denkt, die inflationsbereinigt längst jenseits der halben Milliarde wären, dann wird deutlich warum ich höhere Einspielzahlen im Sinn habe.

Tarantino ist noch lange nicht im Mainstream angekommen.

Und ich habe nicht behauptet das Mainstream zwangsläufig flach und dümmlich sein muß, aber meist geht es in die Richtung.

AnatolGogol hat geschrieben:Mainstream muss auch nicht zwangsläufig flach und dümmlich sein.

Danke. Das ist eine Fehleinschätzung, die hier gefühlt mit regelmäßiger Beständigkeit auftritt.