Re: Zuletzt gesehener Film

6856
Casino Hille hat geschrieben:Das ist die Intention, die aber keine Wirkung erreicht und viel zu plakativ ist.
Garantiert nicht. Und die Wirkung entfaltet der Film bei fast jedem mit dem ich drüber gesprochen habe. D.h. jedem außer die eventuell.

Funny Games ist komplex und mutig und ungewöhnlich, das Gegenteil von plakativ. Das gilt für beide Versionen.

Re: Zuletzt gesehener Film

6860
Hmm ja, FG hat grundsätzlich eine Slasher Filmhandlung (2 Jugendliche terrorisieren eine Familie ohne offensichtlichen Grund), ist aber von einer ganz anderen Grundhaltung als der übliche Thriller dieser Art, d.h. er beutet das Dargestellte nicht aus, sondern nimmt dazu eine reflektierende Haltung ein. Haneke bedient nicht die Lust an der Sensation, und er zieht den Stoff auch konsequent durch. Und es ist auch ein Spiel mit den Erwartungshaltungen der Zuschauer.

Re: Zuletzt gesehener Film

6862
Gestern den zweiten teil des Night Managers gesehen. Eine idealere Besetzung für Bond als Hiddleston kann es eigentlich nicht geben. Er könnte das harte von Craig weiterführen aber gleichzeitig wohl etwas mehr Charme und Eleganz reinbringen.

Ansonsten unglaublich langweilige Handlung die man inhaltlich wohl schon hunderte male ao gesehem hat bis hin zum unweigerlichen Drehort Istanbul.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

6863
Ja, "The Night Manager" ist cool, mehr aber auch nicht - Ich verstehe, warum gerade alle Tom Hiddleston auf der Bondrechnung haben.

Wer vorher noch nie Spionagethriller gesehen hat, wird sich von der Serie ein wenig mitreißen lassen können, wer wie wir Bondfans schon etliche Spionagefilme gesehen hat, den wird die unweigerlich spartanische TV-Optik und die Story mit einem Potpurri aus vielen bereits gesehenen Spionageplots zwar gefallen ( auch wegen der Besetzung ), aber eher langweilen und überraschungsarm daher kommen.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

6864
Spartanisch? Langweilig? Überraschungsarm? Ich lese doch nicht richtig. :)

The Night Manager ist eine absolut großartige Serie mit einem wunderbaren (und wirklich klugen, durchdachten, raffinierten) Plot von Spionage-Meister John le Carré, geschliffenen Dialogen und einer echt cleveren Inszenierung, die durchaus in die Vollen geht. Ganz ehrlich, ich bin richtig überrascht, dass die Serie noch verhältnismäßig verhalten aufgenommen wird. Sicherlich mit das beste, was momentan im TV läuft (und TV ist heute ja oft gerne mal besser als Kino).
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Re: Zuletzt gesehener Film

6866
Ich finde der Roman gehört zu Le Carres schwächeren Werken.

Die Charaktere blieben relativ blass und die Geschichte wurde auch nie so richtig dramatisch. Und genau das sehe ich in der Verfilmung auch. Hiddleston und Laurie geben den Figuren mehr Substanz als sie eigentlich haben, aber die Frauenfigur bleibt ziemlich langweilig.

Es ist unterhaltsam, aber nicht packend. Biers klarer Stil und die erlesene Photographie sind aber hübsch anzuschauen.

Re: Zuletzt gesehener Film

6867
Ach Hille... bei sowas frage ich mich immer ob nicht einige einfach blindlings einer anerkannten Person (hier Le Carré) herlaufen.

Gemessen an dem was ich das gesehen haben ist das durchschnittlichste Dutzendware. Sorry. Die gleiche immer wieder kehrende Story von Waffenschiebern und jemanden der sich einschleusen lässt hat man schon hundertfach gesehen.
Das Ganze erinnert irgendwie an eine Mischung aus Soko, Tatort, The International (!) und weist vor allem in diesem ebenfalls schon hundertfach gesehenen verbotenen Liebe zwischen verdecktem Ermittler und Bad Girl erschreckende Parallelen zum ersten xXx Film auf (teilweise sogar Szene für Szene!)

Nein, da ist bislang nichts raffiniert, nichts gut geschrieben. Wie Maibaum sagt bleiben die Charaktere blass.

Ich habe übrigens von ihm noch den Panama Schneider gelesen sowie den Gärtner - und ganz ehrlich: das hat mich alles nicht sonderlich berauscht
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Re: Zuletzt gesehener Film

6869
danielcc hat geschrieben:Ach Hille... bei sowas frage ich mich immer ob nicht einige einfach blindlings einer anerkannten Person (hier Le Carré) herlaufen.
Achherrje, das ist aber eine mutige Annahme oder Schlussfolgerung als Reaktion auf den sehr kurzen Kommentar, den ich geschrieben habe. :wink:

John le Carré halte ich tatsächlich für einen der begabtesten Autoren unserer Zeit. Vielleicht ist er sogar der begabteste. Aber deshalb finde ich nicht alles von ihm gut. The Secret Pilgrim ist eine einzige Enttäuschung und teils erschreckend naiv, A Perfect Spy war sehr zäh und viel zu sperrig (auf eine unattraktive Art und Weise) und weiß Gott nicht alles von ihm ist überragend. Aber mehr als bei allen anderen Autoren der jüngeren Zeit, die ich so verfolgt habe wie ihn. Daher schätze ich ihn und daher lobe ich ihn. Aber von "blindlings" folgen kann hier sicher nicht die Rede sein. Und selbst wenn, dann würde das vermutlich eher dazu führen, die Serie weniger zu mögen, die ist nämlich gar nicht unbedingt so nah am Buch, wie sie sein könnte und ob le Carré etwas mit ihr anfangen kann, das würde ich gar nicht mal unbedingt glauben (aber ich weiß es natürlich nicht). Wenn du mit seinen Romanen nichts anfangen kannst... okay. Schade für dich. Wäre ja schöner, sie würden dir gefallen (dann hättest du mehr Bücher, die dir gefallen, statt mehr von denen, die dir nicht zusagen). Aber die von dir erwähnten Werke halte ich alle für sehr sehr gut und das hat wenig mit ihrem Autor zu tun (den ich eher für seine Bücher schätze und nicht die Bücher für ihren Autor).

Zur Serie: Durchschnittliche Dutzendware ist das in meinen Augen absolut nicht. Dafür ist es schon an sich viel zu gut inszeniert, viel zu schön gefilmt, emotional viel zu packend (und wie du an Maibaum und dir selbst siehst: Das sehen nicht alle so, aber einige eben schon). Und inhaltlich empfinde ich die Geschichte ebenso als hochklassig und viel interessanter als beinahe alles andere, was sonst derzeit die Fernseh-Bildschirme erhellen darf. Du vereinfachst mir das ganze zu sehr und scheinst durch eine für mich merkwürdige Schwerpunktsetzung ganz anders auf die Serie zu blicken. Diese Waffenschieber-Story ist überhaupt nicht das Zentrum der Serie und eigentlich total egal. Darum geht es nicht, das ist sehr austauschbar (es könnte auch einen beliebigen (nicht total beliebig, aber relativ) anderen Aufhänger für die Geschichte geben). Wichtiger ist die Psychologie der Charaktere und deren Beziehungen unter einander, deren Interaktion. Die Charaktere sind das Zentrum der Geschichte und diese empfinde ich als sehr vielschichtig und in jeden Belangen klug geschrieben und noch klüger gespielt (als Reaktion darauf, dass sie klug geschrieben sind). Und das ist dann auch sehr raffiniert, weil es nicht immer offensichtlich ist oder das offensichtliche dann mal damit überrascht, dass es plötzlich eintritt, obwohl das unwahrscheinlichere naheliegender war. In der Serie steckt sehr viel, vor allem sehr viel Liebe zum Detail und dazu braucht man dann auch die beiden exzellenten und vielgelobten Hauptdarsteller, um diese sehr kleinen, aber enorm bedeutenden Facetten nachvollziehbar einzubringen. Funktioniert für mich wunderbar und ich fühlte mich bei der ersten Staffel besser unterhalten, als letztes Jahr beispielsweise bei "Spectre" und "Mission: Impossible - Rogue Nation" im Kino, wenn hier schon der Vergleich mit anderen Spionage-Werken gewagt wurde.
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