Bastille Day (2016, James Watkins)
Ein harter CIA-Hund, ein professioneller Taschendieb auf der Flucht, ein Bombenanschlag, eine Pariser Terrorzelle, eine politische Verschwörung und ein Korruptionsfall in der französischen Polizei - und das alles in knapp neunzig Minuten Filmlaufzeit. Kann das gut gehen? Ja, es geht sogar ziemlich gut. Regisseur James Watkins, der zuvor vor allem durch seine Horrorfilme Eden Lake und The Woman in Black bekannt geworden war und hier folglich künstlerisch neues Terrain erkundet, koordiniert überraschend geschickt Action und Spannung mit einem stimmigen Handlungsunterbau. Bastille Day legt praktisch ab der ersten Minute ein sehr hohes dramaturgisches Tempo an den Tag und jagt mit immenser Geschwindigkeit durch seine Geschichte, zum Luftholen bleibt wenn überhaupt nur wenig Zeit. Die Rechnung geht auf; durch die sehr effiziente und nach vorne gerichtete Inszenierung bleibt man als Zuschauer immer am Geschehen und wird vom pausenlosen Fluss aus Action und erstaunlich wendungsreicher - wenn auch nie allzu komplizierter - Handlung förmlich mitgerissen. Dabei versteht Watkins sich nicht nur darauf, genügend Abwechslung einzubauen, sondern setzt auch den Handlungsort Paris wesentlich anders und besser in Szene als zum Beispiel der vermeintlich verwandte Taken. Vor allem in der ersten Filmhälfte ist der Charme der französischen Metropole jederzeit spürbar integriert, dazu kommt ein bemerkenswert hoher Anteil an französischen Dialogen.
Freunde von grossangelegten Zerstörungsorgien werden mit Bastille Day wohl nicht glücklich werden, denn die grossen Blockbuster-Effektspektakel sucht man in diesem Film vergebens. Watkins setzt auf ruppige Zweikämpfe und Schiessgefechte, die sich fast durchgehend in einer glaubhaften oder zumindest sehr zurückhaltenden Grössenordnung abspielen und in hohem Masse von der rasanten und virtuosen Bildchoreografie zehren. Das frühe Highlight ist eine Kletter- und Hetzjagd über die Dächer und Giebel von Paris, bei der Fans von Henri Verneuils knallhartem Belmondo-Reisser Peur sur la Ville ganz warm ums Herz werden dürfte. Hier liegt aber auch ein eklatanter Schönheitsfehler, denn Watkins lässt es sich aus unerfindlichen Gründen nicht nehmen in die ansonsten so genau auf die Stunts und den Szenenverlauf fokussierte Inszenierung immer wieder Einstellungen dazwischen zu schneiden, die in Sachen Schüttelkamera einen neuen Weltrekord aufstellen möchten und sich dabei unpassend mit dem restlichen Szenenaufbau beissen.
Ein weiterer Punkt den das dynamische, fast pausenlos handlungs-, action- und spannungsorientierte Spektakel zugunsten seiner Stärken vernachlässigt sind die Figuren. Idris Elba ist der harte CIA-Hund mit Autoritätsproblem der sich seine überschaubaren charakterlichen Eigenschaften zu gleichen Teilen aus Jack Reacher, Jason Bourne und Daniel Craigs Bond rekrutiert. Richard Madden ist der smarte und gewiefte Kleinganove mit dem gequälten Gewissen, der durch Zufall in die Geschichte hineingerät. Von einer weiteren Vertiefung oder gar Entwicklung dieser beiden ist wenig zu spüren, geschweige denn bei den Nebenfiguren, die zwar ausreichend gut gezeichnet und gespielt sind um ihre Funktionen zu erfüllen, mehr aber auch kaum. Die wenigen Versuche, dem ungleichen Protagonisten-Gespann mehr Leben und so etwas wie eine klassische Buddy-Movie-Beziehung einzuhauchen sind leider viel zu halbherzig und verlaufen im Sand. Von einer wirklichen Chemie kann hier nicht die Rede sein.
Trotz seinem zweidimensionalen und minimalistischen Figurenausbau ist Bastille Day ein unterhaltsamer Action-Thriller-Polit-Reisser geworden, der vor allem durch seine zügige und konsequente Handlungsentwicklung gepaart mit stimmigen Actionszenen punkten kann. Watkins hat einen knallharten Brecher von einem Film geschaffen, seine Actionmär aber auch mit einem guten Storygerüst unterlegt und alles in einem rasanten, passenden Inszenierungsstil in bewegte Bilder gegossen. Und das ist doch ein Gang zum Lichtspielhaus wert.
Wertung: 7 / 10
Re: Zuletzt gesehener Film
6647Central Intelligence
Mit 'Wir sind die Millers' hat Regisseur Rawson Marshall Thurber einen sehr witzigen Film rausgehauen der durch sein Darsteller-Ensemble und dem 'üblen' Humorniveau besticht. Ich habe viel gelacht und fand auch die Darsteller hervorragend gewählt. Die Chemie stimmte, die Witze funktionierten. Bei Central Intelligence hat man mit Strahlemann Dwayne Johnson einen der aktuell erfolgreichsten Schauspieler Hollywoods und mit Kevin Hart einen großartigen Comedian dabei, welche eine gute Chemie zueinander besitzen, dies von der Regie aber nicht ausreichend genutzt wird. Stattdessen geht viel schief und nur eine Handvoll Gags zünden wirklich.
In der Schule noch angesagt, ist Calvin Joyner (Hart) nun unzufrieden mit seinem Leben und ohne Ziele. Während man ihm in der Schule großartiges für die Zukunft voraussagte, frustet ihn sein aktuelles Dasein nur und das obwohl er mit seiner großen Highschool-Liebe verheiratet ist. Robbie Weirdicht (Johnson) wurde in der Schule wegen seines Übergewichts gemieden und von vielen gemobbt. Auf der Abschlussveranstaltung für den Jahrgang wurde er auf fiese Art und Weise bloßgestellt. Joyner half ihm an diesem Tag und ahnte nicht, das die beiden dadurch auf ewig verbunden sein würden. Robbie ist nun ein gänzlich anderer Mensch und 'erfolgreich'. Eine wirklich coole Socke. Als wären die Leben der beiden vertauscht worden. Als die beiden wieder aufeinander treffen, sollte sich Calvin's Leben für immer ändern, denn Bob ist nun bei der CIA und bittet ihn um Hilfe.
Die Grundidee ist klasse. Und auch die versteckte Botschaft gegen Mobbing und das man immer was aus seinem Leben machen kann, das es ja nie zu spät sei ist nett gedacht, verleiht dem Film aber kaum mehr Dramaturgie. Der Film besteht zu 90% aus Witzen und Action. Letzteres ist Hollywood-Standart der weder positiv noch negativ heraussticht. Er trägt seinen Teil zum Film bei und Rock macht dabei eine gute Figur. Als Einhornshirttragender Agent mit vieeeeeeeel Herz macht er einen tollen und sympathischen Eindruck, kann manchmal aber auch sehr anstrengend sein. Der Film überspitzt das Ganze bewusst an vielen Stellen. Oftmals entstehen dadurch absurde und wirklich witzige Situationen. Leider zünden für mich nur die wenigsten. Hart macht seine Sache ebenfalls klasse und weiß in vielen Situationen Leben ins Geschehen zu bringen. Er ist praktisch der Gegenpol zu Johnsons überdrehter Figur.
Dennoch ist der Film bei seiner kurzen Laufzeit zu lang. Viele Gags zünden gar nicht und die Action ist halt auch einfach nichts besonderes mehr als das der Film gute Unterhaltung bieten würde. Auch die Auftritte von Thomas Kretschmann als verschenkter Bösewicht oder Aaron Paul retten nichts. Der Film bleibt leider nur durchschnittlich, trotz einer guter Jokes. Er ist halt pures Mittelmaß wie ich es selten bei einem Film sehe. Nichtsdestotrotz hat er seine guten und witzigen Momente und 2 tolle Hauptfiguren. Schade dennoch, das man sich bei den Witzen und dem Humor allgemein nicht mehr Mühe gegeben hat. Der Film ist voll davon, nur weniger wäre mehr. Vor allem wenn die wenigen richtig gut wären, statt viele Momente zu haben die einfach nicht mehr komisch sondern doof oder total absurd sind. Schade drum.
5/10
@Eric:
Klasse Review. Liest sich super, klingt gut. Ich freue mich auf den Film.
Mit 'Wir sind die Millers' hat Regisseur Rawson Marshall Thurber einen sehr witzigen Film rausgehauen der durch sein Darsteller-Ensemble und dem 'üblen' Humorniveau besticht. Ich habe viel gelacht und fand auch die Darsteller hervorragend gewählt. Die Chemie stimmte, die Witze funktionierten. Bei Central Intelligence hat man mit Strahlemann Dwayne Johnson einen der aktuell erfolgreichsten Schauspieler Hollywoods und mit Kevin Hart einen großartigen Comedian dabei, welche eine gute Chemie zueinander besitzen, dies von der Regie aber nicht ausreichend genutzt wird. Stattdessen geht viel schief und nur eine Handvoll Gags zünden wirklich.
In der Schule noch angesagt, ist Calvin Joyner (Hart) nun unzufrieden mit seinem Leben und ohne Ziele. Während man ihm in der Schule großartiges für die Zukunft voraussagte, frustet ihn sein aktuelles Dasein nur und das obwohl er mit seiner großen Highschool-Liebe verheiratet ist. Robbie Weirdicht (Johnson) wurde in der Schule wegen seines Übergewichts gemieden und von vielen gemobbt. Auf der Abschlussveranstaltung für den Jahrgang wurde er auf fiese Art und Weise bloßgestellt. Joyner half ihm an diesem Tag und ahnte nicht, das die beiden dadurch auf ewig verbunden sein würden. Robbie ist nun ein gänzlich anderer Mensch und 'erfolgreich'. Eine wirklich coole Socke. Als wären die Leben der beiden vertauscht worden. Als die beiden wieder aufeinander treffen, sollte sich Calvin's Leben für immer ändern, denn Bob ist nun bei der CIA und bittet ihn um Hilfe.
Die Grundidee ist klasse. Und auch die versteckte Botschaft gegen Mobbing und das man immer was aus seinem Leben machen kann, das es ja nie zu spät sei ist nett gedacht, verleiht dem Film aber kaum mehr Dramaturgie. Der Film besteht zu 90% aus Witzen und Action. Letzteres ist Hollywood-Standart der weder positiv noch negativ heraussticht. Er trägt seinen Teil zum Film bei und Rock macht dabei eine gute Figur. Als Einhornshirttragender Agent mit vieeeeeeeel Herz macht er einen tollen und sympathischen Eindruck, kann manchmal aber auch sehr anstrengend sein. Der Film überspitzt das Ganze bewusst an vielen Stellen. Oftmals entstehen dadurch absurde und wirklich witzige Situationen. Leider zünden für mich nur die wenigsten. Hart macht seine Sache ebenfalls klasse und weiß in vielen Situationen Leben ins Geschehen zu bringen. Er ist praktisch der Gegenpol zu Johnsons überdrehter Figur.
Dennoch ist der Film bei seiner kurzen Laufzeit zu lang. Viele Gags zünden gar nicht und die Action ist halt auch einfach nichts besonderes mehr als das der Film gute Unterhaltung bieten würde. Auch die Auftritte von Thomas Kretschmann als verschenkter Bösewicht oder Aaron Paul retten nichts. Der Film bleibt leider nur durchschnittlich, trotz einer guter Jokes. Er ist halt pures Mittelmaß wie ich es selten bei einem Film sehe. Nichtsdestotrotz hat er seine guten und witzigen Momente und 2 tolle Hauptfiguren. Schade dennoch, das man sich bei den Witzen und dem Humor allgemein nicht mehr Mühe gegeben hat. Der Film ist voll davon, nur weniger wäre mehr. Vor allem wenn die wenigen richtig gut wären, statt viele Momente zu haben die einfach nicht mehr komisch sondern doof oder total absurd sind. Schade drum.
5/10
@Eric:
Klasse Review. Liest sich super, klingt gut. Ich freue mich auf den Film.
Re: Zuletzt gesehener Film
6648Im Kino: Bastille Day
Es muss nicht immer das Koberindfilet an Cranberry-Schaum mit Süßkartoffelspalten sein. Der gute alte Zwiebelrostbraten mit Spätzle ist da weit mehr als eine willkommene Abwechslung.
http://www.ofdb.de/review/286013,690877,Bastille-Day
Es muss nicht immer das Koberindfilet an Cranberry-Schaum mit Süßkartoffelspalten sein. Der gute alte Zwiebelrostbraten mit Spätzle ist da weit mehr als eine willkommene Abwechslung.
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http://www.vodkasreviews.de
https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/
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Re: Zuletzt gesehener Film
6649Wobei ich den Zwiebelrostbraten mit Spätzle immer bevorzugen würde.vodkamartini hat geschrieben:Im Kino: Bastille Day
Es muss nicht immer das Koberindfilet an Cranberry-Schaum mit Süßkartoffelspalten sein. Der gute alte Zwiebelrostbraten mit Spätzle ist da weit mehr als eine willkommene Abwechslung.
http://www.ofdb.de/review/286013,690877,Bastille-Day
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#Marburg2025
Früher war mehr Atombombe
Früher war mehr Atombombe
Re: Zuletzt gesehener Film
6650Ich auch
. Definitiv.
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https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/
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Re: Zuletzt gesehener Film
6651Central Intelligence
Infantil, pubertär, schwachsinnig... für nicht wenige kündigten die Trailer und Werbeclips zur Actioncomedy "Central Intelligence" ein absolutes Desaster an. Und in der Tat, im Vergleich zu Shane Blacks ebenfalls im Kinosommer 2016 angelaufener Buddycomedy "The Nice Guys" wirkt das von Rawson Marshall Thurber inszenierte Spaßbonbon über den gutmütigen riesigen Geheimagenten und den Sidekick wider Willen nur wie ein lauer Aufguss der alten Buddy-Movie Formel: Ein Vorwurf, der durchaus angebracht ist, und gerade im Vergleich zur Konkurrenz die gröbsten Unterschiede macht. Allerdings weiß jeder Fachmann, dass es gerade in diesem Genre hauptsächlich auf zwei Qualitäten ankommt - spritzige Drehbuchautoren mit ausreichend vielen zündenden Gag-Ideen und zwei Hauptdarsteller (Buddys), zwischen denen die Chemie stimmt. Und zumindest der letztere Punkt weiß absolut zu überzeugen und ist ausschlaggebend dafür, dass die ganz großen Befürchtungen unberechtigt bleiben.
Gegensätzliche Protagonisten sind fast so alt wie das Medium Film selbst. Und dennoch ist es bis heute gar nicht so einfach, die Kontraste zweier unterschiedlicher Hauptfiguren gekonnt auszuspielen. Thurber hat da glücklicherweise kaum Schwierigkeiten und genau die beiden richtigen Darsteller an Bord, um diese Stärke sehr zentral platzieren zu können. Stand-Up Komiker Kevin Hart gibt dabei nicht nur optisch zum fast 2 Meter großem Dwayne "The Rock" Johnson eine ulkige Figur ab, sondern spielt den vom Leben deprimierten und dennoch dauerquasselnd-überdrehten Buchmacher mit einer sichtlichen Freude am albern sein, lässt den sensibleren Tönen seines Charakters aber genügend Platz, um nicht gänzlich sämtliche "larger than life"-Faktoren zu erfüllen. Ganz im Gegensatz dazu steht Johnsons knüppelharter CIA-Agent, der in den Actionszenen natürlich eine hervorragende Figur macht, seine dort gezeigte Härte mit seiner Mimik jedoch einmal zu konterkarieren weiß. Seine fast schon naiv-gutmütigen Hundeblicke und die häufig gezeigte kindliche Begeisterung für seinen unspektakulären Bestenfreund sorgen in der Regel für die besten Lacher des Films, ob dies über absurde Filmanspielungen, Einhorn-T-Shirts oder Möchtegern-"coole" Oneliner transportiert wird - trotzdem erhält auch er einen halbwegs ernsten Hintergrund, zeigt er doch als moderne Adaption des "Hässlichen Entlein"-Mythos zwischen durch immer wieder den verletzten übergewichtigen Jungen, der er in der 20 Jahre vorab angesiedelten (und fürchterlich schlecht getricksten) Eröffnungssequenz noch war und für den er aufgrund des damaligen Mobbings bis heute Scham empfindet. Selbstredend präsentiert Thurber das alles so subtil wie eine Dampflock und setzt auf Klischees und uralte Genrekonventionen, weiß im Mittelteil jedoch erstaunlicherweise Empathie und Mitgefühl zu wecken.
Ebenfalls glücklich fällt für die Qualität des Streifens aus, dass weniger die Situationskomik zwischen Profi-Agent und Zivilist ausschlaggebend für den Ton der Erzählung ist, sondern die Dynamik des Duos als solche im Vordergrund steht. Die beiden Protagonisten bestimmen Tempo und Atmosphäre im Kinosaal, was ihnen die nötigen Entfaltungsmöglichkeiten gibt, um wirklich wirkend Einfluss auf das Publikum zu nehmen. Besonderen Reiz entwickelt deren Beziehung stets in der nur bedingt aufgelösten Frage, wieso der liebevolle Riese Johnson ausgerechnet seinen einzigen Freund Hart mit einem Grinsen im Gesicht in die gefährliche Hetzjagd um Leben und Tod involviert. Diese Uneindeutigkeit vermag der Handlung den nötigen Pepp zu geben, welcher der Spionagegeschichte selbst allerdings völlig abgeht. Was die beiden erfahrenen Autoren Ike Barinholtz und David Stassen als Story präsentieren, läuft größtenteils nur zu offensichtlich unter dem Motto: "Irgendeinen Spannungsbogen braucht halt selbst dieser Film". Das rund um Satellitencodes gestrickte Intermezzo bietet nicht nur üble Deus-Ex-Machina-Konstellationen am laufenden Band, sondern weißt mit einer Reihe an Verwirrspielen und Machtgerängen auch noch unnötige Verkomplizierungen auf, die der an sich kurzweiligen Nummer erschreckenden Leerlauf verpassen und mit ihren zahlreichen Nebensträngen (Landesverrat, Anti-Terror-Richtlinien) in weiten Teilen einfach überflüssig anmuten.
So bleibt das seichte Humorkonstrukt, bei welchem sich im üblichen Maße gelungene Lacher und Rohrkrepierer ausgleichen, leider auch gelungene Actionszenen vollständig schuldig. Ein paar kurze Fights mögen der nah an den Charakteren geführten Handkamera und des schnellen Schnitts wegen zumindest nicht allzu billig und hingeschludert wirken, wenn es dann jedoch mal eine Spur ausgefallener wird, zeigt Thurber lahmes Baller-Kino, dass man so schon unzählige Male gesehen hat und das fast immer besser. Bis auf einen tollkühnen Sprung aus einem Hochhaus (mit enttäuschender Auflösung) scheint die Regie für die Action keinerlei Ideen vorweisen zu können und verzichtet im Showdown dann absurderweise sogar fast gänzlich auf eine Steigerung, weshalb der Schluss beinahe antiklimaktisch unerwartet einsetzt. Witzig gemeint, aber nicht weniger unpassend sind die vielen Cameos, die regelrecht aufgezwungen wirken: Jason Bateman chargiert schrecklich wie schon lange nicht mehr, Melissa McCarthy und Aaron Paul wirken gelangweilt und unmotiviert und weshalb sich Thomas Kretschmann nun nach "Hitman: Agent 47" und "Avengers: Age of Ultron" erneut für den austauschbaren Gangster ohne Motivationen hergibt, bleibt wohl (s)ein Geheimnis. Immerhin weiß Amy Ryan ("Birdman") etwas mit ihrer spießigen Rolle anzufangen, sodass immerhin nicht der gesamte Nebencast als austauschbar verzeichnet werden muss.
Fazit: Langfristig in Erinnerung bleiben wird "Central Intelligence" höchst wahrscheinlich niemandem, zu altbekannt und altbacken sind Geschehen und Konstellation, für den Moment weiß das zugegeben unreife und nicht immer politisch korrekte Gespann aus Goliath und David allerdings vom Alltag abzulenken. Das ganze erweist sich in Detail und Ausführung als generischer Genreeinheitsbrei mit (greifender) Anti-Mobbing-Haltung und definiert sich ausnahmslos über "The Rock" und Kevin Hart, die man für einen erfolgreichen Abend schon unbedingt mögen sollte. Wer zusätzlich zu seichten Buddy-Frotzeleien stilvolle Eigeninitivative erwartet, sollte wie bereits erwähnt lieber "The Nice Guys" konsumieren, alle anderen dafür dankbar zur Kenntnis nehmen, dass neben Nachos, Softdrinks und Popcorn auch Bier im Kino angeboten wird.
5/10
______________________________________
@Connor: Kompliment, habe deine Ausführungen genossen und wie du siehst sind wir da doch sehr dicht beieinander dieses Mal!
Infantil, pubertär, schwachsinnig... für nicht wenige kündigten die Trailer und Werbeclips zur Actioncomedy "Central Intelligence" ein absolutes Desaster an. Und in der Tat, im Vergleich zu Shane Blacks ebenfalls im Kinosommer 2016 angelaufener Buddycomedy "The Nice Guys" wirkt das von Rawson Marshall Thurber inszenierte Spaßbonbon über den gutmütigen riesigen Geheimagenten und den Sidekick wider Willen nur wie ein lauer Aufguss der alten Buddy-Movie Formel: Ein Vorwurf, der durchaus angebracht ist, und gerade im Vergleich zur Konkurrenz die gröbsten Unterschiede macht. Allerdings weiß jeder Fachmann, dass es gerade in diesem Genre hauptsächlich auf zwei Qualitäten ankommt - spritzige Drehbuchautoren mit ausreichend vielen zündenden Gag-Ideen und zwei Hauptdarsteller (Buddys), zwischen denen die Chemie stimmt. Und zumindest der letztere Punkt weiß absolut zu überzeugen und ist ausschlaggebend dafür, dass die ganz großen Befürchtungen unberechtigt bleiben.
Gegensätzliche Protagonisten sind fast so alt wie das Medium Film selbst. Und dennoch ist es bis heute gar nicht so einfach, die Kontraste zweier unterschiedlicher Hauptfiguren gekonnt auszuspielen. Thurber hat da glücklicherweise kaum Schwierigkeiten und genau die beiden richtigen Darsteller an Bord, um diese Stärke sehr zentral platzieren zu können. Stand-Up Komiker Kevin Hart gibt dabei nicht nur optisch zum fast 2 Meter großem Dwayne "The Rock" Johnson eine ulkige Figur ab, sondern spielt den vom Leben deprimierten und dennoch dauerquasselnd-überdrehten Buchmacher mit einer sichtlichen Freude am albern sein, lässt den sensibleren Tönen seines Charakters aber genügend Platz, um nicht gänzlich sämtliche "larger than life"-Faktoren zu erfüllen. Ganz im Gegensatz dazu steht Johnsons knüppelharter CIA-Agent, der in den Actionszenen natürlich eine hervorragende Figur macht, seine dort gezeigte Härte mit seiner Mimik jedoch einmal zu konterkarieren weiß. Seine fast schon naiv-gutmütigen Hundeblicke und die häufig gezeigte kindliche Begeisterung für seinen unspektakulären Bestenfreund sorgen in der Regel für die besten Lacher des Films, ob dies über absurde Filmanspielungen, Einhorn-T-Shirts oder Möchtegern-"coole" Oneliner transportiert wird - trotzdem erhält auch er einen halbwegs ernsten Hintergrund, zeigt er doch als moderne Adaption des "Hässlichen Entlein"-Mythos zwischen durch immer wieder den verletzten übergewichtigen Jungen, der er in der 20 Jahre vorab angesiedelten (und fürchterlich schlecht getricksten) Eröffnungssequenz noch war und für den er aufgrund des damaligen Mobbings bis heute Scham empfindet. Selbstredend präsentiert Thurber das alles so subtil wie eine Dampflock und setzt auf Klischees und uralte Genrekonventionen, weiß im Mittelteil jedoch erstaunlicherweise Empathie und Mitgefühl zu wecken.
Ebenfalls glücklich fällt für die Qualität des Streifens aus, dass weniger die Situationskomik zwischen Profi-Agent und Zivilist ausschlaggebend für den Ton der Erzählung ist, sondern die Dynamik des Duos als solche im Vordergrund steht. Die beiden Protagonisten bestimmen Tempo und Atmosphäre im Kinosaal, was ihnen die nötigen Entfaltungsmöglichkeiten gibt, um wirklich wirkend Einfluss auf das Publikum zu nehmen. Besonderen Reiz entwickelt deren Beziehung stets in der nur bedingt aufgelösten Frage, wieso der liebevolle Riese Johnson ausgerechnet seinen einzigen Freund Hart mit einem Grinsen im Gesicht in die gefährliche Hetzjagd um Leben und Tod involviert. Diese Uneindeutigkeit vermag der Handlung den nötigen Pepp zu geben, welcher der Spionagegeschichte selbst allerdings völlig abgeht. Was die beiden erfahrenen Autoren Ike Barinholtz und David Stassen als Story präsentieren, läuft größtenteils nur zu offensichtlich unter dem Motto: "Irgendeinen Spannungsbogen braucht halt selbst dieser Film". Das rund um Satellitencodes gestrickte Intermezzo bietet nicht nur üble Deus-Ex-Machina-Konstellationen am laufenden Band, sondern weißt mit einer Reihe an Verwirrspielen und Machtgerängen auch noch unnötige Verkomplizierungen auf, die der an sich kurzweiligen Nummer erschreckenden Leerlauf verpassen und mit ihren zahlreichen Nebensträngen (Landesverrat, Anti-Terror-Richtlinien) in weiten Teilen einfach überflüssig anmuten.
So bleibt das seichte Humorkonstrukt, bei welchem sich im üblichen Maße gelungene Lacher und Rohrkrepierer ausgleichen, leider auch gelungene Actionszenen vollständig schuldig. Ein paar kurze Fights mögen der nah an den Charakteren geführten Handkamera und des schnellen Schnitts wegen zumindest nicht allzu billig und hingeschludert wirken, wenn es dann jedoch mal eine Spur ausgefallener wird, zeigt Thurber lahmes Baller-Kino, dass man so schon unzählige Male gesehen hat und das fast immer besser. Bis auf einen tollkühnen Sprung aus einem Hochhaus (mit enttäuschender Auflösung) scheint die Regie für die Action keinerlei Ideen vorweisen zu können und verzichtet im Showdown dann absurderweise sogar fast gänzlich auf eine Steigerung, weshalb der Schluss beinahe antiklimaktisch unerwartet einsetzt. Witzig gemeint, aber nicht weniger unpassend sind die vielen Cameos, die regelrecht aufgezwungen wirken: Jason Bateman chargiert schrecklich wie schon lange nicht mehr, Melissa McCarthy und Aaron Paul wirken gelangweilt und unmotiviert und weshalb sich Thomas Kretschmann nun nach "Hitman: Agent 47" und "Avengers: Age of Ultron" erneut für den austauschbaren Gangster ohne Motivationen hergibt, bleibt wohl (s)ein Geheimnis. Immerhin weiß Amy Ryan ("Birdman") etwas mit ihrer spießigen Rolle anzufangen, sodass immerhin nicht der gesamte Nebencast als austauschbar verzeichnet werden muss.
Fazit: Langfristig in Erinnerung bleiben wird "Central Intelligence" höchst wahrscheinlich niemandem, zu altbekannt und altbacken sind Geschehen und Konstellation, für den Moment weiß das zugegeben unreife und nicht immer politisch korrekte Gespann aus Goliath und David allerdings vom Alltag abzulenken. Das ganze erweist sich in Detail und Ausführung als generischer Genreeinheitsbrei mit (greifender) Anti-Mobbing-Haltung und definiert sich ausnahmslos über "The Rock" und Kevin Hart, die man für einen erfolgreichen Abend schon unbedingt mögen sollte. Wer zusätzlich zu seichten Buddy-Frotzeleien stilvolle Eigeninitivative erwartet, sollte wie bereits erwähnt lieber "The Nice Guys" konsumieren, alle anderen dafür dankbar zur Kenntnis nehmen, dass neben Nachos, Softdrinks und Popcorn auch Bier im Kino angeboten wird.
5/10
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@Connor: Kompliment, habe deine Ausführungen genossen und wie du siehst sind wir da doch sehr dicht beieinander dieses Mal!
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Let the sheep out, kid.
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Re: Zuletzt gesehener Film
6652@vodka:
Das klingt verdammt lecker. Schon der 2. hier im Forum der mir den Film mehr als nur schmackhaft macht.
Das klingt verdammt lecker. Schon der 2. hier im Forum der mir den Film mehr als nur schmackhaft macht.
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Re: Zuletzt gesehener Film
6653Habe mir gedacht, dass dir Bastille Day gefallen wird, Vodka. 
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We'll always have Marburg
Let the sheep out, kid.
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Re: Zuletzt gesehener Film
6654Du hast mich goldrichtig eingeschätzt. 
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Re: Zuletzt gesehener Film
6655Bastille Day wird nichts im Kino.
Dabei hatte ich mich so sehr drauf gefreut. Argh.. einfach ärgerlich.
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Re: Zuletzt gesehener Film
6656Bei solchen Filmen musst du in der ersten Woche rein. In der zweiten landen die sehr scnell in der Spätvorstellung. 
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Re: Zuletzt gesehener Film
6657Bei uns läuft der auch noch um 17 Uhr, und manchmal um 20:30 Uhr.
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."
Re: Zuletzt gesehener Film
6658Erschütternde Wahrheit (2015) - Peter Landesman
Gleich mal vorweg ein Lob an den deutschen Verleih, der dem im Original recht nüchtern "Concussion" (Gehirnerschütterung) betitelten Film einen gleichermaßen treffenden wie peppigen Titel verpasst hat. Der Film selber handelt von der Entdeckung eines Pathologen (Will Smith), der bei einem toten Ex-Football-Profi starke Schädigungen im Gehirn feststellt, die auf die zahllosen Zusammenstösse während der Ausübung seines Sports zurückzuführen sind. Die Profiliga NFL versucht daraufhin alles, diese Entdeckung wie auch ihren Entdecker zu diskreditieren und unglaubhaft wirken zu lassen. Toller, packender Stoff den Regisseur Landesman, welcher zuvor bereits mit Parkland positiv auf sich aufmerksam gemacht hat, zu einer sehr soliden Schnitzeljagd im Stile von Filmen wie The Insider oder Kill the Messenger verarbeitet hat. Am überzeugendsten ist der Film dabei in den Passagen, in welchen Smiths Figur langsam dem Geheimnis um die mysteriösen Tode der Ex-Profis auf die Spur kommt (keine Sorge, ist kein wirklicher Spoiler, da der Zusammenhang zwischen den Hirnverletzungen und dem Footballspiel von Anfang an deutlich gemacht wird) sowie in den oftmals ergreifenden Szenen, die die zunehmend zerstörten Leben der Ex-Profis zeigen. Das letzte Drittel des Zweistünders geriet dann leider etwas allzu konventionell und plätschert mehr oder minder vor sich hin, dennoch in Summe ein unterhaltsamer und manchmal auch etwas erschütternder (
) Film, bei dem die Herren Smith, Baldwin, Brooks und Morse mit sehr starken Darstellerleistungen in guter Erinnerung bleiben.
Wertung: 7 / 10
Gleich mal vorweg ein Lob an den deutschen Verleih, der dem im Original recht nüchtern "Concussion" (Gehirnerschütterung) betitelten Film einen gleichermaßen treffenden wie peppigen Titel verpasst hat. Der Film selber handelt von der Entdeckung eines Pathologen (Will Smith), der bei einem toten Ex-Football-Profi starke Schädigungen im Gehirn feststellt, die auf die zahllosen Zusammenstösse während der Ausübung seines Sports zurückzuführen sind. Die Profiliga NFL versucht daraufhin alles, diese Entdeckung wie auch ihren Entdecker zu diskreditieren und unglaubhaft wirken zu lassen. Toller, packender Stoff den Regisseur Landesman, welcher zuvor bereits mit Parkland positiv auf sich aufmerksam gemacht hat, zu einer sehr soliden Schnitzeljagd im Stile von Filmen wie The Insider oder Kill the Messenger verarbeitet hat. Am überzeugendsten ist der Film dabei in den Passagen, in welchen Smiths Figur langsam dem Geheimnis um die mysteriösen Tode der Ex-Profis auf die Spur kommt (keine Sorge, ist kein wirklicher Spoiler, da der Zusammenhang zwischen den Hirnverletzungen und dem Footballspiel von Anfang an deutlich gemacht wird) sowie in den oftmals ergreifenden Szenen, die die zunehmend zerstörten Leben der Ex-Profis zeigen. Das letzte Drittel des Zweistünders geriet dann leider etwas allzu konventionell und plätschert mehr oder minder vor sich hin, dennoch in Summe ein unterhaltsamer und manchmal auch etwas erschütternder (

Wertung: 7 / 10
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"
Re: Zuletzt gesehener Film
6659Hm, hab darum bisher einen großen Bogen gemacht. Smith ist bei mir irgendwie durch, von dem erwarte ich keine interessanten Rollen mehr. Deine Wertung macht aber zumindest neugierig.
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https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/
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Re: Zuletzt gesehener Film
6660Everybody Wants Some!! - Richard Linklater
Linklaters neuer Film ist ein verklärender Blick auf das Studentenleben im Jahr 1980. Ein Haufen langweiliger Baseballtypen bei denen es nur darum geht Frauen aufzureißen und dann noch im Baseballteam gut dazustehen. Alle haben furchtbare Frisuren (teils mit gruseligen Bärten) und ebenso hässliche Klamotten an (hoffe das kommt so nie wieder), so daß der Film fast dokumentarisch wirken könnte, wenn da nicht diese fehlende kritische Distanz wäre. Statt lebendiger Charaktere gibt es eher ein paar Karikaturen und das erstaunlichste an dem Film ist daß er trotzdem nie langweilig wurde. Außerdem gab es ein paar hübsche Tanzszenen. Seltsamerweise gebe ich 6/10
Insgesamt weitgehend das Gegenteil des subtilen Meisterwerks Boyhood.
Linklaters neuer Film ist ein verklärender Blick auf das Studentenleben im Jahr 1980. Ein Haufen langweiliger Baseballtypen bei denen es nur darum geht Frauen aufzureißen und dann noch im Baseballteam gut dazustehen. Alle haben furchtbare Frisuren (teils mit gruseligen Bärten) und ebenso hässliche Klamotten an (hoffe das kommt so nie wieder), so daß der Film fast dokumentarisch wirken könnte, wenn da nicht diese fehlende kritische Distanz wäre. Statt lebendiger Charaktere gibt es eher ein paar Karikaturen und das erstaunlichste an dem Film ist daß er trotzdem nie langweilig wurde. Außerdem gab es ein paar hübsche Tanzszenen. Seltsamerweise gebe ich 6/10
Insgesamt weitgehend das Gegenteil des subtilen Meisterwerks Boyhood.