Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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vodkamartini hat geschrieben:Ich halte ihn nicht für einen mimischen Dilettanten, ich mag ihn einfach als Typ überhaupt nicht. Unabhängig davon - also nüchtern betrachtet - sehe ich ihn dennoch nicht als großen Darsteller.
Exakt. Sein Typ liegt mir nicht und mimisch halte ich ihn halt für limitiert. Ein mimischer Dilettant ist er keinesfalls, aber eben auch nicht besonders stark.
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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iHaveCNit: Flags of our Fathers (2007)

Im Januar und Februar des Jahres 2007 kam ein ganz interessantes Projekt von Clint Eastwood in die deutschen Kinos. Die Schlacht von Iwo Jima während des zweiten Weltkrieges wurde in zwei Filmen verarbeitet: „Flags of our Fathers“ und „Letters from Iwo Jima“. Beide Filme verarbeiten die Ereignisse dieser Schlacht aus den unterschiedlichen Perspektiven der Amerikaner und der Japaner.

In „Flags of our Fathers“ betrachtet Eastwood die Ereignisse aus amerikanischer Sicht. Der Dreh- und Angelpunkt des Films ist die bekannte Fotografie, auf der eine handvoll Soldaten die amerikanische Fahne auf einem Gipfel der Insel Iwo Jima hissen. Diese Fotografie wird zum Inbegriff des wiederkehrenden Vertrauens in die amerikanischen Truppen und zum ungebrochenen Patriotismus des Landes, welches mit Kriegsmüdigkeit bis zu diesem Moment zu kämpfen hatte. Natürlich beleuchtet der Film auch die Soldaten, die diese Fahne gehisst haben und nun in der Heimat als Kriegshelden gefeiert werden, währenddessen diese immer noch mit dem Trauma des Krieges kämpfen müssen.

Ich habe schon länger vorgehabt, mich mit dem Doppelpack von Eastwood zu beschäftigen und komme nun knapp 10 Jahre später dazu. Und bei „Flags of our Fathers“ bin ich nun etwas gespalten, wie ich diesen Film beurteilen soll, da die Story an sich großes Potential hatte, was hier allerdings etwas auf der Strecke geblieben ist. Bedingt durch eine gewisse Planlosigkeit und einer nonlinearen Erzählweise des Films hatte ich das Gefühl, dass der Film nicht weiß, wohin er möchte und etwas chaotisch rüberkommt. Ein weiteres Problem ist für mich gewesen, dass die Charaktere ein wenig belanglos und uninteressant gewesen sind. Auch wenn ich natürlich die aufkeimende Brüderlichkeit und Kameradschaft unter den Soldaten sowie deren moralisches und traumatisches Dilemma sehr glaubwürdig fand und die schauspielerischen Leistungen aller Beteiligten war entsprechend gut und routiniert. Die Aufarbeitung des traumatischen und moralischen Dilemmas der Soldaten in Kombination mit der medienwirksamen Glorifizierung der Kriegshelden in der Öffentlichkeit lässt vermuten, dass Eastwood mehr eine Antikriegs-Einstellung pflegt – doch der Film bleibt hier sehr ambivalent und liefert keine eindeutige Antwort.

Trotz allem ist er in der Menge von Kriegs- bzw. Antikriegsfilmen sehenswert genug. Und es gibt definitiv weitaus mehr bessere Filme in Eastwoods Filmographie.

„Flags of our Fathers“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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iHaveCNit: Letters from Iwo Jima (2007)

„Letters from Iwo Jima“ ist der zweite Film eines großartigen Projekts von Clint Eastwoods, in dem Eastwood die Schlacht von Iwo Jima aus der Sicht der Amerikaner („Flags of our Fathers“) und der Japaner („Letters from Iwo Jima“) erzählt. „Letters from Iwo Jima“ beleuchtet hier die japanische Sicht der Ereignisse und überlässt dem Feind aus „Flags of our Fathers“ das Feld. Ausgangspunkt sind hunderte gut erhaltene und nie abgeschickte Briefe der japanischen Soldaten an ihre Liebsten in der Heimat, die in gewisser Art und Weise die Narration des Films unterstützen. Erzählt wird hier , wie die japanischen Soldaten unter der Führung des Generals Tadamichi Kuribayashi die Verteidigung der Insel vorbereitet und trotz hoffnungsloser Unterlegenheit tapfer gekämpft haben.

Von beiden Filmen ist „Letters“ definitiv der bessere Film. Das liegt an mehreren Punkten. Die Inszenierung ist weitaus runder und gelungener. Das moralische Dilemma der japanischen Soldaten, die aufgrund der eigenen Tradition und des Ehrenkodex einen weitaus komplexeren und emotionaleren Umgang mit Perfektion, Sieg, Niederlage und Tod haben. Das macht den Film emotional komplexer und liefert mehr Tiefgang als sein amerikanisches Pendant. Die Farbgebung des Films ist mit seinem entsättigten, tristen Grau eine perfekte Unterstützung des hoffnungslosen Kampfs der Soldaten. Die Musik von Kyle Eastwood ergänzt das ganze perfekt. Doch den größten Pluspunkt des Films bekommen wir mit dem großartigen und bodenständigen Ken Watanabe, der als General Kuribayashi wieder einmal zeigt, wie gut er ist. Aber auch die anderen Schauspieler, die mir bisher unbekannt gewesen sind, machen eine gute Figur und vermitteln ein sehr menschliches Gefühl und den Zwiespalt zwischen Gehorsam, Pflichtgefühl, dem eigenen Ehrenkodex und der Angst vor dem Tod. Natürlich gab es damals auch Misstrauen und genug Probleme innerhalb der japanischen Truppen, die die Verteidigung unnötigerweise erschwert haben.

Dramatisch, wichtig und eine extrem runde, innovative und authentische Erzählung – das macht „Letters from Iwo Jima“ zu einem extrem guten Film. Und einem guten „Eastwood“

„Letters from Iwo Jima“ - My First Look – 9/10 Punke
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Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Der Mann hat so viel gemacht, das ist unfassbar! Ganz viel kenne ich nicht - auch Teile seiner Klassiker sind mit bisher durchgegangen.

Darsteller:
1971: Dirty Harry - 7,5/10 Punkte
1973: Dirty Harry II – Calahan (Magnum Force) - 6/10 Punkte
1976: Dirty Harry III – Der Unerbittliche (The Enforcer) - 6/10 Punkte
1977: Der Mann, der niemals aufgibt (The Gauntlet) - 6,5/10 Punkte
1979: Flucht von Alcatraz (Escape from Alcatraz) - 7,5/10 Punkte
1982: Firefox - 5,5/10 Punkte
1983: Dirty Harry kommt zurück (Sudden Impact) - 6/10 Punkte
1984: City Heat – Der Bulle und der Schnüffler (City Heat) - 3/10 Punkte
1986: Heartbreak Ridge - 6/10 Punkte
1988: Das Todesspiel (The Dead Pool) - 4/10 Punkte
1990: Rookie – Der Anfänger (The Rookie) - 3/10 Punkte
1992: Erbarmungslos (Unforgiven) - 8,5/10 Punkte
1993: In the Line of Fire – Die zweite Chance (In the Line of Fire) - 7,5/10 Punkte
1993: Perfect World (A Perfect World) - 7/10 Punkte
1997: Absolute Power - 6/10 Punkte
2000: Space Cowboys - 4/10 Punkte
2004: Million Dollar Baby - 8,5/10 Punkte
2008: Gran Torino - 8,5/10 Punkte

Regisseur:
1977: Der Mann, der niemals aufgibt (The Gauntlet) - 6,5/10 Punkte
1982: Firefox - 5,5/10 Punkte
1983: Dirty Harry kommt zurück (Sudden Impact) - - 6/10 Punkte
1986: Heartbreak Ridge - 6/10 Punkte
1990: Rookie – Der Anfänger (The Rookie) - 3/10 Punkte
1992: Erbarmungslos (Unforgiven) - 8,5/10 Punkte
1993: Perfect World (A Perfect World) - 7/10 Punkte
1997: Absolute Power - 6/10 Punkte
2000: Space Cowboys - 4/10 Punkte
2003: Mystic River - 9/10 Punkte
2004: Million Dollar Baby - 8,5/10 Punkte
2006: Flags of Our Fathers - 7,5/10 Punkte
2006: Letters from Iwo Jima - 8,5/10 Punkte
2008: Der fremde Sohn (Changeling) - 8,5/10 Punkte
2008: Gran Torino - 8,5/10 Punkte
2009: Invictus – Unbezwungen (Invictus) - 6,5/10 Punkte
"Nelly, I'm about to get neck-ed back here. So: No peekin'! ... I said: No peekin'!"
(Joe Bang)