Ich habe vor ein paar Tagen THE STRAIGHT STORY geshen.
Ich kannte den Film bereits, so daß ich ihn letztes Jahr aufgenommen habe. Dann fristete er ein unbeachtetes Dasein auf der Festplatte. Und nun hatte ich mal wieder Zeit, und vor allem Muße, ihn anzusehen.
Die Story:
Alvin Straight lebt mit seiner geistig zurückgebliebenen Tochter Rose in Laurens, Iowa. Es passiert nicht viel in dem Nest, was man daran sieht, daß die Anfangsszene in einem Garten spielt. Man sieht eine Frau (Rose) ein Haus verlassen, dann schwenkt die Kamera weiter in den Nachbarsgarten. Eine typische Amerikanerin, etwas beleibt und behäbig, liegt in ihrem Garten und sonnt sich. Dann steht sie auf, geht ins Haus um etwas zu holen. Die Kamera schwenkt zurück auf das Haus aus dem Rose kam, zeigt auf ein Fenster und man hört nur das Geräusch, daß drinnen etwas umgefallen ist. Dann schwenkt die Kamera wieder in den Garten, wo die Frau aus ihrem Haus kommt, sich in ihre Liege legt und weiter sonnt. Dann sieht man ein Diner, wo ein paar Männer auf etwas oder jemanden warten. Einer von ihnen geht los. Als der dann an dem Haus ankommt, wo etwas umgefallen ist, geht er rein und sieht Alvin am Boden liegen. Er weiß nicht so recht was er machen soll. Inzwischen kommt Rose, die Tochter von Alvin, wieder nach hause. Sie ist entsetzt, und fragt den einen Mann was er mit ihrem Dad gemacht hat. Alvin, immer noch am Boden liegend, beruhigt die Szene etwas, und läßt sich von den beiden anderen auf die Beine helfen. Dann zeigt man eine Arztpraxis/Hospital, wo Alvin dann nur sagt "Danke, schicken Sie mir einfach den Doktor her." Der Doktor empfielt einen Rollator, den Alvin aber ablehnt. Also besorgt er sich einen zweiten Gehstock.
Wieder zu hause erfährt Alvin, daß sein Bruder einen Schlaganfall hatte. Mit dem Bruder hat er seit 10 Jahren kein Wort mehr gewechselt, da sie sich seinerzeit verkracht haben. Nun macht er sich aber Sorgen um seinen Bruder. Da er, bedingt durch eine Sehschwäche, keinen Führerschein hat, aber auch nicht gefahren werden möchte, hängt er einen Anhänger an seinen kleinen Aufsetzrasenmäher und tuckert los. Weit kommt er allerdings nicht, da der Rasenmäher den Geist aufgibt. Man sieht dann Alvin auf seinem Rasenmäher auf einem Pickup wieder in Laurens einfahren. Er geht zum lokalen John Deere Händler, und kauft einen John Deere Aufsetzmäher von 1967, an den er seinen Anhänger hängt. Und dann beginnt die Reise von Laurens, Iowa nach Mount Zion, Wisconsin. Ihm wird mehrmals angeboten, ihn nach Mount Zion zu fahren, aber er lehnt immer mit den Worten ab "Ich muß das auf meine Weise zu Ende bringen" ab.
Die Inszenierung:
David Lynch hat es wunderbar verstanden, nicht die ganz großen Bilder zu inszenieren, sondern immer den Fokus auf Alwin Straight zu halten, und die Situationen die er erlebt. Alvin ist über 5 Wochen mit dem Rasenmäher unterwegs, schläft immer im Anhänger oder kommt bei Leuten unter, und führt interessante Gespräche. Sehr schön inszeniert ist auch die Szene, in der er zwei Mechaniker-Brüdern, die ihm bei der Reparatur seines John Deere behilflich sind, erklärt warum er nicht den von ihnen geforderten Preis zahlen will. Er erklärt ihnen unter anderem, daß sie, so wie er sie erlebt hat, sicherlich die Hälfte der angeführten Arbeitszeit mit Streiten verbracht hätten, und er nur die Zeit bezahlt, die sie tatsächlich an seinen John Deere gearbeitet haben. Und er hat ihnen seine Situation erklärt und daß ihre Preisvorstellung für ihn zu teuer wird. Richard Farnsworth hat den Alvin sehr überzeugend dargestellt.
Das beste am Film ist für mich aber die Schlußszene. Alvin und sein Bruder Lyle (Harry Dean Stanton) sitzen bei Lyle auf der Terrasse. Lyle fragt Alvin "Bist du die ganze Strecke mit diesem Gefährt nur meinetwegen hier her gefahren?" Alvin sieht ihn einen Moment lang nachdenkend an, und sagt dann "Ja...". Daraufhin sieht man Lyles Augen feucht werden. Er heult nicht los, aber man sieht, daß sich die Brüder unausgesprochen versöhnt haben. Alvin ist, glaube ich, 73 Jahre alt, und Lyle etwas älter.
Alvin ist 390 Kilometer, von Laurens in Iowa bis Mount Zion in Wisconsin, mit dem Aufsetzrasenmäher gefahren. Bei Wind und Wetter. Und das in seinem Alter mit seinen Gebrechen.
Mein Fazit:
Es war sehr wohltuend, in Zeiten von immer rasanterer Action, die mittlerweile in Stunts per second gemessen zu werden scheint, einen krass entschleunigten Film wie THE STRAIGHT STORY zu sehen. Der Film beruht übrigens auf einer wahren Geschichte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Eine_wahr ... ight_Story