There are a few elements every Bond movie absolutely must have, and "Live and Let Die" has them. It opens, of course, with a meeting with M and the faithful Miss Moneypenny. It has Bond arriving at the Caribbean hideout by man-bearing kite. It has a spectacular chase (this one involves speedboats, but isn't as much fun as the great ski chase two Bonds ago). It has a spectacularly destroyed villain (he swallows a capsule of compressed air and explodes). It has the girls. [...] Not that it matters; the movie doesn't have a Bond villain worthy of the Goldfingers, Dr. Nos and Oddjobs of the past.
http://www.rogerebert.com/reviews/live-and-let-die-1973
Auch "Leben und sterben lassen" ist, wie alle vorangegangenen 007-Abenteuer, gefilmter Edeltourismus, eine Stuyvesant-Welt, mit Leichen, Raufereien und keusch abgeblendeten Bettszenen garniert: New York mit dem nötigen Hartem-Schauer, New Orleans mit obligater Dixieland-Beerdigung. die Karibik mit Voodoo-Exotik sind diesmal die Stationen keiner logisch fixierten Handlung.
Doch sosehr sich der Regisseur Guy Hamilton (er verfilmte schon "Goldfinger" und "Diamantenfieber") anstrengte, die Produktionskosten von rund 17 Millionen Mark in berstenden Autos und Flugzeugattrappen, in hungrigen Alligatoren und dem Glitzer feudaler Innenausstattungen vergnüglich zu verwracken -- "Leben und sterben lassen" wirkt wie ein müder Nachläufer zu den großen Pop-Parodien der bisherigen Bond-Filme.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41911375.html
Doch Ian Flemings forscher Retter des goldenen Westens hat inzwischen nicht nur Parodien – darunter auch „Casino Royale“ – und Imitationen überlebt, sondern schließlich auch sich selbst. Der Bond der siebziger Jahre, wie ihn Regisseur Guy Hamilton in „Diamantenfieber“ und „Leben und sterben lassen“ präsentiert, hat herzlich wenig mit seinem literarischen Vorbild zu tun, einem rüden kalten Krieger mit verklemmter Sexualität und brutalem Schlagetot-Habitus. In den elf Jahren zwischen „Dr. No“ und „Leben und sterben lassen“ haben die Produzenten Saltzman und Broccoli ihren Helden so nachdrücklich der gewandelten historischen Situation angepaßt, daß der 1964 gestorbene Fleming es vermutlich bedauert hätte, sein ideologisch überfrachtetes Erbe nicht zu treueren Händen hinterlassen zu haben. Die ersten Bond-Filme folgten noch ziemlich skrupulös den Romanen von Fleming. Von „Diamantenfieber“ freilich, dem siebenten Kinoabenteuer des unverwüstlichen 007, konnte Guy Hamilton bereits sagen, er habe „light comedy“ im Sinn gehabt. Und wenn jetzt Roger Moore als dritter Bond nach dem elegant gefährlichen Connery und dem bleichen Dressman George Lazenby zum Leben und Sterbenlassen antritt, tänzelt er durch einen Plot, der mit Flemings Buch aus dem Jahre 1954 kaum mehr als den Titel gemein hat. Operation gelungen, Patient tot. An der Wandlung der Serie erweist sich das wahre Ende des kalten Krieges. [...] Hamiltons Regression auf die naiven Mirakel des alten Sensationsfilms verleiht seinem Bond eine vergnügliche Comic-Strip-Ästhetik. Der Oberschurke Mr. Big zum Beispiel, der in Flemings Roman von Haien gefressen wird, zerplatzt in der Kinoversion wie ein Luftballon. Und auch die ungemein brillanten technischen Gags, hinter deren stupender Perfektion allemal die arge Notwendigkeit steht, die akrobatischen Attraktionen der vorigen Folge noch einmal zu übertreffen, scheinen geradewegs aus Comics zu stammen. Hamilton verkauft seinen Markenartikel Bond ’73 so virtuos und keimfrei wie die Henkel-Werber das letzte, das beste Persil. Der weiße Riese geht um, und wenn in der letzten Einstellung ein schwarzer Mann auf einer Lokomotive sitzt und höhnisch in die Nacht lacht, hebt sich der surreale Spuk einer entfesselten Verkaufsstrategie spielerisch wieder auf. Es ist nichts gewesen, die monströse Schau zerplatzt so spektakulär und letztlich folgenlos wie der böse Mr. Big.
http://www.zeit.de/1973/39/der-weisse-riese-geht-um
There are now eight Bond movies, and though they are the work of many different talents (Hamilton has directed two previously: "Goldfinger" and "Diamonds Are Forever") they do represent a recognizable tradition in which the whole—or the memory of the whole — seems to be greater than the sum of the parts. [...] And always there is a woman waiting to be converted by the power of sex. In "Live and Let Die" she reads the Tarot pack to tell fortunes for the enemy. James Bond's card keeps coming up "Lovers," though she thinks she is hoping for "Death." There are three chases (four, if you stretch a point), including one by car and motorboat that gets so complicated it allows for character development. One actor, Clifton James, who appears only during the chase, gets fourth billing in the cast list. The names above Mr. James's do not seem so impressive. Roger Moore is a handsome, suave, somewhat phlegmatic James Bond—with a tendency to throw away his throwaway quips as the minor embarrassments that, alas, they usually are. As Solitaire, to whom the cards speak truth only so long as she remains a virgin, Jane Seymour is beautiful enough, but too submissive even for this scale of fantasy. Yaphet Kotto (Dr. Kananha), a most agreeable actor, simply does not project evil.
http://www.nytimes.com/movie/review?res ... 946290D6CF
Komisch - von den fehlenden "ganzen typischen Bond-Merkmalen" lese ich da irgendwie nichts, erst recht nicht von einem "Kulturschock". Und das ist nur eine kleine Auswahl.