ich habe mir jetzt das Buch gegeben. Es war spannend, obwohl nicht alle Analysen überzeugten.
Man erfuhr sehr interessante Sachen, wie Bond damals in den 1960iger Jahre aufgenommen worden war. Es gab Anfragen beim Secret Service und beim CIA, wo es Ausbildungsstätten für Azubi Geheimagenten gäbe. Ob man Anrecht hätte, auch so einen Aston Martin als Dienstauto zu bekommen und
![Laughing :lol:](./images/smilies/icon_lol.gif)
einer fragte gar, ob Flugangst ein Auswahlkriterium bei der Bewerbung sei. Ein Pariser Juwelier wollte Sean Connery persönlich als seinen Bodyguard anstellen, da er sich vor der Pariser Unterwelt furchtbar fürchtete etc..
Meisterhaft war die Arbeit von Umberto Eco. Er erkannte, dass alle Romane Flemings aus vertikalen Bauelementen (dem Plot) und horizontalen (Kontrastpaare und Auskleidungen) bestehen.
Der Plot setzt sich folgender Massen zusammen:
A. M erteilt Bond Auftrag
B. Bösewicht erscheint vor Bond (eventuell stellvertreten durch eine Mittlerfigur)
C. Bond erteilt Bösewicht erste Lektion - bzw. Bösewicht erteilt Bond erste Lektion
D. Frau präsentiert sich Bond
E. Bond besitzt Frau oder beginnt sie zu verführen
F. Bösewicht nimmt Bond gefangen (mit oder ohne Frau, und in verschiedenen Augenblicken)
G. Bösewicht foltert Bond (mit oder ohne Frau)
H. Bond schlägt Bösewicht (tötet ihn oder seinen Mittler oder ist Zeuge seines Todes)
I. Bond erholt sich und spricht mit Frau, die er dann verliert.
Damit ist nicht gesagt, dass alles jetzt so lexikographisch abgeht. Dr No (ich glaube das war sogar sein erster Roman) ist so schlicht aufgebaut, während z.B. FLWL so aufgebaut ist:
B-B-B-B-D(B-B-C)E-F-G-H-G-H(I).
Es werden in fast allen Romanen einfach diese 9 Elemente immer wieder variiert -Ausnahme "Der Spion, der mich liebte" und mit horizontalen Element ausgekleidet.
Das wären zum einen die zehn Kontrastpaare:
a) Bond - M
b) Bond - Bösewicht
c) Bösewicht - Frau
d) Frau - Bond
e) freie Welt - Sowjetunion
f) Großbritannien - nichtangelsächsische Länder
g) Pflicht - Opfer
h) Gier - Ideal
i) Liebe - Tod
k) Improvisation - Planung
l) Aufwand - Entbehrung
m) Außergewöhnlichkeit - Maß
n) Perversion - Reinheit
o) Loyalität - Illoyalität
Zum Bond-Bösewicht wäre zu sagen, dass die Bösewichte meist Bastarde im abwertensten Sinn mit tw. nach damaliger Lesart sexuell abweichendem Verhalten sind. Es sind Mischlinge aus dem Ost- bis südeurop. Raum mit manchmal jüd. Einschlag (Goldfinger und Le Chiffre) oder unehrenhaft eingebürgerte (wie Drax der eigentlich Deutscher ist). Am schlimmsten erwischt es Mr Big, der ist überhaupt ein Schwarzer.
Unschwer zu erkennen, warum diese Charaktermerkmale bei den Filmen ausgeblendet werden.
Lustiger Weise ist Bond selber ja kein Engländer, sondern Schotte, und dabei das nicht einmal rein, sondern seine Mutter ist Frankoschweizerin.
Bei den Frauen fällt auf:
i) das Mädchen ist gut und schön;
2.) durch harte Prüfungen in der Jugend ist sie frigide und unglücklich geworden
3.)dies hat sie für das Dienstverhältnis mit dem Bösewicht tauglich gemacht;
4.)durch die Begegnung mit Bond realisiert sie das eigene menschliche Maß;
5) Bond besitzt sie, verliert sie aber zum Schluß wieder.
..
Das ist ein Punkt, mit dem ich nicht klar komme. Bond ist kein Mr Darcy aus Austens "Stolz & Vorurteil", sondern unterscheidet sich von den Bösewichten nur darin, dass er dieselben Antriebe aber auf der guten Seite der Gegensatzpaare nützt. Aber zu einer tiefgründigeren Beziehung ist der schlichtweg unfähig. Dazu fällt mir nur der Witz ein, wo einer seiner Freundin seine Zweifel beichtet, ob er sie wirklich liebe. Sie daraufhin antwortet: "Nein der beste bist Du wirklich nicht!"
Interessant dazu ist auch Ecos Hinweis, dass den größten Teil Flemings Romane nicht die eigentliche Handlung, sondern das Ambiente ausfüllt. In TB geht 1/4 nur über den Kuraufenthalt auf. Bei GF wird der Golfpartie 15, dem Überfall auf Fort Knox hingegen nur 4 (!!) Seiten gewidmet. Eco vergleicht die Romane Flemings sehr gut mit einem Spiel der "Harlem Globetrotters", die damals als Show-Baskettballtruppe mit lustigen Gags einfach Provinzmannschaften über den Haufen spielten -war allerdings nur Show. Bond ist halt der Dandy, der dort mal herumtaucht, da mal schifährt, dort mal fliegt und zwischendurch einen Gourmetthempel besteigt und halt so en passant einem Bösen zeigt, wo der Bartel den Most holt!
Er fällt keine Werturteile, er mach halt das, was der Queen gefällt, und lebt dabei wie ein Discokönig in der Provinz mit seinem zum Aston Martin umgebauten Golf.
Schon die ersten Filme vollzogen eine sukzessive Verlagerung vom Savoir vivre zur Action, und denke in QOS, hat sich das Gewicht endgültig auf das Tschindarassabummbumm verlagert.